leicht bekömmt der Bürgermeister auch eine Auszeichnung dafür, daß er in Oos eine sozialdemokratische Versammlung vermuthete! Es geht doch nichts über patentirte Ehre!
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Ein zweites liebes Stückchen von Offiziers- und anderer Ehre aus unserer Metropole des Südens, aus der doppelt bewäfferten Stadt Mannheim nebst Umgebung.
Letzte Ostern sollte daselbst ein Kind von 13 Jahren konfirmirt werden. Die hohe Geistlichkeit und die Schulbehörde fanden es aber für angemeffen, dasselbe nicht in Gemeinschaft mit den andern Kindern zur heiligen Kommunion" gehen zu lassen, denn besagtes Kind war -schwanger und zwar schwanger von einem Dragonerlieute nant, Namens Grabert( der Welter e), der früher in Mann heim , später bei dem 1. Leibdragoner- Regiment in Schwetzingen , diente. Trotzdem das Strafgesetzbuch unzüchtige Handlungen, verübt mit Kindern unter 14 Jahren, nach§ 176 des R.-St.-G.-B. mit hoher Strafe bedroht
Zuchthaus bis zu zehn Jahren- trotzdem, daß die Behörden Kenntniß von dem Verbrechen hatten, wurde kein Strafver fahren eingeleitet! Nun, in einem solchen Falle kann der Staatsanwalt sein Gewissen beruhigen, denn erstens liegt kein förmlicher Strafantrag vor( die Eltern des Kindes sind alte, schwach sinnige Leute; und der Vater ist kürzlich aus Kummer geftorben) und zweitens war es ja ein Offizier, der das mit Zuchthaus bedrohte Verbrechen beging, deffen patentirte Ehre viel vertragen kann. Grabert ist auch auf Urlaub, und wird vielleicht demnächst bei einem andern Regiment mit Avancement und Orden eintreten.
Wir werden nächstens für noch mehr Lesestoff für Herrn Buttkamer Sorge tragen. Für heute gute Verdauung, Du Wächter der fitttlichen Ordnung!
Anil
Und Ihr Minnigerode und Konsorten, wie gefällt Euch dieser Kamera d"? Schneidiger Kerl, nicht wahr? Es lebe die patentirte Ehre! Der schwarze Rothe.
Sozialpolitische Rundschau.
3ürich, 20. Juni 1883.
Das Wahlresultat in Hamburg bedeutet einen großen Sieg unserer Partei über Sozialistengesetz und Fortschrittshumbug. Mit 9077 Stimmen ist unser Genosse Bebel als erster aus der Wahlurne hervorgegangen, der Fortschrittler Rabe brachte es nur auf 6469, der ,, liberale" Roscher gar nur auf 4555 Stimmen. Nur in der hochgradigen Agitation des Jahres 1878 hatte es unsere Partei im ersten Hamburger Wahlkreis zu einer größeren Stimmenzahl gebracht
10,490, aber auch die Gegner hatten damals zusammen über 13,400 Stimmen: noch nie ist jedoch das Verhältniß unserer Stimmen gegenüber denen der vereinigten Gegner fo günstig gewesen, als diesmal! Muthig vorwärts, ihr waderen Pioniere im ersten Hamburger Wahltreis, der Sieg muß schließlich doch noch Euer werden!
Ueberaus kläglich nimmt sich nach den hochirabenden Reden der Fortschrittler das von ihnen erreichte Resultat aus. Noch in der letzten Reichstagsfitzung prahlte Herr Eugen Richter :" Niemand hat so sehr zu bedauern als wir, daß Herr Bebel in Hamburg nicht auftreten kann. Als ihm in Mainz gestattet war, in einer Versammlung als Kandidat zu reden, war die Folge, daß er bei der Wahl gegen die Fortschrittspartei unterlag"-nun, in Hamburg hatten ein halbes Dutzend Fortschrittsgrößen gesprochen, voran der große und berühmte Eugen, und siehe da! ganze 6469 Stimmen waren die Frucht dieser außerordentlichen Agitation. Der große Engen tann auf die überzeugende Macht seiner Redekunst stolz sein.
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Was aber die Flunkerei bezüglich der Mainzer Wahl anbetrifft, so genügt der Hinweis auf die Thatsache, daß Bebel trotz des wohlberech neten Sprengungs" manövers der Fortschrittler seinerzeit über 8400 Stimmen erhielt, während Liebknecht mit 8104 Stimmen gewählt worden war, um die Wahrheitsliebe des edlen Ritters Eugen zu charaterisiren. Wenn den Fortschrittlern wirklich damit gedient wäre, daß Bebel in Hamburg öffentlich auftritt, so brauchten sie ihm nur in ihren Versammlungen das Wort zu geben. Aber ste hüten sich schönstens, und Niemand mehr als Eugen, der muthige Phrasenheld.
