Schwarzen stimmen! Man müßte ja geradezu an den Arbeitern ver­zweifeln, wenn sie sich wie Hammel kommandiren ließen!

-Bezeichnend und lehrreich. Bezeichnend für den Frei­finn der entschieden Freifinnigen" ist es, daß sie es für ihre Hauptaufgabe betrachten, bei den Stichwahlen die Wahl eines Sozialdemokraten zu verhindern. Wenn es ihnen wirklich Ernst wäre mit der Vertheidigung der bedrohten Volksrechte durch die Reaktionäre", so müßten sie bei Stichwahlen zwischen einem Sozialisten und einem Erzkonservativen sich doch mindestens der Abstimmung enthalten, statt dessen geben die Herren Bamberger  , Forkenbeck und Rickert, die Führer der liberalen Kronprinzenpartei, die Parole aus, unter allen Umständen gegen den Sozialdemokraten zu stimmen, d. h. alle Volksrechte preis­zugeben, wenn es sich um einen Sozialisten handelt. In ihrem Leiborgan, der Berliner   Tribüne", erklären sie es für absolut noth­wendig, daß den Sozialisten der Reichstag   verschlossen bleibe. Das heißt, eine Partei, die trotz aller Verfolgungen mehr als dreimalhundert­tausend Wähler hinter sich hat, der von Rechtswegen, nach der Stärke der übrigen Parteien gemessen, mindestens fünfundzwanzig bis dreißig Size im Reichstage gebührten, soll um jeden Preis mundtodt gemacht werden ist das nicht bezeichnend für den Freifinn dieser entschieden Liberalen"?

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Nun, das Volk hat ihren freisinnigen" Anschlag zu nichte gemacht, wir aber werden ihnen denselben nicht vergessen.

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Aber nicht nur bezeichnend, auch lehrreich ist dieses Bestreben, die Sozialisten aus dem Reichstage fern zu halten. Man mag den Herren Bamberger  , Rickert und Forkenbeck nachsagen, was man will, Dummköpfe sind sie nicht, sondern ganz geriebene Burschen, die da sehr wohl wissen, was sie thun. Was man zur Abwendung der sozialdemokratischen Ge­fahr thun kann," schreibt die Berliner Tribüne" am ersten November, ,, ist, der Sozialdemokratie den Glauben an sich selbst zu nehmen. Und dazu gibt es kein wirksameres und zugleich erlaubteres Mittel als das, fie aus dem Reichstag herauszuweisen auf dem Wege der allgemeinen Wahl."( D. h. mittelst Wahlfälschung und Wahlbeeinflussung.) Und gleich darauf fährt das sezessionistisch- liberale Blatt heuchlerisch fort: Wir würden es für sehr erfreulich halten, wenn man den Bebel und Liebknecht  den Spielraum gönnte, um ihre Ansichten in sachlicher Weise durch die Presse zu vertreten." Auf gut Deutsch   übersetzt heißt das: Wie in Belgien   und Holland  , in Desterreich, Ungarn   und Italien   sollen die Sozialisten Deutsch­ lands   eine relative Breßfreiheit erhalten, aber das Wahlrecht soll ihnen ge­nommen oder seine Ausübung ihnen unmöglich gemacht werden. Auf diese Weise, hoffen die Herren, wird es dahin kommen, daß wie in den ge­nannten Ländern, so auch in Deutschland   die Sozialdemokratie ihre Kraft in einem unfruchtbaren Kampf verpulvern, daß die sozialistische Agitation ihres zur Zeit mächtigsten Hebels beraubt werde. Mit der größten Freude würden sie einer Einschränkung des Wahlrechtes, sei es durch Einführung des Wahlzensus, sei es durch irgend welche Klauseln, zu­stimmen, wenn die Parteiverhältnisse in Deutschland   es nicht zur Zeit unmöglich machten.

