der Wahl nicht müssig waren. Die schlimmste Zeit des Versprengtseins der Genossen ist nun auch glücklicherweise hinter uns; die letzte Wahl hat uns hunderte von Genossen, die sich nach Erlaß des Sozialistengesetzes still verhalten hatten, wieder zugeführt. Nicht minder hoch ist der Ge­winn anzuschlagen, der uns durch Zuwachs junger frischer Kräfte ge­worden ist.

Die Wahlen sind hier wie allerorts verlaufen; von Versammlungen natürlich keine Rede; was von Flugblättern in die Hände der Polizei oder Gensdarmen gelangte allerdings verflucht wenig wurde fon fiszirt, sogar das Stimmzettelvertheilen wurde von den stupiden Dorf­pascha's verboten und die Verbreiter unserer Stimmzettel arretirt, was aber trotzdem nicht verhinderte, daß Jedermann seine Zettel zugestellt erhielt. Uns zu beschweren hielten wir nicht für der Mühe werth, das Resultat einer solchen Beschwerde kennt man ja schon im Voraus; es dient ja doch meistentheils nur dazu, den Behörden die genauen Adressen der Verbreiter zu liefern, wie wir dies bei den Attentatswahlen 1878 beobachten konnten. Hier hilft nichts als Klugheit und List. Wenn die Gensdarmen auch auf dem Lande ihre Nachtruhe opferten und schon bei Tagesgrauen aus den Wäldern hervorkamen, um unseren daherziehenden Genossen die Taschen und Paquete, in welchen die Stimmzettel lagen, nach Wahlaufrufen erfolglos zu durchsuchen, so mußten sie nachträglich doch erfahren, daß jeder Wähler außer seinen Stimmzetteln noch einen Wahlaufruf erhalten hatte. Die Stimmung unter den Landlenten ist eine uns sehr günstige, in vielen rein bäuerlichen Gemeinden haben wir große Majoritäten erzielt, in den meisten der Uebrigen starke Minoritäten. Zu verwundern ist es allerdings nicht, wenn unser Bauern­stand anfängt, unzufrieden zu werden; schon verschwindet allenthalben die fräftige Roggenbrodsuppe vom Tische, um der billigeren Cichorien­brühe und Kartoffeln Platz zu machen. Waldarbeiter, Holzfäller und Taglöhner schwerschaffende Leute erzählten, daß genannte Koft Morgenbrod, Mittag- und Abendessen vorstellt. Unsere Bauern, soweit sie nicht zu den wenigen Großbauern gehören, leben genau so. Hier blüht das Ideal unserer Individualisten: das Parzellensystem, das nach Aussage ihrer Gelehrten den höchsten Ertrag abwirft. Sie sollen sich aber einmal diese von früh bis spät sich abrackerndern, in Lumpen ein­hergehenden und oft in Höhlen von Wohnungen lebenden Häusler an­sehen, sie sollen sich mit ihnen zu Tische setzen, und sie werden bald von ihrer Schwärmerei für die Parzellenwirthschaft furirt sein. In der Stadt sind die Verhältnisse nicht minder schlimm. Sind die Geschäfte, wenigstens in manchen Branchen, zum Theil wegen der demnächst zu eröffnenden Landesindustrie- Ausstellung*) etwas mehr belebt, so sind doch die Löhne um kein Jota gestiegen und wird deshalb allenthalben Ueber­arbeit gemacht. Nicht nur in den Manufakturgeschäften und Klein­betrieben wird Abends bis 9 Uhr und Sonntags gearbeitet, selbst in den größten Fabriken ist dies an der Tagesordnung, und die Arbeiter sind noch froh, die paar Groschen mitnehmen zu können, um nur einiger maßen der Familie ein menschenwürdiges Dasein bereiten zu können. Von Lohnbewegungen hört man gar nichts, die letzten schlimmen Jahre haben die Arbeiter so weit gebracht, daß Jeder froh ist, wenn er über­haupt nur Beschäftigung findet. Die Höhe der Löhne zu bestimmen, ist ganz in das Belieben der Arbeitgeber gelegt, und doch würde es nichts schaden, wenn die Arbeiter versuchen würden, in Versammlungen dieses Thema zu behandeln. Allerdings würde unsere fortschrittliche Polizei auch hier wahrscheinlich reaktionärer sein als die Berlins  , der Stadt des Belagerungszustandes- doch könnte man es auf einen Versuch an kommen lassen.

