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Sinn für die Nationalität und auf der andern machte man Menschen, die unter total entgegengesezten natürlichen und gesellschaftlichen Ver­hältnissen gelebt, mit Gewalt französiren oder anglisiren. Kampf bis aufs Messer und endliches Unterliegen des schwächeren Teiles ist die natürliche Folge. So auch in Algerien  . Haben doch dort selbst die Europäer Klagen über die Militärdiktatur gefürt. Die lezte Bewegung unter den Eingebornen der Kolonie fand 1870/71 statt. Heute sind es neben anderen Streitigkeiten die Einfälle der in dem benachbarten Tu­nesten lebenden Kumirs( oder Krumirs) in das Kolonialgebiet, welche die militärische Expedition der französischen   Republik   veranlaßten. Ob es dabei sein Bewenden haben wird, und ob nicht schließlich doch wenn auch nicht momentan sämtliche nordafrikanische Volksstämme gemeinschaftlich gegen die Fremdherschaft Front machen werden, wird die Zukunft lehren. Jedenfalls ist der jezige Streit hauptsächlich aus dem allgemeinen Haß der dortigen Eingebornen gegen Frankreich  , das ihnen seine Macht am empfindlichsten fülen ließ, hervorgegangen.

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Redaktionskorrespondenz.

Warrenton( Mo.). G. B. Freundlichsten Dank. Komt baldigst zur Veröffent­lichung. Das gewünschte Heft ist sofort abgesendet worden. Lassen Sie bald mehr von Sich hören.

Hamburg  . J. A. M. Die Verse sind aus Shelley's ,, Königin Mab  ". Sie lauten richtig und vollständig: Verkauft wird alles, selbst das Licht des Himmels Ist feil; der Erde reiche Liebesgaben, Die kleinsten und verächtlichsten Geschöpfe, Die in der Tiefe dunklem Abgrund hausen, Des Lebens Notdurft, ja das Leben selbst, Das Scherflein Freiheit, welches die Geseze Uns gönnen, der Verkehr mit unsern Brüdern, Die Pflichten, welche Menschenliebe schon Bu üben uns das Herz ermahnen sollte, Sind käuflich, wie auf öffentlichem Markt, Und unverhüllte Selbstfucht zeichnet jedes Mit seinem Preis, dem Stempel ihrer Herschaft. Die Liebe selbst ist täuflich; sie, der Trost Für alles Wehe, wird zur Todesqual, Das greise Alter lebt im schaudernden Arm Selbstücht'ger Schönheit, und der Jünglingsglut Verderbte Triebe schaffen aus dem Gift Des Handels ein entsezensvolles Dasein, Indes aus freudeloser Sinnenluſt

Die Beſt erzeugt wird, die das ganze Leben Des Menschen füllt mit hydraköpfigem Leid.

Barntrup  . H. Kr. Jedenfalls können Sie in Lippe- Detmold   ebenso gut aus der Landeskirche ausscheiden, als sonstwo in Deutschland  . Bezüglich der nötigen Schritte erkundigen Sie sich am besten bei dem Gerichtsamt Ihrer Stadt. Einheitliche Bestimmungen für ganz Deutschland   existiren für dieserlei Angelegenheiten noch nicht. Dresden  . Fr. A. E. Die gelben Flecke in Ihrem Gesicht rüren möglicher weise von einem mikroskopischen Pilz her, dem Sie durch tägliche Waschungen mit Kampherspiritus erfolgreich zu Leibe steigen können.

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Wir

uns von

Berlin  . B. Tf. Sie pfeifen" also auf die ganze Civilisation, machen Sich aus Kunst und Wissenschaft nicht, soviel", scheeren Sich weder um Politik noch um Religion und gingen am liebsten unter einen recht urwüchstgen Stamm von wilden Naturmenschen", um mit diesen 10 naturgemäß und harmlos zu leben, wie die Tiere des Waldes". I du meine Güte ist das ein romantischer Standpunkt! fülen uns selbst ganz hingerissen fönten wir doch auch mit der ganzen Civilisation unser bischen Redaktionsfeder ins Meer werfen, wo es am tiefsten ist, und uns irgend einer Sippe wilder Menschenbrüder angliedern! Vielleicht würde uns da sogar der Hoch­genuß ,,, naturgemäß und harmlos" wie es ja bei vielen von den biedern ,, wilden Naturmenschen noch heute geschmackvoller Brauch ist und wie es auch die respektabelsten unter den lieben nachahmungswerten Tieren des Waldes nicht verschmähen Menschenfleisch zu nären. Daneben so zum Zeitvertreib ein wenig Todschlag und Mord, und ein Liebesleben gleichfalls ,, naturgemäß und harmlos" ,,, wie die Tiere des Waldes". entzückend! Und was so ein Leben sonst noch für Vorteile gewärt Schneider- und Schusterrechnung tauchen vor unsern Augen hinab ins Meer einer glüd­lich überwundenen Vergangenheit Rechnungen gibt's überhaupt nicht mehr Geld ist garnicht nötig, die ganze Welt ist unser, soweit die Faust reicht, wer was dagegen hat, dem wird, naturgemäß und harmlos" der Schädel eingeschlagen. Leider müssen wir Sie vorläufig allein ziehen lassen, lieber Herr O. Tf., aber wenn Sie acht Tage unter den Wilden gewesen sind und wir Sie dann immer noch lustig auf die ganze Civilisation 2c. pfeifen hören, so kommen wir Ihnen auf der Stelle nach verlassen Sie sich darauf!