Und wir sollten thöricht genug sein, freiwillig auf ein Kampfmittel zu verzichten, welches uns in den Stand setzt, uns in so imposanter Weise zu manifestiren und den Gegnern dabei die Maske des Freisinns vom Gesicht herabzureißen; wir sollten thöricht genug sein, dieses Mittel, wenigstens die Stimmen aller unabhängigen Arbeiter zur Geltung zu bringen, fallen zu lassen zu Gunsten einer Taktik, die von unsern russischen Brüdern selbst als ihnen durch den äußersten Despotismus aufgezwungen bezeichnet, die aber von denen wohlweislich nicht selbst ausgeübt wird, welche im Ausland am lautesten danach schreien? Nein, wir wiederholen es, wir machen von jedem Mittel Gebrauch, das uns in den Stand setzt, unsere Meinung zur Geltung zu bringen, also auch vom Wahlrecht; aus praktischen Gründen werden wir unter Umständen auf dasselbe verzichten, aus Doktrinarismus niemals!

- Feigheit und Brutalität gehen stets Hand in Hand. Genosse Julius Weiß, gebürtiger Ungar und aus Berlin   aus­gewiesen, hatte im Wahlkreise Teltow   in einigen Versammlungen die Wahl Bebel's empfohlen. Sofort ließ ihn der Landrath des Kreises, Prinz Handjery, der selbst in jenem Kreise kandidirte, verhaften und ihn nicht nur aus seinem Kreise, sondern aus ganz Preußen ausweisen. Vor der Ausweisung aber wurde Weiß, der Frau und Kin­der in Berlin   hat, von einem Mitgliede des konservativen Wahlkomites die Zumuthung gemacht, für die Wahl des Prinzen Handjery thätig zu sein, andernfalls er sich ,, wahrscheinlich" die Ausweisung zuziehen würde. Weiß wies das entrüftet zurück und die Ausweisung ers folgte. Man entledigte sich eines unbequemen Gegners nicht nur, sondern rächte sich auch in der infamsten Weise an ihm. Weiß befand sich seit mehr als 8 Jahren in Berlin  , wohin er als Sattlergehilfe gekommen war, er hatte sich dort etablirt und verheirathet, seine Frau ist aus Preußen gebürtig die einfache Thatsache, daß er den Herren Körner und Finn entgegentrat, genügte, ihm seine Ausweisung aus Berlin   zuziehen, seine Weigerung, für den konservativen Kandidaten zu wirken, d. h. eine Gesinnungslumperei zu begehen, macht ihn der Ehre" verlustig, preußische Luft zu athmen. So sieht es im Staate des deutschen Berufes aus.

Preußische Unverschämtheiten. Die schönste Frucht des Ausnahmegesetzes ist zweifelsohne die gründliche Untergrabung aller Rechtsbegriffe bei Polizei und Gerichten. Gegen Sozialisten ist Alles erlaubt, für sie existirt kein Gesetz- diesen Grundgedanken jener echt gesetzgeberischen Arbeit" hat das preußisch- deutsche   Beamtenthum wunderbar schnell kapirt und schleunigst verwirklicht. Er ist der Gesell­schaft so in Fleisch und Blut übergegangen, daß sie sich gar nicht mehr vorstellen kann, daß es Länder gibt, in denen die Verfassungsparagraphen uch für Sozialisten gelten, und in denen man Verfassungen, die man feerlich beschworen hat, auch hält. Wie die Arbeiterstimme" mit­thert, reichen die offiziellen Schnüffeleien nach den wahren Ver legern" der in Deutschland   verbreiteten Wahlflugblätter schon bis nach Zürich  , die deutschen Polizeiseelen bilden sich ein, auch gegen schweize­rische Bürger den famosen Zeugnißzwang anwenden, oder vielmehr seine Lonwendung kommandiren zu können.

