preußische Polizei ein mächtiges Motiv hatte, den ein äugigen Wolff aus dem Wege zu schaffen.

Und nun zu Frage 2:

If Polizeikommiffarius Engel in Altona   ein Mensch, dem ein der­artiger Mord zuzutrauen ist?

Polizeikommiffarius Engel ist notorisch ein roher, leidenschaftlicher Mensch, ohne alle sogenannten ,, fittlichen Prinzipien". Er hat zahlreiche Hand­lungen verübt, welche seine absolute Gewissenlosigkeit beweisen. Er hat ferner bei vielen Gelegenheiten einen entschiedenen Hang zur Grau­samteit betundet, und ist dabei von einem Servilitäts- Eifer besessen, der ihn fähig macht, auf einen Wint seiner Vorgesetzten jedes Verbrechen zu begehen, ja einem solchen Wink vorzugreifen. Dazu kommt, daß Engel, über den wir gelegentlich eine eingehende Charakterskizze zu bringen gedenken, mit großer, wahrhaft herkulischer Kraft ausgerüstet ist, während Wolff sehr schwächlich und federleicht war, so daß seine Er­drosselung und Aufknüpfung einem kräftigen Mann wenig Schwierig­teiten bereitete.

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Genug Jedermann, der Engel kennt, wird die Frage 2 mit Ja beantworten.

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Doch, so wendet man vielleicht ein," warum einen M or d annehmen, wo für einen Selbstmord so mancherlei Gründe sprechen? Wolff war sehr aufgeregt, die lange Gefängnißhaft hatte ihn natürlich auch physisch geschwächt, seine Widerstandskraft gebrochen ist es nicht wahrscheinlich, daß der Merger, um seine Rache betrogen zu sein, und die Aussicht, auf unbestimmte Zeit wieder in die Gewalt seiner Feinde zu kommen, ihn zum Selbstmord getrieben haben?"

Die Annahme hat auf den ersten Blick mancherlei für sich, würde übrigens die Polizei nicht viel entlasten, denn an Stelle eines direkten Mordes hätten wir einen in diretten Mord, das Werk planmäßiger Verfolgung.

Wer sich aber die Persönlichkeit Wolff's vergegenwärtigt, wer da weiß, wie zerrüttet und verkommen der Mensch war, traut ihm nicht die Energie zu einem Selbstmord zu.

Werden nicht neue Thatsachen zu Tage gefördert, welche den Selbst­mord beweisen, so müssen wir daher der Volksstimme Recht geben, welche den Tod Wolff's auf Mord und nicht auf Selbstmord zurückführt, und den Polizeikommissarius Engel in Altona   als Mör­der bezeichnet.

Wir werden die Sache weiter verfolgen!

Sozialpolitische Rundschau.

Airuf.

Zürich  , 30. Mai 1883.

Ju Folge einer Judigestion", wie die Blätter schreiben, ist Herr Madai, der Reichsspigelminister, vorige Woche vom Schlage getroffen worden. Man denke, welche Gefahr für die Reichs­hauptstadt im Speziellen und die Reichsherrlichkeit im Allgemeinen! Glücklicherweise befindet sich der Oberschutzengel Berlins   wieder auf dem Wege der Befferung. Für Arbeiter, welche das Wort Indigestion nicht tennen, bemerken wir, daß es auf deutsch   Verstopfung heißt, ein Uebel, an welchem alte Gourmands auf deutsch   Leckermäuler meist zu leiden haben. Und Madai ist bekanntlich ein großer Gourmand vor dem Herrn. Die Geldaristokratie Berlins   weiß davon zu erzählen. Herr Madai ist auch durchaus kein Antisemit. Er frißt ebenso gern bei reichen Juden wie bei seinen christlich- germanischen Stammesgenoffen. Ganz Besonderes soll er im Vertilgen von Hummersalat und Lachsmajon naise leisten.

swichen auch unt' yoyu pur emen Stranfen" haben, rufen wir zu: Denkt an das Elend der Ausgewiesenen! Wie manchen Ausweisungsbefehl, der eine brave Arbeiterfamilie in namenloses Elend stürzte, mag der Sybarit unterzeichnet haben, wenn er vollgefressen von einem leckeren Mahle kam! Für ihn und seinesgleichen kennen wir tein Mitleid, sondern nur ein Gefühl: Haß und Verachtung!

