wurde der Gesangverein ,, Frohsinn" und der Vergnügungsverein Heiter­feit". Von letzterem weiß jedoch außer der Polizei Niemand etwas. Ein Verein gleichen Namens wurde schon vor zwei Jahren von seinen Mi.gliedern selbst aufgelöst. Haussuchungen wurden ungefähr anderthalb Dutzend vorgenommen, denn die Mainzer   Polizei arbeitet nur noch en gros, wobei es indeß auch keine Lorbeeren zu verdienen gibt. Da bei den Haussuchungen keine gefährlichen Papiere gefunden wurden, so nahm man die unschuldigsten Sachen mit, deren Aufzählung gewiß Heiterkeit erregen würde.

Auch der Untersuchungsrichter hat bereits acht Genossen verhört; man möchte gar zu gerne einen Prozeß im großen Stile in Szene sezen wegen einer geheimen( hu!) unerlaubten( huhu!) Versamm­lung( huhuhu!). Drei Polizeikommissäre waren zugleich thätig und stellten sich in den Wohnungen einiger Genossen zur gleichen Zeit ein, als diese beim Untersuchungsrichter verhört wurden.

Als Genosse Bebel hier seine Privatgeschäfte erledigt hatte, wollte er andern Tags nach Wiesbaden  , um auch dort seine Geschäftsfreunde zu besuchen. Jetzt galt es aber, der Wiesbadener   Polizei ein Schnippchen zu schlagen, denn es wurde Genosse Bebel hinterbracht, daß schon zwei Tage lang die Polizei auf dem Bahnhof seiner harre; daß diese Herren nur von der Absicht beseelt waren, ihm ein Ehrengeleite zu bereiten, kann sich Jeder leicht denken, aber Bebel zog es vor, sich bescheiden" dieser Ehre zu entziehen. Wie dies bewerkstelligt wurde, davon ein andermal. Genug, der Zweck wurde erreicht, denn Bebel erledigte seine Geschäfte in Wiesbaden   in aller Gemüthsruhe, und als er dann auf den Bahnhof fam, um zurück nach Mainz   zu fahren, da machten die Kerle Augen wie die Ochsen, denn sie konnten nicht begreifen, wie dieser gefährliche Mensch ohne ihr Wissen nach Wiesbaden   kommen konnte, und das zu einer Zeit, wo gerade der deutsche   Kaiser zur Kur anwesend war. Es schwirrten allerlei Gerüchte in der Luft herum, es sei ein Drohbrief eingelaufen, nach welchem der Kaiser von einer Dame erschossen werden sollte, da kommt dieser Bebel noch hinzu, jetzt mußte das Alles richtig sein. Der Heldengreis hatte auch nichts Eiligeres zu thun, als sofort von Wies­ baden   nach Berlin   zu flüchten. Ein Polizeikommissär mit 5-6 Geheim­polizisten folgten Bebel, nachdem er eingestiegen war, hieher und postirten fich, zum Ergötzen einiger anwesenden Genossen, nachdem sie sich noch einige Mainzer   Polizisten geholt hatten, vor den Gasthof hin. Aber trotz­dem der Ordnungs" männner so viele waren, gelang es uns auch dies­mal, ihnen Sand in die Augen zu streuen, denn sie standen noch immer vor dem Gasthof, als Genosse Bebel bereits vergnügten Sinnes weiter dampfte.

Sonst ist diesmal nichts von Belang zu melden. Im Allgemeinen ist die Stimmung für die nächste Reichstagswahl für den sozialistischen  Kandidaten günstig. Ueber die Kandidaturen der Ordnungsparteien herrscht noch der Geist der Finsterniß. Wahrscheinlich werden die Mainzer   Auch­Demokraten sich mit den Liberalen vereinigen, was allerdings ihr Grab­geläute bedeuten dürfte. In einem Theil des Wahlkreises Mainz  - Oppen­ heim   ist die Landbevölkerung gegen die jetzigen Zustände sehr aufgebracht, was zunächst zu einigen Judenverfolgungen geführt hat. Wenn nicht alle Zeichen trügen, so wird der Liberalismus in einigen seiner Hauptorte auf dem flachen Lande eine sehr ansehnliche Stimmenzahl ver­fieren, welche der Kandidatur Liebknecht   zufallen. T

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U. A.

