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Die französische   Nationalversammlung hat in der letzten Session die Entschädigung der Opfer des 2. Dezem ber beschlossen.

Das ist ein gutes Präzedenz.

Der Tag naht, wo wir für die Opfer des Sozialistenge­setzes Entschädigung fordern werden vorbehaltlich weiterer Sühne.

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Die französische   Kammer läßt die Entschädigung aus dem Staats­säckel verabreichen. Das ist inkorrekt und eine Ungerechtigkeit. Sie hätte die Urheber des 2. Dezembers( des Staatsstreiches Bouſtrapa's) persönlich haft bar machen sollen. Jedenfalls werden wir diesen Fehler vermeiden. Die Urheber und Geburtshelfer des Sozialistengesezes sollen uns Mann für Mann mit Leib und Vermögen haftbar sein, oben an Fürst Bis­marc mit seinen durch die Reichs- und andere Gründungen verdien­ten" 40-50 Millionen Mark. Und nicht blos die Urheber und Geburts­helfer des Sozialistengesetzes. Auch Jeder sonst, der sich irgendwie bei der Sozialistenhatz durch Eifer und Brutalität hervorthut. Die Feinde haben ihre Prostriptionslisten. Liste gegen Liste. Auf der unserigen darf der Name keines der großen und kleinen Ver­brecher fehlen, die, sei es als Veranstalter, sei es als Helfershelfer, sei es als willige Werkzeuge, an der Bismarck  'schen Sozialistenhazz Theil genommen haben.

In Frankreich   hat es dreißig Jahre gedauert, ehe die Opfer des Staatsstreiches entschädigt wurden.

In Deutschland   werden die Opfer des Sozialistengesetzes nicht so lange zu warten brauchen.

Die volle Sühne ist nicht blos das Recht, sie ist die Pflicht der Opfer.

Seien wir dieser Pflicht eingedenk, welche Rechtsgefühl und Ehre uns vorschreiben!

Dem Landtag der gemüthlichen Sachsen stehen sehr ungemüthliche Tage bevor. Unsere Abgeordneten haben einige höchft fatale Anträge und In­terpellationen angekündigt( Abschaffung des Treueides, Interpellation ob der Verhängung des kleinen Belagerungszustandes" über Leipzig   und Umgebung und der Dresdener   und Chemnitzer   Infamien), und gedenken den sächsischen Behörden ob ihrer auf Befehl von Berlin   verübten Schuf­tereien energisch auf's Dach zu steigen. Dem frommen preußischen General Albert, der sich noch immer König von Sachsen   nennen darf, ist vor Schreck ob solch unerhörter Absichten das tapfere Herz in die Hosen ge­fallen und hat er daher schleunigst den Landtag bis auf Weiteres" bertagt.

Die internationale Verschwörung der europäischen  Despotie gegen die Völker tritt von Tag zu Tag frecher auf. Einen Aft infamster Niedertracht, der vor 20 Jahren noch die gesammte zivilisirte" Gesellschaft in Entrüftung versett hätte, entnehmen wir der in Genf   er­scheinden Przedswit"( Die Morgenröthe"). Zwei brave polnische Ge­noffen, die, um den russischen Schergen zu entgehen, gezwungen waren, über die österreichische Grenze zu flüchten, M. Piechowski und J. Ciechowski, sind in Krakau   verhaftet und ohne Urtheils- spruch, ohne Verhör av Rußland   ausgeliefert wor den. Alle ehrlichen Leute", setzt unser Bruderorgan hinzu, wer­den zweifelsohne mit uns dieses unqualifizirbare Vorgehen geißeln, das nicht nur die einfachsten Gefühle der Menschlichkeit verletzt, sondern auch in schreiendem Widerspruch mit den österreichischen Gesetzen sich be­findet."

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Ja, die Gesetze! Wann hätten die Machthaber sich je um die be­stehenden Gesetze gekümmert. Die sind ja nur da, um das dumme Volk im Zaume zu halten.

