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ker«. Außerdem sind zur Arbeiterpresse noch die, allerdings| außer dem Parteiverbande stehenden Blätter:» La Jeune Icarie<< ( Organ der Cabetistischen Kolonie Neu- Jcarien, Corning, Jowa), » Socialistic Greenback Labor Paper«,» Presse of the Co­operative Colonization Movement« und» The Irish World and Amarican Industriel Liberator«( Organ der irischen Fe­nier in New York  ) zu zählen. Nahe steht den Bestrebungen der Partei auch der radikale Freidenker" von Milwaukee.

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Eine recht ansehnliche Streitmacht, wie man sicht, zu deren Bildung und Schulung die deutsche Sozialdemokratie nicht das Wenigste beigetragen. Zahlreiche deutsche Genossen von gutem Klang in der Partei: Adolf Touai, Otto Walster, Grottfau, Dr. Liebig, Dr. Georg Stieveling, Franz und Andere stehen an ihrer Spike, was uns eine Bürgschaft mehr für die stetige Ent­widlung der Partei ist. Uebrigens soll dadurch keineswegs ge­sagt werden, daß die englisch sprechenden Genossen etwa den beutschen unebenbürtig seien. Vielmehr ist gerade das Erfreu­lichste, daß die allerdings von den Deutschen   importirte Idee" jetzt auch unter den Anglo- Amerikanern sich immer mehr Bahn bricht und daß die letzteren der amerikanischen   Partei auch bereits tüchtige und eifrige Vorkämpfer gegeben haben. Daß aber die deutschen   Genossen in der amerikanischen   Bewegung ihrer Mutter­partei in Deutschland   nicht vergessen haben, zeigt nicht nur ihre ganze Parteithätigkeit, sondern auch jede Nummer ihrer Organe, und hat noch jüngst die allgemeine und einstimmige Sym­pathie bewiesen, mit welcher die deutsch  - amerikanische Partei­presse unser neugegründetes Parteiorgan begrüßte, und die Auf­merksamkeit, mit welcher sie die Veröffentlichungen desselben ver­folgt.

Die Jdee der Emanzipation des Proletariats macht in neuerer Zeit auch in Südamerika   ansehnliche Fortschritte. Erst jüngst bildete sich in der Hauptstadt Brasiliens  , in Rio Ja­ neiro  , eine große Arbeiter- Union, welche zwar weit entfernt iſt, bereits ein festes, sozialistisches Programm zu haben, deren bester Kern indessen durchaus von den Jbeen des Sozialismus geleitet wird, die allmälig auch immer weiter in die Menge einbringen und über kurz oder lang, wie überall, wo sie in den Arbeiter­Preisen erscheinen, alle anderen unzulänglichen Bestrebungen zur Verbesserung des Arbeiterlooses aufsaugen wird.

Bereits um ein Erhebliches weiter fortgeschritten ist die Ar­beiterbewegung in Argentinien  , das, namentlich durch die zahlreichen eingewanderten Italiener angeregt, schon seit Län­gerem mehrere eifrige sozialistische Assoziationen anarchistischer Färbung hat. Dieselben hielten vergangenen September in Buenos­ Aires   einen Kongreß ab, auf welchem die Gründung eines feft­organisirten argentinischen Arbeiter- Bundes( Federation Regio­nal Obrera Argentina) beschlossen wurde. Was uns Euro­ päer   dabei am meisten Wunder nehmen muß, ist, daß die ganze Lokalpresse von Buenos- Aires diesen sozialistischen   Kongreß sehr unparteiisch und günstig beurtheilte. Seitdem hat sich, im Of tober, auch bereits die neue Organisation konstituirt, und entfaltet eine eifrige Thätigkeit. Die energischste Mitgliedschaft des neuen Bundes ist ersichtlich das Zentrum der Arbeiter Propaganda" in Buenos- Aires, welches zahlreiche Genossen zählt und auch bereits verschiedene Flugschriften veröffentlicht hat. Seinem Eifer wird es hauptsächlich zu danken sein, wenn die argentinischen Sozialisten bereits über ein eigenes Preßorgan verfügen, welches am 16. Oktober zum ersten Mal ausgegeben werden sollte. Es soll den Titel ,, La Vanguardia  "( Die Vorhut) führen und führt sich mit den bezeichnenden Worten ein: Ruhm der Arbeit, Ehre denen, welche schaffen. Friede und Wohlstand allen Men­schen, welche guten Willens sind. Was ist der Kapitalist? Alles. Was soll er sein? Nichts. Was ist der Arbeiter? Nichts. Was soll er sein? Alles."

