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Der Sozialdemokrat
Internationales Organ
Sonntag, 21. März.
Avis an die Korrespondenten und Da der Sozialdemokrat" sowohl in Deutschland als auch in Oesterreich verboten ist, bezw verfolgt wird und die dortigen Behörden sich alle Mühe geben, unsere Berbindungen nach jenen Ländern möglichst zu erschweren, resp. Briefe von dort an uns und unsere Zeitungs- und sonstigen Sendungen nach dort abzufangen, so ist die äußerste Borsicht im Postverkehr nothwendig und darf keine Borsichtsmaßregel versäumt werden, die Briefmarder über den wahren Absender und Empfänger, sowie den Inhalt der Sendungen zu täuschen, und letztere dadurch zu schüßen. haupterforderniß ist hiezu einerseits, daß unsere Freunde so selten
Fonds zur Unterstüßung
der Opfer des Sozialistengesezes.
Beim Sozialdemokrat" find weiter folgende Gelder eingegangen: 14. Liste. Coblenz 19,-; Leipzig 7,50; 2,22; Cöln 30,-; Aachen 11,40; Cöln 30,-; 15,-; 15,-; 20,-; 20,-; 500,-; 50,-; 10,- Ehrenfeld b. Cöln 3,-; Siegburg 5,-;' Großenhayn 14, Düsseldorf 5, Rendsburg 5,30;' ulm 20,- Bevey 24,14; Strafgeld Leipzig 1,-; Lechhausen 10,- Frankenthal i. d.' Pfalz 10,-; London 202,80; 3wickau 20,-; Reichenbrand 6,- Hainichen 6,10; Leipzig 100,-; Augsburg 100,-; Bremen 3,-; Graß 11,82; Reichenberg i. Böhmen 100,-; Braunschweig 25,-; München 40,-; Hanau 25,-; Breslau 60,-; Kaffel 12,-; Braun schweig 40,- Cöln 15,-; Weimar 16,-; Graß 6,94; Coblenz 14,-: Groißsch 4,50; Braunschweig 35,-; Bremen 60,-; Leipzig 40,-; 5,-
79; Bittau 6,21; Limbach 5,- D. R. A. 100,-; D. R. N. 50,-; Leipzig 10,-; 10,-; Gotha 2,50; Brake i. Old. 1; Leipzig 5, Bon einer indifferenten Geschäftsseele Leipzig 5,-; Von einer gemüthlichen Gesellschaft Nürnberg 6,-; Fl., Nürnberg 6,-; Pforzheim 7,-; Berlin 1,: 0; Leipzig -, 50; Harburg 10,- Großenhahn 7,-; Braun schweig 15,-; Leipzig 2,40; Lechhausen 10; Lechhausen 4,87; Augsburg 21,-; Leipzig 6,92; So neben her, Leipzig 120,-; W. H. München 10,-; Für die Agitationsrede des Grafen Eulenburg im Reichstag 1000,- N. N. Bielefeld 17,-; Deutscher Verein Wyl 7,72; Wöchentliche Selbstbesteuerung, Sammelbogen 1, 3ürich: vom 15. Februar bis 6. März 21,04; ,, Leßter Schlag", Volksvers. Thalweil 3,12; gesammelt daselbst-, 88; Deutscher Arb.- Verein Chur 12,-; Deutscher Verein Wyl 7,72; Stadelberg Nizza 6,56; lleberschuß v. F. R. Graz-, 40; B. 1. B. Verden 12,-; N. N., Bielefeld 17,-; zusammen Mt. 3,176, 83 Bisher eingegangen Mt. 9,472, 06 Gesammteingang Mt. 12,648, 89
Abonnements- Einladung.
Wir empfehlen hierdurch unser außerhalb des Machtbereichs der deutschen Polizei und ihrer gleichgesinnten Kolleginnen erschei nendes Parteiorgan" Der Sozialdemokrat", Internationales Organ der Sozialdemokratie deutscher Zunge.
