„ Rohes Polizeigeficht!" Chor:„ Das stimmt anch!"
" Flacher Schädel!" Chor:„ Das stimmt!"
Das war dem Dicken doch zu arg, er kniff aus, und Dugende mit ihm, welche ihn bis vor das Haus des Kommissars Luda begleiteten. Spät mit bem letzten Zuge fuhr er, allerdings um eine Erfahrung reicher, aber noch immer nicht klug geworden, in Begleitung eines Soldaten mit aufgepflanztem Bajonnet nach dem Wupperthal zurück, um sich in nächster Zeit mit dem Elberfelder Staatsanwalt als Komiker weiter zu blamiren. Als der Herr im Wupperthale ankam, war dort folgendes Flugblatt verbreitet und angeklebt worden: ,, Arbeiter!
,, Seit mehreren Wochen befinden sich in Barmen zwei höhere Bolizeibeamte, welche es fich zum Geschäft machen, arme, in Noth und Elend lebende Ausgewiesene durch Bestechung und Versprechungen zu Spiteln und Verräthern an der Sache des Volkes zu machen.
" Der Erste ist ein dicker Herr, mit bekannten rohem Bolizeigesicht, blondem Schnurrbart, flachem Schädel, stark entwickeltem Freßwerkzeug, wohnt Poststraße 12. Der Andere hat dunkles Haar, Backen- und Schnurrbart, ift glatt gescheitelt und von mittlerer Statur. Wohnung: Bannewiese 9.
Noth und Elend einer- und das Gold andererseits vermochten, daß Einige zugesagt haben, Spizzeldienste zu verrichten und schon verrichtet haben.
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Arbeiter! So werden Eure sauer verdienten Steuergroschen verplempert. Haltet die Augen auf und sorget, daß die Niederträchtigkeit zu Schanden wird. Es lebe die Sache des arbeitenden Volkes!
Mehrere Arbeiter.
NB. Sollten Genossen die Namen der qu. Herren erfahren können, so bitten wir, dieselben in unserem Parteiorgan zu veröffentlichen."
Nachdem so der Katze die Schelle angehängt worden war, war es nicht mehr möglich, daß die Herren in ihren Wohnungen in Barmen verbleiben konnten, und sie gingen daher auf's Land". Haussuchungen in Ronsdorf und Remscheid bewiesen, daß sie das„ Nützliche" mit dem Angenehmen" zu verbinden wußten.
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In Solingen begannen sie damit, daß sie einem armen, in der Umgegend von Solingen wohnhaften Besenbinder einige Thaler gaben nebst einer Anzahl Exemplare des„ Sozialdemokrat", welche er den ihm bekannten Sozialdemokraten übergeben sollte". Der Mann vertheilte dem ihm ertheilten Auftrag gemäß ganz gehorsamst die Blätter an seine Nach barn und freute sich mit seiner Frau sehr über den gemachten Nebenverdienst. Da die Sache bald überall bekannt wurde, ließ man bei ihm sowohl, wie bei anderen Personen, um die Dummheit zu verwischen, eine Reihe Haussuchungen vornehmen, natürlich ohne etwas zu finden.
Da es wohl als sicher angenommen werden kann, daß im Kreise Solingen , der bei der letzten Wahl bekanntlich Rittinghausen zum Abgeordneten wählte, sonderbarer Weise kein einziges Exemplar vom Parteiorgan gehalten wird, so wird es den Herren wohl nicht möglich sein, ein solches abzufangen, wenn sie es nicht selbst vorher auf oben beschriebene Art verbreiten.
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( Schluß folgt.)
Sozialpolitische Rundschau.