Aufgepaßt! Wir haben Grund zu glauben, daß die deutsche Polizei jetzt, da der Reichstag geschloffen ist und dessen Tribune unsern Abgeordneten für längere Zeit nicht mehr zu Gebote steht, in noch rücksichts- und schamloserer Weise als bisher vorgehen, und namentlich durch Massenhaussuchungen Material für allerhand Prozesse herbeizuschaffen bemüht sein wird. Die Wuth über den Kopenhagener Kongreß, der Herrn Ma da i einen Schlaganfall zugezogen hat, ist nicht ertaltet. Nur getraute man sich nicht, so lange der Reichstag versammelt war, gewisse Schritte zu thun, die im Reichstag zu unbequemen Debatten geführt hätten. Die von dem preußischen Regierungsvertreter Wey
spuit om sitando omis
Feuilleton.
Vergangenheit und Gegenwart des russischen d Sozialismus. did Jum
dinige III. ( Schluß.)
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Auf den Kongressen im Sommer 1879 vollzog fich die Scheidung der Narodwolzy( Anhänger der letzteren) von den Tschernoperedjelzy( Anhänger der ersteren Richtung die Nanten der periodischen Organe als Fraktionsbenennung. Anm. des Uebersetzers.) Das im Oktober 1879 erschienene Organ der Narodwolzy stellte als nächste Aufgabe der revolutionären Bewegung die Einberufung einer tonftituirenden Versammlung auf, in welcher den Elementen aus dem Volte ein solches Uebergewicht angewiesen werden soll, als sie der Zohl nach in der Zusammensetzung der Bevölkerung des russischen Staates darstellen. Das Organ drückte die Hoffnung aus, daß eine energische vorbereitende Thätigkeit der Partei im Stande sein werde, ihren Brinzipien in dieser konstituirenden Versammlung den Sieg zu verschaffen. In dem an alle Gruppen der Organisation versandten Zirkular über die ,, vorbereitende Thätigkeit der Partei" stellte aber das Exekutivkomite auch allerdings als unwahrscheinlich die Eventualität auf, daß seitens der Regierung dem Volke bedeutende Konzessionen gemacht und sogar eine dermaßen freie Verfafjung gegeben werden könne, daß für die Partei es nüßlich sein werde, den Aufstand zu verschieben", wies aber doch ,, auf die Vorbereitung gerade zum Aufstand" als auf die direkte Aufgabe der Partei hin, um eine politische Revolution zu bewirken, welche der Partei die Möglichkeit geben werde, eine ökonomische Umwälzung durchzuführen. sid histong signto!
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Von nun an geht die Geschichte der revolutionären Bewegung in Rußland faft ganz in die der„ Narodnaja Wolja "-Partei auf. Schon während des erfien halben Jahres ihres Bestehens zog dieselbe bedeutende Kräfte an sich, die sie um das Exekutivkomite organisirte. Dem genannten Komite tam hauptsächlich die leitende und regulirende Rolle zu. In Bezug auf den direkten Kampf waren ihm sowohl die speziellen Gruppen, die zur Thätigkeit in der Armee, in Studentenkreisen, unter den Arbeitern bestimmt waren, als auch die lokalen Gruppen, welche ihre Thätigkeit bald im Rayon des einen, bald in dem eines andern- je nachdem die Gelegenheit günstig war entfalteten, unbedingt untergeordnet, während sie in der Sphäre ihrer eigenen organisatorischen Thätigkeit natürlich die nothwendige Selbstständigkeit bewahrten. Unter der Leitung des Exekutivkomites wirkten im Jahre 1880 nicht weniger als zwölf lokale
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mann in der Geschäftsordnungskommission des Reichstags wehmüthig zugestandene Thatsache, daß die Polizei nicht nur von den bösen Sozialdemokraten schmählich dupirt worden, sondern auch außer Stande gewesen ist, das geringste Belastungsmaterial gegen die Theilnehmer am Kopenhagener Kongreß zu erlangen, hat in der deutschen Polizei das lebhaftefte Bedürfniß erwecken müssen, hinten nach Entdeckungen zu machen, damit die Scharte einigermaßen ausgewegt und das verlorene Prestige zur Noth wieder aufgefrischt wird. Also aufgepaßt!
