selben ferngehalten, so traten doch immer von Neuem Andere an deren Stelle, welche gleich jenen die Verbindung unter den Genossen festigten und neu belebten, auch die Beziehungen zu den auswärtigen Führern, sowie zu den Umsturzparteien anderer Länder aufrecht erhielten. Ihre Mittheilungen und Anweisungen, in gelegentlichen Zusammenkünften und Besprechungen ausgegeben, gelangten durch die sicher und wirksam geführte Verzweigung der Agitation in türzester Frist an alle Genossen. Die Sammlung von Mitteln für die Zwecke der Partei wurde insgeheim oder unter Umgehung des Verbots durch Vorspiegelung geselliger oder ähnlicher Zwecke fortgesetzt betreten.
In der festen Gliederung der Berliner Sozialdemokratie fanden die auf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung gerichteten Jbeen und Bestrebungen Pflege und Kräftigung; sie wurden durch die zuversicht liche Hoffnung belebt, daß nach Ablauf der kurz bemessenen Dauer des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 die Zeit kommen werde, in welcher durch die äußerste Ausnutzung der öffentlichen Agitationsmittel und im Vereine mit den„ Proletariern aller Länder" der Erreichung der allgemeinen Ziele näher getreten werden könne.
Die seit Erlaß des Sozialistengesetzes außerhalb Deutschlands entstandenen Preßerzeugnisse der Sozialdemokratie, namentlich die von Most in London herausgegebene Freiheit" und der in Zürich erscheinende" Sozialdemokrat", in welchen mit rückhaltloser Offenheit der gewaltsame Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung als das underrückbare Ziel der Sozialdemokratie hingestellt, und die Solidarität mit den Um sturzparteien im Auslande proklamirt wird, hatten in Berlin in erheblichem Umfange Verbreitung gefunden. In den zustinimenden Hinweisungen dieser Blätter auf die radikalsten Anträge und Beschlüsse des im vergangenen Herbste in Marseille abgehaltenen sozialistischen Arbeiterkongresses und in der Verherrlichung der von Nihilisten ausgehenden Attentate in Rußland waren neue Anzeichen der Zunahme der internationalen und extremen Rich tung der Sozialdemokratie herangetreten.
Dieser Sachlage gegenüber konnte auf die Anwendung aller zulässigen Mittel der Abwehr und Sicherung für Berlin und seine nächsten Umgebungen nicht verzichtet werden. Es erschien daher geboten, die im§ 28 des Sozialistengesetzes vorgesehenen Anordnungen, und zwar mit Rücksicht auf die gemachten Erfahrungen und die Natur der obwaltenden Verhältnisse im ganzen Umfange und auf die gleiche Dauer, wie im Vorjahre, von Neuem zu erlaffen.
Licht der Welt erblickte, da hatte die preußische Regierung nichts Eiligeres zu thun, als die nöthigen Mannschaften aus deutscher Gefangenschaft los zu lassen, damit dieselben auf Paris gehetzt werden konnten und hätte das nicht genügt, würde der Preußenkönig wohl keinen Augenblick Anstand genommen haben, die deutschen Truppen zur Zerschmetterung der verhaßten Revolution in Paris zu mißbrauchen.
Und was damals geschah, wird sich in dem angedeuteten Falle zweifellos wiederholen. Jede heutige Regierung sieht und muß in der Sozialdemokratie ihren grimmigsten Feind sehen. Wissen sie doch alle ganz genau, daß der Sieg derselben in einem Lande unfehlbar den Sieg im eignen Lande nach sich ziehen wird. Sie werden darum hundertmal eher den so eben niedergeworfenen König oder Kaiser wieder einsetzen. Und nun zu glauben, mit einer fleinen Schaar entschlossener Männer, wie sie M. in seinen Ausführungen für genügend" erklärte, einem durch den Sieg doppelt starken Feinde, einer zahlreichen geübten Armee und die gehört ja doch wohl dazu, um eine Militärmacht wie Preußen zu besiegen mit Gewalt entgegentreten zu können: dazu ge hört eben die ganze Illusion eines Mannes, dessen Ideen wohl sehr wohlmeinend sein mögen, aber an politischer Reife so viel wie alles zu wünschen übrig lassen.
