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Die sämmtlichen Glühlichtlampen des Zuschauerraumes sind mit einförmig gestalteten Milchglasgloden umgeben, welche das Licht leider um etwa 40 Prozent abschwächen. Eine Dämpfung des Lichtes, welche im vorliegenden Falle offenbar eine zur starke ist, mußte gegen den Willen der Elektrotechniker auf besonderen Wunsch der Architekten ge­schehen, weil leztere befürchteten, daß man bei ungedämpften Lampen zu viele Schäden an ihrer Dekoration, namentlich an der Vergoldung entdecken würde. Ebenso sind die meisten Lampen an den Kronleuch tern im Treppenhause und im Foyer mit Milchglasglocken versehen. Dagegen spenden die in der Vorhalle an äußerst geschmackvollen zwei­armigen Trägern angebrachten und die in den Fluren vorhandenen Lampen ihr volles Licht. Die Brenndauer der Glühlämpchen soll min­destens 700 Stunden betragen. Als Notbeleuchtung dienen 80 von außen ventilirte Laternen, welche sehr geschickt verteilt sind.

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Nach dem Vertrage zwischen der Gemeinde Brünn und den Unter­nehmern erhalten leztere für die Herstellung der Betriebsanlagen im vollen Umfange und deren Unterhaltung während 20 Jahren jährlich eine Summe von 14 000 Gulden, von welcher nach dem aufgestellten Tilgungsplane 7062 Gulden auf Zinsen und Kapitalsamortisirung ent­fallen, wogegen der Rest von 6938 Gulden der Betrag für die jähr= lichen Betriebskosten ist. Nach Ablauf des 20jährigen Vertrages geht die ganze Anlage sammt allem Zubehör in das Eigentum der Stadt über. ( Polyt. Journal.)

Der Zuder als diätetisches Mittel. Dieser als Gewürz so allge­mein gebrauchte und beliebte Stoff vermag als diätetisches Mittel un­streitig auch gewisse arzneiliche Wirkungen auf den Körper auszuüben. Dies erkannten schon die älteren Aerzte, indem sie denselben bald gegen mancherlei Beschwerden empfohlen, bald gegen den Mißbrauch desselben gewarnt haben. So empfiehlt Hufeland   in seiner Makrobiotik" Leuten, die eine sizende Lebensweise führen( Gelehrten 2c.) den Genuß von Zuckerwasser. Ein großer Lobredner des Zuckers war unter anderem der Geh. Medizinalrat Vogel in Rostock  , der täglich ein Pfund Zuder verzehrte und 88 Jahre alt wurde. Solche Beispiele liegen noch mehrere vor. Es wäre aber gewiß ein Jirtum, wenn man daraus den Schluß ziehen wollte, daß der Genuß von größeren Quantitäten Zucker unter­schiedslos ein Heilmittel gegen Krankheiten oder gar ein Panacee zur Verlängerung des Lebens sei.

In mäßiger Menge wirkt der Zuder zerteilend, erweichend, die Ausdünstung vermindernd, die Verdauung fetter und mehliger Speisen befördernd. Jm Uebermaß greift er den Magen an, erregt starken Durst, erzeugt viel Schleim, Aufgedunsenheit und Ausschläge( blaßrote Fleden). Personen, die wenig oder leichtverdauliche Speisen zu sich nehmen, ist er weniger zuträglich als solchen, die viel und schwerver­dauliche Nahrung genießen, indem er hier in der Tat zur Beförderung der Verdauung beiträgt. Er ist besonders bejahrten Personen, deren Fasern erhärten, und Personen in heißen trodenen Ländern zuträglich. Weniger geeignet ist er dagegen für solche, die viel an Säure leiden.

Aeußerlich wirkt der Zucker reinigend, fäulniswidrig, reizend. Er kann daher als Nießmittel, zu Gurgelwassern, zur Reinigung von Ge­schwüren, gegen wildes Fleisch und in klystieren gebraucht werden.

Der oben erwähnte Dr. Vogel äußert sich unter anderem über die Wirkungen des Zuders: Er befördert die Verdauung, erleichtert die Stuhlauslehrung, ist nährend und stiftet sonst im Organismus viel Gutes. Gibt es ein Mittel, ein langes Leben zu begünstigen, so ist es der Zuder. Vortreffliche Nebenwirkungen des Zuders sind, daß er nach Gemütsbewegungen und Erhizung die beste und sicherste Beruhigung und Kühlung gibt, daß er der Brust wohltätig ist, daß er Blähungen und daher entstehende Beängstigung abhält" u. s. w.

Zuckerwasser, Abends genommen, ist ein bekanntes, auch von Hufe­land empfohlenes Boltsmittel gegen Verdauungsbeschwerden und daher­rührende Schlaflosigkeit: ebenso gegen Alpdrüden. Nach Erkältung, bei Schnupfen und Husten wirft oft heißes Zuderwasser, in kleinen Portionen häufig getrunken, sehr günstig. ( Fundgrube.)

