Eine offene Frage möchten wir hier an dieser Stelle aussprechen. Wäre es nicht möglich, daß die Kritik der parlamentarischen Thätigkeit des Reichstages weiter herausgegeben werden könnte, wie solche von Bebel bis 1876 herausgegeben wurde? Es wäre dies eine der nothwendigsten und zweckmäßigsten Broschüren und für die thätigen Genossen im fom­menden Wahlkampfe geradezu unentbehrlich, weil sie für eine praktische Propaganda am geeignetsten ist. Sie müßte von den neu herauszuge­benden Broschüren zuerst erscheinen.

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Der 29. Mai, der Geburtstag unseres leider so früh dahingeschiedenen Genoffen Bracke war für uns Alle hier ein erhebender und schöner Tag. Früh morgens hatten sich auf dem Kirchhofe, auf dem Bracke rüht, eine Anzahl von Genossen eingefunden, welche Grab und Denkmal mit den von den Arbeitern der einzelnen Gewerke und Fabriken im Namen ihrer Kollegen zu diesem Tage gewidmeten Kränzen schmidten. Die Kränze ungefähr 40 an der Zahl waren alle mit rothen und weißen Schleifen versehen und trugen finnreiche, auf die Bewegung, für welche Brace so uneigennüßig und mit seiner ganzen Thatkraft eingetreten ist, bezugbabende Inschriften. Im Namen der Sozialdemokraten Braun­ schweig's   schmlichten wir das Denkmal mit einem Kranz mit rother Schleife. Auch die Genossen von Wolfenbüttel   hatten Kränze gesandt. Dieser Tag zeigte auf's Neue, daß das arbeitende Bolt seine Todten nicht vergißt, sondern in treuer Erinnerung und Hochachtung ihrer ge­denkt. Am Abend desselben Tages trafen wir uns in einem Garten­lokal, da Genoffe Liebknecht gerade anwesend war, um noch in an regendem Zusammensein ein paar Stunden zu verbringen. Da jedoch die Polizei sich bald einstellte und uns angelegentlichst mit ihrer Auf­merksamkeit beehrte, so entfernten wir uns bald, um uns in der Stadt in einem geeigneten Lokale wieder zusammen zu treffen. Dort ber­brachten wir ungestört den Rest des Abends. Möge der Tag in jedem der anwesenden Genoffen das Bewußtsein zurückgelassen haben, daß es unsere Pflicht ist, zu jeder Zeit und in jeder Beziehung voll und ganz unsere Schuldigkeit zu thun.

Zum Schluß noch eine Bemerkung. Es war ebenfalls unsere Absicht, als wir die Todesnachricht von Marr erfuhren, auf dessen Grab einen Kranz niederlegen zu laffen. Doch hatten wir leider keinen bestimmten Anhalt, und als wir uns solchen zu verschaffen suchten, verstrich die Zeit, so daß es zu spät war. Beschlossen haben wir aber, am Todestage un­seres großen Vorfämpfers 1884 einen Kranz anf deffen Grab nieder­legen zu lassen.

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B- 0.