München  , 16. Juni. Ueber die Verhaftung des Genossen Vogl habe ich zu meinem früheren Berichte( siehe Nr. 24 des Soz.") noch ergänzend nachzutragen, daß man ihn nach ca. dreistündigem Verweilen auf hiesiger Polizei geschlossen nach dem Bahnhof trans­portirte, um ihn der Augsburger   Staatsretterschaft zu überliefern. Und warum? Weil er in einer Postkarte, die an einen gewissen Steiner adressirt und bei demselben gelegentlich einer Haussuchung gefunden worden war, den verstorbenen ehemaligen Staatsanwalt Bars ch von München   beleidigt haben soll. Diese Karte, welche von München   abging, mußte nun selbstverständlich auch hier geschrieben worden sein. Darum erschallte der Ruf aus unserer Nachbarstadt: Münchener   Polizei, heraus mit diesem furchtbaren Kerl!" Daß unsere Hochlöbliche diesem Verlangen bereitwilligst nachkam, brauche ich nicht zu erwähnen, auch daß sie den Schreiber der Karte sofort ermittelte, darf bei der Allweisheit unserer Polizei Niemand Wunder nehmen. Denn da die Karte in Gabelsbergischer Stenographie geschrieben war und der Sozialdemokrat Vogl dieser edlen Kunst mächtig ist, so war der Fang fertig. Doch, o weh! Nach drei­wöchentlicher Haft stellte es sich heraus, daß die Handschrift absolut nicht mit derjenigen Vogel's übereinstimmt. Der Liebe Mühe war also umsonst! Wie schade! Charakteristisch ist bei der Sache noch, daß auf Nachfrage seiner Hausfrau weder Polizei noch Staatsanwalt angeblich wußten, wo Vogl sich befinde! Sollte sich am Ende Herr Polizeirath Pfister gar seiner Heldenthat geschämt haben? Das glauben wir bei dem bekannten Charakter dieses Ehrenmannes doch nicht! Die Moral aber von der Geschichte mögen sich alle Genossen aufs Neue hinter die Ohren schreiben: nichts Kompromittirendes aufzu­heben, sondern jedesmal sofort vernichten!*) Mit Gruß!

Waffenschmied.

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- Stuttgart  , 19. Juni. Heute fand hier der Kongreß der Gewerkvereine" statt, mit einer öffentlichen Versammlung im Saale   der Liederhalle, für deren Besuch durch unsere Genossen wir ge­sorgt hatten. Es waren von hier, Eßlingen  , Kannstadt 2c. etwa fünf­hundert unserer Freunde die überwiegende Majorität wesend. Nach dem Referat von Mar Hirsch verlangten von uns mehrere das Wort, zuerst M. Oppenheimer; dasselbe wurde jedoch vom Vorsitzenden, Herrn Andreak aus Berlin  , nicht gewährt, und zwar unter der Motivirung, daß nur Delegirte der Generalversammlung das Wort zur Diskussion erhalten könnten. Diese Erklärung stand in direktem Widerspruch zu der öffentlich ergangenen Einladung, in der von irgend einer solchen Beschränkung keine Silbe steht.

Wir haben darauf hin, Mann für Mann, unter Hochrufen auf die Sozialdemokratie in ordnungsliebendster" Weise den Saal verlassen. Und Märchen und seine Getreuen blieben beisammen und kredenzten sich ihre Weisheit unter sich. Wohl bekomms ihnen!

Göppingen  . Ein famoses Justizstückchen, das der Oberstaatsan­walt Pfaff in Ulm   fürzlich verübte, verdient in unserem Parteiorgan festgenagelt zu werden, damit das Volk auch die Hallunken kennen lerne und sie seinerzeit gebührendermaßen behandele.