Unserer Partei und ihren Forderungen die nothwendige Ver tretung in der Presse zu geben, welche ihr ein über die Maßen infames Ausnahme-„ Gesetz" in Deutschland unmöglich macht; die Parteigenoffen allerorts zu sammeln und in ununterbrochene Verbindung untereinander und mit der sozialistischen Bewegung aller Länder zu sehen; sie von den Schandthaten unserer Gegner zu unterrichten und auf deren Anschläge rechtzeitig aufmerksam zu machen; fie prinzipiell zu festigen und aufzuklären und über die politische Lage und die von der Partei derselben und den einzelnen Vorkommnissen gegenüber einzunehmenden Stellung auf dem Laufenden zu erhalten; mit Einem Wort, die den Marsch der Partei in der Finsterniß der heutigen maßlosen Unterdrückung zur nahen Morgenröthe der Erlö sung des arbeitenden Volkes aus den Fesseln po= litischer und ökonomischer Knechtschaft, des Zu sammenbruches der heutigen scheußlichen Staatsund Gesellschafts-, Ordnung" und der beglückenden Herrschaft des Sozialismus anzeigende Heerfahne zu sein: das ist die wichtige Aufgabe unseres Partei
organs!
Es ist deshalb im Interesse und in der Pflicht jedes Parteigenossen, aufs eifrigste für die Verbreitung des„ Sozialdemokrat" zu wirken. Allerdings ist dieselbe wie es sich ja von selbst von der deutschen Regierung gleichwie von den
versteht
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Regierungen Defterreichs und Frankreichs verboten; aber dieser Umstand tann keinen Mann, welcher den Ehrennamen eines Sozialdemokraten trägt, von der Verbreitung abhalten, sondern wird ihn dazu im Gegentheil erst recht aneifern. unsere Feinde als gefährlich" für ihre Herrschaft bezeichnen, bas tann uns ja nur doppelt willkommen sein. Das bloße Abonnement ohne Weiterverbreitung aber ist gesetzlich
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erlaubt und straflos.
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Denn was
Der vorauszahlbare Abonnements Preis des„ Sozialdemokrat" beträgt vierteljährlich: für Deutschland und Dester reich 3 Mart( 1 fl. 70 fr.), wofür das Blatt allwöchentlich unter verschlossenem Kouvert versandt wird; für die Schweiz 2 Franken, für alle anderen Länder des Weltpostvereins 2 Franken 50 Rappen( unter Kreuzband). Dieser Preis kann indeffen, namentlich auch in Deutschland , um ein Ansehnliches er: mäßigt werden, wenn sich die Genossen eines Ortes zum Bezug im Großen vereinigen. Wenn unverdäch= tige Empfangsadressen gewählt werden und damit stets gewechselt wird, wenn ferner die geheime Vertheilung auf die ber Entdeckung beim Gesammtbezug geringer, wie abonnirten Genossen vorsichtig geschieht, dann ist die Gefahr bei ben Couvertsendungen, welche die Post leichter ausfindig machen kann und in solchem Fall dann ohne Gewissensftrupel stiehlt. Auf alle Fälle muß der von hundert und tausend Lumpenhunden aller Gattungen bedienten Polizei gegenüber alle Borsicht angewendet werden, um ihr ihr Spiel zu verderben. Man abonnirt auf den Sozialdemokrat" beim Verlag,
Abonnenten des„ Sozialdemokrat".
Abonnements werden nur beim Verlag und dessen bekannten Agenten entgegengenommen und zwar zum voraus zahlbaren Vierteljahrspreis von:
Fr. 2. für die Schweiz ( Kreuzband) Mt. 3. für Deutschland ( Couvert) fl. 1. 70 für Desterreich( Couvert) Fr. 2. 50 für alle übrigen Länder des Weltpoftvereins( Kreuzband).
Juferate
Die dreigespaltene Petitzeile 25 Gts.
20 Pfg.
1880.
als möglich an den Sozialdemokrat", resp. dessen Berlag selbst adreffiren, sondern sich möglichst an irgend eine unverdächtige Adresse außerhalb Deutschlands und Oesterreichs wenden, welche sich dann mit uns in Verbindung sekt; anderseits aber, daß auch uns möglichst unverfängliche Zustellungsadressen mitgetheilt werden. In zweifelhaften Fällen empfiehlt sich behufs größerer Sicherheit Rekommandirung. Soviel an uns liegt, werden wir gewiß weder Mühe noch Kosten scheuen, um trotz aller entgegenstehenden Schwierigkeiten den Sozialdemokrat unsern Abonnenten möglichst regelmäßig zu liefern.
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bekannten Agenten in Deutschland . Wem Adressen fehlen, der wende sich an Vertrauenspersonen um Aufschluß; muß er fich aber an uns direkt wenden, so sende er seinen Brief womöglich an eine unverfängliche Adresse außerhalb Deutschlands , die er mit der Weitervermittlung an uns beauftragt. Kann man auch das nicht, so verschließe man die unmittelbar an unsere Adresse gerichteten Sendungen mit Siegellad und lasse sie womöglich einschreiben( rekommandiren).