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Ein noch stärkeres Stück theilt uns ein Genosse aus Halle a./S. mit, das wir zur Erbaunng unserer Leser hier folgen lassen:

,, Unser Flugblatt für Hasen klever hat die hiesigen Diener der Gerechtigkeit in gewaltige Wuth versetzt. Wer hat das freche Ding verfaßt?" riefen wuthschnaubend die privilegirten Staats­retter. Vereinsbuchdruckerei in Hottingen  - Zürich  ? Der wollen wir das besorgen, und flugs wird ein mächtiger Schreibebrief nach Zürich   ab­gesendet. Aber, weh! Die Antwort muß gar nicht sehr ermuthigend geklungen haben, denn seitdem dieselbe zurück ist, sind die erst so hoch­trabenden Herren gewaltig kleinlaut geworden. Scheußliche Zustände, scheußliche Zustände", damit tröstet Einer den Andern, wobei nur nicht recht klar ist, ob die scheußlichen Zustände" in der Schweiz   oder anderswo gemeint find.".

Soweit unser Freund. In der That, ein scheußliches Land, wo die Gesetze für Alle gelten! Sollte polizeilich verboten werden.

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3ur reaktionären Masse. In einer Polemik mit dem Mainzer Journal" veröffentlicht die" Frankfurter Zeitung  " folgende Stelle aus einem Brief des klerikal- konservativen Herrn Windthorst an Herrn L. Sonnemann vom 4. November:

,, In Anlaß Ihres Schreibens vom 3. d. M. habe ich heute wiederholt nach Mainz   geschrieben und habe mich für die Wahl des Herrn Dr. Philipps ausge­sprochen. Da ich nicht weiß, ob bei der in Mainz   herrschenden Aufregung( will fagen Entrüstung!) auf meinen Wunsch Rücksicht ge­

nommen wird, so gebe ich anheim nach Mainz   zu fahren und dort mit den einflußreichen Persönlichkeiten selbst zu verhandeln."

Man sieht, der Demokrat" Sonnemann scheut sich nicht, an den Führer der Ultramontanen sich zu wenden, um die Wahl unseres Genossen Liebknecht zu verhindern.

Nicht als ob wir darob ,, entrüstet" wären, wir finden das vielmehr durchaus in der Ordnung. Nur keine Verschwommenheit, das ist die Hauptsache.

Aus Sachsen   schreibt man uns unterm 4. November: Der sächsischen Regierung ist ihr unterwürfiger Gehorsam gegen Bismarck   und Buttkamer schlecht bekommen, sie theilt nach Verhängung des Leipziger Belagerungszustandes das Schicksal Hamburgs, welches die Sozia­listen opferte, um den Freihafen zu retten, und gerade dadurch wehrlos der Annexion in die Arme fiel. Auch Sachsens   Regierung bedachte nicht, daß sie in der stärksten Partei des Landes, in der Sozialdemokratie, unter Umständen eine Stütze gegen preußische Uebergriffe hätte finden können. Buttkamer befahl, und der König von Sachsen   gehorchte, der Belagerungs­zustand war perfekt. Und nach dieser großen Gewaltthat war der Polizei­ willkür Thüre   und Thor geöffnet. Es geschahen alle jene Schändlichkeiten, welche bekannt genug sind, um die sächsische Polizei- und Richterhorde der Gegenwart für ewige Zeiten zu brandmarken. Nachdem dies Alles geschehen und die sächsischen Spitzel glaubten, in Berlin   sich ein Trink­geld verdient zu haben, antwortete man daselbst plötzlich auf Beschwerden ganz kühl: es sei gar nicht nöthig gewesen, Stimmzettel zu beschlagnah­men, und man solle sich nur bei Wahlangelegenheiten an die Gesetze halten u. s. w., kurz, Sachsen   bekommt für seinen Eifer noch einen Rüffel, und Preußen steht als weit unparteiliches, als weit gesetzlicher da wie der kleine diensteifrige Bundesstaat mi seiner bornirten Polizei. Und das war von vorneherein der Zweck der preußischen Pressionen. Es paßte der preußischen Regierung nicht, den Belagerungszustand und alle sonstigen Verbrechen allein auf dem Gewissen zu haben, sie wünschte sich Mitschuldige, um womöglich im gegebenen Falle sich ausreden zu können: ich war lange nicht der schlechteste, der Räuber Jaromir oder der bayrische Hiesel hat es viel schlimmer getrieben wie ich. Zu diesem Mitschuldigen war Sachsen   ausersehen, es ließ sich verführen, trieb beim letzten Wahlkampfe und schon früher, z. B. bei der letzten Landtagswahl in Dresden  , Streiche, die selbst in Rußland   nicht vorkommen, und hat nun das Vergnügen, die Verdienste des loyalen Preußen" durch sächsische Niederträchtigkeit in entsprechende Beleuchtung gestellt zu haben, abgesehen von der Verantwortung, welche sich die sächsischen Regierungsbeamten durch Zerstörung so vieler Familien und Existenzen aufgebürdet haben. Diese Gewissensbürde hat bereits einen hohen sächsischen Regierungs­beamten leider wird sein Name hartnäckig verschwiegen- wahn­finnig gemacht. Er leidet an Verfolgungswahn und fürchtet bei jedem Laut das Nahen der Rächer. Für die wahnsinnige Verfolgung, die der Betreffende- es ist wahrscheinlich der Kreis­hauptmann v. Einsiedel uns gegenüber betrieben oder doch unterstützt hat, ist Wahnsinn die mildeste Strafe, die übrigen Mit­schuldigen können froh sein, daß es sich vorläufig nur um einen Wahn der Verfolgung handelt.

