dieser Partei, den Theil des egyptischen Budgets zu berathen, der nicht| die auswärtige Schuld betrifft, und zu diesem Behufe Delegirte in den Ministerrath zu entsenden, nur einen Theil des Budgetrechtes ausmacht, welches alle nationalen Vertretungen genießen, und um deretwillen die englische und französische   Bourgeoisie mehrere Revolutionen gemacht haben; daß die Nationalpartei, selbst wenn sie diese auswärtige Schuld als eine von Anbeginn an wucherische für nichtig erklärte, nur einen Aft der Ge­rechtigkeit vollziehen und der französischen   Arbeiterpartei einfach voran­gehen würde, deren erster Aft, wenn sie ans Ruder kommt, gerade darin bestehen würde, dem schändlichen Diebstahl, den die sogen. Staatsschuld darstellt, ein Ende zu machen. Sie erklärt ferner, daß die Nationalpartei und deren Führer Arabi Pascha  , indem sie der Gewalt die Gewalt ent­gegensetzen, sich ihrer großen Aufgabe würdig gezeigt haben, weshalb die Versammlung ihre Sympathie mit der Nationalpartei und deren Führer ausdrückt, indem sie ihnen einen baldigen Triumph wünscht. Die vierte Resolution lautet:

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In Erwägung, daß nach einer nicht widerlegten Nachricht zwei Kämpfer des 18. März 1871 ihre Dienste der Sache der Egypter zur Verfügung gestellt haben sollen,

Beglückwünscht die Versammlung diese Bürger wegen ihrer hohen Be­kräftigung der internationalen Solidarität, welche für die Fellahs an den Ufern des Nils dasselbe thut, was die Frankel, die Wroblewski, die Cipriani und andere tapfere Internationale 1871 für die Prole­tarier an der Ufern der Seine gethan."

Auch die Versammlung des Federativverbandes war trotz drückender Hitze sehr gut besucht. Die Redner, welche in gleichem Sinne wie die der obigen Versammlung sprachen, ernteten lebhaften Beifall.

In Italien   haben ebenfalls verschiedene sozialistische Versammlungen gegen die Unterdrückung der Egypter unter das Doppeljoch der europäi­ schen   Wucherer und der türkischen   Herrschaft protestirt. Noch bemerkens­werther erscheint uns die Thatsache, daß eine große Anzahl von in Egyp­ten lebenden italienischen sozialistischen   Arbeitern, wie dem Avanti" aus Tanta   und der Plebe" aus Kairo   übereinstimmend gemeldet wird, sich der egyptischen Armee angeschlossen haben. Daß dies überhaupt möglich ist, beweist, daß der Haß der Aufständischen nicht gegen die Europäer als solche, sondern gegen die Europäer als Ausbeuter und Unterdrücker gerichtet ist.

Die Führer der jetzigen Bewegung wiffen sehr wohl, daß sie auf die Dauer einer europäischen   Invasion nicht gewachsen sind; worauf es ihnen hauptsächlich ankommt, ist also, für ihr Land erträgliche Zustände zu er­kämpfen, das dreifache Joch der Ausbeutung durch den Sultan, den Khedive und die goldene Internationale zu brechen. Wenn sie vorüber­gehend mit der Pforte in Verbindung standen, war das lediglich Schuld der europäischen   Kontroleure, die den Khedive mit aller Gewalt unter­stützen. Deren Klienten brauchen den Absolutismus, den sie zu Hause verabschenen, weil sie bei dessen Finanzwirthschaft beffere Geschäfte machen. Sie selbst wollen natürlich bei jeder Gelegenheit dem Khedive dreinreden, das egyptische Volt aber soll geduldig und ohne Murren Alles über sich ergehen lassen, was der in ihren Klauen befindliche Khedive beschließt.

