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verdankt. Und wie ausgiebig ist ein Gansei, wenn eine Omelette bereitet, oder Nudeln fabrizirt werden sollen; wie jubelt das Kind, wenn ihm ein Gansei von der Patin geschenkt wird! Wie doch nur Ludwig Uhland   seine Leier zu einem Dityrambus auf das unsaubere Rüsseltier stimmen mochte, dessen Fleisch er mit Venus in den Rosen vergleicht, und nicht viel­mehr auf die reinliche Gans im Gewande der Unschuld, die Base des edlen Schwans!

Und wie sie mit ihrem Fleische den Menschen labt, erquickt und sättigt, so bereitet sie ihm mit ihrem zarten Flaum ein warmes, weiches, elastisches Lager, auf und in welchem er sanft und behaglich gebettet in den Armen des Schlafes sich wiegt, süße Träume träumt und neu gestärkt zum Leben, zur Lust und zur Tätigkeit erwacht. Selbst der starke Nacken der römischen Männer hat nach Plinius   der weichen Daune nicht mehr ent­behren können.-

Aber damit sind die Tugenden dieses nie genug gepriesenen Vogels nur zum kleinen Teil erschöpft und wenn Aristophanes  seine Vögel renommiren läßt:

Was Großes es unter den Sterblichen gibt,

Kommt alles von uns, von den Vögeln

so hat er dabei gewiß vorzugsweise an die Gans gedacht. Denn die Vorteile, die der federlose Bipede, der Mensch, ihr ver­dankt, sind nicht lediglich materieller Natur. Man hat, und mit Recht, die Kunst Gutenbergs, den Buchdruck, in Prosa und Versen viel gefeiert und eine neue Kulturära von ihm datirt. Womit aber hat man viele Jahrhunderte vor Gutenberg   dem geflügelten Wort Fesseln angelegt, dem Gedanken einen sichtbaren Leib geschaffen und die Schäze des Wissens den Epigonen über­liefert, daß sie weiter bauen konnten, wo die Vorfahren auf­gehört und der Riesenbau der Zivilisation mit jeder Generation stolzer emporwuchs? Das einzige Mittel hierzu war der Gänse­fiel, die Feder aus der Schwinge der braven Gans. Wohin, rufen wir mit einem Gelehrten aus, wohin wäre der Ruhm der Krieger, wenn nicht die Gans dem Geschichtsschreiber den begeisterten Kiel geliehen hätte? Wie könnte sich ein Gemüt erquicken an Lied und Spiel unserer großen Dichter und Sänger, hätte nicht die Gans den Zauberstab geboten, die flüchtigen Klänge und Gestalten der Phantasie der Vergessenheit zu entreißen? Wer hätte die zweifelhaften Grenzen des Rechts mit sicherer Hand zu ziehen vermocht, wenn über dem scharfen Schwert nicht die schärfere Feder gewacht hätte? Zwar blickt die Gegenwart mit vornehmer Geringschäzung auf den ehrwür digen Gänsekiel herab, denn sie schreibt mit stählerner Feder. Aber ist diese glizernde Stahlfeder etwas anderes als ein an der Gans verübtes Plagiat? So verdankt also die Wissenschaft, verdankt die Poesie der Alten ihre Unsterblichkeit der als dumm verschrienen Gans.

Wie hieß der Schändliche, der unsere Heldin zuerst in den Ruf der Dummheit gebracht und dem es die gelehrte und nicht gelehrte Welt kritiklos nachgeschnattert hat? Denn Verleumdung, schwarze Verleudung ist es, nichts anderes. Jede Beobachtung, schreibt Brehm, lehrt das Gegentheil dieser Ansicht. Alle Arten, ohne jegliche Ausnahme, gehören zu den klugen, ver­ständigen und wachsamen Vögeln. Sie mißtrauen jedem Men­schen, unterscheiden den Jäger vom Landmann oder Hirten, kennen überhaupt alle ihnen gefährlichen Leute genau, stellen Wachen aus, kurz, treffen mit Ueberzeugung verschiedene Vor­sichtsmaßregeln zu ihrer Sicherheit. Gefangen genommen, fügen sie sich bald in die veränderten Verhältnisse und werden bereits nach kurzer Zeit sehr zahm, beweisen überhaupt eine Würdigung der Umstände, welche ihrem Verstande nur zur Ehre gereicht. Weber sah eine Gans, die sich verspätet hatte, sich be­mühen, den Riegel ihres Stalles mit dem Schnabel zurück­stoßen und eine andere, die ein Stückchen Brod, das ihr zu hart war, ins Wasser legte. Daß der Gans ein Zug höherer Geistigkeit innewohne, versichert auch Masius, und die Alten bezeugen es ebenfalls. Nicht blos, daß sie Ovid   scharfsinniger nennt als den Hund; auch fühlere Gewährsmänner wie Aristo­ teles   rühmen ihre Klugheit wie auch ihren Muth und ihre

