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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
wurde durch solche Feststellungen der Boden entzogen und damit dem Unternehmen manches Hinderniß aus dem Wege geräumt.
Die internationale Kommission nahm darauf im Großen und Ganzen das Projekt der Ingenieure Mongol- Bei und Linant- Bei an. Jedoch wurde die vorgeschlagene Tiefe von 6,5 Meter auf 8 Meter und die zwischen 60 bis 100 Meter schwankende Breite des Kanals auf durchweg 80 Meter festgesezt; außerdem verwarf man die in Aussicht ge= nommenen Schleusen bei Suez und Pelusien. Die Richtung des von Suez ausgehenden und bei Pelusien mündenden Kanals änderte man insofern, als die Mündung weiter westlich nach Port- Said verlegt wurde. Dadurch konnten die Bitterseen, der Timsah see und, nach Durchschneidung des Plateaus von El- Guisr, auch der Ballahsee benutzt werden. Erwähnt mag hier noch werden, daß der Oesterreicher Negrelli schon 1847 eine fast gleichartige Lösung des Problems vorgeschlagen hatte. Dagegen hätte die Ausführung des Kanals nach einem Projekt des Franzosen P. Talabot dem natürlichen Bewässerungssystem des Nils bedeutenden Schaden zugefügt. Der Kanal des Letzteren würde außerdem eine Länge von 400 Kilometern gebraucht haben, wohingegen diese durch den zur Ausführung gekommenen Plan auf 161 Kilometer reduzirt worden ist. Nach dem Vorauschlag waren 74 Millionen Kubikmeter, bei einem Rostenaufwand von 180 Millionen Francs und einer Arbeitsdauer von sechs Jahren, zu bewältigen. Die internationale Stommission erhöhte die Anzahl der Kubikmeter auf 96 Millionen und schätzte die Kosten auf 225 Millionen Francs.
Am 5. Januar 1856 erhielt Lesseps vom Vizefönig von Egypten eine vom Tage der Eröffnung des Kanals auf 99 Jahre gültige Konzession; außerdem verpflichtete sich dieser zur unentgeltlichen Ueberlassung des nothwendigen, nicht im Privatbesitz befindlichen Grund und Bodens. Dafür soll der Kanal nach Ablauf der Zeit, gegen eine Entschädigung für das Betriebsmaterial 2c., in den Besiz der egyptischen Regierung übergehen.
Von den seitens der inzwischen gegründeten Gesellschaft für den Bau des Suezkanals zunächst ausgegebenen 400 000 Aftien von je 500 Francs übernahm der Vizekönig einen großen Theil und verpflichtete sich endlich noch zur Stellung von 20 000 Fellaharbeitern.
Lesseps entwickelte eine großartige Thätigkeit durch Uebernahme der Organisation sämmtlicher zur Ausführung des Unternehmens nothwendigen Institutionen. Schon am 25. April 1859 hatte er alle Vorbereitungen soweit erledigt, daß bei PortSaid mit dem ersten Spatenstich der Beginn dieser gigantischen Arbeit eingeleitet werden konnte. Die Schwierigkeiten der Ausführung waren um so größer, als nicht nur die Kohlen, alles Material und Werkzeug, sondern auch sämmtliche maschinellen Vorrichtungen aus Europa bezogen werden mußten. Aber auch außergewöhnliche Unglücksfälle erschwerten das Unternehmen. So scheiterte z. B. ein von Mar seille kommendes Schiff, das dringend gebrauchte Maschinen bringen sollte.
Die Bauverwaltung hatte die schwierige Aufgabe, dafür zu sorgen, daß die Arbeiter in der Wüste mit Nahrungs- und Genußmitteln, sowie Gebrauchsgegenständen jeder Art versorgt wurden. Sie beschäftigte im Jahre 1862 allein mit dem Transport des nöthigen Trinkwassers täglich 1600 Kameele. Da dieses einen Kostenaufwand von 8000 Francs pro Tag bedeutete, so wurde versucht, durch große Destillirmaschinen das Wasser des Menzalehsces trinkbar zu machen. Doch fielen die Versuche ziemlich erfolglos aus, da dieses Wasser nur ungern ge= trunken wurde. Infolge vielen Regens wurden die den Arbeitern als Wohnung zur Verfügung gestellten Zelte undicht, und man sah sich genöthigt, sie durch Holzbaracken zu ersetzen. Die zur Ausgabe der mannigfachen Gebrauchsgegenstände längs des Kanals errichteten Stationen vergrößerten sich durch die Niederlassung von Handwerkern und Kaufleuten zu bedeutenden Städten. Durch den Verkehr von dreißig Schiffen zwischen Marseille und Alexandrien war eine regelmäßige Post eingerichtet, welche ihre Er
gänzung für eilige Nachrichten in einer 300 Kilogänzung für eilige Nachrichten in einer 300 Kilometer langen Telegraphenlinie fand.
