Gefühl gegen Thiere zeigt. Folgen wir dem Philanthropen auf seine Spuren.

Kürzlich starb Georg Ulrich, der 42 Jahre in der Neumühle" ge­arbeitet und dort die allerbesten Zeugnisse erhalten hatte. Er erhielt dort Fr. 5,50 als Taglohn. Da geschah es eines Tages, daß er in der Fabrik verunglückte, einen Finger verlor, eine Lungenverlegung und zwei Rippen­brüche erlitt. Ulrich erholte sich nicht wieder von dem Unfalle, sondern tränkelte und schlepp te fich mühsam zur Arbeit, wo seine Kräfte nicht mehr zur Ausfüllung seines Boftens ausreichten. Man schob infolgedessen Ulrich der Reishauer'schen Werkzeugfabrik zu, wo er human behandelt wurde. Sechs Jahre füllte Ulrich, so schwer es ihm auch wurde, den neuen Platz getreulich aus, aber die Kräfte des Invaliden schwanden, die Schmerzen nahmen immer mehr überhand, so daß er vor zirka 14 Monaten auf's Krantenlager geworfen wurde, um sich nicht wieder zu erholen, Der Mann befand sich bald in einer bedrängten Lage. Freunde wandten sich an den Thier- Philanthropen Gonzenbach, ihn dringend er­suchend, für den langjährigen treuen Arbeiter seines Geschäftes etwas zu thun. Doch umsonst. Es war ja nur ein Mensch, ein alter Lohnsklave, der der Hilfe bedurfte, und kein alter Hund, der uns treulich hat be­wacht", darum mochte er auch Herrn Gonzenbach's wegen verderben. Daß die erschundenen Ersparnisse während der langwierigen Krankheit aufgezehrt worden und daß sich die Wittwe in der Nothlage befindet, braucht kaum hinzugefügt werden, Herr Gonzenbach wird sich wohl nicht darum fümmern. Die Moral von der Geschichte kann sich der Leser wohl selbst ziehen.

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Aus der Schweiz  . Die schweizerische Arbeiter­bewegung, die sich von dem Zusammenbruch des schweizerischen Arbeiterbundes bis jetzt noch nicht erholt hat, scheint nunmehr einen ernsthaften Aufschwung nehmen zu wollen. Seit einiger Zeit ist in den verschiedenen Organisationen die Jdee der Einberufung eines allgemeinen schweizerischen Arbeitertages zur Diskussion gestellt werden und hat über­all lebhaften Anklang gefunden, so u. A. jüngst in Biel   bei einer Zusammenkunft deutscher Arbeitervereine der Westschweiz  , so neuerdings in Zürich   und an verschiedenen anderen Orten. Die schweizerische Landesausstellung in Zürich   bietet einen vorzüglichen Anlaß dazu, daß die Verfertiger der daselbst ausgestellten und nun von aller Welt be­wunderten Produkte nun auch ihrerseits zusammenkommen und den Blick des Volkes auf die Kehrseite der Medaille lenken: das Elend, die Nothlage und die Leiden der wirklichen Produzenten. Daß fie be­rathen, wie sie es anstellen, daß sie nicht in alle Ewigkeit verdammt sind, das Aschenbrödl zu sein, das von der guten" Zeit nur Ueberarbeit hat, auf welches aber von der schlechten der Löwenantheil abgewälzt wird. Besprechung über die Lage der Arbeiter in der Schweiz  , und Besprechung der anzustrebenden praktischen Maßregeln zur Befferung derselben, das wird auf ökonomischem und sozialpolitischem Gebiet die Tagesordnung des Arbeitertages sein müssen, an welche sich anzuschließen hätte die Frage der möglichst schlagfertigen Organisa­tion der Arbeiter. Natürlich wird es sich da nicht um ein Aufgehen der verschiedenartigen Organisationen in einander handeln können wäre bei der eigenthümlichen Lage der Dinge in der Schweiz  , wie der Arbeiterbund gezeigt hat, kaum rathsam wohl aber, um ein festeres Aneinanderschließen, um eine stärkere gegenseitige Unterstützung, mit einem Wort um eine Kräftigung des Gedankens der Solidarität. Denn nur durch gemeinsames Arbeiten wird der mächtigste Feind der Arbeiter­fache erfolgreich bekämpft der Jndifferentismus und die kleinmüthige Verzagtheit.

