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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
Heißesten Dank für Ihren herzigen Brief. Ja, wir wollen zusammenhalten, uns hinüber retten„ ,, in der Ideale Land". Bin doch noch hier geblieben. Sonnabend große Reunion, die muß ich erst noch mitmachen. Innigen Händedruck. Ihre Muſe.
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An Bord der„ Freya " auf dem Stettiner Haff , 10. September. Es ist Ernst geworden, mein Freund, ich bin auf dem Heimweg. In einer Stunde besteig' ich in Stettin den Zug, der mich zurückführt in den Sumpf. Wird die Freundeshand mich stüßen, wenn er mich verschlingen will??? Auf Wiedersehen in Stegliz. Junigst Kläre.
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heit liebkosend durch das Haar, ,, aussprechen? Ach Gott ! Und was denn auch? Ich wüßte es nicht einmal! Es ist ja doch immer dasselbe, immer das alte Lied, das Sie kennen. Man müßte sich etwas gröbere Nerven anschaffen."
Sie sah finster vor sich hin. Eine ganze Zeit saßen sie schweigend, dann nahm er von Neuem ihre Hand, und mit dem innigen Wunsch, sie von ihren trüben Gedanken abzulenken, sagte er:„ Sie haben aber wunderbare Tage hinter sich."
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Wunderbare Tage? Ja," sie lachte auf- ,, und dann kommen Sie nach Haus, die Seele noch voll von allem Schönen, und sehen nichts als ein verdrossenes Gesicht, und lesen in allen Mienen nichts als daß es gar so viel gefoſtet! Hach, es ist zum Verzweifeln!" Sie sprang auf und ging mit P. S. Kommen Sie aber nicht eher, als bis ich raschen Schritten im Zimmer auf und nieder. Diese raschen Schritten im Zimmer auf und nieder. Diese Enge, diese Stumpfheit! Ach, mun quäl' ich auch Sie! Warum sißen wir aber auch hier im Zimmer, wo einem alles Elend doppelt fühlbar wird! Kommen Sie an die frische Luft, in die Loggia!"
Ihnen schreibe.
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Steglig, 17. September. Morgen Nachmittag sechs Uhr, dreimal klingeln. Herzlichen Heimathgruß. Ihre Kläre Sch.
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„ Endlich!" Sie streckte ihm beide Hände entWenn Sie wüßten, wie ich mich nach Ihnen gegen. gesehnt habe!"
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,, Und dennoch durft' ich erst heute kommen, nach sieben Tagen!"
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„ Ja leider! Aber es ging nicht eher. Ach wenn Sie überhaupt wüßten!..." Sie brach ab und seufzte; er legte den Arm um ihre Schulter.
" Frau Kläre, liebe Frau Kläre, Sie leiden wieder, ach, wenn Sie sich aussprechen wollten, wenn. " Ja, wenn..." sie fuhr ihm nach ihrer Gewohn
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Mit raschen Schritten ging sie nach dem Balkonzimmer; er folgte, aber im Begriff, die Schwelle zu überschreiten, blieb er stehen: Ach, wie schön!"
„ Ja, wie schön!" Sie ließ ihn neben sich an die Brüstung treten:" Um dieſes Blickes willen hab' ich die Wohnung auch gemiethet. Diese endlosen Felder nicht wahr? Das ist wundervoll! Und wie sich die Erlenbische da im Felde verlieren. Hier links das ist der Fichtenberg , da hinten zieht
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sich der Grunewald hin, und hier geradeaus der schlanke Kirchthurm in dem grünen Busch das ist Dahlen ... Wissen Sie noch? Dahlem , wo Start seine großen Weißen verschänkt!... Weiß
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Feuilleton.
bier mit Himbeer, uh!" Sie schauderte zusammen wie vor Ekel.
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er hatte
Er sah es wohl, und so sehr es in mit inuerer Genugthung erfüllte mit doppelter Genugthnung in der Erinnerung an jenen Sonntag! jetzt doch nur den Wunsch, sie nicht wieder in tribe Gedanken versinken zu sehen, und so wies er nach Süden, wo sich ein Vogelschwarmt im blauen Aether verlor:
Sehen Sie
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Wandervögel!"
