An das amerikanische   Volt hat das Petersburger Exekutiv­Komite durch Leo Hartmann nachstehenden Aufruf gerichtet: Russische   sozial- revolutionäre Partei.

Exekutiv  - Komite.

9. April 1881.

An das amerikanische   Volk! Bürger! Es ist Amerikanern gewiß schwer, sich auch nur annähernd den wirklichen Zustand Rußlands   mit seiner unbeschränkten Monarchie und seinem empörenden Absolutismus vorzustellen. Ohne von der weiten räumlichen Entfernung zwischen St. Petersburg   und Neu- York zu sprechen, welche so groß ist, daß sie jede gründliche Kenntniß ausschließt, so ist sogar die Organisation des Staates selbst, welche auf dem Grund­satze beruht: Der Kaiser Alles- das Volk Nichts dem Geiste ameri­fanischer Institutionen ganz fremd.

In seinem Vaterlande zählt wirklich das russische Volk für Nichts es ist lediglich eine leidende Kraft, welche dem Despotismus die Mittel liefert, um eine schamlose Existenz zu fristen mittelst Millionen Bajonette und Kanonenkugeln. Indem er jedes Jahr dem ackerbauenden Volke die arbeitsamsten Bestandtheile entreißt, schöpft der Despotismus aus dem Schoße des Volfes seine physische Kraft. Das Geld und die Soldaten, das ist's, was unsere Monarchie erhält. Wenn einmal das Volk die Kraft nicht mehr hat, die Abgaben zu zahlen, so prügelt man es mit Ruthen, man prügelt es öffentlich vor den versammelten Zuschauern. Wenn das Volf Rekruten verweigert, schießt man auf es; wenn das Volk die Abrundung seines Landes verlangt, schickt man es in die Zuchthäuser.

Das Loos der intelligenten Klassen ist nicht weniger traurig. Wenn sie mit dem Volke, seiner Armuth, seinem Unglück sympathisiren, so ist das ein schwer strafbares Verbrechen. Meinungen zu bekennen, welche der Regierung mißfallen, ist nur möglich unter der Strafe langer Ein­sperrung, ohne Untersuchung, ohne Urtheil. Ein unvorsichtiges Wort stürzt den, der es ausspricht, ins Verderben. Die Bresse ist geknebelt, eine schneidige Erwähnung, eine mittelbare Anspielung führen zu un­zählichen Zeitungsverboten, und ihre Redakteure erleiden Strafen im Verwaltungswege. Versammlungen sind untersagt, man sprengt sie durch bewaffnete Soldaten. Die Wissenschaft ist beschränkt in ihren Folgerungen, die Professoren, welche unabhängige Meinungen aussprechen, werden von den Universitäten verbannt; Publizisten, gelehrte Schriftsteller, deren Arbeiten sozialen Fragen gewidmet sind, werden zu den Feinden der Regierung gerechnet; viele von ihnen schmachten in der Verbannung. Die Unabhängigkeit der Gesellschaft erstreckt sich nicht über den Selbst­mord hinaus, den allein man ohne Erlaubniß der Regierung begehen kann, oder über den Hungertod. Der kaiserliche Despotismus verschlingt die Blüthe der russischen Gesellschaft, die Elemente, welche wirklich die Größe des Landes und der Nation ausmachen würden.

Dies ist in Umrissen der Stand der Sachen in Rußland  . Der Ge­danke, daß der kaiserliche Despotismus unerträglich sei, ist seit langem gereift, und der Kampf um die Befreiung des Volkes ist an der Tages­ordnung für die sozial- revolutionäre Partei. Mit diesem Wahlspruche werden unsere Revolutionäre ins Leben eingeführt, mit ihm sterben sie im Gefängnisse, in der Verbannung, bei der Zwangsarbeit; mit ihm kommen sie zu Dußenden am Galgen um. Von Tag zu Tag wird der Kampf zwischen dem Despotismus und der revolutionären Partei er­bitterter, die Angriffe auf beiden Seiten hartnäckiger. Schon hat der Despotismus mehrere Niederlagen erlitten. Mehrere heftige Schläge haben ihn am Kopfe getroffen; er zittert und, seinen nahen Fall voraus­sehend, wird er blutdürftig. Er säuft das Blut der besten Söhne der Nation der Galgen, das Schaffot das sind die Orte, wo er seinen fürchterlichen Durst stillt.

