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gewürfelte Gesellschaft traf, nämlich ein Stockczche, ein Pole, Blau vermischt sich mit dem italienischen  - das Deutschtum ein Kroate und ein Ungar. Der Pole war obendrein Jude, verschwindet unter der italienischen   Tünche. Jezt sehen wir die und so entwickelte sich denn im Laufe des Gespräches ein Streit Oberstadt, deren Häuser am Bergabhange übereinander liegen, politischer und religiöser Richtung, der mit einer allgemeinen und da breitet sich vor unseren erstaunten Blicken die schöne, Prügelei geendet haben würde, wenn die Leute eben nicht den sich dem Ufer des Mecres anschmiegende Neustadt aus. Der gebildeten Ständen angehört hätten. Zuerst fing Ser Czeche an, Zug hält, wir sind in Tricst. Es ist schon elf Uhr Vormittags, über Unterdrückung durch die Deutschen   zu klagen. Die Deutschen   und in einer Stunde fährt der Dampfer ab, der uns nach in Böhmen   seien Renegaten, da solche mit Deutschland   gingen. Egypten bringen soll. Wir cilen also zum Lloyd, lösen unser Nun, sein Kopf war nicht groß, er konnte also nur sein Teil Billet, nehmen uns vorsorglich einige Liter des tricstiner Weines darüber sprechen. Im weiteren Verlaufe des Streites fühlte mit, laden unser Gepäck auf einen Karren und wenden uns sich der Ungar durch die verächtlich betonte Behauptung des nach dem Hafen. Unterwegs werden wir zum öfteren von Czechen verlezt, daß eigentlich nicht die Ungarn  , sondern die Kerlen mit echt italienischen Galgengesichtern angefallen, die uns Czechen die tonangebende und am meisten steuerpflichtige resp. ihre Dienste als Führer, Dolmetscher und, Gott   weiß, was noch, leistungsfähige Nation bildeten, und so gab ein Wort das andere. anbieten. Wir antworten mit einem kurzen Niente. Man hat Wirklich ein karakteristisches Bild der Zustände in der österreisch- uns aber doch den Deutschen   angemerkt, die finsteren Blicke, die ungarischen Monarchie. Mittlerweile famen wir in Wien   an, unter den breitkrämpigen Hüten der Vorübergehenden zu uns wo ich die Bekanntschaft cines jungen Kaufmanns, eines treff herüberblicken, verraten das. Es ist ein unruhiges Volk, das lichen Deutschböhmen, machte, der schon ein großes Stück von triestiner. Der Irredentismus hat hier mächtig Wurzel gefaßt der Welt gesehen hatte, eben aus Konstantinopel   kam und nach und läßt ab und zu einige Bomben springen, so daß den Alexandrien  , meinem vorläufigen Reiseziele, in Stellung ging. Desterreichern die Freude über ihre Eroberung oft verdorben Da ich fand, daß er ein ganz intelligenter Mensch war, mit wird. Man schließt sich von ihnen ab, so weit das irgend dem man wohl vernünftig reden konnte, so duldete ich nicht nur möglich ist kurz, es geht den Desterreichern in Triest   wie seine Gesellschaft, sondern freute mich sogar darüber. Wir es den Deutschen   in Mezz geht. Wie lezteres alles Französische durchstreiften gemeinschaftlich Wien   und dampften dann nach beibehalten hat, so ersteres alles Italienische. Die Namen der Triest  . Von Wien   ab ging's bergan. Nun bekam die Gegend Straßen und Gebäude sind italienisch, die Schilder haben Romantik. Wir fuhren über Abgründe, an Bergkegeln herum, italienische Aufschriften, das Volk spricht italienisch und die passirten den tausend Meter hohen Semmering  , von welchem österreichischen Beamten müssen notgedrungen, um sich ver­Wien sein köstliches Trinkwasser empfängt, an dem wir uns hier ständigen zu können, auch Italienisch lernen. Wir lösen unser an der Quelle labten, und freuten uns an den kräftigen Ge- Billet bei dem österreich  - ungarischen Lloyd, also einer deutschen stalten der Gebirgsbewohner, wie uns solche in Jägern, die von Gesellschaft, aber man sprach mit uns italienisch und gab uns der Jagd kamen, in drallen Dirnen, die uns Edelweiß in die einen italienischen   Passageschein für den Dampfer Achille, den Waggons reichten, entgegentraten. Bis Bierbach hatten wir wir bei diesen Betrachtungen eben erreicht haben. Es ist fast das Vergnügen, mit einer fürstlichen Persönlichkeit in einem zwölf Uhr, die Landungsbrücke noch vorhanden. Wir steigen auf, Zuge zusammen zu sein. Es war der Erzherzog Karl Ludwig  , nachdem wir mit dem schuftigen Italiener, der unser Gepäck der Bruder des Kaisers, nebst Gemahlin und kleinem Gefolge, besorgt hat und uns bei der Bezahlung prellen will, einen der gerade von den Krönungsfestlichkeiten in Moskau   zurück- Streit gehabt haben, und werden durch einen breitschultrigen, kehrte. Es war also Gelegenheit da, in Bierbach am geschmückten bärtigen Matrosen in Empfang genommen, dem wir unsere Bahnhof vorzufahren, beflaggte Häuser zu sehen und den Empfang Billets einhändigen und der uns nach dem Cameriere weist. des Fürsten   bequem beobachten zu können. Jezt gings durch Endlich haben wir lezteren gefunden. Der Mann spricht natür­die Krainer Alpen hindurch nach Laibach, das durch den Kon- lich nur Italienisch, nennt sich Cameriere Giovanni, was unge­greß von 1821 bekannt, durch seinen Deutschenhaß jezt berüch fähr dem deutschen Kammerdiener Johann entspricht, nimmt tigt und durch seine Käsefabrikation berühmt ist. Hier war das Gepäck ab und zeigt uns unsere Betten. Nach stattgehabter noch überall geflaggt, da der österreichische Kaiser vor einigen Instruktion kehren wir auf Deck zurück, um vom Lande Abschied Tagen die Stadt besucht hatte. Bald hinter Laibach wurde die zu nehmen. Es ist schon zwölf Uhr durch und eben sind die Gegend einförmig öde, überall ist nichts als Staff sichtbar. Erst lezten Passagiere, ein langer dünner und ein kurzer dünner furz vor Triest   belebt sich das Bild, in dessen Hintergrunde Mensch, an Bord gekommen. Der erstere ist seinem Aussehen ein blauer Streifen: das Meer erscheint. Die Kalkgebirge treten nach ein Deutscher, der andere ein Engländer. Jezt wird die an die Küste heran. Wir fahren an hohen Felsenwänden ent- Landungsbrücke fortgeschafft, der Anker Hochgewunden; die Ma­ lang   und genießen einen Ausblick über das Meer. Wie wunder- schine beginnt zu arbeiten. Langsam sezt sich das Schiff in

