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war, und das Verbot ist nach Eugen Richter   gerechtfertigt. Denn in dem Bescheid des Hamburger Senates ist absolut nichts anderes aus­gesprochen als eine vage Bermuthung, eine Annahme". Indem Herr Richter der Polizei diese Hinterthür offen läßt, zeigt er, daß er fein prinzipieller Gegner des Ausnahmegesetzes ist, sondern dasselbe nur aus opportunistischen Gründen bekämpft, daß er und mit ihm seine Partei es nichtverschmähen würden, wenn sie am Ruder sind, zu gleichen Mitteln zu greifen! Denn Richter er­flärte gleich hinterher, daß er nur aus dem Grunde gegen das Sozia liftengesetz ist, weil es seine Partei in der Bekämpfung der fozialistischen Partei hindert und schwäch t". Nicht ein einziger Fortschrittler wagte es, fich gegen eine so undemokratische, frei­heitsfeindliche Erklärung zu verwahren!

Natürlich hatte der tapfere Eugen auch einen Vorwand: eine an gebliche Bersammmlungsstörung durch unsere Hamburger Genossen, denn von einer thatsächlichen Sprengung tann, wie aus Richters eigener Tarlegung hervorgeht, gar nicht die Rede sein. Es hatte in der be­treffenden Versammlung der fortschrittliche Referent ungehindert ge­sprochen, ein Arbeiter ihm geantwortet, und erst während der Replik entstand Unruhe, die den Vorsitzenden veranlaßte, die Bersammlung zu schließen. Wie kann da von einer Sprengung die Rede sein?

Liebknecht blieb Herrn Richter die verdiente Abfertigung nicht schuldig. Eugen mußte fich u. A. an die standalöse Rolle erinnern lassen, welche er weiland in Großenhain   gespielt, er ward ziemlich kleinlaut und bewerkstelligte mit Hilfe eines von der Rechten eingebrachten Schluß­antrage einen nichts weniger als würdigen Rückzug. Und damit war die Sache erledigt". Die Regierung ließ fich gar nicht einfallen, ihr Verhalt en zu motiviren, wurde ihre Sache doch auf's Schönste besorgt durch den freiwilligen Regierungstommissär Eugen Richter  , den Führer der demokratischen" Fortschrittspartei.

- zur Arbeiterfreundlichkeit der Königlich preu­ßischen Behörden. Jn Nr. 45 der Baugewertszeitung"( Meifter­organ) finden wir folgende charakteristische Notiz:" In Jnowrazlaw brach 21. Mai unter den Maurern, welche beim Bau des Kaiserlichen Poftgebäudes arbeiten, ein Streit aus. Die Führer wurden berhaftet."

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Kommentar überflüssig.

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mit solcher Schlauheit zu Werke gegangen, daß er zur Zeit, wo der Kongreß wirklich stattfand, auf Grund sicherer Informationen"- London   unsicher machte. Es erinnert dies an den hübschen Vers des Tschechliebs: id mint

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Aber wo war Dunder hin?

Dunder, der war in Stettin  .

Wär' er in Berlin   gewesen,

veranstaltet, der von Erfolg begleitet war, indem ihre Forderungen be willigt worden sind. Sogar der Stadt- Magistrat ließ sich herbei, die gesundheitsschädlichen Backstuben zu inspiziren. Es ist wahr, die Herren Bäckermeister halfen sich auch, indem sie den Preis des Gebäckes er­nig vindhöhten und zwar um ein Drittel pro Stück doch waren die Forderungen Ok nou spiss der Bäckergehilfen so gerechtfertigt, daß das gesammte Publikum mit den Streifenden sympathisirte, und die Mißstimmung über die Preiserhöhung nur die Meister trifft.

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Würd' man dieses jetzt nicht lesen,

Denn er hätte sonst errathen,

Daß man wollte attentaten!"

Der neue Dunder war zwar nicht in Stettin  , aber in London  . Wäre er in Kopenhagen   gewesen, dann würde er nicht zu der toloffalen Nase gelangt sein, die ihm wohl ebenso verhängnißvoll werden dürfte, wie Herrn Madai sein Schlaganfall. sfidonul d Was die bösen Sozialdemokraten doch Alles auf dem Gewissen haben!