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das

Aus Frankreich  . Seit dem 10. Juni erscheint der Prole­taire" als tägliches Blatt. Wenn wir auch in vielen Dingen, wie man weiß, mit seinen Leitern nicht übereinstimmen, so kann uns das doch nicht hindern, der sozial- revolutionären Arbeiterpartei, deren Organ er ist, zu diesem bedeutenden Fortschritt aufrichtig Glück zu wünschen. Mögen die Opfer, welche sie gebracht hat, nm das tägliche Erscheinen ihres Organs zu ermöglichen, durch entsprechende Erfolge belohnt werden!

Die französische   Regierung beeilt sich, das Beispiel des russischen Czaren nachzuahmen. Zur Feier des Nationalfestes am 14. Juli will sie nämlich eine politische Amnestie eintreten laffen, die, gleich der russischen, keine Amnestie ist. Erstens soll sie nur auf die Verur­theilten von Monceau- les- Mines Anwendung finden und auch für diese nur in Herabminderung der Strafen bestehen. Mit Recht findet diese Art Amnestie den lebhaftesten Widerspruch in den sozialistischen   Blättern.

Rußland. Väterchen" ist nun auch in Petersburg   gewesen, und da der Wolff'sche Telegraph uns berichtet, daß er dort mit un­beschreiblichem Jubel" empfangen worden sei, so wird es wohl wahr sein, denn das Wolff'sche Telegraphenbureau ist mindestens so unabhängig, als die Norddeutsche Allgemeine Zeitung". Jetzt wird sich Alexander der Muthige in Peterhof von der Angst erholen, die er während der letzten vier Wochen ausgestanden hat. Schade übrigens, daß die servile Presse, die über Alles und Jedes mit der Wichtigthuerei einer geschwäti­gen Kammerjungfer zu berichten wußte, und nicht auch über den -Wäscheverbrauch des Selbstbeherrschers aller Reußen" etwas mitgetheilt hat.

Am allerservilsten in der ganzen deutschen   Presse was doch gewiß viel sagen will ist übrigens das eingesalbte Herrscherpaar im Deut schen Tageblatt" angewinselt worden. Dieses Blatt hat dem echten Ger­manenthum", als dessen Hüter es sich mit Vorliebe aufspielt, da ein würdiges Zeugniß ausgestellt. So erbärmlich zu bauchrutschen, das ist allerdings ein Kunststück, um das der elendeste köter den deutschen Mann", der die Krönungsartikel dieses deutschesten aller deutschen  " Blätter geschrieben, noch beneiden dürfte. Und dabei vergeffe man nicht, daß Alexander III.   ein ausgesprochener Feind des Deutschthums- aller­ist, der seinem Haß nur nicht dings nicht dieses Deutschthums offenen Ausdruck zu geben wagt, und zwar aus Furcht vor den Nihilisten.

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,, Die Nihilisten, sagt der Deutsche  " Tageblattsudler, kann ich nur mit Wegelagerern vergleichen. Nicht wahr, ein echter deutscher  Köter?

Seien wir indeß nicht ungerecht. Auch ein großer Theil der repu blitanischen" Preffe Frankreichs hat sein Möglichstes im Auwedeln des Zaren geleistet, und zwar in der Hoffnung, dieser werde Frankreich  dereinst zur Revanche" gegen Deutschland   verhelfen. Sehr richtig führt die Bataille" in einer ihrer letzten Nummern aus, daß der rus­fische Despot unmöglich mit der französischen   Republit ernsthaft sympathifiren tann, sondern gleich seinen sämmtlichen erlauchten Bet­tern" in Europa   naturnothwendig darnach trachten muß, der Republik  den Garaus zu machen, das revolutionäre Frankreich   einem Gottes­gnadenthümler auszuliefern. Nur die revolutionäre Jdee, die in den Staaten dieser Sippschaft Boden gefaßt hat, setzt sie außer Stande, ihrem Haß durch die That Ausdruck zu geben, die Revolutionäre im eigenen Lande lähmen die kriegerischen Gelüfte dieser Gottesgnadenhelden. Die Revolutionäre Rußlands  , die Sozialisten Deutschlands  , die Irländer Englands, die schwarze Hand" Spaniens  , das seien die Blizableiter gegen die Unwetter, die die französische Republik bedrohen.