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Der Vetter aus Amerika  , eine Erzählung für Landleute, erbaulich zu lesen" so betitelt sich ein sehr wirksames Bauern­flugblatt, welches einer unserer österreichischen Freunde verfaßt hat und welches unsere österreichischen Genossen mit Erfolg zur Agitation unter den Kleinbauern verwendet haben. In demselben wird in durchaus popu­lärer Sprache und an der Hand von Beispielen aus dem täglichen Leben in Form einer Erzählung gezeigt, daß und warum der kleine Bauer mit den Sozialisten Hand in Hand gehen muß. Es treten drei Personen auf, ein Bauer, der vor dem Ruine steht, ein ruinirter Bauer, der Fabrik­arbeiter und Sozialdemokrat geworden ist, sowie der Better aus Amerika  , ein ausgewanderter Bauer, der es" drüben" zu Etwas gebracht hat. Mit wenigen Aenderungen kann dieses Flugblatt auch für Süd- und Westdeutschland umgearbeitet werden und dürfte es bei den bevorstehen­den Wahlen seine Wirkung nicht verfehlen. Wir haben deshalb eine An­zahl Exemplare bezogen und an unsere Adressaten in Deutschland   ver­schickt, es den verschiedenen Wahlkomite's überlassend, die ihnen nöthig erscheinenden Aenderungen selbst vorzunehmen. Ebenso mögen sie nach Belieben das Flugblatt selbst nachdrucken lassen, im Auslande natürlich, wobei wir ihnen rathen, auch den Titel zu ändern und am Schluffe den Namen unseres Kandidaten in ihrem Wahlkreise anzugeben. Wo es mög­lich ist, sollte man bei den Aenderungen einen mit den bäuerlichen Ver­hältnissen vertrauten Genossen zu Rathe ziehen.

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Statistische s. Wir haben bereits des Defteren dargethan, wie bedeutend Deutschlands   Großindustrie sich in dem letzten Jahrzehnt ent­wickelt hat und namentlich auf die Ueberflügelung Frankreichs   in dieser Beziehung hingewiesen, als einer Thatsache, die uns den Gang der Ar­beiterbewegung in beiden Ländern beffer verstehen läßt. Nach einer neuen Veröffentlichung des Berliner Statistischen Bureaus besitzt Frankreich  49,500 Dampffefsel und 7000 Lokomotiven, Deutschland   dagegen 59,000 Dampfkessel und 10,500 Lokomotiven. Noch größer ist die Differenz in Bezug auf die durch die Dampfmaschinen geleistete Kraft; dieselbe beträgt in Frankreich   3 Millionen Dampfpferdekräfte, während Deutschland   über 4 Millionen Dampfpferdekräfte verfügt. Die Bedeutung dieser Zahlen fönnen nur Ignoranten oder Träumer leugnen, welche meinen, die Welt mit Phrasen aus den Angeln heben zu können.

Kapitalistentniffe. Zu dem großen Kapitel der Kniffe, welche die Herren Unternehmer anwenden, um ihren Arbeitern auch noch indirekt am Lohne abzwacken zu können, entnimmt unser holländisches Bruderorgan, Recht voor Allen" einen drastischen Beitrag aus dem ,, Neuen Rotterdammer". Eine Firma in Tilburg   ist nämlich auf den schlauen Gedanken gekommen, ihre Arbeiter zu zwingen, belgische Cents beim Lohn in Zahlung zu nehmen. Zu dieser Manipulation, bei welcher die Arbeiter, deren Lohn ohnehin niedrig ge­nug ist, 10 Prozent Verluste erleiden, wird Kupfergeld in Kisten von Belgien   gebracht und die ehrenwerthe Firma streicht einen Gewinn von netto fünf Prozent an den Löhnen der Arbeiter in die Tasche.

In ähnlicher Weise operirten auch bisher, wie wir zu beobachten Ge­legenheit hatten, einige ingeniöse Unternehmer an der schweizerisch  - italieni­schen Grenze. Gleiche Klagen wurden des Defteren von der deutsch  - hol­ländischen Grenze gemeldet; mit einem Wort, sie sind sich überall gleich, die braven, die biedern Herren des Kapitals.

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Offenes Geständniß. Eine edle Kapitalistenseele läßt sich in der Genfer   Semaine financière"( die finanzielle Woche) über den Eindruck vernehmen, welche die Ausweisung Krapotkins in Bern   gemacht. Nur mit der Form sei man nicht recht einverstanden, heißt es; und nach­dem er noch mitgetheilt, daß Ruchonnet gegen die Ausweisung ge­stimmt habe, schließt der hoffnungsvolle Jüngling Merkurs: Wie dem aber auch sei, so viel ist sicher, daß die Ausweisung des Fürsten   Krapot­fin oder des Flüchtlings Levachoff den Kurs der Rubel weder um eine Kopeke steigen noch fallen machen wird."

