Ich erkläre hiermit, daß ich weder zu einer Verurtheilung, noch zu einer Desavouirung des russischen Nihilismus Veran­laffung hatte und daß meine Worte gegen Herrn von Kardorff nichts weiter besagten und besagen konnten, als eine mir von jener Seite imputirte engere Verbindung und daraus folgende Verantwortung für das, was der Nihilismus thut oder nicht thut, abzulehnen.

Wenn ich dabei darauf hinwies, daß die russischen Nihilisten fich im Gegensatz zu der deutschen   Sozialdemokratie nicht aus der Arbeiterklasse, sondern aus den Gesellschaftskreisen, denen Herr von Kardorff angehöre, rekrutirten, so konnte damit nicht, wie werkwürdigerweise ebenfalls in nihilistischen Kreisen verstanden worden ist, gemeint sein, daß die Nihilisten die Bestrebungen des Herrn von Kardorff theilten, sondern ich konstatirte damit lediglich, daß sie aus der gesellschaftlichen Schicht, der Herr von Kardorff angehört, vorzugsweise hervorgehen. Diese lettere Thatsache ist so evident und so in der Natur der russischen Verhältnisse begrün­bet, daß ich nicht begreifen kann, wie diese von mir hervorge­hobene Thatsache zu Mißverständnissen Veranlassung geben konnte. Soll ich mich über diese Erscheinung hier weiter aussprechen, so kann ich nur hervorheben, daß die nihilistische Bewegung von heute in Rußland   großentheils auf dieselben Bestrebungen hinaus­geht, wie die Burschenschaftsbewegung und die Bestrebungen des jungen Deutschland   in der vorachtundvierziger Periode in Deutsch­ land  , nur modifizirt durch die Verschiedenartigkeit der beiden Länder und die mittlerweile vorgeschrittenen wissenschaftlichen An­schauungen.

Verlangte man von mir eine Solidaritätserklärung mit dem russischen Nihilismus, so müßte ich diese darum einfach ablehnen. Der russische Nihilismus ist nur einig in der Negation, er ist einig in der Uebereinstimmung, das gegenwärtige in Rußland  herrschende System zu stürzen, einerlei durch welche Mittel. Po­fitive Berührungspunkte aber hat der russische Nihilismus mit dem deutschen   Sozialismus nur sehr wenige.

Dagegen erkenne ich an, daß der Nihilismus angesichts des Systems, das in Rußland   herrscht, nicht anders kämpfen tann wie er fämpft, und bin weit entfernt, ihm aus dieser Kampfesweise einen Vorwurf zu machen.

Damit dürfte aber die Uebereinstimmung so ziemlich aufhören, denn die positiven Forderungen der Nihilisten sind verschwommen und unbestimmt. Hier spalten sie sich in Konstitutionelle vom Schlage unserer deutschen Liberalen bis zu den radikalsten Sozialisten. Ich erkenne die Existenz der letzteren als eine erfreuliche Thatsache an; leider bilden dieselben aber nur eine verhältnißmäßig fleine Anzahl, welche bei der positiven Geſtal­tung der Dinge in Rußland   kein entscheidendes Wort mitzu­sprechen haben werden.

Kein Zweifel aber, daß die große Mehrheit der Nihilisten nach Sturz des gegenwärtigen Systems in Rußland   sich mit Begründung einer konftitutionellen Monarchie nach westeuropäischem Muster begnügen werden. Möglich, ja wahrscheinlich, daß diese russisch konstitutionelle Verfassung radikaler werden wird, als ähnliche Verfassungen Westeuropas   und zwar aus dem einfachen Grund, weil nur ein weitausgedehntes System bürgerlicher Freiheit, verbunden mit einem umfassenden Bildungssystem allein bie alsdann in Rußland   herrschenden Klassen in die Lage seßen werden, ihr eigenes liberales System vor dem Wiederuntergang

zu retten.

Eine solche That wird eine Kulturthat im vollsten Sinne des Wortes sein- denn ein Bolt kann wohl die Entwicklungsstufen abkürzen aber nicht überspringen, aber dieser Zustand hat mit bem westeuropäischen Sozialismus nichts gemein, er bereitet nur den Boden vor, auf dem eines Tages auch für das gesammte rus fische Volt die Sonne des modernen Sozialismus aufgehen wird.