Es wäre sehr zu wünschen, daß diese Erkenntniß in Frankreich   von weiteren Kreisen getheilt würde.

Kehren wir zu Rußland   zurüd, so wollen wir noch die erhebende Thatsache mittheilen, daß Väterchen" bei der Jubelfeier des Probre­schansti'schen Regiments vor versammeltem Kriegsvolt ein Glas Wuttki von anständiger Dimension auf einen 3ug geleert hat. Mit diesem schönen Zug hat er sich, heißt es, die Herzen aller Soldaten ge­

wonnen!

In all diese Freude plagte die Nachricht von den Bauern­unruhen im Kreise Woronasch, bei denen das Militär von den Bauern mit blutigen Köpfen heimgeschickt wurde, wie eine Bombe hinein. Erhöht wurde dieser fatale Eindruck noch durch eine neue Nummer der Narodnaja Wolja  ", die mit denselben Gründen, die wir bereits vor drei Monaten entwickelten( in Nr. 11), auseinandersetzt, warum es die Revolutionäre für gut hielten, die Krönung nicht zu verhindern, die aber ankündigt und durch ihr bloßes Dasein den Beweis liefert, daß die revolutionäre Partei noch tampffähig dasteht und entschlossen ist, den Kampf weiter zu führen bis zum Sturze des Alleinherr­scherthums.

Korrespondenzen.

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Mecklenburg  , im Mai. Ab und zu müssen wir wohl auch aus dem Lande der Obotriden etwas hören laffen, damit die Genoffen draußen im Reiche nicht denken, wir seien ganz und gar eingeschlafen. Als loyale Unterthanen" wollen wir mit unserem Laudesvater" begin­nen, denn obgleich der unerbittliche Tod uns vor einigen Wochen erst ben vielgeliebten Landesvater" Friedrich Franz weggeholt hat, so haben wir jetzt zur Beruhigung der Herren Bayer, Sonnemann und Ge­noffen sei dies bemerkt schon einen andern, und zwar heißt auch dieser " Friedrich Franz". Wenngleich derselbe eines Lungenleidens wegen sich in Italien   aufhält, so wacht er doch mit derselben landesväterlichen Huld" wie sein hochseliger" Papa über seiner Unterthanen" Wohl und Wehe so versichert uns wenigftes die liberal- konservative Presse des Landes, und die muß es ja wissen.

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Was nun den verstorbenen Landesvater" anbelangt, so war die Schweiswedelei, die sich gelegentlich seines Todes kundgab, geradezu etel­haft. Allen voran zeichnete sich darin wie natürlich, recht und billig unser liberales Bürgerthum" aus. In der Preffe wurde der Ver­ftorbene als einer der besten" unter den deutschen   Fürsten und als Kriegsheld" gefeiert. Wie weit das erstere zutrifft, mag dahingestellt bleiben, zumal wahrhaft nicht viel dazu gehört, besser zu sein, als etwa der knabenliebende König Einsiedler" in Bayern   oder dessen Nachbar, der über Weiber und Pfaffen verrückt gewordene Landesvater" der Herren Bayer und Retter. Aber den Verstorbenen auch als Kriegshelden und bedeutenden Heerführer zu feiern, dazu gehörte, nach dessen schmäh­lichen Mißerfolgen an der Loire   und bei Orleans  , eben die Unverschämt heit eines liberalen Zeitungsschmierers. Daß durch die sechswöchentliche Landestrauer der ohnehin sehr darniederliegende Geschäftsgang noch mehr gestört wurde, braucht wohl kaum erst erwähnt zu werden. In Rostock  und den meisten anderen Städten des Landes wurde über die Unver­schämtheit, einer ganzen Anzahl von Personen für sechs Wochen den Ver­dienst zu schmälern oder ganz zu entziehen, auch weidlich räfonirt, nur Schwerin   ertrug diese sehr empfindliche Anziehung des Schmachtriemens mit stoischer Geduld. Diese Stadt hat von jeher unter der landesväter­lichen" Fürsorge ihrer Fürsten so viel gelitten, es wurde hier jeder industrielle Ausschwung oder die Anknüpfung von Verkehr nach Außen so künstlich verhindert, daß die Bürger dieses modernen Schilda es gar nicht mehr empfinden, wenn ihnen von oben herab auf Wochen der färgliche Verdienst auf's Gröbste geschmälert wird. Haben doch die loyalen Bewohner der ,, Residenzstadt  " den Vorzug, daß sie sich vor jedem fürstlichen Lakai oder vor jeder mit dem fürstlichen Wappenochsen ge­schmückten Equipage, ohne Rücksicht darauf, ob dieselben leer oder nicht, in den Staub bücken dürfen, und vollzieht sich ja diese Prozedur bei schlankem Leibe beffer, als wenn der Magen ordentlich satt und voll­gegeffen ist.

