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eidechse, das Krokodil( der Liwjathan der Bibel). Es ist nächst der Schlange das gefährlichste und riesenmäßigste aller Reptile. Die vielfnotigen Schilder, mit denen der Körper bedeckt ist, verdichten sich zu einem fast undurchdringlichen Harnisch. Der weitgespaltene Nachen starrt von Spizen, und der lange, seitlich zusammengedrückte Schwanz ist Ruder und Waffe zugleich. Ein Schlag desselben reicht hin, um selbst einem größeren Säuge tier alle vier Füße zugleich zu zerschmettern. Sind dem Krokodil gleich die Windungen der Schlange versagt, so schwimmt es doch pfeilgeschwind durch die Strömung; sogar auf dem Lande ist es äußerst behend und die alte Behauptung, es könne sich nicht im Zickzack bewegen, ist bloße Fabel. Es vermag sich im Kreise um sich selber zu drehen und läuft über Moräste und Sümpfe mit unbegreiflicher Schnelle. Nur auf trockenem, stei­nigen Boden erlahmt es. Geruch und Gehör sind scharf, das Auge ist flein, aber von stechendem Glanze, und eine senkrechte Pupille verstärkt den tückisch grinsenden Ausdruck seines Blicks. Die Alten fannten nur das Nilkrokodil, das ihnen als ägyp tisches Karaftertier galt, wie es denn auch von den alten Aegyp tern göttlich verehrt wurde. Daher erscheint nach Masius auf augusteïschen Münzen ein an einen Palmistrunk gefesseltes Kro­

früheren Zeiten- traf man es besonders häufig im Nil, woher sein Name Nilpferd. Gegenwärtig ist es nur noch in den größeren Strömen und Seen des innern Afrifa zu Hause. An günstigen Stellen des Flusses, da wo viele Wasserpflanzen wachsen, oder in der Nähe von Feldern und Wäldern entdeckt man die Flußriesen sehr bald. In Zwischenräumen von zwei bis drei Minuten bemerkt man irgendwo einen dampfartigen Wasserstrahl von etwa trei Fuß über der Wasserfläche und ver­nimmt zugleich ein eigentümliches Schnauben und Brausen; dort ist soeben ein Flußpferd aufgetaucht, um Luft zu schöpfen. Steht man nahe genug, so fann man auch den Kopf sehen, eine formlose, bräunlichrote Masse, auf der man zwei Spizen, die Ohren und vier Hügel, die Augen und die Nasenlöcher, wahrnimmt. Man darf es wagen, mit einem größeren Schiff zu solchen Köpfen hinzufahren, denn ungereizt tut das Tier nichts, als daß es das Schiff und die darauf befindlichen Menschen mit dummer Verwunderung anglozt. Gereizt aber verfällt es in grenzenlose Wut. Mit dumpfem Brüllen schlägt es die Hauer in die Planken, ein einziger Biß reicht aus, ein klei­neres Fahrzeug zu zertrümmern, und nur dem schnellsten und gewandtesten Schwimmer mag es gelingen, sich vor dem Un­getüm zu retten. Oft bekommt man 4 bis 6 Stüde   in Gefodil als Simmbild des eroberten Landes. In der Tat drang meinschaft zu Gesicht, denn wie die meisten Dickhäuter ist es ein geselliges Tier. Bei Tag verläßt die Gesellschaft nur an ganz menschenleeren Orten das Wasser, um in der Nähe des Ufers sich einem träumerischen Halbschlummer hinzugeben. Mehrere Vögel treiben ungescheut ihr Wesen neben und auf dem Ruhenden. Der Regenvogel rennt ohne Unterlaß um die Riesen herum und pickt und hackt Kerbtiere und Egel von deren Fellen weg. Der kleine Kuhreiher spaziert ernsten Schritts auf dem Rücken hin und her, um diesen von Ungeziefer zu säubern. Die Araber behaupten, daß es der Regenvogel übernimmt, bei Gefahr das Flußpferd zu warnen, und wirklich achtet dieses auf das Geschrei seines kleinen aufmerksamen Freundes und geht in das Wasser, wenn sich der Vogel besonders aufgeregt zeigt.

Oft schlafen die Flußpferde wie die Büffel im Wasser, indem sie sich eine Lage geben, bei welcher die Nasenlöcher über dem Wasserspiegel erhoben sind, so daß die Atmung unge­

stört von Statten gehen kann. In pflanzenreichen Gewässern verläßt das Tier auch zur Nachtzeit das Strombett nicht oder selten. Es frißt dort von den im Strom wachsenden Pflanzen, und daß es eine gehörige Portion vertragen fann, läßt sich denken, wenn man weiß, daß sein Darmgewinde einen Kanal von 109 Fuß bildet. In Gegenden dagegen, wo steile User die Flüsse begrenzen, muß es ans Land gehen, um zu weiden. Etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang entsteigt es, mit größter Vorsicht lauernd und spähend, dem Strome, und klettert an den steilen Uferpfaden empor. In der Nähe bewohnter Ortschaften richten sich die Pfade nach den Fruchtfeldern. Hier fällt e3 verheerend ein und vernichtet in einer einzigen Nacht

