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ersten Unterbeamten zum Meineid verleitet hat. Und wir fragen ferner: was hat man von Beamten zu halten, die in erster Linie berufen sind, darüber zu wachen, daß die Gesetze beobachtet werden und keine Ungesetzlichkeiten vorkommen, und zugleich selber in so exorbitanter Weise die Gesetze verletzen und mit frecher Faust das Rechtsbewußtsein ins An­gesicht schlagen? Jus Zuchthaus gehört solche Brut! Was hat man aber ferner von einem Gerichtshof zu halten, der auf den unbeweisbaren Aussagen solches meineidigen Schurken hin unsere Genossen zu Ge­fängnißstrafen verurtheilt, blos weil dieser meineidige Polizeischuft nebst seinen Kommissaren behauptet, daß Beck, Hildebrand und Freund gefähr­liche Agitatoren seien?! Das Ende der lehrreichen Verhandlung war, daß Geserik, von dem die Polizisten erklärt hatten, man kenne ihn nicht, freigesprochen wurde; dagegen wurden die drei übrigen Angeklagten zu je zwei Monaten verurtheilt ,, von Rechts wegen". Aus den übri­gen Zeugenaussagen ist nichts zu bemerken, als das eine, daß trotz der Ausbietung des ganzen Polizeiapparats zur Haussuchung während der letzten Wochen vor dem Termin auch nicht der allerleiſeſte Beweis hat geliefert werden können, daß eine Verbreitung von sozialistischen   Schriften durch die Verurtheilten stattgefunden hat; die Verurtheilung erfolgte ledig­lich auf die Behauptung der Polizei: Die sind Agitatoren und Schrif­tenverbreiter!" Und dann ist man von jener Seite noch naiv(?) genug, sich darüber zu beschweren, daß die Sozialdemokraten frevelhafter Weise ihre gesetzlosen Agitationen nicht einstellen und das gährende Drachengift ihrer Empörung über solch bodenlos infame Zustände nicht durch die be­kannten Mehlsuppen in die Milch der frommen Denkungsart verwandeln lassen! Krieg bis auf's Messer einer solchen Brut, mit allen uns zu Gebote stehenden Mitteln das sei unsere Parole!

Peter Waldus.

N. Hamburg, 8. August.*) Daß Hasselmann und sein Freund Schneidt mit Schimpf und Schande von hier ausgerückt sind, hat der S.-D." bereits berichtet. Die in den Kreisen seiner Anhänger hinterlassenen Schulden sind, im Verhältniß zu dem Besitzstand der Darlehngeber, ziem lich bedeutend. Einem Berliner   Genossen, der jetzt auch ausgewiesen ist, hat H. Wechsel im Betrag von 250 M. aufgeschwätzt; es ist dies der einzige von Hasselmann Betrogene, der mir bis jetzt bekannt geworden ist, den man eigentlich bedauern kann. Den meisten der von H. Gerupf­ten ist nicht mehr wie recht geschehen, weil sie hinlänglich gewarnt waren. Uebrigens ist die Summe von 30,000 M., welche der Bourgeoispresse zufolge H. Schulden hinterlassen haben soll, jedenfalls übertrieben. Ich weiß nicht, wie hoch sich die Schuld beim Drucker seiner Blätter beläuft; aber die Summe von M. 5000 dürfte das Gesammtandenken, das H. seinen Freunden hinterlassen hat, nicht übersteigen.

Emmerich  , der frühere Sitzredakteur der ,, Berliner Fr. Pr." und Wißmann wollten die Erbschaft H.'s antreten und gaben sie dessen Deutsche   Ztg." als Neue Deutsche   Ztg." heraus. Das Blatt sollte, wie es scheint, auch die berüchtigten Enthüllungen" fortsetzen, und wurden darin Liebknecht und Hasenclever beschuldigt, einen flüchtigen Sozialrevolutionär", Na­mens Petersen, in Leipzig   der Polizei in die Hände gespielt zu haben. Die Polizei verbot indeß schon die erste Nummer und auch das weitere Erscheinen.

Geibs Todestag am vorigen Sonntag führte eine Anzahl von Ge­noffen an dessen Grab. Dasselbe war von Blumen und Kränzen, welch' letztere durchgehends mit rothen Schleifen und entsprechenden Inschriften versehen waren, ganz und gar bedeckt. Die Kränze waren meist von den Arbeitern einzelner Fabriken gewidmet; auch Hamburgs   Arbeiterfrauen, sowie die Genossen aus Altona  , legten Kränze nieder. Daß es an guten Vorsätzen am Grabe nicht gefehlt hat, brauche ich wohl nicht erst zu ver­sichern.