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Das sind die gemäßigten" Hamburger. Unter der Ueberschrift: Ein sozialistisches Heldenstic" schreiben die Hamburger Nachrichten" vom 16. Juni( am Tage nach der Wahl): Eine große Menschenmenge hatte sich heute früh Morgens vor dem 160 Fuß hohen Thurm der Kupferschmälze auf Steinwärder geschaart, um unverwandten Blickes auf die Thurmspitze zu schauen, wo eine blutigrothe Fahne mit der in weißen Buchstaben Hoch lebe die Sozialdemo prangenden Juschrift: tratie!" aufgesteckt war. Diese Arbeit, die man als ein be­sonderes Wag st i d ansehen tann, ist jedenfalls in der Nacht ii of ausgeführt worden, nachdem die Wahl zum Reichstag möglicher­weise einen Freudenrausch unter der sozialdemokratischen Partei her­vorgerufen. Bis gegen Mittag wehte die Flagge von der Zinne des Thurmes, weil sich keiner entschließen konnte denselben zu besteigen. Der Aufgang ist bekanntlich äußer­lich durch Klammern hergestellt und bei jeden 60 Fuß ist eine Ruhe­stelle angebracht."

Was sagen Sie dazu, Herr Wendt?

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Eine christlich germanische Stilblüthe. Der Krönungsreporter des Deutschen Tageblattes", deffen byzantinisches Anwinselu des russischen   Despoten sogar der Frankfurter Zeitung   zu arg war, berübt am Schluß seines Briefes über die große Parade in Moskau  , den das Deutsche Tageblatt" als Leitartikel druckt, fol­genden Klassischen Satz: insandaeo

" Damit ist der Uebergang gegeben zu den leichten, zu den Ko­saten. Auch mit ihnen uns näher zu beschäftigen, nehmen wir uns vor. Jetzt bleibt nur Zeit, zu wiederholen, was schon tele­graphisch hervorgehoben, daß dieselben auf das Zeichen wieder Seiner ad Majestät, wie andere(!) Schwadronen der Dragoner und Husaren, si vom Trabe und einmal von der Stelle zur Karriere übergehend, für den kavalleristischen Menschen in der That eine angenehme

bedeuten."

Der geheime Jurist und Hofrath Ackermann soll, wie uns von glaubhafter Seite versichert wird, neulich aus sozialdemo­kratischen Kreisen eine humoristische und doch sehr ernst gemeinte Dant Adresse für seine Verdienste um die sozialdemokratische Bewegung er­halten haben. Man kennt das alte französische   Wort: Vivent nos amis les ennemis! Es leben unsere Freunde die Feinde. Die Feinde sind im politischen Kampf mitunter nützlicher als die Freunde; jedenfalls gibt es Feinde, die man mit ähnlichen Gefühlen betrachten muß, wie Washington jenen englischen General, den er zufällig gefangen hatte, den Engländern aber sofort zurückschickte, weil er einsah, daß der Sache Truppe, ein für das Auge herrliches tavalleristisches Schauspiel der Amerikaner besser gedient sei, wenn ein ungeschickter General gegen fie kommandire, als wenn er in ihrer Gefangenschaft sei. Hr. Ackermann mit der weißen Weste hat unsern deutschen   Parteigenossen in der That durch seine tölpelhafte Reaktionstaltik und Strategie, namentlich durch seinen famosen Arbeitsbücherantrag außerordentlichen Borschub geleistet. Er hat es verstanden, die gesammte deutsche Arbeiterwelt aufzurütteln und damit der Sozialdemokratie mehr genügt, als die bestgeleitete sozial­demokratische Agitation, ohne Hrn. Ackermann, es vermocht hätte. Die Dantadresse war also wohl verdient. Hoffentlich er ist ja ein höf­licher Mann bedankt sich Hr. Ackermann für die Dankadresse; nur darf es nicht eine Abtritts rede sein, wie weiland seine berühmte Antritts rede, als ihn der Reichstag   zum zweiten Vizepräsidenten ernannte.