Aber nun zu etwas Erfreulicherem.

Als Beweis dafür, daß im Lande mit dem Ochsen im Wappen" die Sozialdemokratie nicht todt ist, mag den Genossen die Thatsache dienen, daß wir zu Pfingsten eine Landeskonferenz abgehalten haben, welche aus verschiedenen Orten des Landes besucht war. Neben einer Besprechung der Kopenhagener Kongreßbeschlüsse wurden besonders die Fragen der Agitation und der nächsten Reichstagswahlen in Erwägung gezogen. Daß der Kongreß, trotz Bismarck Madai, so prächtig verlaufen, wurde allgemein freudig begrüßt und fanden die dort gefaßten Beschlüsse allseitige Zustimmung. In Bezug auf Agitation sollen die Berbindungen soweit sie noch fehlen wieder hergestellt werden und möchten wir

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die Genossen in Mecklenburg  , welche auf der Landeskonferenz nicht ver­treten waren, hiermit auffordern, durch Vermittlung der Redaktion des " Sozialdemokrat" oder auf anderen ihnen bekannten Wegen mit uns in Verbindung zu treten. Wir wollen und müssen bei den nächsten Reichs­tagswahlen auf dem Platze sein; dies ist aber nur möglich, wenn von langer Hand her und wohl überlegt die Vorbereitungen dazu getroffen

werden.

Zum Schluß mag hier noch einiger Vorfälle Erwähnung geschehen, welche auf unsere Frommen" und die mit ihnen koalirte Beamtenwelt und die dort herrschenden sittlichen Zustände arge Streiflichter werfen. Vor ungefähr 3 Monaten erhängte sich in Schwerin   ein Beamter, starter Siebziger, und zu gleicher Zeit wurden mehrere Kollegen des sauberen Patrons gefänglich eingezogen. Grund: grobes Sittenvergehen, ausgeführt an schulpflichtigen Kindern. Ein anderer Beamter, Angestellter an der Schweriner   Domkirche, ein sehr frommer und gottesfürchtiger Mann, wurde dieser Tage zu einjährigem Gefängniß verurtheilt. Grund: ein in des Wortes vollster Bedeutung viehisches Verbrechen, aus­geführt in dem Pferdeftall eines hochadeligen Herrn.

Dies find so die Stützen des heutigen Staates!, welche, nachdem sie in der Moltke'schen Bildungsanstalt dressirt worden, berufen sind, das Volf zur irdischen und himmlischen Glückseligkeit zu leiten.

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Erfurt  , Ende Mai. Letzten Sonnabend den 26. d. Mts. ist es uns wieder einmal gelungen, unsere hochwohlweise Polizei, als Antwort auf ihr Verhalten gegen Genoffe Kayser, recht gründlich zu überrumpeln, was fie Tags darauf durch eine Jagd auf Rothwild zu konstatiren noch den Muth hatte. Leider war fie, wie fast immer, auch da ein paar Stunden zu spät aufgestanden. Nun, sie mag sich trösten, es geht ihren " Schwestern" im Reiche nicht anders.

