Wer so handelt und eine Sprache wie diese führt, bekundet dadurch, daß er einen Konflikt will. Und in der That, die Lage Bismarck's  ist eine solche, daß ein auswärtiger Krieg ihm erwünscht sein muß. Mit seiner gesammten inneren Politik, die wirthschaftliche und sozialreforma­torische" eingeschloffen, hat er Fiasko gemacht, seine Popularität ist hin, und der dentsche Kronprinz" ist ihm notorisch so gewogen, daß nach dem Tode des nunmehr 86- jährigen Heldengreises" an ein Verbleiben Bis­mard's in seinem jezigen Amt nicht zu denken wäre falls bis dahin die Situation fich nicht total geändert hat.

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Und ein auswärtiger Krieg würde das thun. Natürlich nur ein glück­licher. Doch es gibt ja Mittel und Wege, dem Glücke nachzuhelfen pour corriger la fortune, um in der Sprache des biederen Riccant de la Marlinière zu reden. ,, Man muß den Gegner, welchen man überfallen will, in alle möglichen Schwierigkeiten bringen, ihn an Händen und Füßen, ohne daß er es merkt, feffeln und dann, wenn er völlig hilflos ift, laut rufen, er wolle angreifen, ihn durch Beitschenhiebe zu einer Kriegserklärung zwingen und hierauf, unter dem Vorwand der Verthei­digung, den Angriffskrieg beginnen." So wurde es 1866 gegen Defter­reich und 1870 gegen Frankreich   gemacht beidemale mit dem gün­ftigsten Erfolge. Gegenwärtig ist die Sache nun nicht so leicht. Die Regierung der französischen   Republik   kennt das Rezept und hat keine Lust, ihm durch einen Krieg aus der Patsche zu helfen. Sie hat sich nicht auf das Eis auswärtiger Abenteuer locken laffen( Gambetta  , deffen Tod deshalb von den Bismarck  'schen Organen so lebhaft bedauert wurde, war bereit ge­wesen) fährt dabei aber fort, fich für alle Eventualitäten zu rüsten. Daß die Existenz einer großen demokratischen Republik an den Grenzen des deutschen   Kasernenreichs für dessen Gründer" keine sehr angenehme Thatsache ist, das liegt auf der Hand. Und mit jedem Tage stärkt sich diese Republik   innerlich und wird militärisch schlagfertiger. Es ist dem­nach im Interesse Bismarck's, den Konflikt möglichst bald vom Zaune zu brechen. Wird der französischen   Republik   die Zeit zur vollständigen Ausbildung ihres Wehrsystems gelassen, so kann ein Angriff überhaupt nicht mehr mit Aussicht auf Erfolg vorgenommen werden. Kurz, es ist teine Zeit zu verlieren.

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Schon seit Monaten war zu bemerken, daß derjenige Theil der deutschen  Preffe, der aus dem reichskanzlerischen Reptilienfonds gespeiset wird, methodisch gegen Frankreich   zu heßen begann. Das Geheze ward mit immer größerer Energie betrieben, und jetzt spielt der Herr Reichskanzler in seinem Privatmoniteur die erste Geige in dem Hezkonzert.

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Wird er seinen Zwed erreichen? Wird die französische   Preffe fich auf die verachtungsvolle Zurückweisung des frechen Geschreibsels beschränken, was offenbar der Zweck des kalten Wasserstrahls" ist oder wird wird der Chauvinismus die Oberhand gewinnen und sich ein ernsthafter Federkrieg entspinnen, aus welchem schließlich die vom Urheber des ,, talten Wasserstrahls" erstrebte zweite Auflage des heiligen Krieges" entstehen würde?

Das ist nicht voraus zu berechnen. Soviel steht aber fest, daß Bismarc einen Krieg mit Frankreich   herbeizuführen sucht und daß er, falls er dies­mal seinen Zwed nicht erreicht, gelegentlich weitere kalte Wasserstrahle" besorgen wird. Jedenfalls haben wir mit der Eventualität eines zweiten deutsch  - französischen Kriegs zu rechnen.

