Der Prozeß Trigonia- Suchanow, von dem unsere Leser durch die Zeitungen unterrichtet sein werden, hat auch scheußliche Dinge an's Tageslicht gebracht. Die Anklage gegen Titschinin ist wegen Geftörtheit des Geistes zurückgezogen, meldet der Telegraph, das heißt, Titschinin ist im Kerker wahnsinnig geworden. Eine zweite Angeklagte, lowejnikowa, ist den Qualen, welchen sie in der Untersuchungshaft unterworfen wurde, bereits erlegen. Aus den Aussagen Michailow's geht hervor, daß der Gutsbesitzer issogub 1. 3. lediglich auf eine falsche Denunziation hin aufgehängt worden ist. Die meisten der Angeklagten benehmen sich im höchsten Grade tapfer, was von der gutgesinnten Presse natürlich als„ frech" in die Welt hinausposaunt wurde. Wir werden hoffentlich in der nächsten Nummer einen Originalbericht über diesen Prozeß veröffentlichen können.
Soeben bei Redaktionsschluß meldetuns der Telegraph die schmachvolle Verurtheilung der russischen Revolutionäre. Zehn heldenmüthige Volkskämpfer ( darunter eine Frau) zum Tode verurtheilt, zehn wadere Streiter für Recht und Freiheit zum lang= samen Tod in den sibirischen Bergwerken!
- Leipzig . 20. Februar. Wir genügen der traurigen Pflicht das Hinscheiden eines Braven zur Kenntniß der Genossen zu bringen. Otto Hildebrand , Steindrucker, starb am 14. Februar im hiesigen Hospital an der Erbkrankheit der Proletarier, der Schwindsucht, im Alter von 31 Jahren. Trotz seiner mehrjährigen Krankheit war er ein stets eifriger und thätiger Genosse. Selbst am Tage der Wahl stand er vom Krankenbett auf und verließ das Hospital, um sein Wahlrecht auszuüben, obwohl ihn der Arzt, der rauhen Witterung halber, am Ausgehen verhindern wollte.
Zum Begräbniß folgte eine Anzahl Genossen; einer derselben hielt am Grabe eine kurze Ansprache, in der er die Einfachheit und Biederkeit des Dahingeschiedenen, sowie die Festigkeit und unwandelbare Treue bis zum Tode für die Sache des arbeitenden Volkes, der auch er seine ganze Kraft gewidmet hatte, den Anwesenden als nachahmenswerthes Muster vorführte. Darauf senkten wir unsern armen Freund in die Gruft. Ehre seinem Andenken!
Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten
und Gemaßregelten nicht!
Korrespondenzen.
Leipzig . Eine sehr spaßhafte Wahlepisode hat hier jüngst ihr tragikomisches Ende gefunden. Die Helden derselben sind unser Gosenmännchen Hüttner, Redakteur des„ Leipziger Tageblatt ", und Ahnert, Bürgermeister von 3 wenkau. Zur Aufklärung diene Folgendes: Damit vor der Wahl am 27. Oktober v. J. unser Kandidat des Leipziger Landkreises, J. Dietgen, sich seinen Wählern persönlich vorstellen konnte, hatten wir einen Ausflug von Leipzig nach Gaschwitz und per Fuß nach Zwenkau veranstaltet. Auf dem Zwenkauer Bahnhof angelangt, um unsere Retourreise anzutreten, trafen wir unglücklicherweise mit Herrn Ahnert, Bürgermeister von Zwenkau , zusammen. Da der Bahnhof überfüllt wurde und eine heitere Stimmung unter uns herrschte, wurde das Oberhaupt von Zwenkau bald gewahr, daß der Kandidat des Leipziger Landkreises, Genoffe J. Dietgen, sich unter uns befand. Es dauerte nicht lange, so sahen wir uns, damit uns kein Leid angethan werden könne, von zwei Mann in Säbel und Gewehr beschützt, welche uns bis Leipzig das Geleite gaben. Dienstag darauf war im Leipziger Schweinsfnöchelblatt zu lesen: Zwenkau . Jch, Herr Ahnert, habe geahnt, daß der Leipziger Turnverein am vorigen Sonntag einen Ausflug machte, worunter der Kandidat des Leipziger Landkreises, J. Dietgen, sich befand. Für unser denunziationswüthiges Gosenmännchen war das Wasser auf die Mühle und schleunigst denunzirte er den Leipziger Turnverein nach schönster Art. Darob große Entrüstung im braven Turnverein, Plakate wurden angeklebt, eine öffentliche Mitgliederversammlung einberufen und beschlossen, Anklage ob der entsetzlichen Verdächtigung zu erheben. Und richtig, die ,, Ahnung", wurde ein bischen theuer und der Gosenrausch noch theurer geahndet. Herr Ahnert mußte 75 Mart, Herr Hüttner 120 Mart schwigen. Die Turner aber stehen glänzend gerechtfertigt da, ,, kein Engel ist so rein!"