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Nehmen wir aber einmal das Unwahrscheinliche an, daß der Landesfeind sich, etwa durch große gewährte Vortheile, bewegen lasse, Frieden zu schließen und abzuziehen. Wer nun etwa meint, daß dann Alles gewonnen sei, der täuscht sich ganz gewaltig. So schwer der Sieg zu erringen sein wird, die Hauptschwierigkeiten fangen erst dann an, wenn es gilt, die sozialdemokratischen Einrichtungen ins Leben zu rufen. Zu solch einschneidenden, tief in das Leben jedes Einzelnen hineingreifenden Umänderungen, gehört die volle Hingabe und Mitwirkung und hierzu wiederum das volle Verständniß des Volkes oder wenigstens eines großen Theiles desselben. Und zu diesem Verständniß gelangt das Volk nicht durch ein paar Brandreden oder dito Zeitungsartikel, sondern dazu bedarf es eben der zwar mühsamen, aber sicher zum Ziele führenden Belehrung. Und damit komme ich auch zu dem Hauptunterschied unserer Auffassung und derjenigen Most's.
Während M. meint, daß nach erlangtem Siege die volle Agitation, die volle Aufklärung beginnen könne, sagen wir: die Aufklärung muß vorausgehen, bis zu einem gewissen Grade eine vollzogene Thatsache sein, ehe überhaupt ein erfolgreicher Schlag ausgeführt werden kann; und es ist deshalb die Pflicht eines jeden einsichtigen Sozialisten, nicht nur keinen verfrühten Ausbruch zu provoziren, sondern geradezu, so viel es in seiner Macht liegt, denselben zurückzuhalten, bis unsere Jbeen so weit in alle Volksschichten eingedrungen sind, bis die Luft ( wenn ich mir dieses Bild erlauben darf) derart mit Sozialismus geschwängert ist, daß das reinigende Gewitter mit Natur
Revolutionsmacherei oder Revolutionirung nothwendigkeit hereinbrechen muß. der Geister?
-0- Paris , 18. Februar. Wie in London , so hat das Auftreten der Freiheit" leider auch hier die Wirkung gehabt, in die Reihen der Parteigenossen deutscher Zunge Zank und Streit zu
Wenn nun M. weiter sagt, wir hätten nach einem Siege auch die Ueberläufer, die Erfolganbeter auf unserer Seite, so ist das eben auch wieder eine seiner illusorischen Berechnungen. D ja, wir werden diese Leute in unserem Lager finden; aber zu unserem größten Schaden. Denn sie werden kommen mit den
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Eine parlamentarische Schandthat.
Entrüstung der schamlosen Orgien erinnern, welche die Chemnizer Polizei
Dresden , 19. Febr. Jeder Leser dieses Blattes wird sich mit tiefer gelegentlich der letzten Landtagswahlen gegen die sozialistischen Wähler von Chemnitz und Umgegend verübte. Versammlungen wurden ohne gefeßlichen Anhalt verboten, Blätter unterdrückt, Plakate, zu deren Anschlagen es gar keiner behördlichen Erlaubniß bedarf, weggenommen, kurz der berüchtigte Polizeidirektor Siebdrat riß hohnlachend das Gesez in Feßen und etablirte eine türkische Paschawirthschaft in verschlechterter Auflage. Endlich sandte er sogar seinen Spießgesellen, den neuerdings verstorbenen Polizei- Inspektor Carius, einen gemeinen Dieb- derselbe bestahl die Bekleidungskasse der Polizeimannschaft um 5000 Mart, was aber von Siebdrat und Consorten bis heute vertuscht blieb mit der Leine nach dem Verkehrslokal der Sozialisten und ließ Alles, was dort zufällig verkehrte, verhaften, wodurch der sozialistische Kandidat, Reichstagsabgeordneter Vahlteich ebenso wie der Abgeordnete Wiemer beseitigt wurden und die durch solche unerhörte Gewaltthätigkeit eingeschüchterte Arbeiterschaft, die sich nun jedes Verbrechens seitens der Polizei gewärtig sein mußte, führerlos dastand. Das Alles ist bekannt wir führen es dem Leser nur nochmals vor Augen, um die Stellung der sächsischen Volksvertretung" diesen Schändlichkeiten gegenüber in's rechte Licht zu stellen.