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Am 5. November kam im sächsischen Landtage die Inter­pellation unserer Genossen betr. der Verhängung des Kleinen" über Leipzig   zur Verhandlung. In vernichtender Weise wies Bebel nach, daß diese mit unerhörter Brutalität gehandhabte Maßregel nur den Zweck hatte, die Wahlthätigkeit der Sozialisten lahmzulegen. Nicht gegen die ungesetzliche, sondern die gesetzliche Thätigkeit der Sozialdemo kratie richte sich der Belagerungszustand; er sei bestimmt, die Existenzen einer Anzahl der Regierung unbequemer Personen zu vernichten. Der Staatsminister v. Nostiz- Wallwit vertheidigte sich in der kläg­lichsten Weise. Er suchte die Verhängung des Belagerungszustandes mit den albernsten Ausflüchten zu rechtfertigen, und als ihn Bebel durch Zwischenrufe in die Enge trieb, wußte er sich schließlich nicht mehr anders zu helfen, als daß er zu den jämmerlichsten Lügen seine Zuflucht nahm und unter Anderem behauptete," es" sei von der Eventualität einer Erhebung die Rede gewesen, ja ,, man" habe sogar bereits die Namen der dann zu beseitigenden Personen ge­nannt!

Als Bebel dazwischen rief: Beweise!" fuhr der Herr Staatsminister fort: Das Sozialistengesetz ist eben für Fälle gemacht" Bebel, da zwischenrufend: Wo man keine Beweise hat!"

Der Eindruck der Verantwortung des sächsischen Junkers war ein so jämmerlicher, Bebel's Angriff so wuchtig, daß die Vertreter der reaktio­nären Masse aus Angst vor der Replik des Letzteren Schluß der Debatte und Mundtodtmachung Bebel's beschlossen. Die tapferen Fortschrittler aber waren dadurch, daß er für die Sozialdemokratie Recht und Gesetz­lichke it gleich anderen Staatsbürgern verlangt, so in Angst gejagt wor den, daß sie sofort einstimmig beschlossen, ihre Parteigenossen im Lande aufzufordern, bei den Stichwahlen gegen die Sozial­demokraten für die Konservativen, für Bismarck  , für die Reaktion und den Polizeistaat zu stimmen. O diese ,, verkappten Repu­ blikaner  "!

Glücklicherweise haben die Herren die Wähler nicht im Sack.