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Wegen angeblichen Landesverraths wurden auf Grund einer anonymen Denunziation in Dresden   der 70jährige polnische Dichter Kraszewsky, sowie in Berlin   ein Hauptmann a. D. Hentsch verhaftet. Die offiziöse Presse thut über diese Sache so ge heim, daß man mit Sicherheit auf eine große Blamage schließen tann. Herr Madai, der Berliner   Polizeipräsident und Chef der politischen"( d. h. spigelischen) deutschen   Reichepolizei, der über dem Versuch, seinen Aerger über den nichtverhinderten Kopenhagener Kongreß hinunterzuschlucken, einen Schlaganfall bekam, ist infolge dessen körperlich und geistig so vollständig gelähmt, daß er von seinem Poften entfernt werden muß. Als Nachfolger wird der Frankfurter   Polizeidirektor Hergenhahn genannt. Vielleicht entscheidet man sich aber noch führ dessen ftrebsamen Kommissarius Rumpff, den Schutzpatron des Zeugen Horsch", der wir meinen den Rumpff, nicht den Horfch, obgleich auch diesem die nöthigen Eigenschaften erst recht nicht abgehen sich für das Amt vortrefflich eignen würde.puis puidung Hoo Noch eine andere hervorragende Berliner   Polizeigröße ist das Opfer des Kopenhagener Kongreffes geworden. Dieser Unglückliche, welcher zu Anfang des Jahres speziell den Auftrag erhalten hatte, den erwarteten Sozialistentongreß zu hintertreiben, war bei Erfüllung seiner Mission

Welch ein wunderbares Deutsch! Fürwahr, wenn Buffon's Aus­sprach: Der Stil ist der Mensch" ie zutraf, so ist es hier der Fall. Der Satzbau, die Wortbildung, die Ideenverbindung, Alles zeigt uns, daß wir es in dem Verfasser mit einem tavalleristischen, oder sagen wir es deutsch  , mit einem pferdemäßigen Schriftsteller zu thun haben. Aber es ist doch wenigstens ein christlich- germanischer Stallknecht!

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-Bravo  ! Wie fest unsere Genossen jenseits des Ozeans noch an der Partei hängen und mit wie gespannter Aufmerksamkeit sie dem Kampf der Zurückgebliebenen folgen, dafür liefert einen neuen Beweis ein am 19. Juni früh also taum 3 Tage nach vollzogener Wahl einge­troffenes Telegramm aus Newyork  , unterschrieben R. Pra ast, welches uns beauftragt, 400 Mart, die an uns geschickt werden, sofort nach Hamburg   für die Stichwahl abzusenden. Das ist ein erhebendes Zeichen echt sozialistischer Solidarität und verdient die allgemeinsie Anerkennung. Unsere Genossen in Newyork   haben erkannt, daß sie nicht durch prahle­rische Reklamerefolutionen die Sache der Freiheit Deutschlands   fördern, sondern durch kräftige materielle Unterstützung der Kämpfer in der alten Heimath.

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Jetzt streiken die Eisenbahnarbeiter, Bader  , Träger, Wagen­schieber.

Der Reichstag   ist geschlossen ohne ein nützliches Gesetz gebracht zu haben. Der ganze Reichstag, selbst die Linke( die, nebenbei gesagt, zu einer wahren Duellanten- und Antisemitenbande herabgesunken ift), nimmt eine sozialistenfeindliche Stellung ein.

Die Ernte Aussichten find gut, jedoch neue Steuern in Aus­ficht gestellt. Die Geschäftslosigkeit und die Unsicherheit mehren sich täglich, sowohl in den Städten als auf dem Lande. Eine wahre Selbst­mordmanie greift um fich, vom 8jährigen Schulknaben bis zum 70jäh­rigen Greis hatten wir hier Selbstmorde zu verzeichnen. Die Folgen unserer weisen und gerechten(?) Gesetze und unserer in Ungarn   viel­leicht im allerschlechtesten Zustande befindlichen gesellschaftlichen Ver hältniffe. Mit parteigenössischem Gruß! St. M.

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Frankreich  . Die liberale Regierung der französischen   Re­ publik   hat dem russischen   Czarenthum wieder einmal einen Liebesdienst erwiesen, der ihrem politischen Scharfblick wie ihrem Republikanismus gleich viel Ehre macht: fie hat den russischen Sozialisten P. Aliff off, der seit Jahren in Nizza   lebt, aus Frankreich   ausgewiesen, und zwar wegen eines im Reveil des Travailleurs" veröffentlichten Aufsatzes über die Lage Rußlands  . Dieser Artikel, der durchaus nicht schärfer ist als Vieles, was sogar in deutschen   anti sozialistischen Blättern über Rußland   gesagt wurde, war bereits im Dezember 1881 im Pariser  ,, Citoyen" mit der Unterschrift des Verfassers erschienen und damals unbeanstandet geblieben. Die kleinen Aufmerksamkeiten", welche Alex­ ander III.   in Moskau   den französischen   Gästen zu Theil werden ließ, haben gewirkt, die Gründlinge haben auf den Köder angebissen. Wäre es nicht das französische   Volt, welches die Kosten der Knechtsseligkeit seiner Regierer in letzter Instanz zu tragen hat, so würden wir sagen: Wohl bekomm's ihnen!