Aachen . In der Nummer 2 des„ Soz.- Dem." wurden neben der Kölner Wahl auch die Parteiverhältnisse Aachens besprochen. Einsender dieses gibt dem Kölner Genossen Recht, wenn er behauptet, hier könnte auch unter dem Sozialistengesetz mehr geschehen. Unsere 85,000 Einwohner bilden für sich allein( ohne Burtscheidt) einen Wahlfreis, derselbe ist in Folge dessen leicht zu übersehen. Vor allem ist aber zu bemerken, daß wir hier abseits der Heerstraße liegen, indem wir von der Parteiorganisation wenig berührt werden. Die Aachener Arbeiterbevölkerung ist zudem sehr gedrückt, unselbstständig und muß noch sehr viel aufgeklärt werden, um für öffentliche und ideale Bestrebungen empfänglich zu werden. Als Beweis hierfür fann die diesmalige Wahl dienen. Samstag Morgens 7 Uhr waren wir die Ersten, die die Aachener Bevölkerung zu ihrer größten Verwunderung mit einem Wahlaufrufe überraschten, nachdem wir Abends vorher es fertig gebracht hatten, eine kleine Annonce als Aufforderung an die Arbeiter, Handwerker 2c. ins Tageblatt einzurücken. Auch die hiesige christlich= foziale Partei unter Anführung des Kaplan Cronenberg( der nebenbei vorigen Sommer nach 2 jährigem Gefängniß wegen widernatürlicher Unzucht und Betrug als Direktor der Arbeiterbaugenossenschaft entlassen worden), die es im Jahre 1877 zur engeren Wahl und bei dieser es auf 4070 Stimmen brachte und bei 70 Stimmen mehr sogar ihren Kandidaten, La as in Essen, gegen das Zentrum zum Abgeordneten gebracht hätte, verzichtete dieses Mal auf jede Wahl, erließ aber nach unserm Wahlaufruf eine Bekanntmachung, daß die katholischen Arbeiter einem Atheisten nicht ihre Stimme geben könnten und sich deshalb der Wahl enthalten sollten.
Wir hatten 1874 zum ersten Male hier 50 Stimmen, 1877 gar keine, 1878 908, 1881 mur 588.
1878 wählten von 14,612 eingeschriebenen Wählern 7001, davon ultramontan 4035, liberal 1152, Bebel 908, christlich- sozial 880 1881 wählten von 15,000 Wählern nur 5627, davon ultramontan 4200, liberal 630, Bebel 588, verschiedene 150, wovon die meisten auf einen Brauereibesizer Dizen fielen. Die letztere Kandidatur ist für die hiesigen Verhältnisse bezeichnend; dieselbe wurde von 2-3 Personen als Wirthshausscherz empfohlen, dann wurde aus dem Scherz Ernst, man ließ 20,000 Stimmzettel drucken und alle Wahllokale besetzen. Diten wurde als Arbeiterfreund empfohlen, der der einzige Kandidat sei, der Aachener sei und ein Herz für die Arbeiter und Kenntnisse habe. Trotz alledem brachten sie es nur auf 116 Stimmen. Nicht abzuleugnen ist, daß die Mostianer uns viel geschadet haben. Sie verbreiteten hier massenhaft das bekannte Flugblatt gegen das Wählen. Uebrigens werden sie bald ausgelebt haben und verdanken ihren Einfluß nur unserer Lauheit. Sie benahmen sich sehr gemein, streuten allerhand Gerüchte aus, z. B. daß jeder, der sich mit der Wahl befasse, verhaftet werde, jeder Wahlzettel für Bebel als ungültig erklärt werde, daß wir keinen einzigen Abgeordneten durchbefämen 2c., wodurch nicht nur die Indifferenten, sondern unsere eigenen Genossen verwirrt wurden, Angstfieber hatten und sich die letzten Wochen und Tage vor der Wahl nicht blicken ließen.