-

-

1

Bürger von Amerika  ! Auf welcher Seite sind Eure Sympathien? Wir beantworten diese Frage im Voraus. Die Nation, welche an der Morgenröthe   ihrer Geschichte aus ihren Söhnen die Reihen bildete, um ihre Unabhängigkeit zu vertheidigen; die Nation, welche ihre Grenzen allen Verfolgten Europa's   öffnet; die Nation, welche nicht vor einem Bürgerkrieg zurückschrack, um Millionen Sklaven zu befreien eine solche Nation kann nicht anders als mit uns sympathisiren, mit uns, die wir die Fahne der Befreiung des russischen Volkes entfaltet haben, der Be­freiung aus politischer und sozialer Sklaverei. Die Abolitionisten*), Eure geschätzten Söhne, waren auch Eure besten Söhne. Wir sind russische Abolitionisten. Eure Sympathien gehören uns, Euer Haß und Eure Verachtung unseren Feinden! Eure Billigung, ebenso wie die der anderen Völker, ist uns sehr werthvoll. Unser eifrigster Wunsch ist es, sie zu erwecken.

Zu diesem Zwecke werden wir suchen, Euch den wirklichen Zustand der Dinge in Rußland   bekannt zu geben, in politischer wie sozialer Be­ziehung über unsere inneren Angelegenheiten Licht zu verbreiten. Um diesen Zweck zu erreichen, begibt sich unser Genosse Leo Hartmann auf unsere Anordnung auf Euren gastlichen Boden. Er wird Euch die Ge­schichte unseres Kampfes mit seinen blutigen Zwischenfällen und seinen Martyrien erzählen. Er wird Flugschriften herausgeben und eine Reihe von Vorträgen und Besprechungen abhalten.

Amerikanisches Volk! Wir hoffen, daß er bei Dir einen wohlwollenden und brüderlichen Empfang finden wird.

Das Exekutiv- Komite der sozial- revolutionären Partei in Rußland  .

Diese beiden Aftenstücke sind geeignet, manche irrige Vorstellungen, die auch in den Kreisen unserer Partei über die nihilistische Bewegung ver­breitet waren, zu berichtigen.

-

*) eig. Abschaffen Stlaven Emanzipation  .

Abschaffen der Sklaverei, die Vorkämpfer der

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten

-

und Gemaßregelten nicht!

Korrespondenzen.

-

Wupperthal  , 16. August. Fromme Geschäfte, schlechte Geschäfte. Wenn es wahr ist, daß Gott diejenigen züchtigt, welche er lieb hat, so müssen die Frommen unseres Thales doch wohl in sehr gutem Geruch bei ihm stehen, denn sie sind kürzlich von ihm einmal ganz gründlich hergenommen worden. Die hiesige Missionsgesellschaft, welche außer ihren zahlreichen Aposteln die zur Bekehrung der Zulukaffern aus­gefandt sind, auch hier am Platze noch eine große Heerde frommer Brüder im Dienste des HERRN" hat und dazu auch täglich neue dressirt, oder auf städtische Kosten in den hiesigen Gymnasien, wo sie Freistellen genießen, dreffiren läßt, diese innere und äußere Missionsgesellschaft hat sich vor vielen Jahren noch eine Missions- Handels- Aktiengesellschaft" angelegt. An der Spitze dieser ehrenwerthen Gesellschaft steht der be­rühmte Kolonisationsprojektenmacher, Herr Dr. Fabri, welcher auch ein tüchtiger Sich Verkäufer, aber ein unfähiger Disponent ist. Man glaubte allgemein, daß durch die Beihilfe Gottes das Unternehmen schöne Gewinne" abwerfen würde. Doch der Wille des Herrn ist oft wunderbar und war ein ganz anderer, und darunter mußte man sich beugen. Es wurde vor einigen Tagen den Aktionären bekannt gemacht, daß die Siebenmal hundert Tausend Mark schnöden Mam­mons, welche eingezahlt waren, den Weg alles Fleisches ge­gangen seien und zwar so, daß kein Brosamen davon übrig geblieben ist, der von der Herren Tische fiele, und den die Wittwen und Waisen aufpicken könnten. Glücklicherweise sind die meisten der Aktionäre jedoch Leute, welche früher der böse Satanas( natürlicherweise nur, um sie in Versuchung zu führen) mit großen weltlichen Glücksgütern gesegnet" hat, und deshalb wird der bittere Kelch für diesmal leicht an ihnen vorüber­gehen. Den, im Dienste des höchsten Gottes" ergrauten Brüdern in Christo vom Stamme Nimm", welche ihr ganzes Leben lang, immer lieber mit der Harcke als mit der Schippe" gearbeitet haben, wird einer Lappalie von Fünfzig bis Hunderttausend Mark halber, welche sie ein­gelegt, fein Haar vom edlen Haupte fallen. Aber die thörichten Jungfrauen", welche ihr ganzes Vermögen verloren, und jetzt kein Oel mehr auf der Lampe haben, wenn ein Bräutigam tommen sollte, ebenso auch die ganz arm gewordenen Wittwen, welche vom himmlischen Manna sich nicht satt essen können, diese werden