Aus dem Wahlkreise Fürth Erlangen- Hersbruck,

26. Juli. Nahezu 3 Monate sind schon verflossen, seitdem man die Reichsbude in Berlin   geschlossen hat, und noch immer fühlt sich der Vertreter unseres Wahlkreises nicht bemüßigt, seinen Wählern Bericht über seine Thätigkeit zu erstatten. Herr Marquardsen hat freilich auch allen Grund, über das zu schweigen, was er während der letzten Session sowie bei allen früheren Sessionen des Reichstages geleistet hat. Grund­sätzlich nimmt der Mann nur dann das Wort, wenn es sich darum han delt, den Reichsboten irgend einen faulen Kompromiß mundgerecht zu machen. Kompromisse, das ist der Sumpf, in dem sich dieses saubere Reptil heimisch fühlt; da handelt und feilscht dieser Jesuit mit den Kon­servativen wie mit den Fortschrittlern und hat für jeden eine andere Lockspeise, so daß es ihm auch immer gelingt, seine Pläne durchzusetzen. Zu einem Jesuiten   hat der Mann überhaupt entschieden Talent, das müssen ihm selbst seine Feinde lassen. Wie das Volk dabei wegkommt, ist diesen Helden natürlich ganz, Wurscht". Er bezieht sein reichlich be messenes Gehalt als Professor( für das er thatsächlich so gut wie nichts leistet), er führt ein herrliches Leben; im Reichstag erscheint er nur, wenn es zur Abstimmung über einen Kompromiß kommt, um dann sein stereo­types" Ja" zu sprechen. Um so fleißiger besucht der Schmarozzer aber die Soireen Bismarcks und anderer hoher" und" höchster" Persönlich­feiten da fehlt der Feinschmecker niemals. Wie Marquardsen seine Wähler schon belogen und betrogen hat, das dürfte in der That ſelbſt bei den Nationalliberalen selten vorkommen. Jetzt scheint es indessen den Genasführten doch zu bunt zu werden. Unlängst hat nämlich eine Abtheilung seiner Getreuen aus allen Bezirken des Wahlkreises in Hers­ bruck   eine Versammlung abgehalten, um eine Fortschrittspartei zu gründen. Der Fränkische Kurier", das größte bayerische   Lügenblatt, sekundirte natürlich kräftig und schrieb: es feien glücklicher Weise die Zeiten vorbei, wo man eine Kandidatur Marquardsen unterstützen müsse. Diese Heuchelei kennzeichnet diese Fortschrittspartei recht treffend. Weil die National­liberalen in Nürnberg   gegen Günther vorgehen, darum gehen auch die Fortschrittler gegen Marquardsen vor. Kommt dann aber die Wahl, so hilft das ganze Pack wieder zusammen, unt die sozialistischen   Kandidaten in den beiden Wahlkreisen zu erdrücken, und alles löst sich wieder in Wohlgefallen auf. Pjui solcher Klique!

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Sei dem wie ihm wolle so viel scheint festzustehen, daß Marquardsen bei der nächsten Wahl mit Schimpf und Schande aus unserem Wahl­kreise hinausgejagt wird. Vielleicht wird bis dahin eine Hausknechtsstelle im preußischen Ministerium vakant, denn so ein Ministeramt ist ja dieses Menschen einziges Ideal; aber die Trauben sind sauer, das hat schon Bennigsen erfahren. Wer eventuell an die Stelle Marquardsens treten wird, läßt sich schwer im Voraus bestimmen am meisten hat nächst dem Sozialisten der Kandidat der Konservativen. H. Kr. Ott, bei den letzten Wahlen gewonnen. Wer ist H. Ott? wird nunmehr der Leser fragen. H. Ott ist ein 48er Demokrat, das heißt, er war 1848 Demo­frat, schimpfte als solcher wie ein Rohrspatz über Thron und Altar, die gemeinsam das Volk ausziehen," fand aber als praktiſcher Geſchäfts­mann bald, daß Konsequenz und Ueberzeugungstreue keine einträglichen Geschäfte sind und ging deshalb ins Lager der Konservativen über. Schaden hatte H. Ott mit seiner Bekehrung nicht; denn heute ist er trotz seines hohlen Schädels ein reicher, angesehener Mann, der über Hundert­tausende verfügt, die er in christlicher Nächstenliebe seinen" armen Webern abgestohlen hat. Wie gesagt, H. Ott hat bedeutenden Anhang gewonnen, aber zum Abgeordneten wird er es doch kaum bringen. Was endlich unsere Stellung anbelangt, so halten wir es für das Beste, davon nichts zu berichten. Es möge genügen, wenn wir hier erklären, daß wir auf dem Posten sind und den Bewegungen unserer Gegner ein aufmerksames Auge schenken; mehr zu erwähnen hieße nur der Polizei und unseren Gegnern Material liefern. Was die inneren Parteiver­hältnisse anbelangt, so konstatiren wir, daß hier weder für Renegaten à la Hasselmann, noch für revolutionäre Marktschreier à la Most Boden vorhanden ist; wir halten treu zur alten Fahne"!

