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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
lenden, bunten Schaufenster aufthat, ließ sie aufsehen. Wie eine dunkle Erinnerung schoß es ihr durch den Kopf, daß dort oben im Hause ihre Cousine wohnte, eine der wenigen Verwandten, die sie noch besaß und mit deren Familie sie spärlichen Verkehr unterhielt; und wie eine Eingebung rang sich aus thren wirren Gedanken der Wunsch los: hinauf zu ihr, sich aussprechen, Nath holen.
Eine halbe Stunde später war die Last von ihrer Seele gesprochen, und nur ein leßter zitternder Aufschrei kam noch über ihre Lippen:" Sage mir, was ich thun soll, rathe, hilf!"
Allein die stattliche Frau an ihrer Seite strickte ruhig fort, ein gutmüthiges Lächeln flog über ihr rundliches Gesicht:„ Liebste Rosa... sieh mal, liebste Rosa, Du mußt Das nicht so nehmen, in dem Alter machen sie es Alle so, da thut man am besten, als sähe man es nicht."
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Aber er kann mir verderben dabei! Dieses Geschöpf macht ihn schlecht, wie sie selber ist. Wenn ich bedenke, wie er mich behandelt."
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Ach Gott , so war er ja schon als Junge; wir haben es Dir oft genug gesagt. Du hast es nur nicht wahr haben wollen, Du hast ihm eben zu viel Willen gelassen. So was rächt sich!"
zusammenlassen mit der Donna, das ist das beste Mittel zum Abgewöhnen."
" Ich soll also schweigen?"
„ Selbstverständlich. Weißt Du, wenn man noch selbst einen Mann hat, fennt man sich mit solchen Sachen viel besser aus. Wenn's Dich aber beruhigt, kann ihn mein Alter ja einmal vornehmen; nur durch Nein, nein, er ist nicht schlecht. Nur etwas die Blume natiirlich. Schick ihn doch einmal her, aufbrausend. Ach, ich bin so unglücklich." Sie brach oder kommt Beide, das ist noch unauffälliger. Viel von Neuem in Schluchzen aus. leicht morgen Abend. Wart' einmal Frau Auguste klopfte sie beruhigend auf die morgen Abend ist Ernst zu Hause." Schulter. Und er würde ihm zureden?"
,, Laß ihn nur, Rosachen, das giebt sich Alles. Aber wie gesagt, blos nichts dagegen reden, das wiirde ihn nur bestärken in seinem Eigensinn. Da denken sie, man will an ihre Männerwürde tippeln. Immer recht freundlich zu ihm, ihm Alles doppelt gemüthlich machen und im Uebrigen stille sein und
"
. Ja,
„ Natürlich! Laß ihn nur machen. Und nu immer den Kopf hoch, Nosachen! Laß den tollen Bengel sich die Hörner ablaufen, das schadet ihm garnichts. Vor allen Dingen aber schweigen! Hörst Du?"
„ Ja, ja."
( Fortsetzung folgt.)
Feuilleton.
مويل
Dersäumte Beit.*
swar wohl just um diese Beit!
Die Tärche Hand im grünen Kleid Und an den Birken brach die Fülle Der Blättchen aus der braunen Hülle. Ein erstes Lied, ein voller Klang Von Sehnsucht zog den Wald entlang, Der Alhem weißer Anemonen Hmwallte till die Buchenkronen.
Allüberall ein goldner Duff,
Ein selig Werden in der Luft,
Im Grund ein heimlich Blüh'n und Spriesen, Ein sehnend Wachsen und Erschliehen.
In uns auch war es Frühlingszeit, Und unf're Herzen wurden weit,
In Jubel halb und halb in Bangen, Die Tenzesbotschaft zu empfangen.
Und doch
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wir fanden nicht das Work! Befangen hielt uns Beit und Drt, Die Stunde ging, der Traum zu Ende, Du küßleft scheidend meine Hände.
Zustimmung, und die Kolonie wird begründet. Auf dem Gehöft eines Bauern miethen sie sich ein. In den nächsten Jahren kommen Andere hinzu: Friz Overbeck, Carl Vinnen , Heinrich Vogeler ; erst als Fertige treten sie dann in die Oeffentlichkeit.
Was dem Vorgehen der Worpsweder einen so großen Beifall verschaffte, bei Vielen auch Nachahmung fand, war, daß sie einen Weg, der in der heutigen Malerei angebahnt war, entschlossen zu Ende gingen: Sie sezten fich in einen unmittelbaren Zusammenhang mit einer bestimmten Landschaft, sie konnten bei ihrem steten Umgang mit dieser Natur sich einleben, einfühlen in ihre Eigen arten; aus ihren Bildern sprach eine innige Vertrautheit mit dem besonderen Leben dieser Landschaft, die durch eine flüchtige Berührung und durch wechselnde Eindrücke, wie der heutige Maler sie in seinen Sommerstudien ge wöhnlich erfährt, nimmermehr erworben werden konnte. Die Landschaftsmalerei der letzten Jahre strebt aber wieder darnach, an die Stelle der reinen Freilichtmalerei, ut ihrem ausschließlichen Kultus der Licht- und Luftdar stellung, die besondere individuelle Landschaft zu sehen, den Charakter des flachen Landes und der Mittelgebirge , der niederdeutschen und mitteldeutschen Natur, der Havel gegenden und Taunuspartien in ihren charakteristischen Erscheinungsformen zu studiren und darzustellen. Und weiter kamen die frischen, vollen Farben, die die Worps weder aus ihrer Moorgegend geholt hatten, dem Streben nach fräftiger Farbenwirkung entgegen, das allgemein nach einer Periode der„ Graumalerei" wieder zum Durch bruch gekommen war.