in kindlicher Einfalt dem Herrn, welcher alles wohlgemacht, danken, daß er sie erleuchtet hat, damit sie fernerhin ihr Heil nicht mehr durch Seelsorge bei den Kaffern oder durch namhafte Lieferungen an frieg führende Häuptlinge zu erlangen suchen.

Sehen wir jetzt zu, welcher Mittel sich der Herr bedient hat, um die Gesellschaft zu Falle zu bringen. Hat Er, wie ein Prophet des alten Testaments erzählt, extra eine neue Sorte Thier geschaffen, welches den Kürbis anstach, damit er über Nacht faul werde? Jawohl! Die vom Missionshaus mit allen Mühen und Kosten Dreſsirten hat sich der Herr ausersehen, um, wie der Apostel sagt, die großen Häuser zu schlagen, daß sie Rige gewinnen und die kleinen Häuser, daß sie Lücken gewinnen. Doch davon Näheres das nächstemal.

-

London  , 17. August. Versammlungsbericht. Am Montag Abend hatten wir eine interessante Abendunterhaltung, denn die freie sozialpolitische Akademie", gegründet von Herrn Joachim Gehlsen, hatte eine Volksversammlung einberufen, in welcher Herr Gehlsen einen Vortrag über die Aufhebung des Zinsrechtes halten sollte. Da nun Hr. Gehlsen keine unbekannte Person war und wir wußten, daß es sich hier nur um politischen Bauernfang handele, so waren wir in Masse erschienen, um der Weisheit des Hrn. Gehlsen theilhaftig zu wer­den. Aus welchen Elementen die Versammlung bestand, konnte sofort aus der Bureauwahl ersehen werden. Bgr. Da u benspeck wurde zum Vorsitzenden und Unterzeichneter zum Schriftführer gewählt. Hr. Gehlsen führte in seinem Vortrage aus, daß das Zinsrecht ein Produkt der Neu­zeit sei, denn Jesus   habe die Juden und Geldwechsler aus dem Tempel gejagt; im Mittelalter habe man die Wucherer verachtet. Der heutige Zins ist erst im Mittelalter, und zwar durch die Pfaffen(!?) entstanden, welche 5% als ehrlich, 10% aber als Wucher bezeichneten." Rechtlich ,, berechtigt" ist der Zinsfuß überhaupt nicht, denn es gibt nur ein Recht, und das ist das natürliche Recht, welches, mit dem Menschen geboren, ihm das Recht gibt, seine natürlichen Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn ein Mensch mit physischer oder geistiger Kraft es zu Reichthum bringt, so ist dies nur möglich, wenn er seine Mitmenschen überlistet; und auf jeden Fall ist es Unrecht, wenn 100 Menschen das verzehren, was 1000 Andere erworben haben und dabei noch die Herren der anderen spielen. Und, meine Herren, welcher Mensch beugt nicht das Kniee vor Dem, der ihn bezahlt?( 3wischenruf: Wir nicht!") Und wird denn dem Arbeiter mehr verabreicht, als nothwendig ist, um die Erhaltung der Rasse zu bewerkstelligen?"

