entschlossen wir uns, sie in den Gemüsebeeten auf Insekten jagen zu lassen. Das wurde an einem milden Frühlingsmorgen ins Werk ge= sezt. Der Sprühregen, welcher zeitweilig fiel, war dem Unternehmen günstig. Es war lustig mit anzusehen, wie die Enten sich das Ge­würm schmecken ließen und wie sie die Kohlstengel emsig nach Insekten absuchten. Die Anzahl von Würmern, welche sie heißhungerig ver­schlangen, war wirlich erstaunlich. Zulezt hatten sie ihre Kröpfe so gefüllt, daß sie kaum weiter watscheln konnten. Aber ihr Appetit war augenscheinlich noch nicht gestillt. Sie hätten noch weiter nach In­sekten gesucht, wenn wir der Jagd nicht Einhalt geboten hätten. Aber das mußten wir tun. Denn es zeigte sich bald, daß das Mittel fast so schlimm, wie das Uebel sei. Denn im Eifer der Jagd liefen sie über die Pflanzen, die unter dem Gewicht der Tiere zusammenbrachen oder sonst beschädigt wurden. Hätten wir die Enten länger hausen lassen, so wäre weder für uns noch für die Schnecken etwas übrig ge­blieben. So mußten wir sie troz ihrer Erfolge in der Würmer- und Insektenjagd von den Beeten entfernen. Später als die Pflanzen stärker geworden und höher standen, sodaß die Enten sie nicht mehr zertreten fonnten, pflegten wir die Enten gelegentlich auf die Schnecken loszu­lassen. Aber das Resultat war immer dasselbe. Der Erfolg der In­settenvertilgung war durch die Beschädigung der Pflanzen beeinträchtigt.

Dieses Jahr sind die Insekten zwar nicht so zahlreich, aber im­merhin haben sie sich unangenehm bemerkbar gemacht. Aber anstatt die alten Enten auf den Insektenfang zu schicken, haben wir es dies= mal mit den jungen versucht. Wir verwendeten dazu Enten, die zwei oder drei Wochen alt waren. Mit Ausnahme von zwei sehr regneri schen Nächten waren sie fortwährend im Freien gelassen worden und waren dabei wunderbar gediehen. Freilich hatten wir einige verloren, aber nicht durch die Kälte, sondern aus anderen Ursachen, die wir ein anderesmal vermeiden werden. Aufgezogen wurden die jungen Enten in der folgenden Weise: Im Garten selbst wird die Henne unter einen Korb gesezt, sodaß die jungen Enten, sobald sie kalt oder naß haben, sich bei der Henne trocknen und wärmen können. Abends wird der Korb mit einem Sack zugedeckt, um Regen und kalten Wind abzuhalten. Die Enten werden Morgens hinausgelassen und bleiben den ganzen Tag über im Freien. Sie bekommen mehrmals des Tages weich ge­fochtes Futter aus Gerstenmehl, gemischt mit Ziegenmilch, oder eine Art Suppe, in welcher eine alte Henne oder Fleisch gekocht wurde. Darin oder in Milch besteht ihr Getränk. Wenn sie Morgens aus­gelassen werden, berühren sie höchst selten ihr Futter, sondern rennen flugs in die Beete, um Insekten zu suchen. Erst wenn sie kalt oder naß haben, kehren sie zur Henne zurück, und dann erst nehmen sie von dem für sie zubereiteten Futter. Nach kurzer Ruhe eilen sie wieder zu den Beeten zurück, und es ist ein hübsches Schauspiel, sie unter den Pflanzen herumtrippeln zu sehen, wenn sie so schnell als ihre Füßchen sie tragen, einem Schmetterling nachjagen. Der Schaden, den sie den jungen Pflanzen zufügen, ist sehr unbedeutend und die Anzahl von Schnecken und Insekten, die sie gierig verschlingen, ganz unglaublich. Denn ihren scharfen Augen entgeht auch nicht der kleinste Wurm, und was sie sehen, das entkommt ihnen nicht. Der Nuzen, den wir dieses Jahr von unserer Idee ziehen, ist ein doppelter. Unser Garten bleibt von den Insekten verschont, und die Enten selbst wachsen zusehends und sind sehr fett. Sie werden gerade zur Zeit für die Tafel reif, wenn die ersten Erbsen kommen. Diesmal haben wir reichlich junge Erbsen gehabt, denn die Schnecken, welche sie sonst vor unseren Augen ver­speist haben, die haben gerade die Enten fett gemacht, die zu den jungen Erbsen gehören. ( Geflügelzüchter.")

Tier- und Pflanzenkunde.

Ueber die Beringsinsel und ihre Tierwelt hat Nordenskjöld, welcher das entlegene Eiland auf seiner großen Fahrt um den Nord­rand Asiens   besuchte, in der dänischen ,, Geografisk Tidskrift" eine Ab­handlung zu Ehren Berings veröffentlicht, in welcher er mannigfache, in geographischer und naturhistorischer Hinsicht interessante Mitteilungen macht. Zur Zeit der Forschungsreisen Berings war auf der nach ihm benannten Insel vor allem die Tierwelt reichhaltig vertreten und es gab viele Arten, welche heute dort nicht mehr vorkommen. Zu den merkwürdigsten derselben gehörte die Seefuh( Rhytina Stelleri), ein schwimmender Didhäuter". Sie war dunkelbraun von Farbe und mit Haaren bedeckt, die zu einer Art von Außenhaut zusammengewachsen waren, welche der Rinde einer alten Eiche glich. Die Länge der See­kuh betrug nach Steller, einem Begleiter Berings, welcher nach dessen

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Inhalt: Die Alten und die Neuen. Roman von M. Kautsky.