Daß die Arbeiter- Bevölkerung hier aber nur durch öffentliche VolksVersammlungen aufgerüttelt werden kann, beweist die Wahl 1878, wo solche von den Christlich- Sozialen mehrfach veranstaltet wurden und wir nur ausnahmsweise das Wort ergriffen, gegenüber der Wahl 1881. Jn den fast ausnahmsweise von Arbeitern bewohnten Wahlbezirken fielen Stimmen auf:
5
1878
1881
Bezirk Ultram. Liberal Soziald. Christl.- S03. Ultram. Liberal Soziald. Dizen
435
168
8
44
37
120
7
29
214
21
44
29
148
16
23
159
22
42
41
142
10
25
6
105
12( 89) 89
68
120
9
32
14
108
36
48
43
109
11
30
25
166
9
52
26
105
14
521)
38 351)
160
16
32
662 88
96
8
302) 62) Aus dieser Aufstellung kann jeder ersehen, daß der Rückgang nur in obigen Bezirken für alle Parteien liegt, während Ultramontane und wir in sämmtlichen anderen Bezirken, wo besser gestellte Handwerker und Bürger wohnen, eine noch größere Stimmenzahl hatten. Die Liberalen haben einen viel größeren Verlust als wir, die Ultramontanen dagegen etwas mehr, was nicht zu verwundern ist, wenn man die Agitation der Pfaffen und katholischen Vereine, die hier dugendweise bestehen, kennt. Und daß die Zentrumsmänner zuletzt Alles aufboten, um nicht am Ende in die engere Wahl mit einem Sozialdemokraten zu kommen, weiß hier Jeder. Schon der Wuthausbruch im„ Echo der Gegenwart" ist komisch genug; zwei Tage vor der Wahl brachte dieses an Hauptstelle folgenden Erguß: Wer wagt es hier in Aachen dem katholischen Volke einen Erz- Sozialdemokraten, einen Christusfeind wie Aug. Bebel zum Reichstagsabgeordneten zu empfehlen u. s. w. Auch die Aachener Zeitung erließ nach unserm Wahlaufruf eine extra Bekanntmachung, worin sie alle liberalen und reichstreuen Wähler auffordert, sämmtlich zur Urne zu gehen, damit sie es nicht erleben, in der Stimmenzahl hinter einem Sozialdemokraten zu figuriren. Anfangs hatte man es allgemein für vollständig unmöglich gehalten, daß wir uns an der Wahl betheiligen würden, sogar viele unserer Parteigenossen erklärten es für zu gewagt, überhaupt für die Wahl etwas zu thun. Wenn wir es trotz Alledem auf beinahe 600 Stimmen brachten, so können wir zufrieden sein. Daß wir aber bei einer stärkeren Agitation und allgemeineren Organisation es trotz der hiesigen Priesterherrschaft, auf 1500 bis 2000 Stimmen hier bringen würden, wird keiner zu gewagt halten, der Aachen kennt.