Wenn es der Gesammtheit wohlgeht, so geht es auch dem einzelnen Individuum gut. Wenn ein Mensch das Glück hat, Vermögen zu er­werben, so soll er nicht das Recht haben, seine Mitmenschen noch aus­zubeuten. Daher ist es Sache des Volkes, sein Recht sich zu erringen, denn der Wille des Volkes ist stets Gesetz geworden.( Gelächter.) Beweis hiefür ist die Aufhebung der Sklaverei, die Abschaffung der Feudalrechte u. s. w. Leider sind die Privilegien, welche man dem Feudaladel abge­nommen hat, dem Geldsack übertragen, und wir haben Geschäftshäuser, welche die ganze Welt regieren. Der Zins ist der Zerstörer der Volks­kraft und daher werth, umgestürzt zu werden.( Zwischenruf: Nein, das Kapital muß umgestürzt werden!) Daher haben auch Fürsten   die Initia tive ergriffen und Gesetze gegen den Wucher erlaffen. Die neuen National ökonomen nennen den Zins ein unmoralisches Ding, welches allmälig aus der Welt geschafft werden müsse. Der Mensch, welcher das Recht zu leben für sich in Anspruch nimmt, hat aber auch der Menschheit zu nützen, das Kapital muß den Arbeitern dienstbar gemacht werden und ist der Kapitalist nicht berechtigt, auf der Bärenhaut zu liegen und sich zu mästen. Man hat mir gesagt, wenn es feinen Zins gibt, dann gibt Niemand sein Geld her( Zwischenruf: Dann nehmen wir's uns!); ich sage aber: heute schon bekommt Derjenige kein Geld, der es braucht. Wenn der Zins auf­gehoben ist, kann der Kapitalist nicht klagen; entweder er verliert sein Geld oder gewinnt etwas dabei( Gelächter). Der Besitz des Kapitals verursacht die große Sorge, es zu erhalten und zu vergrößern. Ferner hat man mir entgegengeworfen: wenn es keinen Zins gibt, wie könnte dann mancher Mensch seinen ihn überlebenden Angehörigen eine Rente sichern? Dagegen habe ich einzuwerfen, daß nicht fünf Prozente der Bevölkerung heute im Stande sind, ihren Angehörigen eine Rente zu sichern.

" Thatsache ist, daß die Gesetze nur für die Besitzenden gemacht werden, während der Arbeiter stets der Dumme ist. Daher Hand an's Werk und den Zins aufgehoben! Die Folge hiervon wäre, daß Niemand ver flagt werden könnte und ein großer Theil der Richter unnüz wäre. Denn wer will es leugnen, daß mancher brave Mensch von den Gericht& höfen zum Verbrecher gemacht und dadurch tausendfaches Unglück über die Familien gebracht wurde?"

Herr Gehlsen schloß mit den Worten: ,, Wenn wir den Zins aufheben, so fallen alle bisherigen Mißstände weg, die Arbeit wird nicht beim Kapital betteln, bei Naturunglück können wir sofort die nöthige Hilfe gewähren und brauchen nicht zu betteln. Daher muß die Aufhebung des Zinsrechtes die nächste Forderung der Sozialisten sein, wenn auf fried­lichem Wege die Lösung der sozialen Frage stattfinden soll."( Langandauern­des Gelächter.)

Brgr. Radko w stellte folgende Resolution zur Abstimmung:

Die heutige Versammlung erklärt, daß die Aufhebung des Zinsrechtes durchaus nicht im Stande ist, die Verhältnisse der Arbeiter zu verbessern, geschweige denn den sozialdemokratischen Gesellschaftszustand herbeizuführen, sondern daß dies nur geschehen kann durch den vollständigen Umsturz der heute bestehenden for­rumpirten Gesellschaft."

Dazu wurde von Brgr. Stenzleit das Zusatzamendement beantragt: ,, mittelst der sozialen Revolution."

