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Lallemant unter anderem der Formlosigkeit des christlichen Eides zu­schreibt. Ferner das Kaspern( hebr. belügen)- ist aller Verkehr der Gefangenen unter sich und den freien Gaunern. Die Hauptmittel des Kasperns, worin das Gaunertum äußerst ingeniös ist, sind das Bisschen

Bee( hebr. Türe, Mund, Schlüsselloch) das Flüstern durch Schlüssel­loch, bei Doppel- und Schalltüren und Korridorwachen unausführbar und für den Gauner gefährlich; das Challon- Kaspern oder Verständigung durch das Fenster mittels Sprechens, Singens, Betens, Pfeifens, Hustens, Räusperns und der darin liegenden Zinken, wodurch der Gauner den Kochemer vom Wittischen in Gefängniszellen und im Freien bald unter­schieden hat; die Kutsche oder Agole, d. h. eine Schnur oder ein Faden aus Strumpfgarn, Hemd- oder Strohsackfäden gefertigt, von einem Fenster zum andern gelassen, dort behalten und mit einem andren Faden ver­knüpft, wird zur wirklichen Kutsche für Papierkügelchen, zum Kommuni­tationsmittel mit anderen Zellen oder der Außenwelt. Rassimer ist das Raspern durch schriftliche Mitteilungen, sei es, daß man dafür den Ge­fangenwärter bestimmt oder sie bei Besuchen, in Speisen, in der Wäsche, unter dem metallenen Teller, im Grund der Suppenschalen, am Trag­riemen, durch eingekrizelte Zinken am Geschirr u. s. w. zu bewerkstelligen weiß; das Hakesen, das Klopfen der Gefangenen, welches sich zur feinsten phonischen Telegraphie unter den Gaunern ausbildet. Für die neuere Zeit nennt Lallement das Vorhandensein eines bestimmten alphabetischen Systems der Klopfsprache oder des Hakesens und zwar in voller Analogie mit dem morse'schen System des Schreibtelegraphen, eine unbestreitbare Tatsache; diese akustische Sprache reiche weit über den Bereich des deutsch  - österreichischen Telegraphenvereins hinaus. Dient das Klopfen zur akustischen Verständigung in der Nähe, so kann aus der Ferne die Sache durch Pfeife, Glocke und dergleichen betrieben werden.

( Schluß folgt.)

Eine Probe des Würdebewußtseins deutschen Gelehrtentums aus dem vorigen Jahrhundert.

Gin seinerzeit hochberühmter Gelehrter, Professor an der tübinger Universität schickte seinem umfangreichen matematischen Lehrbuche nachfolgende, einen außerordent­lich farakteristischen Beitrag zur Kulturgeschichte der zweiten Hälfte des vorigen Jahr­hunderts liefernde Widmung" voraus:

Dem

Durchlauchtigsten Herzog und Herrn, HERRN CARL

Herzog zu Wirtemberg   und Teck, Graven zu Mömpelgard, Herrn zu Heydenheim und Juſtingen  , Rittern des goldnen Vließes und des Schwäbischen Kreises Generalfeldmarschall 2c.

Seinem

gnädigsten Herzog und Herrn

wiedmet

diese Schrift

mit tiefster und untertänigster Erfurcht

der Verfasser.

Durchlauchtigster Herzog, gnädigster Herzog und Herr! Euer Herzoglichen Durchlaucht höchste Gnade gegen die Wissen­schaften ist so groß und ausgebreitet, daß ich es nicht wagen sollte, Höchstderoselben Durchlauchtigsten Namen, der nur für Meisterstücke und Hauptwerke der Gelehrten vom ersten Range eine Zierde sein soll, gegen­wärtigem Lehrbuche vorzusezen, und von Höchdemselben seinen Glanz zu borgen.

Diß war auch wirklich die Ursache die mich bey der ersten Auflage dißfalls zurückhielt und schüchtern machte.

Da aber die in Zeit von 3 Jahren schon wieder betriebene zweite Ausgabe diesem Buche einige Dauer verspricht, vorzüglich aber Euer Füßen zu legen, um durch Höchst- Dero glorreichsten Namen ihm erst erkühne mich in tiefster Erfurcht, Höchstdenselben es untertänigst zu seinen wahren Wert zu verschaffen, und zugleich für die mir zugewandte höchste Gnade meine submisseste Devotion öffentlich und vor den Augen der Welt zu bezeugen.

Euer Herzogl. Durchlaucht haben, wenn ich mich dieses Ausdrucks bedienen darf, unter den grosen allgemeinen und unpartheyischen Landes­vätern des gesammten Reich3 der Wissenschaften einen vorzüglichen Rang; und dieses hohe Bild schwebt mir dergestalt vor den Augen, daß ich mir sonst allemal, nur alsdann nicht, wann ich es ansehe, Unbedacht­ſamkeit und Dreiſtigkeit wegen meinem gegenwärtigen Unternehmen vor­

werfen müßte.

Euer Herzogl. Durchlaucht wollen also allergnädigst erlauben, daß ich dieß Buch mit allem devoteſten Respekt untertänigst zu überreichen, und zugleich, weil doch die Matematik mit unter die Dienerinnen der Religion gehört, deren Verteidigung Höchstdieselbe mit dem teologischen

darf, daß Euer Herzogl. Durchlaucht sich es gnädigst gefallen lassen, wenn ich auf diese ehemalen von mir öffentlich vorgetragene Wissen­schaft auch jezo noch einige Blide zurückwerfen.