Aus dem oberen Filsthale. Alle Mann auf Deck" erscholl der Ruf durch unsere Gegend, und am Sonntag, den 3. Juni, in der Frühe kamen fie alle die treuen Genossen über die Alb zu uns herüber­geschritten, um sich einmal wieder zusammenzufinden und sich zu fräftigen in dem schweren Kampfe, den wir zu kämpfen haben. Und Alle kamen mit freudigem Herzen, und namentlich die an isolirten Orten lebenden, um auch wieder einmal ein Stündchen unter Männern zubringen zu fönnen, die Farbe haben". Und so kamen sie denn aus dem lieblichen Rems, aus dem fabrikluftgeschwängerten Brenzthale und von der blauen Donau Strande  . Besonders zahlreich aber waren die Alten vom Fuße des Hohenstaufen vertreten, denen sich auch noch mehrere Genoffen aus Stuttgart   anschlossen. Es mögen zusammen an 50 Mann gewesen, deren gute Stimmung noch erhöht wurde durch die An­wesenheit eines unserer Reichstagsabgeordneten. Wir nahmen den Bericht vom Kopenhagener Kongreß, den unser Delegirter abgab, entgegen und fonnten uns mit den dort gefaßten Beschlüssen einverstanden erklären. In der sich daran anschließenden langen Debatte wurde namentlich im Anschluß an den Kongreß beschlossen, bei der nächsten Reichstags­wahl mit ganzer Energie für einen eigenen Kandidaten in die Wahl einzutreten und die bei uns in Frage kommende, Volkspartei" in leiner Weise zu unterstützen. Spät Abends erst tamen wir zu Ende und viel hätten wir noch zu besprechen gehabt, wäre nicht die Nacht über uns hereingebrochen, die uns zum Heimweg mahnte. So schieden wir denn wieder von einander, Jeder den Wunsch im Herzen tragend, recht bald wieder zusammenzukommen, mit einem träftigen Hoch auf die So­zialdemokratie!

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Dir aber, großer Reichskanzler und Sozialpfuscher( wie er fürzlich an dieser Stelle so treffend genannt wurde) hätten wir gewünscht, einen fleinen Blick in unsere Versammlung werfen zu können, Du wärest viel. leicht zur Erkenntniß gekommen: Das famose Ausnahmegesetz gegen die Sozialdemokratie ist und bleibt Mist!

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Niemandsheim, im Juni. Es wird den Genossen gewiß auf­fallend sein, aus Niemandsheim im Parteiorgan Etwas zu finden. Die Sache ist sehr einfach. Zuerst muß ich mittheilen, daß vor dem Sozia­liftengesetz hier wohl einige Genossen vorhanden waren; doch Jeder ging seinen Weg und es fehlte der Zusammenhang, sowie die gemeinsame Thätigkeit. Mit der Verhängung des Belagerungszustandes über Berlin  änderten sich die Dinge. Es tamen einige von denen hierher, welche mit dem bekannten Erlaubnißschein", Berlin   binnen 24 Stunden verlassen zu müssen, versehen waren. Und nun kam Leben in die Bude. Es wurden regelmäßig Zusammenkünfte abgehalten, und wenn auch eine Zeitlang Zerwürfniffe herrschten, hie Freiheit"! hie deutsche   Arbeiter­partei! als Schlachtruf ertönte, so ist zur Zeit nur noch von der deut­ schen   Arbeiterpartei und deren bestimmten Programm und dem gegliederten Ganzen die Rede. Durch unsere regelmäßigen Zusammenkünfte sind eine Menge Genoffen angeworben, welche mit der Zeit uns verlassen, anderswo im lieben Vaterlande", oder jenseits des Ozeans ihre untergrabende Thätigkeit fortgesetzt haben. Die Quittungen für unsere Maulwurfs­arbeit haben wir von der Hochlöblichen" ausgestellt erhalten. Wie überall, so auch bei uns, find die bekannteren Genossen Gegenstand der unvermeidlichen und plumpen leberwachung, sowie anderweitiger poli­zeilicher Kraftäußerung, welche Veranlassung gegeben haben, daß uns so mancher thätiger Genoffe verlaffen mußte, und die Ursache sind, daß wir Herrn Madai und seinen internationalen Agenten es überlassen müssen, Niemandeheim auszudüfteln. Ueber die Einzelheiten dieser Verfolgungen will ich heute nicht berichten, sondern nur soviel mittheilen, daß wir durch fortgesettes Wühlen" in ganz Niemandsheim dominiren, und wenn hier Jemand von Bismarcscher Sozialreform spricht, oder von Kaiserlicher Botschaftssauce die Rede ist, man nur mitleidigem Achsel­zucken oder verächtlichem Lächeln begegnet. Ueber die praktischen Erfolge unserer Thätigkeit will ich Zahlen sprechen lassen, und zu diesem Zwecke die beiden letzten Quartals- Abschlüsse den Genossen vorführen. Voraus­schiden muß ich aber, daß bei großen Ereigniffen", als da find Wahlen, bei Erklärung von Belagerungszuständen 2c. entsprechend größerer Er­folg vorhanden war.

