noch unliebsamer empfunden werden als offenkundige Monopole; man braucht nur die krampfhaften und doch vergeblichen Be mühungen der Industriellen, die Ueberproduktion zu vermeiden, zu sehen, nur durch die Lektüre der Konkursberichte einen Blick hinter die Koulissen des bürgerlichen Verkehrs zu thun, um zu dem Schlusse zu kommen, daß das Fundament der bürgerlichen Gesellschaft rastlos und von allen Seiten her unterwühlt wird, daß, so herlich das Gebäude von außen auch aussehen mag, sein Zusammenbruch doch unaufhaltsam ist.

Heute stützt eine bürgerliche Existenz sich auf die andere, wie bei einem Haufen aufgeschichter Steine der eine den andern stützt. Wird aber nur einer herausgerissen, so stürzen gleich ein Duzend nach-- ein Bankrott zieht stets eine ganze Anzahl nach sich. Der Mittelbürger weiß meist gar nicht, wie prekär seine Lage ist, sie wird ihm stets erst klar, wenn es längst zu spät ist. Gilt nicht ein Bankrott, bei dem nur 10 Prozent herauskommen, heute als ganz, anständig?"

Der knapp bemessene Raum verbietet uns, hier auf Einzel­heiten einzugehen, wir müssen uns darauf beschränken, das Ge sammtbild kurz zusammenzufassen. Eine Gesellschaft, welcher

Produktionsmittel zur Verfügung stehen und sich von Tag zu Tag vermehren, die sie, Dank ihrer individualistischen Organisas tion, bereits nicht mehr zu bewältigen vermag; immer größere Kon zentration von Macht und Reichthum in immer weniger Hände, immer stärkeres Anwachsen des nichtbesitzenden Proletariats, und zwischen beiden Schichten einen Mittelstand, dessen Situation von Tag zu das heute Tag schwankender wird; ein Kleinbürgerthum, das heute nur noch in reaktionären Chimären die Gewähr seines Bestandes erblickt, aber revolutionär werden muß, sobald ihm die Unmög­lichkeit der Verwirklichung dieser Chimären einleuchtet- bas ist die bürgerliche Gesellschaft unserer Zeit.

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Ein wirthschaftlicher Krach, hervorgerufen durch einen Krieg, der bekanntlich beständig in der Luft" liegt, oder durch ein an­deres, Handel und Gewerbe lähmendes Ereigniß, und wir sagen nicht die Revolution, aber alle Vorausbedingungen derselben, und mit ihnen ihre Wahrscheinlichkeit sind da. Tritt fie cin, dann ist es allerdings von höchster Bedeutung, daß sie eine zielbewußte Partei vorfindet, welche den Willen und die Fähigkeit befißt, die elementare Kraft, welche sich ihr zur Verfügung stellt, zur Schaffung lebenskräftiger, den neuen Be­dürfnissen entsprechendes und den Bestand des Neuerrungenen fichernder Einrichtungen zu benutzen.

Nicht von dem Willen einzelner Personen, sondern von dem durch die sozialpolitische Lage bedingten Willen der Volksmasse hängt das Eintreten der Revolution ab.

Nicht sie zu machen, sondern sie durchzuführen, ist die Leo. Aufgabe der Sozialdemokratie.

Zur Nationalitätenfrage in Desterreich.

Jm Sozialdemokrat" vom 5. Juli wurde in dem Artikel Republik  oder Monarchie" auf den Nationalitätenkampf in Desterreich hingewiesen und dabei der verderbliche Einfluß der Monarchie auf denselben hervor­vorgehoben. Da dieser Kampf gegenwärtig heftiger denn je tobt und von schwerwiegender Bedeutung auch für die sozialistische Bewegung in Desterreich ist, so dürfte es nicht ohne Werth sein, den Zusanamenhang derselben mit den politischen und sozialen Verhältnissen Desterreichs hier nachzuweisen und dabei seine Bedeutung für die zukünftige Entwickelung der sozialistischen   Bewegung anschaulich zu machen,

Der verderbliche Einfluß der Monarchie auf die Beziehungen der Nationalitäten in Oesterreich   zu einander ist allerdings nicht zu leugnen, er äußert sich nicht nur in dem Sinne, daß die Nationalitäten sich an Schweifwedelei vor der Dynastie zu überbieten suchen, um deren Unter­ftützung sich zu erbetteln, die Dynastie selbst fördert gemäß dem alten römischen Spruche: divide et impera( theile und herrsche) den Haß der Nationalitäten gegen einander, um, bald auf die eine, bald auf die andere sich stützend, ihre eigenen Interessen auf Kosten des Voltes zu wahren. Jusbesondere war Metternich ein Meister in dieser staatsmännischen Kunst". Und auch der neu entbrannte Kampf der Slaven   mit den Deutschen   ist ein Beweis dafür, daß diese ,, Kunst" noch keineswegs aus­gestorben ist.

