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Vorwärts" Berliner Berliner Volksblatt.

Br. 102. 15. Jahrgang. 2. Beilage des Vorwärts'

Die Torgelower   Streikaffäre vor dem

Stettiner Schwurgericht.

Angeklagten ins Buchthaus zu schiden. Ich bitte deshalb, die Fragen nach dem qualifizirten Landfriedensbruch zu verneinen.

Dienstag, 3. Mai 1898.

Die bürgerlichen Geschworenen bejahen bei Meyer die Frage der Mädelsführerschaft, sprachen die Angeklagten Wichmann, Verth. Nechtsanwalt Wolff vertheidigt den Angeklagten Heiden, Borchardt, Teisewaldt, Heiden, Berger, Foth, Holz und Franz Peters der als Handelsmann mit dem ganzen Streit nichts zu thun hatte des schweren Landfriedensbruchs, die Angeklagten Bach, Eggebrecht Das drakonische Urtheil, welches bürgerliche Geschworene und und nur aus Neugierde in den Wald gegangen sei. Heiden sei nur und Friedrich Peters nur des einfachen Landfriedensbruchs schuldig Fi, che Berufsrichter über die unglüdlichen Angeklagten gefällt von Mitangeklagten bezichtigt, die sich aber alle sehr unbestimnit und billigen den Angeklagten Wichmann, Borchardt, Holz und Franz haben, ist unseren Lesern aus der Sonntags- Nummer bekannt. Wir ausgedrückt hätten, des qualifizirten Landfriedensbruchs sei Heiden Peters mildernde Umstände zu. Von den übrigen 28 Angeklagten tragen aus der Schlußverhandlung vom Sonnabend Abend das nicht überführt. werden 14 des Landfriedensbruchs schuldig gesprochen, bei 14 An­Wesentliche nach: Berth. Justizrath Ritschel plädirt für Freisprechung derjenigen, geklagten wird die Schuldfrage berneint. Der Staatsanwalt beantragt gegen Meyer 5 Jahr Zuchthaus  , Vertheidiger Dr. Heinemann geht auf die Ursachen des welche durch Rufe, vom Schlagen abzulassen, ihre Mißbilligung des Streits ein. Festgestellt ist, daß bis zum 10. Jamiar alles ruhig ganzen Verhaltens der übrigen deutlich zu erkennen gegeben haben. gegen Heiden 3 Jahr 6 Monate, gegen Bajewaldt 3 Jahre, gegen verlaufen ist. In dem Aufstellen der Streifposten liegt nichts Un Die übrigen Vertheidiger schließen sich den rechtlichen Ausführungen Berger 3 Jahre und gegen Foth 1 Jahr 3 Monate Zuchthaus  , gegen gefeßliches. Andere Gerichte haben das Postenstellen als groben der früheren Vertheidiger an. R.-A. Lewin bestreitet insbesondere Wichmann, Borcherdt, Holz und Franz Peters je 2 Jahre Ge­Unfug ausgelegt, das Reichsgericht und Oberlandesgericht haben das das für den Thatbestand des Landfriedensbruchs erforderliche Moment fängniß, gegen 14 Angeklagte die Freisprechung und gegen die Urtheil aufgehoben und gefagt, wenn der Gesetzgeber den Streit der Deffentlichkeit. Es sei eine bestimmt begrenzte Menge gewefen, übrigen Angeklagten Gefängnißstrafen von sechs Monaten bis zu als berechtigt erklärt, müssen auch die Mittel zur Durchführung als nicht eine solche, die aus der Oeffentlichkeit Zuzug erhalten konnte einem Jahre. berechtigt gelten. Von Massatsch ist festgestellt worden, daß er sich oder erhalten hat. Die Vertheidiger plädiren deshalb für Frei- Die Bertheidiger ersuchen um mildere Strafen. Der Gerichts­hof verurtheilt Meyer zu drei Jahren, Heiden und als höchst geschickter und vorsichtiger Leiter erwiesen hat. Dagegen sprechung ihrer Klienten. müßte das Vorgehen der Arbeitgeber böses Blut machen. Das Ver- Erster Staatsanwalt Blume wendet sich gegen die Aeußerung Berger zu je 2 Jahren, Pafewaldt zu 1 Jahr 9 Monaten, Foth zir halten der Arbeitgeber als eine un- des Vertheidigers Heinemann, daß die Fabrikanten eine Gesez- 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus  . Meher auch zu Ehrverlust auf unterbrochene ette von Gesezwidrigteiten dar. widrigkeit begangen haben. Es muß den Unternehmern das Recht 3 Jahre und Zulassung von Polizei- Aufsicht, die Angeklagten Wich­( Beivegung). Ja, als eine Kette von Gesezwidrigkeiten, denn die gewahrt bleiben, sich ihre Arbeiter aussuchen zu dürfen. Die Aus- mann und Borchardt zu je 1 Jahr 6 Monaten Gefängniß, Holz und Beschränkung des Koalitionsrechts ist nichts als eine fchreitungen richteten sich aber gar nicht gegen die Arbeitgeber, Franz Peters zu 1 Jahr 3 Monaten Gefängniß. Die Angeklagten Gesezwidrigkeit. Ertelt, Alpen   und Ernst Voß   werden zu 8 Monaten Gefängniß ber­Wenn der Staatsanwalt gesagt hat, sondern gegen jeden in betracht kommenden unschuldigen Arbeiter. dieser Prozeß könnte möglicherweise Veranlassung geben, die Rechtsanwalt Heinemann erwidert, bei der Firma Menzel urtheilt, 14 Angeklagte werden freigesprochen, die übrig bleibenden Auswüchse des Koalitionsrechts zu beschneiden, so meine liegt ein Rechtsbruch vor, denn sie hat den an feierlicher 14 Angeklagten zu je 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. Um 83 Uhr abends war die Verhandlung zu Ende. ich, dazu liegt gar fein Anlaß vor, im Gegentheil, Stelle vor dem Gewerbegericht in ledermünde geschlossenen der Prozeß zeigt, daß es nothwendig sein sein wird, Vergleich nicht gehalten. Ich habe mich vorhin so milde wie Verschärfungen der Strafe für diejenigen zu erlassen, welche möglich ausgedrückt. Jest will ich sagen, wenn ich mir die den Arbeiter an der Ausübung des Koalitions Entscheidungen des Reichsgerichts über den Begriff der Erlos Briefkasten der Redaktion. rechts hindern wollen. Der Staatsanwalt sagte, den pressung unterliegt es für keinem Zweifel, besonderen Rechten müssen besondere Pflichten gegenüberſtehen, ebene Berlanga ber Unterschrift eines wir bitten, bei jeder Anfrage eine Chiffre( zwei Buchstaben ober eine Bayd Koalitionsrecht ſteht auch ich mein besonderes Recht, denn das Reverses eine Erpressung liegt, in welchem es anzugeben, unter der die wird in icht ertheilt. fo. Schriftliche Antwort