Moor und Heide, Felder und Wiesen. Dunkle Eichenfämpe( Kamp abgeschlossene Anpflanzung), die in ihrem Schatten spärliche Gehöfte der Bauern bergen, unterbrechen hin und wieder die Eintönigkeit der großen Ebene, Wasserläufe blizen auf, und der Spiegel der schlangengleich gewundenen Hamme, worauf in stiller, geheimnißvoller Fahrt schwarze Segel durch's Land ziehen. Darüber spannt sich der Himmel aus, der worpsweder Himmel, den zu schildern die Feder verzweifeln muß, denn ein allzu armseliger Behelf würden meine Worte sein, um höchste Schönheit würdig auszudrücken. Was hülfen uns unsere Strohhütten, Birkenwege und Moorkanäle, wenn wir diesen Himmel nicht hätten, der Alles, selbst das Unbedeutendste, adelt, ihm seinen unsagbar koloristischen Reiz tietet, der Worpswede schließlich erst zu dem macht, was es ist. Am gestrigen Abend ward ich dessen wieder einmal inne. Ich stand im Hof meiner Wohnung, um mich her waren Ziegelsteine aufgeschichtet, rechts vor mir befand sich ein Zaun aus frischgeschnittenen tannenen Brettern, daneben eine Grube, worin Kalk gelöscht war; am Himmel aber stand in leuchtend blauem Aiher, feierlich in erhabener Pracht, eine einzige ungeheuere Wolfe aufgebaut. Ein Wolfengebirge, dessen Gipfel filbern fitufelten, Sessen Abhänge strahlten, wie mit flüssigemt Gold übergoffen. Ohne Zweifel verdanken wir solche atmosphärische Wunder der verhältnißmäßigen Nähe der Sce, noch mehr vielleicht aber den meilenweit sich erstreckenden Mooren und Sümpfen, die die Luft stets mit Feuchtigkeit gesättigt erhalten. Besucht man vom Dorf aus das Moor, so bleivt nur allmälig das angebaute Land zurück, und die Gegend nimmt cinen ernsten und düsteren Charakter an. Hier und da liegt als heller Fleck noch ein Feld mit Buchweizen innerhalb der braunvioletten Heidetöne eingebettet, schließlich giebt's auch das nicht mehr. Biz an den Horizont, wo die blauen Hügel der Geest aufsteigen, dehnt sich weithin das Moor, schnurgerade durchschnitten von Kanälen und Fahrdämmen, die wiederum rechtwinkelig von anderen gekreuzt werden. In gleichen Abständen am Wege stehen bleiche Birken, den herrschenden Nordostwinden nachgebe..d, schräg ansteigend. Doch ob es gleich cinsam ist im weiten Umkreis, so verlassen uns doch nicht die Spuren menschlicher Thätigkeit. Aber ein freundliches Bild bieten sie hier nicht. Wir treffen auf Bezirke, wo metertief der Boden ausgehoben ist und der Torf, in langen Reihen zu regelmäßigen Pyramiden oder Kegeln geschichtet, an Luft und Sonne trocknet. Dazwischen liegen verstreut, weißschimmernd wie Todtengebeine, Baumstümpfe mit groteskem Wurzelgeflecht, die Reste chemaliger Wälder, jetzt nach Tausenden von Jahren bestimmt, das Feuer der Torfbanern zu unterhalten...."