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Wir haben nämlich unter unverdächtiger Flagge eine bis auf den letzten Platz besuchte Versammlung abgehalten, in gegen 600 Personen welcher Genoffe Hasenclever das nene Krankenkassengesez und im Anschluß daran das projektirte Unfallversicherungsgesetz in recht scharfer und drastischer Weise beleuchtete. Bei seinem Auftreten mit stürmischem Beifall begrüßt, führte er u. A. aus, daß bei unserem ausgebildeten Klaffen- und Intereffen Staat für die Arbeiter nie etwas Gutes heraus­kommen werde, und selbst wenn es der heutigen Regierung wirklich mit den Reformen Ernst wäre, so könnte sie doch der Ausbeutung durch das Kapital nicht wirksam entgegentreten, da der heutige Staat ja nur von Rothschild   und Konsorten regiert wird. Hasenclever   schloß seinen oft von fürmischem Beifall unterbrochenen Vortrag mit folgenden Worten: Bei Berhängung des Sozialistengesetzes und in der kaiserlichen Botschaft ward betont, daß die Regierung es als ihre Aufgabe erkenne, das 2008 der gedrückten Arbeiterklasse zu erleichtern. Es wird also anerkannt, daß man durch das Ausnahmegesetz nicht einzelne Personen, sondern die ge­sammte Arbeiterklaffe treffen wollte. Die bisher gemachten Reform­Vorschläge find aber nicht im Stande, die Wunden zu heilen, welche das Ausnahmegesez den Arbeitern geschlagen hat. Nicht endenwollender Beifall brach bei diesen Worten des Genossen Hafenclever aus. Nach einer kurzen Bause wurde alsdann folgende Resolution verlesen:

Die heutige öffentliche Versammlung der Erfurter   Krankenkassen­Mitglieder und deren Vorstände erklärt sich mit den Ausführungen des Reichstagsabgeordneten Wilhelm Hasenclever   voll und ganz ein­verstanden und ist überzeugt, daß nur ein Sozialdemokrat in der Lage ist, die Arbeiter Intereffen, welche in Krankenkassen- Angelegen­heiten von größter Bedeutung sind, im Reichstage voll und ganz zu vertreten.

Nachdem dieselbe von einem hiesigen Genossen noch recht warm em­pfohlen worden war und derselbe die Versammlung aufgefordert hatte, bei den kommenden Wahlen zu zeigen, daß die Arbeiter von dieser Er­kenntniß wirklich durchdrungen find, wurde die Resolution ein ft im. mig angenommen.

Hierauf wurde die Versammlung mit einem dreifachen Hoch auf Genoffen Hasenclever und einem solchen auf die Sozialdemo tratie geschloffen..

Unsere Bewegung am hiesigen Orte schreitet in jeder Beziehung rüstig vorwärts, namentlich ist auch seit dem Kongreß der Abonnenteuftand unseres Parteiorgans hier am Ort bedeutend gestiegen. Ich schließe mit dem Rufe: Hoch das Banner! D. a. H.

München, Ende Mai. Unsere liebe Polizei hat endlich wieder ein­mal verschiedene großartige Entdeckungen gemacht, die aber selbstver­ständlich für Jedermann tiefes Geheimniß find. Nicht einmal über die Art dieser Entdeckungen dringt etwas in die große Menge, was bei der bekannten Redseligkeit unserer Staatsretter den Verdacht erweckt, es sei überhaupt nichts zu verrathen. Indeß das find boshafte Menschen, die so urtheilen, die Polizei hat was entdeckt, und zwar was Bedeutendes, denn es genügte ihr, wieder einmal Razzia" unter den amtsbekannten Sozialisten zu veranstalten. An Einem Tage wurden ca. 40 Haus­suchungen, zwei Tage später bei denselben Leuten etliche 20 Haussuchungen abgehalten. Gefunden wurde allerdings blutwenig, wenigstens nichts Verwerthbares. Derartige Exkursionen scheinen für die Polizeier sehr nothwendig zu sein, damit sie nicht vor Faulheit schließlich ver faulen. Schlafen und Trinken, darin besteht ihre Hauptthätigkeit. Nur abwechs­lungshalber werden hie und da einige Brutalitäten und sonstige Gewalt­afte verübt.