verpflichtet

Metallarbeiter­jedem zu. meine, sehr die Ausschreitungen an sich zu verurtheilen sind, so ist doch der Fachverein auszutreten, widrigenfalls ihm sofort gekündigt wird und Gesichtspunkt nicht von der Hand zu weisen, daß es sich hier er zehn Mark an die Fabrikasse zahlen muß. Ich empfehle die An­nicht um eine einfache Prügelei handelte, daß die Arbeiter hier um geklagten noch ihrer Wilde, weil ja bewiesen worden ist, daß sie ihr wichtigstes Recht tämpften. Der Vertheidiger kommt hierauf außerhalb Torgelows keine Arbeit erhalten fonnten, was die Er­auf die einzelnen Angeklagten zu sprechen und bestreitet, daß sämmt- bitterung der Arbeiter steigern mußte. Dedenken Sie doch auch, lichen Angeklagten das Bewußtsein der Strafbarkeit innegewohnt habe. daß in anderen Streifen Standessolidarität verlangt wird und diejenigen Namentlich die Angeklagten, die zum Guten geredet haben und ihre mißachtet werden, welche an getroffenen Verabredungen nicht Genossen vom Schlagen abgehalten haben. Der vom Staatsanwalt theilnehmen. Natürlich äußert sich in diesen Schichten der Gesellschaft proklamirte Grundsatz Mitgefangen, mitgehagen" entspricht dem die Mißachtung nicht in der hier in Rede stehenden strafbaren Weise. Gegentheil von Gerechtigkeit. Es wird jeder einzelne Wenn Sie diese Gründe würdigen, werden Sie zu einem milden Angeklagte individuell zu behandeln und bei jedem Einzelnen genau Urtheil gelangen. zu prüfen sein. Auch ich halte mit meinem Mitvertheidiger die Nach kurzer Rechtsbelehrung seitens der Vorsitzenden zichen sich

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Bezichtigungen der Mitangeklagten für nicht ausreichend, um die die Geschworenen zur Berathung zurück.

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