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Wie in einem guten Haushalt, so ist auch bei uns Alles streng ge­regelt, und jedem Genossen das Feld seiner Thätigkeit zugetheilt, die Folge davon allgemeine Anregung und prompte Abrechnungen. Wir find nicht mehr als 60 und einige Genoffen organifirt und haben im Winterhalbjahr folgenden Umsatz, resp. Einnahme erzielt. Direkte Einnahme bei unserem Parteikassirer:

4. Quartal 1882 Mart 528.

1.

Davon verausgabt:

501. 60

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1883 Summa Mark 1029. 60

Für auswärtige Agitation und Unterstützungsfond

Für Darlehne scheine der Druckerei

An direkte Unterstützungen manigfacher Art

Für unsern Delegirten zum Kopenhagener Kongreß ( im 1. Quartal schon verausgabt)

Lokal- Agitation

Ju Kaffa

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Mr. 230.

84. 60

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108. 40

17

240.

1

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276. 80 89.80

Summa Mark 1029. 60 Dem Schriften Vertrieb und dem Vertrieb des Parteiorgans ist von jeher große Aufmerksamkeit geschenkt worden, und haben wir folgendes Resultat zu verzeichnen:

Einnahmen:

4. Quartal 82 Mart 289. 40. Ueberschuß Mark 80. 90 83 267. 20.

1.

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71.90 Ueberschuß Summa Mart 556. 60. 152. 80 Der erzielte Ueberschuß ist selbstredend zur Propaganda verwendet worden und hat dazu gedient, das sozialistische Gift in weiterere Kreise zu tragen.

Dem Ausnahmegesetz zum Trotz haben wir ein Schriftenlager, ent­haltend 263 der verschiedensten verbotenen Schriften. Nach den An­

ftrengungen der letzten allgemeinen Reichstagswahlen wurde die Frage

in Erwägung gezogen, ob es nicht rathsam sei, unsern Polizeischnüfflern zum Trotz eine Bibliothek zu errichten. Das Resultat dieser Erwägungen ist, daß wir gegenwärtig eine Bibliothek, enthaltend mehr denn 74 Bände, im Werthe von 250 Mark besitzen. So, Parteigenossen, das ist unsere vorläufige Quittung auf das Sozialistengesetz. Wenn Bismarck   und seine Mameluken zufrieden sind, wir sind es auch.

L. X.

London  , 13. Juni. Ich glaube, es wird von Interesse sein, fol. gendes anarchistische Heldenstück der Oeffentlichkeit zu über­geben: Die biefigen Anarchisten und Sozialrevolutionäre, wie sie sich zu nennen belieben, hatten jüngst eine öffentliche Versammlung einberufen, in der in französischer, englischer und deutscher Sprache das Programm der Anarchisten besprochen werden sollte. Ich ging mit einigen Freun den dort hin, um den Streit der Meeraner Weber bekannt zu geben und event. eine Sammlung zu veranlassen. Nach dem Vortrag meldete ich mich zum Wort, schilderte kurz die Verhältnisse der Meeraner Weber und stellte den Antrag, zu Gunsten der streikenden Weber sofort eine Tellersammlung zu veranstalten. Anfangs machten die Herren lange Gefichter, man mußte nicht recht, was man thun sollte, und deshalb tam feiner ihrer Redner auf meinen Antrag zurück, bis ich zur Geschäfts­ordnung das Wort nahm und die Versammelten auf die unerhörte Hand­lungsweise des Vorsitzenden aufmerksam machte. Da, als es durchaus nicht mehr anging, die Sache zu vertuschen, als man endlich darauf ein­gehen mußte, da war es der bekannte Stenzleit, der die charakteri stischen Worte aussprach: Die Meeraner Weber sind keine Anarchisten und dürfen fomit nicht unterfügt wer den." Bumm! Natürlich blieb, nachdem diese Parole ausge­geben war, mein Antrag in der Minderheit.