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Die Blanquisten entfalten neuerdings in Presse und Versammlungen eine lebhafte Agitation für Abfchaffung des stehenden Heeres und Ersatz desselben durch Einführung der allgemeinen Volkswehr. Zu diesem Behufe haben fie eine Liga für Beseitigung der stehenden Armee" gegründet, die ihren Sitz in Paris   hat. In einem Bericht an die kon­ftituirende Versammlung wurden folgende Worte Blanqui's, der wie jeder Revolutionär ein eifriger Gegner der stehenden Armee war und in ihr u. A. auch eine Ursache der Entvölkerung Frankreichs   erblickte, zitirt: then

Wo die Disziplin der Furcht ohnmächtig wird, da strahlt die Dis­ziplin der Hingebung auf, die einzig wahre, die sich bei allen großen Gefahren bewährt, diese Disziplin, die in dem Gefühl der Solidarität, der Zusammengehörigkeit, der Gemeinsamkeit der Ideen der Kinder des­selben Landes wurzelt. Das gegenseitige Vertrauen, das Ebrgefühl, der Wetteifer, das Pflichtgefühl, alle menschlichen Vorzüge und sogar gewisse Fehler: Stolz und Eitelkeit, bilden ihre feste Grundlage."

Ohne die Wirkung dieser Agitation zu überschätzen, können wir es doch nur billigen, daß auch die Blanquisten von dem ewigen auf die Dauer lächerlichen Revolutionsgeschrei ablaffen und die Diskussion irgend einer praktischen Frage in die Hand nehmen. Und angesichts der fieber­haften Förderung des Militarismus in Frankreich  , unter der die demo­fratische Entwickelung des Landes in jeder Weise beeinträchtigt wird, tann man nicht sagen, daß die Frage der stehenden Heere teine bren nende sei. Wenn es aber in dem blanquistischen Réveil des Tra­vailleur" heißt, daß die Unterdrückung der stehenden Armee und ihr Ersatz durch eine nationale Volkswehr die erste Grundbedingung jeder ernsthaften demokratischen Reform ist", so ist dem entgegenzuhalten, daß, so lange die Bourgeoisie in Frankreich   am Ruder ist, auch die stehende Armee nicht abgeschafft werden wird, und daß daher die erste Grundbe­dingung jeder ernsthaften demokratischen Reform der Sturz der Bour­geoisieherrschaft ist. Dazu braucht es aber die Organisation der Ar­beitertlaffe zur politischen Partei, welche den Kampf gegen die Bour­geoisie nicht nur auf einem Gebiete, sondern auf allen Gebieten zugleich führt.

Die Zeit der Wunder ist vorbei! schreibt unser Kor­respondent aus Leipzig  , selbst die Polizei kann keine Wunder mehr thun, Wenigsten das Wunder, anständig zu sein. Der unschuldig behaussuchte, unschuldig eingesperrte und als unschuldig Geschäftsmann" ist richtig wieder entlaffene Geschäftsmann" ausgewiesen worden. In 14 Tagen muß der Kleine" erneuert werden. Was braucht's weitere Gründe? Freilich, die Polizei möchte gern noch etwas mehr Material" haben; und mit diesem entschieden berechtigten Wunsche hängt es vermuthlich zusammen, daß der Grünängige seit einigen Tagen auf der Suche nach einer hochverrätherischen Verbindung und staatsgefährlichen Zusammenkunft die Umgegend von Leipzig   zum Ver­gnügen" durchftreift. Es wird behauptet, ein Spaßvogel habe durch einen anonymen Brief diese, bei der jetzt herrschenden afrikanischen Hitze einiger- d maßen beschwerlichen Bergnügungsreisen" auf dem Gewiffen. Indeß, wie erfolglos immer die Bergnügungsreisen" und sonstigen An­strengungen unserer hohen und niederen Gesellschaftsretter verlaufen mögen der Kleine" wird verlängert. bila si s p day

bes und das System des müssigen Abwartens verschmähten. Un betheiligt blieben nur die Hüter der anarchistischen Traditionen.

Die nächste Zukunft wird den Beweis zu liefern haben, ob dieses Aufgehen der verschiedenen Fraktionen in eine Partei von Dauer sein und ob es dem Exekutivkomite gelingen wird, die Rolle eines Organisators aller russi­schen oppositionellen Kräfte, besonders aber der beigetretenen sozialistischen, mit dem Tatte zu handhaben, welcher in solchen Angelegenheiten noth­wendig ist.

