mit Gewalt zwingen, sich einer strengeren Klausur zu unter­werfen. Endlich kam man so weit, und es wurde bestimmt, daß nicht über 40 Frauen im Kloster wohnen dürften, die zur Hälfte Adelige, zur Hälfte bürgerliche sein sollten. Die Zu­gänge zum Kloster wurden verschlossen gehalten; bisher waren sie es also nicht gewesen. Die Freunde der Klosterfrauen durften mit diesen nur zweimal jährlich Zwiesprach halten" und zwar in der großen Stube mit Vorwissen der Priorin. Wenn eine Klosterfrau mutwilliger Weise und ohne Wissen der Priorin das Kloster verließ, so wurde sie auf 1 Jahr und 1 Tag in den Kerker gelegt.

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Die Junker draußen vor der Stadt waren wütend, daß ihnen das Kloster mit seinen Vergnügungen für immer ver­schlossen sein sollte; auch daß sich ihre weiblichen Verwandten nicht mehr leicht im Kloster zur Versorgung unterbringen ließen. Und wie mögen erst die armen Klosterfrauen die Köpfe haben hängen lassen, wenn sie an die Zechgelage und an die Liebeleien dachten, die nun für immer aufhören sollten, und an die zärt lichen Brieflein, die man jezt nicht mehr über die Stadtmauer werfen konnte!

Zwischen der Stadt und den Junkern der Landschaft draußen aber entbrannte eine blutige Fehde, die bis zum Jahr 1414 dauerte. Das Frauenkloster löste sich um die Zeit der Refor­mation auf, da die Frauen es freiwillig verließen. Die lezte

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Priorin lebte noch bis 1554 darin; dann zog die Stadt die Klostergüter ein.

Aus den Strafregistern der lezteren Jahre geht hervor, daß zwölf Klosterfrauen niedergekommen waren. Sie wurden mit Gefängnis bestraft und zwar mit so gelinder Haft, daß die meisten von ihnen im Gefängnisse wieder niederkamen.

Das Frauenkloster hatte ein weit größeres Einkommen als die Männerklöster im Gebiete der freien Reichsstadt Rotenburg  , was sich aus dem Vorhergehenden leicht erfären läßt.

Das Leben im Frauenkloster zu Rotenburg   dürfte wohl für viele Frauenklöster jener Zeit typisch sein.

Man wird kaum behaupten wollen, daß die innere Vervoll­kommnung" der Frauen durch jenes Kloster gefördert worden sei; auch nach der Einführung der strengeren Klausur nicht. Aber man möge den Zustand unseres Vaterlandes bedenken, das tausende von Klöstern voll Mönche und Nonnen zu erhalten hatte, und man darf sich nicht wundern, daß im großen Bauern­krieg sich der Grimm des Volkes so vielfach gegen die Klöster kehrte. Die Mönchsklöster waren sicherlich eine überflüssige Insti­tution, die Nonnenklöster waren es noch mehr. Indessen ist der Orden der Dominikanerinnen nicht ausgestorben. Sie widmen sich heute hauptsächlich der Erziehung junger Mädchen. Sie bestehen noch in Bayern  , Ungarn  , Belgien  , Frankreich  , Italien  und Amerika  .

Die Kulturfeindlichkeit des Islam.

Von Karl Frohme  .

So wahr es ist, daß der Islam sehr häufig seitens fanatischer Christen Verunglimpfungen schlimmster Art erfährt, eben so wahr ist aber auch, daß viele Freisinnige in ihrem Eifer, ihn da­gegen in Schuz zu nehmen und von der besseren Seite zu schildern, die Grenze des historisch Bulässigen überschreiten und nicht zu rechtfertigende Behauptungen aufstellen. Dazu gehört in erster Linie die Behauptung: daß der Islam eine selb­ständige Kulturmacht sei, seit Jahrhunderten getragen von einem selbständigen Kulturvolke, den Osmanen; daß er Wissenschaft und Philosophie, solange ihm christlicher Fanatismus und Uebermut Raum dazu gelassen, stets gefördert habe.