Der Erzlump, wie er hier genannt wird, der fortgejagte Wacht­meister I auch st etter, denunzirte nämlich seinen früheren Kollegen Minkle der Unterschlagung, und zwar deshalb, weil Münkle von ihm Geld forderte, das er Jauchstetter- schonvorher unterschlagen hatte. Plötzlich wird nun Münk   le verhaftet, denn Jauchstetter war den Tag zuvor nach Ulm   gefahren und hatte dort von der Staatsanwaltschaft, bei welcher er einen Stein im Brett hatte, einen Haftbefehl ausgewirkt; er durfte z. B. mißliebige Leute nur denunziren, so wurden sie mittelst des Dienst- mein- eides auch verdonnert, wovon recht hübsche Beispiele angeführt werden könnten. Münkle saß nun beinahe 2 Monate in Untersuchungshaft und wurde am 19. Mai von der Strafkammer in Ulm   zu 4 Monaten verdonnert, obwohl die Untersuchung ergab, daß Münkle bei seinem Dienstaustritte Alles gedeckt hatte. Bei dieser Gelegen­heit machte der Vertheidiger der Staatsanwaltschaft den Vorwurf, daß Münkle eigentlich gar nicht in Untersuchungshaft hätte gehalten werden sollen, worauf ihm obiger Pfaff erwiderte: Es sei Fluchtverdacht ver­muthet worden, außerdem sei die Verhaftung erfolgt, damit er sich nicht mit den Sozialdemokraten in Verbindung setzen könne."

Man sieht, welche Furcht Staatsanwalt und Pfaffe vor uns haben. Bei dieser Gelegenheit sei auch erwähnt, daß die Affäre gegen Schön und Genossen noch immer nicht geschlossen ist, ein geschicktes Manöver, um den Sozialisten ihre Bücher vorzuenthalten; denn obwohl sich der Untersuchungsrichter ehrliche Mühe gab, etwas Strafbares zu finden, so gelang es ihm doch nicht, bei den Angeschuldigten etwas, das nach Ver­breitung sozialistischer Schriften roch, herauszuschnuppern.

Ebenso erwähnen wir, daß es der Erzlump Jauchstetter war, welcher die betreffenden 3 Genoffen denunzirte, worauf sie 54 Tage sigen mußten, ohne daß der Kert einen Beweis für jeine Behauptung erbringen konnte. Für heute wollen, wir nur noch betonen, daß Oberstaatsanwalt Pfaff der Frau des Erz­lumpen ein seidenes Kleid verehrte, daß der Erzlump etwa 2000 Mark

*) Und hütet Euch vor der Gabelsbergischen Stenographie!

Anm. des Segers.

Schulden hat, wovon er nie einen Nickel wird bezahlen können. Auch der Gerichtsdiener Kolb figurirt mit 400 Mart unter den Gläubigern. Vielleicht begreift man nun, warum der Erzlump so viele Leute einfing, um sie dem Geldproßen Kolb zu überliefern, der ihnen dann zu essen gibt für's Hungersterben. So wäscht eine Hand die andere. Und damit Pfaff und Konsorten nicht etwa nach einem Unschuldigen suchen oder wegen dieser Korrespondenz verhaften, so setzt der Schreiber Schön. auch seinen Namen darunter.

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Mailand  , 15. Juni. Seit meiner letzten Korrespondenz ist bereits geraume Zeit verflossen, um so mehr freue ich mich, jetzt etwas recht Erfreuliches berichten zu können. Der hiesige Circolo Operajo, ein ca. 1600 Mitglieder zählender Arbeiterverein ohne ausgesprochene politische Färbung, beschloß gestern nach zweimaliger Versammlung, einen besonderen Delegirten zum sozialistischen Weltkongreß nach Zürich   zu senden. Der Sieg war schwer, aber vollständig. In der ersten Ver­sammlung vom 14. Mai waren es besonders die Demokraten, welche dem Vorschlag den heftigsten Widerstand entgegensetzten. Die Versammlung verlief resultatlos und mußte vertagt werden.