Kann man den sittlichen Bankrott der Bourgeoisie drastischer kenn­zeichnen, als es hier geschieht? Was kümmert die Herren Recht und Ge­rechtigkeit, was politische Ehre und Selbständigkeit! Wenn nur der Rubel nicht fällt, das ist die Hauptsache!

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Im Leitartikel unserer letzten Nummer beleuchteten wir die Bour­geoismoral und Bourgeoisjustiz. Eine beredte Illustration derselben bringt nun die neueste Nummer der Voix de l'Ouvrier". Vor dem Gerichtshof der Provinz Lüttich   kamen in der letzten Woche zwei Fälle zur Verhandlung. In dem ersten war der Angeklagte ein reicher Mann und Würdenträger. Derselbe hatte mit der Frau eines Mannes, der weder reich noch bedeutend war, ein Liebes­verhältniß unterhalten. Schließlich wurde ihm die Frau langweilig und er beförderte sie in ein besseres Jenseits.

Im zweiten Falle handelte es sich um einen armen Bergmann, tem ein Ingenieur widerrechtlich drei Franken vorenthielt. Thörichter Weise hoffte er durch Bedrohung sein Ziel zu erlangen, nahm seine Pistole, lud sie mit Rehposten und trat mit ihr bewaffnet dem Ingenieur entgegen: ,, Wollen Sie mir die drei Franken zahlen?" rief er ihm zu und richtete seine Pistole auf ihn. Als dieser sich weigerte, schoß er, außer sich, die Pistole los, aber ohne Jemanden zu verlegen. Das brachte ihn vor Gericht.

Und das Resultat? Der reiche Mann erhält zwei Jahre Ge= fängniß und 1000 Fr. Buße. Der arme Arbeiter wird zu lebenslänglicher 3 wangsarbeit verurtheilt! Das ist Bourgeoisjustiz.

Zwei unserer Genossen, der Schuhmacher Schilte und der Zinn­gießer Siegle sind aus dem Bereich von Elsaß- Lothringen   ausgewiesen worden. In den ,, wiedergewonnenen" Reichslanden werden Deutsche  ausgewieseno du heilige Wacht am Rhein"?

- Genosse Auer ist, weil er den heiligen" Boden Berlins   auf seiner Durchreise gestreift, wegen ,, Bannbruchs" angeklagt worden. Spaß muß auch sein, denkt die Berliner   Straffammer.

Desterreichereien. Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig neu," daß in Oesterreich   die unverschämteste Paschawirth­schaft besteht. In jeder Nummer unserer österreichischen Parteiorgane findet sich eine solche Anzahl ganz willkürlicher Verhaftungen, Hausdurch­suchungen, Verurtheilungen und ähnliche schöne Sachen aufgeführt, daß es unmöglich ist, sie alle aufzuführen. Nur zwei besonders unverschämte Bubenstreiche seien hier aufgeführt.

Genosse kaller ist in Folge der scheußlichen Behandlung, die er bei seiner letzten ein Jahr langen Kerkerhaft zu erdulden hatte, etwas kränk­lich und begab sich daher nach Kindberg   in Obersteiermark  , sich zu erholen. Aber er sollte sich nicht erholen, da wäre ja die ganze Mühe, die man im Gefängniß aufgewendet, ihn krank zu machen, vergeblich ge­wesen, Grund verhaftet.

zu deren Sekretär unser Genosse Mc Guire, Redakteur des Carpenter",

ernannt.

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Ein tapferer Anarchist Revolutionär. Ein Londoner  Blatt, das mit der Wahrheit auf ebenso gespanntem Fuße steht, wie mit dem gefunden Menschenverstand, bestreitet die Richtigkeit unserer neulichen Notiz betreffs des von dem Leipziger Petzold eingereichten Bitt- und Gnadengesuchs an Bismarck  . Insofern war unsere Notiz ungenau, als Herr Petzold schließlich doch ausgewiesen worden ist. Dagegen ist es Thatsache, daß der tapfere Anarchist- Revolutionär, gegen den wir, beiläufig, mit einer unverdienten Rücksicht verfahren sind, durch die feigsten Kniffe und Winkelzüge seine Ausweisung rückgängig zu machen versucht hat. Nur die Reserve, welche der Blick auf die Polizei uns auferlegt, verhindert uns, in nähere Details einzugehen.