Die Deutschen  , die sich in gewissem Sinne mit kurzer Unterbrechung des Besitzes der Regierungsgewalt und der parlamentarischen Majorität bis 1879 erfreuten, gingen nur dadurch dieser Herrschaft verlustig, daß fie die Annexionspolitik, die mit der Okkupation Bosniens   und der Herzegowina( 1878) begann, bekämpften und sich dadurch in Widerspruch mit der Hofflique setten. Alles, was man heute in den offiziösen Blättern über die Ursachen des Sturzes der deutschliberalen Partei lieft, daß sie die Gleichberechtigung der Nationalitäten mißachtet, daß sie die materiellen Interessen vernachlässigt und die Volksfreiheit unterdrückt habe, hat so wahres an sich ist mit dem Sturze derselben nichts zu schaffen. Die Habsburger   pflegen nicht Ministerien wegen mangelnder Achtung vor der Freiheit des Volkes zu entlassen, wohl aber ist es vorgekommen, daß ein Ministerium entlassen wurde, weil es eine offenbare Verfassungsverletzung nicht gutheißen wollte. Die schönen Phrasen, durch welche der Systemwechsel in Desterreich den Naiven mundgerecht gemacht werden soll, find nur Blendwerk, um Verwirrung in die Reihen der Deutschen   zu tragen und die Opposition gegen das Ministerium Taafe zu schwächen.

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erkennen und sich durch Reue und Buße und die Zusicherung zukünf­tigen ununterbrochenen Schweifwebelns der kaiserlichen Huld und Gnade wieder würdig zu machen.

Die Wiederholung dieses erhabenen Schauspiels bildet seit Einführung des Parlamentarismus die äußere Geschichte der inneren Politik Defter reichs. Einmal schweiswedeln die Deutschen  , ein anderesmal die Tschechen, Bolen 2c., immer aber triumphirt die Dynastie und der verschämt schei nende, in der That aber ganz unverschämte Absolutismus.

Wie soll aber dieser Zustand der Selbsterniedrigung ein Ende finden? wird man fragen. Offenbar nur dadurch, daß in den verschiedenen Nationalitäten Desterreichs Parteibildungen sich vollziehen, die auf der Bafis der Verständigung und endgültigen gesetzlichen Regelung der Sprachenfrage die allgemeinen Voltsintereffen gegenüber dem ausbeute­rischen und selbstsüchtigen Streben der Dynastie und der herrschenden ausbeutenden Klaffen vertreten. Man wird auf die sozialistische Be­wegung hinweisen, die ja mit jenem Streben identisch sei. Allein es wäre Selbsttäuschung, wollte man von ihr für die nächste Zukunft einen irgendwie maßgebenden Einfluß auf die politische Entwicklung Defter­reichs erhoffen. Die Arbeiter, insbesondere der gemischtsprachigen Pro­vinzen Oesterreichs  , find durch das bekannte demoraliftrende Regierungs­system der Habsburger   für eine zielbewußte politische Thätigkeit, wie fie zur Lösung und Ausgleichung der thatsächlich bestehenden nationalen Gegensäge nothwendig wäre, vorläufig zum größten Theil unbrauchbar; es ist daher auch eine leicht erklärliche Erscheinung, daß sich so bedeutende Bruchtheile der österreichischen Arbeiterbevölkerung dem Anarchismus an­geschloffen haben und so tief gesunken sind, mit der anarchistischen Propa­ganda Judenheze u. dgl. zu verbinden, wie es in Böhmen   und Mähren  nachweislich geschah.