Herr Gehlsen meinte, er habe auch für derartige Fälle Resolutionen in der Tasche und verliest seine Resolution:

-

" Die am 15. August 1881 in Zeltlands Hall, Mansellstreet 51, tagende Volksversammlung resolvirt: In Erwägung, daß die Zinsprivilegien des mobilen Kapitals und Grundbesitzes die soziale Versöhnung der verschiedenen Klassen der Menschheit hindern, be­sonders dadurch, daß in ihnen eine ungerechtigte Zurücksetzung der Arbeitskraft gegen die unmoralische Spekulation gesetzlich de­fretirt ist, find alle Gesetze, welche diesen Zustand aufrecht erhalten, aufzuheben und außer Giltigkeit zu setzen. Mit anderen Worten: Es ist jedem Einzelnen oder jeder Assoziation das Recht der Exekution und Beitreibung von Zinsen irgend welcher Art im Namen der Gesellschaft zu entziehen. Die Ausführung dieser sozialen Reform ist die nächste Forderung aller eine friedliche Einigung der Menschen Anstrebenden."

Die Versammlung verlangt, da sie aus Männern besteht, die da wissen, was sie wollen, sofortige Abstimatung über die Rackow'sche Resolution. Herr Gehlsen verlangt aber für seine Resolution den Vortritt( allgemeines Gelächter). Die Versammlung beschließt unter allgemeiner Heiterfeit zu Gunsten des Herrn Gehlsen, für dessen Resolution nun 11 Personen sind gegen die übrigen Anwesenden, etwa 3-400 Personen.( Langanhalten­des Gelächter.) Die Resolution Radko w wird hierauf mit allen gegen 1 Stimme angenommen. Bei der Diskussion, in welcher die Genossen Mendel, Daubensped, Oiang, Hoffmann, Rößler, Stenzleit, Radow, Sachs, Trunt, Beilin und ein An­hänger des Herrn Gehlsen, Herr Blau, sprachen, kam Herr Gehlsen sehr schlecht weg. Brgr. Mendel geißelte das Verfahren Gehlsen's in sarkastischer Weise und zeigte ihm, daß die Arbeiter durchaus nicht ge­willt seien, auf solchen Umwegen zum Ziele zu gelangen; die Arbeiter­klasse könne nur dann ihr Ziel erreichen, wenn sie den heutigen Klaffen­staat vollständig über den Haufen werfe. Die Brgr. Daubenspeck, Ofang,

spitzel hier übel angelaufen sind, versucht er es auf einem Umwege Herr Gehlsen beruft Versammlungen ein, in denen selbstverständlich die Sozialisten anwesend sind und ihre Ansicht aussprechen, und dann kann er sie bequem seinem Herrn nnd Meister denunziren. Die anwesenden Polizeigesichter sprechen für die Richtigkeit dieser Annahme." Ungeheurer Beifall erscholl, als ein Genosse während der Reden unserer Genoffen Herrn Gehlsen ein Exemplar des Sozialdemokrat" überreichte mit den Worten: Hier, Herr Gehlsen, lesen Sie!" Herr Blau, der unter fort­währender Heiterkeit die Vertheidigung des Herrn Gehlsen übernommen hatte, erniedrigte sich soweit, daß er in die Worte ausbrach: Wir sagen ja nicht, daß die Arbeiter nicht ebenso gebildet seien wie wir!" ( Homerisches Gelächter sämmtlicher Anwesenden.) Nachdem der Bürger Sachs den Herrn Gehlsen auf einige Inkonsequenzen in der Glocke" aufmerksam gemacht, und die Bürger Trunk und Beilin ihm eben­falls noch den Standpunkt klar gemacht, sprach Herr Gehlsen das Schluß­wort und suchte sich zu vertheidigen, was ihm jedoch nicht gelang. Unter einem Hoch auf die Sozialdemokratie erfolgte der Schluß der Versammlung um 11 Uhr. Der Schriftführer: G. Lemke.

Zum Abschied.