Sie folgte seiner weisenden Hand und nichte. gedankenvoll:„ Ja, ich sehe sie schon geraume Zeit, und dabei fällt mir ein Spruch ein, der driven in drüben Dahlem über einem Grabe steht. Ein merkwürdiges Grab, wissen Sie, dicht an der Kirchenwand und auf dem Granit nichts als der Name. Kein Datum ,. teine Jahreszahl. Und darunter:
Wer hat Euch Wandervögeln Die Wissenschaft geschenkt, Daß ihr aus weiter Ferne Den Weg zur Heimath lenkt? Daß ihr im Norden wieder
Die alte Eiche wählt,
Daß ihr im heißen Süden Die Palme nicht verfehlt?..
Was man sich dabei denken kann!... Nicht? Aber sezen wir uns' mal endlich. Nein, kommen Sie heran an meine Seite, das Bänkchen hat Plaz für Zwei. Sehen Sie, es geht."
Und es ging, und dicht aneinander geschmiegt und Hand in Hand saßen sie und sahen der Sonne nach, die wie ein glühender Purpurball hinter den Grunewald versant und das ganze Gelände zu Abschied noch einmal mit strahlendem Goldglanz übergoß.
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( Schluß folgt.)
Heu
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um
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dem
bat, nich von
Stimmen der Liefe.*
Bon Allen, die auf diesem Eiland hausen,
Blick' ich allein empor zum Sternenreigen; Kein Lüftchen spielt mehr mit des Gartens Bweigen, Und eingeschlafen ist der Rüfter Saufen.
Da horch!- Dom Strande kommt in langen Pausen Ein dumpf Getön und pfört das mächt'ge Schweigen, Wie Drgelklang im Fallen und im Steigen;- Ich kenn' es wohl, der großen Wasser Brausen. Dieselben sind es, die vor tausend Jahren, Gepeitscht vom Sturm, in wüffen ,, Mannesfränken" Db Fluren, Weilern, Städten hingefahren. Horch, wie sie locken:„ Komm, dein schmerzlich Denken
Und deiner Sorgen schwarze Rabenschaaren In unsern Schook auf ewig zu versenken!"
Reinhold Fuchs.
Noth... Ein Bild, das keiner längeren Erklärung bedarf. Jeder von uns hat diese Szene schon gesehen, Jedem hat sich dabei das Herz zusammengeframpft, und doch brachte er kein Wort hervor, das trösten konnte. Dort der Todte, den die übergroßen Mühen und das elende Leben auf das Krankenlager geworfen, der nun nach langem Siechthum gestorben, und in der Mitte des Zimmers die in ihrem Jammer fassungslose Frau, die den geliebten Mann und den Ernährer ihrer Kinder verloren, Tie Kinder, die noch kein Verständniß haben für das, was sie getroffen nur das ältere Mädchen empfindet es dumpf und ist verlegen, das Kleine schreit, weil es den Schmerz der Mutter sieht, und über Treppen und Flur herauf kommen schon die Bahrträger, den Todten aus dem Hause fortzubringen... Ueberall, von den kahlen Wänden und aus allen Winkeln der Bodenkammer starrt uns das nackte Elend entgegen. Selbst die alte Frau, die dem Todten den legten Dienst erwiesen, die Trauer und Elend schon in hundertfältiger Gestalt gesehen, hat ihren Gleichmuth verloren.
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Westküste
bor. So bestehen in Loango an der Afrikas verschiedene Tempelpläße, die Adolf Bastian wegen ihres besonderen Kultzweckes Regentempel" nennen zu können' glaubt. Sie sind vom König dotirt und mit jährlichen Geschenken bedacht, damit ihre Priester durch nächtliche Zeremonien zu den geeigneten Zeiten Regen verschaffen oder ihn, wenn er zu reichlich fällt, hemmen. Es find in diesem Lande die ersten stiftungsmäßigen Tempel. Man kam zu solcher öffentlichen Fürsorge durch die Bedürfnisse des Ackerbaues, weil gerade in tropischen Zonen das Gedeihen der Früchte von dem richtigen Einseßen und Aufhören des Regens abhängt. Die Priester, die dieser Wetterforge obliegen, werden Simgilli oder, Regenmacher" genannt. Nach einer Mythe standen diese meteorologischen Zauberer früher unter der Leitung des Ganga Chitome, eines Priesters der Erdgottheit. Dem Gott der Erde" galt also der Kult, und von ihm fam folglich auch der Regen.