Jm engsten Zusammenhang mit den Bismarck  'schen Kriegsplanen stehen die Wuthausbrüche gegen die Sozialdemokratie, welchen wir neuerdings in der deutschen   Regierung@ preffe begegnen. Die Sozialdemo­tratie ist die einzige Partei, welche sich vom chauvinistischen Nationalitäts. tultus freigehalten hat und den Krieg prinzipiell verurtheilt. Die Protest­Stellung der deutschen   Sozialdemokraten zu dem Krieg von 1870/71 ift in frischem Andenken. Seitdem hat die deutsche Sozialdemokratie bedeutend an Macht, Einfluß und Ausbreitung gewonnen, und Bismarck   muß darauf finnen, sich diesen unbequemen Faktor vom Halse zu schaffen. Wir müssen deshalb auch nach dieser Seite hin auf Ueber­raschungen gefaßt sein!

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Am Ende ihres Lateins. Daß das Sozialistengesetz nach keiner Richtung hin die Hoffnungen seiner Urheber erfüllt hat und eine Fehl­geburt in des Wortes verwegenfter Bedeutung war, das wird jezt allseitig zugestanden, und wenn auch die reaktionären Parteien( Fort­schrittler natürlich mit eingeschlossen) die Verlängerung des Sozialisten­gesezes wünschen, so geschieht das aus anderen Gründen als in der Hoffnung, es werde das Wachsthum unserer Partei verhindern oder gar ihr das Lebenslicht ausblasen. Mit einer bloßen Verlängerung des S0­zialistengesetzes ist also Denen nicht gedient, welche den Sozialismus durch­aus tödten wollen. Es muß verschärft, wirksamer gemacht werden. Aber wie? Nun, die letzten Wahlerfolge der bösen Sozialisten geben den Fingerzeig. Jede Wahl ist ihnen eine Gelegenheit zu großartiger Agi­tation und Propaganda. Aus jeder Wahl gehen sie gekräftigt hervor und von ihnen selbst ist wiederholt eingestanden worden, daß die Betheiligung an den Wahlen das befte Agitationsmittel sei. Der Sozialdemokratie die untergeordneten Agitationsmittel nehmen und ihr das wich­tigste laffen das ist unlogisch. Man muß ihr auch das wichtigste nehmen, den Sozialdemokraten die Betheiligung an den Wahlen unmög­lich machen. Aber wie?

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Nun, die Herren Sozialistentödter haben den Muth der Konsequenz wenigstens wenn die Konsequenz Unfinn ist und sie sagen sich mit unanfechtbarer Logit: Will man die Betheiligung der Sozialdemokraten an den Wahlen gründlich verhindern, so muß man den Sozialdemokraten das Wahlrecht und die Wählbarkeit nehmen." Probatum est. Die Schwierigkeit ist blos, woran man die Sozialdemokraten erkennen wird. Mit den notorischen hat's ja teine Mühe, allein viele sind nicht notorisch und an der Nase kann man es Niemand ansehen. Wir möchten ein Examen an der Wahlurne vorschlagen: Nur wer feierlich allen staats­und gesellschaftsfeindlichen Ideen abgeschworen und auf alle Fragen nach seiner politischen Gesinnung und Führung befriedigend geantwortet hat, soll die Erlaubniß erhalten, einen Stimmzettel in die Wahlurne zu werfen. Solche, die kandidiren wollen, müßten natürlich, ehe sie die obrigkeitliche Konze ffion zur Kandidatur empfangen, ein richtiges examen rigorosum bestehen und obendrein materielle Garantien ihres künftigen Wohlverhaltens darbieten etwa in Gestalt einer tüchtigen Geld­taution, die bei dem geringsten politischen Faurpas( Fehlschritt) ver­fällt. Auf diese Weise würde unzweifelhaft ein Parlament nach dem Herzen Bismarck's und seiner Leute zusammenkommen.