Und diesem ungesunden Zustand, zu dem noch der korrumpirende Ein­fluß des Sultans hinzukommt, sollen wir Fortdauer, bezw. Wiederher­stellung wünschen? Nein und tausendmal nein! Und wäre Arabi- Pascha wirklich nur ein ehrgeiziger Abenteurer, wie die Offiziösen der Geld­mächte behaupten, die übrigens diesen Ehrentitel jedem Volksmann an den Hals werfen, die Thatsache, daß das egyptische Volt ihm in hellen Haufen zuläuft, beweist, daß die Sache, die er vertritt, eine gute ist; und wenn es der von ihm geführten Bewegung nur gelingt, aus der oben gekennzeichneten Dreieinigkeit einen Faktor herauszubugsiren, so soll uns gleichgiltig sein, ob er aus Ehrgeiz oder aus lediglich reinen Motiven gehandelt hat. Wir haben es mit der Sache und nicht mit der Person zu thun, und die Sache, für welche Arabi eintritt, hat unsere volle Sympathie.

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Lehmann und Piefke. Aus Ems wird der Badischen Landeszeitung" unterm 14. d. M. geschrieben( und von der gesammten wohlgesinnten Presse Deutsch  - China's nachgedrudt): Gestern vor acht Tagen kam der Kapellmeister des Königs- Grenadier- Regiments, Musik­direktor Bieffe, aus Frankfurt   a. D. zum Kurgebrauch hier an. Als der Kaiser Freitag Morgen das erste Glas Brunnen zu sich genommen hatte, bemerkte derselbe Pieske, den mit 14 Orden geschmückten Kompo­nisten, dem wir den Düppler Schanzenmarsch verdanken. Raschen Schritts eilte der Kaiser Pieffe entgegen, und nun entspann sich folgendes Ge­spräch: Nun Pieffe, wozu seid Ihr denn hier? Zur Kur, Majestät. ,, Ach was, so ein junger Mann und schon die Kur gebrauchen. Wo fehlt's denn?" Majestät, ich bin brustleidend"." Nun, dann macht's ordentlich", entgegnete schließlich der Kaiser, wir müssen noch lange zusammen sein!"- Freudigen Antlitzes setzte der an Jahren vorgerückte, allgemein beliebte Musikdirektor Pieste die Promenade fort."

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Das die neueste Kaiseranekdote". ,, Wir müssen noch lange beisam­men sein!" Noch lange? Und schon 85 Jahre alt! Wer denkt dabei nicht an das famose Wort, das ein Vorfahr des alten Wilhelm, der " große" Friedrich in der Schlacht bei Zorndorf   seinen" Soldaten zu­rief, als sie ihm das Vergnügen und die Ehre, für den Ruhm ihres" Königs todtgeschoffen zu werden, nicht genügend zu würdigen schienen? Kanaillen, wollt Ihr denn ewig leben?" Was aber den biederen Pieffe betrifft, so glauben wir allerdings, daß derselbe mit 14 Orden auf der Brust in der That sehr, sehr brustkrant ist. Vorsicht ist die Mutter der Weisheit. Aus Mün- chen wird folgende von weiser Fürsorge der betreffenden Behörden zeugende Verfügung gemeldet:

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,, Während bisher die Gerichtssaalreporter nur gehalten waren, bei Verbrechensfällen wider die Sittlichkeit mit dem übrigen Audito­rium den Sitzungssaal zu verlassen, haben dieselben sich nunmehr auch dann zu gleicher Zeit mit den Neugierigen und Bummlern zu entfernen, wenn Bergehen der Majestätsbeleidigung zur Abhandlung tommen. Nach Ansicht des Herrn Staatsanwaltes wäre, würde man den Vertretern der Presse in solchen Fällen die Anwesenheit gestatten, eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung zu be= fürchten!" ads W

Einige Blätter sehen in dieser Verfügung eine weitere Beeinträchtigung der Deffentlichkeit des Gerichtsverfahrens. Möglich, wenngleich auch die andere Lesart zulässig ist, daß bei den allerdings nicht sehr respektvollen Nachreden, welche über den Mondscheinschwärmer Ludwig im Schwunge find, es wirklich zweifelhaft ist, ob sie den Begriff der Majestät oder die öffentliche Sittlichkeit mehr untergraben. Die Welt ist ja so schlecht!