In der langen Zeit bis zur gestrigen Sitzung wurden nun von beiden Seiten die äußersten Anstrengungen gemacht. Wir haben agitirt, soviel nur irgend möglich war, und unsere Mühe ist nicht unbelohnt geblieben. Der Beschluß, nach Zürich   einen Delegirten zu senden, wurde mit allen gegen vier Stimmen gefaßt. Selbst Solche, die sich zuvor dagegen er­klärt hatten, bekehrten sich im Laufe der Diskussion, um theils dafür zu stimmen, theils sich der Abstimmung zu enthalten. Der gestrige Sieg bedeutet insbesondere eine schwere Niederlage der Mazzinianer. Einen weiteren Nuteffekt für unsere Sache enthält der fernere Beschluß, die Tagesordnung des Züricher   Kongresses im Verein durchzuberathen; also zehn Versammlungen für unsere Propaganda. Welch' herrliche Ber­spektive!

Während in dieser Weise bei uns reges Leben herrscht, ist auch die Polizei nicht müssig. Die bekannteren Genossen sind fortwährend über­wacht und im Circolo Operajo find immer einige Spitzel. In der Regel werden die Herren aber sofort erkannt an ihren Galgengesichtern und an die Luft gesetzt. Unser hiesiges Parteiorgan La plebe" wurde fürzlich zum 85ten Male konfiszirt. Ungeachtet solch heftiger Ver­folgung nimmt unsere Parteipresse seit Kurzem einen ganz außergewöhn­lichen Aufschwung. Zum ersten Mal erscheint in Italien   ein soziali stisches tägliches Blatt La favilla"( Der Blitz) in Mantua  . Die Redaktion hat unser tüchtiger Genosse Nobis übernommen. Außer den früheren sozialistischen   Wochenblättern La plebe" in Mailand   und " Il grido del popolo"( Der Nothschrei des Volkes) in Neapel  , sind noch neu herausgegeben: La riscossa"( Die Wiedererlangung) in Pisa  , " L'avanti"( Der Vorwärts) in Imola  , Il sempre avanti"( Immer Vorwärts) in Livorno  , Il lavoratore"( Der Arbeiter) in Genua  , Il Catilina" in Cesena, La vita nuova"( Das neue Leben) in Rimini  , " L'operajo"( Der Arbeiter) in Como  , und in italienischer Sprache und für Italiener   bestimmt I malfattori"( Die Missethäter) in Gens. Binnen Kurzem wollen auch die Turiner   mit einem eigenen Organ auf die Bühne treten L'emancipazione"( Die Befreiung).

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So reich ist unsere Literatur niemals gewesen und verhehlt sich auch Niemand unter uns, daß verschiedene Eintagsfliegen darunter sein werden. Es wäre unzweifelhaft vortheilhafter, ein einziges gut redigirtes Blatt zu besitzen. Aber dafür mangelt es an Organisation in der Partei. Eine solche aber zu schaffen, begegnet vorläufig noch ganz be­deutenden Hindernissen. Da sind zunächst die Verfolgungen seitens der Regierung. Die Verfassung garantirt die Freiheit der Person, der Rede und der Schrift, aber für uns Sozialisten gibt es keine Verfassung. In den meisten Provinzen müssen unsere Genossen ihre Versammlungen heimlich abhalten; denn wo man sie entdeckt, werden sie als malfattori" ( Verbrecher) verhaftet und monate, ja jahrelang in Haft behalten. So geschah es unter vielen anderen Beispielen neun Genossen in Albano, die nach Mailand   transportirt und hier, nachdem man sie vier Monate in Haft behalten hatte, ohne Prozeß wieder in Freiheit" gesetzt wurden. Einer unter ihnen jedoch, Carlo Monticelli, mußte noch einen Monat länger aushalten. Er wurde vor wenigen Tagen in Freiheit" geſetzt, vielleicht hatte man seinetwegen besondere Rücksicht", weil er brust­frank ist.