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Bastian nennt außerdem noch zahlreiche andere Götter, die hauptsächlich Regenfetische sind. Der Ganga Rafi- batissie erzeugt Regen aus einem mit Milonghos oder Zaubermitteln gefüllten Kasten, die„ Lukallala" ge= nannte Klapper schwingend, während ihm der Erdgeist, Kissi- insie, in den Kopf steigt und durch seinen Mund redet. Der Ganga Jniema bei Loangele bedient den Regengott Mofisso Juiema, dessen Fetisch aus einem Stein und einem mit einer Röhre versehenen Hammer besteht. Bei Regenmangel wird der Hammer mit der Röhre, die mit Rum gefüllt wird, nach oben auf den Stein gestellt, und wenn der Regen, weil er zu heftig ist, gehemmt werden soll, nach abwärts.
Daneben sind aber auch die Könige verpflichtete Wettermacher. Sie sind Träger der Gottheit, und wenn diese in ihnen ist, müssen sie allerdings im Stande sein, die Witterung zu reguliren. Noch wohnt der die Stürme beherrschende Kukulu am Vorgebirge des Steinpfeilers. Und Namoulu- vumu, der König des Regens und Wetters, refidirt auf einem Hügel bei Bomma. Die Position eines solchen Regenfönigs" ist geheiligt, andererseits aber auch zuweilen recht kritisch. Bei anhaltender Dürre verfehlen die Unterthanen nicht, dem Regenten Vorstellungen zu machen, daß, wenn er sich nicht bald seines Königreiches annehme, sie Alle vor Hunger sterben müßten und außer Stande sein würden, ihm die gewöhnlichen Geschenke zu machen. Wie sich da der Herrscher aus der Affaire zieht, ist bei Bastian erbaulich zu lesen. Um auf der einen Seite das Volk zu befriedigen und auf der anderen auch nicht zu viel zu wagen, überträgt der König das Geschäft auf einen seiner Näthe und befiehlt thm, unverzüglich so viel Regen auf die Felder fallen au laffen, als nöthig ist, fie fruchtbar zu machen. Wenn
dieser alsdann ein Gewölf wahrnimmt oder vermuhet, daß es regnen würde, so zeigt er sich dem Volke, als wenn er jetzt den Befehl seines Herrn ausrichten wollte. Dann versammeln sich Weiber und Kinder um ihn, unablässig rufend: Gieb uns Regen! gieb uns Regen! Die Ercellenz verspricht denn auch mit der größten Zuversicht, das Verlangen zu erfüllen.
Auf welche Weise Gottheiten mit der Spezialität des Regenspendens entstehen können, schildert uns Bastian in einem anderen Beispiel. Als dem König Mani- Bussa in Tumba ein Kind mit unglückverheißenden Merkmalen geboren wurde und Dürre eintrat, vertrieb man ihn in das Land der Mussoronghi. Nun traf es sich, daß es dort regnete, während in der Heimath die Trockenheit fortdauerte. Da ruft das Volk den König sammt den Kinde zurück, und wirklich fällt nun auch hier Regen. Singa, so hieß der Knabe, starb frühzeitig, inspirirt aber seitdem den nach ihm sich nennenden Priester Singa" in Tumba und ist auf dem Wege, ein„ Regengott" 311 werden, wenn er es nicht schon ist.
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Etwas anders, als die westafrikanischen Gangas, verfahren die Australier beim Regen; auber, wie eine Mittheilung von H. Greffrath zeigt. Australien wird, zumal in seinem Innern, durch anhaltende Dürre häufig heimgesucht. Die Eingeborenen des zentralen Macdonnells Gebirges wähnen, daß diese Dürren durch einen Regen tenfel, welcher die Feuchtigkeit des Erdbodens auflecke, bewirkt werden. Sie schicken dann ihren Regenmacher aus, diesen Dämon einzufangen. Um sich dabei ge räuschlos an ihn heranschleichen zu können, legt der Zauberer ein Paar weicher Federschuhe an. Nach glüc lichem Fang hat die Trockenheit ein Ende. Hier beste t also die Kunst des Regenzaubers darin, einen bösen Dämon unschädlich zu machen, während es in Afrika vielmehr darauf ankommt, einen wohlwollenden Geist zu H. T. gewinnen.
Du trägst sehr leicht, wenn Du nichts haft; Aber Neichthum ist eine leichtere Last.
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Berantwortlicher Rebatteur: Oscar Rübl in Charlottenburg. - Berlag: Samburger Buchbruckerei und Berlagsanstalt Auer& Co. in Hamburg .
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Drud: Mar Babing in Berfin.
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Regenzauber. Ueber den Regenzauber bei den Naturbölfern liegt eine Nethe bemerkenswerther Nachrichten * Aus„ Strandgut". Gera , Karl Bauch.-
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