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Was sonst innerhalb der Partei hierselbst geschieht, kann hier nicht erörtert werden; die im Auslande lebenden Genossen mögen sich wohl vorstellen, wir lägen auf der Bärenhaut oder hätten nicht den Muth, so anfzutreten wie es die Umstände erfordern; allein was bis jetzt geschehen konnte, die Leute wieder heranzuziehen, ihnen wieder Muth einzuflößen, ist geschehen. Demonstrationen in irgend welchen Versammlungen zu machen, ist uns deshalb unmöglich, weil es deren überhaupt gar nicht gibt; mehrere Versammlungen, welche unser Reichstagsabgeordneter Grillenberger persönlich anzeigte, wurden verboten, und die Fort schrittler, die zweitstärkste Partei hier, die so energisch gegen das Monopol wettern, haben nicht den Muth, auch nur eine einzige Versammlung zu diesem Zwecke zu arrangiren.

Während wir nach unserem glänzenden Wahlfieg, der den Genossen wieder neuen Muth und Eifer für unsere Sache einflößte, versuchten, einen besseren Zusammenhalt anzubahnen und das Unterstützungswesen zu regeln, mußten wir die unliebsame Wahrnehmung machen, daß mehrere Genossen, die sich bisher eines ziemlichen Ansehens erfreuten, nicht nur dieses Bestreben als aussichtslos und undurchführbar er­tlärten, sondern für ihren Theil, unter Anführung banaler Phrasen, jede Mitwirkung ablehnten. Wir waren darüber umsomehr erstaunt, als der Eine dieser Leute, der so eigentlich als die Seele dieser Gruppe zu betrachten ist, seit Jahren auf die Nothwendigkeit dieses Schrittes hin­gewiesen hatte und namentlich verlangt hatte, daß die Unterstützungsgelder durch gewählte Genossen verwaltet würden, damit eine möglichst genaue Kontrolle zu jeder Zeit möglich wäre. Nun, da wir seinem Wunsche entsprechen und ihm nebst seinen Freunden den größten Einfluß auf die Kaffe gestatten wollten, mußten wir aus seinem Munde hören, daß das über­flüssig wäre, daß die Sache ja bisher gegangen sei und nun auch weiter so gehen könne. Jahrelang hatte dieser Mensch unverholen sein Miß­trauen über die Verwaltung der Partei- und Unterstützungsgelder hier­selbst ausgesprochen, weil eine so genaue Kontrolle, wie er sie wünschte, nicht vorhanden war. Bald sollte denjenigen, welchen dies zweidentige Benehmen ein Räthsel war, ein Licht darüber aufgehen. Sein intimſter Freund hatte die Anregung zu einer Versammlung gegeben, deren Zweck war, für die Familien der am hiesigen Plazze lebenden Ausgewiesenen die Mittel aufzubringen, um sie hier wieder mit Gatten und Vater vereinigen zu fönnen. Obwohl wir einsahen, daß das eine Be­nachtheiligung für diejenigen Ausgewiesenen, welche anderwärts lebten, in sich schloß, so wollten wir doch einen Streit verhüten und nahmen uns der Sammlungen an, so daß in kurzer Zeit die Summe von mehreren hundert Mark aufgebracht wurde. Mittlerweile hatte sich jedoch der Anreger