Wie auch der nächste Lauf der Dinge sich gestalten möge, der russische  Sozialismus hat ein Wert vollbracht und vollbringt es noch, das in der die Macht der die

Geschichte Rußlands   unauslöschlich bleiben Umstände gleichzeitig vor zwei Fragen gewird. europa   nach ein­

ander zu lösen hatte, hat der russische   Sozialismus mehr geleistet, als man erwarten konnte. Er begann damit, die vom Westen ausgearbeitete sozialistische Taktik den russischen Verhältnissen der Vertheilung der Arbeits­beitskräfte anzupassen. Auf bedeutende Hindernisse in seinem Wege stoßend, verzweifelte er trotzdem nicht. Er hat sein Programm nicht verrathen, die Prinzipien des Sozialismus nicht aufgegeben und die Waffen nicht gestreckt. Man kann darüber diskutiren, ob der dabei von ihm gewählte Weg der befte war, aber auch seine Gegner milffen zugeben, daß er mehrmals versucht hatte, die Kampsbedingungen nüchtern abzuschätzen, und daß er seinen Weg mit einer Energie betreten hat, für welche die Geschichte wenig Analogien aufzuweisen hat. Er hat furchtbare Verluste erlitten und mehrere innere Zerwürfnisse zu überwinden gehabt. Viele seiner Anhänger traten im Gefühle ihrer Ohnmacht verzweifelnd zurück. Alle diese Schläge erschütterten ihn aber nicht. Nach zehnjährigem Kampfe fteht er allein dem zerrütteten Alleinherrscherthum gegenüber, das nur der Organisationsunfähigkeit des russischen Liberalismus seine Eristenz noch dankt. Das Vermächtniß der Dekabristen   ist in so weit erfüllt, als es einer fleinen Gruppe energischer und aufopferungsvoller Intelligenzen inmitten einer demoralisirten Gesellschaft und eines jeglicher Tradition eines öffentlichen Lebens baren Boltes möglich war. Es ist die Bafis ge­schaffen für eine großartige politische Partei mit bestimmtem Programm, was alle übrigen Oppofitionsfraktionen nicht zu leisten vermochten. Und dabei haben die russischen Revolutionäre auch nicht auf die mindeste der Aufgaben des wissenschaftlichen Sozialismus Verzicht geleistet: den Sieg des Volkes erwarten ste nichtsdestoweniger nur vom Volte selber, von dem Durchdringen der Prinzipien der kollektiven Arbeit und des kollet­tiven Eigenthums in die Arbeitermassen, die allein nur im Stande sind, eine soziale Revolution zu vollziehen, in Rußland   wie in allen übrigen

Ländern.

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612 Durch die unerwartet hastige Schließung des Reichstags wurde- was theilweise der Zweck war die Dis­tussion verschiedener unangenehmer und heitler Materien verhindert. Namentlich fiet auch der Kommissionsbericht in Sachen der Kiel­Neumünsterer Verhaftungen unter den Tisch", und damit Manchem ein Stein vom Herzen. Es versteht sich, daß unsere Genoffen im Reichstag   noch Gelegenheit suchen und finden werden, das ungesets liche Vorgehen der Polizei und die schmähliche Haltung des Reichstage an den Pranger zu stellen. Einstweilen mußten sie sich damit begnügen, in der letzten Sitzung bei der General- und Spezialdebatte der dritten Etats- Lesung der Reichsregierung, sowie dem Reichstage den Standpunkt flar zu machen was denn auch geschehen ist.

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Genosse Kräder konnte schon Montag den 4. d. M. die Krantenanstalt verlaffen. Da er, obschon vollständig genesen, doch einige Zeit zu seiner Erholung braucht, reifte er folgenden Tags in seine Hei­math, hat aber alsdann seinen Platz im Reichstag   wieder eingenommen, um bei der Schlußabstimmung über den Etat mit seinen Fraktionsgenossen gegen den Gesammt- Etat zu stimmen.ts and