Zum Schluß Einiges über unsere Wahlgeschichte und die Polizei. Im Sonntagsblatt hatten wir nach vieler Mühe einen Aufruf eingerückt bekommen, worin August Bebel in einigen Worten dem Arbeiter- und Handwerkerstande empfohlen wurde. Sonntags 7 Uhr Morgens ging dann die Verbreitung des Wahlaufruf's los, der, ziemlich schwach gehalten, die Wahl Bebels empfahl, von einem hiesigen Genossen unterzeichnet, auch hier gedruckt war, der einzige, der wahrscheinlich nicht verboten worden ist. Es waren jedoch nur vier Genossen bereit, die Vertheilung zu übernehmen, wovon sogar noch zwei Kölner , extra hieher berufen, uns aus Parteiinteresse halfen. Die zwei Hiefigen wurden bis Mittag in einem Viertel fertig, ohne belästigt zu werden. Ein Auswärtiger wurde jedoch um 9 Uhr verhaftet. Da derselbe nur einen Aachener Genossen kannte und sich zur Feststellung seiner Person auf diesen berief, so wurde das ganze Viertel, wo man ihn aufgegriffen hatte, durch ein Dutzend Schußleute abgesucht und schließlich der zweite Kölner nebst dem Aachener, der ihm noch Aufrufe überbrachte, in einem Wirthshause ebenfalls zur Polizei sistirt. Trotzdem hier nun sogleich erklärt wurde, dieser Wahlaufruf werde und könne nicht verboten werden, wurden zunächst bei dem Aachener, bei dem Drucker der gar nicht zu uns gehört und im Wirthshause, wo die beiden Kölner logirten, resultatlose Haussuchungen vorgenommen, dann wurde der Aachener nach Protokoll- Vernehmung entlassen, die beiden Andern jedoch hielt man unter dem Vorwand, ihre Berson müsse zuerst festgestellt werden, bis den nächsten Abend in Haft. Den beiden auswärtigen Genossen gebührt volle Anerkennung für ihren Muth, der bei dem Jüngern soweit ging, während der Aachener beim Kommissär war, ganz gemüthlich dessen Verhör anzuhören, nachher sogar noch ein Studentenlied zum Besten zu geben, wofür er dann zum Dank unten ins Loch zu allerhand Volf gesperrt wurde. Sehr spaßhaft ist noch, daß bei dem Aachener K. die Brochüre von Leuschner in Magdeburg gegen uns( nicht der verbesserte Nachdruck)„ Deutschland als Republik oder der Sieg der Sozialdemokratie" beschlagnahmt wurde, die derselbe gerade Morgens früh auf sein Schreibpult gestellt hatte. Die Verhaftungen hatten natürlich nur den Zweck, die Verbreitung zu verhindern, was denn auch bei der Lauheit der übrigen Genossen theilweise gelungen ist. Das nächste Mal werden wir jedoch mit mehr Energie ans Werk gehen und hoffentlich ein besseres Resultat erzielen. Gerhard.
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Karlsruhe , 14. Febr. Schon wieder muß ich verschiedene Vorkommnisse am hiesigen Orte der Oeffentlichkeit übergeben. Zunächst sei mitgetheilt, daß der vom Schöffengericht zu 14 Tagen verurtheilte Genosse Hoffarth auf seine Berufung an das Landgericht freigesprochen wurde. Hoffarth war von der Polizeiseele Do hland denunzirt, daß er das Flugblatt„ Der Wähler"( Organ zur Orientirung der Reichstagswahl) nach dem Verbote desselben verbreitet habe. Beim Schöffengericht nahm es die Polizeiseele auf den„ Diensteid", beim Landgericht war die ganze Sache ein, Mißverständniß"!
Donnerstag, den 9. d., fand bei einem hiesigen Genossen Haussuchung statt; es war angeblich eine Kreuzbandsendung mit verbotenen Schriften vou Stettin aus an ihn aufgegeben. Das Resultat war Null. Alles, was die Polizei bei ihm mitnahm, konnte derselbe am Samstag wieder abholen.
In dem benachbarten Durlach wurde ebenfalls auf 2 Stellen Haussuchung vorgenommen, jedoch ohne Erfolg. Die ganze Sache scheint die Polizei selbst fabrizirt zu haben, um etwas Anderes zu angeln so nebenbei.
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Montag, den 6. d., gaben die hiesigen Genossen einem ihrer langjährigen Kollegen das letzte Geleite. Es ist dies der auch in weiteren Kreisen bekannte Genosse Wilhelm Bräutigam; ein Herzschlag hatte seinem Leben auf der Arbeitsstelle ein Ende gemacht. Durch die Ungunst der sozialen Verhältnisse von Werkstatt zu Werkstatt geworfen, ausgebeutet, abgehärmt und abgedarbt, fand er nach Stägiger Arbeitslosigkeit wieder eine Stelle, sie sollte jedoch nicht lange währen; am Samstag Morgens fing er an und Mittags 1/23 Uhr war er todt. Trozz Kampf, Mühe und Sorgen für sich und die Seinen stand er stets trei zur Fahne und darum Ehre seinem Andenken!