Ich erkenne also an, daß der russische Nihilismus eine revo= lutionäre Partei ist, deren Sieg für die kulturelle Entwicklung Europas   von den größten und nüßlichsten Folgen sein wird; ich erkenne ferner an, daß der russische Nihilismus, durch die Kampf weise des russischen Regierungssystems gezwungen, in der Wahl seiner Mittel nicht wählerisch zu sein braucht und jedes zum Biele führende Mittel ergreifen muß und zu ergreifen das Recht hat; ich erkenne aber nicht an, daß der russische Nihilismus in feiner gegenwärtigen Gestalt und die deutsche Sozialdemokratie gleichartige Parteien sind und daß die letztere die Verantwortung oder volle Solidarität für den ersteren zu übernehmen habe. Dies der Sinn meiner, im Rahmen einer persönlichen Be­merkung" gegen Herrn von Kardorff erlassenen Erklärung. Zürich  , den 16. März 1880.

A. Bebel.

Schwabenstreiche der deutschen   Polizei.

London  , 2. März. Während leider die meisten unserer Freunde die Sozialistenheze von der tragischen Seite fennen gelernt haben, scheine ich dazu bestimmt zu sein, der geistreichen deutschen   Polizei Gelegenheit zu geben, auch die groteste Seite derselben hervorzukehren.

Folgendes merkwürdige bureaukratisch- literarische Produkt, welches aus der Feder Joseph Prud'homme's*) gefloßen zu sein scheint, liefert den einiger maßen erfreulichen Beweis, daß in unserer kampfbewegten Beit doch auch noch richtige Schildbürgerstreiche begangen werden und unsere Lachmuskeln in Bewegung seßen können. Ich laffe es hier wörtlich folgen.

Bescheid. Dem Riftenmacher und Sozialisten(!) Salomon Kaufmann, geboren zu Münstermaifeld   bei Koblenz  , bisher zu( 1) London   wohnhaft, welcher die preußische Staatsangehörigkeit nach Maßgabe der Bestimmung in§ 25. Absatz 1 des Gesezes über den Verlust und Erwerb der Bundes und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870( B. G. Bl. S. 355.) berloren hat, wird hierdurch aus polizeilichen Gründen der fernere Aufenthalt in dem Gebiete des Preußischen Staates untersagt. Wiesbaden   den 6. Febr. 1880. Königliche Regierung. Abtheilung des Innern."

Da das bekannte Axiom Buffons: ,, Der Styl charakterifirt den Menschen," aus gewissen Gründen wohl nicht auf die Polizei anwendbar ist, so will ich auf die eigenthümliche Eleganz des Styles in diesem Schriftstücke kein großes Gewicht legen. Das Studium der Grammatik gehört ja nicht zu den Berufspflichten unserer liebenswürdigen Polizei.

Nun, lieber Leser, merke dir den Humor, wie Shakespeare   sagen würde, dieses polizeilichen Don Quixote- Streiches. Nach Beendigung der kleinen Komödie, die die Polizei mit mir in Deutschland   abzuspielen beliebte,**) und welche mit einer von den Richtern an die Polizei und die mit dieser berbündeten Staatanwaltschaft ausgetheilten, sehr niedlichen moralischen Ohr­feigte endigte, reiste ich am 4. Februar von Deutschland   ab und kam am 5. wieder hier an. Noch 14 Tage hernach durchstöberten ganze Schaaren von Bolizisten ganz Deutschland   nach mir wie ich aus sehr authen.

-

* Prototyp eines einfältigen französischen   Spießbürgers. ** Der Frankfurter   Prozeß, von dem wir in No. 6 berichteten.