Für eine organisirte sozialdemokratische Partei ist es unter solchen Umständen schwer, Boden zu gewinnen, und man wird in Oesterreich  einen großen Fond von Geduld vorräthig haben müssen, wenn man auf einen direkten Einfluß der Sozialdemokratie auf das Verhältniß der Nationalitäten zu einander hoffen will. Aber ein anderes Moment ist es, das eine nähere Aussicht wenigstens auf die Milderung der nationalen Kämpfe eröffnet: es ist die zunehmende Einsicht in den kämpfenden Parteien selber, resp. in den Wählerkreisen, daß die Fortdauer dieser Kämpfe mit der Fortdauer des überwiegenden Einflusses der Krone auf die innere und äußere Politik Defterreichs verbunden ist, und daß der Ab­ solutismus   so lange nicht beseitigt werden kann, als dem Nationalitäten­tampfe nicht wenigstens enge Grenzen gezogen find, außerhalb welchen ein Zusammengehen der Wähler nach gemeinsamen politischen Grund­sätzen möglich ist. Wir glauben, daß dieses Moment an Bedeutung zu­nimmt und in dem Maße beständig zunehmen wird, als sich die Klassen­gegensätze ausbilden und die nationalen Gefühle zurückdrängen. Wird auf diesem Wege, auf dem Wege neuer Parteibildungen, anf der Grund­lage nationaler Verständigung, die Nationalitätenfrage nicht in der nächsten Zukunft wenigstens eingedämmt und durch die gesetzliche Lösung der Sprachenfrage wenigstens ihres leidenschaftlichen Charakters entkleidet, so wächst die Gefahr des Zusammensturzes Desterreichs bei der nächsten triegerischen Eventualität in demselben Maße, als die Verhetzung der Völker gegen einander sich steigern muß. Die gewaltsame Depoffedirung der Habsburger  , von dem durch Erbschleicherei, Kuppelei und Pfaffen­dienst erworbenen" Throne wäre nur eine verdiente Züchtigung für die lange Reihe ihrer Schandthaten und für ihre für Desterreichs Völker so verhängnißvolle Anwendung des Theile und herrsche".

Viennensis.

Sozialpolitische Rundschau.

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Zürich  , 25. Juli 1883.

- Bravo  ! Mit nahezu zweitausend Stimmen zu. wach gegen 1881 tommt unser Genosse Heinzel gegen den Mantel­politiker Hänel in die Stichwahl das ist das Ergebniß der Kieler  Nachwahl, ein respektabler Erfolg, mit dem wir wohl zufrieden sein können. Wohl haben wir noch nicht ganz die Stimmenzahl wieder er­rungen, welche unsere Kandidaten in den früheren Jahren der öffentlichen Agitation in diesem Wahlkreise erzielten, aber so viel wir sehen, sind es nur die ländlichen Distrikte, in denen der Rückschlag noch nicht ganz eingeholt worden, die vier Städte des Wahlkreises Kiel, Rendsburg  , Neumünster   und Preetz   haben sich ganz vortrefflich gehalten und, wie

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in früheren Jahren, so auch diesmal mit absoluter Majorität für den Sozialdemokraten gestimmt. Im Ganzen wurden diesmal 19,557 Stim­men abgegeben. Davon erhielten:

1883

1881 6659 Stimmen, 4725, 1934 mehr, 9570 11088, 1518 weniger, Graf Reventlow 3321 3465, 144 weniger.

Heinzel Hänel

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Der Vorsprung, den Hänel hat, ist zwar ein ziemlich bedeutender, aber nicht so groß, daß er jede Möglichkeit des Einholens ausschließt. Und unsere waderen Genossen des VII. schleswig  - Holsteinischen Wahlkreises, die unter so schwierigen Umständen man vergleiche unsere vorige Nummer muthig den Kampf aufnahmen und so ehrenvoll aus demselben hervorgingen, werden keine Anstrengung scheuen, in der Entscheidungsschlacht den Sieg zu erringen. Wir rufen ihnen dazu ein herzliches Glückauf! zu, und ersuchen die Genossen allerorts, wo diese Nummer noch zeitig genug hingelangt, nach Kräften unfern Kieler   Freun den Unterstützung zu senden.

Die Stichwahl findet am 3. August statt.

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Was man sich im Reich der Mitte" erzählt. Jm Reich der Mitte lebte einmal ein Kaiser, der sehr alt war, so alt, daß. er zu jedem anderen Berufe als zum Regenten über Millionen Menschen längst untauglich erklärt worden wäre. Dieser alte Kaiser hatte einen Kanzler, auf den er große Stücke hielt, denn er war der Meinung, daß er ihm unendlich viel verdanke. Und so schmutzig undankbar der Kanzler war, so groß war die Dankbarkeit des alten Kaisers. Der Minister durfte schalten und walten nach Belieben, in allen Aemtern saßen seine Kreaturen und wehe ihnen, wenn sie es wagten, eine eigene Meinung zu mit haben! Und ob sie noch so lange des Kanzlers Stiefel geleckt einem Tritt schleuderte er sie von sich und hetzte seine Meute hinter ihnen her.