Am Grabe sprach der Prediger Zittel neben den handwerksmäßigen Tröstungen mit dem lieben Gott warme Worte zu den Versammelten für die Hinterbliebenen des im Kampf ums Dasein Gefallenen. Ob der Herr Zittel wohl geahnt, daß er größtentheils zu Männern sprach, die stets ein warmes Herz für die Leiden die Gedrückten hatten, weiß ich nicht, jedenfalls beim Vorsteher des hiesigen Armenrathes, beim„ großen" Speemann hätte seine Rede keinen so günstigen Bnden gefunden.
M.
St. Louis,£ 5. Jannar . Der Lingenan'sche Nachlaß. Seit dem letzten Bericht über diese Angelegenheit ist eine, wenn auch noch nicht rechtskräftige Entschädigung seitens des Hinterlassenschaftsgerichtes in Sachen des Lingenan'schen Nachlasses erfolgt. An das Vermögen, etwas über 36,000 Mart, hatte außer den vom Konsul aufgetriebenen Erben auch eine Frau Olivia Schmied, die frühere Gattin Lingenau's, welche mit ihm im Jahre 1852 nach Amerika auswanderte, 1855 aber in Chikago von ihm geschieden wurde, Ansprüche erhoben. Trotzdem sie wieder verheirathet war, behauptete sie doch, die rechtmäßige Wittwe Lingenan's zu sein. Richter Wörner wies ihre Ansprüche endgiltig ab: Zum Schlusse der Entscheidung bemerkte derselbe, die einzig rechtmäßigen Erben seien Franziska Klara Lingenau, Bertha Hedwig Lingenan und Maria Theresia Lingenau , die Enkelinnen des Bruders Andreas Lingenau, und Julius Mohl, der Sohn der Schwester Henriette. Jede der Enkelinnen habe von der Hälfte den 3. Theil, Julius Mohl aber die Hälfte des Vermögens zu bekommen. Zugleich erließ der Richter die Ordre, daß der Nachlaß vom öffentlichen Administrator nicht eher ausbezahlt werden solle, bis die vor dem Kreisgericht schwebende Appellation gegen seine Ungiltigkeitserklärung des Lingenau 'schen Testamentes erledigt jei.
Es ist mir nicht gelungen, ausfindig zu machen, welcher Advokat die Sache der Testaten, d. h. unserer Genossen, vor dem Kreisgerichte vertritt. Die ganze Angelegenheit scheint mir so verfehrt als möglich angefaßt worden zu sein, und soll ein großer Theil der Schuld OttoWalster, den Redakteur der früheren Volksstimme des Westens", jetzigen Mitarbeiter der„ Amerika ", treffen.
Seit dem 14. November 1881 wurde der Guite auprozeß in Washington verhandelt und hat endlich heute, 25. Januar, seinen vor662 Arbeiterstimmen. 2) 236 Arbeiterstimmen.