dieser Sammlung, welcher auch die Gelder in den Händen hatte, mit einem der Ausgewiesenen überworfen und suchte nun durch Auschwärzen desselben einen andern Ausgewiesenen, der sich bei ihm besser einzuführen verstanden hatte, fast die ganze Summe zuzuwenden. Es würde zu weit führen, wollte ich alle Mittelchen, die dazu angewandt wurden, näher anführen, es genügt mitzutheilen, daß ihm sein Zwed gelang, daß er seinem Freunde die ganze Summe bis auf 25 Mart, welche er einem hier längere Zeit bummelnden Mostianer, Namens Kolberg  , zukommen ließ, in die Hände spielte. Daß die Genossen, welche sich der Mühe des Sammelns unterzogen hatten, hievon nicht erbaut waren, läßt sich begreifen, doch wollten wir um des Friedens willen feine weiteren Mißhelligkeiten aufkommen lassen. Wir nahmen uns nun vor, in Zukunft nie wieder solche Bestrebungen zu unterstützen, unbekümmert um das Geschwätz dieser Leute, die beständig herumschrien, daß die Unterstützungen aus der Zentralfasse nach Willkür und Gunst vertheilt werden; jetzt hatten sie es uns selbst ad oculos demonstrirt, wo Willkür und Begünstigung zu suchen ist. Daß besagte Personen sich nach der Wahl von uns absonderten und förmliche Konventikel ab­hielten, woselbst obengenannter Kolberg das große Wort führte, ging uns nichts an; daß sie aber in öffentlichen Wirthschaften die in ihren Zusammenfünften ausgeheckten Verdächtigungen, Entstellungen und Ver­läumdungen gegen hervorragende Parteigenossen breittraten, daß sie für die Freiheit" in Wirthschaften und Fabriken unter den Genossen, die ihnen allerdings den Rücken kehrten, zu agitiren versuchten, konnten wir solange nicht dulden als sie sich als Parteigenoffen aufspielten. Es wurde deshalb in einer Versammlung von Vertrauensmännern beschlossen, diese Leute nicht mehr als zu uns gehörig zu betrachten und sie überhaupt mit Verachtung zu strafen. Darüber natürlich große Entrüstung unter den Leutchen, die gar zu gerne noch eine Zeitlang unter falscher Flagge ge­segelt wären, da sie wohl gefunden, daß für das Heil von London   kein rechter Boden hier vorhanden ist. Unbegreiflich ist nur, wie es aber Leute geben kann, es sind dies allerdings äußerst wenige, die der Ansicht sind, daß man zu rasch gegen diese Leute vorgegangen wäre; wir haben vielmehr uns viel zu lange gefallen lassen, daß dieselben systematisch unsere Führer als eine Bande von Beutelschneidern und die Partei­genossen als die dummen betrogenen Schafe hinstellten; jede Verläumdung, jede Lüge wurde mit wahrem Wohlbehagen weiter verbreitet, und man hätte glauben können, es wäre diesen Leuten erwünscht, wenn heute oder morgen die Partei, wie sie besteht, in Trümmer ginge. Wir haben an diesen Schimpfbrüdern nichts verloren, glauben aber bestimmt, wenn diese Leutchen jeden Fehler, der bei den Mostianern vorkommt, so ge­*) Inzwischen eröffnet.

