Dreesbach hielt am Grabe eine ergreifende Ansprache an die zahlreich Versammelten.

Noch eines Freundes und Genossen sei hier gedacht. Es ist dies der Anfangs Dezember v. J. verstorbene Schneider

Heinrich Schäfer,

der ebenfalls ein treuer Mitkämpfer für unsere Sache war. Seine fieberhafte Thätigkeit bei der letzten Reichstagswahl trug wesentlich zu seinem leider so frühen und schnellen Tode bei. Er hat allezeit treu und fest zu unserer Fahne gehalten und wird auch ihm, wie den beiden andern Genossen, ein treues Andenken bewahrt bleiben.

So haben wir in kurzer Zeit drei Genossen zu Grabe geleitet, drei Freunde, die wir tief und aufrichtig betrauern. Möge ihnen die Erde leicht sein, und mögen sie in Frieden ruhen! Mannheim  , den 5. April 1882.

Die Mannheimer   Genossen.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Korrespondenzen.

Leipzig  , Situationsbericht.( Fortsetzung und Schluß.) So hat der Stötterizer Pfaffe eine Handlung gegen einen unserer Genossen begangen, die Alles bisher von Seiten der Pfaffen in dieser Richtung Geleistete übersteigt. Der Genosse ist ein Ausgewiesener, er befand sich zur Trauung seiner Schwester bei seiner Familie. Kaum hatte er sich aus dem Hause entfernt, um die Zurückkunft seiner Schwester aus der Kirche im Gasthof zu erwarten, so tauft ihm der Pfaffe seine beiden Kinder zu Hause, natürlich im Einverständniß mit der Frau des Aus­gewiesenen, der er vorgeschwindelt, daß es ihr dadurch möglich sei, ihren Mann wieder zurückzuerhalten. Der Genosse ist heute noch draußen und hat seine Kinder zum Austritt aus der Landeskirche angemeldet, der Pfaffe aber geht ungestraft einher, denn für derartige Verbrechen, Zwietracht in die Familien zu tragen, kennt die heutige Gesellschaft keine Strafen. Die Leipziger   Polizei ist gleichfalls nicht unthätig gewesen, Haussuchungen gab es hüben und drüben, in der Stadt und auf dem Lande, natürlich immer erfolglos; wenn nichts gefunden, wurden Bücher, Einzeleremplare gestohlen, an eine Wiederherausgabe ist natürlich nicht zu denken; ver­langt Einer seine Sachen zurück, so antwortet man ihm: ja, dann werden Sie ausgewiesen. Also wenn man sein rechtmäßiges Eigenthum zurück verlangt, fliegt man hinaus! Für die Sozialdemokraten gibt es eben tein Recht. Kleinere Strafen wegen Vergehen gegen das Sozialistengesetz wurden mehrere verhängt, so hatten fünf Genossen je 20 Mt. zu zahlen, weil sie am Tage vor der Wahl mittels Schablonen und Delfarbe ,, Wählt Bebel", auf dem Lande Wählt Dietzgen", an Plakatsäulen, Trottoirs, Häuser, Mauern, Planken u. s. w. angestrichen hatten, und zwar weil Plakate von der Polizei stets heruntergerissen wurden. Ein anderer Genosse erhielt drei Tage, weil er für die Familien der Aus­gewiesenen gesammelt, während ein anderer zwei Tage erhielt für Hoch­rufe auf Bebel, die er gar nicht verübt hatte. Der Polizist beschuldigte ihn, beschwor es und damit Basta. Dem Anerbieten des Genossen, mehrere Zeugen nachzuweisen, welche eidlich erhärten konnten, daß nicht er gerufen habe, wurde mit dem Hinweis nicht Folge gegeben, daß es ja doch Sozialdemokraten seien, sie folglich zu Gunsten des Angeklagten aussagen würden und somit ihrer Aussage kein Glauben beizumessen sei. Eine weitere Gemeinheit, welche die Polizei gegen uns ausübt, ist, daß sie die Genossen bei ihren Arbeitgebern denunzirt. Dies scheint man auch zur loyalen Handhabung des Sozialistengesetzes zu rechnen, man erreicht dadurch, daß der Betreffende eventuell in Leipzig   keine Arbeit mehr erhält. Wenn es der Polizei trotzdem nicht gelang, jeden brodlos zu machen, den sie denunzirte, so ist dies nicht ihre Schuld.- Noch Einiges zur Charakteristik unserer Gegner: Jst da zunächst Herr Sparig in Reudnitz  , wer kennt Sparig nicht? Diesen Fallstaff in ureigenster Gestalt, dieses Diminutivum unter den Politikern, den Macher der Wahl im 13. Wahlkreise! Man sollte meinen, daß derartige Leute, welche sich doch brüsten, die verwerflichen Ideen der Sozialdemokraten zu bekämpfen, zum Mindesten in Punkto der Moral über allen Zweifel erhaben sein müßten! Fehl geschossen! Dieser Sparig, der eine zweite junge Frau hat, treibt sich des Nachts mit Anderen auf der Straße herum. Als er einmal des Nachts von einem Schußmann in einem zärtlichen tête à tête gestört wurde, bot er demselben Maulschellen an. Sparig ist natürlich Gemeinderathsmitglied, hat sich von einem Schutzmann nichts sagen zu lassen, zumal in solch einer Situation. Andern Tags wird der Schuhmann zum Gemeindevorstand zitirt und gefragt, ob er denn Sparig nicht kenne, wie er es überhaupt wagen fönne, diesen anzuhalten, Sparig hätte ganz recht gethan, wenn er ihm, dem Schutzmann, ein Paar reingehauen" hätte! Diese Sprache des Gemeindevorstandes ist nicht zu verwundern, wenn man weiß, daß er es selbst nicht besser treibt. Ist da ein junges Dienstmädchen, welches ihr Dienstbuch verlangt, der Herr Gemeindevorstand bestellt das Mädchen in seine Wohnung, dort solle sie ihr Buch abholen. Diese Gelegenheit läßt der Gemeindevorstand nicht unbenützt vorübergehen. Die Eltern machen Anzeige, es findet eine Vernehmung statt, die Sache wird be­glichen, da der Skandal auf alle Fälle vermieden werden muß, und Chetzer, so ist sein Name, bleibt Gemeindevorstand, und hat auch die Aussicht, noch Bürgermeister zu werden, denn Reud niz petitionirt um Einführung der Städteordnung!