läufigen Abschluß gefunden. Guiteau hat große geistige Verwandtschaft mit Hödel, welcher im Prozeß, Lehmann contra Lehmann" so außerordentliche Frechheit(? Redaktion.) entwickelte, die jedoch im Vergleich mit Guiteau als Sanftmuth höchster Potenz erscheint. Vorgestern nennt er den Richter Porter einen miserablen Lügner und nichtswürdigen Schurken, welchem er wünsche, daß ihn Gott nebst dem miserablen stinkigen Geschöpf Staatsanwalt Corkhill baldigst abthun möge. Seinen Schwager und Vertheidiger nennt er einen Dummkopf und ersucht ihn, nach Hause zu gehen. Dem Richter Davidge empfahl er, das Maul zu halten und es nicht aufzureißen wie ein alter Catfisch. Gestern sagte er zu Porter:„ Du bist ein Lügner und Du weißt, daß Du lügst; Gott wird Dich bald umbringen, ich wollte, ich könnte Dich und Corkhill hier aus dem Fenster werfen, Du Schuft" u. s. f. Sämmtliche Zeugen wur den von ihm angegriffen und ihre Vergangenheit oft unbarmherzig an's Licht gezogen. Zum Staatsanwalt sprach der Vertheidiger:„ Ich weiß, warnm Sie gegen den Zeugen Moß eingenommen sind, Sie waren seiner Frau 3 Dollars für Ihre Wäsche schuldig, wurden von ihm verflagt und mußten das Geld nebst den Prozeßkosten bezahlen. Grant, Conkling und Präsident Arthur find moralische Urheber der That Guiteau's." Die Jury einigte sich über das Verdikt in 10 Minuten und verurtheilte Guiteau wegen Mordes im ersten Grade zum Tode. Der Vertheidiger wird an den im April stattfindenden Generaltermin appelliren, so daß eine eventuelle Urtheilsvollstreckung oder Begnadigung nicht vor Mai oder Juni erfolgen dürfte.
In Washington regiert jetzt thatsächlich Grant, dessen Hand in allen Maßnahmen Arthur's zu erblicken ist. Grant als geistiger Rathgeber des von Hayes abgesetzten Newyorker Zollkollekteurs, welcher durch Garfield's Schacher Vizepräsident und durch Guiteau's Schuß Präsident wurde, sorgt dafür, daß alle seine Kreaturen, die wie er Geschenktes und Nichtgeschenktes nehmen, wieder einträgliche Stellen erhalten. Und trotz alledem, trotz öffentlichem Diebstahl und Defraudationen, wieder 76 Millionen Dollars Ueberschuß im Vorjahre. Es scheint, die Vereinigten Staaten sind nicht zu ver- regieren!
Sprechsaal.
Mar Stöhr.
An die Redaktion des„ Sozialdemokrat".
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Mit Rücksicht auf ein von den Zigarrenfabrikanten in Milwauke ( Wisconsin ), respektive deren Agenten in Deutschland , verbreitetes Zirkular, welches den Zweck hat, Zigarrenarbeiter nach jener Stadt zu locken, indem man denselben goldene Berge verspricht, aber sorgfältig verschweigt, warum man auf diesem etwas ungewöhnlichen Wege Arbeitskräfte sucht, glauben die Unterzeichneten sich verpflichtet, die deutschen Kollegen davon in Kenntniß zu setzen, warum Zigarrenmacher in Milwauke gesucht
werden.
Zu Anfang dieses Winters wurden in sämmtlichen Zigarren- Fabriken der Stadt die Arbeiter ausgeschlossen, weil sie sich nicht Bedingungen fügten, die, wenn angenommen, ihre Ehre verletzt hätten; man versuchte es dann, Chinesen an ihre Plätze zu bekommen, wurde aber durch den Druck dee öffentlichen Meinung davon abgehalten, und versucht es deshalb, anderwärts willige und billige Arbeitskraft zu bekommen. Es wurde der Kunstgriff gebraucht, die Zahlen imposanter zu machen, indem man nach Mark rechnet, aber laßt Euch nicht in die Falle locken, Kollegen, denn das alte Sprichwort soll hier eine neue Auflage erhalten. Denkt, bevor Ihr handelt!
Im Auftrag der Zigarrenmacher- lluion 144: J. Pfrommer, Präsident. M. Dampf, Sekretär. S. Schimkowit.
Warnung.
Die letzte Ausweisung von ca. 15 Parteigenossen aus Berlin ist, wie jetzt unzweifelhaft feststeht, das Werk des Denunzianten Heinrich Beck, Tischler, der als Spion im Dienste der Polizei steht und insbesondere auch die Aufgabe hatte, unsere Abgeordneten während ihrer Anwesenheit in Berlin auszuhorchen.
Es ist dies derselbe Heinrich Beck, der an der Spitze des letzten Tischlerstreiks in Berlin stand und dessen Unreellität in Geldsachen seitdem zu allerlei Mißtrauen gegen ihn Veranlassung gab.
