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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

stellungen von den finsteren Gewalten, die die Licht­und Frühlingsgötter, die Sonnenjünglinge blind oder bewußt verderben, finden sich bei Ariern und Semiten gleicherweise. Es ist der pessimistische Wehruf einer Menschheit, die noch ein geheimes Grauen vor dem Walten der Natur empfindet, von dem sie völlig abhängig ist. In der germanischen Götterlehre trifft der blinde Hödur den lichten Gott; und die Sonnen jünglinge der Völker, seien sie noch so herrlich und unverwundbar, haben eine Stelle, wo der Neid sie vernichten kann. Auf den glänzenden Tag dämmert die Nacht hinein. Der homerische Jüngling Achill  ist an der Ferse, der germanische Siegfried des Nibelungenliedes an der Schulter verwundbar; und ähnlich wird der semitische Simsonriese, der wie der griechische Herkules als Knabe, schon wilde Thiere bezwingt, durch die Tücke der Philister seiner Kraft beraubt.

Abbilder von den drohenden, oft furchtbaren Göttergestalten der Semiten sind gewiß in griechische Vorstellungskreise gedrungen. Aschera  , die Frucht­bare, die Gebärende, in deren schreckhaftem Dienst sich Wollust und Grausamkeit verbanden, zeigt Wesens­verwandtschaft mit der Schußgöttin von Ephesos  , der hellenischen Artemis, der zu Ehren das Wunder­werk, der ephesische Tempel, erbaut war. Die Statuten der Göttin waren anfangs mit einer Fülle von quellenden Brüsten, als Sinnbilder nährender Kraft, dargestellt. Welcher Abstand noch zu den homerischen , menschlichen" Göttern und zu den einfachen Schön­heitsformen der Venusgestalten aus späterer Zeit.

In der ersten geschichtlichen Zeit der Griechen war bei ihnen das Genos, die Geschlechtsgemein schaft", nur noch als lleberrest, als Erinnerung vor­handen. Familienherd( und Haus) und Familien­grab waren bekannt; desgleichen gab es ein Eigen­thumsrecht der Familie.( Die alten Germanen theilten den Boden jährlich neu, die Tataren kannten nur ein Eigenthumsrecht für die Heerden.) Für die Familien und Familienverbände meldete sich sehr früh die Ruhmbegierde. Familiensagen, Familien­geschichten wurden vielleicht von ersten Aöden, Sängern, verbreitet und vorgetragen, jenen Aöden, die später, als das hellenische Nationalbewußtsein erwacht war, den Anstoß zur großen epischen Blithe gaben, zur homerischen Ilias und zur Odyssee. Die griechischen Wanderungen, Landtheilungen und Namenskriege erzählen, wie ähnliche Prozesse überall, von Blut und grausamen Nänken; und das ganz naiv.

( Fortsetzung folgt.)

Gold- und Silberwaaren.

( Schluß.)

D

Von Hans Ostwald  .

Dreifantschaber geschabt worden ist, geht der Arbeiter in das Comptoir des Werfführers zum Abliefern.

Bei besseren Arbeiten, namentlich bei Juwelen sachen, geht es ohne Mäfeleien und Aenderungen fast garnicht ab. Die Arbeiter haben da ein Mittel erfunden: Sie gehen mit dem Stück auf ihren Plaz, lassen es einige Stunden im Kasten oder vor sich liegen und beschäftigen sich mit einer anderen Arbeit. Dann bringen sie es wieder zum Werkführer und nun ist es schön! Tadellos schön!

Der Werfführer wiegt es genau ab und schickt es nach der Polirstube. Hier ist Alles mit einem feinen Karminroth überzogen, mit dem Pariser Roth. Selbst die Haare der Polirerinnen sind mit dem Pulver durchseßt, trozdem sie ein Tuch über den Kopf gebunden haben. Die Einrichtung der Polir­stube gleicht der Werkstatt. Anstatt der Walzen sind jedoch elektrisch betriebene Drehbänke aufgestellt. In neueren Fabriken ſizen die Arbeiterinnen an Tischen, auf denen die Drehbänke zwischen den Arbeiterinnen stehen; die darauf rotirenden Bürsten, Arbeiterinnen stehen; die darauf rotirenden Bürsten, Pinsel und Pilze erledigen die Arbeit bedeutend schneller, als die noch oft angewendete Handschleiferei und-Polirerei.

ie Einrichtung in den Fabriken ist überall die­selbe; nur die, in denen billigerer Gold-, Silber und Doubleschmuck gefertigt werden, haben etwas mehr Stanzen, als die besseren Werk­stätten. Der Talmischmuck, der in ähnlicher Weise hergestellt wird, fommt immer mehr aus der Mode, theils wegen seiner hellen Farbe und weil er auch gar kein Edelmetall enthält. Talmi besteht aus 86,4 Kupfer, 12,2 3int, 1,1 3imm und 0,3 Eisen. Dagegen wird Double sehr häufig verwendet, auch 31 Trauringen. Will doch Jeder, wenn er sich auch sonst keinen Schmuck leisten fann, wenigstens dies Symbol tragen.