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Dieser mächtige Kanzler hatte auch zwei Söhne, die ihm mancherlei Sorgen verursachten. Er hatte sich in ihnen Stützen für sein Alter heranziehen wollen, aber es wollte ihm partout nicht glücken. Dem ältesten Sohn, der nach seiner Mutter schlug, spielte Gott Amor einen bösen Streich. Er ließ sich von einer schönen Venus in Fesseln schlagen, was doch Staatsmännern nicht passiren darf, und ging auf eine gewisse Zeit außer Landes. Der zweite Sohn glich mehr dem Vater, der ihn auch ganz besonders an sein Herz schloß. Kaum hatte der Jüngling seinen Examen absolvirt, so entdeckte bereits der Vater eine tüchtige geschulte Kraft in ihm und verschaffte ihm eine gutbezahlte Stelle im Staatsdienst; einmal stieg er sogar in diesem seinen Sohn höchft­selbsteigen zum Volke herab.

Die Tschechen, Polen  , Slovenen und Deutschklerikalen, die heute sich als Majorität in beiden Häusern des österreichischen Parlamentes so be­haglich fühlen, auch fie existiren nur so lange als Majorität, als sie sich allen Wünschen des Hofes gefügig zeigen. Für die parlamentarische Be­willigung des Militäretats schenkt man ihnen auf ihre eigenen Kosten und Unkosten und durch Heranziehung der deutschen   Steuerzahler eine Universität, die das Hohngelächter der wissenschaftlichen Welt hervorruft, eine Anzahl Gymnasien und Realschulen, die sie selbst erhalten dürfen. Für die Bewilligung höherer Steuern liefert man den Klerikalen die Boltsschule aus, errichtet man in Galizien   Eisenbahnbetriebsämter, da­mit die Söhne und Neffen verschuldeter polnischer Gutsbesizer, ohne die deutsche Sprache lernen zu müssen, Karriere machen können. So ver wandelt sich die ganze Nationalitätenfrage schließlich in einen Komplex von Schacher, Tausch und endlosen gegenseitigen Konzessionen, deren Hauptresultat die Steigerung des Einflusses der Tynastie und die Demo­ralisation der Parteien sein muß. Das nennt man heute in Desterreich Versöhnungspolitik". Ihre Tendenz ist aber im Gegentheil, die Natio­nalitätenfrage immer offen zu halten, die Forderungen der Nationali­täten unbefriedigt zu lassen, indem man durch auf den Augenblick be­rednete Zugeständnisse ihre Vertreter für ihre wichtigeren Ausprüche auf die Zukunft vertröstet und so immer neue Ansprüche hervorruft. Wird eine Nationalität unbotmäßig und macht sie ihre Zustimmung zu den Forderungen des Hofes von der Anerkennung ihrer nationalen Rechte abhängig, dann wird sie einfach vermittelst des kunstvollen Wahlmechanis­mus parlamentarisch depossedirt( abgesetzt), und ihre Vertreter haben dann wieder Gelegenheit, bis zum nächsten Systemwechsel über den Werth oder Unwerth fürstlicher Gunst nachzudenken, ihre eigene Ohnmacht zu schöne Frau eines Kaufmanns vom Stamme Sem. Die schönen Semi­

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Aber, aber, mit Amor ist nicht zu spaßen, auch über den zweiten Sohn den Kanzlers machte er seinen Einfluß geltend. Nur trafen diesen die Pfeile nicht so tief als den ältesten Bruder. Er liebte es, weniger glühend als häufig zu lieben, variatio delectat", Abwechslung muß sein, war schon auf der Schale seine Devise gewesen, wenn er die schlech­teste Note erhielt. Häufige Liebes abenteuer sind übrigens durchaus nicht unstaatsmännisch.

Einmal verliebte sich dieser geschulte Sohn seines Vaters in die

tinnen hatten es ihm überhaupt angethan, und auch in seiner Liebe zu ihnen folgte er nur einem eben so zartsinnigen wie geschmackvollen Aus­spruch seines großen Vaters. Lange widerstand die hübsche Semitin den stürmischen Werbungen ihres Aubeters, endlich aber gab sie ihnen doch nach, und Amor feierte einen neuen Triumph.