-Wie sich die Kapitalbestie rächt. Aus Augsburg  wird geschrieben, daß nachdem der Weberstreit, wie seiner Zeit berichtet, im Ganzen mit einer Zurückweisung der Ausbeuterprätenfionen geendet hat, zirka 50 Weber, meist Väter starker Familien, auf das Pflaster ge­worfen find. Die früheren Prinzipale derfelben weigern sich nämlich rundweg, ihnen Arbeitszeugnisse auszufertigen, während die anderen Fabrikanten auf Grund eines Paragraphen der in Augsburg   be­ftehenden Fabrikantenkoalition, wonach es bei hoher Konventionalstrafe verboten ist, Arbeiter aus einer anderen Fabrik ohne Entlassungs­zeugniß einzustellen, sie nicht aufnehmen wollen, resp. dürfen". Alle Schritte, welche die Arbeiter bisher gethan, um die Zeugnisse zu er­halten, waren fruchtlos. Die Regierung von Schwaben   und Neuburg, an welche sie sich gewendet, erklärte, sie könne in dieser Angelegenheit nichts fie ist ja nur dazu da, die Arbeiter durch allerhand Chikanen, Verbote 2c., nöthigenfalls durch Gendarmen zur Raison zu bringen." Um einen letzten Versuch zu machen, haben sie sich jetzt, wie man der Frän­fischen Tagespost" schreibt, an den Minister des Innern gewendet. Ist auch", fügt der Korrespondent hinzu, dieser Schritt, wie zu erwarten

thun,

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steht, erfolglos, so find die Männer, die treu und redlich ihre Familie ernährten und dem Staate gute Bürger waren, gezwungen, Heimath und Familie zu verlassen und in der Fremde ihr Brod zu suchen. Sie selbst werden durch böhmische Arbeiter ersetzt werden und die Geschichte eines Streifes hat ihr ebenso stilles, als tragisches Ende gefunden.

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Wir wissen nicht, ob die beiden Gedankenstriche von dem Korrespon­denten oder von der Redaktion herrühren, jedenfalls find sie sehr am Plaze. Möchten sie nur von allen Lesern dieser Notiz begriffen werden! Möchten dieselben aus dem tragischen Ende" dieses Streits die nöthigen Konsequenzen ziehen, aus ihm jenen Haß gegen das infame Ausbeutungs­und Unterdrückungssystem der heutigen Bourgeoisgesellschaft einsaugen, der unauslöschlich im Herzen fortlebt, der nicht rastet und nicht ruht, bis sein Ziel erreicht ist, bis das System und seine Träger beseitiget find!

Rechtsstaatliches aus Baden. Der Prozeß gegen die Sozialisten in Pforzheim   hat damit geendet, daß unsere Genossen Dittus und Stähle, sowie des letzteren zweiundsechszig­jährige Ehefrau zu 14 Tagen Gefängniß verurtheilt wurden, während unsere Genossen Lehmann und Schachinger zu ihren früheren Strafen noch eine Zusatzstrafe von 7 Tagen Gefängniß erhielten. Die ,, Mostianer" wurden freigesprochen; wie man uns schreibt, jedenfalls mit Rücksicht auf den Denunzianten, der pro Forma ebenfalls mitangeklagt

war!

Aus Leipzig  , den 22. Juli schreibt man uns: Die Genossen Apitsch und Lauschke haben ihre Strafe richtig abgesessen" und find auch richtig abgeschubt" worden; Genosse Kinzel, der noch drei Wochen zu sitzen hat, ist gegen eine Kaution von tausend Mark aus dem Gefängniß entlassen worden, um das Resultat der von ihm eingelegten Revision abzuwarten. Hätte er die 1000 Mart nicht aufbringen tönnen, so hätte er die Strafe voll verbüßen müssen und wäre dann vielleicht hintenach freigesprochen worden. Für sein Recht der Revision und Appellation hat also Künzel 1000 Mark bezahlen müssen.

