Schriftsetzer; E. Langrod, Cigarrenarbeiter; Chr. Baum, Maschinenmeister; J. Hauser, Tischler.
Zusammen 31. Davon verheirathet 25 mit einer Kinderzahl von 50; nur 6 Ausgewiesene sind ledig.
Weiter sind noch 22, nach anderen Mittheilungen 24 Ausweisungen erfolgt. Damit ist aber die Liste der Verfehmten noch nicht erschöpft. Die Ausweisungen aus Leipzig find durch die Abdankung des Polizeidirektor Rüder einstweilen unterbrochen worden. Rüder hat, wie uns aus sehr gut unterrichteter Quelle mitgetheilt wird, thatsächlich nur abgedankt,*) weil ihm zuviel Ausweisungen zugemuthet wurden. Man erinnere sich der heftigen Kämpfe, die unsere Genossen in Leipzig mit Herrn Rüder geführt haben, um dieses Faktum gehörig würdigen zu können. Wer in aller Welt, fragen wir uns, hat denn Herrn Rüder die Liste der Ausgewiesenen vorgelegt? Aus Dresden ist sie schwerlich gekommen, es bleibt also nur übrig, die liberalen Leipziger Stadtbehörden, d. h. das liberale Parteikomite oder Berlin !!
Wie es heißt, soll Herr Ludwig Wolff, früher in Großenhain und Meerane , ein Streber schlimmsten Kalibers, Rüder's Nachfolger werden. Dann werden die Ausweisungen erst losgehen. Die Liste der ,, Vermerkten" beläuft sich in die Hunderte.
Eine nicht minder große Liste hat der Amtshauptmann Playmann, ein ganz gemeiner Hallunke, präsentirt. Kurz, man wird wie in Ham burg , so auch in Leipzig , nachdem man einmal A gesagt, mit einer wahren Wollust B sagen und im Ausweisen Berlin den Vorrang ablaufen. Das paßt gerade den Herren in Berlin in ihren Kram.
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Jetzt haben sie Dresden aufs Korn genommen. Die Antisemiten arbeiten bereits nach Kräften vor, und ob wir schreiben dies am 12. Juli Bebel heut gewählt wird oder auch nur eine namhafte Stimmenzahl erhält, die Sicherheit, mit der diese christlich germanische Sippschaft auftritt, beweist, daß sie des Beifalls ihrer Berliner Auftrag geber gewiß sind. Und die sächsische Regierung von der spricht kein Mensch mehr, so wenig wie vom Hamburger Senat . Der Bien muß! Und so lustig weiter.
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Unsere Genossen aber, wie Thiere gehetzt, des elementarsten Menschenrechtes, ihres Heimathsrechtes beraubt, werden Haß, glühenden Haß gegen ihre Verfolger von Ort zu Ort tragen und verbreiten; mögen sie die Gedanken, mit welchen sie ihre Freunde verlassen, nie vergessen; mögen sie des Hohnes, mit welchem man sie ihres Heims beraubte, stets eingedenk bleiben, bis der Tag gekommen ist, an dem Abrechnung gehalten wird.
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Auch aus Hamburg und Umgebung werden wieder neue Ausweisungen gemeldet.- - Und alle gesetzlich". -Preußisches aus Sachsen . Wegen Verbreitung verbotener Schriften, schreibt uns ein Genosse, wurden unsere Genossen Kegel und Fechner jeder zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt und gleich in Haft behalten. Regel ist verurtheilt worden, weil die Polizei bei ihm in der Redaktion verbotene Schriften vorfand( von jeder nur ein Exemplar) und das Gericht annahm, das Redaktionszimmer habe als Lesezimmer gedient, indem allen Besuchern die Blätter zugänglich gewesen seien. Daß dem wirklich so war, dafür hatte das Gericht nicht den geringsten Beweis dasselbe hatte einfach die„ Ueberzeugung gewonnen"! Man sieht hieraus, wie diese Richter mit der Rechtsprechung den gröbsten Unfug treiben, wenn der Urtheilsspruch sich gegen Sozialdemokraten wendet. So niederträchtig, wie die Dresdener Polizei, und so parteiisch, wie die Dresdener Richter sind im übrigen Deutschland , vielleicht nur wenige Orte ausgenommen, weder Polizei, noch Richter." Der Dresdener Polizeipascha heißt Paul,( vergleiche unsere Korrespondenz aus Dresden ), es wäre sehr nützlich, auch die Namen der elenden Rechtspfaffen- Richter kann man diese Kanaillen nicht nennen im Parteiorgan bekannt zu machen, damit auch ihnen bei passender Gelegenheit ihr Recht werde. Und wenn es noch Männer in Deutschfand gibt, läßt sie sicher nicht mehr lange auf sich warten, die passende Gelegenheit!