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Volksparteilicher Anstand. In dem letzten( stenographischen") Reichstagsbericht der Frankfurter Zeitung " find die Liebknecht'schen Reden nicht mit einer Silbe erwähnt. Die scharfe Kritik, welche der sozialdemokratische Redner dem parlamentarischen Humbug angedeihen ließ, war nicht nach dem Geschmack der Herren Volksparteiler, und so wurden die anstößigen Reden einfach ausgemerzt. Sehr nette Praris!
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- Obgleich die Auflösungsgerichte die überhaupt feine ernsthafte Begründung hatten seit dem vollständigen Siege Bismarcks über den deutschen Reichstag verstummt find, so ist für unsere Partei nun doch nachgerade die Zeit gekommen, wo in allen Wahlkreisen die Kandidatenfrage geregelt werden muß. Die Genoffen kennen die Beschlüsse des Kopenhagener Kongresses; fie tennen aus eigener Erfahrung das Nachtheilige von Doppelwahlen. Es gilt nun in Gemäßheit der Kopenhagener Beschlüsse und unter Beherzigung der gemachten Erfahrungen, in den einzelnen Wahlkreisen sich möglichst bald über die aufzustellenden Kandidaten zu verständigen und solche Kandidaturen zu vermeiden, welche möglicherweise zu Doppelwahlen führen könnten. Rücksicht auf Personen fann hierbei nicht in's Gewicht fallen. Maßgebend ist allein das Gesammtinteresse der Partei. An geeigneten Kandidaten fehlt es nicht nur daß der leidige Namenkultus, sowie lokale Eifersüchtelei dieselben nicht immer erkennen läßt.
Erhabene Beispiele. Marie Christine, aus dem Geschlecht der Habsburger , hat in dem Vergnügen, Königin von Spanien zu spielen, ein Haar gefunden und ist ihrem durchlauchtigsten töniglichen Gemahl durchgebrannt. Man kann es ihr nicht gerade übel nehmen. Alfonfo, der Sohn der tugendhaften Isabella, trieb seine Heilighaltung der Ehe so arg, daß schließlich der letzte Gassenbube von Madrid in die Geheimnisse des Landhauses der schönen Blanca Espronceda eingeweiht war, und als die eifersüchtige Marie Christine eines Tages ihren Gatten in allerintimfter Umarmung mit der feurigen Blanca ertappte, und dem ,, treuesten Sohn der Kirche" ein Kapitel über das sechste Gebot las, da antwortete ihr der ritterliche Jüngling auf dem Throne" mit Ohr feigen. Die Fama sagt, daß Blanca ihn dabei kräftigst unterstützt habe. Ein netter Junge, dieser Alfons, nicht wahr? Und das sind die von Gottes Gnaden" eingesetzten geheiligten Lenker der Völker! Dieser Sippschaft dichten heuchlerische Pfaffen allsonntäglich alle möglichen und unmöglichen Tugenden an, und zwingen ihre gläubigen Schafe, fromme Gebete für das Wohlergehen derselben zum Himmel zu plärren. Sie wiffen allerdings warum, diese Agenten der internationalen Rüdversicherungsgesellschaft für Boltsausbeutung und
Voltsbetrug.
Freilich, so etwas ist nur in Spanien möglich!*) Wilhelm von Preußen zum Beispiel, der Verehrer des Ballets , schwärmt nur ihrer feinen geistigen Unterhaltung wegen für das Fräulein von Scherff. Das Berliner Fremdenblatt sagt's, und da muß es wahr sein.