Neuern Nachrichten zufolge soll Herr Madai sich nicht nur über­fressen, sondern auch sternhagelvoll gesoffen haben. Dies würde aller­dings den zeitweiligen Berlust der Sprache" auf die natürlichste Weise erklären.

Der Standal muß arg gewesen sein. Man spricht bereits von Urlaub, von Ruhestand und vom Nachfolger, Prinz Handjery! Der wäre allerdings der Würdigste für diesen Posten.

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Feuilleton.

Bergangenheit und Gegenwart des russischen Sozialismus.

I.

In dem in Nr. 20 des Sozialdemokrat" erwähnten Kalender der Narodnaja Wolja  " befindet sich ein auch für Nichtrussen ebenso inter­effanter als lehrreicher Artikel von P. Lawroff Blick auf die Ver­gangenheit und Gegenwart des russischen Sozialismus". Da uns der beschränkte Raum dieses Blattes leider verbietet, den Artikel wörtlich wiederzugeben, so wollen wir es versuchen, den Lesern des Sozialdemo­frat" in gedrängter Form den wesentlichen Inhalt desselben mitzutheilen. Lawroff geht davon aus, daß in der russischen sozialistisch- revolutio­nären Bewegung eine Kombination zweier Grundmomente zu Tage tritt: der Kampf der herrschenden Gesellschaftsklassen gegen den absolu tistischen Bolizeistaat behuss Erringung politischer Rechte und Freiheiten fällt zusammen mit dem Kampfe der fortgeschrittenen Intelligenzen gegen das Kapital für die ökonomischen Rechte des Arbeiters. Nach einem Vergleich der geschichtlichen Entwickelung Rußlands   mit der abweichenden geschichtlichen Entwickelung des antifen und modernen zivilifirten Europa  ; erinnert er daran, daß, als 1826 die Dekabristen in Rußland   die Rolle der spanischen   und italienischen Revolutionäre wiederholen wollten, die Thatsachen bewiesen, daß es in der herrschenden Klasse an jeglicher Orga­nisation mangelte, um die Vertreter des vorgeschrittenen politischen Ge­dankens in ihrem Versuche, der ökonomisch herrschenden Klasse politischen Einfluß zu verschaffen, zu unterstützen. Die Thatsachen lehrten auch, daß zwischen den intelligenten Kämpfern für die politischen Rechte und dem arbeitenden Volle Rußlands  , meist Bauern und Leibeigne, eine Kluft bestand, die eine Wiederholung der Pariser Erhebung von 1789 oder 1830 eine Erhebung des Volkes unter Leitung der vorgeschrit tenften Geister in Rußland   unmöglich machte. Die Dekabristen  , welche dem Galgen und der Deportation überliefert wurden, hinterließen den aufgeklärten Elementen Rußlands   die Verpflichtung, das Alleinherrscher­thum zu bekämpfen, zu untergraben und zu stürzen. Dies war aber nur möglich durch Organisation der oppofitionellen Kräfte und durch Be­feitigung der Kluft, welche zwischen der intelligenten Klasse und den Bolksmassen bestand.

Da tritt der Sozialismus in den Lehren St. Simon's, Fourier's und Owens auf die Bühne der Geschichte. Am Ende der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erschallen die Worte: Proletarier aller Länder ver­einigt Euch!", und die Junitage 1849 vernichten für jeden aufmert­samen Beobachter das Hirngespinnst der Harmonie zwischen Kapital und Arbeit.