Das Stück wird erst mit Schleifstein und Wasser oder feinem Schmirgelpapier vorgeschliffen. Mit Oel angerührter Tripel, der auf Feder- und Filzfeilen oder Bürsten geschmiert wird, bringt durch derbes Neiben auf dem Golo eine feine Glätte hervor. Feinere Theile werden mit Buchsbaumhölzchen oder Zwirnfäden ausgeschliffen. Der Tripel wird in heißem Salmiak- und Seifenwasser abgewaschen und das Schmuckstück mit Pariser Roth, das mit Die Glätte Spiritus angefeuchtet ist, nachpolirt. Die Glätte verwandelt sich in blinkenden Glanz. Nachdem er in Seifenwasser und darnach in Spiritus abgespült, in warmen Sägespähnen getrocknet worden, ist der Schmuck zum Steineinsegen fertig.

Heute braucht man zweierlei Double: Messing­double und Silberdouble. Der Name Double zeigt schon an, daß das Metall doppelt ist, aus zwei Theilen besteht. Es wird folgendermaßen fabrizirt: Auf ein Stück Messing oder Silber wird ein Stück Gold aufgeschweißt, das etwa ein Zehntel so stark ist, wie das erste Metall. Das wird nun dünn gewalzt und gezogen. Schließlich bleibt nur ein Hauch Gold auf dem Metall, das genau so be­arbeitet wird wie Gold. Nur befeilt darf es nicht Nur befeilt darf es nicht werden, da schon beim ersten festen Feilstrich das edle Metall verschwindet.

Eine Haupteinrichtung für die Fabriken ist die Polirstube. Nachdem ein Schmuckstück befeilt und versäubert, das heißt mit dem scharfgeschliffenen

Das besorgt der Fasser, der ebenso wie der Graveur mit Sticheln, feinen, an der Spize Graveur mit Sticheln, feinen, an der Spize Da er scharfgeschliffenen Stahlstäbchen, arbeitet.

am weitesten ausgebildet. Die dort thätigen, nahezu zweitausend Goldschmiede haben fast alle die Akademie besucht. Sie fertigen den feinsten Schmuck und auch gute Mittelwaare. Ein sehr gangbarer Artikel sind die Weißjuwelen. Das sind Jurelen, die in Fein silber mit dinner Goldunterlage gefaßt werden. Das geschieht besonders mit Brillanten, schön geschliffenen Diamanten, weil sie durch das Weiß des polirten Silbers heller strahlen. Das Gold wird unter­gelöthet, da Feinsilber zu weich ist. Bekanntlich lassen sich feingoldene Trauringe, wenn sie nicht gar zu dick sind, zusammenbrücken. Feinsilber ist fajt ebenso weich. Die zierlichen Blumen und Ornamente der Weißjuvelen wirden sich also sofort verbiegen, hätten sie feine Unterlage.

mit ganz besonders feinen Gegenständen, den kleinen Körnern und Spißchen arbeiten muß, von denen die Steine gehalten werden, ist sein Augenlicht meist früh verbraucht. Nach dem vierzigsten Jahre kann er fast nie mehr eine feinere Arbeit leisten und sein Einkommen verringert sich sehr.

Wie schon in den vorstehenden Schilderungen enthalten ist, arbeiten an einem Schmuckstück viele Hände. Ja, in feinem Betriebe hat die Entwicke lung die moderne Arbeitstheilung derartig begünstigt, wie in der Schmuckwaaren- Fabrikation. Ein ein zelnes Stick kann von folgenden Arbeitern behandelt worden sein: Dem Schmelzer, Gießer, Presser, Zu­richter, dem eigentlichen Goldschmied, Monteur ge­nannt, dem Ziseleur, Graveur, der Polirerin, dem Färber, Fasser   und dem Emailleur. Größere Werk­stätten haben außer den angeführten Arbeitern noch einen oder zwei Zeichner.

Die jetzt bei besser Situirten sehr beliebten Matt goldsachen, die meist mit farbigen Edelsteinen oder Brillanten besezt sind, erfordern eine peinlich saubere Technik. Das Loth muß sauber verpuzt werden, da es sonst blanke, poröse Stellen giebt. Die Matt färbung geschieht auf folgende Weise: In ein Bad aus Kochsalz, 2 Theile, und Salpetersäure, 4 Theile, werden 3 Theile Salzsäure gegossen. Das darans unter Dampfentwickelung entstehende Chlor nimmt Kupfer und Silber an. Die Goldwaaren werden etwa fünf Minuten in dieses Gemisch geste.kt, dessen Dampf die Athmungsorgane des Arbeiters reizt und ganz abscheulich frißt. Solche ähnlichen Dämpfe entwickeln sich beim Abkochen der gelötheten Sachen, beim Sieden der Trauringe, beim Schmelzen mit Kupfersalz, so daß es, da die Arbeiter stets gebückt sizen müssen, gerade kein Wunder ist, wenn sie häufig an Schwindsucht sterben. In den größeren Werk stätten sind die Sicherheitsvorrichtungen allerdings schon derartig, daß der Schaden nicht mehr groß ist. Doch könnte noch Vieles besser sein.