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Anarchistisches. Zu des Verstandes und Wizzes Umgehung Ist nichts geschickter als Augenverdrehung singt Mirza Schaffy  , und er hat, wie der Berliner sagt, ja so Recht. Den Londoner   Anarchisten­Moniteur hat unsere Notiz über den revolutionären Weltkongreß ganz aus dem Häuschen gebracht, und da ihm der Wizz schon seit geraumer Zeit abhanden gekommen, so verdreht er entrüstet die Augen und jammert von Lug und Trug", Lügenmäulern"," literarischen Busch­Kleppern" und dergleichen schönen Dingern mehr. Wozu der Lärm? ant­worten wir gelassen, die Sache ist doch furchtbar einfach.

Die Anarchie, die Alles schon beleckt, Hat sich gewiß aufs Zählen auch erstreckt.

Es ist ja auch scheußlich reaktionär, so immer nach der alten Schablone 1, 2, 3, 4, 5, 6 und so fort zu zählen; fort mit dem alten Plunder, es muß gründlich aufgeräumt werden. Darum, nur nicht spröde, Ihr Herren!

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An einer andern Stelle jammert das edle Blatt über die Einfluß­losigkeit seiner Agenten in Berlin  , daß es einen Hund erbarmen möchte. Es heißt da: ,, andererseits aber, und das ist das Schlimmste, die wahre Meinung der Genossen( welcher?) kann nicht in die Deffentlichkeit ge­langen: Da heißt es einfach, Herr Bebel wünscht das und das, hat dieses oder jenes empfohlen, folglich muß es ausgeführt werden.

,, Soweit ist es durch das aufs Ausgefeimtefte eingerichtete System der Zentral- Unterstützungskaffe gekommen. Und Herr Bebel kennt seine Macht wohl. Neulich erfrechte er sich zu einem Ausgewiesenen zu sagen: ,, Sollten die Berliner   radikale Anwandlungen bekommen, oder ein Wort mitsprechen wollen in Betreff der Reichstagswahlen, so werde er( Bebel) fie die Hunger peitsche ordentlich fühlen lassen."

Blöderes Zeug kann in der That nicht geleistet werden.

und so wurde er in der Sommerfrische Kindberg   ohne jeden Parteigenossen!

Eine zweite Schurkerei. Am 26. August fand in Wien   ein Geheim­bundprozeß statt, gegen fünf harmlose Arbeiter, deren Verbrechen" darin bestand, daß der eine von ihnen den anderen in einem Kaffehaus die von ihm selbst verfaßten und niedergeschriebenen Statuten eines revolutionären Geheimbundes verlas und sie sich durch Handschlag zur Befolgung derselben verpflichteten. Die ganze Thätigkeit dieses Geheim­bundes" bestand darin, von seinen Mitgliedern sieben Kreuzer wöchent liche Beisteuer zu Parteizwecken zu erheben. Sonst war demselben nichts nachzuweisen, das ganze entpuppte sich also als eine höchst unschul­dige Spielerei. Trotzdem wurden alle fünf verur­theilt. Um Gründe waren die Herrn Richter nicht verlegen. So heißt es in den Entscheidungsgründen unter Anderem: Bezüglich des Mar Süß gilt außer seiner sozialdemokratischen Gesinnung, welche sich aus dem Besitz von Korrespondenzen und Zeitschriften ergibt, als beweismachend, daß er, wie aus der Aussage des Polizeikommissars Frankl hervorgeht, von einem gewissen(!!) wenn auch bei der heutigen Verhandlung nicht vernommenen Zeugen ( also einem sich als Parteigenossen gerirenden Spikel) als derjenige bezeichnet wird, welcher ihn zum Eintritt in den geheimen Bund aufgefordert hat."

Daß die Richter aus solchen Gründen" verurtheilen, wußten wir längst. Jetzt erst aber haben sie sich zu der Vorurtheilslosigkeit aufgeschwungen, ohne Scham solche Gründe auszusprechen. Mit den Richtern ist's wie mit den feilen Dirnen: hat man die erste Charakter­losigkeit hinter sich, dann geht's schnell abwärts. Nur zu, Ihr Prosti­tuirten der Justiz!