Und da thut man entrüftet über gewisse fremde Länder, in denen die Justiz nur für Geld feil sei. Ist es bei uns etwa besser und anders? Um Schlechtes zu finden in Staat und Gesellschaft brauchen wir Deutsche   nie in die Ferne zu schweifen." Beiläufig ist Künzel von seiner Untersuchungshaft nur ungefähr ein Drittel angerechnet worden. Die übrigen zwei Drittel hat das Gericht ignorirt. Dieses Nichtanrechnen der Untersuchungshaft, außer in Fällen, wo nachweisbar chifanöse Ber­schleppung vorliegt, ist einer der ärgsten Standale unserer Rechtspflege, die freilich an Skandalen keinen Mangel hat. Der Richter kann ganz nach Belieben die Untersuchungshaft voll, theilweise oder gar nicht anrechnen; nur in den seltensten Fällen wird sie voll angerechnet, und doch steht es fest, daß die Untersuchungshaft wegen der peinigenden Ungewißheit und aus anderen naheliegenden Gründen an sich ungleich härter ist als die die Strafhaft.

Ich sagte vorhin, Künzel werde vielleicht in letzter Instanz frei­gesprochen werden. Ueber das vielleicht" hat wohl Mancher gelacht und gemeint, ich sei doch ein rechter Optimist! Nun für diesen Optimis­mus kann ich wenigstens mildernde Umstände" plaidiren Künzel, gleich seinen Mitverurtheilten, ist nämlich nicht bloß unschuldig, sondern hat auch die Beweise seiner Unschuld, die vorzubringen man ihm bis­her nicht gestattet hat.

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Die Geldsammlung, um welche es sich handelt, ist in der That unter Rücksichtnahme auf die bekannte Gerichts- und Polizeipraris- ausdrücklich blos für die Familien der Ausgewiesenen vorgenommen und auch der Ertrag ausschließlich für die Familien der Ausge­wiesenen verwendet worden obgleich es natürlich auch kein Ver­brechen gewesen wäre außer in den Augen eines Barbaren oder Hallunken, wenn für die Ausgewiesenen direkt gesammelt worden wäre. Viele der Letzteren befinden sich leider, wie das ja zu er­warten und von unseren Feinden auch beabsichtigt war, in dem ärgsten Elend. Man weiß ia, wie schwer es an sich heutzutage ist, Arbeit zu bekommen, und nun denke man an die systematische Ver folgung, der unsere geächteten Genossen seitens der Polizei ausgesetzt find. Ueber gemeine Verbrecher, Spitzbuben und sonstiges Gesindel wird mitunter laut Strafgesetzbuch durch Richterspruch die polizei liche Ueberwachung verhängt. Es ist dabei aber ausdrücklich der Polizei vorgeschrieben, daß sie die Ueberwachung in einer Weise auszu­zuüben hat, die nicht auffällt und nicht geeignet ist, den leberwachten in seiner gesellschaftlichen Stellung und seinen Erwerbsverhältnissen zu schädigen. Ein Polizist, der zum Beispiel zum Arbeitgeber, welcher einen gesetzlich Ueber­wachten angestellt hat, geht und ihm sagt: Der Mann, den Sie da in Arbeit genommen haben, hat wegen Diebstahl zc. gesessen" ein solcher Polizist wird bestraft, und zwar von Rechtswegen.