Der Sozialismus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konnte nur ein revolutionärer fein, eine Organisation der Arbeiterklasse zu einer politischen Partei, welche als Ziel hat den Sturz der ökonomischen und ftaatlichen Organisation der tapitalistischen Bourgeoisie. Die vorgeschrit­tenen Elemente Rußlands   sahen sich in den 40er Jahren vor die neue Aufgabe gestellt, die mit der von den Dekabristen dem russischen Libera­

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Der Maskerade in Moskau  , genannt 3zarenfrönung, ist vorüber. Die Ordnungspresse jubelt vor Entzücken, daß dieser tolos­salfte humbug des Jahrhunderts ohne Störung verlaufen ist. Es wäre auch in der That schade gewesen, wenn diese Jammerkomödie, bei der die Gottesgnadenhelden der ganzen Erde entweder allerhöchftselbst" oder durch irgend einer der speziell für solche Zwecke erfundenen Prinzen allerdings eine sehr theure Erfindung- vertreten waren, wenn diese Jammerkomödie durch irgend ein unliebsames Ereigniß" unterbrochen worden wäre. Nein, fie mußte programm mäßig verlaufen, sie mußte der Presse von den servilen Hofflatschblättern bis zur demo­fratischen Frankfurter Zeitung  " Gelegenheit geben, fich in ihrer ganzen Erbärmlichkeit zu prostituiren, fie mußte die Hohlheit, den Wahn­sinn des Gottesgnadenthums vor aller Welt bloslegen.

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Durch eine Bajonnettalle e" von vier Reihen Stärke vor seinem , jubelnden" Volte beschützt, an dreiviertelsleeren Tribünen, auf denen obendrein jeder zweite Mann ein Geheimpolizist, an Häusern mit ver­schlossenen oder polizeilich überwachten Fenstern vorbei, schlottert der " Selbstherrscher aller Russen" zur militärisch und polizeilich überwachten Kirche, um sich allerhöchsteigen händig die Krone auf seinen allerdurch­lauchtigsten Schädel zu drücken. Dieser sichtbare und vergängliche Schmuck Deines Hauptes," salbadert dazu der Oberpfaff, ist ein Sinnbild dessen, daß Dich Chriftus, der König der Ehren, selbst durch seinen Segen unsichtbar frönt zum Haupte des großen, russischen Boltes." Die Statiften­rolle, die dem König der Ehren" da zugemuthet wird, ist wirklich außerordentlich ehrenvoll. Anderswo begnügen sich die Pfaffen damit, den Segen herabzuflehen," hier muß der Sohn Gottes auf Kommando segnen. Weh' ihm, wenn er es nicht im selben Augenblick thut, wo der Zzar sich die Krone aufsetzt! Der Bien' muß!

Aber and Gott der B a ter, ber eigentlich nicht der Vater ist, wie jeder Bibelkundige weiß, hat sein Amt, er muß dem Kaiser, wenn der­felbe wie ein Kartenkönig Reichsapfel in die linke und Szepter in die rechte Hand nimmt, die Alleiaherrschaft verleihen, und endlich tommt auch das dritte Drittel der Dreieinigkeit, der heilige Geift, der bekanntlich bei der Jungfrau Maria das ganze Unheil angerichtet hat, und spendet, als Siegel seiner Gabe" die unentbehrliche heilige Kaiser­schmiere. Vor zwischen und nach diesen heiligen Akten Glockengebimmel­gebammel, mehrere hundert Kanonenschüsse und Hurahgebrüll aus 30,000 Branntweintehlen, läßt sich etwas Erhabneres, Imposanteres vor ftellen? Unmöglich. Die preußischen Hofkreaturen sind daher ganz un­glücklich, daß eine so ehrwürdige" Feier nicht auch zu Hause möglich ist. Bei diesen Lenten heißt es nämlich: Je fauftdicker der Blödsinn, um so - ehrwürdiger.