Die Gesellschaft zur Erbauung des Suezkanals hatte auch noch die Verpflichtung übernommen, einen Süßwasserkanal von Suez nach Ismailia bis zum 29. Dezember 1863 herzustellen. Um diesen Termin einhalten zu können, arbeiteten in der legten Zeit 15 000 Menschen daran. Bis dahin hatten in Suez drei Eimer Trinkwasser etwa 100 Francs gekostet; nun, da dieses wichtige Lebenselement in genügenden Mengen vorhanden war, stieg die Einwohnerzahl in kurzer Zeit von 3000 auf 12000 Seelen.
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Wird durch das Zusammenströmen so vieler Menschen es wurden im Ganzen 25 000 Arbeiter beschäftigt in der heißen Zone schon an und für sich das Ausbrechen epidemiſcher Krankheiten begünstigt, so nahm es kein Wunder, daß die Cholera im Sommer des Jahres 1865 auch hier zahlreiche Opfer forderte. Da die egyptische Regierung die gestellten Fellah arbeiter mittlerweile zurückgezogen hatte, so wurden zu der Zeit etwa 8000 Europäer beschäftigt, von denen der größte Theil aus Furcht vor der gefährlichen Krankheit flüchtete. Dieser Zwischenfall traf das Unternehmen um so unangenehmer, als schon der 15. August desselben Jahres als Eröffnungstermin für den Theil des Kanals von Port- Said bis Ismailia bestimmt war. Alles wurde aufgeboten, so daß es gelang, die Strecke am feſtgeſetzten Tage zu eröffnen. Ein von Port- Said kommender Kohlentransport fuhr, nachdem er den Timsahsee passirt, mit Benutzung des Süßwasserkanals nach Suez . Damit war die erste Verbindung beider Meere hergestellt.
Die erwähnte Zurückziehung der Fellaharbeiter nöthigte die Gesellschaft, durch größere Verwendung von Maschinen den Verlust dieser menschlichen Arbeitskräfte auszugleichen. Verschiedene Verbesserungen der Bagger erhöhten deren Leistungsfähigkeit so bedeutend, daß jeder der 60 Riesenbagger täglich 1200 bis 1500 Kilometer ausheben konnte. Im Jahre 1868 wurde durch die Maschinen, unter welchen sich 15 Lokomotiven, 60 Lokomobilen, 109 Dampfer, 18 Elevatoren 2c. befanden, eine Arbeit von 22000 Pferdekräften geleistet. Am 1. Juni dieses Jahres waren erst rund 42 Millionen Kubikmeter bewältigt. Bei Anstrengung aller Kräfte und Nachtarbeit der Bagger gelang es, in den legten 18 Monaten 32 Millionen Kubikmeter zu fördern. Der Voranschlag von 96 Millionen Kubikmetern wurde von den wirklich ausgehobenen 74112 130 Rubikmetern nicht erreicht, trozdem aber war die veranschlagte Arbeitsdauer von sechs Jahren bedeutend zu niedrig geschäßt. Die Kosten des Kanals stellten sich auf 427 Millionen Francs.
Im März 1869 war man endlich mit den Arbeiten so weit, daß man mit der Anfüllung der Bitterseen beginnen konnte. Bitterseen beginnen konnte. Um eine Zerstörung der Dämme zu verhüten, waren für die zuerst aus dem Mittelmeer als auch später aus dem Rothen Meer einströmenden Wassermassen Regulirvorrich tungen geschaffen. Dadurch war es ohne Beschädigungen möglich, in dieses Riesenbassin von drei Quadratmeilen Flächenausdehnung und 1500 Millionen Kubikmeter Inhalt im Laufe von fünf Monaten täglich 4-5 Millionen Kubikmeter Wasser zu lassen. Zur Beleuchtung des Kanals wurden in den Bitterseen zwet zwanzig Meter hohe Leuchtthürme und an vier anderen wichtigen Stationen solche von 48 Meter Höhe aufgestellt.
Als am 16. November 1869 die feierliche Er öffnung des Suezkanals stattfand, trafen sich hier zu der Einweihung dieses gewaltigen Werkes friedlicher Kultur die Vertreter fast aller Nationen.