Eben bei Schluß des Blattes gehen uns Berichte über weitere schamlose Infamien der Dresdner Polizeibanditen zu.
Die Druckerei von Zumbusch u. Co. ist ohne Angabe eines Grundes polizeilich geschlossen und das gesammte Personal verhaftet worden. Ebenso sind über 20 Personen verhaftet worden, weil sie Zettel, mit der bloßen Aufforderung, Bebel zu wählen, verbreiteten. Genosse Kayser sitzt noch immer ohne daß man weiß, warum, in Untersuchungshaft. Er ist deshalb gezwungen, sein Zigarrengeschäft zu verkaufen. Man sieht, worauf die Schurken hinarbeiten. Wahrhaftig, es ist hohe Zeit, ihnen das Handwerk etwas weniger bequem zu machen!
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Das Königsberger Polizeipräsidium hat 100 Mark Belohnung ausgesetzt auf die Ermittelung der Versender von sozialdemokratischen Flugblättern und Drohbriefen, namentlich auch an die Richter und Beamten der Staatsanwaltschaft des hiesigen königlichen Landgerichts" in denen nämlich den Herren gründlich die Wahrheit gesagt wurde. Dürften übrigens schwerlich verdient werden, diese 100 Mart. Denn, liebes Polizeipräsidium, nur nicht in die Ferne schweifen, das oder vielmehr der Gute liegt dir, ach! so nah!
Aus dem famosen Berliner Hochverrathsprozeß" soll nun doch etwas werden, und zwar sollen 25 Personen dieses scheußlichen Verbrechens angeklagt werden. Entsetzliches wird da zu Tage kommen!
Gegen Hasselmann wird jetzt die Anklagefchrift auf Grund von Zeitungsnachrichten( sic!) ausgearbeitet. Der Angeklagte soll sich der in Amerika ungemein wohlfeilen„ Verbrechen" der Beleidigung des deutschen Kaisers, sowie des Hoch- und Landesverraths schuldig gemacht haben. Die Herren scheinen es für sehr nöthig zu halten, Haffelmann populär zu machen und der verdienten Vergessenheit zu entreißen. Einen anderen Zweck hat die lächerliche Gerichtskomödie nicht.
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Wie unsere Brüder in der Kaserne ordnungsgemäß geschunden werden.„ Nach den", schreiben verschiedene Zeitungen, von den Militärbehörden auf Anweisung des Kriegsminifteriums angestellten Beobachtungen hat sich herausgestellt, daß unverhältnißmäßig viele Dienstbeschädigungen beim Turnen an den sog.
a ste n" vorgekommen sind, so daß beispielsweise in einem Jahre von 290 zur Invalidität führenden Dienst beschädig ungen 211= 73 Pro3. vom Kastenturnen herrührten. Da somit die im Jahre 1875 veränderte Konstruktion dieses Turngeräthes die Zahl der Beschädigungen nicht vermindert hat, find diese, sowie andere ähnliche gefährliche Turnübungen bis auf Weiteres verboten worden."
Erst mußte es also zu so haarsträubenden Resultaten führen, bis man sich entschloß, dieses ganze zwecklose Turnen am Marterkasten, wie ihn die Soldaten nennen, einzustellen. 211 Invaliden in einem Jahre! Das nennt man ,, Krieg im Frieden".
In Würzburg hat man wieder einem aus Preußen nach Bayern importirten Soldatenschinder das Handwerk gelegt. Das Scheusal, Georg Ulbrich genannt, erhielt wegen 13 Verbrechen und 19 Bergehen des Mißbrauchs der Dienstgewalt ein Jahr Gefängniß. Eigentlich viel zu wenig.
*) Sein Dementi ändert daran nichts.