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Merkt's euch, ihr Meeraner Genoffen: Weil ihr keine Anarchisten seid, findet das Motto: Broletarier aller Länder vereinigt Euch", teine An­wendung und dürft Ihr nicht unterstützt werden, sondern müßt im Gegentheil euren Blutfangern zu Füßen fallen! Ein dreimaliges Pfui! über diese Leute, welche die Freiheit in ihrer vollendetsten Form anzu­ftreben vorgeben und schlimmere Despoten sind, als die infamften Unter­drücker!

Unsere Varteigenossen hier haben selbstverständlich sofort Alles gethan, was möglich war, und sind wir bis jetzt schon zweimal in der Lage ge­wesen, an die streikenden Weber Unterstützung zu senden, zusammen 100 Mart, und werden wir, wenn der Strike länger dauert, noch mehr thun.( Bravo  ! Anm. der Red.)

Mit sozialdemokratischem Gruß

201

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W. Hoffmann.

Kopenhagen.( Berichtigung.) Die Korrespondenz in Nr. 24 des, Sozialdemokrat" über den Streit ber hiesigen Bigarren arbeiter bedarf in einigen Punkten der Ergänzung.

Zunächst find es nicht 70, sondern 100 Streifende, und zwar Männer und Frauen.

Alsdann ist zu bemerken, daß, da der betr. Fabrikant, Lichtinger, von den anderen Fabrikanten mit Waare unterflüßt worden ist, das Arbeiterfomite genöthigt war, Schritte zu thun, um auch bei diesen Herren die Arbeit niederzulegen.

Es bleibt uns tein anderer Answeg übrig. Wir müssen den Sieg gewinnen. Nieder mit der Kapitalmacht! Das ist unsere Barole. Also dringend wiederholen wir: Zuzug fernhalten! Weiterer Bericht wird folgen.

Mit sozialdemokratischem Gruß!

E. Hyller, Vorsitzender des Vereins Enigheden". F. W. Gasteiger.

Nachruf.

In den ersten Tagen des Juni verstarb plötzlich unser guter Genoffe Hermann Mähler

im Alter von 33 Jahren.

Mähler zeichnete sich durch eine außerordentliche Menschenliebe, sowie durch seine Intelligenz und Energie aus, so daß sein jäher Tod nicht nur für die hiesigen Genossen, sondern auch für die Gesammtpartei einen großen Verlust bedeutet. Dem Verstorbenen war es zu danken, daß die hiesige Bewegung, welche durch das Sozialistengesetz faft gänzlich unter­drückt war, sowohl in der Stadt als auch in den benachbarten Ort­schaften wieder auflebte, ja man kann sagen, neugeschaffen wurde. Er wird uns unvergeßlich sein! Ehre seinem Andenken!

Die Genossen von Ronsdorf  . Ueber die Vorgänge bei der Beerdigung Mählers in nächster Nummer.

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Jnnsbruck. Am 18. starb nach langem schmerzlichen Leiden unser Genoffe

Johann Beck, Schuhmacher,

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Volkspoesie.

Ich grüße Euch! Ich grüße Euch als meine Brüder, Euch, die der Fluch der Armuth drückt, Auf deren gramdurchfurchte Stirne Er schwer sein Siegel aufgedrückt! Ich grüße Euch als meine Brüder, Solang noch auf des Liedes Schwingen Vermag ein Trostwort wie ein Mahnruf Tief ein in Eure Brust zu dringen. Ich grüße Euch und möchte gerne Auch Trost in Eure Seelen gießen, Die Thränen trocknen, die im Stillen, Doch darum um so heißer, fließen.