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Wie jeder anständige Mensch über die Chemnizer Skandale das Haupt schüttelte, so durchzuckte auch selbst die zweite Kammer unseres Landtags ein Gefühl der Scham, als der Chemnizer Wahlproteft vorgelegt wurde. Sie schwang sich zu dem Beschlusse auf, Untersuchung anstellen zu lassen und im Zall der aktenkundigen Bestätigung des Vorgefallenen das Mandat des als gewählt nach Dresden gekommenen ,, reichstreuen" Kandidaten Ruppert zu verwerfen. Lettere Absicht sprach sich in einstimmiger Beanstandung jenes Mandats aus.
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Nun die Untersuchung ist geschehen, es hat sich Alles bestätigt; Siebdrat hat sich mit nichts weiter ausreden fönnen, als mit der Angabe, an Kolporteursfamilien, die sie durch Entziehung des Kolportagerechts dem Hunger überliefert, schon so vielfach versündigte) habe ihn auf die Chemnißer Sozialisten gehetzt.
die Zwickauer Kreishauptmannſchade
Die Wahlprüfungsdeputation des Landtags sah sich in der Lage, entweder an dem ehrlosen Werke der Siebdrat und Konsorten durch Vertuschung theilzunehmen, oder die Wahl des Ruppert für ungültig zu erklären und dadurch einem Sozialdemokraten die Pforten des Landtags zu öffnen; denn daß bei unbeeinflußter Wahl der Sieg auf unsere Seite fallen würde, unterliegt nirgends einem 3weifel. Die Deputation war ehrlich genug, dem
Bandtage dennoch Kassation der Wahl vorzuschlagen, und die Abthei
lungen der Kammer beschloffen einstimmig, in Konsequenz ihrer früheren Entscheidung, der Deputation zuzuftimmen.
So weit war Alles in Ordnung. Da am Montag Abend, als die Wahl für Dienstag schon auf der Tagesordnung stand, geschieht eine jener Machinationen hinter den Koulissen, durch welche im Reichstage das Volk schon so oft verrathen und verkauft wurde: die gesammte tonservative und libe= rale Fraktion werden umgestimmt wahrscheinlich durch gemessene ,, Wünsche" des Ministers, denen unsere allerunterthänigsten Stände" zum großen Theil nicht zu troßen wagen und es wird beschlossen, die Ehre des Volksvertreters, das Recht der Wähler und das Interesse der durch Polizei- Orgien schwer getränkten öffentlichen Moral und Sitte zu opfern, die Konsequenz des früheren Beschlusses zu verlassen, und die robeste Polizeiwillkür durch Anerkennung der Ruppert'schen Wahl zu sanktioniren!
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Nachdem dieser nichtswürdige Beschluß im Geheimen gefaßt war, verließ die betreffenden Abgeordneten jede Regung von Schamgefühl und die erstaunten Buhörer der Landtagsverhandlungen hatten am andern Tage das häßliche Schauspiel, ein Parlament sich selbst moralisch hinrichten zu sehen. Die Debatte eröffnete ein gewisser Richter aus Tharandt mit der lächerlichen Bemerkung: die Polizei babe zwar jene Gefeßesverlegungen begangen, aber das habe doch mit der Wahl nichts zu thun, es sei ja kein Wähler gewaltsam von der Urne zurückgehalten worden. Man bedenke: erst beanfandet man einstimmig die Wahl wegen der Polizeimaßregeln und jetzt hatten plöglich die letteren mit der Wahl ,, gar nichts zu thun". Die Kammer brach über diese Phrase nicht in homerisches Gelächter aus, es war ja auch ganz gleich, was die Redner sagen der Verrath war
tragen. Dieselben Manöver, dieselben Schlagworte, ganz dasselbe übertriebensten Hoffnungen auf das Wunderding, den Sozialis- ja längst erkauft und beſchloſſen! Ein Konservativer fand es nothwendig,
Gebahren, wie es Ihre Londoner Korrespondenz schildert, hat sich auch hier abgespielt. Deshalb und da ich ein abgesagter Feind solcher persönlicher Streitereien bin, will ich nicht weiter darauf eingehen, sondern Ihnen einmal an den Ausführungen des
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großen Revolutionärs" Most zeigen, daß er eigentlich gar nicht so böse ist, wie er sich den Anschein gibt, daß seine Lehren aber nichtsdestoweniger mit Vorsicht aufzunehmen sind.