Wenn junge Leute aus reicher Familie lieben, dann überschütten sie gewöhnlich den Gegenstand ihrer Liebe mit kostbaren Geschenken. Anders unser Held. Gleich seinem Vater liebte er es nicht, sich in Unkosten zu ftürzen. Es gibt ja auch andere Mittel, seiner Liebe sich erkenntlich zu zeigen, insbesondere wenn man der Sohn eines so mächtigen Mannes ist. Weißt Du, mein Schatz, sagte er eines Tages zu seiner Holden, was find alle die Kostbarkeiten dieser Erde gegen eine gute Anstellung? Sie find ver gänglich wie die Liebe. Ich werde Deinem verspekulirten Mann ,, für alle Fälle" einen einträglichen Posten verschaffen. Im Ministerium? rief die Tochter Abrahams entzückt aus. Wo denkst Du hin? Einen Semiten im Minifterium des Reiches der Mitte! Es wird sich schon etwas Anderes finden. Und es fand sich etwas Anderes.

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Es begab sich nämlich, daß das Kollegium der Welteften der Kaufmanns­taste in der Hauptstadt des Reiches der Mitte zehn Leute zu ernennen hatte, welchen die Aufgabe obliegt, die Käufe und Verkäufe in Werth­papierchen zu vermitteln und amtlich zu registriren. Eine solche Stelle ist unter Umständen recht einträglich, man schäßt sie in Deutschland   auf jährlich sagen wir, einen vortragenden Rath im Ministerium. Unter den Bewerbern befand sich auch der glückliche Ehemann der Herzens­gebieterin des Zukunftsdiplomaten. Es fehlten ihm zwar alle zu der betreffenden Stelle nöthigen Eigenschaften, er war gerade mit dem Ge­schäftskreise, in welchem er fortan thätig sein wollte, völlig unbekannt, indeß er mußte sich doch wohl zu der Rolle eignen auch eine geschulte Kraft", denn als das Kollegium zusammen­trat zur Wahl, da wurde ihm die Gnade einer amtlichen Zu schrift aus dem Ministerium des Handels, das dem mächtigen kanzler gleichfalls unterstand, zu Theil, in welchem ihm die Wahl dieses verdienstvollen Mannes dringend empfohlen wurde.

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vielleicht war er

Die Zuschrift wurde natürlich mit jener Hochachtung entgegengenom­men, die so wichtigen Dokumenten gebührt; fie einer Besprechung zu unterziehen, wäre unehrerbietig gegen den durchlauchtigen Urheber der­selben gewesen. Man legte sie stillschweigend bei Seite und schritt zur Wahl. Und siehe da, der Schützling des Handelsministeriums wurde mit allen gegen zwei Stimmen abgelehnt. Die Krämerseelen hatten sich nicht überzeugen können, daß der Besitz einer schönen Frau und einer gewiffen freien Auffassung von der Ehe genügend sei, jeden Fähigkeitsbeweis zu ersetzen. Sie hatten eben kein Verständniß dafür, wie man in hohen und höchsten Regionen über Verdienste denkt. Auch mögen sie nicht ganz frei von Rachsucht gewesen sein. Denn der all­mächtige Kanzler hatte ihnen schon manchen bösen Streich gespielt.

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Das erzählt man sich im Reich der Mitte. Wer etwa glauben sollte, daß wir hier auf gewisse Vorgänge bei der im vorigen Monat ftatt gehabten Matlerwahl in Berlin   angespielt haben wollen, dem versichern wir auf das Entschiedenste, daß Herr Treitel freilich eine schöne Frau hat und trotzdem nicht zum Makler gewählt wurde, daß Wilhelm Bismard genannt Bill, allerdings der Sohn des allmächtigen Kanzlers des deutschen   Reiches und Handelsministers des preußischen Staates ist, daß aber in Deuttchland Gottesfurcht und fromme Sitte waltet und nament lich in den oberen Kreisen die heiligen zehn Gebote strenge beobachtet werden, deren sechstes bekanntlich lautet:

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Du sollst nicht ehebrechen!