A

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Ja, ich versteh' Euch, ernste Männer! amb Wenn Ihr Euch stumm die Hände schüttelt Und zähneknirschend weh', vergebens! An den so schweren Ketten rüttelt! Ja, ich versteh' Euch, ernste Männer! Wenn stumm Ihr finst're Blicke tauschet Geduld! Auch Eure Zeit wird kommen, Wenn auch manch' Jahr dahin noch rauschet! Es wird und muß die Zeit einst tommen, In der Ihr frei als Menschen füthlet, Und nicht der Haß, der lang genährte, Euch mehr das Hirn, das Herz zerwühlet!

Nur haltet treu und fest zusammen, Dies ist mein einzig heißes Flehen, Dann nur wird einst aus Eurer Mitte Siegreich die Freiheit auferstehen!

Ein Mädchen aus dem Volte.

Briefkasten

der Redaktion: M. a. d. B.: Wie Sie sehen, haben wir dies­mal Jhr Gedicht sofort zum Abdruck gebracht. Es ist sowohl in der Form als dem Inhalte nach besser als das früher gesandte. Fahren Sie fort, Ihren Gedanken in möglichst einfacher und präziser Sprache Aus­druck zu geben.

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der Expedition: Aus d. Spielhölle Ostrß: Fr. 1,50 d. Agfds. dkd. zugewiesen. O. W. B.: Mt. 50,- baar und Mt. 36,- Gegen­rechnung à Cto. Ab. 1. u. 2. Qu. gutgebracht. Bft. Weiteres. H. J. Ahus: Fr. 2,60 Ab. 3. Ou. erh. Merkurius G. i. B.: Mt. 3,- Ab. 3. u. u. Mt. 1, pr. Ufds. erh. Ersatz außer 3 gratis abgg. mit 25. Frautatur Frrthum der Zwischenhand. F. B. Hdt.: Mt. 9,- Ab. 3. Qu. Mehrbestllg. erh. Stbrg.: Mt. 52,30 à Cto. Ab. u. Schft. erh. Bfl. am 18/6. mehr.+++ himmel: Mt. 20, à Cto. W. 2c. v. Me. erh. Wünscht weitere Sendung. Vogel: Mt. 150,- à Cto. u. Bf. v. 16/6. erh. Alles beachtet. Bestllg. folgt. Rttlgn.: Mt. 17,30 à Cto. Ab. erh. Dummer, rother Geipel: Mt. 1.65 dem Agfde. dtd. zugew. Stg. B- m: Mt. 25,- pr. Agfds. dkd. erh. A. Hhne N.- Yort: Fr. 151,90 à Cto. Ab. erb. 2 Lfflle u. fte hier., folgen noch 62 Ldrb. Weiteres fort. F. K. Wkdf.: Mt. 3,- Ab. 3. Qu. erh. Hypokrates: Fr. 50,- erh. Bf. erwartet. Rückständiges fort. J. Heinrichs New.- York  : Doll. 25,-( Fr. 127,80) à Cto. u. P. K. erh. Schftbftlg. folgt. Auszug am 20/6. fort. Pickelhaube: Die beiden Löwen werden sich auffreffen bis auf die Schwänze. Gesegnete Mahlzeit! Von Zig. Rother Greif: Mt. 10, Ab. 2. Qu. erh. Arb. bei Straton n. Storm N. Yort: Fr. 50,65( Doll. 10,-) per diverse Fonds dkd. erh. Serlow: Fr. 13,25 f. Schft. erh. J. F. Gent  : Mt. 3,- Ab. 2. Qu. erh.-C. Sch. 3.: Fr.-, 50 f. Schft. erh. Rothbart: F. S. Zug: Fr. 5, f. P. M. erh. u. abgel. Mt. 310,- à Cto. erh. Bestllg. folgt nebst Bf. R. Wthur: Mt. 2,25 Ab. 3. Qu. f. Pr. erh. 2. P. Paris  : Fr. 66,65 f. Schft. erh. Gracchus F.: Nachr. v. 17/6. hier. Weiteres benützt. Onkel: An 2. London  : Bumbum hat doppelt theilschein dkd. gelöscht. Adr. notirt. quittirt, denn wenn man vom Hirn spricht, merkt er sofort, was ihm fehlt. G- i: Fr. 1,25 pr. Ufd. dkd. erh. Rothwein: Fr. 2,- pr. Ufd. dkd. erh.