tischer Quelle erfahren-, um irgend einer durch meine bloße Gegenwart beranlaßten, imaginären Gefahr vorzubeugen. Am 28. Februar erhalte in einem Lande untersagt sei, das ich schon seit mehr als 3 Wochen ver­ich hier obige erstaunliche Mittheilung, daß mir der fernere Aufenthalt laffen hatte. Daß ich diesen koloffalen Polizeiwiß mit einem homerischen Gelächter aufnahm, ist leicht denkbar. Dennoch muß ich gestehen, daß mir die Unklarheit dieses Dokumentes teine geringen Verlegenheiten bereitet. Ich bin nämlich fest entschlossen, binnen Jahresfrist Deutschland   wieder zu besuchen, und weiß jezt nicht, in welcher Eigenschaft ich dort erscheinen foll, um der Polizei Unannehmlichkeiten zu ersparen. Wenn ich sicher wüßte, daß ich als Sozialist ausgewiesen bin, so würde ich als Kartonnage­Fabrikant hinreisen; bin ich aber blos als Kartonnier ausgewiesen, so würde ich mich unter der Firma ,, Sozialist und Comp." in meinem lieben Vaterlande präsentiren. Wer mir über diesen fißlichen Punkt Aufschluß geben kann, denn würde ich zu großem Danke verpflichtet sein.

Ich size da zwischen den zwei Hörnern eines Dilemmas, aus denen herauszukommen mein eigener Scharffinn unzureichend ist. Meine persön herauszukommen mein eigener Scharfsinn unzureichend ist. Meine persön liche Ansicht neigt zwar zur Annahme hin, daß es mehr auf den Kartonnier als auf den Sozialisten abgezielt ist, und zwar aus folgenden Gründen: Da in den Gemüthern der preußischen Regierungsleute( ich spreche nicht von ihrem Geiste, denn ich will Niemanden verleumden) wahrscheinlich eine begreiflich, daß diefelben alle diejenigen, die sich mit Berfertigung von Ahnung von einer baldigen ,, Einschachtelung" Blaß gegriffen hat, so ist es Schachteln abgeben, in anständiger, Entfernung zu halten bestrebt sind. Und über diesen feinen Kniff lacht sich die Polizei schlau ins Fäustchen, gerade wie Spig, als ihm ein Hund das Kalbsgeschlinge stahl, und er das mit Kreide auf seiner Hose aufgeschriebene Bubereitungs- Rezept auswischte. Warte, Kerl, du hast das Geschlinge, du weißt aber nicht, wie man es tocht; jetzt mußt Du es roh freffen, sagte Izig. Wartet ihr Kerls, sagt die Polizei, ihr wollt uns einpacken, wir haben aber dafür gesorgt, daß es keine Schach­teln mehr in Preußen gibt; jeßt müßt ihr uns in Makulatur verpacken!- Nun, das wird's wohl auch thun! Wenn ich nun meine Ausweisung von diesem Gesichtspunkte aus betrachte, muß ich gestehen, daß die Herren nicht ganz so dumm sind, wie sie aussehen.

--

Aber neben den beiden angegebenen Gründen für meine posthume Aus­weisung möchte nicht noch ein dritter, nicht angegebener Grund bestehen? schuldigen, daß ich ihn unbefugterweise ins Geschäft des hypothesenmachens Eine Hypothese( ich bitte den Herrn Reichs- Oberstaatsanwalt, mich zu ent­hineinpfusche) die ich aufstelle, ist folgende: Sollte vielleicht die Regierung meine Ausweisung als ein Mittel betrachten, um sich damit ihrer Verpflich­tungen mir gegenüber entledigen zu können? Denn da laut richterlichem Spruche vom 30. Januar dieselbe in eine Geldentschädigung mir gegenüber verurtheilt ward, steht diefelbe in meinen Büchern mit so und so viel hun dert Mark debitirt. 3u meinem Bedanern muß ich auch gestehen, daß die­selbe fich bis jetzt als sehr läffiger Bahler gezeigt, und sogar, gerade wie ein armer Teufel von Geschäftsmann, der Unglück gehabt, mir so und so viel Prozent anstatt des vollen Betrages offerirte, so daß ich mich ver­anlaßt sah, meinem Rechtsanwalt in Frankfurt   a/ M. Auftrag zu energischen Maßregeln gegen diesen faulen Schuldner zu ertheilen.

Sollte diese Hypothese sich als richtig erweisen, und es so schlimm mit Raffa stehen, so war es doch deßwegen nicht nöthig, in der Verzweiflung zu einer Ausweisung seine Zuflucht zu nehmen. Ich bin kein hartherziger Gläubiger, der es liebt, arme Schuldner zu drücken. Wäre die Regierung zu mir gekommen und hätte mir offen ihre bedrängte Lage eingestanden, so würde ich ihr gerne Frift bewilligt haben, bis bessere Beiten fie in den Stand gefeßt, mich bezahlen zu können. Das wäre jedenfalls beffer für

dieselbe gewesen, als durch diese lächerliche und nußlose Ausweisung sich aus der Verlegenheit ziehen zu wollen.