So suchte die Gensdarmerie von Giefing vor Kurzem sich dadurch munter zu halten, daß sie einen einsam seines Weges wandelnden Fuhr­mann dermaßen durchprügelte, daß derselbe acht Tage lang im Kranken­haus lag. Wie verlautet, wurde erst auf Einschreiten der Kranken­hausverwaltung die Sache näher untersucht. Ein anderer Polizist, der Kommiffär Blaberer, hält seine Frau so knapp, daß dieselbe ihren Lebensunterhalt durch Stehlen erwerben muß. Beim Bierwirth Trost ließ dieselbe ein 20- Markstück, einige Stränge Wolle, Leintücher, Kouvert­decken u. dergl. verschwinden; gebratene Kalbsfüße kann sie auch ge­brauchen. Die Bestohlene machte die vorschriftsmäßige Anzeige, worauf fie fofort die entsprechende Entschädigung erhielt, doch eine öffentliche Verhandlung wurde unterdrückt: dafür übten einige der bethei­ligten Frauen Lynchjustiz an der Frau Kommissärin" und prügelten dieselbe weidlich durch. Das genügte dem bairischen Rechtsbegriff und beide Theile waren darob zufrieden. Derselbe Blaberer wollte des Standals wegen aus dem bislang bewohnten Hause ausziehen, und be­auftragte seine Schwägerin mit dieser Prozedur. Der saubere Herr hatte vergeffen, die Miethe zu zahlen und mußte ohne Möbel abziehen. Kurz vorher brachte der Hallunte ein 17jähriges Mädchen und deren Mutter in viermonatliche Untersuchungshaft. Er behauptete auf seinen Diensteid, erstere triebe gewerbsmäßige Unzucht, letztere begünstige dieselbe. Nach vier Monaten stellt sich heraus, daß das Ganze er­logen ist. Dem Mädchen und ihrer Mutter wurde Ehre und Freiheit genommen, der Schuft bleibt Polizeier trotz geschworenen Meineids. Man fieht unser" Michel macht Schule.

Mit der hiesigen Bewegung könnte es etwas beffer stehen, doch brauchen wir nicht zu verzagen. Die korrupten Parteien unserer alten Gesell­schaft, insbesondere unsere Herren Patrioten, machen Riesenanstrengungen, um sich so schnell und so gründlich als möglich abzuwirthschaften. Der rothe Stundenzeiger.

Briefkasten

der Redaktion: Freund in Nirgendsheim: Brief und Korrespon­denz erhalten. Letztere in nächster Nummer. In Sachen der beiden ,, armen Reisenden" demnächst Authentisajes, da der Attentäter" J. in den nächsten Tagen hierherkommt. Für heute nur soviel, daß der be­tannte phantasievolle Herr wieder einmal stark geflunkert hat. der Expedition: Brieftaube: Mt. 29,- à Cto. Abon. 2c. erh. Mtse. Adr. geordn. B. Pl. Harburg  : Mt. 1,- pr. Ufd. dkd. erh. O'ftrß: Fr. 70 f. Schft. erh. H. O'strß: Fr. 4,75 f. Shft. und Fr. 10,- pr. Ufd. dkd. erh. K. 2. Wormser: Fr. 150,- à Cto. Ab. und Bf. v. 5/6. erh. Alles berücksichtigt, aber wir haben doch auch allerwärts dran müssen! Commerzienrath jr.: Mt. 150