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In unserer vorigen Nummer ist die Zahl der Stichwahlen unserer Partei irrthümlich auf 22 statt 21 angegeben. Wir hatten nämlich erst im letzten Augenblick erfahren, daß in Gera   nicht, wie anfangs gemeldet wurde, Brätter, sondern der nationalliberale Marquardsen mit Dr. May Hirsch in die Stichwahl kommt. In der Aufzählung der Einzel­resultate trafen wir schnell noch Aenderung, dagegen übersahen wir, die am Eingang aufgeführte Gesammtzahl abzuändern. Unsere Leser mögen dies gefl. entschuldigen.

,, Entschiedene Leute." Den Gebrüdern Kapell, sowie Herrn G. Hartmann ist wegen ihrer guten Aufführung die Rückkehr nach Hamburg   huldreichst verstattet worden. Die Biedermänner hatten sich, heißt es, entschieden von jeder Agitation fern gehalten und jede an sie ergangene Aufforderung, sich als Reichstagskandidaten aufstellen zu lassen, ebenso entschieden abgelehnt. Eine so tugendhafte Entsagung durfte nicht unbelohnt bleiben.

Einen Erz- Schurkenstreich hat die österreichische Polizei in ihrer Liebedienerei gegen den Henkerzaren verübt. Genosse Heinrich Stojanosti, ein polnischer Arbeiter( Schlosser), der vor Jahresfrist den russischen Schergen, die ihn auf eine Denunziation hin verfolgten, entkommen war, und seit der Zeit ruhig in Krakau   gelebt hatte, ist von der österreichischen Polizei ohne gerichtliche Ver­handlung, fogar ohne jede Feststellung irgend eines Vergehens den russischen Henkern ausgeliefert worden! Wie lange noch werden diese Elenden ungestraft derartige Infamien verüben dürfen? Schmach und Schande, daß die gesammte, freisinnige" Presse kein Wort der Entrüftung gegenüber solcher Schandwirthschaft hat!

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In Krakau   fand vor Kurzem ein Sozialistenprozeß statt. An­geklagt waren die Genossen J. Schmidhausen( Photograph), A. Dombrowski( Schlosser) und Bandura( Setzer), und zwar der Betheiligung an einer geheimen Gesellschaft. Als der Staats- Anwalt ( Razon) bemerkte, daß sich ein zahlreiches Publikum im Zuschauerraum eingefunden hatte, um den Verhandlungen beizuwohnen, stellte er den Antrag, die Verhandlungen hinter verschlossenen Thüren zu führen, dem der Gerichtshof ohne Weiteres zustimmte. Das Urtheil lautete: Sch mid­hausen vier und Dombrowski sechs Wochen Gefängniß; Bandura wurde freigesprochen.

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Aus Frankreich  . Am 30. Oktober wurde in Reims   der fünfte nationale sozialistische Arbeiterkongreß eröffnet. An den Berathun­

gen desselben nahmen 43 Delegirte Theil, die im Ganzen 252 Gruppen, Fachvereine und allgemeine Arbeitervereine vertraten. 2 Delegirte von Pariser Studienzirkeln( Anarchisten) wurden nicht zugelassen, weil sie ( aus Prinzip!) dem Bureau des Kongresses ihre Namen nicht angeben wollten.

Von den Theilnehmern des Kongresses sind besonders hervorzuheben: Aymard, Verband von Marseille  ( 34 Fachvereine), Bouty, Verband des Zentrums*)( 87 Gruppen und Fachvereine), Brousse, mehrere Vereine von Ostfrankreich, Carrette, sozialistischer Arbeiter­Verband des Nordens( 33 Gruppen und Fachvereine), Dormoy, ver­schiedene Vereine und Gruppen im Allier  - Departement, Guesde, sozialistischer Verband des Nordens( Roubaix   2c.), Bürgerin Gillier, eine Reihe von Fachvereinen, Studienzirkeln von Roanne  , Saint- Etienne 2c., Malon, verschiedene Vereine von Lyon  , Voiron  , Creuzot, Angouleme   2c., sowie Joffrin, Josselin, Labusquiere, Pieron und J. B. Clement.