Belgien  .

* Die an der Regierung befindlichen Liberalen" setzen alles daran, um die schmähliche Bedientenhaftigkeit, welche die gegen­wärtigen Wachthaber der französischen Republik  " gegenüber den despotischen Regierungen der Kaiserreiche an den Tag legen und burch welchen die neugebackenen republikanischen" Herrscher sich Anerkennung und Gleichberechtigung bei ihren älteren Vettern"

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*) Dieser Bericht ging uns zu spät zu, als daß wir ihn in seiner Ganzheit noch in dieser Nummer hätten zum Abdruck bringen fönnen. Der übrige Theil folgt nächstesmal.

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zu erringen hoffen, noch zu überbieten. Vor einiger Zeit geschah bas weltbewegende Ereigniß, daß der Kronprinz von Dester reich beiläufig ein junger Mensch von ächt habsburgischer reich Stupidität sich mit der Tochter des belgischen Königs ver­lobte, über welche Ehre" selbstverständlich die belgischen Libe­ralen ganz außer sich sind. Zur Feier dieses freudigen Ereig nisses und um die königliche Maid anzusingen und anzududeln, kamen nacheinander wiener Sänger und eine böhmische Militär­musik nach Brüssel  . Zwei Mitglieder der letzteren sollen nun das schreckliche Verbrechen begangen haben, mit einem deutschen  Sozialisten, namens Horn, Bekanntschaft gemacht zu haben. Aber die Strafe ließ nicht lange auf sich warten. Kaum hatte die eble belgische Regierung von der musikalischen Sozialistenbekannt­schaft gehört, als sie sofort Anzeige nach Wien   erstattete, worauf die bereits zurückgekehrten zwei Musiker verhaftet wurden und das Militärgericht einen Prozeß gegen sie einleitete. Viel weifer kann man die internationale Büttelei wohl kaum treiben, als diese Liberalen  " thun!

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Ist Belgien   ein Hauptnest des Pfaffenthums, so fehlt es ihm anderseits doch auch nicht an zahlreichen wahrhaft freisinnigen Elementen; und dieselben lassen an Rührigkeit nichts zu wünschen übrig. Am 29. August wird in Brüssel   ein internationaler Freidenkertongreß stattfinden, dessen Organisation nicht zum geringen Theil einem Sozialisten, unserm altbewährten Genossen Dr. C. De Paepe, zu verdanken ist. Bereits sind zahlreiche Anmeldungen aus den verschiedensten Ländern eingelaufen; aus Deutschland   sind Ludwig Büchner  , Dühring, Dr. Ammann( Han: nover), Dr. Stahn( Berlin  ), Schäfer,( Berlin  ), Samter, Ernst Häckel  , die Redaktion des Menschenthum" in Gotha  ( Dr. Specht) und unsere Genossen Dießgen, Dulk und Liebknecht   angemeldet. Zweck des Kongresses ist eine möglichst genaue Uebersicht über den Stand der Freidenkerbewegung in den verschiedenen Ländern zu erhalten und auf Grund dieser Kenntniß und zum Zweck der gegenseitigen Hilfeleistung und Förderung gegenüber der Einig: feit der Dunkelmänner aller Sorten eine internationale Frei denkerorganisation zu schaffen.- Unsere Partei hat mit Recht immer den Grundsatz festgehalten, daß alle befreienden Recht immer den Grundsatz festgehalten, daß alle befreienden Gedanken auf allen Gebieten von uns innerhalb des Rah­mens der Partei gefördert werden müssen und können, und daß deshalb unsere Kräfte so wenig als möglich durch Be­theiligung an außerhalb stehenden Vereinen und dergl. zu zer­splittern seien. Aber die Befreiung auf dem religiösen Ge­biet ist von zahlreichen deutschen   Sozialisten stets als hoch­wichtig genug betrachtet worden, um der Gegenstand einer be­sonderen Bewegung zu sein, die konsequent vorgehend und richtig geleitet von uns um so mehr zu begrüßen und zu fördern ist, weil der spezielle Kampf für die religiöse Be= freiung oder besser für die Befreiung von der Religion, nicht innerhalb des Wirkungskreises einer politischen Partei gefährt werden kann. Aus diesem Grund haben sich von jeher zahlreiche deutsche Genossen ohne deshalb ihre Kräfte zu sehr der sozialistischen   Bewegung als den Hort aller Befreiung zu ent ziehen an den Angelegenheiten der Dissidenten 2c. 2c. bethei­ligt und aus diesem Grund und in diesem Sinn begrüßen wir auch die Brüsseler Freidenkerversammlung und würden uns ihrer Arbeiten doppelt freuen, wenn es den in ihr anwesenden Sozie listen gelänge, den nichtsozialistischen Freidenkern den ursächlichen Zusammenhang der religiösen Befreiung mit der politischen und sozialen und die Unmöglichkeit der einen ohne die andere zum Bewußtsein zu bringen.