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Tode die naturwissenschaftlichen Forschungen auf dem Eiland fortsezte, gegen 10 m und das Gewicht 500 Zentner. Zu Berings Zeiten grasten diese Tiere, in großen Herden wie Hornvieh vereint, überall längs der Küste und er wie seine Begleiter töteten eine große Anzahl derselben. Man sah sie beständig die an der Küste reichlich vorkommenden See­pflanzen abweiden, wobei sie sich durch die Gegenwart von Menschen nicht stören ließen. Später bildete die Jagd auf die Seekühe einen wichtigen Nahrungszweig für die Russen, welche von Kamtschatka   nach den Aleuten hinübersegelten; sie wurden fast ausgerottet, so daß sie zu Stellers Zeiten nur noch auf der Beringsinsel vorkamen. Die ge nauesten Untersuchungen, welche die berühmten Akademiker v. Baer   und v. Brandt später angestellt haben, ergaben die auffallende Tatsache, daß die Rhytina Stelleri überhaupt niemals früher von jemand gesehen worden ist, als im Jahre 1741, und daß nachweisbar das lezte Exemplar dieser Tierart im Jahre 1768 getötet wurde. Wie die Untersuchung der Weidepläze der Seekuh durch den Botaniker der Vega", Dr. Kjell­mann, ergab, hatte das Tier seinen Aufenthaltsort an einem der algen reichsten Meere gewählt. Der Meeresboden zeigt sich hier an günstigen Stellen mit Algenwäldern bedeckt, welche eine Höhe von 20 bis 30 m erreichen und in welchen die Stämme so dicht stehen, daß das Schab­eisen bei Grundnezuntersuchungen nur schwierig unten zwischen ihnen eindringen kann. Dergestalt waren die Verhältnisse als Nordensfjöld mit dem Gelehrtenstabe der Vega" seinen Besuch auf der Insel machte. Es mußte ihm daranliegen, über die Seekuh Stellers genaue Infor mationen zu erhalten. Nordenskjöld suchte daher möglichst viele Skelet­teile des Tieres zu erwerben und über seine Geschichte Auskunft zu er halten. Beides gelang über Erwarten. Die Harmlosigkeit und Zu traulichkeit, welche zu Zeiten Stellers auf der Beringsinsel die Seekühe auszeichnete, hat sich auch bei einer Reihe von anderen Tiergeschlechtern der Insel bis jezt erhalten. Nordenskjöld gibt in dem vorliegenden Aussaz hierüber Auskunft. Es betrifft zunächst den schon zu Stellers Zeiten in ungeheurer Anzahl auf der Insel vorhandenen Seebär. Die Alaska  - Kompany, welche das Alleinrecht auf die Jagd der Seebären besizt, erlegte im Jahre 1879, als Nordenskjöld die Insel besuchte, an und treibt sie die Küste hinauf bis zu einem bestimmten Schlachtplaz 13 000. Bei Eintritt der Jagdzeit umringt eine Anzahl Jäger die Tiere Es bietet einen wunderlichen Anblick, wie die Männer, an Ort und Stelle angekommen, jedes Tier, das sie erst auf die Schnauze schlagen, dann einfach mit einem Messer erstechen. Wie der Landwirt anderswo Herden von Rindern oder Schafen zieht, so behandelt die Alaska­Kompany die zahlreichen Herden von Seebären fast wie Herden zahmer

Tiere.

Rätsel.

Ich führe dich vom Hennegau   hinüber nach Brabant  , Und wenn du willst auch weiter noch hinein ins Niederland. Ich trample, ein gehörnter Troß, hoch droben überm Meer, Und breit' mich unter meinem Fuß als Wiesenteppich her. Ich führe schier im Wolfenreich ein einsam Menschensein, Und bette mich als Haide öd in deutsche Gauen ein.

( Forts.)

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Rebus  .

S. N.

Zur Lage der Landwirtschaft. Von Wilhelm Blos  . Zweierlei Perpetuum mobile. Unterhaltungen zur Aufklärung. I. Bon Ingenieur P. Köhler. Aus der Franzosenzeit. Erzählung von Bruno Geiſer.  - Das Innere der Erde. Eine Auseinandersezung über den gegenwärtigen Stand einiger Fragen der Wissenschaft. Bon

Franz Lehmann.

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Unsere Illustrationen: Fahrender Musikant. Der Geburtstagskuchen. Anemometer auf dem Säntis in der Schweiz  .

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Tier- und

- Das deutsche Lied in Nordamerifa. Die Organisation der wissenschaftlichen Wetterbeobachtungen: Das Mitteilungen aus dem Gebiete der Landwirtschaft: Enten als Gartenpolizei. Pflanzeukunde: Ueber die Beringsinsel und ihre Tierwelt. Rätsel. Rebus. Aerztlicher Ratgeber.­Polytechnischer Briefkasten. Mannichfaltiges. Auflösungen.- Gemeinnüziqes.- Sprechsaal für jedermann.

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Redaktionsforrespondenz.

Mit diesem Heft schließt das II. Duartal des 9. Jahrganges der Neuen Welt". Die geehrten Post- Abonnenten werden ersucht, die Bestellungen auf das III. Quartal ungefäumt aufzugeben, damit feine Unterbrechung in der Zustellung des

Blattes eintritt.

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Die Expedition der Neuen Welt."