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Neuerdings macht die Fortschrittspartei ganz gewaltige Anstrengungen, um Boden im Landkreise zu gewinnen; so fand bereits eine Versammlung in Blag wit statt. Die Genossen waren schwach vertreten und ließen die Herren Fortschrittler gewähren. Rechtsanwalt Munkel referirte über Aus dem Reichstage", sprach aber mehr über Außerhalb des Reichstages, als über das, was sich im Reichstag zugetragen hat. Nun, fie haben wohl auch Ursache über die Vorgänge im Reichstag zu schweigen, denn sie sind vom großen Kanzler" tüchtig abgefanzelt worden. Ge­schieht ihnen ganz recht, Loyalitätsduselei wird vor wie nach getrieben, bis das Volk den Fortschrittlerschwindel erkannt hat und sie zum Teufel jagt! Eine andere Versammlung fand in Reud niz am 8. März statt. Dr. Kalthoff aus Berlin   sollte referiren über Das Bündniß der reaktionären Parteien im Kampfe mit dem Gewissen des deutschen   Volkes." Die Versammlung, umfassend 600-700 Personen, war von uns sehr gut besucht, und verlangten wir, nachdem die Versammlung eröffnet, Büreauwahl". Einer der Unsrigen verlangte das Wort zur Geschäfts­ordnung und erklärte, daß es zum Mindesten der Anstand und die Frei­finnigkeit, die, wie es ja scheint, die Fortschrittler in Generalpacht ge­nommen haben, gebiete, daß die Einberufer die Versammelten frage, ob sie damit einverstanden seien, daß der Vorstand des Fortschrittsverein den Vorsitz in der heutigen Versammlung führe. Dies wurde aber nicht gethan. Es entspann sich darnach eine, eine Stunde lang währende Ge­schäftsordnungsdebatte, in der die Fortschrittler behaupteten, daß ihnen das Recht zustehe, ihr Büreau mitzubringen, zumal es eine Versammlung des Fortschrittsvereins sei und keine Wählerversammlung. Die An­wesenden waren jedoch anderer Meinung. Wenn die Fortschrittspartei öffentliche Versammlungen abhält, zu welchen, alle Wähler" ein­geladen werden, verliert die Versammlung den Charakter einer fort schrittlichen Vereinsversammlung, wird zur öffentlichen Wähler­versammlung, bei der die Fortschrittler nur als Einberufer fungiren, im Uebrigen aber sich den Forderungen der Versammelten zu fügen haben. Und wenn sie das nicht thun, wie in Reudnitz   und in Dresden  , dann geschieht ihnen ganz Recht, wenn sie heimgeschickt werden. Dieses Recht der freien Selbstbestimmung lajsen wir uns auf keinen Fall nehmen, auch nicht durch die Erklärung, die Polizei habe die Mittheilung gemacht, wenn Sozialdemokraten in das Büreau gewählt werden, wird die Ver­ſammlung aufgelöst. Ihr sollt die Wucht des Ausnahmegesetzes mit fühlen! Da unsere Redner ausgewiesen, meinte die Fortschrittspartei ,. daß sie sich breit machen könne, ist doch Niemand da, der die Phrasen der Herren gehörig beleuchtet; und so poltert sie in die Welt hinaus, daß sie die alleinige Partei sei, welche die Sache des Volkes vertrete. Die Versammlung fand also nicht statt, die Herren Fortschrittler zogen sich zurück in einen kleinern Saal, dort hielt Nachts um die elfte Stunde Herr Kalthoff seinen Vortrag vor etwa 100 Personen. Ueber die erlittene