Zu den Weihnachtsfeiertagen war nämlich M. herüber gekommen, um ein wenig Propaganda für seine engere Richtung zu machen und da hielt er denn natürlich auch eine Rede in einer Versammlung, worin er so einigermaßen sein Programm entwickelte. Der längeren Rede kurzer Sinn, resp. der Hauptinhalt war nun der: Nachdem M. feierlicher Weise erklärt hatte, daß die deutsche sozialdemokratische Partei jetzt die Kinderschuhe ausgetreten habe und nunmehr in das aktionsfähige Mannesalter eingetreten sei, erklärte er es für an der Zeit, von jetzt ab die Betonung des friedlichen Weges an den noch kein deutscher Ge nosse im Ernste geglaubt hat bei Seite zu lassen und eine kräftige„ revolutionäre" Agitation zu unterhalten, damit und nun werden Sie staunen! ,, wenn den Herrschenden
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das Ruder aus der Hand fiele, wenn, wie schon so manchmal, die Regierungsgewalten so zu sagen auf der Straße lägen, sich auch muthige und entschlossene Männer fänden, die die Gewalten aufheben würden." M. hat damit den Fall vorgesehen, wo Preußen- Deutschland , von einem auswärtigen Feinde überwunden, ohnmächtig darniederliegt.
Als ich diesen furchtbaren" Vorschlag hörte, konnte ich nicht umhin, dem Bürger Most ein„ Natürlich" zuzurufen. Und ich frage: Was ist denn auch natürlicher als dieß? Welcher Sozialist würde in einem solchen Falle nicht hinzuspringen, würde nicht dem Sterbenden den letzten Gnadenstoß geben und ihm das Ruder aus den müden Händen reißen? Wenn das der ganze Zwed de großen„ revolutionären" Propaganda sein soll, so behaupte ich: diese Propaganda ist längst gemacht. Denn sollten fich unter den über 50,000 ausgesprochenen Sozialisten, in Berlin 3. B., nicht einige hundert entschlossene Menschen finden, die einen solchen im Grunde ja gar nicht so schweren Streich ausführten? Ist es nun, um zu einem solchen Resultat zu gelangen, nöthig, noch eine Extra: Revolutions- Partei, im Gegensaß zur deut schen Sozialdemokratie zu gründen? Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, die deutschen Genossen Schlafmüßen zu nennen, unsere bewährten Vorkämpfer zu beschimpfen, sie der Feigheit, ja des Verrathes an der Sache zu zeihen? Ich meine, bie Antwort wäre leicht.
Aber die Sache hat noch eine andere Seite, und es ist gerade das Hauptübel und auch eine Erklärung des Gebahrens von M., daß er darüber so leicht hinweggeht. Gesetzt, das angedeutete Er: eigniß tritt ein, die Armeen Preußen- Deutschlands sind in alle Winde zersprengt, der Kaiser mit seinen Prinzen auf der Flucht oder gefangen, der Feind vor den Thoren der Hauptstadt- und nun haben die Sozialisten die allgemeine Verwirrung benutzt und fich zum Meister der Situation gemacht. Was dann? Ist es möglich, anzunehmen, der siegreiche Feind, sei es nun das bespo tische Rußland oder die blaue Republik Frankreichs , werde die neue sozialdemokratische Regierung ohne Weiteres anerkennen? Als die Pariser Kommune unter ähnlichen Verhältnissen das
mus. Erfüllen sich aber diese Erwartungen nicht sogleich, fängt das Schlaraffenleben, das sich dann Mancher träumen mag, nicht alsogleich an, dann sind diese Erfolganbeter sofort wieder unsere Feinde, und werden in den Händen unserer Gegner ein willkommener Sturmbod sein. Der aufgeklärte Sozialist dagegen
weiß recht wohl, welch mühsamer Arbeit es noch bedarf, bis das
Endziel erreicht ist:„ die Wohlfahrt Aller durch den kommunistischen Betrieb der Arbeit“ und versteht deshalb seine Wünsche zu
zügeln.