Heute ist man sich darin einig, daß der Kanal alle berechtigten Erwartungen voll und ganz erfüllt hat. hat. Seitdem elektrische Beleuchtung für die Nacht eingeführt ist, hat sich die Durchfahrtsdauer stetig vermindert, so daß sie im letzten Jahre durchschnittlich 16 Stunden 18 Minuten betrug, 23 Minuten we= niger als im Jahre 1894. Die ganz bedeutende Zeitersparniß ist auch die Ursache, daß die Zahl der Schiffe, die diesen wichtigen Verkehrsweg trotz der hohen Benutzungsgebühren benußen, im Laufe der Jahre ununterbrochen gestiegen ist. Im Jahre 1895
passirten den Kanal 3434 Schiffe- darunter 314 deutsche mit 216 938 Passagieren. Die Einnahmen betrugen 78 426 000 Francs, 4299 000 mehr als im vorhergehenden Jahre. Nach Abzug aller Unkosten 2c. verblieb ein Reingewinn von 3172 000 Francs, was für die glücklichen Besitzer der Aktien im Pariwerthe von 500 Francs eine Dividende von 92,5 Francs bedeutet.
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giebt Erinnerungen, die im höchſten Grade fatal sind, und die wir doch beim besten Unan= Willen nicht los werden können. genehme Situationen, die wir durchgemacht haben, eine gesellschaftliche Taktlosigkeit, die wir uns haben zu Schulden kommen lassen, treten plößlich wieder vor unsere Seele und zwingen uns die Schamröthe ins Gesicht. Ein Unrecht, das wir begangen haben, taucht nach Jahren wieder in unserem Gedächtnisse auf; noch peinlicher aber wirkt bisweilen die Erinnerung an eine aus irgend einer Laune unterlassene Wohlthat, namentlich, wenn wir uns bewußt sind, durch diese Unterlassungssünde den Untergang eines Menschen herbeigeführt oder wenigstens beschleunigt zu haben. Ohilf, so lang du helfen fannst," tönt mir jetzt fortwährend in den Ohren, seitdem ich einen Unglücklichen, der sich an mich als legten Rettungsanfer angeklammert hatte, in einem Gefühle des Mißbehagens von mir gestoßen und in den Tod getrieben habe. Drei Jahre sind nunmehr seit jenem verhängnißvollen Abend verstrichen. Fast täglich erinnere ich mich daran, und lebhafter wie je stehen heute alle Einzelheiten unserer ersten und legten Unterredung vor meinem geistigen Auge.
Ich hielt mich zur Zeit, nachdem ich verschiedene andere europäische Hauptstädte besucht hatte, zu meinem Vergnügen in Berlin auf. Eines Abends begab ich mich nach dem in der Kaisergallerie- Passage gelegenen Café, woselbst meine vorübergehend in der deutschen Reichshauptstadt sich aufhaltenden Landsleute mit Vorliebe zu verkehren pflegen. Ich traf jedoch keinen Bekannten und da die Betrachtung der aus dem gegenüberliegenden Wachsfigurenkabinet aus- und einströmenden und vor dem Schaufenster sich stauenden Menschenmenge mich allmälig zu langweilen begann, vertiefte ich mich in die Lektüre einer französischen Zeitung- wenn ich nicht irre, war es das ,, Journal des débats ". Besonders fesselte mich ein die Privatwohlthätigkeit behandelnder Artikel, worin vor Betrügern, die sich in der Fremde unter der Larve von nothleidenden Landsleuten an uns herandrängen und das gespendete Almosen zu wüsten Orgien verwenden, in eindringlichster Weise gewarnt wurde. so lautete das Resümé Die wahrhaft Armen" ,, sind viel zu peinlich auf die der Abhandlung Wahrung ihrer Würde bedacht, um die Hand nach einem Almosen auszustrecken."
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Das Café hatte sich mittlerweile geleert. Ich zog meine Uhr heraus; sie zeigte auf Mitternacht . Ich bezahlte meine„ Schale Haut" und war im Begriffe, mich zu entfernen, als das Benehmen eines jungen Maunes mir auffiel. Offenbar hatte er die Absicht, sich mir zu nähern, sah mir auch zu wiederholten Malen scharf ins Gesicht, als ob er sich erst vergewissern wolle, einen alten Bekannten in mir wiedergefunden zu haben, redete mich aber nicht an. Kaum hatte ich mich jedoch erhoben und war in die hell erleuchtete Friedrichstraße eingebogen, als ich plötzlich dicht hinter mir Jemanden die Marseillaise pfeifen hörte. Ich wandte mich um; mir auf dem Fuße folgte der Unbekannte aus dem Café. Aergerlich über diese Aufdringlichkeit, beschleunigte ich meine Schritte, Jener jedoch ebenfalls. An dem durch das elektrische Glühlicht wie in ein Flammenmeer getauchten Kreuzungspunkte der Leipzigerstraße holte er mich ein und, indem er mit ausgesuchter Höflichkeit seinen Hut lüftete, redete er mich im reinften Französisch an:„ Ich bitte tausend Mal um Entschuldigung, Sie sind doch aus Sedan, mein Herr?"