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am 8/6. durch H. zugestellt. Bfl. Weiteres.- v. Lsingn. verlorne Wette: Fr.-, 60 d. Agfd. dkd. zugew. Fiskus von Venedig  : Fr.-, 20 f. Schft. erh. Für die ersten 2 Expl. der Nr. 24 aus der Maschine: Fr. 1, und Fr. 1, für Rabatt a. Schr. pr. Agfd. dkd. erhalten. Botofude: Mhrbstllg. notirt. Weiteres bfl Schorse: Mt. 100,- à Cto. durch H. erhalten. Rftd.: Mt. 32,80 à Cto. erh. Bf. erh. Rother Voigtl.: Ist besorgt. M. wird gesperrt, wenn nicht regulirt wird. P.-G. 18. fächs. Wahlkr.: 15,000 Bfmt. dtd. erh. und weiter beforgt. A. Sch. Glasgow: Mt. 44, Ab. 2. Qu. u. Schft erh. Sog. abgg. Johannes B.: Mt. 9,- Ab. 2. u. 3. Ou. erh. Serie 2 A. B. Bern  : nach Vorschr. abgeg. Mt. 2, d. Ufd. dkd. zugew. Fr. 48, Ab. 2. Qu. erhalten. Mertens u. Sons Shop Neu- York: Fr. 45,55 f. d. sozial. Abg. durch Berggren dkd. erh. Peter: Mt. 18,- à Cto. Schft. 2c. gutgebr. Der getreue G. M.: Mt. 16,-- Ab. 1. und 2. Qu. Schrft. c. über Canton in China   nach 12- wöchentl. Jrrfahrt erh. Nach Berechnung v. 2 Expl. S." u. Schft. verblieben Mt. 4,-, welche dem Agfd. dkd. einverleibten. Bfl. am 10/6. Weiteres. Bäff: Dant. Seit den anderthalb Jahren ist Norbert Zoula auch wahrscheinlich wieder von Wien   abgereift. Schorse: Bf. v. 8/6. Der Bekannte: am 12/6. beantw. Adr. 2c. besorgt. Mehrbstllg. notirt. P. R. vom 10/6. hier. Gut. M. St. Pst: öwfl. 1,05 f. Schft. erh. Sdg. am 12/6. abgg. Neckar  ; Fr. 4,60 b. 1. u. 2. Qu. u. Schrft. Sth. H.: Fr. 1,10 f. Schrft. erh. Bruno: Mhrbstllg. und Schft. notirt. Bfl. am 12/6. Weiteres. Veilchenstein: Ber. v. 11/6. erh. und besorgt. Sch. A. in Thgn.: Mt. 7,20 Ab. pr. Apr. erh. Weiteres notirt. Mtgldschft. Vevey  : Fr. 3,50 f. Saft. d. K. erh. H. B. Olten  : Fr. 2,70 f. Schft. erh.

erh.

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Für die streikenden Weber in Meerane  ( Sachsen  ) find ferner bei uns eingegangen:

Dtschr. Ver. St. Jmier: Fr. 5,-, Dsche. Soz. Lausanne: Fr. 12,50, von einem Mitglied des Dtsch. Ver. Zürich  : Fr.-, 50, Dtsch. Arb.- Ver­Biel: Fr. 16,40, vom rothen Regelklub das.: Fr. 1,60, von Berner Ge­nossen u. Frd.: Fr. 30,- gesammelt f. d. unterdrückten Weber in M. gegen ihre Ausbeuter, Spenglerfachverein Zürich: Fr. 20,-, worüber hiermit dfd. quittiren und im Weiteren auf den Bericht in heutiger Nr. verweisen.

Frauenfeld   Bureifenden Parteigenoffen zur Nachricht, daß das gofal hiesigen vereinigten Sozialisten sich in dem ,, alten Schüßenhaus" befindet. Gleichzeitig zeigen wir an, daß unsere Versammlungen und Diskussionsstunden regelmäßig jeden Montag Abend stattfinden.( 1.-) Die Sozialisten in Frauenfeld  .

Soeben ist( in Broschüren form) erschienen und durch uns zu beziehen:

Protokoll

des

Kongresses der deutschen Sozialdemokratie

zu Kopenhagen   1883.

Preis: bei Einzelbezug 20 Pfg.( 25 Cts.), bei größeren Bezügen ent­sprechender Rabatt. Nur gegen Baarvorauszahlung. Expedition des Sozialdemokrat" Volksbuchhandlung

Hottingen Zürih.

Deutsche   Sozialisten Zürich  .

Freitag, 15. Juni, Abends 8 Uhr, im Restaurant Widder, Ede Rennweg und Augustinergaffe, im oberen Saal

Gemüthliches Zusammensein.

Bekann: gabe des Hamburger Wahlrefultats.

Die Vertrauensleute.

Schweizerische Genossenschaftsbuchdruckerei Hottingen  - Zürich  .