Auch in Uruguay   besteht bereits eine Sektion der Inter­nationalen und zwar in Montevideo  . Dieselbe ist sehr rührig und steht mit den übrigen sozialistischen   Zentren Südamerika's  in Lima  , Valparaiso  , Buenos- Aires und Rio Janeiro   in leb­haftem Verkehr, Bereits ist die Abhaltung eines südamerikanischen sozialistischen   Kongresses geplant, auf welchem alle südamerika­nischen sozialistischen   Organisationen und namentlich die ver. schiedenen Landeszentralen vertreten sein und einen gemeinschaft­lichen Aktionsplan berathen sollen.

Berichte.

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auf die Nothschreie über die drohende Hungersnoth in Schlesien  | und im Thüringer Wald   bald mit einem gleichen Nothschrei aus den sächsischen Industriebezirken geantwortet würde. Wer die traurige Lage unserer Weber- und Strumpfwirferbevölkerung, wie sie sich schon seit Jahren gestaltet hat, kennt, wird sich nur wundern, daß der Nothschrei nicht früher kam. Und es ist Nie­mand anders, als das Leipziger Tageblatt  ", das im Schön­färben bisher das Stärkste leistete, welches diesen Nothschrei aus dem untern Erzgebirge   veröffentlicht! Nach einem Bericht des selben vom 11. November aus Mülsen   St. Micheln, das in einer der ärmsten und dichtbevölkertsten Industrie Gegenden Sach­ sens  , zwischen Glauchau   und Zwickau   liegt, ist dort am 7. No­vember in der Gemeinderathssigung eine Deputation von Ar: beitern( Webern) mit der Erklärung erschienen: daß sie unter den jezigen Verhältnissen weder Abgaben noch Steuern für Staat und Gemeinde entrichten könn ten und entweder Arbeit oder Brot verlangten! Der arme Gemeinderath, der die Lage der Einwohner zu genau kennt, um nicht zu wissen, daß die Angaben auf vollkommenster Wahrheit beruhten, war ganz verdußt und wußte keinen andern Ausweg, als das Anliegen zu Protokoll zu nehmen und an die Ausweg, als das Anliegen zu Protokoll zu nehmen und an die Amtshauptmannschaft nach Glauchau   zu senden. Wer die fast erschreckende Bedürfnißlosigkeit und Bescheidenheit unserer Weber fennt, der kann ermessen, auf welche Höhe die Noth gestiegen sein muß, wenn diese zu solchen Schritten ihre Zuflucht nehmen. Eristirte noch die sozialistische Agitation, so würde der Noth­stand längst zur öffentlichen Erörterung gezogen worden sein und die Staatsbehörden wären darauf aufmerksam geworden. Jetzt erfahren sie dergleichen erst, wenn die Noth zur öffentlichen Ka­lamität geworden ist. Die Polizeiorgane, und zwar speziell im Bezirk der Zwickauer   Kreishauptmannschaft, in dem Mülsen­St. Micheln liegt, haben jest so viel mit der Sozialisten haz zu thun, daß fie für den Noth st and weder Zeit, noch Auge und Ohr haben. Der Zwidauer Kreishauptmann sieht seinen Ehr geiz darin, neben seinem Berliner   Kollegen Herrn v. Madai die meisten Verbote und Maßregelungen herbeizuführen und am brutalsten vorgegangen zu sein. Heute entzieht er einer armen Frau, die mit ihren Kindern nicht weiß, wovon sie sich ernähren soll, das Recht der Kolportage, obgleich es sozialistische Blätter nicht mehr gibt; morgen veranlaßt er Spionagen und Haus­suchungen bei Wirthen und Geschäftsleuten, die im Geruche ste hen, daß zeitweilig Sozialisten bei ihnen verkehren; übermorgen wird ihnen ein harmlosec Gejang oder Vergnügungsverein berboten, der das Unglück hatte, einen frühern Sozialisten unter jeinen Mitgliedern zu zählen. Seit einem Jahre ist die Gens­darmerie und Polizeimannschaft der Zwickauer   Kreishauptmann­schaft auf den Beinen, um eingebildeten geheimen sozialistischen  Verbindungen, geheimen Schriften und geheinien Zusammenfünften auf die Spur zu kommen, und sie konnte es dennoch nicht ver hüten, daß wir unmittelbar sozusagen unter ihrer Nase einen Sieg bei der Landtagswahl erfochten. Bei so angestrengter Thä­tigkeit hat sie natürlich für solche Kleinigkeiten wie allgemeiner Nothstand und Hungersnoth keinen Sinn. Mag die Kanaille trepiren,- sind es doch meist Sozialisten und die besten sozia­ listischen   Bezirke, in denen die Noth grassirt!