Empfindlichkeit eines Tintenfisches. Nach Lacaze- Duthiers gibt es in der ganzen Welt wohl kein Tier, das empfindlicher als der kleine Tintenfisch Sepiola wäre, der an den französischen   Küsten sehr häufig

ist. Man braucht nämlich blos das Aquarium, in dem sich ein solches Tier befindet, ein bischen zu bewegen, und sofort färbt das Tier sich nacheinander weiß, schwarz, endlich ganz bunt. Gigot hat darüber eine Reihe von Untersuchungen angestellt. Die Tegumente des Tieres enthalten große Zellen, die mit langen Fortsäzen versehen sind, die Bigmente enthalten und daher als Chromatophore bezeichnet werden. Ziehen sich diese Chromatophore zusammen, so verschwindet das Pigment, das Tier erscheint weiß; erweitern sie sich, so erscheint es gefärbt. Ueber die Natur dieser Zellenumgestaltung hat man verschiedene Hypotesen aufgestellt; einige Naturforscher halten sie für eine Wirkung der Muskel­traft, andere sehen sie als Ausfluß der Nerventätigkeit an; Gigot endlich meint, daß die Chromatophoren durch Einwirkung des in ihnen ent­haltenen Protoplasmas zusammengezogen und erweitert werden. ( Académie des sciences   de Paris  . Eizung am 26. Febr. 1883.)

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Sprechsaal für jedermann.

Berichtigung. Die Nummer 13 der Neuen Welt" enthält eine Notiz mit der Aufschrift: Ein neues Werk Proudhons. Diese Notiz enthält gerade soviel Irrtümer als Worte. Die Tat­sachensind folgende: Erstens ist die hinterlassene Schrift Proudhons fein ausgearbeites Werk, sondern nur der Umriß zu einem solchen. Zweitens führt dieser Umriß nicht den Titel Le Césarisme et l'histoire, sondern Césarisme et Christianisme( Cäsarismus und Christentum) und behandelt die Zeit vom Jahr 45 vor bis zum Jahr 476 nach Christi Geburt  . Drittens wollen die Hinterbliebenen das Werk nicht jezt veröffentlichen, sondern der Herausgeber von Proudhons Korrespondenz, J. A. Langlois, hat dasselbe bereits veröffentlicht. Es ist im Januar d. J. bei C. Marpon& C. Flam­marion in Paris   in zwei je ungefähr 300 Seiten starken Bänden er­schienen. Daß damit auch die Reflexionen des Berichterstatters über die Glanzzeit" des zweiten französischen   Kaisertums und über die ,, nicht ganz klaren Beziehungen" Proudhons zu Napoleon III.   schnöde ins Wasser fallen, ist sehr zu beklagen. Denn von alledem steht natürlich in der Proudhonschen Schrift kein Wort. Was die leztere Insinuation selbst betrifft, so beweist das Wiederaufwärmen derselben, nachdem seit Proudhons Tode bald zwanzig Jahre, seit der Veröffent­lichung seiner umfangreichen Korrespondenz bald zehn Jahre verflossen sind und alles einschlägige Material längst vorliegt, eine so totale Unkenntnis des wirklichen Sachverhalts, daß ich Ihrem Berichterstatter nur Einen Rat geben kann zu schweigen, wenn von Proudhon die Rede ist. Dr. A. Milberger. Wir enthalten uns jeder Bemerkung zu dieser Meinungsäußerung bis die Gegenerklärung seitens unseres von dieser Kritik betroffenen Herrn Mitarbeiters vorliegt. Red. d. ,, N. W."

Inhalt: Vom Baume der Erkenntnis. Roman von J. Zadeck.( Schluß.)

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Rebus.

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Auflösung des Rebus in Nr. 20: Most, der nicht gährt, wird nie Wein.

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Der Freiheitskampf der Stedinger im 12. und 13. Jahr hundert. Bon Dr. Ludwig Braeutigam.- Der Bekämpfer des Autoritätsglaubens. Von Dr. Richard Ernst. Rußlands   Zarenpalast.( Mit Jllustration.) Ich bleibe ledig. Novellette von Enrico Castelnuovo. Deutsch von Konrad Telmann.  ( Schluß.) Welthandel und nationale Produktion. Von Bruno Geiser.( Schluß.) Broben deutscher Volkspoesie der Gegenwart. I. Erkannt. 11. Gebet eines Ungläubigen. Bon Peter Thomas. Der Barbier von Kairo.  ( Mit Illustration.) Junge Brut.( Mit Illustration.) Verfolgung von Betyaren in Ungarn  . Mit Jllustration.)- Ein Bild aus der Schreckenszeit. Aus allen Winkeln der Zeitliteratur: Die nordamerikanische Konkurrenz und die Ueber die Produktionsfähigkeit des Staates Texas  . deutsche Landwirtschaft. Ueber die Beleuchtung des Savoyteaters in London   und des brünner Stadtteaters. Der Zuder als diätetisches Mittel. Empfindlichkeit eines Tintenfisches. Sprechfal für jedermann. Rebus. Aerztlicher Ratgeber. Redaktionskorrespondenz. Gemeinnüziges.- Humoristisches.- Mannichfaltiges.

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Mit dieser Nummer beginnt das IV. Quartal des 8. Jahrganges der Neuen Welt". Die geehrten Post- Abonnenten werden ersucht, die Bestellungen ungesäumt aufzugeben, damit keine Unterbrechung in der Zustellung des Blattes eintritt. Die Erpedition der ,, Neuen Welt." Berantwortlicher Redakteur Bruno Geiser in Stuttgart  . Redaktion: Fangelsbachstraße 32.- Expedition: Ludwigstraße 26 in Stuttgart  . Drud und Verlag von J. H. W. Diez in Stuttgart  .