Niederlage erbittert, fiel Herr Kalthoff ganz gewaltig über die Sozial demokraten her. Innerhalb der Reaktionsparteien habe auch die Sozial­demokratie ihren Platz, deshalb erblickt sie in der Fortschrittspartei ihren ärgften Feind und liege es ihr im Blute, daß sie mit jeder andern Partei eher pattire, als mit der Fortschrittspartei, begann der Herr nach dem Bericht der Leipziger Freien Bürger- Zeitung" seinen Vortrag. Doch darüber ein andermal.

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E.

Flensburg  , 8. März. Mitte vorigen Monats wurden wieder einmal zwei Genossen mit Haussuchungen beglückt; jedoch wie immer mußten die Herren Polizisten abziehen ohne etwas Verdächtiges gefunden zu haben. Sie waren beauftragt gewesen, nach dem angeblich in der ,, Ersten Freien Druckerei" hergestellten, in Stettin   verbotenen Rebell" zu schnüffeln, wovon übrigens nicht eine Nummer nach hier gekommen war; man hatte einfach, wie gewönlich in Altona   die Briefe beschlag­nahmt. Interesfirt hätte uns die Ausstattung des betreffenden Blattes übrigens sehr, da wir jedenfalls nicht fehlgreifen, wenn wir annehmen, daß dasselbe von Londoner   Sozialrevolutionären verbreitet worden ist. Unsere Polizei hatte an dem Tage entschiedenes Pech, denn anstatt zu einem Dritten, den sie behaussuchen sollte, gelangte sie zu einem Namens­vetter desselben, der nur einige Häuser neben dem Betreffenden wohnte, einem Landbriefträger, den die heilige Hermandad natürlich nicht an­wesend traf. Sie ließ sich nun pflichteisrigst in der Wohnung des ver­meintlichen Umstürzlers häuslich nieder, um seine Zurückkunft abzuwarten, aber wer nicht kam, das war unser Landbriefträger: er hatte es vor­gezogen, nach des Tages Last und Mühen das Theater zu besuchen, ohne zu ahnen, daß inzwischen seine Wohnung einen unfreiwilligen Gast be­herbergte. Erst spät Abends stellte es sich heraus, daß die Polizei an einen Unrechten gerathen war!