Viele Unternehmungen sind Betriebe, die sich nur mit einem Zweig befassen; so giebt es Färbe­reien, Faßanstalten usw. Auch viele dieser Betriebe sind wieder in Spezialbetriebe getheilt. Die größte Menge derselben weist die eigentliche Goldschmiederei auf: Kettenmacher, Brocharbeiter, Knopfmacher, Roth­goldarbeiter, diese fertigen nur polirte Sachen, Matt­goldarbeiter, Ringmacher, Medaillon- und Armband­arbeiter und so fort. Auch diese Betriebe zerfallen in eine ganze Menge Einzelhandfertigkeiten, so daß ein Arbeiter oft nur ganz wenige Handgriffe zu können braucht, um Goldschmied" zu sein. Die ganze Kunst ist in die Hände des Zeichners gelegt. Sein Können, sein Geschmack ist ausschlaggebend.

Wenn das Schmuckstück in der ersten Farbe noch nicht das schöne, goldgelbe, mattglänzende Schimmern angenommen hat, wird es noch einmal hineingeſtedt. Silber und Kupfer werden weggefressen und oben zeigt sich eine feine Haut Feingold in reinster Farbe.

Bekanntlich wird Feingold nur zu Trauringen oder ausnahmsweise zu Fassungen spröder, sehr theurer Steine, wie Rubin   und Smaragd  , verwendet. Daher müssen die anderen Mattgoldwaaren alle dem geschilderten Färbeprozeß unterworfen werden. Doch gehört ein Goldgehalt von mindestens 585 Theilen, nach alter Fachberechnung gleich 14 Karat, zu Färben. Mindergehaltige Goldlegirungen werden von der Farbe zerfressen. Da sich das 14farätige Gold in allen Farben von Weißgelb bis Dunkel roth durch Mischung mit Silber oder Kupfer her stellen läßt, auch weich genug zum Verarbeiten und hart genug zur Haltbarkeit ist, kommt es auch a meisten zur Verwendung. Zu billigerer, polirter Waare wird das 8tarätige, manchmal auch das 6farätige verwendet. 8 Starat bedenten 333 Theile Zu den Grana Feingold in 1000 Metalltheilen. waaren wird noch schlechteres Gold verarbeitet. Bessere Juwelen werden auch manchmal in dem weicheren 18 farätigen Gold gefaßt, das 750 Goldtheile 1000 Metalltheilen hat.

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Da die Schmuckstücke, je weniger Gold sie ents halten, um so schneller anlaufen, orydiren und schwarz werden, müssen sie möglichst vor Luft und Temperatur wechsel geschützt werden. Sind sie erst schmutzig, kann sie jeder Laie durch Auswaschen mit lauwarmen Seifenwasser, in das er, je nach dem zu entfernen den Schmutz, einige Tropfen Salmiak gießt, wieber säubern. Mit etwas Spiritus nachgespült und in Ermangelung von seinen Sägespähnen in warmen, weichen Tüchern trocken gerieben der alte Glanz

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ist fast genau wieder da; doch missen Sachen, deren Steine nicht à jour gefaßt sind, sehr vorsichtig behandelt werden, da sonst die Steine unterlaufen.

Die meisten Zeichner gehen aus der Hanauer Goldschmiede- Akademie hervor. Es sind alles Gold­schmiede, die in Tages- und Abendklassen unter Dies à jour bedeutet, daß der Stein auch voll tiichtigen Professoren ausgebildet worden sind. Die inten zu sehen ist, daß sein Hinterkörper zu Tage tritt. Diese Art Fassung ist heute die am weitesten Fachschulen in Pforzheim  , Schwäbisch- Gmiind und Berlin   können mit Hanau   nicht konkurriren. In verbreitete. Durch den heute üblichen franzöſiſchen manchen Foribildungsschulen wird das Fachzeichnen Schliff, der den Steinen eine Unzahl feiner Fazetten überhaupt nur von seminaristisch ausgebilde en Lehrern giebt, schillern sie so lebhaft, daß sie feiner Folie geübt, was noch schlimmer ist, da sie eine schwer mehr bedürfen. Nur Rosen, Steine ohne Unter fällige Technik haben und feine Fachkenntniß besigen. förper, erhalten weiße Zimfolie, die den Unterkörper In Hanan am Main   ist die Goldschmiedekunst

ersetzen soll.

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