bettele, und hätte dech dazu beigetragen, daß sie nicht mehr Arbeiten machen ließen, als sie eben notwendig müßten."
Das heißt also mit andern Worten, lieber die Schiffe verfaulen lassen, als einer Arbeitergenossenschaft Berdienst zu geben. Die Memeler Schiffszimmerergenossenschaft hat die Schule des Geschäftslebens seit nunmehr 9 Jahren durchgemacht und ist an Erfahrungen reich geworden. Die Gefahr, ihr bischen Hab
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und Gut zu verlieren einerseits, und auf der anderen Seite die Aussicht, den Reinertrag ihrer Arbeit selbst zu genießen, sind die Triebfedern gewesen, daß die Arbeiter die größten Anstrengungen gemacht haben, das Geschäft zu heben. Dieses ist aber auch nur der einzige Ansporn, die Arbeit auf genossenschaftlichem Gebiet in der heutigen Zeit zu fördern.
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Die asiatische Cholera und ihre europäischen Verwandten.
II.
Von Bruno Geiser.
Dessen Lebens
[ Dr. Kochs Entdedung: Der Cholerabacillus. Dessen Lebensund Vermehrungsbedingungen.- Seine geringe Lebenskraft troz seiner Seine geringe Lebenskraft troz seiner furchtbaren Gefährlichkeit. Die Mittel, ihn zu vernichten: Eintrodnen, ansäuren. Die nächsten Verwandten der asiatischen Cholera: Die einheimische Cholera und die Kindercholera. Ursache, Auftreten, Behandlung beider.- Schluß: Unsere Aufgabe und Absicht.]
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Als Grundursache eines so gefährlichen Brechdurchfalls, wie es die asiatische Cholera ist, hatte man seit langem einen pilz artigen Drganismus betrachtet, ohne den eigentlichen Uebeltäter aus der großen Zahl der in den Eingeweiden und Entleerungen von Choleratoten, bez. Kranken, wimmelnden Mikroorganismen herausfinden zu können. Jezt endlich, auf Forschungsreisen in Aegypten und Indien , ist es dem durch die Entdeckung des Tuberkelbacillus rasch berühmt gewordenen Mitgliede des deutschen Reichsgesundheitsamts, Geh. Regierungsrat Dr. Robert Koch , gelungen, auch den Cholerabacillus auf frischer Tat zu attrapiren. Wegen der Form dieses mikroskopischen Untiers nannte Koch es den Kommabacillus. Die hauptsächlichsten Lebensbedingungen des Kommabacillus sind in faulenden organischen Stoffen bestehende Unreinigkeit und Feuchtigkeit.
Wo ein mit organischen Stoffen verunreinigter Boden durch Sinken des Grundwassers der atmosphärischen Luft zugänglich wird, und die zu seiner Existenz nötige Feuchtigkeit herrscht, da findet der Cholerapilz die günstigsten Bedingungen zur Entwicklung und Vermehrung.
Aber auch im Wasser kann nach Koch's Beobachtung der Cholerapilz existiren und mit dem Wasser in entwicklungsfähigem Zustande in den Menschen hineingelangen.
Auch auf die schr verschiedengradige individuelle Empfänglichkeit für das Choleragist den Kommabacillus wird durch Koch's Untersuchungen Licht geworfen.
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Wir haben im vorhergehenden Abschnitt ausgeführt, daß vorzugsweise schwächliche, durch Krankheiten, Anstrengungen, Erzesse oder Diätfehler angegriffene und schlecht genährte Per sonen der Cholera zum Opfer fallen. Dementsprechend hat Koch nachgewiesen, daß der Kommabacillus nur in alfalisch reagirenden Nährsubstanzen regelrecht wächst, durch ein weniges an freier Säure aber in seiner Entwicklung auffallend zurückgehalten, selbst getötet wird. Nun ist im gesunden Magen stets freie Säure vorhanden, in dem unter Verdauungsstörungen leidenden Magen dagegen kann sie leicht fehlen. Den gesunden Magen also werden die etwa eingeführten Cholerabacillen nicht wohl passiren können, ohne getötet oder in ihrer Entwicklungsfähigkeit geschwächt zu werden; den kranken Magen aber, oder den Magen, durch den sie so rasch in den Darmkanal hinein befördert werden, daß die freie Magensäure nicht genügend auf sie wirken konnte,
werden sie mit voller Lebenskraft verlassen, um sich im Darm an zusiedeln und in dessen alkalisch reagirenden Inhalt ins Unzählige zu entwickeln.