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Neben einigen Verboten so hat diesmal Freund Con zett, der barob ganz untröstlich sein soll, daran glauben müssen und der Ausweisung des Genossen G. Klose, Schraubendreher, aus Berlin  , haben wir diesmal auch eine Verbots aufhebung zu vermelden. Die Münchener Süddeutsche Post" ist nach 19 wöchentlicher Unter brechung vom hohen Reichsgericht gnädigst wieder freigegeben worden. Wer dem Verleger des demokratischen Blattes, für den durch das Ver bot ihm zugefügten Verlust entschädigt, sagt die Hebamme des Sozialistengesetzes, Herr Lasker  , der erst jüngst von der im Allgemeinen loyalen" Handhabung desselben sprach.

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Bei Schluß der Redaktion erhalten wir noch die Nachricht, daß auch Altona   wieder einmal gerettet" werden mußte. Unser Genosse C. Fr. Steinfatt ist nämlich aus dem Bereich der segensreichen Thätigkeit des biederen Engel, Wolff'schen Angedenkens, ausgewiesen worden.

3um Prozeß Padlewski und Genossen erhalten wir aus Posen eine Zuschrift, die im Wesentlichen mit dem bereits von uns in voriger Nummer Gesagten übereinstimmt, und von deren voll ständigen Abdruck wir daher Abstand nehmen. Nur die Schlußworte des geehrten Einsenders glauben wir nicht unterdrücken zu dürfen. Er sagt, nachdem er festgestellt, daß unseren verurtheilten Genossen so gut wie gar nichts Strafbares nachgewiesen werden konnte:

Aber wir müssen zugeben, daß diese Richter nicht freisprechen durften, daß sie nicht nur bestrafen, sondern auch ein unerhört hohes Strafmaß wählen mußten!

,, Nun, unsere braven Genoffen werden es zu ertragen wissen, mögen sie es stolz und erhobenen Hauptes thun. Denn was sie nicht erreichen konnten, das hat jetzt die Anklage und ihre Folgen bewirkt: die sozia listische Bewegung in Posen kommt in Fluß! Darüber ist kein Zweifel mehr, und es ist Niemand, der sie noch hemmen kann, und Wenige, die fich noch einbilden, es zu können."

Der Servilismus lebensgefährlich! Einer unserer daß Mitarbeiter aus Leipzig   schreibt uns: Ich schrieb ihnen schon, das Mylauer ,, Unglück" durch die Servilität des Betriebsdirektors her beigeführt worden ist. Heute kann ich ergänzend hinzufügen, daß die als Servilität bei der Affaire eine noch viel größere Rolle gespielt hat, ich damals dachte. Wenn ein Fahrstuhl sicher gehen soll, so muß, wie jedem Sachkundigen bekannt ist, das Gewicht möglichst gleich mäßig vertheilt werden. Dies wurde in Mylan versäumt Der geheiligten Person des Königs wagte keiner der übrigen Fahrstuhl Passagiere zu nahe zu treten"; fie hielten sich alle ,, in respektvoller Entfernung", so daß der König auf einer Seite allein stand und die übrigen 6 oder 7 sämmtlich auf der anderen Seite. Hier durch gerieth der Fahrstuhl aus dem Gleichgewicht, und der Rest ist bekannt. Das kommt davon, wenn man Könige für etwas besseres als gewöhnliche Menschen hält.

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Aus der sittlichsten der Welten. Eine nach mehreren Seiten hin interessante Verhandlung, schreibt man uns aus Mann heim, spielte sich am 20. Juni vor dem hiesigen Schöffengericht ab; fie lieferte einen trefflichen Beweis eirerseits für die vielbe- rühmte Gleichheit vor dem Gericht, anderseits aber eine klassische stration zur Butttamer'schen Heiligkeit der Ehe. De eigentlichen Gegenstand der Verhandlung bildeten zwei unschuldige" ano nyme Briefe, welche eine Schauspielerin an das Theaterkomite- Mitglied Maschinenfabrikant, Großgrundbesitzer zc. Sch. Lanz, bezw. deffen Frau geschrieben haben soll, und worin einer anderen Priesterin der Kunst der zärtlichsten Wese vorgeworfen wird, sie haben besagtem H. Lanz ihre Waden zu weit gezeigt 2c. 2c.

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fleine Ursache Diese Künstlerin tlagt wegen Beleidigung, und- es kommt bei dieser Gelegenheit ein haben oft große Wirkungen Standal an den Tag, der einer Hof- und Nationalbühne" alle Ehre macht.

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