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Bei dieser Gelegenheit ist es auch wohl angezeigt, den Schurken nam haft zu machen, der in dieser Angelegenheit als Spitzel entlarvt wurde. Alburno heißt das Subjekt und war ansässig in Venedig  , hält sich jetzt aber aus Furcht vor den Geschädigten in Mailand   auf. Gegenwärtig befindet sich im Mailänder   Gefängnisse nur noch einer unserer Genossen, Hamilcar Cipriani  , derselbe, welcher sich durch seine hervorragende Betheiligung an den verschiedenen revolutionären Kämpfen in Griechen­ land  , Italien   und 71 in Paris   rühmlichst bekannt gemacht hat.

nahmen.

Zu den Verfolgungen seitens der Regierung gehören noch die Beschlag­Sämmtliche obengenannte Zeitungen wurden jede einzelne schon mehrmals beschlagnahmt. Il Catilina" in Cesena erschien bisher fünf Mal und wurde fünf Mal beschlagnahmt. In Mailand   wurde ferner beschlagnahmt der Bericht über den oberitalienischen Sozialisten­Kongreß in Chiasso  . In wenigen Tagen findet dieserhalb Gerichtsver­handlung statt. Als Angeklagter erscheint unser rühriger Genoffe de Franceschi.

Die sozialistische Berbegung in Italien   ist noch sehr jung und bedarf noch sehr der Kräftigung. Aber der Same ist gut und der Boden überaus fruchtbar; drum wird's auch an der Erndte nicht mangeln. Gruß und Solidarität! E. K.

1649

1793

???

Die Britten zeigten sich sehr rüde Und ungeschliffen als Regicide.*) Schlaflos hat König Karl   verbracht In Whitehall   seine letzte Nacht. Vor seinem Fenster sang der Spott Und ward gehämmert an seinem Schaffott.

Viel höflicher nicht die Franzosen waren. In einem Fiaker haben Diese

Den Ludwig Capet   zum Richtplatz gefahren; Sie gaben ihm keine Caleche de Remise, Wie nach der alten Etiquette Der Majestät gebühret hätte.

Noch schlimmer erging's der Marie Antoinette  , Denn sie bekam nur eine Charette; Statt Chambelon und Dame d'Atour Ein Sanskülotte mit ihr fuhr.

Die Wittwe Capet hob höhnisch und schnippe Die dicke habsburgische Unterlippe.

Franzosen   und Britten sind von Natur Ganz ohne Gemüth; Gemüth hat nur Der Deutsche  , er wird gemüthlich bleiben Sogar im terroristischen Treiben. Der Deutsche   wird die Majestät Behandeln stets mit Pietät.

In einer sechsspännigen Hoffarroffe, Schwarz panaschirt und beflort die Rosse, Hoch auf dem Bock mit der Trauerpeitsche Der weinende Kutscher so wird der deutsche Monarch einst nach dem Richtplatz futschiert Und unterthänigst guillotinirt.

*) Königsmörder.

Zur Beachtung.

H. Heine  .

Wir erhalten aus Frauenfeld   folgende Zuschrift, die wir mit Weglassung der nicht auf den Gegenstand bezüglichen Stellen zum Ab­druck bringen. Im Auftrage hiesiger Genossen muß ich euch Folgendes