Der Froschmäusekrieg.( Bild S. 401.) Als ich in glühend­patriotischer Begeisterung bei Beginn eines Krieges in einer Stadt meines Heimatlandes wegen des Durchzugs eines großen Truppenförpers einige Nächte auf dem Bahnhofe verbrachte und die Mühen und Trübsale, denen die biedern Landsleute ausgesezt waren, bevor ihnen noch schlimmeres passirte, augenscheinlich kennen lernte, da fing meine Begeisterung an in die Brüche zu gehen, und je mehr ich von dem Wesen und den Folgen der Kriege im Occident und Orient erfur, desto bedenklicher, und verantwortungsschwerer erschien mir diese Art menschliche Streitigkeiten auszutragen. Als ich aber das durch unser Bild verewigte Treffen sah, da überfiel mich wenn auch nicht die Begeisterung so doch um so mehr Heiterfeit. Heiterkeit angesichts einer Schlacht, und bei einer, die ebenso blutig wie alle andern! das ist doch kurios, wird man sagen; aber ich glaube trozdem, der sittliche Wert des Krieges wird erst dann zu Tage treten, wenn alle dabei interessirten Zuschauer darob in Heiter­feit ausbrechen dann wäre es wol aus mit ihm. Entweder die bei der Aktion direkt Beteiligten würden von der sie umgebenden Stimmung angesteckt und lachten mit und dann ist ihnen jedenfalls der Blut­durft vergangen Herlich oder sie sind trozköpfig und faren in ihrer Kultur­mission fort und dann müssen sie schließlich, auf sich selbst angewiesen, sehr bald alle werden. Mag jedoch dem sein wie ihm wolle, der hier vorgefürte Krieg ist, abgesehen von seinem Wert für den Krieg im all­gemeinen, ein ebenso ernster, wie viele anderen, er ist sogar aus einem sehr triftigen Grunde entstanden. Pausback nämlich, der König der Frösche derselbe, welcher getragen von einigen seiner Froschgetreuen, die Schilfteule schwingend, seinen gewaffneten Scharen vorandringt­hat keinen Geringeren als Prinz Krümchenmauser, den einzigen erlauchten Sprößling Brödchenspeisers, des Königs der Mäuse, durch Leichtsinn ertrinken lassen. Das mußte natürlich blutig gerochen werden an der ganzen Froschgesellschaft, voll Mut und bis an die Zähne bewaffnet, zogen die Untertanen Brödchenspeisers aus, aber wie Figura zeigt, sind die Bewoner des nassen Elements nicht faul und gehen bereitwillig auf die unliebsame Unterbrechung ihres Froschdaseins ein. Selbst das Jammern der Verwundeten und das Händeringen und Schluchzen der Froschweiblein am Boden sind nicht fähig ihre Begeisterung zu stören- der da oben rechts bläst mit der größten Ruhe seine Kriegsfanfaren und der würdevolle Unk, da vorn rechts, läßt sogar die sentimentalen Töne der Laute erklingen. Ja, man fönte sogar versucht werden, zu glauben, sie hätten sich schon jarelang zu diesem Strauß gerüstet, we­nigstens drängt neben dem kriegerischen Aussehen die Erscheinung des Kriegsreporters mit der mächtigen Kielfeder zu dem Gedanken, wie auch andererseits die Ordenskette des Hausordens derer von Pausback am Halse des behäbigen hohen Militärs darauf hinweist. Doch auch die Gegner gehören nicht zu denen, die so one alle Vorsicht einen Krieg vom Zaune brechen nicht nur in Waffen starrend, sind sie auch ge­übte Schüzen und Fechter und scheinen sogar wenn anders uns der Standartenträger da links oben nicht täuscht die sehr notwendigen Exercitien im Bataillon nicht verabsäumt zu haben. Sicher würden sie sogar den Sieg erringen, wenn nicht höhere Mächte ihre Kraft und ihren Einfluß zu Gunsten des Froschgeschlechtes in die Wagschale ge­worfen hätten.