Das ganze honnete" Europa ist empört" über die Verurtheilung der wegen Sultanmords angeklagten Pascha's und verlangt deren Begnadigung. Wie rührend! Dieses selbe ,, Europa " hatte und hat kein Wort für die wegen Zarenmords Hingerichteten und Eingekerferten, kein Wort für die zahllosen Opfer der russischen Brutalität, die heute noch in elenden, verpesteten Löchern des„ Urtheilspruches" barren.
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In Dortmund fand am 1. Juli die Schlußverhandlung gegen den Direktor der Zeche Wiendahlsbank, Namens Springorum und den Betriebsführer dieser Zeche, Schlender, statt. Das saubere Paar hatte vermittelst Raub bau aus benachbarten fremden Flöten mehr als zwei Millionen Zentner Kohlen ge stohlen.
Von den beiden Gaunern erhielt der Hauptgauner die lächerlich geringe Strafe von vier Monaten und 200 Mt. Geldbuße. Schlender drei Monate und die gleiche Geldbuße.
Einige Tage später wurde in Berlin gegen den Maschinenmeister Wilhelm Beckmann wegen Majestätsbeleidigung verhandelt. Derselbe war schon einmal wegen des gleichen Verbrechens zu einem Jahr verurtheilt worden und warnte im Gasthause seine Freunde, eine solche Aeußerung zu thun. Ein„ Sittenschutzmann"( welche zarte Bezeichnung für einen Spizel, ganz würdig des Reichs der Gottesfurcht und frommen Sitte), ein Spitzel hörte diese Aeußerung und denunzirte in edlem Amtseifer den Mann und der Staatsanwalt beantragte gegen ihn wegen angeblicher Majestätsbeleidigung achtzehn Monate Gefängniß!
Der Arbeiter, der seinem Unmuthe durch ein unvorsichtiges Wort Ausdruck gibt, gilt also der modernen Gesellschaft mehr als viermal so gefährlich, als der wohlgenährte Bourgeois, der zwei Millionen stiehlt. Natürlich! Denn unsere Gesellschaft ist aufgebaut einestheils auf der blinden Anbetung der„ Autorität", andererseits aber auf dem Diebstahl der Kapitalisten, und wenn hie und da ein Kapitalist wegen Diebstahls bestraft wird, so geschieht dieß nicht, weil er gestohlen, sondern weil er ungeschickt gestohlen hat, und sich erwischen ließ, anstatt gesetzlich zu stehlen.
Sozialistische Presse. Wir empfangen die erste Nummer eines neuen in Wien erscheinenden Arbeiterblattes:" Wahrheit, Sozialdemokratisches Organ". Daffelbe erscheint monatlich zweimal je am ersten und dritten Freitag und kostet im Ausland vierteljährlich Fr. 1. 25. Wir heißen den neuen Mitstreiter von Herzen willkommen.
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Papiergeld! das ist jetzt die Parole der christlichen Sozialreformer. Gold ist nämlich jüdisch, infolge dessen ist natürlich das Papiergeld christlich. Da nun jüdisch gleichbedeutend ist mit Wucher und Ausbeutung, christlich dagegen mit Zinsaufhebung und allgemeinem Wohlstand, so liegt der Nutzen und die Nothwendigkeit des Papiergeldes auf der Hand. Es ist großartig, wie„ segensreich" nach den Herren das Papiergeld wirken wird, Schutzölle und indirekte Steuern sind noch gar nichts dagegen. Das Wasser läuft einem im Munde zusammen, wenn man z. B. die Schilderungen liest, welche der„ Staatssozialist" aus einer Stöpelschen Schrift wiedergibt. Wir würden ein Unrecht an unsern Genossen begehen, wollten wir ihnen nicht auch ein wenig von diesem Baum der Erkenntniß" zu kosten geben. Also:
Man wird mit vollem Vertrauen den ausgleichenden Wirkungen des von Zinsbelastungen aller Art befreiten Geldumlaufs entgegen sehen dürfen. Hat erst der Verkehr erhöhte Lebhaftigkeit dadurch erlangt, daß der Arbeit die Produktionsmittel und dem Tausch die Tauschmittel zugänglicher gemacht sind, als es unter dem heutigen System der Fall sein kann, dann wird man sich um einen hinreichenden Vorrath von Umlaufsmitteln nicht mehr zu ängstigen brauchen. Dann wird die freie Assoziation in allen Erwerbsständen sich mit Leichtigkeit die Mittel zum Umtriebe der produktiven Güter schaffen, sei es durch Metallgeld oder kostenlose Geldzeichen, sei es durch einfachen und zinslosen Buchkredit. Dann wird der Kredit sein, was er sein soll: volles Vertrauen in die Person; und der erhöhte Wohlstand Aller wird die unerschütterliche Grundlage dieses Vertrauens sein.