Die Worpsweder . Im Frühjahr 1895 war es, als in einer Münchener Ausstellung„ Die Worpsweder " zum ersten Male, zu einer Gruppe vereinigt, auftraten und sofort die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ein frischer Zug ging durch ihre Kunst. Der gleiche Geist schien in den noch jungen Künstlern, die zu der Vereinigung gehörten, zu leben. Wohl wurde man bei genauerem Zusehen auch der bedeutenden individuellen Unterschiede zwischen den Einzelnen gewahr; das Gemeinsame der Bilder aber fiel zuerst auf. Dieselbe niederdeutsche Landschaft giebt ihnen allen den Charakter. Es ist das Land zwischen Bremen und Hamburg , dem Moore und Heiden ein sehr bestimmtes Gepräge geben. Mitten darin liegt das bescheidene Dorf Worpswede , in dem seit dem Jahre 1889 die kleine Malerkolonie sich niedergelassen hat. Es ist nicht die Natur, die durch starke äußere Reize sich aufdrängte; ihre Schönheit liegt in den frischen Farben und in dem wechselvollen Spiel der Luftstimmungen, die der Landschaft an jedem Tag, in jeder Stunde ein anderes, cigenartiges Aussehen geben. Einer der Maler, die dort wohnen, hat in einem Brief an die„ Kunst für Alle" tiese Stimmungen in einer fesselnden Schilderung festzuhalten versucht; es führt am besten in die Natur von Worpswede ein, wenn wir seine Worte hierhersetzen:
Ein Hauch leichter Schwermuth liegt ausgebreitet über der Landschaft. Ernst und schweigend umgeben weite Moore und sumpfige Wiesenpläne das Dorf, das, als suche es einen Zufluchtsort gegen unbekannte Schrecknisse, sich an dem steilen Hang einer alten Düne, dem Weyerberg, zusammendrängt. Wirr und regellos durcheinander zerstreut liegen Häuser und Hütten, beschirmt von schwerlastenden moorüberkleideten Strohdächern und knorrigen Eichen, an deren weit ausladenden Wipfeln sich machtlos die Stürme brechen. Ueber dem Dorf wölbt sich der Berg, zerklüftet von zahlreichen Rinnsalen, die sich das abfließende Regenwasser ausgewaschen hat, gerönt mit einemt verfümmerten Eichenbuschwald. Von einer einsamen Höhe schweift weithin der Blick in's Land hinaus, über
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Am kräftigsten tritt die Farbe bei Hans am Ende auf, dem Einen der beiden Worpsweder , von denen wir heut Bilder bringen. Ein Frühlingssturm im Ma Brausend fährt er über das Land einher, über die Felder und Wege, verfängt sich in den Kronen der mächtigen Birken, reitscht ihre starken Aeste nach oben, als wären es Binsen. Das Gewitter ist schon in Abziehen. Nod lastet schwer die blauschwarze Wolkenwand am Horizont und es ist, als duckten sich die niedrigen Häuschen des Dorfes furchtsam, die im Mittelgrunde unter Bäumen versteckt liegen. Vorn aber fallen schon die ersten Strahl der siegenden Sonne auf die weißen Birkenstämme, die Lachen, die der Regen auf dem Fahrwege zurückgelassen, auf die in faftigem Grün stehenden Felder. Und diese hellen Lichter stehen in feinem Gegensatz zu dem finsteren
Grunde der Wetterwand.
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Gegen dieses brausende Sturinlieb ist die zarte Frühlingsidylle von Friß Overbeck ein starker Gegen jaz. Es ist etwas früher im Jahre. Noch sind die sproffenden Blätter der Birken nicht weit genug, um den Baum feste Form zu geben, sie stehen mit unsicheren Silhouetten gegen den Himmel. Die ersten Schatten der Dämmerung laufen über das Moorland; in tiefer Ruhe liegt der flare Spiegel des Moorkanals."
Einfach ist auch die Entstehungsgeschichte dieser Kolonie. Im Sommer des Jahres 1889 hatten drei Maler, Frizz Mackensen, Otto Modersohn und Hans am Ende , ihre Studien draußen im Moor gemacht, und ganz ge= fangen genommen von den Farben der Moorlandschat, hatten sie ihre Abreise bis tief in den Herbst hinausgeschoben. Ueber Moor, Heiden und Wiesen war lodernde Farbenpracht ausgegossen. Wie der Goldbaum des Märchens strahlte die Birke, purpurroth durchbrachen ihre Wurzeln das satte Braunroth des Moorbodens, über einem Eichenſtammi hatten Nebel und Regen Flechten von berauschendem Farbenschmelz erzeugt; die Strohdächer, im Sommer grau und farblos, wurden violett, die Moorwände bekleideten sich über Nacht mit üppigen Moosen, und allerorten schossen mit Indischgelb und Krapplack lafirte Pilze aus der Erde." Anschaulich wird dann ge= schildert, wie die drei Freunde einen legten Gang durch das Moor machen; Jeder bemüht sich, für die im Winter zu malenden Bilder seinen Vorrath an Eindrücken bis zu guterlegt zu vermehren." Da macht Einer den Vorschlag, man sollte Akademie Akademie sein lassen und den Winter über hier draußen bleiben. Er findet sofort
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Es ist dieselbe Landschaft, die für beide Bilder Motiv gegeben hat. Und doch, wie weit entfernt liegen sie voneinander in ihren Stimmungen. Zu der Ver schiedenheit der Luftftimmung kommt die grundverschiedene Art der beiden Maler, die Linge zu sehen, das herber in Kontrasten sein Gefallen findende Temperament Hans am Ende , und die weiche, fast empfindsame schauungsweise von Overbeck. Auch bei den anderen Worpswedern lassen sich solche individuellen Unterschiebe verfolgen. Es wird sich uns noch Gelegenheit bieten, darauf zurück zu kommen.
Nachdruck des Juhalts verboten!
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Verantwortlicher Redakteur: Oscar Kühl in Charlottenburg. - Verlag: Hamburger Buchdruckeret und Verlagsanstalt Auer& Co. in Hamburg .
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