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Die Neue Welt Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

" Nun, meine Herren, es giebt in der That ein solches Mittel," fährt Herr de Froulay fort, es ist zwar etwas brutal, aber da wir nun einmal feine andere Wahl haben, würde es uns schlecht anstehen, sentimentale Betrachtungen anzustellen, die doch nur auf eitel Heuchelei hinauslaufen. Um das Ding ohne weitere Umschweife beint rechten Namen 31 neunen: mein Mittel besteht darin, die betreffende Wittwe während der Zeit, in der sie uns gefährlich werden könnte, von der Polizei einfach festseßen zu lassen."

" Ja, wenn ich offen sein soll, auch ich sehe kein anderes Mittel," brummte Anquetin mürrisch.

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Sehr wohl, mein Freund, dann haben Sie wohl auch die Liebenswürdigkeit, in unserem Namen bei dem Polizeikommissar das Erforderliche zu ver= anlassen."

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Gern," erwidert Anquetin nach kurzem Schwanken, ,, nur muß ich darauf halten, daß mich Jeder von Ihnen ausdrücklich zu dem Schritt ermächtigt... Schreiben Sie zwei Zeilen auf Ihre Visitenkarten des Inhalts, daß Sie den Herrn Kommissar er­suchen, Frau 3. in Haft zu nehmen und zwei Tage hinter Schloß und Riegel zu halten...'

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Drei Tage wiirden am Ende zweckentsprechender sein," bemerkt der Herr Minister sanft.

Meinetwegen auch drei. Die Neuvermählten reisen doch morgen nach Schottland   ab?"

Ja!"

" Sorgen Sie dafür, daß das junge Paar vor zwei Monaten nicht zurückkehrt... Es versteht sich, daß die Frau nicht gerade in rosiger Laune sein wird, wenn sie erst wieder heraus ist."

" Ich nehme es auf mich, meiner Tochter in

Abschied.

An den Baumstamm gelehnt

Blickt Du hinaus in die glänzende Bacht.

Der Mondschein krönt

Deine schwarzen Seidenlocken

Mit, bläulichem Licht.

Dicht

Und sacht

Fallen die schimmernden Blüthenflocken.

Und nun arrt Du mich an:

Müde und schwarzumrändert Dein Blick... Ich weiß! es kann

Keine Beffelworte sagen

Dein zuckender Mund. Wund

Tiegt Glück

Dir und Glauben.

Leb' wohl!

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Ich hab's zerschlagen!

Bum lehten Mal

Halte ich Deine Hand... ,, Dann bin ich allein..." In wilder Qual

Schrei' ich laut den lieben Namen...

Du blickt Dich nicht um.

Stumm

Waldein

Geht Du den Pfad, den so off wir kamen.

Meber den Weg fällt quer

Dein Schaffen,

weiß umfluthet vom Licht,

Dom Dorfe her

Biffern dumpf die Kirchenglocken

Durch die stille Nacht...

Bachk

Und dichk

Hallen die schimmernden Blüthenflocken.

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Ludwig Lessen.

Bei den Spülbänken. Nicht weit von der Stadt zweigt sich der Mühlgraben vom Flusse ab. Ein malerisch schöner Weg führt an seinen Ufern entlang. Hohe Rüstern stehen dicht am Wasser und fassen auch den Fahrweg ein,

wenigen Worten die Situation zu erklären," floß wenigen Worten die Situation zu erklären," floß es wie Honigseim von den Lippeit des Ministers. Henriette wird ohne Weiteres verstehen, ich zweifele feinen Augenblick daran."

*

*

Vor dem hochragenden Portal des Domes staut sich die Fluth prächtiger Karossen. Die Gäule stampfen, bäumen und beißen ungeduldig in's Zaum­zeug. Die Luft erfüllt das Geläut der Glocken, die ihre fröhliche Stimme erheben, obwohl die Zeremonie noch nicht begonnen hat.

Herr Anquetin schreitet in tadelloser Toilette, die stattlichen Glieder in einen kostbaren Pelz gehüllt, unruhig auf und ab. Er erwartet seine Auftraggeber.

Das laute Geflapper der Pferdehufe auf dem Pflaster verkündet das Nahen des Brautzuges. Im schlanken Trabe rollen die ehrwürdigen, schwer fälligen Staatswagen mit den silbernen Laternen heran. Dem ersten entsteigen zwei ältere Herren, der Präsident de Froulay und der Staatsminister. Ohne sich weiter um ihre Damen zu kümmern, eilen sie hastigen Schrittes auf den Notar zu und fragen in erregtem Fliisterton:" Nun, Anquetin, ist die Sache geordnet?"