Nicht wahr, herrlich! Wie glücklich die Länder, in denen es Papiergeld ,, kostenlose Geldzeichen" regnet. Da verschwindet der Zins vollständig man vergleiche nur Rußland , das überhaupt das Eldorado dieser Herrn zu sein scheint. Denn trotz ihrer schwärmerischen Liebe zum Papiergeld soll im Nothfall" auf die Ausfuhr von Edelmetallen ein„ mäßiger Ausfuhrzoll" sowie sämmtliche Zölle in Edelmetall erhoben werden. Dann könne es gar nicht fehlen, dann könnte nicht blos für die Bezahlung der Beamten und Soldaten( merkst du was?) sowie zur Bestreitung aller andern Verwaltungsausgaben Papiergeld ausgegeben werden, sondern auch, obschon im begrenzten Umfange( also doch?), für alle produktiven Zwecke der Gesellschaft, wie für den Bau von Eisenbahnen, Kanälen, Landstraßen u. s. w.
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Kurzum, wo Papiergeld fließt, fließt Milch und Honig. Darum noch einmal: Papiergeld her!
Denn die Dummen werden nicht alle.
Reichthum der Diener Christi. Einem englischen Flugblatt entnehmen wir, daß die Hochkirche in England ein Vermögen von nicht weniger als 240 Millionen Pfund Sterling oder 6000 Millionen Franken besitzt! Das jährliche Einkommen, welches der Klerus vom Zehnten bezieht, beträgt das nette Sümmchen von 41/2 Millionen Pfund Sterling 112 Millionen Franken.
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Wen Gott lieb hat, den züchtigt er. Er scheint daher am englischen Volke besonderes Wohlgefallen zu finden, daß er es mit so habgierigen Pfaffen heimsucht.
Die„ Radikalen" verlangen natürlich die Veräußerung des Kirchengutes, d. h. sie verlangen, daß das, was die Kirche geraubt und gestohlen, nun wiederum der Bourgeoisie in den Rachen gesteckt werde. In England wird's zum Glück nicht so weit kommen, wie z. B. in Italien , wo das Volk gar keinen Vortheil aus dem Verkauf der Kirchengüter zieht, welche auf die schamloseste Weise an Kapitalisten verschleudert werden.
Bis man in England einmal so weit ist, an das Kirchenvermögen Hand anzulegen, dann hat auch die letzte Stunde des Kapitals geschlagen, dann wird das Kirchengut Gemeingut.
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Was ein Christ kostet. Nach dem offiziellen Bericht der Baseler Missionsgesellschaft wurden im vorigen Jahre in Indien 286, in Afrika 403, in China 137 Heiden getauft. Die Gesammteinnahmen der General- und sämmtlicher Hilfskaffen betrug zusammen 1,170,290 Fr., die Gesammtausgaben 1,181,543 Fr. von den 826 getauften Heiden kommt also das Stüd auf ca. 1430 Fr. zu stehen, bemerkt unser Kollege ,, Grütlianer" hiezu, mehr als eine Menge christlicher Arbeiterfamilien der Heimath jährlich zu verzehren hat. Und dabei ist gar nicht gesagt, daß die bekehrten" Heiden auch bessere Menschen geworden seien, das christliche Glaubensbekenntniß hindert ja befanntlich gar nicht, daß unter seinen Trägern größere Schufte anzutreffen sind, als unter den„ rohen" Bekennern heidnischer Religionen." Stimmt.
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Wie das amerikanische Korn den österreichischen Bauer todtschlägt. Desterreich ist ein Agrikulturland, das wefentlich auf den Export, von Getreide angewiesen ist. Der österreichische Bauer muß zu Grunde gehen, sobald er sich auf den inneren Markt beschränkt sieht, seine heute schon ungenügenden Einnahmen vermindern sich dann, ohne daß seine Ausgaben, Steuern, Hypothekenzinsen zc. abnehmen.