Da nun Verdauungsstörungen sehr häufig durch Durchfälle sich bemerklich machen, so ist, wie Dr. med. Fr. Dornblüth sehr richtig ausführt*),„ ein Durchfall zur Cholerazeit ein Warnungs
*) In der Abhandlung„ Die Cholera", Gegenwart, Juli 1884; der ich bei meiner kurzen Darlegung der Kochschen Forschungsresultate zumteil folge.
( Schluß.)
raf, daß man schleunigst die Ordnung wiederherstelle: denn sie zeigt an, daß der Darm in geschwächtem Zustande und daher ohne Schuz gegen den andringenden Feind ist. Nun darf man aber die Sache nicht so verstehen, daß etwa jeder Durchfall zur Zeit einer Choleraepidemie so rasch als möglich gestopft werden müsse, wozu ja sogenannte Choleratropfen und andre opiumhaltige Mittel dann von allen Seiten empfohlen und förmlich aufgedrängt zu werden pflegen. Es ist vielmehr im Gegenteil wünschenswert, daß der Darm so schnell und so vollständig wie möglich von seinem krankhaften Zustande befreit werde, damit den Pilzen das Festsezen und Wuchern wenigstens erschwert und vielleicht unmöglich gemacht werde. Ich selbst habe in drei Choleraepidemien, fährt Dr. Dornblüth fort, an deren Bekämpfung ich sehr regen Anteil genommen, die feste Ueberzeugung gewonnen, daß jeder rechtzeitig in vernünftige Behandlung genommene Durchfall und auch die große Mehrzahl der beginnenden Cholerafälle geheilt werden kann; daß aber fast rettungslos verloren ist, wer im Anfange der Krankheit durch Opium und andre sogenannte Stopfmittel seine Darmbewegungen aufhebt."
Diese Anschauungsweise ist, gemessen an der gewaltigen Cholerafurcht, welche durch das Wüten früherer Choleraepidemien erzeugt wurde, eine ziemlich hoffnungsreiche, und nach unsrer jezigen Einsicht in das Wesen der Krankheit ist dieselbe durchaus begründet, umſomehr als ohne den Cholerabacillus und dessen Eindringen in den menschlichen Darm der Ausbruch der asiati schen Cholera gänzlich unmöglich ist und dieser Bacillus sich nur in Indien schrankenlos vermehrt, dagegen in Europa nicht zu der Lebenskraft gelangt, um sich längere Zeit fortpflanzungs fähig zu erhalten.
Dauerformen des Cholerapilzes, wie sie bei anderen frankheitserzeugenden Pilzen vorhanden sind, hat nach Kochs Meinung der Cholerapilz nicht aufzuweisen*); er ist troz seiner großen Gefährlichkeit ein sehr vergängliches Wesen; Eintrocknen tötet ihn in wenig Stunden vollständig.
„ Eintrocknen und Ansäuern von pilzhaltigen oder verdächtigen Stoffen, also aller Entleerungen von Cholerakranken und der mit solchen beschmuzten Gegenstände, wie Wäsche, Betten 2c., werden also zuverlässige Desinfektionsmittel jein, besser jedenfalls als die bisher gebräuchlichen, deren Ruf oft nur darauf beruht, daß die Cholera nicht überall hinkommt, wo man sie fürchtet und daß die Epidemien stets in unserm Klima nach furzer Zeit von selbst erlöschen. Die Entwicklung von Chlor- oder Karboldämpfen in der Umgebung der Kranken, sowie das Anräuchern verdächtiger Personen hat auf die im Darm befindlichen Bacillen gewiß und auf die entleerten und durch den übrigen Darminhalt oder andre Dinge eingehüllten Bacillen schwerlich irgend eine Wirkung.
" So vergeblich der Versuch sein würde, die in Menschen, in den Erdboden oder großen Unratmaſſen oder in Gewässer eingedrungenen Bacillen auf solche Art zu bekämpfen, und so schwer ausführbar und vollkommen unzuverlässig alle Sperr
*) Dies nach den allerneuesten Mitteilungen Kochs abweichend von der in der„ Gegenwart" geäußerten Meinung Dr. Dornblüths.