Zürich , 25. April 1883. Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands . Die Parteivertretung hat sich im Laufe der vorigen Woche konftituirt. Die Zuversicht auf den endgiltigen Sieg der Sozialdemokratie ist seit dem jüngsten Parteitage in Kopenhagen unter den Mitgliedern unserer Partei im Steigen, da unwiderleglich dokumentirt ift, daß, abgesehen von einigen abweichenden Meinungen in taktischen Fragen, niemals die Einigkeit in der Sozialistischen Arbeiterpartei Deutschlands so groß war wie jetzt. Dem Ausnahmegesetz gebührt hiefür einiger Dant.
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Die Haltung der sozialdemokratischen Fraktion des Reichstages in Bezug auf die mit Polizeiparagraphen gespickte Gewerbeordnung 8- novelle war von vorneherein vorgeschrieben. Ganz abgesehen von dem Versuche, die obligatorischen Arbeitsbücher einzuschmuggeln, bemüht sich das neue Gesetz, ganze Klassen der Bevölkerung unter Polizeiaufsicht zu ftellen; mag man nun mit dem Treiben und Handeln irgend einer Bevölkerungsflaffe einverstanden sein oder nicht, für einen Sozialdemokraten gibt es nur eine Losung: Gleichheit vor dem Gesetz! Deshalb schon haben die sozialistischen Abgeordneten gegen jede Beschränkung der Gewerbefreiheit gestimmt. Aber auch der Grund, daß alle von der Polizei abhängigen Menschen leicht zu willenlosen Werkzeugen der Reaktion herabfinken, leitete die Abstimmungen gegen die Gewerbegefeßnovelle. Außer bei den Arbeitsbüchern, gegen deren Einführung auch ein Theil des Zentrums flimmte, gaben durchweg die Stimmen der Sozialdemokraten zu Ungunsten der Reaktion den Ausschlag, d. h. in allen den Fällen, wo die Anträge der Regierung und der Konservativen in der Minderheit blieben; diese Anträge waren durchweg vom Zentrum unterstützt, und wo, wie es häufig geschah, auch die Nationalliberalen sich denselben zuwandten, hatten die Reaktionsanträge immer die Majorität. Wir wollen hier einen Fall herausgreifen. Den sämmtlichen Handlungsreisenden, ob Kommis oder Prinzipal, ift gleich, woren besondere Legitimationskarten zugedacht, dabei aber sollte es der Polizei anheimgegeben werden, die fittliche Qualität dieser Herren zu prüfen und im Falle diese vor den Augen der Hochwohllöblichen nicht mit Ehren bestand, sollte dann die Polizei befugt sein, die Legitimation zum Reisen in Geschäftssachen der betreffenden Person zu versagen. Dieser unerhörte Angriff auf die Freiheit einer Klaffe der Bevölkerung, die bekanntlich im Großen und Ganzen die bitterste Gegnerin der sozialdemokratischen Bestrebungen ist, wurde lediglich durch die Stimmen der Sozialdemo traten im Reichstage zurüdgewiesen. 142 Abgeordnete stimmten mit Ja, 149 mit Nein, unter ihnen 8 Sozialdemokraten!
