wie es schien. Händeringend kam hier ein altes Mütterchen aus dem Hause, und nachdem sie nach dem Berge gesehen, lief sie in eine andere Hütte wieder hinein.

Je weiter Elsa kam, um so deutlicher zeigte sich ihr die allgemeine Bestürzung und Verwirrung. Schreiend riefen die Leute einander Befehle zu, erteilten Aufträge und Warnungen, die nicht gehört wurden, dazu die heulenden Kinder und blökenden Heerden, die, ebenfalls erschreckt, sich nicht zusammen halten ließen und dem See entgegenjagten.

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noch einmal zurück, ein Stück Bettzeug zu holen oder ein altes Möbel, das sie nur mühsam zu schleppen vermochten, und das sie nun nebst dem Kinde sich aufzuladen versuchten.

Laßt das Zeug zurück," rief ihnen Elsa zu, flüchtet mit den Kindern, bringt sie zuerst in Sicherheit, sie taugen hier nichts."

Sie selbst lief immer vorwärts, und als sie jezt hinter einer Gruppe von Häuschen und Gebüschen hervortrat, hatte sie den freien Ausblick in das Tal und vermochte das Absturzgebiet ( Fortfezung folgt.)

Mütter sezten ihre Kleinen auf den Boden und stürzten vollständig zu übersehen.

Aus dem Leben fremder Völker.

Etnographische Sfizze von Ewald Paul.

Wir leben in einer Zeit, die es sich angelegen sein läßt, das Nahe mit dem Entfernten zu verbinden und das Unbe­fannte bekannt zu machen. Was uns früher fern lag, ist uns heute nahe gerückt, was man nicht kennt, sucht man mit größter Ausdauer zu erforschen. Schon ist es dahin gekommen, daß eine Reise um die Welt, die früher als ein bewundernswertes, großartiges Unternehmen galt, heute als Vergnügungstour be trachtet wird und von jedem, der den Drang dazu fühlt und die nötigen Mittel besizt, unternommen werden kann. Afrika  , Asien   und Amerika   erreicht man in wenigen Tagen und auch die ferner liegenden Punkte unserer Erde werden uns durch die großartigen Fortschritte, die der Menschengeist Tag für Tag, ja Stunde für Stunde aller Orten macht, immer näher gerückt. Eine große Schaar wackerer Männer hat sich die Aufgabe ge­stellt, die uns noch fremden Länder zu erforschen und schickt von allen Seiten ihre einzelnen Glieder hinein in die unbe­fannten Gegenden, unter unbekannte Völker. Jeder derselben sucht das Seinige zu dem Aufbau eines großen Gebäudes der Länder- und Völkerkunde beizutragen, und so mag es denn eines Tages kommen, daß wir mit Bewunderung vor dem vollendeten Riesenbau stehen. Auch die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Kunde, die uns über fremde Völker zusammengetragen ist sie bietet nichts Vollständiges, aber sie bricht einige be­sonders der Beachtung werte Steine aus dem bis jezt zusammen­gefügten Bau heraus oder mit anderen Worten: sie sammelt einige der interessantesten Tatsachen aus dem Leben fremder Völker und stellt sie dem Leser vor, so sein Interesse fesselnd und ihn zur weiteren Beobachtung des Aufbaues, zur Nach forschung auf diesem Gebiete anregend. Ich will also etwas aus dem Völkerleben erzählen und greife des Reizes halber in die entferntesten Gegenden, Gutes und Böses auf meiner Suche aufstöbernd, vor allem aber mit dem Geistesleben beginnend. Die Fähigkeiten der Neger und Indianer auf diesem Gebiete sind bekannt, freilich auch ihre Schwächen. Von den Arawaks in Südamerika   erzählt Hillhouse: Wo ein Europäer überhaupt teine Spur entdecken kann, da vermag ein Indianer die Fuß tritte einer beliebigen Zahl von Negern nachzuweisen und genau den Tag anzugeben, an dem sie vorüber gingen. Die auf den Philippinen lebenden Tagalen vermögen durch Beriechen der Taschentücher zu erkennen, wem dieselben angehören. Verliebte tauschen daher beim Abschied Wäschestücke aus, um daran während der Dauer der Trennung den Geruch des geliebten Wesens einzuschlürfen. Gering ist dagegen das Urteilsvermögen der Naturmenschen. Bates schreibt z. B. über den brasilianischen Indianer:" Ich glaube, er denkt an nichts anderes als an Dinge, die unmittelbar seine täglichen Bedürfnisse betreffen." Ausnahmen trifft man freilich auch, aber diese sind unbedeutend und kommen fast nur bei den sogenannten zivilisirten Wilden vor. Was aber diese Zivilisation zumeist bedeutet, geht zur genüge aus dem folgenden Gespräch hervor, das der Engländer J. Smith mit dem zivilisirten" Negerkönig Peppel führte. Smith erzählte: Ich nahm jede Gelegenheit wahr, mit ihm über Gott   und Religion zu sprechen. Eines Tages sagte ich

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den Himmel).