Die Redaktion.

wiffenhaft registriren und zu einem Verbrechen aufbauschen, wie sie dies bei uns gethan, so werden sie nicht so lange zur Freiheit" schwören, als sie uns angehörten.

Bei einem hiesigen Handwerker wurde vor einiger Zeit eine Anzahl Nummern des Sozialdemokrat" in Folge schuftiger Denunziation aus Privatrache beschlagnahmt, der einzige Fang, der bis jetzt unserer Polizei gelang; jetzt fucht man mit Hilfe diverser Zeugen, unter denen ein Lehrjunge die Hauptrolle spielen soll, einen großartigen Prozeß zu arrangiren, über dessen Verlauf seiner Zeit Bericht erstattet werden wird. Was die Haltung des Sozialdemokrat" anbelangt, so ist wohl faum ein einziger Genosse am Platze, dem die Schreibweise desselben zu re­volutionär märe; doch hoffen wir, daß deshalb keine weiteren Streitig feiten entstehen werden, und daß Jeder, mag er nun Führer oder ein­facher Genosse sein, so viel Parteidisziplin besitzen wird, die Meinung der großen Majorität der Partei, welche klar zu Tage getreten ist, zu respettiren. Noricensis.

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Aus dem Wahlkreis Großenhain  . Leider haben wir feinen Erfolg zu melden: wir kommen nicht in die engere Wahl. Zwar haben wir unseren alten Besitzstand gewahrt, allein nach den gebrachten Opfern hätte das Resultat ein besseres sein müssen und auch sein fön­ten. Wir dürfen uns diese Thatsache nicht verhehlen. Sich selbst be­lügen, ist das Unflugste, was eine Partei wie ein Individuum thun kann. Es muß zugegeben werden, daß unsere Stellung eine sehr schwierige war. Die Fortschrittspartei, durch keine Ausnahmegesetz ge­hemmmt, trat mit aller Kraft in den Wahlkampf ein und hatte in der Person Kämpfer's zwar nicht ein Genie, aber unstreitbar einen an ständigen Mann als Kandidaten aufgestellt, der sich in Dutzenden von Versammlungen den Wählern präsentirte, wohingegen wir nicht eine Versammlung abhalten fonnten, nur in wenigen gegnerischen Versamm­lungen reden durften, in allen unseren Bewegungen durch das schuftige Ausnahmegesetz gehindert wurden und obendrein den Nachtheil hatten, daß unser Kandidat, der brave Geyer, im Gefängniß sißt, sich also den Wählern nicht zeigen konnte, was immerhin sehr viel ausmacht. Allein nichtsdestoweniger hätten wir mehr Stimmen haben müssen. Es fehlte aber und dies darf nicht verschwiegen bleiben an der nöthigen Organisation. Die von Außen herangezogenen Kräfte waren nicht im Stand, in der Eile das Versäumte ganz nachzuholen. Nicht daß wir hier nicht genug tüchtige, muthige Leute hätten daran hat die Partei nirgends Mangel; aber die in Folge von Geyer's Einsperrung entstandene Lücke war nicht vollständig ausgefüllt worden. Und während der Wahlbewegung war es leider zu spät.

Ferner ist in verschiedenen Orten des Wahlkreises dadurch gesündigt worden, daß man die Fortschrittspartei mit Glacéhandschuhen anfaßte. Der Kandidat ist so anständig!" sagte sich gar mancher Parteigenoffe.

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Aber was hat das vom prinzipiellen Standpunkt zu bedeuten? In jeder Partei gibt es anständige Leute; wir bekämpfen die reaktio­nären Parteien nicht aus persönlichen Rücksichten. Die Thatsache, daß Kämpfer ein anständiger Mensch ist, ändert nichts an der Thatsache, daß die Fortschritts partei eine unanständige Partei ist, vielleicht die unanständigste aller Parteien, und obendrein die, welche unserer sozialistisch en Weltanschauung am schroffsten und auch am gehässig­ften gegenübersteht.

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Doch, Geschehenes ist nicht ungeschehen zu machen. In Zukunft sollen ähnliche Fehler vermieden werden das ist der feste Entschluß aller Genossen, welche die Lehre der Wahlkampagne wohl begriffen haben. Für die kommende Stichwahl werben beide Kandidaten mit spaßhafter Beslissenheit um unsere Gunst und Stimmen. Da der konservative Kan­didat sich komischer Weise ebenso entschieden wie der fortschrittliche gegen das Sozialistengesetz erklärt hat, werden die Genossen vermuthlich das kluge Wort der Königin Blanka beherzigen und zur Erkenntniß ge­langen, daß ,, beide( Parteien) stinken."

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Den Dresdener   Genossen, die uns am Tage der Wahlschlacht mit gewohnter Bereitwilligkeit und Kampffreudigkeit unterstützten, ſei hiermit zum Schluß im Namen der Sozialdemokraten unseres Wahlkreises von Herzen gedankt.

Aus dem fächsischen Voigtlande. Das ungünstige Wahl­resultat im 22. Kreise ist verschiedenen Ursachen schuld zu geben. Die traurigen Arbeitsverhältnisse, die polizeilichen Scheerereien haben manchen Arbeiter und sogar Parteigenossen des Voigtlandes kopfschen gemacht, fo daß ein großer Indifferentismus Platz griff. Anderntheils haben sich unsere altbewährten Leiter nicht allenthalben genug angelegen sein lassen, unsere Ehre zu verfechten, so daß in einigen Städten und vielen Dörfern die Wähler über die Ausstellung unseres Kandidaten wenig oder gar nicht unterrichtet waren.

Zu alledem traten die Fortschrittler zum ersten Male auf. Mit aller Vorsicht gegen uns arbeiteten sie für ihre Sache sehr eifrig, so daß ihnen die Stimmen vieler Kleinbürger und Arbeiter zufielen, welche früher uns gehörten.

So beschämend dies Resultat auch für unsern Kreis war, so läßt es sich doch nicht Einzelnen in die Schuhe schieben, sondern ist dem fom­binirten Zusammenfallen obiger Gründe zuzuschreiben.