Anläßlich der letzten Reichstagswahl hatte der in der Stichwahl durch­gedrungene Kandidat der Dänen für unsern 2. schleswig  - Holsteinischen Wahlkreis, Redakteur Gustav Johannsen, auf eine anonyme brief­liche Anfrage in den Flensb. Nachr." 1. A. erklärt, daß er prinzipieller Gegner aller Ausnahmegesetze" sei, selbstverständlich in der Hoffnung, damit die Stimmen der Sozialisten zu fangen. Dieselben kannten jedoch zum großen Theil die Politik des Herrn Johannsen und rechneten ihn mit zu der einen reaktionären Masse", indem sie sich bei der Stichwahl der Abstimmung enthielten. Wie recht sie damit hatten, hat uns nun der Sozialdemokrat" in Nr. 8 mitgetheilt: Herr Johannsen hat sich geweigert, seine Unterschrift unter den von unseren Abgeordneten im Reichstag eingebrachten Antrag auf Aufhebung aller Ausnahmegeſetze zu setzen. Demnach hat dieser Herr ja sehr schnell seine prinzipielle Geguerschaft" aufgegeben!

Vor Kurzem lasen wir in einer hiesigen Zeitung einen schwulstigen Artikel über die große Arbeiterfreundlichkeit der Besitzer der Eisengießerei von Anthon u. Söhne, in dem in Weiterem ausgeführt wurde, daß jetzt neben dem Bestehen einer Kranken- und Sparkasse seitens der Besitzer daran gedacht würde, billige Arbeiterwohnungen herzustellen. Nun hat sich jetzt der ganze Schwindel aufgeklärt; die Anthon u. Söhne haben wohl zwei Häuser bauen lassen, aber nicht deshalb, um sie ihren Arbeitern gegen geringe Miethe zu überlassen, sondern um sie an zwei besser salairirte Angestellte ihrer Fabrik zu verkaufen. So wird's gemacht!

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Die Beiträge für die Unfallversicherung müssen die Arbeiter der ge dachten Fabrik auch aus ihrer Tasche bezahlen, da dieselben jedoch pränu­merando entrichtet werden müssen, hat die arbeiterfreundliche Firma den Betrag von einigen hundert Mart nicht etwa aus ihrer Kasse vor­geschossen bewahre! aus den zinstragend angelegten Fonds der Krankenkasse wurde der Betrag entnommen! Sie sind sich doch alle gleich, diese Kapitalisten, im Norden wie im Süden! Des neuesten Kuriosums will ich zum Schluß noch gedenken. Wie besorgt die Königliche Regierung um das Wohlergehen der Sozialisten ist, erhellt daraus, daß laut höchster Verfügung die Polizisten sich nur noch der Pickelhaube als Kopfbedeckung zu bedienen haben, so lange sich dieselben im Dienst befinden. Und warum? Nun natürlich nur deshalb, daß die Spitzel auf 50 Schritt schon zu erkennen sind. Weiter hat's feinen Zweck!

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C- e.