Zu dem Krantentassenversicherungs- Gesezentwurf resp. zu den Vorschlägen der vom Reichstag eingesetzten Kommission hat die sozialdemokratische Fraktion Verbesserungsanträge eingebracht, die allerdings von dem Reichstage nicht angenommen werden, die aber Zeugniß davon ablegen, daß bei einigermaßen gutem Willen seitens der herrschenden Klaffen auch bei den heutigen Zuständen schon Manches zum Wohle der arbeitenden Klaffe geschehen könnte. Die Ablehnung der sozialdemokratischen Vorschläge aber zeigt uns wiederum, daß der gute Wille bei der Regierung sowohl als bei den herrschenden Klassen fehlt. Heute wollen wir hier nur die Grundzüge der sozialdemokratischen Verbefferungsvorschläge andeuten. Nicht nur Lohnarbeiter sollen, wie es die Kommissionsvorschläge feststellen, dem Versicherungszwange unterliegen, sondern alle Angehörigen des deutschen Reiches, die das 15. Lebensjahr erreicht und weniger als 7, Mt. täglich an selbständigem Einkommen haben, und ferner die Lehrlinge aller Berufszweige. Nur zwei Arten von Versicherungskassen sollen nach geeigneten Uebergangsperioden bestehen, die Gemeinde krankenkassen und die Berufsfrankenkassen, und zwar in dem Maße, daß nur diejenigen versicherungspflichtigen Personen, welche nicht in einer Berufskranteutaffe untergebracht werden können, der Gemeindekrankenkasse angehören müssen. Die Wichtigkeit von Berufsgenossenschaften in Bezug auf foziale und politische Erkenntniß fann von einem Sozialdemokraten nicht unterschätzt werden. Bei allen Kassen aber, die aus irgend welchen äußeren Gründen, Epidemien u. s. w. in der betreffenden Gegend, resp. unter den Berufsgenossenschaften, ihren Zahlungsverbindlichkeiten nicht nachkommen können, soll die Staatstaffe eintreten. Die Einzelstaaten erhalten diese Auslagen durch das Reich vergütet. Da die Krankenkassenversicherung im Grunde genommen nichts mit den Bismarc'schen Reformen zu thun hat, so konnte die sozialdemokratische
Fraktion recht unbefangen an die Prüfung eines Gegenstandes gehen, der bei richtiger Behandlung einem allgemeinen Bedürfniß Abhilfe schaffen fönnte. Anerkannt ist dies Bedürfniß ja schon längst durch die Gründung der jetzt bestehenden zahlreichen freiwilligen Krankenkassen.
Die neue taiserliche Botschaft halten die Sozialdemokraten lediglich für ein Intriguenspiel des Fürsten Bismarck, der sich selbst zu schwach fühlt und nun nach Deckung sucht ob dieses Spiel ritterlich ist, lassen wir dahingestellt. In alten Zeiten deckte der Vasall den Fürsten, jetzt läßt sich der„ Vasall" so nennt sich Bismarck selbst gerne durch den Fürften becken. Kaiserliche Botschaften aber machen auf die Haltung der Sozialdemokraten keinerlei Eindruc.
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Wie die herrschenden Klassen die„ Sozialreform" verstehen. Aus kalt bei Köln schreibt man uns: Hier bestehen für die Arbeiter( abgesehen von den Privatkassen) hauptsächlich zwei Kaffen: die Humbold Krankenkasse und die städtische Krankenkasse. In letzterer ist unser gestrenger Herr Bürgermeister Thumb Vorsitzender. Weß Geistes Kind dieser natürlich„ arbeiterfreundliche" Herr ist, erhellt am Besten daraus, daß er vor Kurzem den im Vorstand befindlichen Arbeitern ins Gesicht sagte:„ Es ist gut, daß der Staat jezt das Krantentassenwesen in die Hand nimmt, dann haben die Arbeiter gar nichts mehr zu sagen!" Die Arbeiter hatten sich nämlich erfrecht", die angebliche ,, Selbstverwaltung" ernst zu nehmen, und einige Reform- Anträge im Arbeiter- Jnteresse zu stellen. Was die Aeußerung des Herrn Bürgermeisters betrifft, so bedarf dieselbe feines Kommentars. Sie zeigt uns, was man in den Reihen der kundigen Auguren unter der sogenannten„ Sozialreform" versteht, und ist deren schlagendste Kritik.