Da ferner der Versandt an unsichere Besteller zur Sicherheit unseres Postverkehres in ganz anderer Weise bewirkt werden muß, als der an Parteigenossen, so wollen uns unbekannte Genossen gleich in den Bestellbriefen ihre Partei angehörigkeit durch Gegenzeichnung eines Vertrauensmannes bestätigen lassen; andernfalls wäre die Einholung von Informationen geboten, wodurch Zeitverluste für uns und die Besteller entstehen würden.
Wir ersuchen, sowohl die Wieders als Neu- Abon: nements möglichst umgehend zu bewirken, da unsere durch den systematischen Briefdiebstahl und Brieferbruch der deutschen und österreichischen Post bedingte komplizirte Beförderungsart viele Zeit wegnimmt und deßhalb bei späterer Bestellung Verzögerungen in der Zusendung unausbleiblich wären.
Parteigenoffen! Sammelt euch um euere Fahne und benutzt die euch gegebene Waffe mit Eifer und Geschick; seid rührig und thut Eure Pflicht!
Verlag und Redaktion des„ Sozialdemokrat".
Zum 18. März 1880.
Ein hoher Festtag ist erschienen, Der höchste für den freien Mann, Drum schmücket roth die Volkstribünen, Und stimmt die Marseillaise an.
Heut' jährt sich's, daß die Brüder schlugen Den Bollernfürsten in Berlin , Daß fie vor's Schloß die Leichen trugen, Die Meuchler vor Gericht zu zieh'n. Heut jährt sich's auch, daß an der Seine Das Volk die Henker niederschlug, Und daß es selbst, das souveraine, Bum Sieg das rothe Banner trug.
Ein großer Tag für alle Beiten, Ein Heiligthum für jedes Herz.
Er mahnt uns, wenn es gilt, zu streiten Wie uns're Brüder einst im März.
Die Reaktion erhob sich wieder, Und frecher, als sie jemals war, Die Freiheit sank zum Kerker nieder, Und schweigend grollt der Proletar. Durch alle Länder geht das Grollen, Die Kette flirrt an jedem Fuß. Nur manchmal dumpfes Donnerrollen, Nur manchesmal ein Warnungs- Schuß. Nur manchmal in der Völker Augen Wie Wetterleuchten zuckt's und Hohn, Als müsse man die Schwerter brauchen Statt Wahlrecht oder Petition.
Da strahlt von unsrer Berge Firnen Der Frühling hell ins Land hinein, Und auf der Männer finstern Stirnen Erglänzt ein neuer Hoffnungsschein.
Der Frühling kommt, der März kehrt wieder, Es schwillt das Herz zu kühner That: Getroft, Ihr lang gequälten Brüder, Auch unser Völkerfrühling naht.
Gefüllt ist längst das Maß des Baren, Reif ist die deutsche Tyrannei, 3ur Ernte reif! Und bald in Schaaren Als Schnitter eilt das Volk herbei. Bald wird die Trommel wieder rufen, Das rothe Banner wieder weh'n, Vor des Palastes Marmorstufen Die Völker, nicht als Bettler, steh'n; Die Freiheit, die sie sich erkoren, Erhoben wird sie auf den Thron. So sei's denn abermals geschworen Bum Jab'rstag: Hoch die Rebellion!