Verden  . Auch wir müssen uns herausnehmen, eine kleine Aus­nahme zu machen und nicht zu den Tausenden zu gehören, in deren Na­men Herr Breuel glaubt, gegen die Schreibweise des Sozialdemokrat protestiren zu sollen. Es eristirt hier nur eine Meinung unter den Genossen, daß die Schreibweise des Sozialdemokrat" unserer augen­blicklichen Situation vollständig entspricht, und in dieser Ueberzeugung sind wir durch die Diskussion dieser Frage noch bestärkt worden. War es bei uns schon vor dem Ausnahmegesetz Sitte, die Dinge beim rich­tigen Namen zu nennen, so machen die Verhältnisse heute eine viel schär­fere Kritik nöthig, und Herr Breuel müßte nach dem Grundsatz, der Mensch ist das Produkt seiner Verhältnisse, welchen er ja als Grundlage seiner Anschauungen angibt, dies am ehesten einsehen und es als ein müßiges Geschwätz betrachten, ein für allemal Regeln festzustellen über die Frage der Taktik. Unsere Taktik wird durch die Handlungen der Gegner bedingt, aber bei Herrn Breuel sind nur die Gegner und deren Schurtereien nach obigem Grundsatz zu entschuldigen. Wir würden gegen­über einer so töstlichen Logik dieser Sache keinen Werth beigelegt haben, wenn man aus dem Stillschweigen nicht vielleicht Kapital schlagen könnte, darum wollen wir die Gelegenheit gleich benutzen und dem Wunsch Aus­druck geben, daß der nächste Sozialistenkongreß seine Zustimmung zur Schreibweise des Sozialdemokrat ausspreche, und schließen uns auch dem Wunsch anderer Orte an, das Parteiorgan durch eine Beilage zu ver­größern. Ob die Beilage dann nur einen wissenschaftlichen Charakter haben soll, wollen wir dem Kongreß gern zur Entscheidung überlassen. Und nun wollen wir eine Jülustration liefern, welche Berechtigung manch­mal die abfälligen Kritiken über die Schreibweise des" Sozialdemokrat" haben. Schreiber dieses hat häufig Gelegenheit, mit Bremer   Genossen zu verkehren, und dort habe ich die gehässigsten Kritiken über die Schreib­weise des Sozialdemokrat" gehört, die stets in dem Satz endeten, daß der Soz." mit seinen Dynamit Artikeln nur die Genossen unglücklich mache, daß es besser sei, gar kein Parteiorgan im Auslande zu haben, da man von dort aus die hiesigen Verhältnisse doch nicht beurtheilen könne, u. dgl. mehr. Wenn ich nun diese Biedermänner interpellirte, welche Artikel sie denn eigentlich dabei im Auge hätten, dann wurde mir auf mein Drängen eingestanden, daß sie den Soz." überhaupt nicht lesen, und daß sie in dieser Beziehung die Wahrheit sagten, sah ich so­fort ein, als ich erfuhr, daß in ganz Bremen   bis zu den Reichstags­wahlen nicht ein einziges Exemplar des Sozialdemokrat" gehalten wurde. Das geht noch über die Logik des Herrn Breuel, eine Kritik über ein Blatt zu fällen, welches man gar nicht fennt! Wir wollen dieses Bei­spiel mit einer Betrachtung über die Bremer   Parteiverhältnisse verbinden.

Es muß jedem Genossen sonderbar vorkommen, daß in einer Stadt wie Bremen  , wo schon 7000 sozialistische Stimmen abgegeben worden sind, die Genossen jahrelang ihre Pflicht, das Parteiorgan zu unterstützen, vergessen konnten, daß Sozialisten nicht einmal das Bedürfniß hatten, das Parteiorgan zu lesen. Ich habe in Bremen  , abgesehen von den letz­ten drei Monaten, wo es in dieser Beziehung, besser geworden ist, keinen Genossen gefunden, der für das Parteiorgan agitirt hätte, hingegen gibt es Leute in Bremen  , die wenigstens bei unsern Gegnern als Führer der Sozialisten gelten und trotzdem systematisch nicht nur gegen unser Partei­organ, sondern auch auf Kosten unserer bewährtesten Führer gegen unsere Taktik agitiren. Einzelne gingen so weit, zu sagen, würde sich unsere Partei der Fortschrittspartei anschließen, dann würde das Ausnahmegesetz wieder aufgehoben werden. Warum diese Leute nicht anrathen, uns an die fonser­vative Partei anzuschließen! Dann würde doch das Gesetz noch sicherer wieder aufgehoben werden. Dann heißt es wieder: Wenn die Lassalle  'sche Organisation beibehalten worden wäre, so hätten wir das Ausnahmegesetz gar nicht bekommen. Diese Leute, die einen Lassalle immer im Munde haben, scheinen seine Schriften am Wenigsten zu kennen, sonst müßten sie sich des Ausspruches Lassalle's erinnern, mit den Erfolgen wachsen die Verfolgungen. Dann werden noch allerhand übertriebene Schreckensbilder über die Folgen der sozialistischen   Bewegung aufgetischt. Es könnte fast eine Beleidigung der Bremer   Genossen sein, wenn ich folgerte, daß der artiges Geschwätz eine Einwirkung auf sie habe, aber verleiten die Hand­lungen der Bremer   Genossen nicht zu solchen Betrachtungen? In Bremen  war bei der letzten Reichstagswahl ein ausgezeichnetes Feld für uns, durch die Zollpolitik, durch das Tabatsmonopolprojekt und die Hand­lungsweise des Abgeordneten Mosle war in Bremen   die Unzufriedenheit so groß, wie vielleicht in feiner Stadt in ganz Deutschland  , und wie haben die Bremer   Genossen das gute Feld ausgenußt? Eine Abnahme von 2000 Stimmen sagt Alles! Um das zu begreifen, muß man die