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Bürgerliche Moral und amtliche Moral. Eine erbauliche Geschichte. Seit längerer Zeit, schreibt man uns aus A a chen, hängt hier eine Anklage wider den Kommerzienrath Erdens in Bur scheid wegen Betrugs, welche Anklage jedoch, weil sie sich gegen einen reichen Fabrikanten und Kommerzienrath richtet, nicht aus dem hängenden Zustande herauskommen tann. Da der Fall außerordentlich lehrreich ist, und die Praxis der Fabrikherren kennzeichnet, so sei der Hergang und Sachverhalt hier erzählt. Befagter Erdens, ein Fabrikant, der auf 40,000-50,000 Thaler( nicht Mark) jährlichen„ Verdienst's" ( aus„ Arbeitergroschen") geschätzt wird, Mitglied des Kirchenvorstandes ist und als frommer Mann(!) streng auf Kirchenbesuch hält, namentlich in neuefter Zeit, seit die Anklage hängt", der auch sehr„ mildthätig" ist und z. B. zur Bethätigung seines praktischen Christenthums am hiesigen Polytechnikum ein Stipendium geftiftet hat besagter Musterfabrikant und Mustermensch wurde vor längerer Zeit von dem Arzte der Krankentasse, Dr. Lüth in Burscheid, beschuldigt, daß er die Arbeiter seit langen Jahren zu niedrig in die Krankenkasse einkaufe. Während nach dem von der Regierung zu Aachen genehmigten Fabritfaffenstatut jeder Arbeiter nach Maßgabe seiner Klasse I- V eingetauft, und für ihn entsprechend bezahlt werden muß, hat der Kommerzienrath Erckens seine Arbeiter nur in die niedersten Klassen ( I und II) eingekauft, was für ihn ein sehr profitables Geschäft ist. Die Klaffen entsprechen dem Wochenlohn, und so bezahlt der Fabrikant für die I. Klaffe( 1 Thaler Wochenlohn) 5 Pfennig wöchentlich, während für die V. Klasse( 5 Thaler Wochenlohn) 25 Pfennige wöchentlich an die Kaffe zu entrichten sind. Da die Arbeiter des Hrn. Erckens, obgleich fie praktisch- christlich ausgebeutet werden, doch mehr als 1 Thlr. die Woche verdienen, so ergibt sich das Betrügerische der kommerzienräthlichen Handlungsweise von selbst. Im Ganzen soll Hr. Erckens, der seit längerer Zeit dieser nützlichen Braris huldigt, die Fabrittasse um 90-100,000 Mart betrogen haben. Nachdem verschiedene Abrechnungen ftattgefunden, die Bücher der Fabrittasse vom StaatsUnterschleife entdeckt worden und noch zehn andere Fabrikanten prokurator in Beschlag genommen worden, hieß es, es seien weitere würden angetlagt werden. Dann wurde es aber wieder ganz still. Von Zeit zu Zeit taucht das Gerücht auf, ein Gerichtstermin sei angesetzt, es kommt jedoch nie zum Termin, und das Gerücht schläft ftets wieder ein. Erckens und Genoffen arbeiten mit Mitteln und Kräften bekannter Art, um die Sache zu vertuschen. Erckens zeigt sich überaus mildthätig, und verdoppelt seine chriftliche Liebe; er bewegt sich demonstrativ öffentlich, hat sogar seine Wahl zum Präsidenten der Handelskammer durchgesezt Alles mit der Betrugsantlage über seinem Haupt hängend.
Warum
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das ist nun die Frage warum hängt die Anklage? Und warum fällt das Schwert der Gerechtigkeit nicht auf die Schuldigen nieder? Warum gehen die Staatsanwälte und Richter, die so schnell bei der Hand find, einen„ Sozialdemokrat", der seiner Ueberzeugung treu bleibt und pflichtgemäß handelt, anzuklagen und zu verurtheilen, warum gehen sie nicht vor gegen diesen Betrüger im Großen? Etwa, weil er ein Betrüger im Großen ist? Wollen unsere Herren Staatsanwälte( Prokuratoren) und Richter den Verdacht auf sich sitzen laffen, daß sie dem Grundsatz huldigen:„ Die kleinen Spizbuben hängt man, die großen läßt man laufen"? Wollen sie? Jedenfalls verlangen wir Klarheit in dieser Sache. Und wir werden nicht ruhen, bis Klarheit geschaffen und den Schuldigen ihr verdienter Lohn geworden ist.