S. Kaufmann.

Sozialpolitische Rundschau.

Schweiz  .

Ein grelles Streiflicht auf die rapid fortschreitende Ver armung auch des schweizerischen Volkes und die durch eine rück­fichtslose Klaffengefeßgebung geförderte Rechtlosmachung der wirthschaftlich Gebrochenen wirft die in der Entstehung begriffene Fallitenbewegung. In dem einzigen Kanton Bern   gibt es nicht weniger als 35,000 und im Kanton Aargau   15,000 Falliten! Und diese sind nach dem in der Schweiz   noch größten theils herrschenden wahrhaft drakonischen Geldstagswesen, welches lebhaft an das unerbittliche altrömische Schuldverfahren erinnert, sämmtlich bürgerlich rechtlos, d. h. sie haben die bürgerliche Ehrenfähigkeit und mit ihr das Aktivbürgerrecht, die aktive und passive Wahlfähigkeit ze. verloren. Um aber die ganze Unge­heuerlichkeit eines solchen Verfahrens zu erkennen, muß man wissen, daß in der Schweiz   der Konkurs nicht gleichwie z. B. in Deutschland   nur über Kaufleute oder bei sonstigen großen Schuldmassen verhängt wird, sondern mit Leichtigkeit über jeden noch so kleinen Schuldner ausgesprochen werden kann und aus­gesprochen wird. Es ist gar nichts Seltenes, daß wegen einer Schuld von ein paar Franken auf Antrag eines hartherzigen oder boshaften Gläubigers das Konkursverfahren eingeleitet wird.

Um nun in diese empörenden Zustände, welche in ganzen Kreisen die überwiegende Mehrheit, der Wahlberechtigten wegen oft geringer Schuldbeträge vom Stimmrecht ausschließen und so die wirthschaftlich Schwachen außer der ökonomischen Abhängig keit auch noch in eine juristische Schuldknechtschaft der drückendsten Form führen, Wandel zu bringen, beginnen sich die Falliten an verschiedenen Orten zu vereinigen, um die Initiative zur Revision des Gelbstagswesens zu ergreifen. Nachdem vor einigen Wochen eine Vorversammlung zu Biel   gewesen, fand am 22. Februar in Bern   eine von Delegirten aus verschiedenen Amtsbezirken, wie auch aus Solothurn   und Aargau  , besuchte Versammlung vor Falliten statt. Aus dem Berichte des in Bern   tagenden Zentral tomitees ging hervor, daß die Organisation der Fallitenvereini­gung in verhältnißmäßig kurzer Zeit ganz bedeutende Fortschritte gemacht habe. Es seien bereits zahlreiche Sektionen in den verschiedenen Landesgegenden für die Sache thätig. Der gegen­wärtige Zeitpunkt sei für die Bestrebungen der Vereinigung sehr günstig, so daß der Erfolg der letzteren durchaus im Bereich der Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit liege. Es wurden verschiedene Möglichkeit und Wahrscheinlichkeit liege. Es wurden verschiedene Petitionen vorgelegt und genehmigt: nämlich an den Bundesrath, an die Bundesversammlung und an den bernischen Großen Rath. Dieselben schließen im Wesentlichen dahin: es sollen die gesetzlichen Bestimmungen und Verordnungen, wonach der Kon­kurs die Entziehung der bürgerlichen Ehrenfähigkeit des Schuld: ners zur unbedingten Folge hat, aufgehoben und durch eine Bestimmung ersetzt werden, daß jene Entziehung nur durch gerichtliches Urtheil( z. B. in Fällen von betrügerischem oder leichtsinnigem Geldstag) verhängt werden kann. Auch in Aargau   macht die Sache Fortschritte und sind dort ähnliche Beti­tionen beschlossen worden.