Demgegenüber bekennen wir uns ganz offen zu der von Friedrich von Hellwald   fürzlich ausgesprochenen Ueber­zeugung: daß die Geschichte des Islam und der Osmanli  , so wichtig. sie auch vom politischen Standpunkte sein möge, in kultureller Hinsicht höchst unwichtig ist; ferner: daß keine einzige Erfindung dem von den Sazungen des Islam geregelten und beherrschten Denkvermögen der Osmanli ihren Ursprung berdankt und daß bei ihnen weder von einer Entwicklung des Geistes, noch von irgend welchen rühmenswerten sozialen Ein­richtungen zu reden ist, vielmehr zugegeben werden muß, daß alle Völker, die mit ihnen in Berührung famen, in ihrem Geistes­leben gehindert worden sind und unter der zerstörenden Wucht der islamitischen Dogmen zu leiden hatten.

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Seit Jahrhunderten bildet die Lehre des Propheten den Kitt der heterogensten Bestandteile asiatischer Völker". Noch in zwei andern Erdteilen Europa   und Afrika  - hat das osmanische Reich zusammenhängenden Länderbesiz aufzuweisen; seine Herrschaft erstreckt sich da über Völker, von denen viele den Islam   selbst bis auf den heutigen Tag nicht angenommen haben; aber alle diese Völker sind hineingezwungen in die starren Formen der den Orient mit herrschender Gewalt umfassenden Offen­barungsreligion" Mohammeds.

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Vom fulturellen Standpunkte betrachtet, ist diese Religion eine geradezu furchtbare zu nennen. Um Gott   und seiner im Koran   zusammengefaßten Offenbarung genug zu tun, gebot Mohammed   die rücksichtsloseste Intoleranz gegen Anders­gläubige; der Koran   ergeht sich gegen sie fast in jeder Sura in den ärgsten Beschimpfungen und Drohungen. Da finden sich

In

u. a. folgende Stellen: Gottes Fluch ruht auf den Ungläubigen; 3orn auf 3orn und schmachvolle Strafe komme über sie. Die Ungläubigen sind den Tieren gleich, die nur Schall und Stimme des Rufes, sonst aber nichts hören." Die Un­gläubigen werden von Gott wie das ärgste Vieh be­trachtet, sie sind Nahrung des Höllenfeuers*). Den Moslems aber wird zugerufen: Ihr seid das beste Volk, das je unter Menschen entstanden! Dem Islam gebührt der Besiz der ganzen Erde und der Genuß ihrer Güter als göttliches Erbe"**). Am furchtbarsten findet die Intoleranz des Islams als göttliches unwandelbares Gebot" sich ausgeprägt in denjenigen Koran­versen, welche den Kampf gegen die Ungläubigen betreffen, um sie entweder zu bekehren oder zu vernichten." diesen Punkten war schon Mohammed   selbst, dem man im übrigen doch Wohlwollen und Mildtätigkeit nachrühmen muß, unerbittlich; so ließ er einmal einen Gefangenen, der seine Lehre als eine Kopie persischer Märchen verspottete, hinrichten. Von Gott   läßt er sich den Befehl erteilen: O Prophet, ve­fämpfe die Ungläubigen"***). Den Gläubigen aber ruft er zu: Tötet für den Weg Gottes( d. h. für die Neligion). Tötet die Sünder, wo ihr sie trefft. Bekämpfet sie, bis die Ver­suchung aufgehört und die Gottesreligion gesiegt hat. Ver­Tötet die Gözendiener, nichtet die Freunde des Satans. wo ihr sie auch finden möget; nehmet sie gefangen, oder be­lagert sie und lauert ihnen auf allen Wegen auf+)."

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Das Gebot des Religionskrieges vervollständigt der Koran  durch Aufstellung der Pflicht, an demselben teilzunehmen und Gut und Leben einzusezen. Die, welche ihr Vermögen für die Sache Gottes im Kriege opfern, werden einem Seſamfern ver­glichen, das sieben Aehren bringt und jede Aehre enthält hundert Samenkörner tt). Denen, die für die Religion ihr Vater­land verlassen und Gut und Leben für sie opfern, wird die höchste Glückseligkeit im Paradiese verheißen †††); sie werden als

*) Zweite, dritte und achte Sura. ** Dritte Sura  .

***) Sechsundfünfzigste Sura. +) Zweite Sura  . ++) Ebendaselbst. †††) Neunte Sura  .