Anders aber ist die Praxis den Sozialdemokraten gegenüber. Der Sozialdemokrat, der keines gemeinen, wohl aber des viel größeren Verbrechens sich schuldig gemacht hat, den gemeinen Verbrechern, Spizbuben und sonstigem Gesindel den Krieg auf Leben und Tod erklärt zu haben, wird deshalb, von den anderweitigen Verfolgungen und Maßregelungen hier abgesehen, unter polizeiliche Ueberwachung gestellt und das nicht durch Richtersspruch( was freilich auch keine nennenswerthe Garantie), sondern durch den Ukas irgend eines Polizei pascha's; und diese Ueberwachung wird in der rücksichtslosesten und niederträchtigsten Weise so ausgeübt, daß die Schädigung der gesellschaftlichen Stellung und der Erwerbsverhältnisse geradezu als 3 wed erscheint. Unsere Ausgewiesenen werden durch die Polizei systematisch außer Brod getrieben und der Existenzmittel beraubt. Es ist dies einer der infamsten Auswüchse des infamen Sozialistengesetzes. Vergangene Woche hat die französische   Nationalversammlung die Entschädigung der Opfer des Staatsstreiches vom 2. Dezember 1851 beschlossen wohlan, wenn die Zeit kommt, wo wir im Stande sind, mit unseren Verfolgern in's Gericht zu gehen, werden wir neben der kriminellen Bestrafung der Schuldigen auch die Entschädigung der Opfer fordern. Nur nicht aus der Tasche des Staates was eine arge Inkonsequenz , nein, a us der Tasche der Schuldigen selbst, die uns persönlich verantwortlich und haftbar sein sollen. Der Sozial­demokrat" hat diesen Gedanken schon ausgesprochen mögen die Ge noffen allerwärts sich mit ihm vertraut machen!

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Zur Illustration unserer Polizei eine kleine Anekdote. Seit 10 Tagen inquirirt unsere Polizei, deren Scharfsinn mit ihrer Wißbegierde unglüc licherweise oder glücklicherweise, je nachdem nicht gleichen Schritt hält, nach einem Fäßchen Bier, das anfangs voriger Woche, Sonn­tag oder Montag, in Borsdorf   getrunken worden sein soll. Statt des einen Fäßchens Bier, das sie suchte, fand die Polizei zwei Fäßchen, jedoch beide leer, und dieses Uebermaß von Erfolg hat ihre Kopfschmerzen beträchtlich vermehrt. Welches war das richtige Fäßchen und welches das falsche? Welches wurde sozialdemokratisch geleert und welches un sozial­demokratisch? Die biederen Offenbacher Wähler, die ihrem Abgeordneten ein Fäßchen zur Stärkung nach den parlamentarischen und nicht parla mentarischen Strapazen der letzten Monate zum Präsent machten, werden gewiß sehr starte Gewissensbisse empfinden, wenn sie erfahren, daß ihr Fäßchen zwar nicht Denen, die es getrunken, aber doch anderen Leuten entsetzliche Kopfschmerzen und obendrein der guten Seestadt Leipzig   ein paar hundert Mark für polizeiliche Recherchen getoftet hat.

bedroht ist! Daß ihr Bier so stark, das hätten die Offenbacher   bisher Das arme deutsche Reich, das von einem Fäßchen Offenbacher   Bier ficherlich nicht geglaubt.

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Aus Nürnberg   erhalten wir eine mit fünf Unterschriften ver­sehene Zuschrift, in welcher die Unterzeichner gegen einige in der Nürnberger   Korrespondenz in Nr. 23 des Sozialdemokrat" enthaltene Angriffe Verwahrung einlegen. Der gegen einen der Unterzeichner er­hobene Vorwurf des eigenmächtigen Verfahrens bei Vertheilung der qu. Sammlung sei nicht berechtigt, das Geld sei vielmehr nach der Kopfzahl der Familienangehörigen der betr. Ausgewiesenen vertheilt worden. Dem Kolberg   habe der Betreffende allerdings 20 Mark im Voraus gegeben, da derselbe auf Arbeit wartete, sich aber bereit erklärt, diese Summe event. aus eigener Tasche zu vergüten, was von der überwiegenden Majorität nicht angenommen worden sei.

Die Bemerkung, daß die Unterzeichneten in Wirthschaft und Fabriken für die Freiheit" agitiren, sehe einer Denunziation so ähnlich wie ein Ei dem andern.( Können wir nicht finden, denn erstens ist in der betr. Korrespondenz kein Name genannt worden und zweitens ist das Agitiren für die Freiheit" gar nicht verboten, sondern nur das Verbreiten.)