Flugblätter gelesen haben, welche die Bremer   Genossen an die Wähler vertheilten; so wässerig sind nicht einmal die Fortschrittsflugblätter ge­wesen! Hätte man in Bremen   anstatt 10,000 solcher Wische 1000 gut sozialistisch gefärbte Flugblätter vertheilt, wenn auch nicht durch Dienst­leute, sondern wie anderwärts durch Genossen, im Nothfalle in Nacht und Nebel, ich bin fest überzeugt, wir hätten ein günstigeres Resultat gehabt. Einzelne Personen, die mir als Vertrauenspersonen bezeichnet worden sind, geben die Mißstände zum Theil selbst zu, man will aber alles auf lokale Mißstände zurückführen: die Verunglückung der Genossen­schaft in Bremen  , durch welche viele Genossen um ihre Einlagen kamen, ferner habe man kurz nach Inkrafttreten des Sozialistengesetzes eine Ver­urtheilung von Genossen wegen Verbreitung der Freiheit" gehabt u. f. w. Dem gegenüber möchte ich doch behaupten, daß man anderwärts auch solche Mißstände hat und dazu noch ein bischen Belagerungszustand, und doch entschuldigt man sich an solchen Orten nicht, sondern sucht die Miß­stände zu überwinden und macht es bei größerer Gefahr möglich, daß der Sozialdemokrat" in Hunderten Exemplaren gehalten wird!

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Gerade die Bremer   Vertrauensmänner haben nicht das Recht, sich über den Indifferentismus ihrer Gesinnungsgenossen zu beklagen, denn sie selbst haben sich ja jahrelang um das Parteiorgan nicht gekümmert. Wenn sie es nicht verstehen, eine günstige Einwirkung auf die Genossen auszuüben, so mögen sie ihre Trägheit oder Unfähigkeit nicht auf Kosten ihrer Gesinnungsgenoffen zu entschuldigen suchen. Infolge der Einbil­dung, fie wären die einzigen richtigen Sozialisten, schließen sie sich miß­trauisch anderen Genossen gegenüber ab, dadurch entsteht ein arges Kliquen­wesen, und der Umstand, daß man heute leider der persönlichen Sicher­heit wegen einzelnen Personen viel anvertrauen muß, sezt die Herren in den Stand, eine Art kleiner Diktatoren zu spielen; in bureaukratischer Weise werden dann die Geschäfte erledigt, und so werden die Herren unfähig, ehe sie sich dessen recht bewußt werden. Diese Mißstände müssen um so mehr befremden, wenn man bedenkt, daß in Bremen   außer andern Führern auch der Abgeordnete Blos wohnhaft ist. Ich bin weit entfernt, den Führern, die ihre Stunden geistiger Arbeit opfern müssen, auch die Handlanger- Arbeiten aufzuladen, aber das sollte man verlangen können, daß ein Führer in seiner Umgebung die wichtigsten Parteiinteressen wahr nimmt und vertritt. Ich habe wenigstens immer gefunden, daß da, wo ein guter Säemann war, es auch gute Saaten gab; wir wollen es dann gern Jedem überlassen, welche Agitationsmethode er, so weit unser Prin­zip nicht verletzt wird, anwendet; in diesem Punkte schließen wir uns Genosse Dietzgen an, lassen es uns aber nicht nehmen, die Herren nicht nur nach ihren Worten zu beurtheilen, sondern auch, wo es darauf an­tommt, nach ihren Thaten. So viel für heute!