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Für die streikenden Weber in Meerane  ( Sachsen  ) find ferner bei uns eingegangen:

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Dtschr. Arb.- Ver. Chaurdefonds Fr. 6.-. Deutsche   Sozial. Glasgow  Mt. 15,-. Tischgesellschaft Alpenrösli Ashl. Fr. 10,-. Flämische B.-G. Gent   Fr. 90.- ,, Es lebe die internationale Solidarität der Arbeiter." Dieselben schreiben ferner: Obwohl der Meeraner   Streit beendet ist, fönnen diese Unterstützungsgelder für andere Zwecke verwendet werden." B.- Gen. in Zug: Fr. 3,-.

Schneider Hochheim

wolle zur dringlichen Mittheilung seinem Freund Peutert Gera direkt oder durch die Expedition des Sozialdemokrat" Adresse senden. [-, 75]

im Alter von 32 Jahren. Auch er zählt zu den Opfern des Sozialisten­gesetzes und der Polizeiwillkür   im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte". Am 5. Februar 1882 wollte der berüchtigte Gehret in München   eine geheime Versammlung der Sozialdemokraten entdeckt haben, und unter den Entdeckten" befand sich auch Genoffe Johann Bed. Mit noch zahlreichen anderen Genossen wurde er verhaftet und, wie es in Baiern   üblich ist, bis 2. Juni in Untersuchungshaft behalter. Zürich  . Es ist bekannt, daß am letztgenannten Tag achtzehn Barteigenoffen von den jederzeit zu Schergendiensten bereiten bairischen Richtern wegen Vergehens gegen die öffentliche Ordnung zu mehreren Monaten Gefäng­niß verurtheilt wurden; Beck speziell erhielt fünf Monate. Während dieser Haft zog sich Beck infolge der allfeits bekannten elenden Behand­lung, wie sie in bairischen Gefängnissen üblich ist, jenes chronische Leiden zu, von dem er nur durch den Tod erlöft wurde. Nichtsdestoweniger wirkte er bis in die letzten Tage unausgesetzt für die Interessen der Partei und erwarb sich dadurch sowie durch seinen biederen Charakter unter den hiesigen Genossen allgemeine Sympathie.

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An dem am 20. Mai stattgefundenen Begräbnisse betheiligten sich etwa 200 Genoffen und der hiesige Arbeiter- Sängerbund" fang an seinem Grabe, wie es der Brave gewünscht, ein ergreifendes Lied. Ehre seinem Andenken!

Warnung.  

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Wir warnen hiemit sämmtliche Genossen vor einem Schwindler, welcher fich als Parteigenosse ausgibt und den hiesigen Verein auf die gemeinste Weise betrogen hat. Demselben wurde die Sammlung für die Genossen in Meerane   aufgetragen, und hat er mit dem gesammelten Gelde, Fr. 30, das Weite gesucht. Wir möchten alle Genossen und namentlich die Maler ersuchen, das Subjekt bei etwaiger Begegnung zu entlarven. Photographien werden gerne zur Verfügung gestellt. Der Schwindler hat sich einigen Genossen gegenüber geäußert, er habe in Hamburg  fchon Schritte gethan, nm von der Wohllöblichen angestellt zu werden. Darum aufgepaßt, Genossen in Deutschland  , denn dieses Individuum wird wahrscheinlich in nächster Zeit in Gestalt eines Epitels irgendwo auftauchen.

Der Verfolgte heißt Wilhelm Meinede, Maler. Er ist aus Leipzig   und war angeblich von 1871-1880 in Hamburg   und zwar auch im Malerverein daselbst, später in Innsbruck  ( Tyrol) in einer Glas­malerei und im Sommer 1882 in Basel  .