Welcher Zukunft die Bauern in Oesterreich entgegengehen, und welches das ausschlaggebende Motiv gewesen ist, daß gerade im letzten Jahre die Bauernbewegung sich in Desterreich so stark entwickelt hat, lehren uns deutlich folgende statistische Angaben. Es betrug in Defterreich
Die Einfuhr
Getreide und Hülsenfrüchte Reis
Mehl und Mahlprodukte Feldfrüchte, Obst 2c. Hopfen
Die Ausfuhr dagegen Getreide und Hülsenfrüchte Reis
1879: Meter Zentner.
1880: Meter- Zentner.
5,278,880
7,506,894
270,104
411,125
584,488
799,832
1,052,748
985,572
5,303
7,621
1879: Meter- Zentner 10,389,989
1880:
Meter- Zentner
7,309,610
1,931
1,926
2,452,315
1,916,054 32,976
1,409,682 1,860,329 30,262
Mehl und Mahlprodukte Feldfrüchte, Obst 2c. Hopfen Alle Bodenprodukte, außer Obst, weisen also eine Steigerung der Einfuhr, alle insgesammt aber ein Sinken der Ausfuhr auf. Bei Getreide, dem Haupterportartikel, ist dieß so stark, daß, während 1879 noch doppelt so viel aus- als eingeführt wurde, 1880 weniger Getreide exportirt als importirt wurde!
Der Werth der Einfuhr der Bodenprodukte hat in dieser Periode um 20 Millionen Gulden zugenommen, indeß der Werth der Ausfuhr sich um nicht weniger als 52.8 Millionen Gulden verringert hat, was zusammen gegen das frühere Jahr ein Defizit von rund, 73 Millionen ausmacht, welches in der Vermehrung der Schuldenlast, der Auswanderung und der Zwangsverkäufe seinen Ausdruck findet. Noch einige solche Jahre und es gibt keinen Bauernstand mehr in Oesterreich .
- Zur Landfrage in England. Ueber einen Vortrag, welchen Herr Joseph Arch jüngst in der Viktoria Hall, London , über das Thema„ Der Grund und Boden und die Arbeiter" hielt, wird der ,, New- Yorker Volksztg." aus London geschrieben.„ Der Redner, welcher bekanntlich Präsident der National Agricultural Labourers' Union ( Nationale Landarbeiter- Union) ist, begann seinen Vortrag damit, daß er die Noth und das Elend der Landarbeiter aus eigener Erfahrung und Beobachtung schilderte. Er kam zu dem Schlusse, daß, wenn die 31,000,000 Acres Land, die gegenwärtig brach liegen, kultivirt und bebaut würden, so könnten die 60,000 Arbeiter, welche gegenwärtig in großen Städten ohne Arbeit und Brod find, genügende Beschäftigung finden. Die Regierung sollte, anstatt das Geld zu schädlichen und nutzlosen Kriegen verpulvern, diese Summen zur Kultivirung des Bodens verwenden. Eine darauf von dem Radikalen Dr. Clarke gestellte Resolution, der Staat solle vom Grund und Boden Besitz ergreifen und ihn ,, um Nahrungsmittel für das Volk zu gewinnen" auf dauernde Pacht vermiethen, wurde mit großer Majorität angenommen, dagegen der Zusatzantrag, das Land in Parzellen zu vertheilen, abgelehnt. Uebrigens bietet der Umstand, daß die Landarbeiter und nicht die Bächter in England die Iniziative in dieser Frage ergreifen, die beste Garantie, daß die Idee des Kleingrundbesizes in England feinen Boden fassen wird. Was aber mehr als alles andere die Idee des genoffenschaftlichen Betriebes mächtig fördern wird, ist der Umstand, daß in Folge der amerikanischen Konkurrenz der Bodenwerth in England bedeutend gefallen ist. Herr Sturge von Birmingham veröffentlicht Resultate über Reduktion der Landrente in verschiedenen Distrikten Englands.