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Nach der Maskerade die Farce. Diese besteht in den in die Welt hin­austelegraphirten sogenannten Straferlassen. Thatsächlich werden von denselben nur die gemeinen Spizbuben profitiren. Alles, was an­geblich den politischen Verurtheilten 2c. zu Gute kommen soll, ist an zwei Vorbedingungen geknüpft, die dem Begriffe der Amnestie schnur­strats widersprechen: Von den Einen wird sichtbare Neue" und gute Führung" verlangt, worüber natürlich die Gouverneure und sonstige Hentersknechte befinden, von den Andern, den Emigranten, ausdrückliche Verpflichtung zur Treue gegen Kaiser und Gesetz. Mit andern Worten: Abschwören der bisherigen Gesinnuung. Darauf wird sich natürlich kein Mann von Charakter einlaßen.

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Damit aber auch die große Masse des Volkes vom Humbug ihren Theil abbekomme, ist auch ein großer Steuererlaß d. h. keine Herab­setzung von Steuern, sondern ein Erlaß der Zahlung der Steuern r i d- stände aus dem letzten Quartal proklamirt worden. Wie ist aber das möglich? wird Mancher denken; Steuerentlastung, wo doch die Krönung so tolossale Extratoften man spricht von 50 Millionen Rubel ursacht hat? O, die Sache ist furchtbar einfach. Die Staatsdruckerei hat sehr leistungsfähige Maschinen, man gibt daher für den Ausfall neue Kassa­scheine aus, und die Geschichte ist erledigt. Das Volt weiß ja nicht, hak, es felbft kayift. meldes hier, daß man ihm mit der einen Hand fiir die Verschlechterung der Bethe doppelt nimmt, was man ihm mit der anderen angeblich schenkt. Und die es merken, dürfen es nicht sagen.

Denn die Presse bleibt geknebelt, von politischen Reformen keine Spur, auch nicht der Schatten einer Konftitution. Die gehofft und geharrt, find gefoppt und genarrt. Bei der Masse wird der Krönungsrausch schnell verschwunden sein, um so bitterer werden ihre dentfähigen Elemente Elend und Knechtherrschaft empfinden. Die Täuschung ist ungestört vor sich gegangen, die Enttäuschung wird ihr folgen, und dann wird von Neuem der Ruf ertönen: Nihilisten vor!

Man hat das Gefühl," sagt das fonservative Deutsche Tage­blatt" bewundernd, daß es unendlich schwierig sein werde, irgend etwas in die zu Recht bestehenden Institutionen das Selbst­herrscherthum ist gemeint dieses Staates neu einzufügen." Nun wohl,

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lismus vererbten Aufgabe, der Beseitigung des Alleinherrscherthums, zu­sammenfiel. Die Mehrzahl der russischen Liberalen verschloß die Augen jedoch vor der neuen geschichtlichen Strömung. Indeffen waren die Elementaraufgaben der neuen Geistesrichtung schon damals in den 40er Jahren verstanden und klar aufgestellt von einem Manne, deffen hervorragendes, glänzendes und sympathisches literarisches Talent ihm einen überwältigenden Einfluß auf seine Zeit­genossen verlieh. Lebensgewohnheiten und persönliche Beziehungen feffelten Alexander   Herzen noch an die alte Welt des politischen Radikalis­mus, aber erkannt hatte er es zur Genüge, daß die schwächlichen Gesell­schaftssäulen" vernichtet werden müssen, daß die Religion der heran­nahenden Neuschöpfung nämlich der Sozialismus ,, die ganze alte Welt mit ihrem Recht und ihrer Repräsentation, mit ihrer Kirche und ihrem Gericht, mit ihrem gemeinen und Zivilgesetzbuch vollständig verneint"; daß es gerade der Feind von Rechtswegen" der gegen wärtigen bürgerlichen Ordnung der Proletarier, der Arbeiter ist, der die Erbschaft der alten Welt anzutreten und einen neuen Abschnitt der Geschichte zu eröffnen hat. Herzen bedauert den Untergang der alten Welt, die ihm Alles gab, an die er mit Tausend Fäden geknüpft war, als er sich aber gezwungen sah, seinen Gegensatz zum russischen Zaren­thum, zu diesem fortdauernden Verbrechen", präzisen Ausdruck zu geben, da konnte er nicht anders, als sich als unverbesserlichen Sozialisten" zu bezeichnen. Die Aufgabe der ökonomischen Umwälzung war für   Rußland als untrennbar von der Pflicht hingestellt, das Alleinherrscherthum zu haffen, zu untergraben und zu vernichten. Die im Reime erstickten, an fich schwachen, aber von der Gensdarmeriepolizei ins Ungeheure auf­gebauschten Versuche der Petraschewzy( 1849) waren schon mit rein sozia­listischen Bestrebungen durchsetzt. Allerdings hatte dieser Sozialismus viel Verwandtschaft mit den Utopien des 19. Jahrhunderts.