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, Alles in bester Ordnung! Sie sitzt bereits hinter Schloß und Riegel!"

Einen Augenblick herrscht in der Gruppe ein peinliches Stillschweigen.

freilich nicht ab. Es gab einen recht bösen Auftritt, als die Beamten sich anschickten, die Person ab­zuführen..."

Herr Anquetin fann nicht wei er reden. Die behäbige Frau de Froulay rauscht in der stolzen Pracht ihrer kostbaren Seidenrobe heran und fragt ängstlich: Was haben Sie denn so Wichtiges zu besprechen, meine Herren? Hoffentlich nichts Un­angenehmes?"

,, Ganz und garnicht, meine Gnädige! Ich sagte nur, daß Widor   eben die Orgel probirt hat und seinem Entzücken über das schöne Instrument be geisterten Ausdruck gegeben hat."

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...

So? Das ist mir lieb O, ich kann nicht sagen, wie glücklich mich dieser. Tag macht... Von allen Seiten beglückwünscht man mich zu der Verbindung und bezeugt mir schmeichelhafteste An erkennung!"

Eiligen Laufs nähert sich gerade in dem Augen blick ein Telegraphenbote, eine Depesche in der er hobenen Rechten. Mit feuchtschimmernden Augen hält die Frau Präsidentin das blaue Formular in der Hand, deren vor Erregung zitternde Finger sich vergeblich bemühen, den vertrackten Verschluß zu öffnen. Endlich ist sie damit glücklich zu Stande gekommen. Sie liest, und ein überseliger Ausdrid glückstrahlender Zufriedenheit verklärt das Geficht der würdigen Dame. Die übergroße Freude droht sie zu ersticken und verhindert sie, ihrem Glück Worte zu verleihen.

Von wem ist es denn, liebe, gnädige Frau? Etwa vom Marschall- Präsidenten?"

Ich will hoffen, daß sich die Sache ohne allzu großes Aufsehen bewerkstelligen ließ," läßt sich endlich der Herr Minister mit einem leichten, verlegenen Hüsteln vernehmen. Mehr als das, meine Herren! Es ist der Na, so ganz ohne Weiteres ging die Sache Segen des Heiligen Vaters!"

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Feuilleton.

der sich am anderen Ufer hinzieht. In ihrem düsteren Aussehen geben sie dem Bilde seinen Charakter, und die wohlthuende Kühle in ihrem Schatten macht den Weg an heißen Sommertagen zu einem beliebten Erholungsort. Heute giebt es ein anderes Bild; die sonst so stillen Ufer sind ein Schauplaz der Arbeit. Auf kleinen Handwagen, mit großen Tragen, in kleinen Körben wird frische Wäsche von der Stadt herangebracht, damit sie in dem ziehenden Wasser des Mühlgrabens noch einmal gehörig durch­gespült werde. In allen Arten ihrer Beschäftigung sind Sie fleißigen Wäscherinnen dargestellt. Unten am Graben, auf dem niedrigen Brett dicht über dem Wasser, knieen die Einen, nehmen aus den Körben einzelne Stücke und schwenken sie im Wasser hin und her. Die gespülte Wäsche wird dann ausgerungen. Unser Bild zeigt die aufrecht stehende Frau bei dieser Arbeit. Andere sind fertig und wollen eben gehen, wieder Andere kommen gerade an. Sogar das Töchterchen, kaum zwei Jahre alt, glaubt mithelfen zu müssen und pusselt" eifrig an der Wäsche im Korbe herum.

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Die älteste Schifffahrt. Nach dem Stande der For schung muß angenommen werden, daß das Schiff an ver­schiedenen Stellen der Erde erfunden wurde, und daß zu den ältesten Benutzern dieses Transportmittels die Babylonier und Egypter gehörten, die bereits frühzeitig zur Fortbewegung ihrer Schiffe sowohl das Ruder als das Segel benusten und durch zwei oder mehrere schaufel­förmige Ruder eine Steuerung bewirkten. Curt Merkel bildet in seinem neuen Buch Die Ingenieurtechnik im Altertham"( Berlin  , Julius Springer), dem wir diese Ausführungen entnehmen, nach den bei Theben gefundenen Steinornamenten ein Nilschiff ab, das bereits einen Mast­baum mit einem großen Segel sowie Takelage besitzt und von fünfzehn Ruderern auf jeder Seite fortbewegt wird. Das Steuern geschah bei allen größeren Schiffen durch zwei auf beiden Seiten des Schiffshintertheils angebrachte breite Schaufelruder; doch ist es erwiesen, daß die Egypter auch schon ein am Stern angebrachtes Steuer besaßen.