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- Rüdwärts, rüdwärts, Don Rodrigo! Oder: Der Starte weicht muthig zurück. Das ist die Devise der liberalfortschrittlichen Reichstagsmajorität geworden soweit bei der heute herrschenden Berfahrenheit und Berschwommenheit überhaupt noch von einer Reichstagemajorität die Rede sein kann. Erst war man sich darüber einig, daß der durch die taiserliche Botschaft" dem Jahren in der Luft schwebende und jetzt von dem Herrn Reichskanzler Reichstag hingeworfene Handschuh aufgenommen und der seit an den Haaren herbeigezogene Konflikt" endlich einmal zum Austrag gebracht werden müsse. Herr Richter( Eugen) war sehr tapfer, Jedermann war sehr tapfer. Eine Zurückweisung des Etats für 1884/85, nebst obligater gefinnungstüchtiger Adreßdebatte, war das Mindeste, was man thun wollte. Und nun? Ueber Nacht ist den liberal- fortschrittlichen Helden das Herz in die Hosen gefallen, die tapferen Vorsäge sind wie Seifenblasen zerplatt keine Adreßdebatte! Ja, Niemand will eine solche gewollt haben, und man wird Nichts thun. Nichts höchstens zu einem schwachen und heuchlerischen Protest gegen die Berathung des vorgelegten Unfallgesetzes erst nach dem Etat will die Fortschrittspartei fich emporraffen. Heuchlerisch denn die Fortschrittspartei ist wahrhaftig nicht begeistert für das Unfallgesetz und hat ganz wesentlich die bisherige Verschleppung desselben verschuldet. Kurz: Feigheit und Heuchelei! In diesen zwei Worten drückt sich die gegenwärtige Haltung der Liberalen und Fortschrittler aus.
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Wer beißt darauf an? Jezt oder nie! jubelt das„, christlichsoziale Korrespondenzblatt" wonnetrunken ob der neuen kaiserlichen Botschaft und wirft folgenden Köder aus:
,, Unberechenbar sind die Sozialdemokraten, die aber ihre Firma als Vertreter des arbeitenden Volkes liquidiren mögen, wenn sie sich gegen die kaiserliche Botschaft sperren". So viel gesunde Vernunft und Arbeiterfreundlichkeit trauen wir ihnen doch noch zu, daß sie es nicht thun werden! Wären diese Leute wirklich Politiker eine glänzendere Gelegenheit, sich und ihre Partei moralisch und gesetzlich wieder zu rehabilitiren, fann es für sie nicht wieder geben! Finden sie endlich den Muth, allen unfruchtbaren, nur für sie selbst verderblichen Phantastereien zu entsagen und sich vertrauensvoll und rück. haltlos auf den realen, auch ihnen gebotenen Boden der kaiserlichen Botschaft zu stellen, so sind sie kleine„ Herren der Situation", und
es wird mehr Freude über sie sein, als sie seither über sich selbst gehabt haben. Golbenere Brücken zur Rehabilitirung sind einer gesetzlich gemaßregelten Oppositionspartei bisher niemals gebaut worden. Wird man verstehen, sie zu überschreiten? Wir hoffen es zuversichtlich, wenn nicht von den sozialdemokratischen Führern, so doch von den Arbeitern, und auf diese, nicht auf jene kommt es schließlich an."
Mehr, wie den verlockenden Köder auswerfen, können wir ,, Phantasten" boch wirklich nicht thun. Also, wer beißt darauf an?