- Die Stichwahlen sind in Frankreich   noch günstiger für die Sache der entschiedenen Republikaner ausgefallen, als es nach den Haupt­wahlen zu erwarten war. Aus Paris   ist der letzte Bonapartist, aus dem zweiten Wahlkreise von Belleville   der Gambettist herausgeworfen worden. Die Arbeiterpartei ist in der neuen Kammer durch eigene Abgeordnete nicht vertreten, dagegen sind mehrere entschieden radikale Vertreter, wie Tony Revillon  , Clovis Hugues  ( Marseille  ), Henri Maret auf fast ganz sozialistische Programme gewählt worden. Der Kampf unserer Genossen in Frankreich   ist ein um so schwierigerer, als mit der endgültigen Kon­stituirung der Republik   ein wirklicher Fortschritt gemacht wurde, und neben der republikanischen Bourgeoispartei eine radikal- republikanische Partei mit sehr populären Kandidaten besteht.

Die irische Land bill hat in die irische Landliga einen Keil hineingetrieben und insofern allerdings die Hoffnung ihrer Urheber erfüllt. Herr Parnell, der schon längst verdächtige Bewegungen machte und Zeichen von Schwäche erkennen ließ, hat sich als gemeiner Streber entpuppter will es mit der Landbill versuchen und wiegelt aus Leibes­kräften ab. Die verhungernden Irländer sollen ruhig und zufrieden sein, wie der satte und wohlfituirte Herr Parnell. Einige andere Mitglieder der Liga, darunter das Parlamentsmitglied Dillon, haben sich infolge dessen offen von Parnell losgesagt.

Den Manövern des Herrn Parnell wird es natürlich nicht gelingen, die irische Bewegung zu unterdrücken. Die Landliga ist aber lahmgelegt und damit der Beweis erbracht, daß das irische Volk von den Bour­geoisdemagogen, welche die Landliga gegründet haben und be­herrschen, nichts zu erwarten hat. Wir können hier nur wieder­holen, was wir früher schon ausgesprochen: das irische Volk kann seine Befreiung nur durch ein Bündniß mit dem englischen Pro= letariat erwirken. Und es freut uns, melden zu können, daß dieses Bündniß sich langsam, aber sicher vollzieht.

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In Rußland   sind wieder erfreuliche Lebenszeichen von Seiten der dortigen Revolutionäre zu vermelden. Eine neue Nummer der Narodnaja Wolja  " ist erschienen und einige Polizeispürhunde haben den wohlverdienten Lohn für ihre elenden Schergendienste erhalten. In den oberen Regionen kracht es wieder einmal, Baronow soll seine Entlassung bekommen und aufs Neue wird ein gründlicher Systemwechsel angekün­digt. Wen der Halbasiate Alexander mit solchen türkischen Reformen eigentlich noch täuschen zu können glaubt!

In Krementschug   soll es den Revolutionären gelungen sein, eine Zwangsanleihe bei der Staatskaffe zu erheben. C'est la guerre! Im Kriege geht's halt nicht anders.

In Nordamerika   macht die Gewerkschaftsbeweg­ung erfreuliche Fortschritte. In Chicago   tagte vom 8. bis 11. Auguft eine allgemeine Nationalkonvention der Zimmerleute, die aus allen Theilen Nordamerika's beschickt worden war, und auf welcher sich ein rühmenswerther Geist der Solidarität dokumentirte. Eine Eruderschaft der Zimmerleute und Bauschreiner von Amerika  " wurde gegründet, und

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Korrespondenzen.

Königsberg  , 24. Aug. Kurage muß man haben, wenn man eine Sache vertritt. Man muß die Kurage haben, sich offen zu ihr zu be­kennen, man muß bei der Wahl offen an die Urne treten und im Sinne der Sache seine Stimme abgeben. Wir wissen, daß unsere Partei auch im fernen Osten Anhänger hat. Aber Königsberg  , Angerburg  , Juster burg, Memel   2c. haben zum Reichstage reaktionäre Vertreter gesandt, und schmerzlich vermissen wir bei Veröffentlichung des Wahlresultates die Stimmen der Unsrigen. Weg mit dieser Passivität! Erkennt Euch und gebt Eure Stimmen als Mahnzeichen irgend einem bekannten Sozialisten. Erwägt nur die Lage der Sache und es wird Euch klar werden, daß Ihr der Partei weder durch Fernbleiben von der Wahlurne, noch dadurch nügt, daß Ihr irgend einem Aufgestellten, möglich st freisinnigen, Eure Stimme gebt. Ein Sozialist muß Euer Erwählter sein, um den Gegnern zu zeigen, daß wir an allen Orten mehr oder weniger An­hänger haben. Darnach handelt und gebt Eure Stimmen als Zählstimmen unserer Anhänger ab. Das fordert von Euch das Interesse der Partei, die Parteidisziplin.