Doch Scherz bei Seite. Der Vorschlag ist in vollem Ernste gemacht worden, und wiederum sind es die nationalliberalen Blätter, welche am eifrigsten darauf angebissen haben. Die Verkommenheit unserer Bourgeoisie läßt nichts zu wünschen übrig. Erst tonservative Blätter mußten auf die fatalen Wirkungen hindeuten, die ein derartiges Gesetz haben

tönnte und würde.

Hier und da ist die Vermuthung ausgesprochen worden, die Reichs­regierung selber habe den Vorschlag auf's Tapet gebracht, und zwar in der Absicht, um den Liberalen, welche gern etwas abhandelten, das Votum für Verlängerung des Sozialistengesetzes zu erleichtern. Als ob das nöthig wäre! Die Liberalen stimmen auch so schon mit Jubel für die Verlängerung, und würde ihnen ein Gesetzesentwurf, der den Sozial­demokraten das aktive und paffive Wahlrecht raubt, von der Reichs­regierung vorgelegt, so würden sie denselben nicht verwerfen, sondern ebenfalls mit Jubel annehmen.

Wie dem nun sei, der Vorschlag zeigt die vollständige Rathlosigkeit unserer Gegner, die in ihrer Angst vor der Sozialdemokratie das ver­rücktefte Zeug ausbrüten.

Sozialpolitische Rundschau.

Zürich  , 29. Auguft 1883.

Wie's ausschaut. Es sieht bedenklich aus in der Welt. Während am politischen Horizont trotz aller Friedensbündnisse beständig Krieg in Sicht ist, kommen aus Amerika   die Vorboten eines wirthschaft­lichen Krachs, deffen Rückwirkung auf die industriellen Verhältnisse Europa's verhängnißvoll zu werden droht. Zunächst allerdings kriselt es an der Börse, und find es unter Anderm namentlich die Aktien der famosen Northern Pacific Bahn des Herrn Villard, auf dessen Kosten, oder vielmehr auf deren, d. h. der Aktionäre derselben, Koften augenblicklich eine Anzahl hervorragender deutscher   Schrift­steller und Politiker, u. A. Friedrich Kapp  , Paul Lin­ dau   2c. 2c., eine Abfütterungsreise durch die Vereinigten Staa­ten machen, deren Kourse rapide gefallen sind. Politische Gründe waren für diese Börsenpanit keineswegs maßgebend, sondern lediglich die unge­sunden Zustände auf dem amerikanischen   Geldmarkt, und noch stets haben die wirthschaftlichen Krisen mit Börsenkrisen begonnen. Wenn man nun bedenkt, daß es Amerita war, welches durch seinen Mehrbedarf an Eisen- 2c. Produkten der europäischen   Industrie nach dem Krach von 1873-77 wieder auf die Beine half, so wird man begreifen, was es heißt, wenn Amerika   plötzlich anfängt, flau" zu werden.

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Der Tod des idiotischen Legitimistenhäuptlings Graf Chambord wird von den deutschen   Journalisten als ein dankbares Thema für die tief­innigften Betrachtungen über die Aussichten der französischen   Monarchisten betrachtet. Wir gönnen den Leuten dies Vergnügen von Herzen, wenn fie aber fortgesetzt die Loyalität und die strenge Gewissenhaftigkeit" des letzten Sprößlings der Bourbonen rühmen, so müssen wir denn doch ein Mörtchen dazwischenreden. Was heißt hier Loyalität? Daß ein Mensch sich einbildet, durch seine bloße Abstammung berechtigt zu sein, über ein ganzes Volk za herrschen, d. h. dieses Volk als eine Sache betrachtet, und nun auf der Anerkennung dieses ererbten Rechtes besteht und keinen andern Rechtstitel gelten lassen will, darin können wir nichts als eine gewisse Konsequenz in der Bornirtheit erblicken. Loyal wäre es ge­wesen, wenn der Graf von Chambord den Willen des franzö­ sischen   Volkes respektirt hätte, das von seiner Dynastie nun einmal nichts wissen will, anstatt, einem Shylock   gleich, auf seinem Schein zu bestehen.