Und dann hat der junge soziale Staat noch eine Gefahr zu befürchten: die der Ehrgeizigen, von denen M. allerdings nicht gesprochen, obgleich es ihm so nahe gelegen hätte. Auch vorgebeugt werden. Wehe unserer Sache, wenn dieselbe durch dieser kann nur durch die möglichste Durchbildung des Volkes irgend ein Ereigniß berufen werden sollte, die Gesellschaft umzuformen und dann an dem Unverständniß der Maſſe ſcheitern würde! Dieselbe wäre auf lange Zeit begraben, den Gegnern aber ein furchtbarer Scheinbeweis in die Hand gegeben, für die Undurchführbarkeit unserer Ideen.
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An all dieses denkt aber ein M. nicht, setzt sich vielmehr über alle diese schwerwiegenden Gründe leichten Herzens mit der Phrase hinweg: daß Revolutionen stets durch Minoritäten gemacht worden seien. Jawohl: Palastrevolutionen, Militairrevolten, z. B. in Spanien , wo es sich darum handelt, einen Herr scher wegzujagen oder todtzuschlagen, um einen anderen einzusetzen. Selbst eine Monarchie in eine Republik umzuwandeln, kann einer Minorität gelingen, da das Volk bei allen diesen Dingen ja doch nur mehr oder weniger den indifferenten Zuschauer abgibt und es ihm schließlich gleich bleiben kann, ob es von dem oder jenem, von Einem oder Mehreren geschoren wird. Aber eine soziale Re volution, in welcher die innersten Lebensbedingungen jedes Einzelnen total umgestaltet werden sollen, wo so viele vermeintliche Intereffen angegriffen werden( man denke nur an den EigenInteressen angegriffen werden( man denke nur thumsfanatismus der Bauern), eine solche Umwälzung, die will man mit einer Minorität durchführen?! Gewiß wird eine Minorität das Signal geben, da die entschlossenen und muthigen Geister immer in der Minorität sind; aber sie wird elendiglich verbluten( und wäre sie noch zehnmal aufopferungsfähiger wie die russischen Sozialisten) wenn die Menge nicht vorbereitet, wenn sie nicht begreift, um was es sich handelt, kurz, wenn sie dem kühnen Signal keine Folge gibt.
Und deshalb denke ich mir die kommende Revolution auch nicht in einem einzelnen Lande, nach einem urglücklichen Kriege, sondern sie muß, soll sie von dauerndem Erfolge sein, in allen zivilisirten Ländern zugleich losbrechen. Wahrscheinlich gibt ein Land das Beispiel, und dazu noch im tiefsten Frieden. Und gerade unsere Partei wird berufen sein, je mehr sie sich ausausbreitet, die Herrscher zu diesem äußeren Frieden zu zwingen; daß in ihrem Innern eine mächtige Partei steht, die bei schlechdenn jede Regierung wird einen Krieg scheuen, wenn sie weiß, tem Ausgang ihre Erbschaft antreten wird. Aber zu dieser gesunden, zu dieser wahren Revolution gelangen wir nicht durch Schlagworte, sondern dazu gibt es nur Ein Mittel und das heißt: Aufklärung!
besonders zu verfichern, daß er wortbrüchig sei und der nationalliberale Führer Kirbach that dasselbe, noch hinzufügend, man werde heute zwar unlogisch handeln, aber Logik sei ja nicht das höchste! Ein anderer Konservativer, Günther, ging in Allotria noch weiter: er habe eine Sammlung jener gefälschten 3itate aus angeblich sozialistischen Schriften zur Hand und las daraus zum größten Gaudium des Tribünenpublikums aufreizende Stellen vor und brachte auf diese Weise auch einige fette ,, Majestätsbeleidigungen " an, die einem andern armen Teufel mehrere Jahre 3wickauer Buchthaus einbringen würden, wenn er fie öffentlich vorläse.
Unsere Abgeordneten beschränkten sich darauf, in ruhigen Worten gegen den namenlosen Standal Protest einzulegen und auf die Folgen aufmerkjam zu machen, welche über einen Staat hereinbrechen, dessen Machthaber durch Gewaltthaten durchaus Gewaltthaten proboziren wollen. ,, Sie proflamiren den Bürgerkrieg", erklärte Liebknecht, während Freytag das verrätherische Spiel hinter den Koulissen aufdeckte, welches von Liberalen und Konservativen getrieben worden war. Die Fortschrittler beschränkten sich auf einfache Reservehaltung.