-

Wir Sozialdemokraten können dieser Bewegung, welche im vollsten Sinne eine Befreiung des Volkes aus ökonomischer Knechtschaft ist und deshalb bewußt oder unbewußt eine theilweise Verwirklichung sozialdemokratischer Forderungen anstrebt, und unsere ganze Sympathie zuwenden, und halten wir es für selbst­verständlich, daß die schweizerischen Parteigenossen die Bestrebungen der Falliten aufs eifrigſte unterstützen.

Deutschland  .

Noch sind über den Gräbern der neunzig Opfer der Zwidauer Grubenkatastrophe nicht die ersten Grashalme gewachsen und schon ist von einem neuen industriellen Massenmord zu berichten. Auf dem Himmelfahrtschacht zu Freiberg   in Sachsen   verunglückten am 1. d. M. 13 Bergleute durch den Bruch der Fahrkunst; 11 davon waren sofort todt und hinter laffen 10 Wittwen mit 28 Rindern. Natürlich wurde sofort nach Bekanntwerden des Unglücks wieder den getödteten Arbeitern die Schuld aufgehalst, indem dieselben gegen den Befehl der Direktion das Gestänge( oie Fahrkunst) statt erst in der dritten Gezeugstrecke schon in der ersten benutzt hätten. Die Sache stellte sich aber alsbald anders heraus. Der Schacht gehört einer Ge werkschaft, welche nach raffinirten Ausbeutergrundsäßen betrieben wird und durch elende Bezahlung und schlechteste Schut maßregeln seit 40 Jahren 6 Millionen aus ihren Arbeitern herausgepreßt hat. Die Sonntagsarbeit ist in diesem Werke Regel und für eine 10ftündige Arbeitszeit wird M. 1. 50 bezahlt! Die ganze Fahrkunst befand sich seit Jahren in dem elendesten Zustand, was ja schon aus dem Umstand zur Genüge hervor geht, daß sie nicht 13 Mann zu tragen vermochte, während sie doch für 200 gebaut ist. Ferner war auf dem ganzen Werk tein Seil und kein Gurt, um die zwei noch lebenden Arbeiter heraufzuschaffen! Um nun diese Schändlichkeiten alle zu verheim lichen, wurden sofort von Seite der Direktion alle möglichen Einschüchterungsmaßregeln ergriffen und den armen Bergleuten mit augenblicklicher Entlassung gedroht, wenn sie dem Untersuchungs richter die Wahrheit sagen sollten. Indessen haben die wackeren Untersuchung bereits so kompromittirende Thatsachen ergeben, daß Arbeiter sich nicht bange machen lassen, und so hat die eingeleitete der Direktor verhaftet und selbst gegen eine hohe Bürgschaft nicht freigegeben wurde.

Das ist nun ganz gut und recht, obwohl die Regierung ange fichts des erhöhten Eindruckes, den die Liebknecht'schen Reben über den ausbeuterischen und mörderischen Betrieb der sächs. Bergwerke durch diese wiederholten schrecklichen Bestättigungen erhalten, und angesichts der ungeheuren Aufregung des Publikums nicht wohl anders kann. Warum wurden aber nicht auch die Berginspektions beamten, die erwiesenermaßen die Fahrkunst seit Jahren nicht befahren haben, zur Verantwortung gezogen? Und was wird der mörderischen Gewerkschaft geschehen? Wird man ihr ihren aus dem Fleisch und Blut der Verunglückten gezogenen Gewinn nehmen und den Hinterlassenen geben? Werden solche Massenunglüce durch scharfe Beaufsichtigung fürder unmöglich gemacht werden? Nein, man wird sich wieder mit tteinen Mittelchen und Pflästerchen begnügen. Unsere ganze Gesellschaft ist ja auf Mord und Todt schlag der Schwächeren zu Gunsten der Stärkeren gebaut und da kommt es auf einige Arbeiterleichen nicht an. Der Tag ber Abrechnung ist noch nicht gekommen.