Die ältesten Nachrichten über den Flußverkehr be= ziehen sich auf die Flüsse Babyloniens   und auf den Nil. Der Nil wurde zweifellos in der Mitte des 3. Jahr­tausends v. Chr. mit Last- und später auch mit Kriegs­schiffen befahren. Aus der Zeit des Königs Mer en ra, Sohn des Königs Pepi( 6. Dynastie), wird berichtet, daß sein Statthalter von Oberegypten für den Steintransport, der von Syene, aus geschah, sechs breite Schiffe, drei Flöße und ein mit Striegern bemanntes Schiff hatte. ,, Niemals hatte sich solches begeben, daß die Insassen weder im Lande Abbat, noch die in der Elephantenstadt cin Schiff für Krieger gezimmert hatten in den Zeiten der alten Könige, welche früher herrschten." Ein bei Gelegenheit der Eroberung Nubiens durch einen König

der 12. Dynastie, Usurtesen III.( 2220 v. Chr.) gefezler Grundstein giebt durch seine Aufschrift Zeugniß davon, daß damals der Nil   bereits gewohnheitsmäßig mit Schiffen! für den Waarentransport befahren wurde. Es heißt auf demselben: Kein Neger darf diese Grenze überschreiten in Schiffen, außer wenn sie beladen sind mit Kindern, Ziegeln und Gjeln, die den Negern gehören." Die Leich tigkeit der Wasserverbindung mußte naturgemäß einen großen Schiffsverfehr im Gefolge haben; Herodot be richtet in der That von einer ausgedehnten Flußschiff fahrt. Die Nilschiffer bildeten eine eigene Kaste. Außer ordentlich groß war die Zahl der Barken und Lastid, i.se, die den Nil bedeckten. Die Fahrt von Syene bis zu Meere dauerte 12 Tage. Auf dem Wasserwege wurden auch zahlreiche der kolossalen Steine, darunter ein kleiner Tempel von 21 Ellen Länge, 14 Ellen Höhe und 8 Ellen Breite transportirt. Dieser Monolith gelangte in 3 Jahren mit Hülfe von 2000 Schiffern von Elephantine   nach Sais. Zur Ueberschwemmungszeit erlangte die Schifffahrt eine noch größere Bedeutung. Zu dieser Zeit begannen die festlichen Wallfahrten; mit Gesang und Musik fuhren die Schiffszüge von Stadt zu Stadt durch das ganze Land. Hunderttausende von Egyptern, Männer und Frauen, schwammen dann in Schiffen auf dem Wasser.

In Alt- Babylonien, in dem Lande Akkad   und Sumir, machte die Steinarmuth des Landes die Lieferung dieses Materials aus dem Auslande, wahrschein.i.h aus Arabien  , nöthig. Man ist daher der Ansicht, daß bereits um die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. int persischen Meerbusen und auf den anschließenden Strömen Euphrat  und Tigris, Schifffahrt stattgefunden habe. Eine um fassende Benuzung der Wasserstraßen trat jedenfalls ein, als der König Chammu- ragas Babylon zur Reichs Hauptstadt machte. Nach der um 2000 v. Chr. verfaßten und auf 42 Tafeln niedergeschriebenen Izdubar- Legende war man mit dem Bau kleiner Wasserfahrzeuge und deren Lenkung bekannt; es wird sogar von einem in Abthei lungen zerlegbaren und in seinen Fugen mit Groped falfaterten Schiff gesprochen. Seit dem Ende des zweiten Jahrtausend bediente man sich auch forbförmiger, aus Flechtwerk hergestellter, mit Häuten überzogener Fahr zeuge. Zur Zeit Sargon's und seines Sohnes Sanherib  gab es Langboote von nicht sehr beträchtlicher Größe, die sehr einfach gebaut waren. Aus dem 8. Jahrhund.rt stammende Abbildungen zeigen auch Schiffe mit Masten.

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Berantwortlicher Rebafteur: Oscar Kühl in Charlottenburg.  - Verlag: Hamburger Buchdruckeret und Verlagsanstalt iuer& Co. in Hamburg  .

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- Druck: Mar Bading in Berlin  ,

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