Unserm braven Genossen Rudolph Tiedt, der durch den ,, Kleinen" erst aus Berlin  , dann aus Leipzig   und schließlich aus ganz Deutschland  gehetzt, sich nun jenseits der grauen Wasserwüste ein neues Heim und eine neue Kampfstätte sucht, rufen wir ein herzliches Lebewohl und ein ebenso herzliches Glück auf in der Neuen Welt! zu. Wir wiffen, er ist fein Ausreißer er wird drüben wie hüben aktiv der großen Freiheitsarmee angehören und in den vordersten Reihen des Ge­fechts stehen. Den Freunden und Genossen in Amerika   sei er bestens empfohlen.

Berlin  , Leipzig  , Dresden  , Magdeburg  , Zürich  , im August 1881. Deutsche   Sozialdemokraten.

- Von boshaften Subjekten ist ausgesprengt wor den, und von leichtgläubigen Klatsch micheln wird es hie und da nachgeplappert- daß die sozialdemo fratischen Reichstagsabgeordneten während der letzten Reichstagssession aus dem Unterstüßungs­fonds sich hohe Diäten bis zum Betrag von 15 Mark pro Tag ausgezahlt hätten. Diese verleumderische Behauptung entbehrt natürlich jeden Grundes. Die sozialdemokratischen Abgeordneten haben aus einem zu diesem speziellen 3wed von Parteigenossen ge­bildeten Fonds pro Tag je drei bis fünf Mart, aus­schließlich der Wohnungs miethe, bezogen, und zwar nur für die Tage der Anwesenheit in Berlin  . Wer die Berliner   Preise kennt, wird zugeben müssen, daß dieser Satz äußerst knapp bemessen, und selbst bei größter Sparsamkeit kaum einzuhalten ist.

Wir bitten die Genossen allerorts, welche in die Lage kommen, uter tühungen zu verabreichen, dies in jedem Falle an die Vertrauens. leute zu melden, damit etwaigem Mißbrauch möglicht vorgebeagt we rde

- Die Genoffen, namentlich in Deutschland  , werden dringend gebeten ,. für regelmäßige Berichte an das Parteiorgan zu forgen. Es ift das während der Wahlbewegung doppelt nothwendig. Das Parteior gau foll ein vollstän iges und trenes Bild des gesammten Parteilebens und Strebens enthalten; diese Aufgabe kann es aber nur mit Hilfe der Parteigen offen felbft erfüllen. Die Zahl unferer Korrespon denten ist zwar in erfreulicher Zunahme begriffen, allein es bleibt noch immer wünschen übrig. Wir erwarten von den Parteigenoßen, die souft so fest zu uns stehen, daß sie auch in dieser Beziehung ihre Schuldigkeit thuu.

Briefkasten

der Redaktion: Verschiedene Korrespondenten: Bebel und Lieb­fnecht sind vom 1. September an in Dresden  , wo Briese mit ihrem Namen und der Bezeichnung: Mitglied des Landtages" sie erreichen. Beide sind trotz der Ausweisung noch Bürger von Leipzig  ; diese Bezeich nung genügt also auf den Wahlzetteln. Uebrigens kann man auch noch hinzufügen: Mitglied des sächsischen Landtages. A. in B. und viele Andere: In Bezug auf Wahlflugblätter 2c. werden Sie rechtzeitig das Nöthige erfahren und empfangen. Alles wird vorbereitet. Danton  : Anch wir bedauern, daß die Genannten eine Kandidatur abgelehnt haben. Man darf sie deshalb nicht unbedingt verurtheilen. Eine Kandidatur würde unter den augenblicklichen Verhältnissen den Ruin ihres Geschäftes bedeuten. Was den Diktatur- Gedanken anbetrifft, so ist die Sache nicht ganz ohne, und natürlich innerhalb des Rahmens unserer Prinzipien bereits zum Theil verwirklicht.