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Frankreich  .

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* Die eben beendigten Generalrathswahlen haben eine mächtige Stärkung der republikanischen Partei ergeben. Die Republikaner   haben der monarchistischen Koalition( Bonapartiſten, Orleanisten, Legitimisten, alle drei ultramontan gesinnt) über 300 Site abgenommen und dadurch jetzt in 70 Departements( von 862) die Mehrheit, was namentlich auch im Hinblick auf die kommenden Senatswahlen von Wichtigkeit ist. Die Wahlen zur Erneuerung der Arrondissements:( Kreis-) Räthe sind fast noch günstiger für die Republikaner ausgefallen. Obgleich mit dem Wort Republik  " an sich noch wenig gethan ist und sich hinter ihrem Schild nicht nur dieselbe ökonomische, sondern auch eine nicht geringere politische Ungleichheit und Be­brückung verbergen kann, wie in der Monarchie, so ist doch die Befestigung der republikanischen Staatsform zu begrüßen, weil sie der allgemeinen Umgestaltung der staatlichen und gesellschaft­lichen Verhältnisse im sozialistischen   Sinne entschieden weniger Hindernisse entgegensetzt, als die festgeschlossene, schwer veränderbare Monarchie. Die französische Republik   hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre von sehr reaktionären Anfängen zwar langsam, aber ununterbrochen nach links entwickelt das steht trotz alledem fest und alle Anzeichen bestättigen, daß es den jetzigen Macht­habern ebensowenig als ihren Vorgängern gelingen wird, ihre Herrschaft zu verewigen, sondern daß sich die Republik   immer weiter und in immer schnellerem Tempo nach links weiter ent­wickeln wird. Nach Mac Mahon  , Broglie, Fourtou und Com­pagnie Gambetta, nach Gambetta Clemenceau und nach diesem keine Personen mehr, sondern der Sozialismus. Die Sozialisten können also die Grundmauern ganz wohl akzeptiren, wenn sie auch vorläufig noch nicht darin wohnen können; desto eifriger mögen sie dahin wirken, daß der Bau wächst.

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Einen ersten Beweis, daß sie das thun und zwar mit Erfolg thun, haben bereits die jüngsten Wahlen geliefert. In ihnen wurde zum erstenmal das unsern Genossen bekannte französische  Wahlprogramm von sozialistischen   Kandidaten in einer Reihe von Orten aufgestellt. In Commentry   im Allierdepartement wurde der Sozialdemokrat( revolutionäre Kollektivist) Thriviers gegen den radikalen Kandidaten zum Arrondissementsrath gewählt; in Montluçon  ( Allier  ) schlug der Kollektivist Boissier seinen republikanischen( opportunistischen) Nebenbuhler bei den Wahlen in den Generalrath und wird in der Stichwahl zweifellos Sieger bleiben. Weitere Wahlerfolge erzielte das sozialistische Programm in Saint- Etienne  , Elboeuf 2c. Es ist eine gute Vor­bedeutung für das sozialistische Programm, daß es zum ersten­mal, wo es als Fahne im Wahlkampf erschienen ist, Siege er­rang. Unsere sozialistischen Brüder werden auf dem von ihnen betretenen Weg der Parteieinigung und des zielbewußten Vor­gehens in Bälde noch ganz andere Triumphe erzielen.