Der Bismarck  'sche Wasserstrahl hat in Frankreich   nicht geringe Erbit­terung hervorgerufen, unter der naturgemäß zunächst die in Frankreich  lebenden Deutschen   zu leiden haben, zudem die brave Frankfurter Zei­ tung  ", ihrer vor Kurzem von uns gekennzeichneten Methode gemäß, ganz luftig mit in das Bismarckische Horn blies. Die Staatsmänner in der Eschenheimer Gasse können bald mit jedem nationalliberalen Blatt den Vergleich aufnehmen, wie ja auch die berühmte Abstimmung beim Kran­tentafsengesetz ,,, um den guten Willen zu zeigen", getreu dem berühmten Muster der Lasker und Konforten entsprach. Wir erinnern nur an die von der Frankfurter Zeitung   seinerzeit so hart verurtheilte Abstimmung über die Justizgesetze!

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Herr von Manteuffel scheint gewußt zu haben, was er that, als er das Verbot der Frankfurter Zeitung  " für Elsaß- Lothringen   aufhob. Ju Oesterreich- Ungarn feiert die Raffen- und Nationalitäts­verhetzung die wüfteften Orgien. Judenhezen in Ungarn  , Ungarnhaß in Kroatien  , Deutschheze in Böhmen  - jeden Tag erfahren wir von neuen Raufereien. In Ungarn   haben wie in Rußland   die Judenunruhen zu allgemeinen Plünderungsrevolten geführt. Zuerst werden die Woh nungen der ärmeren Juden demolirt und ausgeplündert, dann geht's in die reicheren Quartiere, wo dann bei Juden und Christen ohne Unter­schied geplündert wird. Diese Unruhen sind selbstverständlich der Sache der Freiheit und des Fortschritts im höchsten Grade verderblich, sie sind keine revolutionäre, sondern reaktionäre Erscheinungen, wie sie ja auch nur die Frucht der von reaktionärer Seite ausgehenden Hezzereien find.

Diesen nationalen Hezzereien entgegenzuwirken, wo und in welcher Form fie auch auftreten, ist daher Aufgabe eines Jeden, der es mit dem wirklichen Fortschritt der Menschheit ernst meint. Dazu gehört auch die Beseitigung aller Ursachen des Nationalitätenhasses, das heißt aller Unterdrückungsgeseze, aller Vorrechte des Standes und der Raffe, mit einem Worte die Anerkennung der Gleichheit und Gleichberechtig ung Aller!

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Zur industriellen Entwidelung. Im Handelstheil der Frankfurter Zeitung  ", der sich vom politischen des genannten Blattes dadurch vortheilhaft unterscheidet, daß in ihm kein Falsch ist er wird streng einheitlich im kapitalistischen   Sinne redigirt standen jüngst einige recht charakteristische Artikel über die Lage der Crefelder Industrie. Besonders interessant ist für uns der letzte derselben, in welchem der Verfasser auf den Kampf zwischen Handstuhl und Kraftstuhl zu sprechen kommt. Da heißt es:

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,, Wie schwer es der Handweberei ist, für gewiffe Gewebe mit dem mechanischen Stuhl zu konkurriren, wollen wir an einem Beispiele anschaulich machen. Ein guter Sammtweber liefert auf dem Hand­stuhl täglich 2 Meter Seidensammt. Auf dem mechanischen Stuhl dagegen werden bis zu drei Breiten neben einander gewebt, das Gewebe übrigens als Doppelgewebe hergestellt. Ein solcher Stuhl bringt es täglich auf vier Meter Länge, liefert demnach 3 X 2 24 Meter Sammt. Das ist eine zwölffache Produktion mit der gleichen menschlichen Ar­lichen Arbeitskraft. Diese Verhältnisse drängen natur­gemäß auf die allgemeine Einführung der power looms( Kraft­ftühle) hin, und es besteht kein Zweifel, daß diejenige Nation, welche zu lange mit dem Uebergang zum mechanischen Stuhle wartet, im Konkurrenztampfe unterliegen muß. Daneben ist jedoch nicht zu lengnen, daß dieser Uebergang auch seine großen Schattenseiten hat. Die Bereinigung großer Arbeitermassen in einzelnen Fabrikfälen ist gegenüber der im Crefelder Bezirk eingebürgerten Hausindustrie ge­wiß tein sozialer Fortschritt.(!) Ferner erschwert die Großindustrie den von der Mode bedingten leichten Uebergang von einem Zweig der Weberei auf den anderen, vom Sammt auf den Stoff, von der glatten Waare auf die gemusterte. Auch kann in den großen Maschinenetablissements die Produktion nicht so leicht eingeschränkt und dem Bedarf angepaßt werden, wie in der Hausindustrie. Bei dem hohen Werth der Seidenfabrikate und dem fortwährenden Wechsel der Mode hat aber das Arbeiten auf Lager viel größere Gefahren für den Industriellen als beispielsweise in der Baumwollindustrie. Endlich würde mit der Beseitigung der Handweberei die glückliche Vereinigung von Landwirth­schaft und Handwerk, welche in der Umgebung von Crefeld   einen relativen Wohlstand erzeugt hat, nicht aufrecht erhalten werden fönnen."

Hier wollen wir zunächst zwei Bemerkungen machen. Ob die glück­liche Vereinigung von Landwirthschaft und Handwerk", von der der Ver­faffer hier spricht, im Crefelder Kreise wirklich einen relativen Wohl­stand" erzeugt hat, können wir im Augenblick nicht kontroliren, möchten es aber zunächst ganz gehörig bezweifeln. Man kann freilich darüber ftreiten, wie weit der Begriff relativer, d. h. verhältnißmäßiger Wohlstand geht. Jedenfalls aber ist, wie Figura zeigt, die Zeit dieses gli dlichen" Zwitterverhältnisses vorüber und, mag für den Einzelnen zunächst die Aufhebung desselben recht unangenehm sein, für die Gesammt­heit, für die allgemeine Entwicklung ist sie ein Fortschritt. Die ,, glückliche Vereinigung" ift, wo sie heute noch besteht, fast überall mehr ein Glück für die Ausbeuter als für die Arbeiter was auch aus dem obigen Artikel zwischen den Zeilen herausleuchtet. Sie ermöglicht ein

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fitabiles, abhängiges Arbeitspersonal, das obendrein gar nicht recht merkt, in welcher Knechtschaft es sich befindet. Wir haben, wie gesagt, kein attenmäßiges Material über die Lage der Crefelder Weber zur Hand, in Frankreich   aber hat z. B., wie das unser Genoffe Lafargue   in der ,, Egalite", deren Eingehen ein wirklicher Verluft für die französische  Sozialdemokratie ist, vor einigen Jahren ziffernmäßig nachwies, diese ,, glückliche Vereinigung" zu wahrhaft grauenhaften Zuständen in den be­treffenden Distrikten geführt. Die Schwärmerei der Großkapitalisten für die idyllische" Hausindustrie hat ihren sehr materiellen Hintergrund. Aber die Gesetze der kapitalistischen   Produktion find stärker als alle senti­mentalen Wünsche selbst der Kapitalisten.

Der Handstuhl muß durch den mechanischen Stuhl ersetzt werden, so viel geht aus dem Obengesagten klar hervor. Nun heißt es, meint unser Verfasser weiter, folgendes Problem zu lösen: Vereinigung des Hausbetrieb s mit der mechanischen Weberei". Zu diesem Behufe hat die Crefelder Handelskammer Experten nach Frankreich   ge­sendet, für Versuchswerkstätten 2c. Stadt- und Staatsmittel verlangt und auch erhalten.