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Bewegung und entführt uns den Blicken der am Ufer stehenden Menge, die zum Abschied mit Tüchern nachwinkt. Wir fahren aus dem Hafen hinaus und lassen zu unserer Rechten das durch die Beschießung Alexandriens berüchtigte Kriegsschiff Inflexible. Jezt liegt der Koloß friedfertig vor Anker. Rotröcke lehnen

über die Brüstung, Blaujacken ſizen im Tauwerk; sie winken uns glückliche Reise zu. Die Maschine arbeitet heftiger, der Schaum sprizt hoch zu uns empor und erfrischt uns nach der ausgestandenen Hize. Eine leichte, angenehme Brise läßt sich ebenfalls bemerken. Noch ein Blick zurück nach dem schönen

Triest   und der über der Stadt belegenen Optschina, von wo man eine wunderbare Fernsicht über das Meer genießt. Zur

dicht neben uns, zur linken Seite, das Karstgebirge, so nahe, daß wir es mit ausgestrecktem Arm berühren können, auf der anderen Seite, aus der Tiefe hervorblickend, der breite Spiegel des Golfs von Triest  , belebt von vielen Barken und Schiffen und eingerahmt von südlich grünenden Hügelfetten, mit ihren üppigen Weinbergen, Gebüschen und blühenden Garten­anlagen bis an den Rand des Gebirges. So fahren wir denn zwischen Wüste und Meer, zwischen Wildnis und Fruchtbarkeit bahin. Die Weinberge treten näher heran, mit ihnen das Meer. Da, am jäh abfallenden Strande unter uns, taucht ein weißer Bau auf, der sich in den klaren Fluten spiegelt. Es ist das bon herrlichen Anlagen umgebene kaiserliche Luftschloß Miramare  , gesehen, das hohe Schloß am Meer, golden und ruhig wehen schönen Punkte Abschied. Nun traten die Küsten mehr und die Wolken drüber her." Vielleicht hat Uhland, als er diese mehr zurück und bald werden wir aus dem Golf hinaus und Worte dichtete, Miramare   vor Augen gehabt. Mit der süd- im adriatischen Meere sein. Jezt machte sich aber auch die lichen Vegetation ist auch die Bevölkerung eine andere geworden. Hize bemerkbar. Die Sonne steht im Zenit, ihre Strahlen Die Arbeiter, die unseren Blicken ab und zu erschienen sind, fallen senkrecht auf uns. Die Sonnensegel werden aufgespannt ebenso die Bahnbeamten tragen den italienischen   Typus. Die und wir nehmen unter ihnen Plaz. Jezt ist die Gelegenheit in den Waggons angebrachten Verhaltungsparagraphen sind in italienischer und deutscher Sprache gedruckt. Das österreichische sind nur wenige auf dem Schiff, unter ihnen besagter kurzer,

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wir wir nehmen auch von diesem

da, die übrige Schiffsgesellschaft zu studiren. Kajütenpassagiere