Die Herren, die heute das Szepter schwingen und sich kraft der Gewalt herausnehmen, das arme Volk zu treten und zu mißhandeln, leben von den Steuergroschen, die sie diesen Halb­verhungerten herauspressen, herrlich und in Freuden, der Schrei der Armuth dringt nicht in ihre behaglichen Räume. Wie kann man Wohlwollen und Gefühl von Menschen verlangen, die es als ihre vornehmste Pflicht betrachten, ihre Nebenmenschen in ihrer Existenz zu Grunde zu richten, weil diese das Verbrechen begehen, eine entgegengesetzte Gesinnung wie sie, die Verfolger, zu haben?

Darf man sich da wundern, wenn bei dieser Rohheit von Oben, bei diesem frivolen Spiel mit Existenzen, die Rohheit und die Demoralisation, begünstigt durch Arbeitslosigteit, Noth und Elend aller Art, in den Wassen progressiv steigt? Und diese selben Menschen, die in solch barbarischer Weise an ihren Neben­menschen handeln, nennen sich gute fromme Christen, verdrehen heuchlerisch die Augen und rathen dem Volke, nur recht geduldig zu sein, fleißig zu beten und pünktlich die Steuern zu zahlen, bis es besser werde.

Zum Glück beuten alle Anzeichen darauf hin, daß das nächste Jahrzehnt dem deutschen   Prole= tariate die Erlösungsstunde bringt! Der ganze Zu­stand der Dinge geht rasend rasch seiner Auflösung entgegen. Während man in den oberen Regionen nur darauf sinnt, neue Mittel aus dem Volke herauszuschinden, um die Gewalt zu ver doppeln und jedem Sturme troßen zu können, läßt man un­beachtet, daß das Fundament faul und morsch und untergraben ist, so daß der ganze stolze Bau eines schönen Tages wie ein

längerung des Sozialisten- Gesetzes auch die Forderung nach einer deutschen   Reichspolizei- Zentralstelle geltend gemacht wird, wobei dann Herr v. Madai Aussicht hätte, deutscher   Reichspolizei- Mi­nister zu werden. Wohl bekomm's!

y Magdeburg  , 20. November. Unsere Agitation für die demnächstige Reichstags- Ersatzwahl ist im besten Zug, so daß wir hoffen dürfen, daß das Resultat trotz aller uns von allen Seiten in den Weg geworfenen Hindernisse hinter den früheren Wahl­ergebnissen nicht zurückstehen wird, sondern daß wir eher noch mehr Stimmen als bei der letzten Wahl erhalten werden. Eine Stichwahl, in welche wir mit kommen, ist zweifellos. Wichtig ist aber vor Allem, wenn unsere Agitation entsprechend wirken soll, daß wir von den Genossen allerorts mit Geld unterstützt werden ( das man an die bekannten Adressen senden möge), denn die beiden Wahlen fosten Geld, und die Krise hat die Zahl der Opferfähigen unter den Magdeburger   Sozialisten sehr geschwächt. Wenn uns aber unsere Genossen in ganz Deutschland   nicht im Stich lassen, sondern nach Kräften ihr Scherflein beitragen, dann wird es im Verein mit dem, was wir zu leisten vermögen, schon gehen; wir haben ja schon so oft mit geringen Mitteln Wun­der gewirkt! Die Partei muß eine neue Probe auf das Sozia­liſtengesetz ablegen und diese darf nur zu ihrer Ehre ausfallen Darum vorwärts, Genossen, thut was ihr könnt!