Hier Einiges: In North Wilts liegen bedeutende Flächen von Land unbebaut und 10,000 Acres sind verliehen an einen Mann, damit er es frei von Unkraut hält. In Hertford werden Farmen von 400 Acres und höher vergeben, sofern der Pächter die Steuern zahlt. Dasselbe gilt für Linkolnshire. In Gloucestershire wurde eine Besitzung vor drei Jahren zu 2000 Pfd. St. verliehen, gegenwärtig zahlt der Pächter die Hälfte. In Badfordshire sind die Renten um 50 bis 70 Proz. gefallen, in Essex um 40, in Somerset um 35 Prozent. In West Sussex werden Besitzungen von 5000 Acres schon seit 15 Monaten vergeblich ausgeboten 2c. Das sind bedeutsame Zeichen der Zeit und die Tagespreffe beschäftigt sich seit einiger Zeit damit, Betrachtungen über die kommende ,, Landfrage" in England anzustellen."
Die Kinderarbeit in den Vereinigten Staaten . ,, Der zweite Jahresbericht des Missouri Büreau für Arbeitsstatistik, schreibt unser New- Yorker Bruderorgan, ist nunmehr erschienen. Derselbe rührt noch von dem früheren Kommissär Hilkens her. Das Kapitel der Kinderarbeit ist besonders interessant.
Aus 133 Fabriken hat darüber das Missourier Büreau Berichte erhalten. Die Gesammtzahl der in denselben beschäftigten Kinder betrug 1688. Davon waren 449( 408 Knaben und 41 Mädchen) unter vier zehn Jahren.
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Dazu bemerkt die in St. Louis erscheinende" Amerika ":
Wir theilen die Entrüstung, welche unser ehemaliger offizieller Stati stiker im Angesicht dieser Zahlen ausspricht. Physische oder moralische Entartung so bemerkt er mit Recht müssen die Folgen eines so entsetzlichen Mißbrauchs sein.
Und wenn er mit dem Statistiker des Buckeye Staates hinzufügt: ,, Was für ein Kommentar zu unserer Zivilisation ist die Kinderarbeit! Die wildesten, unwissendsten, thierischsten und unzivilisirtesten, in den Wildnissen Afrika's hausenden Stämme, sowie die, welche vor zweihundert Jahren in den Vereinigten Staaten lebten, mochten ein Kind von zehn oder zwölf Jahren nicht zwingen, und zwangen es nicht, für seinen eigenen Unterhalt zu arbeiten, oder gar auch noch seine Eltern zu erhalten!" so ist offenbar darin eine bittere Wahrheit.
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Zum Weltkongreß. Das„ Nationale Exekutiv- Komite der sozialistischen Arbeiterpartei Nordamerika's " schlägt als Delegirten in erster Linie Genossen Dr. A. Douai vor und für den Fall, daß die Partei sich durch zwei Mitglieder vertreten lassen will, als zweiten Delegirten den Genossen Alexander Jonas, Redakteur der„ New- Yorker Volkszeitung".
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Bisher dachte man sich, Geheimbündler" und ,, Verschwörer" kämen in Kellern oder abgelegenen Schluchten und anderen Schlupfwinkeln zur Nachtzeit zusammen; unsere Polizei hat uns eines Besseren belehrt und uns gezeigt, daß man sich auch in einem sehr besuchten Kaffeehaus inmitten der anderen Gäste geheim" versammeln kann. Dieser Tage wurden wenigstens in einem Kaffeehaus in der Gumpendorferstraße einige junge Leute", wie der Bericht sagt, die unter die anderen Gäste zerstreut saßen, verhaftet, weil sie die Absicht hätten, in diesem Kaffeehaus eine geheime Zusammenkunft zu halten! Ueberhaupt entwickelt unsere Hochlöbliche wieder einen ungemeinen Amts eifer, alle Augenblicke entdeckt sie einen neuen Klub oder irgend welche ,, sozialrevolutionäre Parteileitung", und je mehr sie sich blamirt, desto wüthender wird sie und desto willkürlicher verhaftet sie, in der Hoffnung, daß sie durch einen gütigen Zufall vielleicht doch einen guten Fang machen kann. Mit dem„ Nihilistenführer" Lemke ist es freilich nichts gewesen. Dieser gefährliche Verbrecher" hat sich als ein Schwindler entpuppt, der verschiedenen Leichtgläubigen unter der Maske eines Nihilisten Geld entlockte oder abpreßte. Durch diese Entpuppung hat er sich rehabilitirt und gilt nun in den Augen unserer Polizei als sehr anständig. Es ist merkwürdig, wie höflich der Kerl behandelt wird, seitdem er sich aus einem ,, politischen Verbrecher" in einen gemeinen Gauner verwandelt hat.