Die Unterzeichner seien nicht darüber empört, daß man sie überhaupt ausgeschlossen, sondern daß man sie ohne Red' und Gegenrede ausge­schlossen habe. Sie haben über unsere ehemaligen hervorragenden Partei­führer" nur die Angriffe wiederholt, welche denselben im Sozialdem." gemacht worden seien.(?)

Schließlich wird unserem Korrespondenten noch der Vorwurf gemacht, Er habe die allerdings wahre Mittheilung von einer Denunziation aus Privatrache schamlos schlau" an ,, vorstehenden Artikel" angeschlossen, um ,, natürlich" bei den auswärtigen Genossen ,, den Glauben zu erwecken, die Denunziation rühre von uns her."( Absolut unbegründet, denn die betreffende Mittheilung ist in unserer Korrespondenz in keiner Weise in Zusammenhang mit den Nürnberger   Dissidenten gebracht worden.) Dies der Inhalt der Zuschrift, von deren Veröffentlichung im Wort­laute wir wegen Raummangels. Abstand nehmen müssen.

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Sozialistische Presse und Literatur. In Lille  ( Nordfrankreich) erscheint seit Mitte Juli ein neues sozialistisches Blatt, " Le Forçat"( Der Galeerenstlave). Dasselbe ist frisch und lebendig geschrieben. Wir heißen den neuen Mitstreiter von Herzen willkommen. Vom Nationalkomite der französischen   sozialistischen   Arbeiterpartei geht uns das Protokoll des fünften französischen   Natio nalfongresses von Reims  ( Oftober 1881) zu, dessen Empfang wir hiermit dankend bestätigen. Das 125 Druckseiten starke Heft enthält außerdem die Resolutionen des Kongresses von Havre  ( Novem ber 1880), den Bericht der französischen   Delegirten zum Churer Welt­tongreß, das Antrittsmanifest des Nationalkomites und die Beschlüsse des dritten Regionalkongresses von Mittelfrankreich( Mai 1881). Preis: 1 Frank.

Unser Genosse Sketchley sendet uns seine Broschüre ,, The Irish Question, Political and Social", zu, die auf 23 Seiten ein reichhaltiges Material über den am irischen Volke begangenen Raub bietet. Sketchley ist selbstverständlich für Unabhängigkeit Jrlands und Nationalisirung des Grund und Bodens, und zwar soll die Expropriation in solcher Weise bewirkt werden, daß aller geraubte Boden ohne Ent­schädigung an das Land zurückfällt, die Besitzer von nachweislich gekauf­tem Boden aber nur den Kaufpreis abzüglich der vom Tage des Kaufes an erzielten Grundrente erhalten wenn dann überhaupt noch etwas

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übrig bleibt. Unser italienisches Bruderorgan ,, La Plebe" in Mailand  , welches eine Zeitlang nur 14tägig erschienen war, erscheint seit Mitte Juli wie­derum wöchentlich, und zwar in theilweise neuer Ausstattung. Glück auf!

- Schweiz  . Aus der schweizerischen Arbeiterbewegung sind einige recht erfreuliche Vorgänge zu berichten. Anfang Juli wurden in Bern  , der alten Patrizierstadt, bei den Großrathswahlen zum ersten Mal zwei Kandidaten der Arbeiterpartei gewählt. Der eine derselben, Genosse Bächtold, war lange Jahre Mitglied des Bundeskomite's des schweizerischen Arbeiterbundes. Diese Wahl hat den alten Parteien ge­zeigt, daß fie in Zukunft mit der Arbeiterpartei zu rechnen haben werden. Und das ist, wie die Verhältnisse in der Schweiz   liegen, eine große Errungenschaft.

