pie Neue Welt Rene
Nr. 34
Jüustriertes Unterhaltungsblatt
Maria Thurnheer
Erzählung von Baul 3lg:
striegeln!" an den Haaren pacte und vor meinen Augen übel hinausbugsierte. Auch ich verschwand vor Scham und Entsetzen auf eiligen Sohlen, als wäre die Schmach mir felbft widerfahren. Wenig fehlte, so hätte ich den Alten mit geballten Fäusten angefallen.
1918.
( Fortseßung.)
sie den Anblick des Baters in der fröhlichen Welt nicht ertragen, seinen scharrenden Gang nicht hören und sehen konnte. Aber der mißtrauische Mann erriet das eitle Töchterlein. Stehenbleibend ließ er die zögernde Nachhut herankommen, pacte Maria bei der Hand und sagte, scheinbar Viel schrecklicher noch traf uns eine ähn. sanft zurechtweisend, in Wirklichkeit aber
feierliche Nacht
inerseits lehnte sie sich durch Abfehr gegen sein Gebrechen auf und mied es nach Möglichkeit, sich mit ihm zu zeigen. Wollte der Alte sie demütigen, befahl er ihr nur, ihm die Stiefel auszuziehen. Manchmal schien sie doch wieder von seinem Unglück angezogen zu sein; denn es huschte wie ein Schatten über all ihre Wege und Stimmungen. Sicher liebte sie den Bater nicht; fie fürchtete ihn nur. Sowie auf der Treppe oder draußen auf dem Pflaster der Speftafel feines entstellten Schrittes anhub, wurde das Mädchen still und niedergeschlagen. Einmal war ich Zeuge einer Züchtigung, die Maria aus geringfügigem Anlasse erleiben mußte Wir faßen vor un ferem Brett in der Stube, als ihr die Mutter von der Küche her den Auftrag gab, einen Eimer Waffer zu holen. Mariechen war jedoch wieder einmal völlig vom Spielteufel beseffen und gab unwillig zu verstehen: „ Ja, ich geb' nachher schon; es wird wohl nicht so preffieren." Sie hatte im Eifer ganz vergeffen, daß der Alte auch in der
Küche saß. Als er dann wutschnaubend in die Stube tam, fuhr sie leichenbla vom Stuhle: Bater, ich will ja gehen. Bater, bitte um tausend Gottesmillen, tu mir nichts!" Sie tonnte aber, von dem häßlichen Anblid halb gelähmt, nicht verhindern, daß er sie mit den Worten: Wart', du freche Ray, dir will ich das Belzwert
iefer glühen da mit einem Male
Tiefe
und
Grund und Gipfel, Felder, fluß und Baum. Hbend hebt die fanft gewölbte Schale müder Landfchaft zärtlich in den Raum. Nacht mit einem muttermilden Schweigen nimmt die Schale ftill aus feiner Dand. Sterne tropfen in das blaue Schweigen. Silbern überfließt der Becherrand.
Jetzt in ihrer fchönften Traumgebärde wandelt Nacht gemeffen um das Haus und gießt opfernd über alle Erde ihre fterngefüllte Schale aus.
Ganz in weiche Stille eingefunken taftet meine Sebnfucht fich zu ihr. Nacht, von deiner fülle bin ich trunken! Dimmel, Götter, Sterne find in mir.
Der
liche Szene auf offener Straße. Es war während eines Sonntagsspazierganges, zu dem Maria oft gezwungen wurde. eigensinnige Alte, dem einfame Wege beffer anstanden, stapfte neben seiner Frau höchst beschwerlich durch die Menschenmenge der Horner Promenade. Maria und ich gingen zwanzig Schritte hinterher, vermutlich, weil
von Gift und Galle erfüllt:„ Lauf du jetzt nur auch eine Welle neben mir. Warum sperrst du dich denn und ziehst ein frummes Maul? Du brauchst
da gar fein frummes Maul zu ziehen. Bebüte, es ist ja feine Schande; ich bin notabene auf ehrliche Art und nicht im Rausch zu dem Schaden gefommen. Dessen vermag sich unsereiner nichts. Aber merf's Marg, der Jungfer Tausendschön bist du halt nur ein elender Backler und Hinter. Ja, da hast du's nun, Alte! Freu' dich!, Ehre Bater und Mutter, benft fie, aber nur so lange sie gesunde Glieder haben."
Die so Bergewal ligte märe gewiß letche ter nadt durch die Straßen der Stadt gelaufen: fie schlug ibre freie hand vor bas Gesicht und meinte
still auf dem ganzen Wege. Durfte ber Bater sein Kind auf solche Weile bemütigen? Meine Gefühle schleuderten wütende Wellen gegen diefe Mauer der Elterngewalt. Sa, tamals ging mir ein Licht auf. bos taiches Bater und Tochter dereinst noch ein barter Strauß ausgefochten würde. Die Gefahr wuchs, je nieht sich Maria an die Mutter