oft ein ganzes Feld. Auch Menschen und Tieren wird es da gefährlich, denn mit blinder Wut stürzt cs bei seinen Weid­gängen auf alle sich bewegenden Gestalten und vernichtet sie. Ein Reisender erzählte, daß ein Flußpferd vier Zugochsen zer­malmte, welche ruhig an einem Schöpfrade standen. Der arme Mensch des innern Afrika  , der das Feuergewehr nicht kennt,

im Altertum das Krokodil bis zu den Nilmündungen herab, während es jezt sich nur noch im oberen Strome wie auch in anderen afrikanischen Flüssen befindet. Gewöhnlich entsteigt das Tier gegen Mittag dem Strome, um sich zu sonnen und zu schlafen; lezteres fann im Wasser nicht geschehen, weil es un gefähr alle 10 Minuten Luft schöpfen muß. Bis gegen Sonnen untergang verweilt es auf dem Lande, unter Umständen in zahlreicher Gesellschaft von Seinesgleichen. Mit Eintritt der Dämmerung beginnt die Zeit der Jagd, welche während der ganzen Nacht fortgesezt wird nnd vorzugsweise den Fischen im Strome gilt. Nächst ihnen fängt es alle unvorsichtig zur Tränke an den Fluß kommenden kleineren und größeren Säugetiere, auch Sumpf- und Wasservögel. Es stürzt mit grauenvoller Schnelle aus dem Wasser hervor und zieht Esel, Pferde, Rinder und Kamele in die Tiefe des Stromes hinab. Gefährlicher als durch den Schaden, den es an den Herden anrichtet, wird das Reptil durch seinen Menschenraub. Im ganzen Sudan  , ver sichert Brehm, gibt es nicht ein einziges Dorf, aus dem die Krokodile nicht schon Menschen geraubt hätten. Die meisten Menschenopfer werden der Panzereidechse, wenn die Eingeborenen im Fluß waten, um Wasser zu schöpfen, und bei dem plöz lichen und raschen Angriff ist ein Entrinnen kaum möglich. Doch befand sich in Livingstons Gefolge ein Neger, der, be­reits unter Wasser gezogen, dem Reptil mit seinem Wurfspieß einen solchen Stoß versezte, daß es tief verwundet ihn losließ. Es verbirgt seine Eier im Sande des Users und läßt sie uns bebrütet im Strahle der Sonne reifen. Ihnen trachtet jedoch die Warn- Eidechse und der Ichneumon nach, welche eine Menge der gefährlichen Brut vertilgen. Auch spüren viele Afrikaner nach denselben und verzehren sie als Delikatesse. Der Krieg gegen das Krokodil wird in verschiedenartigſter Weise geführt. Von der kühnsten Art ist das Verfahren einiger Negerſtämme, die, mit nichts als einem Dolch bewaffnet, unter dasselbe hinab­tauchen, und ihm den Bauch durchbohren. Jede Jagdart bleibt bei der unglaublichen Lebenszähigkeit und Kraft des Tiers ge fahrbringend. Wie groß diese ist, bezeugt Fürst Pickler. Einem von ihm erlegten Krokodil hatte man bereits den größten Teil der Haut abgestreift und die Eingeweide ausgenommen, und eben beschäftigte man sich damit, die Knochen an den Beinen zu lösen, als es noch einen lezten galvanischen Schweifschlag gab, der den dichten Kreis der Umstehenden wie Spreu aus einanderfegte und einen zu Boden warf. Die Afrikaner preisen das Fleisch des Krokodils als leckeres Gericht, unbeirrt durch dessen starken Moschusgeruch; die vier Moschusdrüsen aber dienen

iſt dem Tier gegenüber so gut wie machtlos. Während der

Zeit der Fruchtreife sieht man in den bevölkerten Stromgegenden an beiden Ufern eine Menge von Feuern leuchten, die, es von den Feldern abhalten sollen, oder man unterhält mit Trommeln

einen beſtändigen Lärm. Die Neger graben auch Fallgräben oder treten ihm Nachts in Masse entgegen, um es zu erlegen. Am gefährlichsten ist das Flußpferd, wenn es ein Junges zu

schirmen hat; auch bei Tag greist es alsdann Schiffe und

Menschen an. Livingstones Kahn wurde von einem weiblichen Flußpferd, deſſen Junges man Tags vorher mit dem Greet getötet hatte, halb aus dem Wasser gehoben und einer seiner

Leute herabgeschleudert.

daß dieses furchtbare und stumpfsinnige Reptil sich einer ge Ein dem glußpferd ebenbittiges Seitenstück ist die Panzer- Rei­wissen Zähmung fähig zeigt. Schon die alten Aegypter scheinen