Noch ein erhabenes Beispiel: Helene Martowitsch, die unglückliche Wittwe Jefrem Markowitsch's, welche den Revolver gegen den Mörder ihres Mannes, König Milan von Serbien , gerichtet hatte, ward jüngst im Gefängniß als Leiche vorgefunden. Erft hieß es, es liege ein Selbstmord vor, jetzt weiß man, daß allerdings ein Mord vorliegt, nur ist noch nicht festgestellt, wer der„ Selbst" war. Der robuste, ungeschlachte Entel des fühnen Schweinehändlers Obrenowitsch selbstverständlich nicht. an ushlation 190
Staatesozialistische 8. Wiederum sollen sechs preußische Privateisenbahnen, darunter die Berlin Hamburger, die Oberschlesische und die Rechte Oder- Uferbahn, zu anständigen Preisen verstaatlicht werden, d. h. das preußische Volt soll den Herren Aktionären die fetten Dividenden auf ewige Zeiten garantiren und der Staat dafür einige Tausend Beamte mehr zur Verfügung haben. Daß die Verstaatlichung durchgeht, ist gar kein Zweifel, denn von prinzipiellem Widerstand ist in dieser Beziehung keine Rede mehr bei den Herren Volksvertretern. Wir würden gleichfalls kein Wort darüber verlieren, nachdem wir unfern Standpunkt gegenüber dieser Sorte Staatssozialismus oft genug
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*) Nachträglich hat der berüchtigte Timesforrespondent, Appert von Blowitz, den Auftrag erhalten, den Standal in der auswärtigen Presse möglichst zu vertuschen und die Sache so darzustellen, als seien Alfons und Christine nach wie vor ein Herz und eine Seele. Wenn nur das berühmte Landhaus nicht wäre! nides op
und einige spezielle Gruppen. Die Gesammtzahl der in diese Gruppen eingetretenen und folglich mit dem Exekutivkomite unmittelbar und eng verbundenen Personen betrug 1880 über 500, um welche sich mehrere tausend Anhänger gruppirten, die nur Parteimitglieder waren oder aber ohne formell in ihre Organisation eingetreten zu sein ganz unter dem Einfluß der Partei standen.
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Die verstärkte Propaganda" unter den Arbeitern, die als eine der vorbereitenden Parteiaufgaben aufgestellt figurirte, ward nicht nur nicht bei Seite geschoben, sondern wurde sogar an manchen Orten auf die Arbeiter auf dem Lande ausgedehnt. In der großen Mehrzahl der kleinen Gruppen nahm die Thätigkeit unter den Arbeitern den größten Theil der vorhandenen Parteikräfte in Anspruch. Die erste Arbeitergruppe der Partei„ Narodnaja Wolja " bildete sich Ende 1879 in Peters burg ; 1880 vervierfachte sich dieselbe und beschäftigte sich eifrigst mit der Schaffung von Arbeiterorganisationen; um dieselbe, als um einen Bestandtheil der geheimen Organisation, waren viele hundert Arbeiter gruppirt. Bom 15. Dezember 1880 an erschien ihr Organ Rabotschaja Gazetta"( Arbeiterzeitung") unter der Redaktion von Shelia boff, Rotomsty 2c. id on 95 si@ migodil isdisjustusdisl Aehnliche Arbeitergruppen traten in verschiedenen Städten, namentlich im Süden, unmittelbar in die Parteiorganisation ein und suchten ihren Einfluß auf die Arbeiterklasse zu erweitern. Zwei Lokalgruppen fanden sogar die Möglichkeit, energische Agitation auf dem Boden der Agrarfrage in Bauerntreifen zu betreiben.
Hand in Hand damit wurde der energische Kampf des Erefutivkomites gegen Alexander II. fortgesetzt und trotz wiederholter Mißerfolge der Revolutionäre zeigte sich der Absolutismus , doch unfähig, Gefahren zu verhüten, und sein Ansehen wurde mehr und mehr geschwächt. Aus den Prozessen erfuhr das russische Volt, daß gegen den Fetisch: 3ar genannt, nicht nur Herren", sondern auch Leute aus seinen( des Volkes) Reihen, Bauern und Bürgersleute, die Hand erhoben.
Darauf trat für ein Jahr lang Stillstand ein. Die Regierung war aber so gut über das Gefährliche ihrer Lage und ihre Ohnmacht bei Anwendung von Reaktionsmitteln gegen die Revolutionäre im Klaren, daß sie sich veranlaßt sah, zu den liberalen Halbheiten des Loris Melitoff Zuflucht zu nehmen, und noch einmal versuchen wollte, die Gesellschaft durch den Humbug einer Einberufung der Repräsentanten der Landgemeinden zu täuschen. Allein da zeigte das Exekutivkomite, daß es sowohl abzuwarten gelernt hatte, als auch eine günstige Gelegenheit nicht zu versäumen.
Die Bombe Grinewegty's machte am 2. März 1881 der Herr schaft Alexander's II. ein Ende, und Zehntausende von Exemplaren des Briefes an Alexander III. " verbreiteten über ganz Rußland hin das politische Minimumprogramm der Partei„ Narodnaja Wolja ", ein Pro
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flargelegt haben, wenn sich nicht an die Verstaatlichung der BerlinHamburger Bahn eine sehr lehrreiche Episode anknüpfte.