Der sozialdemokratische Reichstagskandidat, Genosse Viered, war bereits mehrere Male hier anwesend, um im Privatkreise für seine Wahl zu agitiren und sich den Gesinnungsgenossen persönlich vorzustellen. Bei einer solchen Gelegenheit kam es am vorigen Sonntag zu einem amüsanten Wettrennen zu Fuß und per Droschke zwischen Viereck und einem Theile uuserer Genossen einerseits und der Magdeburger   Polizei andererseits. Viereck, der bereits an der Bahn von Dienern der heiligen Hermandad in Empfang genommen wurde, war diese Gesellschaft sehr lästig und so wurde zwischen ihm und den ihn abholenden Genossen verabredet, in welcher Weise man der Polizei ein Schnippchen schlagen und sich zu einer vertraulichen Besprechung zusammen­finden könnte. Der Kampf, erst im Dauerlauf zu Fuß anges fangen, wurde bald per Droschke weiter geführt, doch zog in dem­selben die Polizei, als der ungeschicktere Theil, den Kürzeren. Die mit Polizei gefüllte Droschke jagte noch hinter dem sozialisti­ schen   Gefährte brein, nachdem dessen Insassen schon längst durch einen Sprung in eine der engen Nebengassen Magdeburgs der Verfolgung entrüdt waren. Später fand man sich in den Bu­stru'schen Bierhallen zusammen, wo mittlerweile sich mehrere hun­dert Genossen eingefunden hatten. Als Viereck eintrat, erhoben sich diese zum Zeichen des Grußes sämmtlich von ihren Plätzen, nur die verdugten Polizeibeamten blieben sizen, ein Umstand der verschuldete, daß unsere Genossen verschiedene Persönlichkeiten als Geheime" kennen lernten, die ihnen bis dato unbekannt waren! Die Polizei ist flug und weise und sie betrügt man nicht! In= dessen lassen wir uns von ihrer Weisheit so wenig imponiren, wie durch ihre Macht. Wie schon mitgetheilt, hat neulich in einer konservativen Versammlung unser Polizeipräsident öffentlich erklärt: Er werde mit allen ihm zu Gebote stehen: den Mitteln die sozialdemokratische Wahlagita. tion unmöglich machen. Nun, der 10. Dezember wird die Antwort hierauf geben.

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Genosse Bracke, der früher in Magdeburg   kandidirte, dies aber jetzt als Vertreter des 17. sächsischen Wahlkreises nicht mehr fann, hat im konservativen Magdeb. Tagebl." seine früheren Wähler aufgefordert, Viereck ihre Stimmen zu geben; die ,, liberale" Magdeb. 3tg." hatte die Aufnahme der Annonce verweigert. Das sieht diesem liberalen" Pack ganz ähnlich; im Denunziren und Verleumden der Sozialdemokratie hat speziell die liberale" Presse bisher das Menschenmögliche geleistet, und die konservative Presse war und ist im Vergleich zu ihr ein Muster von Anständigkeit. Das Geheimniß dieses Widerspruchs ist freilich leicht zu errathen. Die liberale Presse ist par ex­cellence die Vertreterin des Geldsacks, und der Geldsacksmensch ist feig und brutal. Wer sein Interesse antastet, gegen den em­pfindet er den ingrimmigsten Haß und in diesem Haß begeht er jede Gemeinheit, um seinen Gegner zu schädigen. Man darf ohne Uebertreibung sagen, daß unsere deutschen   Liberalen die Leute von der Fortschrittspartei mit einbegriffen fiebenmal mehr Freude über das Sozialistengesetz empfinden, als ihre Ver­bündeten, die Konservativen. Es ist gut, wenn man sich dies für die Zukunft fest einprägt.

feig und brutal.

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a Breslau  , 19. Novbr. Durch die am 12. November statt­gehabte Nachwahl zum Abgeordnetenhause ist die nationalliberale Partei, mit Hilfe des konservativen Wahlvereins, die tonangebende Partei nicht nur hier, sondern in ganz Schlesien   geworden. Dies ändert an der politischen Situation insofern nichts, als ja die

* Zürich  , 25. November. Die österreichische Regierung hat wie allezeit, der Berliner   Parole folgend- dem Sozialdemokrat" weit es in ihrer Macht liegt, den Eingang nach den österreichi schen Kronländern versperrt, indem sie ihm den Postdebit entzog Auf unsere Verbindungen mit den österreichischen Genossen üb. diese Maßregel aber selbstverständlich nicht den geringsten Einflußt Startenhaus zuſammenſtürzen und diejenigen zuerst begraben wird, bisher hier dominirende Fortschrittspartei von jeher nichts anderes

Zürich  , 24. November. Der im Sozialdemokrat" ver. öffentlichte Aufruf unserer deutschen   Genossen, für die Unter: stügung der Opfer der in Deutschland   wüthenden Sozialisten­hetze, für die Gefangenen und Ausgewiesenen und deren Familien nach Kräften thätig zu sein, hat hier, ins besondere angesichts der neuesten Ausschreitungen der preußisch deutschen   Polizei, warme Aufnahme gefunden. Gestern, Sonntag, veranstaltete der hiesige deutsche   Arbeiterverein eine Abendunterhaltung zum Besten der aus der Reichshauptstadt ausgewiesenen Genossen und ihrer Familien, welche von deutschen   und schweizerischen Genossen überaus zahlreich besucht und vom besten Geiste be­ſeelt war. Eio deutscher   Genosse und Gen. Greulich hielten erhebende, zur Ausdauer, Einigkeit und Opfermüthigkeit er­mahnende Ansprachen, mit denen zahlreiche Deklamationen in gleichem Sinn und gelungene Vorträge des Männerchores abwechselten. Das pefuniäre Ergebniß des Abends ist ein sehr ansehnliches, indem nahezu 70 Franken an den Unter­stüßungsfonds abgeliefert werden konnten! Die Aufforderung Die Aufforderung des Festredners, es an diesem einen Abend für die Opfer des Sozialistengesetzes nicht genügen, sondern ihm eine Reihe ähn licher folgen zu lassen, fand allgemeine Zustimmung. Möge das Beispiel des wackern deutschen Vereines Zürich   bei den deutschen   Genossen an andern Orten der Schweiz   und allent­halben im Ausland recht eifrige Nachahmung finden!