mittheilen. Wir hatten Pfingstmontag eine Zusammenkunft der Freunde aus verschiedenen Orten in Adorf  . In unserer Mitte befand sich auch ein Berliner   Ausgewiesener, Namens 3etterig, den die Winterthurer  mitbrachten. Es wurde eine Sammlung zu Gunsten seiner Familie vor­genommen, welche die Summe von 8 Fr. 35 Cts. ergab. Er führte an, daß er in Winterthur   Arbeit erhalten habe, was auch wahr fein sollte; jedoch am Mittwoch kam er wieder hierher und kehrte in unserer Vereinswirthschaft ein, benahm sich hier jedoch nicht sehr höflich. Er ver­langte Abendessen, Nachtlager und Frühstück auf Kosten der hiesigen Parteigenossen. Einem Genossen, der gerade anwesend war und ihm zu­vor einige Glas Bier gezahlt hatte, erklärte er, wenn seine Zeche nicht von uns bezahlt würde, so ständen wir in nächster Nummer des Sozial­demokrat". Es wurde bezahlt, so arm wir auch hier sind. Jedoch etwas später zeigte er Gold und 5 Frankenstücke vor und prahlte damit. Den andern Morgen fam er zu mir und verlangte entschieden, da er Mittags wieder abreisen wollte, wir müssen ihm das Reisegeld nach Schaffhausen  zusammenlegen, woraus jedoch nichts wurde. Dann, nachdem ich ihm das Mittagessen gegeben hatte, forderte er von meiner Frau ein Paar neue Strümpfe; sie konnte sie ihm nicht geben da machte er seinen Berliner   auf und zog sechs paar Strümpfe ohne Fehler heraus. Meine Frau bemerkte, daß er auch dort noch großes Geld habe; sie sagte ihm, er habe ja alles mehr als wir, und er fordere noch? Da antwortete er, das habe er von Zürich   bekommen; es wäre nicht gut, wenn man sich für die Sache hergibt und dann Noth leiden müsse. Seine Frau be tomme wöchentlich 8 Mark Unterstützung von der Partei, und er bringe das Essen und Reisegeld immer auf. Das Schaffen presfire ihm nicht, denn wenn er Arbeit habe, höre die Unterstützung auf, und soviel könne er seiner Frau nicht schicken. Wir zeigten ihm in Steckborn   Arbeit an, da fragte er, ob Genossen dort wären. Als dies verneint wurde, wenig stens nicht mit Bestimmtheit bejaht werden konnte, erwiderte er: was er dann dort solle? Wo keine Genossen seien, gehe er nicht hin, von was solle er denn leben? Er reiste nach Schaffhausen   ab; ob er es dort auch so gemacht hat, wissen wir nicht. Von da wollte er nach Mann­ heim   und dann nach Hamburg.  (?)

Wenn so frevelhaft die Genossen ausgenutzt und mißbraucht werden, so wird dadurch nicht für unsere Sache agitirt, sondern dieselbe nur ge­schädigt. Denn wenn man so über Alle und über Alles schimpft, wenn man nicht genug triegt, wie Zetterig es hier im Kreuz in Gegenwart anderer Leute über die Züricher  , namentlich über unsere Leitung gethan, dann macht es für Leute, die uns noch fern stehen, einen schlechten Eindruck.

Wäre es nicht an der Zeit und gerecht, wenn man Leuten dieser Sorte das Handwerk legen würde?

Mit sozialdemokratischem Gruß

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Die Schlußfrage ist ganz und voll zu bejahen. Es muß unbedingt die möglichste Zentralisation des Unterstützungswesens vorgenommen und jeder Mißbrauch sofort im Zentralorgan publizirt werden. Diese Unterstützungsvampyre sind die schlimmsten Feinde unserer Bewegung. Sie schädigen die wirklich Bedürftigen und machen es sich nebenbei zur Aufgabe, durch Klatschereien und Kolportage von allerhand Lügen meist eigener Fabrikation den Zusammenhalt der Genossen zu zer­stören. In Zürich   hat dieser Zetterig, der ein ganz verlumptes Subjekt zu sein scheint, ebenso auf die Baseler die ihm, wie er selbst geftand, fünf Franken Reisegeld gegeben hatten geschimpft, wie in Frauenfeld   auf die Züricher  . Wir warnen daher ausdrücklich vor ihm und ersuchen die Genossen allerorts, falls er es wagen sollte, noch weiter auf Unterstützung zu reisen, ihm das Zehrgeld in klingender Münze zu zahlen.