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Mainz  , 16. August. Seit dem letzten Samstag hat sich in un­seren Mauern ein buntes Festtagsleben entfaltet; wir haben nämlich das XII. mittelrheinische Turnfest abgehalten. Vom allgemeinen Stand­punkte aus betrachtet, wäre die Sache an und für sich gerade so übel nicht; es kommt ja mit der ganzen Gesellschaft Geld in die Stadt, jeder direkt oder indirekt verdienen können, und Einzelne wird dabei bliebe das Fest im Rahmen der eigentlichen Sache, so wäre wahrlich gar nichts daran auszusetzen. Aber unser hiesiger preußischer Gouverneur von Woyna an der Spizze!- Au! Wenn man das noch vor zwanzig Jahren einem anständigen Turner hätte voraussagen wollen der hätte Einem zweifelsohne einen Injurienprozeß an den Hals gehängt. Die gestern beim Festbankett gehaltenen Reden zeichneten sich durch Kriecherei und Beschränktheit aus. Der Hr. Gouverneur toastirte zuerst auf die beiden Menschenbeglücker Wilhelm( Kaiser) den Siegreichen und Lud­ wig IV.  ( Großherzog) den Hoffnungsvollen. Das Schreckbild aller Schrecken aber war unser früherer Bürgermeister Karl Radé, Direktor der Immobilien Gesellschaft, ein Gründer comme il faut. Mit einer wahrhaft staunenswerthen Frechheit schien dieser Mensch alle anderen Nationen geradezu beleidigen zu wollen, indem er gleichzeitig die deutsche in speichelleckerischem Chauvinismus als ein Musterbild par excellence hinstellte. Der Ströme Blutes, welche dem Volke abgezapft wurden, erwähnte der saubere Patron freilich nicht, und er verschwieg sorgfältig, wie dieses deutsche Musterreich hunderte ehrlicher Männer heimathslos, deren Frauen und Kinder brodlos machen konnte. Und selbstverständlich gedachte Hr. Racé ebensowenig derjenigen Freiheit, nach welcher edel schlagende Turnerherzen in den Kasematten gedürftet und für die andere, von den preußischen Kugeln durchbohrt, zu schlagen aufgehört haben. Das allerdings waren noch Turner, wie sie das deutsche   Volk sich denken wollte. Wie entartet sind die Epigonen von heute!

Nach dem Gesagten ist es überflüssig, der übrigen Salbadereien zu gedenken, die mitanzuhören wir leider gezwungen waren. Möge der deutsche Turner wieder sich selbst erkennen und Turner werden, das eigentliche Element seiner Thätigkeit erfassen und seine ausgebildete Kör­perkraft verwenden für edle Zwecke. Er thut dann mehr für seine und des Vaterlandes Interessen, als wenn er sich von gesinnungslosen Sub­jekten und armseligen Werkzeugen brutaler Staatsgewalt Reden halten läßt!

Barmen, 20. August. Heute will ich zur Erbauung der Leser einiges Aftenmäßige mittheilen, was auf den in meinem vorigen Brief erwähnten frommen Krach Bezug hat: Zirkular.

An die Aktionäre der Missions- Handels- Aktien Gesellschaft zu Barmen.

Geehrte Freunde!

Wir sprachen in unserem letzten Jahresbericht die Absicht aus, Ihnen nach Rückkehr unseres Hrn. Spiecker von seiner Inspektionsreise nach Afrika   alsbald einen schriftlichen Bericht über die Ergebnisse seiner Reise zu erstatten und beehren wir uns heute, Ihnen denselben in der Anlage zu überreichen. Wie Sie daraus entnehmen werden, sind die Hoffnungen, welche wir hinsichtlich einer zu ermöglichenden Reorganisation unserer afrikanischen Geschäfte glaubten an diese Reise knüpfen zu können, leider unerfüllt geblieben. Es hat sich nach dem Ganzen der durch Herrn Spiecker an Ort und Stelle vorgenommenen Untersuchungen ergeben, daß ungeachtet der gemachten Erfahrungen unter denselben üblen Ver­hältnissen auch in den letzten Jahren mit stetigen Verlusten weiter gearbeitet worden ist. Namentlich sind es die unglücklichen und schlecht geleiteten Unternehmungen in Klein- Namaqualand, welche nicht aufgehört