- Der Pariser« Prolétaire» ist gelegentlich der infamen Ausweisungen auswärtiger Sozialisten im Sozialdem." zuerst von unseren Genossen in Paris   und auf Grund von deren Berichten auch von der Redaktion selbst energisch getadelt worden, weil er lange Zeit kein Wort der Empörung und des Protestes fand gegen diese den Namen der Republik   beschimpfenden Bar­bareien. Die Redaktion des genannten Blattes läßt uns nun durch einen nichtfranzösischen Genossen mittheilen, daß ihr un sozialistische Fremdenfeindschaft fern liege und daß sie an der gerügten Unterlassung ohne Schuld sei, indem es ihr physisch unmöglich gewesen, in der auf die Ausweisungen zunächst fol­genden Nummer noch etwas über dieselbe zu bringen. Sie sei zu arm, um sich pariser Nachrichten über behördliche Maßnahmen anders als auf dem Umweg durch die Presse zu verschaffen, und habe sie so von den Verhaftungen und Ausweisungen erst Nach­richt erhalten, nachdem die betr. Nummer des« Prol.» ,, am 10., ja selbst schon am 9. Juli" bereits gedruckt gewesen sei. In der auf diese folgenden Nummer habe sie sich( wie auch von uns berichtet) gegen die Ausweisungen ausgesprochen. Wir sind vielzusehr Gegner jedes derartigen peinlichen Streites, als daß wir durch ein nochmaliges Eingehen auf die fragliche Angelegenheit die fatale Erinnerung wieder erwecken möchten. Wir beschränken uns daher auf eine einfache Verzeichnung der obigen Mittheilung.

- Das jüngst von uns angekündigte Tagesblatt der sozialistischen   Partei wird am 1. Oktober erscheinen und den Namen« L'Emancipation» tragen. Hauptredakteur ist Benoit Malon  ; Mitarbeiter in Deutschland   sind Bebel und Liebknecht. Großbritannien   und Irland.

* Um den Irländern einen Beruhigungsköder zu reichen, hatte die liberale Regierung ein sogen. Pächter Entschädigungs­gesetz eingereicht, welches einige kleine Verbesserungen für die jetzt gänzlich schußlosen Pächter bot. Das Gesetz wurde auch im Unterhaus angenommen, von den Landlords des Oberhauses jedoch abgelehnt. Die Pächterschinderei geht also wie bisher fort, wenn dem mißhandelten irischen Volk nicht endlich die Geduld ausgeht und es sich zur Selbsthülfe erhebt. Die fortschreitende Ausbreitung der Fenieragitationen deutet auf eine solche Even­tualität, auch die Regierung scheint dergleichen zu ahnen, denn sie schickt starke Truppenverstärkungen nach der grünen Insel. Wenn jedoch das Volk wirklich einmal sich einmüthig erheben. sollte, so werden es ein paar Regimenter mehr oder weniger faum aufhalten.

Rußland.

* Wie infam die zarische Regierung ihre politischen Gegner behandelt, zeigt die Thatsache, daß Gefangene den sofortigen Tod der Gefangenschaft vorziehen. Vor kurzem hat sich der Sozialiſt Goldenberg, welcher des Mordes des Fürsten   Krapotkin angeklagt war, in der Peter- Pauls- Festung   zu Petersburg   erhängt. Die aus dem Prozeß Weimar   bekannte Sozialistin Malinowskaja versuchte dasselbe, wurde jedoch von den Schergen wieder ins Leben gebracht, um weiter gequält zu werden. In Kijew   hat der politische Prozeß gegen den Ingenieur Saschka( Jurko­reski) und 21 Genossen vor dem Wiilitärgericht begonnen. Daß die Sache mit einem Justizmord endet, ist selbstverständlich.

Sprechsaal.

Verehrliche Redaktion!

Sie haben wohl die Freundlichkeit, nachstehendem Beitrag zur Charak­teristik des Demokraten  " Findel ein Plätzchen zu gönnen. Er wurde verschiedenen deutschen   Blättern zugesandt, aber von keinem veröffent­licht.