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Unser Genosse Stolle hat mit seiner Bemerkung, daß mit der Hebung der Sittlichkeit in den oberen Gesellschaftsschichten der Anfang gemacht werden müsse, und daß in den höchsten Kreisen, namentlich in den Offizierskreisen, die schamloseste raffinirteste Unfittlichkeit herrsche, einen richtigen Schuß in's Schwarze gethan. Das Wuthgeschrei Derer, die sich getroffen fühlen, die Zustimmungsbriefe, die aus allen Gegenden Deutschlands einlaufen, beweisen dies zur Genüge. Auch massenhaftes Material ist unserem Genossen in letzter Zeit zugegangen, und als er ein zweites Mal auf seine Behauptung zurückkam, und dieselbe im vollster Ausdehnung erhärten zu wollen versprach, da verhielten die Herren Minnigerode und Konsorten sich mäuschenstill. Stolle wird bei der dritten Lesung der Gewerbeordnungsnovelle sein Material dem Bureau des Reichstags zur Verfügung stellen; zur öffentlichen Mittheilung eignet das Meiste sich nicht die massenhaft vorliegenden Thatsachen sind zu schmutziger Natur. Mögen einige Zeitungen fortfahren, die Glaubwür digkeit unseres Genossen in Frage zu stellen das Publikum glaubt, was er gesagt hat, und die Einzigen, welche es nicht glauben, find Diejenigen, welche es wissen.
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Genug ein wahreres Wort ist niemals gesprochen worden und der niederschmetternde Beweis der Wahrheit wird für die heuchlerischen Zweifler viel zu frühe kommen.
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Die Berliner Bolizei ist von einem wahren Sittlichkeitsfieber ergriffen: nachdem sie die Zola'schen Romane als„ unmoralisch" tonftszirt, hat sie nun Boccaccio 's" Dekameron" dem gleichen Schicksal anheimfallen laffen, und dieses klassische Buch, an welchem die Menschheit sich seit 4 Jahrhunderten erheitert, auf dem Altar der Polizeimoral geopfert. Sonderbarerweise richtet sich dieses Sittlichkeitsfieber nur gegen Bücher und gegen Todte, während es die Lebenden, insofern sie zur Polizei in guten Beziehungen stehen oder gar zu ihr gehören, vorsichtig und sorgsam schont. So ist zum Beispiel ein aus dem( fittlichen!) Offiziersstand hervorgegangener Polizeibeamter gegenwärtig im Dienst, obgleich durch gerichtliches Erkenntniß festgestellt ist, daß derselbe sich der abscheulichsten Verbrechen gegen die Sittlichkeit schuldig gemacht und Orgien unbeschreiblicher Art gefeiert hat. Wir werden das Erkenntniß, welches sich in unserem Besitz befindet, vielleicht gelegentlich im Parteiorgan veröffentlichen natürlich mit hinweglassung gewisser, allzu schmutzige Details enthaltender Stellen. Der fragliche Beamte ist nicht nur nach wie vor aktiv im Dienst- es ist auch gar nicht einmal das Disziplinarverfahren gegen denselben eröffnet!
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Nachschrift! Das Verbot des, Dekameron" ist von der Staatsanwaltschaft gutgeheißen und vom Landgericht I zu Berlin bestätigt worden. Bravo! Die Wahlverwandtschaft unserer Richter und Staatsanwälte mit der Polizei ist damit auf's Neue konstatirt was freilich kaum mehr nöthig war, indeß immerhin festgenagelt werden muß.
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,, Gleiches Recht für Alle." Aus Karlsruhe schreibt man uns: Jn Durlach schlug Hauptmann von Putlig einen Soldaten beim Ererzieren derart, daß derselbe alsbald verstarb. Der Mörder befindet sich auf freiem Fuße. Näheres später.
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Die Wahl im 4. Berliner Wahlkreis wird in der nächsten Zeit noch nicht vor den Reichstag kommen. Wie unseren Abgeordneten mitgetheilt worden, befinden sich die Wahlakten seit Monaten auf der Staatsanwaltschaft, weil angeblich verschiedene Personen unberechtigter Weise sich am Wahlatt betheiligt haben und die Wahlakten zur Erbringung des Schuldbeweises gebraucht werden sollen. Auffallend ist die Langsamkeit, mit welcher die Staatsanwaltschaft in der Sache verfährt, obgleich Seitens der Wahlprüfungskommission wiederholt zur Eile gemahnt worden ist. In diesem höchst überflüssigen Hinschieben liegt offenbar Absicht.