Vom 22. bis 25. Juli fand in 3ofingen( Kanton Aargau  ) das Zentralfest der schweizerischen Grütlivereine statt, welches stets mit einem Kongreß verbunden ist. Die Grütlivereine sind keine ausgesprochen sozialistischen Organisationen, aber der Geist, in welchem sie geleitet werden, ist ein sozialistischer und ihr Organ, der Grütlianer", ein waderer Pionier für die Sache der arbeitenden Klassen. Das Fest war glänzend besucht, von auswärts waren gegen 200 Delegirte eingetroffen. Von den gefaßten Beschlüssen sind zu erwähnen: energisches Eintreten für Erweiterung des Haftpflichtgesetzes und glänzende Verwerfung eines Antrages auf Nichtzulassung von Deutschen   in den Grütliverein.

Im Kanton Zürich   hat bei einer am 30. Juli stattgehabten Nach­wahl die demokratische Partei mit ihrem Kandidaten gefiegt und dadurch die Macht der Liberalen, die seit 1875 ununterbrochen am Ruder waren, empfindlich geschwächt. Im Regierungsrath des Kantons sizzen jetzt drei Liberale und drei Demokraten. Für den vierten Liberalen, den vor Kurzem verstorbenen Regierungsrath Zollinger findet demnächst eine Neuwahl statt. Wenn nur der berühmte konservative Hauch", der nach den Bismarck  'schen Reptilien durch Europa   zieht, seine Dienste nicht ver­fagt! Die Schweizer   sind in dieser Beziehung komisch.

Hoffentlich werden in nicht allzulanger Zeit auch in Zürich   die schweiz  . Sozialisten ein Wort dreinzureden haben.

Die Organisation der deutschen Sozialisten in der Schweiz   macht tüchtige Fortschritte. Die alten Mitgliedschaften träftigen sich, und auch auf gewerkschaftlichem Gebiete geht es wieder vorwärts.

Belgien  . Aus Brüssel   erhalten wir das Programm eines neuen Vereins ,,, demokratischer Bund" genannt. Derselbe soll alle Schulen und alle Richtungen der Demokratie in einen brüderlichen Verband vereinigen, gleichzeitig die Furchtsamen beruhigen und den Vorgeschrittenen durch die in ihm enthaltenen Keime zu weiteren Fortschritten Genüge leisten. Die Einladung zu der konstituirenden Versammlung dieses Bundes ist unter Anderen unterzeichnet von unseren Freunden Bertrand, de Paepe 2c., so­wie von bisherigen Anarchisten: Delfosse, Verrycken u. s. w.

Da wir selbst dem Verhältnisse zu fern stehen; so lassen wir hiermit das durchaus sachliche Urtheil des belgischen Parteiorgans flämischer Zunge, Toekomst" folgen:

Mit Talent und Sachkenntniß zusammengestellt", sagt Toekomst vom Programm ,,, verräth es sofort die wackeren und bewährten Geister, die an demselben mitgewirkt. Warum aber das Wort Demokratie und nicht Sozialismus? Sie können doch keine Vorurtheile haben, sie, die alten Vorkämpfer der Volkssache? Hoffen sie Bourgeois damit zu fangen? Wenn ja, so wünschen wir ihnen vielen Erfolg, aber wir be zweifeln es. Die Umgebung, in der sie leben, das für den Fort­schritt einstehende Brüssel  " verleitet unsere Freunde. Dort macht sich der offene Klaffenkampf noch nicht so geltend wie bei uns. Bei uns gibt es fast teinen Platz mehr für Fortschrittler!-- Brüffel hat jederzeit hinlänglich talentvolle Advokaten und andere Elemente aus der Bourgeoisie für die Bolkssache geliefert, aber zu wenig entsprechend ent widelte Broletarier."

" In einer Zeit, wo die Klaffen sich mehr und mehr scheiden, wo die Erkenntniß immer klarer wird, daß wir einen Klaffenkampf, nichts als einen Klaffenkampf führen da hätten unsere Freunde in

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Brüffel begreifen sollen, daß ihre erste Pflicht war, sich vor allem an die sozialistische Partei anzuschließen, deren Programm anzunehmen und die für nöthig erachteten Aenderungen beim nächsten Kongreß zu beantragen." Wenn wir somit auch nicht voll und ganz mit ihrem Vorgehen einverstanden sein können, so begrüßen wir doch den neuen Klub unserer