Briefkasten

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der Expedition: J. F. Amsterdam  : Fr. 2.50 Ab. 3. Qu. und Fr. 3, pr. Wahlfd. dankend gebucht. Nr. 722: Mt. 2.- dem Wahlfos zugewiesen. Hapert immer noch bösartig beim Chiffriren! Laster: Mt. 20,- Ab. 2. Qu. erh. Die Mt. 10,- v. 3. fehlen noch. Weiteres am 16./6. nochmals brieflich ohne Gruseln! a. d. Bekannten

Br.: Fr. 34.63 Ab. 1. Qu. durch Frd. erh. 3. fl. 16.10 gtatt.

H. R.  : Bericht erh. Weshalb denn Krzbd. an Deckaddr.? hat keinen Sinn. Derartiges stets direkt. Dank! Russ. Grenze 6: Alles ein­getr. u. am 14/6. brieflich beantw. 40 nach Wunsch an T. abges. Lausitzer Rothhaut: Künftig nicht so lange schweigen! ist unerläßlich. Bf. am 20./6. abgeg. an H. Feuerrüpel: Neueste erh. u. vorgemerkt.

Bfl. am 20. mehr! Der Bek. C: Bf. v. 16. erh. u. am 20. beantw. Conto stimmt. P. K. niemals chiffriren; Trichinenschau überall! Artaxerres: Mt. 7,- Schft. erh. Etwas mehr gesandt, damit glatt. O. H. R.  : Mt. 17, f. Schft. erh. Franko statt Franko statt Rabatt. Rab. K. T. Paris  : Einverstanden. Venefikus: Bf. erh. Weiteres erwartet. Winterthur  : Fr. 9,30 nach Vorschr. verwendet. Fdsquittg. später. Wien  : ö. fl. 3, à Cto. Schft. erh. v. Bismard: Kann

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ich Dukaten aus der Erde stampfen?" Ihr Vorschlag zur Güte" ist deshalb ein schöner Traum! Bf. am 20./6. folgte das Erwachen. Kapitän Fips Bern: Mit der Armuth tokettirst Du, wie der Einser mit den Nullen; steht er vorn, so wächst er zehnfach, Witz und Deine Schrullen.

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Deutsche Sozialisten Zürich  : Fr. 75,-

zum Wahlfond erh. Dtsche Soz. Chur: Fr. 5,40 zum Wahlfds erh. u. Fr. 2, f. Ab. 3. Qu. Pf. gutgebr. Redhat  : Bf. v. 18./6. erh. und am 21. erwiedert. Liebig: Unerklärlich. Habt wahrsch. zu reichlich gezählt. Nachschub kommt. Liège: Fr. 14, Ab. à Cto. erh.- B. B. London  : Fr. 50,46 à Cto. Ab. erh. Rothhahn: Bf. v. 19/6. erh. Sonst Nichts. Ovvs pa geht uns nicht an. Weiteres durch W.

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Unsern auswärtigen Abonnenten, Filialen, Vertrauensleuten 2c. legen wir ans Herz, Abrechnungen und Abonnements erneue­rungen, soweit noch nicht erfolgt, ungesäumt zu bewirken, ebenso wollen alle Abonnenten an unsere Vertrauensleute unbedingt während des ersten Monats im Quartal Zahlung leisten, damit keine Unterbrechung in der Lieferung eintreten muß.

Unsere Vertrauensadressen sind bekannt. Alle Lieferungen erfolgen nur auf Gefahr der Be­steller.

Da nicht wenige auswärtige Besteller, besonders in Deutschland  , sowie in Desterreich, ihre Briefe immer wieder ungenügend frankiren, wodurch uns er­hebliche Verluste durch Strafporti entstehen, so be­merken wir hiemit wiederholt:

Einfache Briefe( bis zu 15 Gramm) nach der Schweiz   kosten:

aus Deutschland  

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aus Oesterreich- Ungarn Bei schwereren Briefen kosteu immer je 15 Gramm weitere

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20 Pfg. 10 Kr.

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20 Pfg., bezw. 10 Kr.

Die Genossen wollen hierauf in Zukunft um so mehr achten, als wir ungenügend frankirten Sendungen in der Regel die Annahme ver weigern müssen.

Schweiz  . Vereinsbuchdruckerei Hottingen  - Zürich