die sich heute seine festesten Stüßen nennen. Diese Hoffnung ist es, welche uns die Nichtswürdigkeit unserer Zustände guten Muthes zu ertragen ermöglicht. Uebrigens wird der Noth­stand im Erzgebirge   den sozialistischen   Landtags- Abgeordneten ver. muthlich Veranlassung zu einer Interpellation im Landtag geben, um zu hören, was die Regierung und die Kammern dazu sagen. Zum Schluße noch eine Wiittheilung, die Sie speziell sehr interessiren wird. Vor einigen Tagen erschienen hier in der Ge­nossenschafts- Buchdruckerei einige höhere Polizeibeamte, um nach dem Rechenschaftsbericht der sozialistischen   Reichstagsabgeordneten, der nach der Behauptung der Beamten hier ge: oruckt werden sollte, zu haussuchen. Natürlich war der Liebe Müh vergebens. Wie wir ganz zuverläßig erfahren, fand diese Recherche auf Betreiben des Berliner   Polizeipräsidiums statt, das sich immer mehr und mehr in die Stelle eines deutschen   Reichspolizei: Ministeriums hinein Reichspolizei- Ministeriums arbeitet und die Polizei in den verschiedensten außerpreußischen Städten in einer Weise behandelt, als sei es schon jetzt deren vorgesetzte Behörde. Es sind uns da ganz kuriose Mittheilungen zu Ohren gekommen. So wird auch behauptet, daß sowohl in Hamburg   wie in Leipzig  , und vermuthlich auch in andern nicht preußischen Städten sich eine Anzahl Berliner   Spizzel befinden, die den doppelten Zweck haben, die Sozialisten der betreffenden Orte und zugleich deren Polizei zu überwachen, weil letztere verschiedentlich nicht mit der gewünschten preußischen Strammheit" zu Werke geht. Es

a. b. Leipzig  , 19. November. Es war vorauszusehen, daß Es war vorauszusehen, daß wäre also gar nicht unwahrscheinlich, daß gelegentlich der Ver­

als eine verkappte reaktionäre Büttel- und Knüppelpartei war und, wie eins ihrer tonangebenden Blätter mit großem Schmun­zeln und Wohlbehagen dieser Tage berichtete, auch ferner zu sein gedenkt, insofern sie dem Königsberger Professor Möller, welcher bas Dreiktassenwahlgesetz vertheidigte, Recht gab, und selbiges am liebsten auch zum Reichstage eingeführt wissen möchte. Uns wundert dies ekelerregende Treiben um so weniger, da wir unsere fortschrittlichen Pappenheimer seit länger als 17 Jahren bei ihrem Treiben zu beobachten Gelegenheit hatten. Was kann man von Leuten, die uns seit Beginn unserer Bewegung die Versamm­lungslokale hintertrieben und somit dem gewaltigen" Kanzler freiwillige Polizeidienste leisteten, auch mehr erwarten? Was kann man erwarten von Leuten, die jeden unserer Redner niederbrüll­ten, der sich je einmal erkühnte, seine Meinung über sie zu äußern und die durch ihre maßlosen Hezzereien das Aus­nahmegesetz vorbereiteten? Nichts! oder auch Alles! Für uns sind die Aussichten um so besser, je mehr sich diese Politiker als das öffentlich zeigen, was sie von jeher gewesen sind.

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Selbstverständlich ist hierbei, daß ein Unterschied zwischen Fort schrittspartei und Nationalliberalismus nicht im Geringsten be­steht, daß das Gesagte für beide gilt. Das Volk sei politisch noch nicht reif genug, um das allgemeine Wahlrecht richtig an zuwenden u. dgl. mehr. Und doch hat die Wahl im Februar gezeigt, daß die Fortschrittspartei nur dann einen der Ihrigen durchbringt, wenn die Mannen des Neuen Wahlvereins" Vor­spanndienste leisten. Ob das für die Folge noch geschehen wird, bleibt abzuwarten. An den Liberalen und Fortschrittlern wird