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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

und Lebens sicher sind. In den Städten legen Ban­diten Fener, schleichen dann herbei und tragen Alles davon, unter dem Vorwand zu retten und zu helfen. Dies ist der Hauptgrund der vielen Feuersbrünste. Die höheren Beamten, die aus der Ferne kommen, haben keine Kenntniß der vielen Mundarten im Neiche, sie sind auf die niedersten Stellen, auf ihre Diener und Dolmetscher angewiesen. Diese nehmen Bestechungen, übersezen falsch und ersiunen tausenderlei Mittel und Wege, um Geld zu erpressen. Die Ein­nehmer seßen einerseits die Abgaben zu hoch an, andererseits verschweigen sie gewisse steuerbare Er zeugnisse, streichen hier selbst die Erträgnisse ein und betrügen den Staat. Die Kaufleute, welche den Thee nach Shanghai   bringen, zahlen an ihre Man­darinen jährlich wenigstens 20 000 Tael. Solche

Seit der Krieg mit England den Chinesen ge­zeigt hatte, daß die Mandschuregierung nichts weniger als unüberwindlich sei, wurde das Verlangen, ihrer Mißwirthschaft ein Ende zu machen, das bis dahin nur in gelegentlichen und lokal begrenzten Aufständen zum Ausdruck gelangt war, immer allgemeiner. Zur Verbreitung revolutionärer Stimmung trugen sehr viel bei die in China   stets sehr verbreiteten Geheim­Zur Wasserlilie," biinde. Diese Gesellschaften- " Zum reinen Thee,"" Dreieinigkeitsbund,"" Bruder­schaft des Himmels und der Erde  " heißen einige davon hatten, wie auch die folgende Revolution, eine kommunistische Färbung, was natürlich nichts mit modernem Sozialismus zu thun hat, sondern sich aus der großen Rolle erklärt, die der urwüchsige Kommunismus noch in China   spielte; die Spize fehrt

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gänzlichem Mißerfolg gepredigt worden war. Hung­Siutsiuen gehörte zu dem zahlreichen Stamm der Hung in der Provinz Kuangsi, nicht weit von Kanton. Sein Vater war Oberhaupt des ganzen Clans und genoß daher hohes Ansehen in der ganzen Gegend. Hung wollte in den höheren Staatsdienst. Er fiel aber ohne sein Verschulden wiederholt im Staatsexamen durch und betrieb dann eine seinen feurigen Geist nicht befriedigende Thätigkeit als Lehrer an der Dorfschule in Kuangtung, wo der Clan der Hung seinen Mittelpunkt hatte. In Kanton lernte er das Christenthum kennen. Dann verfiel er in eine schwere Krankheit, in der er beständig Visionen hatte: er glaubte, vom Himmel aufgefordert zu werden, einen Gottesstaat auf Erden zu begründen, die Mandschus zu vertreiben und Kaiser eines neuen

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Winterabend. Nach einem Gemälde von Otto Modersohn  .

Beamten spotten des erhabenen Himmelssohnes, der glaubt, über seine nachlässigen Diener ein hartes Gericht zu verhängen, straft man sie um die halbe oder auch die ganze Jahresbesoldung. Beträgt doch diese manchmal kaum den tausendsten Theil des Ein­fommens. Am ärgsten afer steht es mit der Land­und Seemacht, sie gereicht dem Staat in voiler Wahrheit zur Schande. Die Offiziere sehen ur auf Gewinn, eine große Anzahl der in den Listen aufgeführten Soldaten ist garnicht vorhanden, die Löhnung vertheilen die Herren untereinander. Die faiserliche Marine steht mit den Schmugglern in Ver= bindung, und so wird der Staatsschaz jährlich um Millionen tetrogen. Ten größten Nachtheil aber bringt dem Lande die Opiumeinfuhr in physischer, moralischer und wirthschaftlicher Beziehung. Die Bevölkerung verfrüppelt und es gehen jährliche viele, viele Millionen Dollars aus dem Lande." Der legte Punkt übrigens gehört gerechter Weise viel weniger den Mandschus auf's Konto, als den, weißen Teufelu", d. h. den respektablen und christlichen eng­Lischen Bourgeois, d'e die Opiumeinfuhr nach China  betrieben und noch betreiben, heute mehr denn je.

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sich gegen die Mandschus. So spricht sich die Bruderschaft des Himmels und der Erde  " dahin aus, sie halte sich vom höchsten Wesen dazu berufen, den furchtbaren Gegensatz zwischen Armuth und Reich­thum aufzuheben. Die Inhaber der ird schen Macht und des Vermögens seien ebenso in die Welt ge­kommen und gingen ebenso wieder hinaus, wie die Unterdrückten. Das höchste Wesen wolle nicht, daß Millionen zu Slaven   einzelner Tausende bestimmt werden. Die Sonne mit ihrem strahlenden Antlitz, die Erde mit ihren reichen Schäßen, die Welt mit ihren Freuden ist gemeinschaftliches Gut, welches zur Bestreitung ihrer Bedürfnisse von Millionen nackter Brüder aus den Händen der Tausende zurück­genommen werden muß. Keine vorzeitigen Auf­stände, sondern Gehorsam den Mandarinen, bis die Zeit zum allgemeinen Aufstand und zur Verjagung der Mandschus gekommen ist.

Mit den Lehren der Geheimgesellschaften war der Mann genährt, der der Kopf der Revolution wurde, Hung- Sintsiuen. Aber er brachte noch ein religiöses Element hinein, nämlich das Christenthum, das bis dahin von europäischen Missionaren mit

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Reiches zu werden. Genesen, begann der jüngere Bruder Christi", wie Hung sich nannte, seine Agi­tatione thätigkeit und zwar mit großem Erfolg. Der Stanım der Hung hielt zu ihm, andere Clans be­kehrten sich bald in Masse. Hung's Anhänger be­gnügten sich zunächst damit, ihre Lehre zu predigen, zu taufen und die Gößenbilder aus Tempeln und Schulen zu entfernen. Im Jahre 1848 fam Hung zum ersten Make in ernsten Konflikt mit den Staats­behörden wegen Zerstörung einer hochgeschätzten heil­fräftigen Reliquie durch seine Anhänger. Das Jahr 1850 brachte den ersten Lewaffneten Zusammenstoß zwischen Hung's Leuten und den kaiserlichen Truppen, die überall den Kürzeren zogen. Bald zählte Hung ein stattliches Heer, das, gut disziplinirt und voll Begeisterung, den Mandschutruppen weit überlegen war. Im Herbst 1851 hatten die Gläubigen be­reits den größten Theil der Provinz Kuangsi in Besitz: die Provinzhauptstadt Jongugan hatten sie erobert. Hier erklärte Hung: Es ist jetzt an der Zeit, offen herauszutreten, wir wollen die Mand­schus, dem verrotteten Mandarinenwesen und dem Gößendienst vor aller Welt den Krieg erklären. Wir

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