Zur Vorberathung der Arbeiten des Kongresses 2c. wurden 4 Kom­missionen eingesetzt, die Zusammensetzung derselben der freiwilligen An­meldung überlassen, soweit diese Anmeldungen nicht die Zahl von 10 überschritten.

Die erste öffentliche Sitzung des Kongresses fand am 31. Oktober Abends statt und war von über 600 Personen besucht. Zu Anfang der­selben erstattet Bürger Joffrin Bericht über den Weltkongreß.

Jm weiteren Verlaufe des Kongresses wurde ein nationales Partei­fomite eingesetzt, sowie der in Paris   erscheinende, Proletaire" als offizielles Parteiorgan anerkannt.

- Die Pariser Arbeitgeber versuchen jetzt, den Paragraph 416 des Strafgesetzbuches gegen ihre Arbeiter auszuspielen, der alle Diejeni­gen mit Geld- und Gefängnißstrafe bedroht, welche nach gemeinsamer Verabredung durch Festsetzung von Strafen, Ausstoßungen, Verfehmun­gen 2c. die Freiheit der Arbeit" verletzt haben. Auf Grund dieses Paragraphen, der natürlich nie gegen die Arbeitgeber zur Anwendung kommen würde, hat ein Pianofortefabrikant- der Name dieses sauberen Patrons wird leider nicht genannt 5 Arbeiter, die friedlich zu ihm tamen, um über die Lohnfrage mit ihm zu verhandeln, verhaften und in Anklagezustand versetzen lassen. Natürlich sind die republikani­schen Behörden diesem Wunsch mit wahrem Feuereifer nachgekommen. ,, Wir sind neugierig," schreibt die Justice"," zu sehen, ob die Arbeit­geber allein das Recht haben, sich zu verbinden, sich zu verabreden, eine Koalition zu bilden, und ob es dem Arbeiter untersagt werden wird, dies zu thun!"

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Was uns betrifft, so sind wir gar nicht neugierig, denn wie auch im vorliegenden Falle die Entscheidung ausfallen möge, so sind wir doch überzeugt, daß die Herren sich auf jeden Fall eine Hinterthür auslassen werden, um im passenden Momente den Arbeitern ein Bein stellen zu fönnen.

Aus Belgien  . Genosse Bertrand, der jahrelang mit der größten Aufopferung in seinen Feierstunden die Voix de l'ouvrier" redigirte und expedirte, ersucht in einem Zirkulair um Unterstützung zur Herausgabe einer Monatsrevue l'avenir social"( die soziale Zukunft), sei es durch Zuschüsse oder durch Abonnements. Die Revue, welche nicht eher erscheint, als bis ihre materielle Existenz wenigstens auf ein Jahr gesichert ist, kostet für das Ausland halbjährlich 3 Franken. Die Zuschüsse werden dazu verwendet, die Revue an solche Leser zu schicken, die nicht in der Lage sind, das Abonnement zu bezahlen.

Wir unterstützen dieses Gesuch auf's Wärmste und bemerken noch, daß Gelder 2c. an L. Bertrand, 14 Rue du Gazomètre  , Bruxelles zu senden sind. Auch die Expedition des Sozialdemokrat" wird die Vermittelung gern übernehmen.

Bei dieser Gelegenheit wollen wir auch den Anarchisten antworten, die jüngst ihrem höchsten Entzücken darüber Ausdruck gaben, daß auf dem Kongreß in Chur   einige Delegirte den Schaden konstatirten, den die Anarchisten, obwohl nur gering an Zahl, in der sozialistischen   Bewegung der betr. Länder anrichteten. Das müßten doch ganz besonders tüchtige Kerle sein, die dus zuwege brächten, hieß es. Nun, in Belgien   sieht man es, was diese tüchtigen Kerle ausrichten können! So lange die