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Am 20. Juli sandte ich an die Redaktion der Findel'schen Sächs. Volkszeitung" nachstehende Erklärung mit dem Ersuchen um Aufnahme: , Erklärung. Erst heute erfahre ich von einer Notiz in der Nummer vom 13. Juni 1880 der Sächs. Volksztg." in welcher es heißt: Ein Berliner   Ausgewiesener habe Ihnen die Mittheilung gemacht, die zuv Unterstützung der Ausgewiesenen eingegangenen Gelder würden auch zum Theil zur Unterstützung subsistenzloser Beamten der Partei verwandt." Da auch ich, aus Berlin   ausgewiesen, mich einige Zeit in Leipzig   auf­gehalten habe, sehe ich mich veranlaßt, wie sämmtliche übrigen noch in Leipzig   sich aufhaltenden Ausgewiesenen zu erklären, daß auch ich weder Ihrem Blatte noch überhaupt Jemandem eine solche verläumderische Mittheilung gemacht habe, noch machen konnte.

Dresden  , den 20. Juli 1880.

H. Vogel."

Anstatt diese Erklärung abzudrucken, die freilich für das Findel'sche Blatt nicht sehr schmeichelhaft lautet, zieht dasselbe vor, in seiner letzten Nummer folgende heitere Briefkastennotiz zu bringen: Herrn H. Vogel, Berliner   Ausgewiesener in Dresden  : Lernen Sie vor allen Dingen, sich in Ihren Briefen desjenigen Tones zu befleißigen, wie er anständigen Menschen eigen zu sein pflegt, und dann kommen Sie uns wieder mit Ihren Erklärungen. Wir wollen uns dann überlegen, ob wir aus reiner Gutmüthigkeit uns zur Aufnahme derselben veranlaßt sehen."

Ob Herr Findel gedacht hat, ich werde au ihn schreiben: Ihr hoch­geschätztes Blatt" und Hochachtungsvoll ergebenst"? Uebrigens ist es ein altes Kunststückchen, die Anstandsdame zu spielen, wenn man moralische Brügel bekommt.

Freundlichen Gruß!

Briefkasten

H. Vogel.

der Expedition: Pickelhaube Mt. 20,- Ab.- Cto. erh., Mt. 18,- hatten wir per 3. Qu. gut, nicht Sie; folglich kommen Ihnen nur noch Mt. 2, zu gute. Weiteres mit Sdg. M. H.: Mt. 38,55 Ab. Juli u. Schft. 2c. erh. D. siehe Flgschrftfds. Nr. 8 umgeändert. Gruß! Hauemann Lpool: Fr. 7,40 Schft.- Cto. erh.-m: Durch

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die Fußangeln des Gesetzes hindurch: Mk. 1, 2c. erh. Weiteres wird besorgt. Salve Spiegelberg!- J. G. H. B.: für 3 Mt. Schrft. 2c. erh. Zwischenhaus und schwarze Wäsche" kommt rein und glatt. D. Peter: Mt. 32, am 9. 8. hier. Aufstllg. erwartet. Schft. folgen. Post bereits fort gewesen. F. N.-grün: Mt. 3,- Ab. 3. Qu. c. erh. Gruß an Karl Rothschild! F. R.   S- brg: ö. fl. 3,- Ab. 3 Mon., Flgbl. u. Schft. erh. Wanzen ec. abgerückt. Rothkehlchen: vom 8. d kreuzte

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mit unserem Bf. an D. v. gleichem Datum. Alles erhalten und angebr. 32 mit Schftsd. verpackt. Ferdinand: Bfe. v. 5. d. haben sich gekreuzt. S. gelöscht. R. Cr. besorgt. Alles notifizirt. Barba: Bf. v. 9. d. 2c.

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erh. Alles wohl und besorgt. Tante soll noch 3 Wochen rasten. Peter instr uirt. Gruß! Gustel chen: Mf. 122,60. Ab. à Cto. erh. Der geborene Spitzelriecher warnt vor überreizten Nerven", der Denunzianten­haffer fordert zur Denunziation auf. Logik in der Charakterlumperei war immer seine Passion.-d- London  : Wie fingt gleich der Bürgermeister von Sardam"? und warum sollte just der Eurige seinen Heldenbaß nur über die Maultrommel ausschnauben? Ja, ich bin flug und weise" und ,, de gscheudten Leut, dia wär'n net olt!" H. E.: M. 22,20 Schft erh. Nr. 30 am 24/7. fort, ebenso alles Weitere regelmäßig.

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Schweiz  . Vereinsbuchdruckerei Hottingen  - Zürich  .