Es war am 17. April, als die preußische Regierung dem preußischen Landtage eine Reihe von Sekundär bahnen zur Bewilligung vorschlug, darunter eine Linie von Lauenburg nach Oldesloe . Als der Abgeordnete Büchtemann darauf hinwies, daß die Verstaatlichung der Berlin- Hamburger Bahn ja doch vor der Thür stehe und sich alsdann die Linie Hagenow - Mölln Oldesloe als viel zweckmäßiger für die Verbindung nach Schleswig herausstellen werde ein Blick auf die Karte lehrt dies da antwortete der Minister Maybach:" Daß die Linie Hagenow Oldesloe eine rationelle sein würde, tann ich zugeben. Die Frage der Verstaatlichung der Berlin Hamburger Eisenbahn liegt aber zur Zeit nicht vor, und wann wir uns damit befassen tönnten, ist zur Zeit gar nicht abzusehen."
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Und die Linie Lauenburg Oldesloe, die bei Schwarzenbed den Sachsenwald des Fürsten Bismard entlang geht, ward bewilligt!
Natürlich ist das nur Zufall, daß der Sachsenwald dadurch erheblich an Werth gewinnt, jede Andeutung, daß hier das Gesetz vom zureichenden Grunde" eine Rolle gespielt, wies der Herr Minister mit Entrüftung zurück.
Kaum aber find zwei Monate darüber ins Land gegangen, so wird die Verstaatlichung der Berlin- Hamburger Bahn, von der am 17. April ,, noch gar nicht abzusehen war, wenn wir uns damit befassen können", kräftigst in die hand ge=
nommen!
Herr Maybach ist wegen hochgradiger Nervosität" auf Urlaub. Bismarck aber hat die Klinke der Gesetzgebung in der Hand und singt vergnilgt: Wer im Rohr fist, kann sich Bſeiſen ſchneiden! Es lebe der Staatssozialismus !
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Die Partei der politischen Heuchelei. In der Wahlprüfungskommission des deutschen Reichstags wurde seiner Zeit, hauptfächlich auf Betreiben der fortschrittlichen Mitglieder, ein Beschluß durchgesetzt, dahin lautend, daß eine Wählerversammlung deshalb, weil sie von Sozialdemokraten angemeldet worden, und weil ein Sozialdemokrat
als Referent angegeben sei, por worden nicht verboten werden
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tönne, und daß eine Wahl, bei welcher durch derartige ungerechtfertige Berbote auf das Wahl- Resultat eingewirkt worden, für ungiltig zu erklären sei. Das Plenum trat dieser Auffassung bei, und mehrere namentlich sächsische Wahlen wurden auf Grund deffen beanstandet. So weit, so gut. Leider kümmert sich aber die Polizei wenig um Reichstagsbeschlüsse und in Dortmund sowohl als letzthin in Hamburg verbot und verbietet die Polizei ohne Umstände jede von Sozialdemokraten angemeldete Wahlversammlung.
Diese flagrante Nichtbeachtung eines Reichstagsbeschluffes beabsichtigte unser Genosse Liebknecht zum Gegenstand einer Interpellation zu machen, damit womöglich noch vor dem Hamburger Wahltermin( 15. Juni) Remedur geschafft werden könne. Es gelang ihm jedoch nicht, die nöthige Zahl von Unterschriften( 30) zusammenzubekommen, und z war weil die Fortschrittspartei, auf das Drängen des Herrn Eugen Richter andere Mitglieder der Fraktion waren für die Unterzeichnung ihre Unterschrift verweigerte. Herr Eugen meinte: die Interpellation fönnte der fortschrittlichen Kandidatur in Hamburg schaden. Also bem fleinlichsten Parteiinteresse ward das Prinzip geopfert! Das ist charakteristisch für Herrn Richter und deffen bedientenhaften Fraktions- ,, Chorus".