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Voix de l'ouvrier" bestand, haben sie unausgesetzt gegen dieselbe ge­hetzt, und Genossen Bertrand, obwohl derselbe ihre Angriffe mit einer wahren Lammsgeduld ertrug, auf's infamste beschimpft. Wo die Arbeiter­partei nur agitirte, suchten sie sofort Mißtrauen und Zwist zu säen. Alle Augenblicke gründeten sie Gegenblätter, die sie zwar nie längere Zeit am Leben erhalten konnten, die aber gerade hinreichten, um den Sozialismus bei der großen Masse in Mißkredit zu bringen. Auf diese Weise haben sie es denn glücklich dahin gebracht, daß zur Zeit in dem französisch sprechenden Theil Belgiens   weder ein sozialistisches noch ein anarchistisches Blatt erscheint, und wenn sie auf diesen Erfolg" stolz sind wir be­neiden sie nicht darum.

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Aehnlich wie in Belgien   machen sie es überall, glücklicherweise nicht immer mit dem gleichen Resultat. Ueberall sind sie zu wenig, etwas Ordentliches auszurichten, hier und da aber leider genug, um zu ver hindern, daß etwas Ordentliches geschieht. Verleumder haben gegenüber politisch Verfolgten immer leichtes Spiel.

In Irland   wird die Stimmung immer drohender und erbitterter. Der Demokrat" Gladstone thut sein Möglichstes, um die Irländer zu einer Unvorsichtigkeit zu provoziren, aber diese scheinen nicht Lust zu haben, ihm den Gefallen zu erweisen und ihn in deu   Stand setzen, das jämmerliche Fiasko seiner irischen Politik mit blutigen Lorbeeren zuzudecken. Sie setzen den passiven Widerstand fort, in welchem sie Meister und un­besiegbar sind.

An Stelle der Landliga der Männer ist jetzt eine Liga der Frauen getreten, deren kühnes Vorgehen von deutschen Philistern natürlich in der gewohnten tölpelhaften Manier bewitzelt wird. Londoner   Mitglieder derselben haben u. A. den Beschluß gefaßt, einen Verein zur Unterstützung politisch Gemaßregelter und Verfolgter zu gründen. Unter den Rednerinnen für diesen Antrag zeichnete sich besonders Miß Helene Taylor aus, die auch zur Präsidentin gewählt wurde. Dieselbe ist eine Stieftochter des bekannten Schriftstellers John Stuart Mill  ; sie interessirt sich lebhaft für die deutsche   Sozialdemokratie und hat erst jüngst 40 Mark unserm Unterstützungsfond zugehen lassen.

-Aus Rußland  . Die Feigheit der russischen Henker ist so groß, daß sie es nicht einmal mehr wagen, ihre Opfer öffentlich zu richten. Fünf politische Verbrecher" wurden unlängst ganz geheim abgeurtheilt, so daß man bis heute noch nicht weiß, welches ihr Schicksal ist! Die russischen Henker sind also bereits unter das Niveau der spanischen Inquisition gesunken, welche wenigstens den Muth hatte, offen für ihre Unthaten einzustehen.

Wäre die russische Gesellschaft wirklich so voll Abschen gegen die ,, Königsmörder", wie die Korrespondenten serviler Blätter uns gerne glauben machen möchten, so würde man die abschreckenden Beispiele" nicht so sorgfältig vor ihr verhüllen.

Welches Abschreckungsmittel bleibt dem russischen Dospotismus jetzt noch übrig? Keines. Er ist am Ende mit seinem Latein. Unsere russischen Brüder dagegen sind voll Zuversicht an der Arbeit und die Journale haben von ihnen mehr zu berichten, als je.

Als einer der Beweise ihrer Thätigkeit ist uns die neueste Nummer des Serno  " zugegangen. Wir kommen auf dieselbe in unserer nächsten Nummer zurück.

- Die Mitglieder der polnischen sozialistischen   Gruppe Rownosc  " und die Redaktion des Przedswit" haben einen Aufruf an die russischen

*) Das Seinedepartement, d. h. Paris   und Umgebung.