" Gelingt es", fährt er fort, diese Frage in befriedigender Weise zu lösen, so wäre damit mehr für die Erhaltung des Handwerks gethan als jemals durch Jnnungsvorschriften und Zwangsrechte erreicht werden könnte. In Crefeld   denkt man sich die Sache so, daß Werkstätten mit 5 oder 6 Stühlen für mechanischen Betrieb eingerichtet werden. Die einzelnen Stühle sollen möglichst für die verschiedenen Branchen bestimmt sein, so daß jede Einzelwerkstätte je nach dem Wechsel der Konjunkturen ganz oder wenigstens theil­weise beschäftigt werden könnte."

Sehen wir uns diese ,, Lösung" etwas näher an. Die erste Frage, über welche unser Gewährsmann sich ausschweigt, ist die: wer richtet die Werkstätten ein? Der bisherige Handweber? Wo soll der trotz ,, relativen Wohlstandes" die Mittel zur Anschaffung von 5-6 mecha­nischen Webstühlen hernehmen! Nein, der Unternehmer besorgt das, und setzt den oder die Handwerker, wenn diese Bezeichnung für die an einem mechanischen Webstuhl gefesselten Arbeiter überhaupt noch einen Sinn hat, als zins- und tributpflichtige Angestellte in die ihm gehörige Werkstatt. Selbst da, wo er einem beffer fituirten Hand­werker in Form eines Darlehens diese Mittel vorstreckt, wird er, gleichzeitig als Gläubiger und Auftraggeber, der faktische Besitzer der neuen Werkstätte.

Aber so oder so, der mechanische Webstuhl will verzinst sein und er fordert daher unausgesetzten Betrieb. Wir erhalten auf diese Art ein Mittelding zwischen Fabrik- und Hausarbeit, bei dem Eines zunächst ver­schwinden dürfte: die nebenbei betriebene Landwirthschaft. Bei der Konkurrenzjagd auf dem Weltmarkte kann da gar kein Zweifel bestehen, Diese Konkurrenziagd mit ihren unvermeidlichen Folgen, Ueberproduktion und Krisen macht dem schönen Traum von der Erhaltung des Hand­werks" vollends den Garaus. In der allgemeinen Krisis hilft auch der Uebergang zu einem andern Zweig der Weberei nicht, da wird über­haupt weder Sammt noch Seide gekauft. Und das letzte Wort werden daher doch die großen mechanischen Webereien behalten.

Soviel für heute über dieses Thema. Wir werden demnächst darauf zurückkommen; hoffentlich theilen uns inzwischen unsere Crefelder Ge noffen etwas über den relativen Wohlstand" der dortigen kleinen Weber mit.

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Wenn zwei Spizbuben sich zanken. In der fortschritt­lichen Berliner Volkszeitung" vom 25. August finden wir folgende biffige Notiz:

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,, Ein bedauerlicher Unfall auf der Stadtbahn hat sich auch diese Woche wieder ereignet und ist damit die Zahl der Verunglückten auf dieser Strecke wieder um einen vermehrt. Der Arbeiter B. wurde zwischen den Stationen Friedrichstraße- Börse von der Lokomotive eines Zuges erfaßt und ihm durch die Heftigkeit des Stoßes die eine Kinnlade zerschmettert. Der Schwerverletzte ist auch Familien­vater und hat eine gesetzliche Berechtigung zu irgend welcher Unter­ftützung als Bahnarbeiter nicht, was bei den überaus niedrigen Löhnen, welche dort gezahlt werden, um so mehr zu bedauern ist, als die Möglichkeit, bei zwei Mart täglichem Lohn, der ab und zu durch Ueberstunden auf 2,50 Mt. sich erhöht, Ersparnisse zu machen, doch wohl selbst für sehr sparsame Leute als ausgeschlossen zu betrachten sein dürfte. Für die Freunde der Verstaatlichung der Bahnen, um der ,, tapitalistischen Produktionsweise" entgegenzutreten und die Ausbeutung" der Arbeiter zu verhüten, dürfte sich bei der nächsten Etatsberathung hier ein recht geeignetes Feld für Bethätigung praktischen Christenthums darbieten." Sehr gut gesagt, liebe Boltezeitung": hier ist der Prüfftein für die Arbeiterfreundlichkeit der sogenannten Staatssozialisten, hier, in der ener gischen Sorge für bessere Bezahlung und unabhängige Stellung der Arbeiter, hat sie sich praktisch zu bethätigen, und es ist sehr ver dienstvoll, die Arbeiter gegen den Ausbeuter Staat aufzu hetzen. Aber es gibt noch andere Arbeiterfreunde" wie den christ­lichen Staat, die auch die Proben für ihre Arbeiterfreundlichkeit abzu­legen haben wir meinen die guten Freunde der Volkszeitung", die fortschrittlich- liberalen Fabrikanten. Die Arbeiter in Bielefeld  , in Weimar  , in Meerane  , in Stuttgart  , in Sonneberg   haben da ganz eigenartige Er­fahrungen gemacht, und wenn sie auch nicht gerade für die Verstaat­li chungspläne, die der Volkszeitung" so zuwider sind, schwärmen, so ift Wohlbefinden in ihrer jetzigen Lage keineswegs die Ursache. Der Privatunter­nehmer tann beim ,, besten Willen", den Arbeiter nicht so absolut jeder freien Regung berauben als der Staat, im Uebrigen aber ift's gehüpft wie gesprungen. Hunderttausende von freien" Arbeitern würden froh sein, wenn sie überhaupt 2 Mark pro Tag erhielten.

Bei der beharrlichen Verherrlichung Schulze- Delitzsch's   und seiner Spar- und Selbsthilfstheorie von Seiten der Berliner Volkszeitung" war es uns auch sehr erhebend, in demselben Blatt das Geständniß zu finden, daß bei einem Lohn von 2-2, Mt. pro Tag die Möglichkeit, Ersparnisse zu machen, selbst für sehr sparsame Leute als ausge­schlossen zu betrachten ist."

Wir werden es uns merken und die liebe ,, Volkszeitung" gelegentlich auffordern, nun auch die Konsequenzen aus ihrer neugewonnenen Erkennt niß zu ziehen.

Es ist wirklich luftig, wie Liberalismus und Bismärckerei sich darin überbieten, dem Arsenal der Sozialdemokratie immer neue Waffen zu liefern. Und all' Das im Kampf gegen die Sozialdemokratie: im Streit um das Monopol der Ausbeutung.

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Die Religion muß dem Volte erhalten werden. In diesem Jahrhundert sind bis jetzt 17 Mitglieder regierender Häuser vom Protestantismus   zum Katholizismus übergetreten, und zwar die Königin Karola von Sachsen, Königin Maria von Baiern, Prinz Heinrich von Preußen  , die Kronprinzessin Charlotte von Dänemark, zwei Herzöge von Württemberg  , drei badische Prinzessinnen, Prinz Adolf von Mecklenburg Schwerin, Prinz Friedrich von Heffen- Darmstadt, Prinzessin Henriette von Naffau- Weilburg, Herzog Friedrich und Prinz Ferdinand von Koburg- Gotha, Herzogin und Herzog von Köthen und eine Gräfin Brandenburg  .

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Ferner traten über 4 Fürsten  , 25 Grafen, 25 Gräfin, 35 Freiherrn mit Aus­und 12 Freifrauen. Die ganze hochadlige Sippschaft wechselte nahme einiger notorischer Jdioten den Glauben nur wegen einer günftigen Heirath, d. h. aus materiellen, aus Geldgründen. Und ganz dieselbe Sippschaft heulmeiert über den sündhaften Materialismus und die Fortschritte des Unglaubens unserer Zeit. Kann man die Heuchelei weiter treiben?

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