Signalement: Statur: mittelgroß. Alter: Ende der Dreißiger. Geficht: länglich. Nase: etwas gebogen. Haare: dunkelblond. Bart: ftarten herunter bängenden Schnurrbart. Kleidung: Kleinen, weichen Filzhut, dunkeln Rock, graue Hofe, worin verschiedene Farbflecke sind. Luzeru. Der Vorstand

des Allgemeinen Arbeitervereins.

Samstag, den 23. Juni, Abends 8 Uhr, im Café

Kessler:

Oeffentliche

Versammlung der deutschen Sozialisten.

Tagesordnung:

Die sozialpolitischen Zustände in Europa  . Referent: Bgr. Bernstein.

Jedermann ist eingeladen.

Der Lokalausschuss

der deutschen Sozialisten.

Einladung zum Abonnement.

Der Sozialdemokrat,"

Zentral- Organ der deutschen   Sozialdemokratie,

erscheint wöchentlich einmal in Zürich  .

Auf dem Wydener Kongreß zum offiziellen Organ der sozialistischen   Arbeiterpartei Deutschlands   erklärt, hat das Blatt eine Verbreitung gefunden, wie sie bei seiner Gründung taum erhofft worden war. Auf dem Kongreß zu Kopenhagen   fonnte deshalb mit Genugthuung gesagt werden, daß die deutsche   Sozialdemokratie in ihrem Organ die mächtigste Waffe gegen das über fie verhängte Ausnahmegesek besthe. Das Abonnement auf das Blatt ist durch dieses Gesetz nicht verboten, sondern nur die Verbreitung, und zu lekterer haben sich fast allerorts energische und auf­opferungsfähige Genoffen genug gefunden( und werden sich auch ferner finden), welche bereit sind, eventuell ihre Freiheit ju wagen, um unserer gerechten Sache dienstbar ju fein ebenso wie sie es auch vor dem Ausnahmegesek gethan haben!

Obwohl nun an den meisten Orten, wo der Sozialismus Boden gefunden, das Blatt eine durchaus befriedigende Abonnentenzahl hat, jo gibt es doch noch eine Reihe anderer, wo bedeutend mehr geschehen könnte, und zudem eine weitere Anzahl, wo das Organ noch gar feinen Eingang gefunden.

Es ist daher Pflicht jedes Genossen, für die weitere Verbreitung des Blattes uner müdlich thätig zu sein und besonders dahin zu wirken, daß an solchen Orten endlich der Bann gebrochen wird und das Parteiorgan die ihm gebührende Beachtung findet. Ueber die Bezugsarten des Blattes find die Genofen im Allgemeinen unter richtet; selbstverständlich können wir hier feine speziellen Angaben über dieselben machen, sondern es müssen sich die Genossen, welche Näheres zu erfahren wünschen, an die be fannten Vertrauenspersonen in Deutschland   wenden.

Das Abonnement beträgt per Zustellung in Brief direkt aus der Schweiz   pro Erem­plar und Quartal Mr. 4.30, bei Aufgabe in Deutschland   Mr. 3,00. Die Zahlung tann per Einschreibebrief in Papiergeld und Briefmarken oder per Posteinzahlung geschehen. Für solche Einzelbestellungen tann folgende Adresse benutzt werden: Leonhard Tauscher   in Hottingen  ( Kanton Zürich  ).

Bei Bezug von zehn Eremplaren an wird das Blatt franko für Mt. 1.80 geliefert. Bezüglich größerer Bestellungen werden vorher brieflich genauere Mittheilungen gemacht und Berhaltungsmaßregeln angegeben. Für diesen Zwed ist sofortige Mittheilung ficherer Brief- Decadreffen hierher unerläßlich.

Wohlan denn, Genossen und Freunde allerwärts, erhebt den Sammel- und Werberuf jur fortgesetzt ausdauernden Arbeit, zum unbeugsamen Kampf, zum endlichen Siege! Mit sozialdemokratischem Gruß!

Redaktion und Expedition des ,, Sozialdemokrat.

Swense Genohenschaftsbuchdruderei Hottingen- 8ürich.