In den 50er Jahren ward eine weitere literarische Kraft zum Zentrum einer geistigen Bewegung in   Rußland, einer Bewegung, die noch bedeut­samer wurde, weil sie bestimmter und schärfer, als es Herzen gethan, den Unterschied der neuen Kulturbewegung vom europäischen poli­tischen Liberalismus hervorhob.

Unter den unerbittlichen Schlägen der nüchternen Kritik Tscherni schewsky's und der höhnenden Sprache des" Swiftok" zerfielen die Schattengebilde der liberalen Traditionen. Die russische Jugend der Mittel und Hochschulen brach vollständig mit ihnen.

Die russische revolutionäre Bewegung blieb von der Verführung, den alten ausgefahrenen Weg der Bourgeoisieopposition zu betreten, verschont. Die politischen Liberalen verloren für immer die Möglichkeit, an die Spitze einer revolutionären Bewegung gegen den Absolutismus zu

treten.

Es folgt nun eine kurze geschichtliche Uebersicht der Verhältnisse in  Rußland zur Zeit der Internationale. Wir entnehmen derfelben folgende Ausführungen:

Unter diesen Bedingungen begann die Thätigkeit der revolutionären Elemente des intelligenten   Rußland. Sie hatten von den   Dekabristen den Haß gegen den Absolutismus, vom Nihilismus des Anfangs der sechziger Jahre die Entschiedenheit übernommen, mit den heuchlerischen Einbildungen des rein politischen Liberalismus zu brechen; fie erhielten

wenn es so schwer ist, neues einzufügen, so wird wohl zuerst das Ver­altete ausgeschieden werden müffen. Was nicht biegen will, muß brechen.

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Eine Verschwörung gesucht. Wenn der Frühling kommt, schreibt man uns aus   Leipzig, schlagen die Bäume aus, und wenn der Sommer kommt, entdeckt die   Leipziger Polizei in dem belagerten Kleinparis Verschwörungen, geheime Organisationen und sonstige Sünden gegen den heiligen Geist des Sozialistengesetzes es ist das eine naturgesetzliche Noth­wendigkeit. Der Frühling bringt die Wärme, welche den Saft in die Bäume treibt, und der Sommer bringt den 29. Juni, an welchem Tage vor zwei Jahren der Kleine" verhängt ward, und an welchem Tage seitdem er alljährlich erneuert werden muß. Nun ist sonderbarerweise unsere Polizei von der Modekrankheit der politischen Heuchelei so stark ange­tränkelt, daß sie sich verpflichtet hält, für die Verlängerung des Kleinen" Gründe" vorzubringen. Statt einfach zu sagen: als Werkzeug unserer reaktionären Staats- und unserer reaktionären Stadtbehörden verlängern wir im Interesse der Reaktion den Belagerungszustand, will unsere Polizei partout den höchft überflüssigen und obendrein unmöglichen Beweis erbringen, die Verlängerung sei im Intereffe der öffentlichen Sicherheit nothwendig. Es ist das eine Schwäche, und zwar eine recht lächerliche Schwäche, denn unsere nationalliberalen Bourgeois von der   Leipziger Tageblatts- Sorte find so wie so für die Verlängerung, und den anständigen und vernünftigen Leuten wird sie durch keine Polizei­gründe plausibel gemacht. Wie dem indeß sei, wir sind jetzt von Neuem in der Periode der Gründe- Sucherei"; und so haben denn dieser Tage wieder zahlreiche Haussuchungen und sogar etliche Verhaftungen statt­gefunden. Belastungsmaterial" ist natürlich nicht entdeckt worden. Man schlägt aber Lärm, und wird wohl à tout prix einen Prozeß inszeniren, der schließlich zur Krönung des Gebäudes in Ermanglung einer juristi schen Verurtheilung die Weihe einer oder mehrerer polizeilicher Ausweis ungen erhalten wird. Denn inzwischen ist der Kleine" zum zweitenmal verlängert,- und einen anderen Zweck hat die