Als die Debatte einige Stunden gedauert hatte, und die Konservativen namentlich eine eminente Gesezesverachtung durch Gutheißung aller Sieb
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draf'schen Schandthaten gezeigt hatten, so daß ſelbſt ein Fortschrittler zu dem Geständniß genöthigt war: ,, Der Abgeordnete Liebknecht hat heute mehr Sinn für Recht und Gesetz bewiesen, als der konservative Günther", vollzog die Abstimmung formell, was längst beschlossen war. 45 Stimmen waren für 26 gegen die Giltigkeitserklärung der Wahl Rupperts. Für den infamen Richter'schen Antrag man merkte fich die Namen! - stimmten: Ackermann( der Schwindelgründer und neue Reichstags- Vizepräsident), Ahnert, Beeg, Berndt, v. Bosse, Bunde, Cichorius , Däberiß, Gelbke, Georgi, Grimm, Günther, Heymann, Hildebrand, Käuffer, Kirbach, Knechtel, Dr. Krause, Kreller, Kreßner, Leutriß, Matthes, Mehnert, Möbius, Müller( Freiberg ), Niethammer, Bäßler, Penzig , Dr. Pfeiffer, Prüfer, Richter( Blasewiß), Richter( Tharandt ), Roth, Scheller, Schieck, Seydel, v. Seydewiß, Sieboth, Speck, Stauß, Uhlemann Ullrich, Vodel Werner; dagegen: Bönisch, Breitfeld, Führmann, Freytag, Grahl, Haberkorn, Dr. Heine, Köfert, Köseliz, Lehmann, Liebknecht, May, Dr. Meischner, Dr. Minckwiß, Müller( Coldiß), Dehmichen, Philipp, Puttrich, Riedel, Dr. Schaffrath, Schmidt, Schreck, Streit, ühle( Glauchau ), uhle( Plauen ),
Walter.
Durch diesen Beschluß hat die Majorität der zweiten Kammer des sächsischen Landes ihre politische Ehre( soweit sie davon noch besaß. D. R. ) verloren, sie hat mit Polizeischergen der schlechtesten Sorte Gemeinschaft gemacht und sich sogar zu deren ausführendem Organ hergegeben. Ja, fie hat dadurch die Polizei zu neuen Gesegesverhöhnungen ermuntert und da durch die öffentliche Sicherheit gefährdet. Einen schlimmeren Mißbrauch des Voltsvertreter Mandats gibt es nicht! Und dies Alles geschah nur, um die gefürchtete Wahl eines Sozialdemokraten im Keime zu ersticken und einen reichstreuen Gefeßesverächter der Kammer zu erhalten, der auch wirklich frech genug ist, auf Grund eines dergestalt erschwindelten Mandats Bolksvertreterbefugnisse auszuüben und Diäten zu verlangen.
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Die ganze Affaire zeigt, daß Alles, was von Gesez und Recht" in Deutschland gesprochen wird, uns gegenüber eitel Heuchelei und Lüge ist. Man geht ,, gefeßlich" vor, so lange mittels unserer schlechten Geseze etwas zu unserer Unterdrückung erreicht werden kann; dann, wenn die ,, ordentlichen" nicht mehr zureichen, macht man Ausnahmegefeße; und schließlich tritt man alle diese Geseze doch noch mit Füßen, wenn man mit ihnen nicht mehr auskommt. Man übt offen Willkür, wenn man es nicht mehr maskirt thun tann. Die Sozialdemokraten sind vogelfrei, gegen uns ist jede Schandthat erlaubt, jedes Mittel, auch das schlechteste, ist zu unserer Unterdrückung recht... Und in dieser graffen Anarchie redet man noch von staatlicher Ordnung" und von„ Gefeß", ja man verlangt von uns, den Geächteten, Achtung vor bestehenden Parteigesetzen!
Nun mögen sie ihren Staat vernichten, mögen sie ihre Gesellschaft zur Auflösung treiben: wir stehen beim Berenden dieses Organismus wie am Krantenbett eines Verbrechers, dessen Verhängniß uns die Mühe erspart, ihm den Gnadenstoß geben zu müssen!