Briefkasten

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Verus.

der Redaktion: Raummangels halber mußte wie= der einmal ein großer Theil unserer Rundschau u. s. w. Roth für die nächste Nummer zurückgelegt werden. bart in Scranton  : Einsendungen dankend empfangen, sollen bal­digst Aufnahme finden. Freunde in Paris  : Die Reden von S. und J. kommen in nächster Nummer zum Abdruck. Besten Dank und Gruß!

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der Expedition: F. Bloch Bj. v. 5. erh. Auszg. an W. gegangen. A. Lanf. Chicago  : Auftrg. an B. besorgt. Nro. 3 total vergriffen. Strauß N.-.: Mehr­Frau u. Soz." v. Bbl. nicht mehr zu beschaffen.

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bestellung vorgem. ,, Rb." für uns unerreichbar. A. Hhne. N.- B.: Mehr­bestellung notirt. Nachlfrg. fort. Nro. 14 vergriffen. F. Jonsch. New­Bork: Schftbftllg. v. 18/3. am 4/4. fort. Ungewaschener Hilfsmann: Unregelmäßigkeit liegt wahrscheinl. an Ihrer Adresse. Alles prompt abgeg. C. R. C.: M. 3.- Ab. 2. Q. erh. Ein alter Kämpfer: Sdg. durch R. B. eingetr. u. weiterbesorgt. G. L. London  : All right. R. Tiedt N. V.: Bf. v. 27/3. erh. A. Sch. Bex: Frs. 2.- Ab. 2. Qu. erh. und nach Wunsch verfahren. X. 3. V.: M. 24.- à Сto. Ab. erh. Bfl. am 4./4.. mehr. A. T. Tffn.: öw. fl. 10. Ab. 1. u. 2. Qu. u. Schft. erh. Sog. folgt. C. P. Paris  : Fr. 134.25 Abon. B. 1. Qu. 2c. erh. u. Fr. 5.- an S. behändigt. Weiteres besorgt. Justinus: Fr. 2.- Ab. 2. Qu. erh. Der alte Rothe: M. 6.60 p. April erh. Brfl. mehr. K. Kpsch. Lond.: öw. fl. 3.-( Fr. 6.30) pr. Abon. 2. Qu. u. Schft. erh. J. Klp. Wthur: F. 2. Ab. 2 Qu. erh. durch O. C. K. Kbg.: M. 6. Ab. 2. u. 3. Qu. erh. C. B. Kbg. M. 3.­Ab. 2. Qu. erh. Addr. war richtig. C. Wmghs. Nimes  : Fr. 2.50 Ab. B. Brl. London  : M. 2.94