In der letzten Reichstagssigung brachte Genosse Liebknecht diese Angelegenheit bei der dritten Lesung des Etats zur Sprache, was für uns den Nugen hatte, daß Herr Eugen Richter sich gezwungen sah, den letzten Rest von Scham abzuftreifen, und den vielen Leichtgläubigen und Leichtvergessenden, welche die Freiheitsphrasen dieses Vielredners ernst nehmen, gründlich den Staar zu stechen. Man höre nur die elenden Ausflüchte dieses großen Freiheitsmannes:
Meine Herren, ich habe keine Veranlassung, die Hamburger Behörden hier irgendwie zu vertreten, ich brauche wohl nicht zu versichern, daß meine Partei diesem Bescheide der Hamburger Bolizeibehörde und des Hamburger Senats vollständig fern steht, ich habe nur gehört aus dem was der Herr Vorredner aus diesem Bescheid verlesen hat, daß sich diese Ablehnung der Versammlung stützt auf die besonderen Verhältnisse des Belagerungszustandes und darauf, nonp daß nicht bloß ein Sozialdemokrat angemeldet wurde, der als Redner auftreten würde, sondern daß hier überhaupt eine große sozialistische Manifestation im Sinne des Sozialistengesetzes beabsichtigt war. Meine Herren, der Bescheid der Hamburger Regierung also steht doch an sich durchaus nicht im Widerspruch mit dem Beschluß der Wahlprüfungstommiffion.
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( Ruf: Jawohl!)
Nein, er führt auch Grilude an, über die sich die Wahlprüfungstommiffion noch nicht ausgesprochen hat."
Nach dieser schönen Logik braucht also die Behörde nur anzugeben, daß nach ihrer Ansicht eine sozialistische Manifestation bezweckt
gramm, das Zeugniß davon ablegte, daß sich um diese Partei alle oppofitionellen Kräfte Rußlands zu gruppiren vermögen. Das Einstellen des rotheu Terrors war abhängig gemacht worden von der Gewährung vollständiger Amnestie( d. h. Einstellen des weißen Terrors) und von der Einberufung einer konstituirenden Versammlung unter Bedingungen, welche die Wahlfreiheit und die Möglichkeit des Eintrittes einer genügenden Anzahl Boltselemente in diese Bersammlung garantiren. smu
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Die Richtung des Tschornyi Peredjel" und die sonstigen Gruppen russischer revolutionärer Sozialisten waren angesichts dieses energischen Kampfes der Partei der„ Narodnaja Wolja " mit der Regierung in eine äußerst schwierige Lage gerathen. Ihre sozialistische Ueberzeugung erlaubte ihnen weder, sich damit einverstanden zu erklären, daß die Propaganda der besseren gesellschaftlichen Jdeale" zu Gunsten irgend einer politischen Aufgabe bintangestellt werde, noch damit, daß die Einberufung einer tonftituirenden Bersammlung bei Fortdauer der Herrschaft des Kapitals dem Programm einer sozialistisch revolutionären Partei einverleibt werde. Viele Vertreter der Gruppe Tschornyi Beredjel", sowie die Rebattoren des gleichnamigen Organs saben aber ein, daß es ein einfacher Verrath an der Sache des russischen Sozialismus von Seiten russischer Sozialisten wäre, Desorganisation in diejenige Partei hineinzubringen, die unter so schwierigen Umständen gegen einen so mächtigen Feind wirkte, als es bei der Partei der„ Narodnaja Wolja " der Fall war. Sie überließen diese traurige Rolle den ausländischen Gruppen der ukrainischen Hromada" und dem antisozialistischen Blatt inffalo) ase Wolnoje Slobo
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Auch war die Organisation des Tschornyi Peredjel" weit weniger vollkommen als die der„ Narodnaja Wolja ". Die gerichtlich- polizeilichen Praktiken verhinderten eine Voltsorganisation noch mehr als eine sozialistische Propaganda nud lähmten daher die Thätigkeit des Tschornyi Beredjel" im Volfe. Die besten Elemente des Tschornyi Peredjel" fühlten das Unbequeme ihrer Lage, das Anwachsen der Sympathien der thatträftigen Kreise für die Narodnowolzy und sympathifirten selbst uuwillfürlich mit dem heroischen Verhalten ihrer früheren Genossen. Fast alle Mitglieder der energischsten Gruppen der russischen Jugend stellten sich dem Exekutivkomite zur Verfügung. Einer nach dem Andern ging in dieses Lager über, so auch die hervorragendsten Kräfte des„ Tschornyi Beredict."
Hier bringt der Verfasser noch weitere theoretische Rechtfertigungsgründe vor, auf deren Wiedergabe ich indeß verzichten muß.
Im Jahre 1882 fährt Lawroff fort sehen wir in den Reihen der Partei der„ Narodnaja Wolja " die Mehrzahl der einflußreichsten Tschornyiperedjelzy, theilweise auch die der Propagandisten, die es entweder für zweckmäßig hielten, kleineren Gruppen beizutreten, oder keine näheren Beziehungen zu den in Rußland thätigen Gruqpen hatten, aber