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bie Bolizeigeſchichte ja nicht. In der Affaire Künzel ist von mehreren, nicht zur Partei gehörigen Freunden der Wittwe Künzel's an das Ministerium ein Gesuch gerichtet worden, dahin gehend, es möge dem Schwager Künzel's die Erlaubniß zur Rückkehr nach   Leipzig ertheilt werden, damit er für den Unterhalt der Wittwe und ihrer Kinder sorgen könne. Vor sechs Wochen schon ging das Gesuch ab, und das praktische Christenthum" des Herrn Noftiz­Wallwitz ist so mächtig, daß er bis heute noch keinen Bescheid gegeben hat! Die unglückliche Wittwe, die soeben von einem fünften Kinde entbunden worden ist, mag verhungern! Herr von Nostiz- Wallwitz leidet ja teine Noth.

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Wunderbare Jdeenverbindung. Ju   Berlin wurde am 24. Mai die zweite Internationale Hundeausstel Iung" eröffnet, und zwar durch den Direktor Dr. Bodinus, welcher wie es im antisemitisch tonservativeu Deutschen Tageblatt" heißt nach kurzem Resumé über die Bedeutung des Hundes mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser schloß". ???!!

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- Die Frage der Verlängerung des Sozialisten gesetzes fängt jetzt an, in der deutschen Presse diskutirt zu werden. Und zwar ist es die nationalliberale Presse, welche das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hat und mit Hartnäckigkeit das Gericht aussprengt,   Bismarck habe nicht nur die Verlängerung des Sozialistengesetzes beschlossen, sondern sich auch dahin geäußert, daß er den Reichstag auf­lösen werde, wenn dieser in die Verlängerung nicht willige. Die dem Fürsten Bismarck nahestehenden Blätter, z. B. die Nordd. Allgemeine  Zeitung" und die" Post", haben zwar die Mittheilung der nationallibe­ralen Blätter für absolut unbegründet erklärt, allein das Gericht wird trotzdem weiter kolportirt. Nun fällt es uns nicht ein, den Dementis der Bankkantschen Allgemeine Deitung und der" Post" irgend welche Bebeu­tung beilegen zu wollen, trotzdem dünkt es uns sehr wahrscheinlich, daß Bismard in Bezug auf die Verlängerung des Sozialistengesetzes noch teine festen Beschlüsse gefaßt hat er hat ja noch ein volles Jahr Zeit! Für ihn ist die Frage der Verlängerung des Sozialistengesezes überhaupt feine sehr wichtige, um so wichtiger ist sie aber für die Herren Natio nalliberalen, welche in den meisten Gegenden   Deutschlands nur unter dem Schutze des Ausnahmegesete's vegetiren und durch dessen Abschaffung einfach selber abgeschafft würden. Daher der Eifer für die Verlängerung; und was man wünscht, das glaubt man so gerne. Der Wunsch ist der Vater des Gedankens", sagt das englische Sprichwort.