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2. Qu. erh. G. reftirt noch März u. 1. Qu. 82. u. Fr. 50.40 Ab. 1. Qu. erh. J. Ggh. London  : Fr. 2.50 Ab. 2. Qu. erh. Flöhptm.: M. 4. p. lleberrchng. erh. Fdsqttg. sp. P. B. Anvers: Fr. 25 Ab. 1. Qu. 1. à Cto. erh. Der Beobachter G.: Mehrbestellung folgt. Dtsch. Verein Genf  : Fr. 33. durch H. erh. u. d. Ufd. dkd. zugew. Aachen   f. d. Famil. d. Ausgew. M. 14 durch G. dkd. erhalt. Bfl.. mehr. Rother Franz: Ft. 18. angebl. v. H. abges. nicht erh. Bfl. am 12. Näheres. S. Winterthur: Fr. 11.80 erh. u. nach Vorschr. pr. P. B., Ab. 1. Qu. u. Ufds. verwendet. Fdsqttg. folgt. H. K. R.: M. 3. Ab. 2. Qu. bez. A. 2. B. M. 24. p. Ab. 2. Qu. gut­gebr. Gracchus W.: M. 33.- Ab. März u. 2. Qu. erh. Bfl. mehr. Morgenroth: öw. fl. 10. à Cto. Ab. c. gutgebr. Nota c. folgt. Ch. Wblgr. Ffld.: besorgt. Chur   Soz- Sekt.: Sdg. geht a. d. Frhf. A. V. Paris  : Bf. v. 9/4. erh. u. Alles notirt. Dtsch. Gen. R. Amsterdam: Fr. 22. d. G. erh. u. pr. Ufds. dtd. verwendet. Wormser: M. 209.45 erh. Bf. am 12/4. noch erwartend. Gen. Paris  : Fr. 60.20 p. Ulfds. dkd. erh. Fdsqttg. folgt. Jugendlicher: Fr. 1.- f. L. à Cto. Ab 2. Qu. erh. Schft. erh. F. Schm. D.: M. 5.­S. Cflo.: Paris  : Fr..7.60 Ab. 2. Qu. erh. Brief u. tbd. vorgem. Von 1. u. B. durch T. M. 14.40 Ab. 1. u. à Cto. 2. Qu. gutgebr. Von 3 Arb. d. Ver. Druckerei: Fr. 2.40 Fr. 2, fr." dkd. erh.

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pr. Ufds. dkd. erh. Gen. in Bukarest  : Fr. 20.- eingetr. Bf. erwartet. -h- n: M. 55.80 Glühwurm Rßw.: M. 3. Ab. 2. Qu. bez. Ab. 2. Qu. erh. Alles beachtet. Franziska: Bf. v. 4/4 d. Sdg. am 8. Ab. 2. Qu. bez. G. L. Brüffel: beantw. Schufterle: M. 3.­Fr. 2.50 Ab. 2. Qu. erh. Sdg. an I. abgeg. E. Klässig Broklyn: Pump. Beim Quartalwechsel freundlichen Gruß vom vorjährigen Peter Knauer N. Bork: Wer seine Schulden bezahlt, verbessert seine Güter.

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Genosse Benzin, Schneider, wird ersucht, seine Adresse an Unter­zeichneten zu schicken. Brief von mir nach Magdeburg   unbeantwortet geblieben. Rud. Tiedt, 443 E. 14. Str. Newy ort.

Unsern auswärtigen Abonnenten, Filialen, Vertrauensleuten 2c. legen wir ans Herz, Ab­rechnungen und Abonnements erneuerungen, soweit noch nicht erfolgt, ungesäumt zu bewirken, ebenso wollen alle Abon­nenten an unsere Vertrauensleute unbedingt während des ersten Monats im Quartal Zahlung leisten, damit keine Unter­brechung in der Lieferung eintreten muß.

Unsere Vertrauensadressen sind bekannt. Alle Lieferungen erfolgen nur auf Gefahr der Besteller. Briefmarken aller Länder werden für voll angenommen. Größeve Beträge in Papiergeld oder Post- Einzahlung.

Da viele auswärtige Besteller, besonders in Deutschland  , sowie in Desterreich, ihre Briefe immer wieder un genügend franfiren, wodurch uns erhebliche Verluste durch Strafporti entstehen, so bemerken wir hiemit wiederholt:

Einfache Briefe( bis zu 15 Gramm) nach der Schweiz  toften: 20 Pfg.

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aus Deutschland  ( und dem übrigen Ausland) aus Desterreich Ungarn  

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10 Krz.

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10 Krz.

Bei schwereren Briefen fosten immer je 15 Gramm weitere 20 Pfg., bezw. Die Genossen wollen hierauf in Zukunft um so mehr achten, als wir ungenügend frantirten Sendungen in der Regel die Annahme verweigern müssen.

Die Expedition des Sozialdemokrat". Schweiz  

. Bereinsbuddruckerei Hottingen- güri.