Es muß unsere Aufgabe sein, diese Scharte wieder auszuweizen durch rühriges Zusammenhalten und geeignetes Eintreten zu rechter Zeit. Mit Gruß!

Einige Reichenbacher Parteigenossen. Ludwigsburg  , im Mai. Seit längerer Zeit haben die hiesigen Genossen kein Lebenszeichen von sich gegeben. Der Grund ist darin zu suchen, daß die Partei am hiesigen Orte nicht so zahlreich vertreten ist, wie man es von einer Stadt mit nicht unbedeutender Einwohnerzahl eigentlich erwarten sollte. Es ist zwar richtig, daß es eine ziemlich starke Arbeiterbevölkerung hier gibt, wobei hauptsächlich die Metallbranche vertreten ist, aber ich glaube, daß nirgends das arbeitende Volk eine so traurige Rolle spielt, wie gerade bei uns. Bei der letzten Reichstags­wahl haben diese Leute, die sich Arbeiter schimpfen lassen, durchweg den Gastwirth Retter gewählt, einen sogenannten Volksparteiler; in Wahr­heit aber ist dieser Mensch ein in der Wolle gefärbter Manchestermann, ein schweifwedeluder Trabant Engen Richter's, der mit seinen nichtssagenden Bierpaufen in unserem Wahlkreis auf den Bauernfang ausging, welcher ihm leider nur allzugnt gelang. Nannte man den Arbeitern unsern Kanditaten Dr. Dult, so bekam man nichts als Schimpfworte zu hören; ja einige unter ihnen hatten nichts Eiligeres zu thun, als unsere Flugschriften, Wahlzettel u. s. w. dem Polizeiobersten zu über­bringen. So entwickelte u. A. ein gewisser Hafner während der Wahl eine fieberhafte Thätigkeit, die sich einerseits auf das Aufschnüffeln von sozialistischen   Flugblättern erstreckte, anderseits auf das Denunziren von Parteigenoffen bei der Staatsanwaltschaft. In ersterer Beziehung hatte der Mann auch voll und ganz zu thun, indem wir es an Verthei­lung von Wahlflugblättern und Stimmzetteln nicht fehlen ließen; hunderte von solchen wurden in einer Nacht zum Schrecken unserer Spießbürger an allen Ecken und Enden verbreitet. Was das Denunziren betrifft, so bewirkte dieser saubere Patron die Verhaftung unseres Genossen Bernhard Hammer, welcher auch wirklich im Januar d. J. wegen Untergrabung der militärischen Disziplin und Verhöhnung der öffentlichen Gewalt zu zwei Monaten Gefängniß verdonnert wurde.

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Lezte Nachrichten.

Ohne obrigkeitliche Bewilligung haben unsere pfäl­zischen Genossen zur Feier des Hambacher Festes einen offenen Brief unseres alten Johann Philipp Becker  , der schon vor fünfzig Jahren dabei war, in mehreren tausend Eremplaren verbreitet.

Genosse Ehrhardt aus Mannheim  , sowie ein Genosse, dessen Name uns bis jetzt noch nicht bekannt ist, welche in der Nacht vom 27. zum 28. Mai das Hambacher Schloß ersteigen wollten, fanden dasselbe von einem ganzen Trupp Gensdarmen besetzt und wurden von diesen verhaftet. Bei Ehrhardt fand man eine rothe Fahne, und schließt die Polizei mit gewohntem Scharffiun daraus, daß Ehrhardt die teuf­lische Absicht gehabt habe, diese zur Feier des Tages aufzuhissen. Welches Entsetzen für die volksparteilichen 2c. Spießer, wenn das Banner der rothen Republit am 28. Mai vom Hambacher Schloß herab­geweht hätte!

In Frankenthal  , Mannheim   c. wurde sofort allgemein gehaussucht, dazu ist die Polizei da, sagt das volksparteiliche Festkomite.

denn

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Ju Dresden ist Genosse Bebel auf Befehl der Staatsanwaltschaft am Pfingstmontag plöglich ver­haftet worden. Scheint ein Racheaft des Herrn von Abeken, des sächsischen Justizministers, zu sein.

Warnungen.