Mit dem Denunzianten Heinrich Beck ist nicht zu verwechseln der Tischler Theodor Beeck, der sich mit unter den Ausgewiesenen befindet und nach Amerika auszuwandern beabsichtigt.
Der Schuft Heinrich Beck wird hiermit unsern Berliner Parteigenossen aufs Wärmste empfohlen. Läßt sich der Kerl irgendwo sehen, so zahle man ihm den verdienten Lohn.
Briefkasten
der Redaktion: Br. G. in St.: Ihre Erklärung kann erst in nächster Nummer Aufnahme finden, da von L. noch ohne Nachricht. Sie schreiben von anderen Abg.", worüber wir uns nicht informiren wollen, um nicht weitere Erklärungen und Gegenerklärungen zu provoziren. Fr. Roth: Brief empfangen, Juhalt sehr zeitgemäß, wird baldigst verwendet. Pariser Resolution wegen der russischen Verurtheilungen in nächster Nummer.
vor.
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der Expedition. H. Wuttke New- York : Fr. 55,70( 11 Doll.) sind mit falscher Addr. richtig eingetr. u. dem Ufds. dkd. zugew. Haben Postkarte mit Erwähnung des Zweckes, deponirt u. erwarten Erbetenes. Mchl. Stieber: Mt. 100,- d. Ufds. dkd. zugewiesen. Met. 47,35 pr. b. 1. Qu. u. Schft. nebst Ggrchng. gebucht. Gebundene K. Wormser: E. marschirt nicht mehr getrennt. Liederbücher wurden früher ohne Preisaufschlag statt brochirt geliefert, weil Brochirtes bälder vergriffen war, als Gebundenes und Behufs Neuauflage Alles geräumt werden mußte. Neuauflage reichhaltiger u. deshalb theurer. Dtsch. V. Bern : Fr. 2, Ab. 1. Qu. f. 2tes Erpl. erh. O. B. Lyon : Fr. 2,50 f. Ab. 2. Qu. u. Fr. 3,- f. Agfds. dkd. verw. Der Bekannte: Mt. 3,- Eto. Str. Ihnen belastet. Auszg. folgt. Lucius: Allerdings ziehen wir das Gewisse 2. gelöscht.(-i): Erste Nachr. war verspätet. Alles bis 7 fortgewesen. Wünsche nunmehr erfüllt. 3 Addr. vorgem. O. P. 2.: Mt. 3, Ab. 1. Qu. erh. Fehlendes vergriffen. Schnürung: Mt. 40, à Cto. erh. Gewünschtes mitgetheilt. V. d. Gen. i. Elberfeld : Mk. 40,- dem R." dkd. zugew. Riel: Mt. 40,80 Ab. 1. Qu. u. 2 Einzelexpl. März- Mai erh. Antw. am 27. abgg. A. Sch. C.: Mt. 3,- Ab. 1. Qu. 2c. erh. u. dkd. verw. G. i. G.: Mt. 13,80 Ab. 1. Qu. u. Schft.- Cto. erh. Gewünschtes folgt durch Frdeshand. Der Alte i. A.: Lebenszeichen v. 22/2 über 3. fand frdl. Aufnahme. Gruß! G. C. Zg. Bf. v. 26/2 erh. Gen. i.. + lg. Fr. 7,45( Mt. 5,96) durch Bdr. erh. D. Ferd. Bf. v. 22. u. 26. erh. All right: Mt. 59,- wofür? Garibaldi: Bf. v. 28/2 C. P. Paris : 18 ist nicht erh. Inhalt notirt. Bestllg. folgt. gestrichen. Irrthum i. Uebrigen nun aufgeklärt. Addr. L. geordnet. Lke. London : Ausschluß benützt. Weiteres wird besorgt, hatten auf befannten Preis gerechnet. Gruß! Pickelhaube: Bf. erh. N. W. 2c. folgt. Nachnahme dorthin unmöglich. Briefmarken erbeten. Ba. u. Co. reisen vielleicht jetzt für Madai. O. Schreck: Nachr. v. 27/2 erh. Sdg. fort.„ Gleiches Recht für Alle": Mt. 2,80 Ab. Mz. Apr. erh. Addr. geordnet.
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Zur Beachtung!
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