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der Wissenschaften ausbreiten, wolle Euer Herzogl. Durchlaucht kostbares Leben bis auf die spätesten Zeiten erhalten. Das ist der Wunsch, den mit dem Wunsche aller Liebhaber der wahren Gelehrsamkeit vereinigt Euer Herzoglichen Durchlaucht meines gnädigsten Herzogs und Herrn untertänigster Knecht D. Heinrich Wilhelm Clemm  .

Tübingen  ,

den 20. März 1768.

Voetische Aehrenlese.

Honoratiorenlied.

Heil dir und Preis, du Landeskraft Der Honoratioren!

Wer Geld hat, braucht in Wissenschaft Nicht sein Gehirn zu schmoren. Er ist des Staates höchste Zier, Er trägt die längsten Ohren; Und seinen Ruhm verkünden wir, Wir Honoratioren.

Durch's Leben gehn wir wie ein Bolz, Wir Honoratioren,

Zu Lust und Ehr', zu Glück und Stolz Vom Himmel auserkoren.

Und sterben wir, so ruft mit Macht An seinen Himmelstoren

"

Der heil'ge Petrus  : Plaz gemacht Für Honoratioren!"

,, Verbotner Eingang" schrieben gleich Wir Honoratioren

An ein besondres Himmelreich Für Leute wohlgeboren.

Da sind wir selig ganz allein, Vom Pöbel ungeschoren

Wie könnten wir sonst selig sein, Wir Honoratioren?!

Garibaldi  .

( Mit Jllustration.)

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XZ.

Giuseppe Garibaldi  , dessen wohlgelungenes Porträt wir auf Seite 493 unseren Lesern präsentiren, ist am 2. Juni auf der Insel Caprera  aus den Reihen der Lebenden geschieden. Wohl selten hat der Tod eines Menschen soviel Teilname hervorgerufen, als der Garibaldi's, und wenn diese Teilnahme bei irgend wem berechtigt war, so ist sie es bei diesem tatkräftigsten und uneigennüzigsten Patrioten Italiens  . Aber nicht blos Italien   hat Ursache, am Grabe Garibaldi's sich pietätvoll seines Wirkens und Strebens zu erinnern die ganze zivilisirte Welt fann ihre Anerkennung nicht versagen dem Manne, der für alle Zeiten ein leuchtendes Vorbild sein und bleiben wird für alle, die im Kampfe stehen für des Volkes Wohlfahrt und Freiheit. In erster Linie galt Garibaldi's   Wirken erklärlicherweise seinem Vaterlande Italien  , und hier war es vor allem die politische Zerrissenheit, die Kleinstaatlerei, welche an ihm den unversöhnlichsten Gegner fand; das beweist die ganze Lebensgeschichte dieses seltenen Menschen.

Giuseppe Garibaldi   wurde am 4. Juli 1807 zu Nizza   geboren; das 75. Lebensjahr hat er also nicht ganz vollendet. Der stete Anblick des Meeres rief in dem Knaben die Lust zum Seeleben wach. Schon früh trat er in die Handelsmarine, und 1833 finden wir ihn in der sar­dinischen Kriegsflotte. Der schon damals in ihm schlummernde Gedanke an eine Einigung Italiens   brachte ihn in Beziehungen zu dem Putsch­macher Mazzini  . Nach einer 1834 versuchten aber mißglückten Erhebung mußte Garibaldi   flüchten. Er begab sich von Genua   über Nizza   nach Marseille  ; von hier aus machte er verschiedene Seereisen, darunter eine als Offizier auf einer Fregatte, welche der Bei von Tunis   von Frank­ reich   gekauft hatte. Im Jahre 1836 wandte sich der Verbannte nach Südamerika  , wo die Erhebung der Provinz Rio Grande do Sul   gegen die brasilianische Herrschaft und der Kampf zwischen Uruguay   und den argentinischen Staaten ihm Gelegenheit zu Waffentaten gaben, die ihn bald zu einen gefürchteten Parteigänger machten. Hier heiratete Gari­ baldi   auch seine erste Frau Anita, eine Frau von mutigem Geist, die ihm im Felde nicht selten Adjutantendienste geleistet hat. Die Bewegung von 1848 rief Garibaldi   nach Italien   zurück. Er bot seine Dienste dem König Karl Albert von Sardinien   an, wurde aber fühl aufgenommen. Hierauf vom mailänder Verteidigungskomité mit dem Befehl über ein

Freiwilligenkorps betraut, vermochte er nur noch einige Erfolge im

Süden von Tyrol zu erringen, die aber auf die Entwicklung der Dinge ohne Einfluß blieben. Nach der Flucht des Pabstes trat Garibaldi   in die Dienste der provisorischen Regierung in Rom  . Auf seinen Antrag

Der Allmächtige, der es eben dadurch auch in seinem Reich Helle erfolgte die Proklamirung der Republik  . Er schlug am 30. April 1849 macht, wenn er hie und da Könige und Fürsten   sezt, die den Glanz

die Franzosen unter Oudinot vor den Toren Roms, am 9. und 19. Mai