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Wie das alles kam und wie sich schließlich alles so herlich erfüllte, wollen wir den Lesern klar machen, indem wir die sehr alte, aber noch neue Geschichte erzälen. Vorher machen wir aber noch auf die gute alte Frosch- und Mäusesitte aufmerksam, wonach die beiden, welche den Krieg verschuldet oder doch am meisten dabei interessirt sind, an der Spize ihrer Armee, aber nicht hinten nicht nur marschiren, sondern auch kämpfen. ( Schluß folgt.)

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Schweidnis. Frau Auguste T. Wenn Sie sich viel Mühe mit Ihren Topf= pflanzen geben wollen, so können wir Ihnen allerdings raten. Dieselben werden am besten gedeihen, wenn Sie dieselben in Lauberde, die entweder mit aideerde oder lehmiger Rasener de gemischt ist, pflanzen. Sie bereiten sich solche Erde am besten selbst, indem Sie jezt im Frühjar oder wenn später, im Herbst eine tüchtige Portion Laub auf nicht zu hohe Haufen sammeln oder sammeln lassen, mit 1/6 ihrer Menge Sand vermischen und mehrmals umarbeiten. Am zweckmäßigsten ist das Laub von weich­blätterigen Holzarten, vorzüglich Lindenlaub, am unvorteilhaftesten Eichenlaub. Haide erde finden Sie da, wo das gemeine Haidekraut so recht üppig gebeit, in trodnen Haiden und auf Waldschlägen, insbesondere auf mit Nadelholz bestandenem Sandboden. Die lehmige Rasenerde erhalten Sie dadurch, daß Sie Rasen von lehmigem Boden abschälen und auf Haufen sezen lassen. Bei einer sehr großen Menge von Topfgewächsen lohnt sich solche Mühe schon, andernfalls tomt man einfacher, wenn auch nicht grade sehr wol­feil zum Ziel, wenn man sich die nötige Erde vom Gärtner beschafft.

Sprechsal für jedermann.

Johann August Böhme, gebürtig aus St. Gangloff  , Kreis Roda, Herzogtum Sachsen- Altenburg, ist im Jare 1855 im Alter von 39 Jaren, unverheiratet, nach Amerika   ausgewandert und hat nichts wieder von sich hören lassen. Mehrere Jare nach seiner Auswanderung soll er mit einem Herrn Schubert, welcher mit ihm nach Amerika   ist, ein Gastlokal mit Brauerei besessen haben in Chicago  , wie genanter Schubert ausgesagt, als er vor circa sieben Jaren in seiner Heimat, Reuß ältere Linie  , zum Besuch war. Bei dieser Gelegenheit besuchte Schubert einige Verwante des vermißten Böhme in St. Gangloff   und gab an, sein Kompagnon Böhme werde demnächst auch nach Deutsch­ land   zum Besuch kommen. Seit dieser Zeit haben die Angehörigen des August Böhme von beiden nichts wieder gehört. Da man hier aus verschiedenen Gründen gewisse dunkle Vorgänge anzunemen geneigt ist, welche das Verschollensein August Böhme's für seine Verwanten in Deutschland   verschuldet haben möchten, so werden die geehrten Leser der Neuen Welt" in Amerika  , insbesondere in Chicago  , herzlich ge­beten, recht bald sich nach dem Schicksal des August Böhme erkundigen zu wollen. Etwaige Auskunft über den Verbleib wolle man an den alten Bruder des Böhme senden, dessen Adresse ist: Wilhelm Böhme, Gera  , Reuß j. L., Mittelweg am Bahnhof.

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Sahalt. Herschen oder dienen? Roman von M. Kautsky( Fortsezung). Wunderliche Heilige. Bilder aus der Kulturgeschichte des elften Jarhunderts, von Dr. Max Vogler. Die Aegyptiologie und die Entzifferung der Hieroglyphen, von Dr. Ly( Schluß). Ein Ritter vom Geist( Schluß). Die Schlacht von Majuba( Schluß). Harmlose Plaudereien und Geschichten( Fortsezung). Nomadenzelt in Algerien  ( mit Illustration). Der Froschmäusekrieg( mit Illustration). Redaktionskorrespondenz. Sprechsal für jedermann.

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Verantwortlicher Redakteur: Bruno Geiser   in Gohlis  - Leipzig  ( Mödernsche Straße 30 d). Expedition: Färberstr. 12. II. in Leipzig  . Druck und Verlag von Franz Goldhausen in Leipzig  .