Ju Nr. 7 haben wir vor einem gewissen F. Schneiders( Schneider von Profession und bekannt in Aachen   und Verviers  ) gewarnt, und werden veranlaßt, dessen Personalien genauer bekannt zu geben, da der­selbe nach Amerika  ( nach anderer Angabe in Haft) verschwunden sein soll

Schneiders ist mittelgroß, pockennarbig, fahlköpfig. Er trägt gewöhn­lich eine Brille, hinkt und geht stets an einem schwarzen Knotenstock. Spricht westphälischen Dialekt und französisch. Alter 36-37 Jahre.

Es ist größte Vorsicht nöthig, denn es ist demselben selbst bei seinen sozialrevolutionären Freunden nicht gelungen, sich zu reinigen, als er auf Grund unserer ersten Warnung es versuchte. Dagegen haben in A a chen zahlreiche Haussuchungen bei Personen seiner Bekanntschaft stattgefunden. Einer wurde verhaftet, als er gerade mit dem Versandt der Freiheit" beschäftigt war. Dessen Korrespondenzen mit der Frei­heit" sollen zugleich gefunden worden sein.

Benachrichtige man uns, menn er irgendwo auftaucht, über sein Thun  und seine etwaigen Angaben

Alle Genossen des In- und Auslandes, insbesondere Dänemarks   wer­den nachdrücklichst gewarnt vor dem Schneider August Hartung aus Kölleda  ( Provinz Sachsen  ). Derselbe gerirt sich theils unter eigenem, theils unter falschem Namen in seinem dänischen Wander­buch heißt er Harting, er selbst nennt sich auch Harling als Aus­gewiesener aus Hamburg  , um auf Kosten Anderer ein bequemes Nichts­thuerdasein pflegen zu können. Dank seiner Redegewandheit und seines überaus raffinirten Vorgehens ist ihm dies leider bisher bestens gelungen. Wir warnen alle Genossen nachdrücklichst vor diesem Schwindler.

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Die Flensburger   Sozialdemokraten. Signalement: Hartung ist 31 Jahre alt( geb. 19. September 1851), von mittelgroßer, schlanker Statur, trägt einen Schnurrbart und spricht mit sächsischem Dialekt. Er sucht sich meist dadurch einzuführen, daß er Grüße von bekannteren Genossen aus der einen Stadt zur andern überbringt.

,, Balsam Waiblinger" empfohlen!( Vergleiche Nr. 15 des Sozial­demokrat".)

Briefkasten

der Redaktion: New- York  : Jn nächster Nummer. Desgleichen verschiedene Korrespondenzen.

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der Expedition. Dr. St. Brn.: Fr. 1, f. 4 Erpl. erh. St. H. a. d. Eider  : Mt. 61,70 Ab. 2. Qu. u. Schft. erh. Sdg. abgg. Kommerzienrath: Mt. 24,- Ab. 2. Qu. in div. Sorten am 24/5 ein­getr. Vorbehaltl. Coursverl. Weckuhr: Mt. 5,40 Ab. 2. Da. Rest Mtrs. erh. Frdl. Dank f. Nachr. Begreifen Alles. Gruß! E. Eb. R.: Fr. 18,37 Ab. ab Juni 82 bis Ende März 83 erh. Ufds. mit Fr. 6, dkd. bedacht. Esph. 3. Fr. 20 f. 1 Erpl. erh. J. Gaardm. Kphg.: Fr. 18,- Ab. 2. Du. erh. Fr. 2,50 Rest f. Chargé. C. W. Br. Mt.-, 80 d. H. Lp. erh. Wofür?- K. Werner: Bf. v. 22/5 erh. Alles beachtet. Schwbrg. Mt. 11, f. Ab. 3 Qu. ( 3., 4. Qu. 81 u. 1. Qu. 82) v. 3. erh. Robespierre: Mt. 1, d. Ufds. dfd. zugew. Nautchen: Mt. 15,- f. alte Sünden durch E. erh. Volle Absolution bis Ende 3. Qu. u. Graß! O. Eff. B.: Fr. 13, f. Schft. erh. Vorwärts: öwfl. 4,- pr. Ab. 1. u. 2. Qu. verw. Noch 65 kr. pr. 2. Qu. zu zahlen. Wünsche berücksichtigt. Nota mit 23 beigelegt. Merkurius  : Fortgeg. ist Alles promptest. Liegt wahrscheinl. an Ihrer Addr. Bili. Wthur.: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Agricola: Bdf. hat au K. H. Pbg.: öwfl. 1, à Cto. erh. Ihre Addr. 500 Expl. v. d. Nummer abges., welche die Angelegenheit behandelt. O. Schreck: Der sted brieflich verfolgte Urkunden­fälscher und Bankrotteur erhält unter seiner Adresse 2 Expl. Sozdkrt. nach dorten. Wahrscheinl. für die Polizei, die ihn nicht zu finden ein gewisses Interesse haben dürfte. Mehrbestllg. seit 19 abgesandt. Schorse: War irrig gezeichnet. Folgen ab Nr. 23 178 Erpl. Bft. Näheres betr. d. Ausgebliebenen. E. Englbr. Brooklyn  : Fr. 35,70 ( Doll. 7,-) Ab. 2. Qu. erh. u. nach Vorlage gebucht. Von Nr. 5, 6, 8, 10 zurücksenden, was vorhanden. Weiteres unter indifferente deutsche Elemente zur Agitation gratis schwimmen lassen!- Ahasverus: Warum fein Lebenszeichen!? Peter C.: Mt. 12,- Ab. April erh. Erwartetes muß jezt dort sein. Mehrbstllg. folgt. Weiteres besorgt. B. M. London  : Es floh der tapfere Riefenfrosch die blutgetränkte Pfizze. Aus Feigheit? Bah, die fennt er nicht, bedenkt bei die Hige?