"

Deutsch   oder russisch? Im Märzheft der national liberalen Deutschen Revue" erzählt ein Herr H. W. mit Wohl behagen folgende Aeußerung Bismards über die Slavenvölker: Während ich als Gesandter in Petersburg   stand, hatte ic eines Tages auf meinen Schlitten zu warten. Da drängte fich in ungehöriger, belästigender Weise ein Mann in der Tracht des gemeinen Volkes, ein Muschit, an mich heran. Ich bedeutete ihm, baß er fortgehen solle; der freche Kerl aber grinste mich höhnisch an und wurde noch importuner. Ich durfte um Alles in der Welt in dieser Gesellschaft nicht gesehen werden, meine Stellung gestattete das nicht; da nun aber der Mensch keine Vernunft annehmen wollte, und der Schlitten, welcher die Aufmerksamkeit der Vorübers gehenden auf meine Person ziehen mußte, jeden Augenblick heran brausen konnte, so faßte ich kurz den Burschen am Kragen, brehte ihn ein paar Mal herum und gab ihm einen Stoß, daß er in den Straßenkoth schoß. Das hatte den gewünschten Erfolg; un vergeßlich aber find mir die Worte, die mir der Flegel im Fort friechen zuwinfelte: Iswinite, Gossudar, jussam kriw!( bitte um Verzeihung, gnädiger Herr, ich bekenne mich schuldig."" Sehen Sie", soll Bismard hinzugefügt haben, so sind die Slaven alle die Einzelnen wie die Völker. Man muß ihrer Frechheit nut mit der gehörigen Kraft entgegentreten, und sie werden schuld bewußt für die erhaltene Büchtigung danken, wo der Deutsche   im verletzten Rechtsgefühl über das Zuviel zum Himmel schreien

würde".

"

"

so

Wenn diese ganze Erzählung mit der sich daran knüpfenden Russenheße nicht bestellte Arbeit ist, und der deutsche Reichskanzler wirklich im Jahre 1874 diese geniale Aeußerung gethan hat, dürften ihn die jüngsten Vorgänge in Rußland   gelehrt haben, daß die Slaven   nicht alle so sind". Ueberaus tomisch aber nimmt es sich aus, diese Erzählung in einem Blatt der Partei zu finden, auf die sie besser, als auf den unterwürfigsten Slaven paßt. Wahrhaftig dieser Muschit war schließlich nur ein einzelner Mensch, in Deutschland   aber wälzt sich eine ganze Partei, von Bismarck   in den Koth gestoßen, vor ihm und winselt:« Iswinite, Gossudar, jussam kriw!» Feiges friechendes Gesindel findet fich wohl bei allen Völkern, im liberalen Bürgerthum" Deutsch lands   aber mehr als irgendwo.

-

" 1

-eb

als

f

11

a

S

2

5

I

5

Б

p

g

g

10

"

li

be

P

3

( u

ge

B

fo

bi

be

a

30

ru

ift

fte

Tef

ge

be

lic

eir

un

an

fol

B

G

ric

De

ger

ein

fro

un

feb

ge

no

bo

tar

de

mi

fie

nid

fon

nid

bu

be

für

Be

ftä

fei

ei

ben

Be

be

un

die

Für den richtigen Spieß- und Mastbürger kommt bekanntlich der Sozialist unmittelbar nach dem Mörder und zwischen diesem und dem Räuber mitteninne. Ja dem eigentlichen Eigenthums fanatiker nach ist der Sozialist noch weit gemeinschädlicher und muß deshalb weit erbitterter bekämpft und verfolgt werden, Mörder, Räuber, Diebe und Mardbrenner, da diese letteren nut einzelne Menschen an Leben und Eigenthum schädigen, währenb erstere gleich die ganze Gesellschaft berauben und abmurksen wollen. In diesem Sinne hat ja auch das deutsche freisinnige Bürgerthum" vor zwei Jahren das Ausnahmegesetz gegen gefährlichste und verabscheungswerthefte Menschenforte auf deutschem Boden gemacht. Um so schmerzlicher muß es für diese Leute ſein, daß sie heute selbst von ihnen über den Kopf wachsenden Ge walten zu diesen selben gemeingefährlichen Menschen geworfen, mit ihnen auf eine Stufe, ja noch unter dieselben gestellt werden. Man erinnert sich, wie die Offiziösen den ehemaligen viel getreuen Reichstagspräsidenten Fortenbed, als er an der Spite einer Anzahl deutscher   Städteverwaltungen der Schutzzoll- und Indirekte Steuer- Politik der Regierung unangenehme Oppofition machten, schlankweg als Kommunard des Städtetages bezeichnet wurde. Vor kurzem hat nun ein leitendes Organ der protestantischen Kirche in Preußen, die hochorthodoxe Allgem.

"