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Wie's im Auslande ausschaut. Aus Frankreich ist zu melden, daß der Streit der Hafenarbeiter von Mar seille beigelegt ist. Die Arbeiter setzten nur einen Theil ihrer Forderungen durch. Um das schnelle Ende des Streits machte sich besonders der Abgeordnete Clovis Hugues verdient, der den Arbeitern dringend anrieth, fich friedlich mit den Arbeitgebern auseinanderzusetzen:„ der Streit bedente für sie das Elend." Wir stehen den Verhältnissen zu fern, um beurtheilen zu können, ob diese Furcht, sowie das Geschrei, der Streit in Marseille thue der Bedeutung dieses Hafens zu Gunsten Genua's Abbruch, nicht übertrieben war, find indeß eher geneigt, die Frage zu bejahen. Jedenfalls haben die Arbeiter wieder einmal die Kosten für die internationale Konkurrenz der Ausbeuter tragen müffen, ein Beweis, daß die soziale Frage national nicht gelöst werden kann. Aus Paris erhalten wir per Zirkular die Anzeige von dem bevorstehenden Regionaltongreß der Federation des Zentrums( Paris und Umgebung) der sozialistisch- revolutionären Arbeiterpartei( Programm von St. Etienne). Derselbe wird vom 13. bis 21. Maitagen. Die Tagesordnung ist eine überaus reichhaltige und umfaßt eine Anzahl theoretischer Fragen, sowie solche der Organisation und Taktik der Partei. Von den ersten heben wir folgende hervor: Ueber die Organis sation der öffentlichen Dienste in Staat und Gemeinde."" Ueber die Art und Weise und die Mittel des Austausches in Bezug auf die internationationale Produktion." Ueber die Auswanderung fremder Arbeiter nach Frankreich und die durch dieselbe hervorgerufene Lohnkonkurrenz." ,, Ueber die heutige Unfallversicherung der Arbeiter und die Nothwendigteit einer sozialen Versicherung" u. s. w. Man sieht, an Stoff zur Diskussion wird es dem Kongreß nicht fehlen. Möge das Ergebniß deffelben ein für die prinzipielle Klärung wie für den praktischen Kampf gleich günstiges sein! Jn Roanne ist unter den Musseliuweberu ein Streit ausgebrochen. Krapottin ist im Gefängniß von Clairvaux erkrankt. Gleichzeitig mit Genoffe Blum ist auch Genoffe Scheuermann aus Paris ausgewiesen worden, und zwar gleichfalls ohne jeden stichhaltigen Grund. In einer sehr energischen Erklärung des Cercle international" wird die begründete Ansicht ausgesprochen, daß Blum wie Scheuermann die Opfer eines schurkischen Denunzianten seien, den ihre Anwesenheit in Paris genirte, sowie der Feigheit der„ republitanischen Regierung". Wir kommen übrigens auf diese Ausweisungen noch einmal zurück.
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In England sind die Prozesse gegen die irischen Revolutionäre und Geheimbündler an der Tagesordnung. Nach Brady ist nun auch Curley auf die Aussagen des Schurken Carey hin, dem sich noch Carey's Bruder und J. Mullet als Kronzeugen zugefellt haben, wegen angeblicher Theilnahme an der Ermordung Burke's zum Tode verurtheilt worden. Nach Verkündigung des Urtheil's sagte Curley: Ich verlange teine Nachsicht von der britischen Regierung. England und ich sind unversöhnliche Feinde. Ich habe mein ganzes Leben lang der Revolutionspartei, den Feniern, angehört und werde ihr bis zu meinem letzten Athemzuge angehören. Nicht die Furcht vor dem Tode veranlaßt mich, zu reden. Der Tod ist hundertmal dem feigen Verrath