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Anhänglichkeit an den Menschen. Von der Intelligenz der Gänse zeugt auch ihr Flug, wenn sie in Schaaren ziehen. Der­selbe nimmt mit einer gewissen Regelmäßigkeit die Keilordnung Es scheint nicht dem Zufall überlassen, ob sich der eine oder der andere Schenkel dieses hinten offenen Dreiecks länger oder fürzer gestaltet oder aus einer größeren oder geringeren Anzahl Vögel zusammenstellen will; man bemerkt vielmehr, wenn der Zug, um sich etwas zu erholen, jene Ord­nung aufhebt, sie aber kurz darauf wiederherstellt, daß aufs neue die vorige Figur immer wieder erscheint und wenn ein zelne Vögel nicht ihren vorigen Plaz wieder gefunden, sie aus­treten und da einrücken, wo sie hingehören, selbst aus einer Reihe in die andere eintreten. Warum sie gleich anderen vor­sichtigen Vögeln in dieser Ordnung fliegen, ist nicht schwer zu erraten; denn nur auf diese Weise hindert keiner den andern am Umschauen nach allen Seiten; auch mag ein so geregelter -Bis zu welchem Keil das Durchschneiden, der Luft erleichtern. Grade die Gans fähig ist, sich dem Menschen zu attachiren, beweist folgende Erzählung der Yorkshire- Gazette" von 1834 ( mitgeteilt von Schönke): Ein alter Herr ist wegen des selt­samen Gefährten, der ihn fast beständig begleitet, der Gegen­stand allgemeinen Interesses. stand allgemeinen Interesses. Dieser Vogel ist ein Gänserich, der einem Pächter angehört. Der Vogel kommt jeden Morgen fünf Uhr von dessen Hof zu der Wohnung jenes alten Herrn und weckt ihn durch sein Geschrei. Dann begleitet er ihn den ganzen Tag auf seinen Gängen, wo man ihn in den volfreichsten Straßen dicht hinter demselben hergehen sieht, unbekümmert um das Geschrei der Jugend, von welcher die Spaziergänger oft begleitet werden. Sezt sich der alte Herr nieder, um auszu­ruhen, was oft geschieht, so legt sich der Gänserich zu dessen Füßen. Es gibt mehrere Pläze, wo der alte Mann vorzugs­weise zu ruhen pflegt. Nähert er sich einem solchen, so läuft sein gefiederter Gefährte voraus, kehrt sich dann um und deutet schnatternd und flügelschlagend an, daß man an dem Orte der Rast angekommen sei. Fällt jemand dem alten Herrn lästig, so gibt das Tier seinen Unwillen durch Geschrei zu erkennen und beißt auch wohl. Geht er in ein Wirtshaus, so folgt ihm der Vogel, wenn man ihn einläßt, und bleibt hinter dem alten Herrn stehen, bis dieser sein Glas Ale   getrunken hat. Wird ihm der Eingang nicht gestattet, so erwartet er vor der Tür seinen Herrn."

Etwas ähnliches wird von Aelian   über den Freund­schaftsbund des Philosophen Lakydes mit einer Gans berichtet. Aber auch ein mutiger Vogel ist die Gans. Dem Hunde, dem Buben, der ihrer Herde naht, streckt sie mit wütendem Bischen den Schlangenhals und den gähnend geöffneten Schnabel entgegen und selbst der Fuchs muß oft sein Raubgelüst im Kampfe mit dem Gänserich büßen. Auch untereinander kämpfen sie; die Schlachten, welche sie auf gemeinsamer Weide sich liefern, sind heftig genug, so daß zuweilen Tage vergehen, ehe der Trompeter des unterliegenden Haufens das Zeichen zum Rück­zuge gibt. Diese Eigenschaften, verbunden mit ihrer Wach­samkeit und ihrer eigentümlichen, mit dem geringschäzigen Namen Schnattern bezeichneten Sprache qualifiziren die Gänse als zu verlässige Wächter im Bauerngehöft wie im Kriegslager, wofür sie alte Schriftsteller wie Columella und Vegetius aus­drücklich empfehlen, und manche gehen so weit, selbst über die gepriesene Wächtertreue des Hundes die der Gans zu erheben.

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Mit unsterblichem geschichtlichen Ruhm hat das Geschlecht der Gänse sich bedeckt durch die Rettung des römischen Kapitols vor dem nächtlichen Ueberfall der Gallier, worüber die Neue Welt" im ersten Heft des laufenden Jahrgangs Bild und Artikel gebracht hat. Von dem sagenspinnenden Livius an ist durch alle Jahrhunderte diese Großtat wie ein Wunder traktirt worden, und dankbar ehrte Rom   das Andenken daran in öffentlicher Jahresfeier, bei welcher eine Gans feierlich in einer Sänfte durch die Stadt getragen wurde, wogegen die Hunde an dem­selben Tage gepeitscht wurden, weil ihre Vorfahren in jener Nacht geschwiegen haben. Auch wurde eine Schaar heiliger Gänse auf dem Kapitol auf Staatskosten unterhalten. In neuerer