-

-

der Expedition:-3. Rtbr.: Mt. 3, Ab. 3. Qu. erh. 26 nachgel. Weiteres vergriffen. Karl Rothschild: Mt. 70,- à Cto. erh. Folgen 50 Scht. wie gewünscht. Brieflich am 19/8. mehr bericht. Gruß! ++ thimmel; Mt. 20,- v. Wbg. dem Ufds. verrechnet. Fortsyg. dafern solche folgt, ebenso behandeln. Bevor nicht Alles glatt, kann der rothe" Nichts besehen. Bummelfriße: Bf. v. 17/8. am 22/8. beantw. N. N. Prag  : Alles im Bf. v. 16/8. Gemeldete vorgemerkt. Zwei Adr. bereits benügt, wie am 18. briefl. gemeldet. Seele: Nachr. erh. Nach­sendung unmöglich. Grppe deutschspr. Soz. i. Paris  : Fr. 15,30 dem Wfds. zugewiesen. Rosa Beck: Mt. 20,- à Cto. erh. Weiteres vorgem. u. bes. It. Bf. v. 19/8. Rothbarth: Mehrbestellg. mit 34 be­wirkt. Adr. vorgem. Sttt. Mt. 3, Ab. 3. Qu. erh. Briefl. mehr. Serlow: Mt. 9, erh. u. mit 34 Schft. ges. Rest v. Mt. 3,75 dem Ufds. zugewiesen. Alles in Ordnung.  -H: Mt.-, 70 per Rest erh. Mt. 20, d. Ufds. zugew. Weiteres siehe Notiz z. Fosquittg. in Nr. 34. A. B. C.: Sozialisten Luzern  : Fr. 18, d. Ufds. dkd. zugewiesen. Mt. 4,20 Ab. 3 Ou. u. Flgschr. erh. Weiteres vorgem. n. redaktionell beantw. 722: Sie haben recht, der Mahnzettel wurde irrigerweise beigelegt. M. M.: Amsterdam  : Fr. 4,21 f. Schft. u. 3,54 per Ufds. erh. Weiteres besorgt. B. B. London  : Fr. 2,50 Ab. 3. Qu. für W.

-

-

-

-

-

-

erh. pr. P.-K. weiter berichtet. G. W. Genf  : Fr. 3, v. Biertisch Blaile" u. Fr. 5,- Ab. pr. Aug. gutgebr. u. d. Ufds. verrechnet. Vom Main  : M. 25,- per Ufds. verrechnet. Weiteres direkt.

Hoffmann, Rößler und Stenzleit weisen dem Herrn Gehlsen die wider Amsterdam   genossen auf die Wirthschaft unseres Genoſſen

sprüche nach, in denen er sich befindet; sein ganzes Referat sei nur dar auf berechnet, Berwirrung unter die Arbeiter zu bringen, und im Trüben zu fischen. Er sei von der christlichsozialen Klique und seinem Brodherrn Bismarck   bestellt, Bauernfängerei zu treiben( Pfui!), er, ein Mensch, der wissenschaftlich gebildet sei, solle sich doppelt schämen, dem Fürsten Bis­march solch' niedrige Handlangerdienste zu leisten. Brgr. Rackow ergriff nun das Wort: Auf dem Gange nach der Versammlung sei er in Ver­legenheit gewesen, mit welcher Anrede er vor die Versammelten treten

lotte, habe aber sich endlich schlüssig gemacht, sie mit: Geliebte Brüder und Schwestern in Christo" anzureden( langandauerndes Gelächter); aber wie habe es ihn gefreut, Männer anzutreffen, denen man es am Gesichte ansehe, was sie wollen. Eigentlich thue ihm Herr Gehlsen recht leid, denn die Vorredner hätten ihm unbarmherzig gesagt, was er sei, und er, Redner, müsse all' Dieſem vollständig beistimmen, denn ein Mann wie Gehlsen, der durch einen Fußtritt Bismarc's aus Berlin   geflogen sei, sollte mehr Ehrgefühl haben, als er bewiesen habe. Der Sachverhalt scheint zu sein: Nachdem Bismarck   gesehen, daß einige seiner Polizei­

-

Wir machen die hiesigen und zureisenden Partei­P. J Penning, 33 Dykstraat 33 aujmertjam, woselbst auch das Parteiorgan aufliegt.

Mehrere Genossen.

Zur Beachtung!

London   Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein

49 Tottenham Street. Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geöffnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Adresse zu achten, Der Vorstand.

Soweiz. Vereinsbuchdruckerei Hottingen- Züric

9