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auch zum Häuptling: Was habt Ihr getan, König Peppel? -, Dasselbe wie Ihr; ich danke Gott  . Für was?, Für alles Gute, das Gott mir sendet.' Habt Ihr Gott schon gesehen?, Schi! Nein! Ein Mensch, der Gott sieht, muß sogleich sterben.' Werdet Ihr Gott   sehen, wenn Ihr sterbt, König Peppel?, Das weiß ich nicht. Wie kann ich das wissen? Denke gar nicht daran und will auch über diesen Gegen­stand gar nichts mehr hören.' Weshalb denn nicht?, Das geht Euch nichts an, und Ihr habt auch nicht darnach zu fragen, denn Ihr seid hierher gekommen, um Handel zu treiben.' Peppel wird jezt immer aufgeregter, denn Smith hat vom Tode ge­sprochen und das ist seine schwache Seite. Endlich geberdete er sich heftig, sein Antliz zeugte von wildem Grimm, und er fuhr dann mit den Worten heraus:, Wenn ich Gott   hier hätte, so würde ich ihn auf der Stelle totschlagen.' Ihr möchtet Gott   totschlagen, König Peppel? Ihr schwazt wie ein Verrückter, Ihr könnt Gott   nicht totschlagen. Aber angenommen, Ihr fönntet ihn umbringen, dann würde ja alles gleich aufhören, denn er ist ja der Geist, welcher das Weltall   zusammenhält. Er kann aber Euch töten. Ich weiß, daß ich ihn nicht totschlagen kann, aber wenn ich ihn totschlagen könnte, so würde ich das tun. Wo lebt Gott  ?, Dort oben( er zeigt auf Aber weshalb möchtet Ihr ihn denn totschlagen? , Weil er die Menschen sterben läßt.'- Aber, mein guter Freund, Ihr möchtet doch nicht ewig leben?, Ja, ich möchte immer leben. Aber nach und nach werdet Ihr alt und schwach, wie jener Mann dort.( In der Nähe stand ein blinder, abgemagerter Mensch.) Ihr werdet lahm und taub werden wie dieser, und blind obendrein, und habt kein Vergnügen mehr auf der Welt. Wäre es nicht besser, Ihr stürbet vorher und machtet Eurem Sohn Plaz, wie Euer Vater Euch Plaz gemacht hat? , Nein, das will ich nicht, ich will bleiben, wie ich bin!" Aber bedenkt doch; wenn Ihr nun nach dem Tode an einen Ort kämet, wo es schön und herrlich ist und- König Peppel fiel mir ins Wort:, Davon weiß ich nichts, das kenne ich nicht; ich weiß, daß ich jezt lebe, ich habe sehr viele Frauen, viele Nigger( Sklaven) und Kähne; ich bin König und viele Schiffe fommen in mein Land. Weiter weiß ich nichts; aber am Leben bleiben will ich."" So, das war König Peppels Antwort und weiter wollte er nichts mehr hören. Die meisten Natur­menschen vermögen gar nicht einmal eine so lange, noch dazu Denkanstrengung fordernde Unterhaltung zu führen. Sie werden, wenn man sie auszufragen sucht, bald ungeduldig, klagen über Kopfschmerzen und zeigen völlige Unfähigkeit, gründlich nach­zudenken. Interessant ist es auch, was uns der englische An­tropologe Galton   über die Damara- Neger mitteilt. Sie sind in großer Verlegenheit, sobald sie( beim Zählen) über fünf fommen, weil ihnen keine andere Hand übrig bleibt, um die Finger zu erfassen und festzuhalten, die zum Zählen der Einer nötig sind. Trozdem verlieren sie selten einen ihrer Ochsen; es ist aber nicht die Verminderung der Zahl ihrer Heerde, wodurch sie den Verlust eines Stückes entdecken, sondern die Abwesenheit eines ihnen bekannten Gesichts. Wenn man mit

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