is is tijdu od 91 102 10 Aus Ungarn  . Wie wir der Arbeiterwochenchronit" entnehmen, hat Genosse Les Frankel Budapest   und Ungarn   überhaupt ver­laffen, und zwar auf lange Zeit. Die Genossen gaben ihm, heißt es, am 15. Juni im Stadtwäldchen einen Abschiedskommers, wo es an feurigen und innigen Toaften in ungarischer, deutscher und französischer Sprache nicht mangelte und der letzte Versuch gemacht wurde, ihn für das Weiter­bleiben zu bestimmen. Allein Leo Frankel   blieb entschieden bei seinem einmal gefaßten Entschlusse und dankte in langer und inniger Rede den Sympathiebezeugungen der Genoffen. Gleichzeitig ersuchte uns derselbe, seinen Abschiedsgruß an die ungarländische Arbeiterschaft zu verkünden und bemerkte, daß sein Geist immer und jederzeit bei uns weilen wird, und daß es ihm die höchste Freude bereiten wird, wenn die ausgestreute Saat des sozialistischen   Gedankens zur schönen Frucht reifen und das Land, wovon es einstens hieß, daß es ein Land sei, wo Milch und Honig fließe, wirklich zu diesem Kanaan   werde."

Des Weiteren schreibt man uns aus Budapest  :

Die Bädergehilfen haben vorigen Monat hier einen Streit

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Aus Paris   geht uns folgende Resolution zum Abdruck zu: In Erwägung, daß es nothwendig ist, Alles zu vermeiden, was eine Quelle der Zwietracht zwischen der französischen   und deutschen fozialistischen Partei werden könnte;

In Erwägung, daß mit dem Ausdruck Marxist in Frankreich  Personen bezeichnet werden, welche von der Arbeiterpartei ausge­stoßen sind, hingegen im Auslande auch ehrenhafte und aufrichtige Sozialisten;

loyersucht der Cercle international bie Redner und Schriftsteller der französischen   sozialistisch- revolutionären Arbeiterpartei, diesen Ausdruck nicht mehr anzuwenden zur Bezeichnung der auf dem Kongreß von Saint Etienne   von der Partei ausgestoßenen Personen.da

In der französischen, im ,, Prolétaire" zum Abdruck gelangten Fassung heißt es statt ausgestoßen flétri( gebrandmarkt). Da uns aber der An­tragsteller schreibt, daß es in seinem nicht schriftlich eingebrachten Antrag ursprünglich ausgestoßen hieß, so haben wir diese Lesart beibehalten. Was hätte es auch für einen Sinn, das Wort gebrandmartt" beizu­behalten, da gegen den Ausgestoßenen Lafargue z. B. wirklich nichts an­deres vorgebracht werden konnte, als daß er Marrist" sei. Uebrigens anerkennen wir gern die gute Absicht, welche dieser Reso­lution zu Grunde liegt.

Rußland. Eine Quittung. Als Bäterchen jüngst in Petersburg   unter dem Jubel dazu gemietheter Polizeiagenten einzog, da wurden auf allerhöchsten Befehl die Fabrikanten ersucht, ihre Arbeiter während der Dauer des Einzuges in den Fabriken zurückzuhalten.

Bravo! Dieses Geständniß, daß die Arbeiter Petersburgs als politisch gefährlich zu betrachten sind, ist der beste Beweis, daß die Agitation der russischen Revolutionäre unter den Arbeitern keine vergebliche war. 08 901

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Korrespondenzen.

P. Braunschweig, 10. Juni. Die unumstößliche Thatsache, daß die sozialdemokratische Arbeiterbewegung ungeschwächt ihren Fortgang nimmt, trop Ausnahmegesez, Maßregelungen und Verfolgungen ihrer Anhänger, hat der letzte in Kopenhagen   abgehaltene Kongreß zur Evi­denz bewiesen. Nie wird es auch möglich sein, eine Bewegung zu unter­drücken, welche so hohe, edle und gerechte Biele verfolgt, welche die öko­nomische Ausbeutung des Menschen, wie die politische Ungleichheit ab­schaffen will, welche den Staat, der heute einer kleinen Minderheit alle Vortheile und Annehmlichkeiten sichert, in jedem neuen Gesetz seinen Klaffencharakter auf's Schlagendste dokumentirt, so einrichten will, daß derselbe allen seinen Angehörigen gleichmäßig dasjenige Maß von Lebens­freuden sichert, ohne ein Unrecht gegen den Einzelnen zu begehen, welche durch eine Vereinigung Aller zu diesem Zwecke möglich ist. Der Sieg dieser neuen, das Alte vollständig umgestaltenden Ideen wird nur noch von der weiteren Entwickelung der bereits als unhaltbar erkannten wirth­schaftlichen Zustände abhängen; und daß dies nicht mehr zu lange dauert, dafür sorgen Technit, Erfindung und Habsucht der Bourgeoisie.