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Ein allgemeiner   deutscher Handwerkertag" tagte vom 20.- 23. Mai in   Hannover. Macher und Leiter desselben

eine wissenschaftliche Stütze im Arbeitersozialismus der Internationale und standen unter dem frischen Eindruck des revolutionären Heldenthums der Pariser   Kommune. Sie übernahmen die gefährliche und gewaltige Pflicht, Mittelpunkt einer neuen revolutionären Bewegung zu werden. Als Basis dieser Bewegung sollte der russische Bauer dienen, in dessen Haß gegen die herrschenden Klassen man ein Element von Klassenbewußt­sein zu finden erwartete, ähnlich dem Klassenbewußtsein, das im Westen als reale Grundlage der Arbeiter Verbindungen diente. In den alten Tradi tionen des großrussischen Gemeindeeigenthums an Grund und Boden, in der Solidarität des Mir"( Kommune) und der Artel"( genossenschaft­liche Arbeits- und Konsumvereine) sahen die revolutionären Sozialisten fertige Elemente sozialistischer Solidarität. Sie beschloffen das volle Programm des westeuropäischen revolutionären Arbeiter sozialismns als Grundlage ihrer Vereinigung zu nehmen und in ihre Reihen einer­seits Alles zu ziehen, was der traurige Liberalismus Aufrichtiges und Energisches enthielt; andererseits aber einen möglichst großen Theil der Bauernschaft.

Energische Propaganda in den intelligenten Kreisen und im Volke war die erste Aufgabe. Man mußte eine sozialistisch- revolutionäre Literatur orga­nifiren, man mußte ins Volt gehen und ihm das sozialistische Evangelium verkünden. Darüber herrschte Einigkeit unter Allen. Weiter aber be­gannen Meinungsverschiedenheiten, in denen zum Theil die für   Rußland eigentlich bedeutungslose Settirerei sich abspiegelte, die damals eben in der Internationale entstanden war, in denen aber auch die Komplizirtheit der russischen sozialen Aufgaben sich wiederfand, die an sich die Folge war der Rückständigkeit der politischen Verhältnisse des russischen öffent­lichen Lebens, während es sich doch jetzt um einen Klaffenkampf handelte. Zu gleicher Zeit, als in   Rußland die Organisirung einer geheimen revolutionären Partei die erste Stelle eingenommen hatte, trug der Ein­fluß des bakunistischen Anarchismus in die sich neuorganisirende Partei Forderungen von Selbstständigkeit der Person und der kleinen Gruppe" hinein, die kaum jemals mit einem Komplott gegen die gegenwärtig bestehende Ordnung vereinigt werden können.

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Da nun die revolutionären Intelligenzen einzig und allein Mittelpunkt einer Parteiorganisation werden konnten, dem Volte aber das Verständ­niß für die den Intelligenzen eigen gewordenen Ideen vollständig mangelte, die revolutionären Jdeen der Zeiten Pugatschew's abgeblaßt waren, der Fetischismus des mythischen Zaren bedeutend verbreitet war was die Hauptsache war gar teine Verbindung zwischen den verschiedenen Ortschaften bestand, eine Verbindung, die die Grund­bedingungen der Organisation einer Volkspartei ausmacht so schien es natürlich, die Erwerbung von Wissen( als Machtmittel des Kampfes) und die Vorbereitung einer Revolution im Volke zur Aufgabe des ersten Parteiternes zu machen. Die Gruppen der Anarchisten" stellten dem die Behauptung entgegen, daß die revolutionären Instinkte im Bolte lebendig seien, daß es ein Leichtes sei, jegliche Dorfgemeinde zum Aufstand zu bringen", daß das Wissen ganz unnöthig sei zur Hervor rufung einer revolutionären Bewegung in einem absolut unwissenden Volke.

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