doch

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Zürich  .

Kessler

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Samstag, den 3. Juni, Abends 8 Uhr, im Café Oeffentliche Versammlung der deutschen Sozialisten.

Tagesordnung: Das Hambacher Fest   und die ,, Demokraten  " von heute. Referent: Bg. Tauscher. Jedermann hat Zutritt.

Der Lokalausschuss

der deutschen Sozialisten.

Um zu räumen

Der blaue Fritz, Herr Hafner, wird jetzt nicht mehr lange auf sich warten lassen! Sämmtlichen Angehörigen des hiesigen Militärs wurde diese Verurtheilung bekannt gegeben, zum abschreckenden Beispiel für alle Zeiten. Der Staat war wieder gerettet. Noch ist zu erwähnen, daß vor einiger Zeit bei einem hiesigen Schneider eine vollständig resultat­lose Haussuchung stattfand. Die Schnüffler blamirten sich ungeheuer; außer einem Exemplar des unschuldigen Reichsbürgers" fanden sie gar nichts. Ein Jammer- und Weibergeheul entstand aber neuerdings, als der uns in Folge zu späten Ablieferns durch den Buchbinder, über di

eine Prinzessin Namens Marie

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sie soll aus Waldeck gebürtig sein

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zu ihren Vätern versammelt wurde. Man hätte glauben können, diese sogenannte Brinzessin sei eine göttliche Erscheinung gewesen, die nach der Ansicht der hiesigen speichelleckenden Bevölkerung nie hätte sterben sollen oder können. Ihren Gemahl, der einst hoffentlich kommit's nicht so weit die Krone Württembergs auf seinem Schädel tragen soll, soll der Verlust so schmerzlich berührt haben, daß er mehrmals in Ohnmacht Wer's glaubt wird selig. Ein anderes Mal mehr. Die rothe Pidelhaube.

fiel

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verkaufen wir einen Bosten unseres als Notizbuch während des ganzer Jahres verkäuflichen, sehr praktisch eingerichteten Arbeiter Notizkalender pro 1882,

Kalendersaison hinaus liegen geblieben ist, zum halben Preis; nämlic in Partien à 15 Pfg., in Einzeleremplaren zu 25 Pfg. franke Bestellungen erbitten direkt, für die Schweiz   werden solche durch di Expedition des Sozialdemokrat" effeftuirt. Nürnberg  .

Wörlein& Co.

Gustav Faust, Schneider, gebürtig aus Greiz  , Fürstenthum Reuf fich aufhaltend in England oder Amerifa, ist gebeten, seine Adresse a seinen Bruder Louis Faust, Weber, Schleifetobel, or ge ( Schweiz  ) zu senden. [ 10

Schweizerische Bereinsbuchdruckerei Hottingen  - Zürich  .

3.2