und dessen Filialen im Ausland, sowie bei unsern aus dem Schlaf und brachte alle andern Throne und Thrönlein ins
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Wanken. Durch Deutschland ging die Bewegung wie ein Lauffeuer: in Süd und Nord, in Ost und West, überall das Wetterleuchten der Freiheit. In Wien brach der Sturm zuerst los und fegte den vornehmsten Vertreter der Reaktion, Metternich, hinweg. Und von der Donau fegte der Sturm weiter nach den Ufern der Spree . Unbeschreiblich war die Wirkung der Wiener Ereignisse in Berlin , wo es schon seit Längerem gährte. König Friedrich Wilhelm IV. , der romantische Gottesgnadennarr, suchte durch einige Konzeffionen die heranbrausende Windsbraut zu beschwören, und das Volk hätte sich wirklich beschwindeln lassen, wenn nicht ein Zufall" dazwischen gekommen wäre. Am 18. März drängten sich dichte Volksmassen vor dem königlichen Schloß und jubelten dem gütigen" König zu, als plößlich aus dem Schloß Infanterie heranrückt und gleichzeitig von der anderen Seite Kavallerie anmarschirt, und Schüsse fallen auf die Menge und die Reiter hauen ein. In Schreck und Wuth stürzt das Volk von dannen, zahl. reiche Todte zurüdlassend, und Verrath! hallt es durch ganz Berlin ; der von der Volksstimme dem jeßigen Kaiser zugeschriebene feige Ueberfall mußte gefühnt werden. Barrikaden erhoben sich bald, erst hier und dort, dann immer mehr und planmäßig; der Kampf mit den Truppen begann und der Widerstand des Volkes wurde immer erbitterter. Die ganze Nacht durch wüthete der Kampf und am nächsten Tag hatte das Königthum die Parthie verloren. Der König mußte die Truppen aus der Stadt ziehen und harrte zitternd des Urtheils, welches das Volk an ihm vollstreden würde. Und was that es ihm? Es trug ihm die Leichen der Straßenkämpfer bor's Schloß, ließ ihm den Hut abnehmen( leider nur den Hut) und begnadigte ihn. Der Dank für diese unzeitige Großmuth folgte bald. Das Königthum hielt das Volk durch Schauspielertünste aller Art hin, bis die reaktionäre Landbevölkerung aufgewiegelt, die Revolution durch die Rückläufigkeit und Schwäche der Bourgeoiste gespalten und die Armee gesammelt und gestärkt war. Schon nach vier Monaten waren alle Erungenschaften der Revolution verloren und der November machte dem kurzen Freiheitstraum ein Ende. Zwei Männer, die schon damals die ärgsten Volksfeinde und Reaktionäre waren, sind heute die unumschränkten Herren in Deutschland : Bismarck und Wilhelm!
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Dreiundzwanzig Jahre nach jenem Berliner März erhob sich die Revolution in ihrer Mutterstadt siegreich gegen die frechen Verschwörer, welche die junge französische Republik in den Windeln erdrosseln wollten. Freudig hatten die Arbeiter von Paris die Entbehrungen und Gefahren der Belagerung mitgetragen und zähneknirschend der Unfähigkeit und dem Verrath der Trochu und Favre zugesehen. Die Orgien des verrätherischen Krautjunkerparlaments von Bordeaux , das auf den Untergang der Republik sann, aber brachte das revolutionäre Paris in Flammen. Verjagung der Verräther und Rettung der Republik war die Losung. Und auch diesmal war es die Reaktion, welche das Zeichen zum Kampfe gab. Das Volk sollte entwaffnet und am 18. März der Hauptstreich geführt werden. Aber er mißlang, ein Theil der Truppen wandte sich selbst gegen die Reaktion und das Volk ward siegreich. Das Volk von Paris hatte mit der Verrätherregierung gebrochen und sich zum Retter der Republik aufgeworfen. Draußen vor den Thoren aber sammelte das Haupt der Reaktion, Thiers, unter dem Schutz Bismards seine Soldateska, um die revolutionäre Stadt mit Mord und Todtschlag zu überziehen und die Kommune zu vernichten. Dritthalb Monat hielt Paris die Fahne der Revolution, der neuen sozialen Revolution, gegen die Uebermacht aufrecht, bis es endlich, vom Blutverlust erschöpft, fiel, durch die Größe seines Falles die Welt erschütternd. Dann tam die Herrschaft der Mordbuben und Henkersknechte und bald lag die stolze Rebellenleiche" todt und still.
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Aber schon zeigen sich in ihr wieder Zuckungen des Lebens und wie in ihr, so rührt sichs auch in ganz Frankreich und nicht minder in Deutschland und fast auf dem ganzen Festland. Noch ist der Winter der Reaktion nicht zu Ende und die Zeit der Auferstehung nicht gekommen; aber auch unser Frühling wird anbrechen. Noch eine kurze Zeit und die Völker, die Geknechteten und Gebrückten aller Länder und Rassen, werden nach einem schweren Kampf einen herrlichen März haben und ein Fest des Sieges, der Befreiung und der Freude feiern, dergleichen die Welt noch nicht gesehen!
Ein Wort zur Aufklärung.
Wie ich vernehme, hat die von mir im deutschen Reichstag gegen Herrn von Kardorff gemachte Erklärung über meine Stellung zu den Nihilisten, in Folge der verballhornten Wiedergabe durch verschiedene Zeitungen, den Glauben erweckt, ich habe das Vorgehen der Nihilisten in Rußland gewissermaßen verurtheilt oder doch besavouirt. Zugleich hat Freund Most in London sich natür. lich die schöne Gelegenheit nicht entgehen lassen, in bekannter
perfiber Weise gefälschte oder falsch verstandene Zeitungsnotizen
gegen mich auszubeuten.