George ein Parteigänger der irischen Landliga, welche sich mit der Hoffnung trägt, die Verwandlung des Grund und Bodens in GemeinEigenthum würde die soziale Frage" lösen.
Du, mein Lieber, kennst mich als Sozialisten Mary'scher Schule. Wir find anderer Meinung. Wir halten dafür, daß der Grund und Boden nebst allem Kapital ein Arbeitsmittel ist, und es nicht genügt, dies oder jenes Exemplar der Arbeitsmittel in Gemein- Eigenthum zu verwandeln, sondern daß die Logik der Dinge dazu treibt, mit dem Besiz an Grund und Boden den Kapitalbesitz überhaupt aus einem Privatwerkzeug zum Werkzeug der menschlichen Gesellschaft zu machen.
Die Wissenschaft der Dekonomie kann nur ein Bild entwerfen von der Dekonomie, wie sie thatsächlich von den zivilisirten Völkern betrieben wird. Dieser Betrieb ist ein gesellschaftlicher, ist sozial, obgleich es lange gedauert hat, bis den Menschen ein Licht über diese Thatsachen aufgegangen. Die ökonomische Wissenschaft ist jung, sie reicht nicht viel über zwei Jahrhunderte der Vergangenheit hinaus und verirrt sich noch gern aus der politischen oder National- Dekonomie in den Privatbetrieb. Sie ist bislang nicht hinreichend klar sich der sozialen Natur ihres Objekts oder ihrer Aufgabe bewußt gewesen. Auch Henry George leidet an dieser Unklarheit. So z. B. wenn es( Buch I, Kapitel 2) heißt: ,, Der Mann, der den Boden für sich selbst bearbeitet, empfängt seinen Lohn mit seinem Produkt. Des Jägers Lohn ist das Wild, das er tödtet, des Fischers Lohn die Fische, die er fängt," so zeigt er mit diesen Worten, wie er die politische Dekonomie von der Wirthschaft eines Robinson oder von der Dekonomie des wilden Jägers oder Fischers nicht hinreichend logisch unterscheidet. Wer seinen Boden für sich" ackert, Wild und Fisch für sich" fängt, empfängt keinen Lohn, und sein Besitz, sein Grundeigenthum, seine Arbeit und sein Kapital sind keine distinguirten( unterschiedenen) ,, ökonomischen Kategorien".
Wenn es auch schulmeisterlich klingt, so laß mich doch kurz erläutern, was Kategorien sind: nämlich Eintheilungen. Wenn man die Menschen in vier Rassen theilt, so sind Weiße, Schwarze, Jndianer und Mongolen Menschenkategorien.prole du siteritul Die Logik ist die Lehre von der Eintheilung, ihr Instrument, der Intellekt, ist Eintheilungsinstrument. Das ist sein Wit, mit Hilfe dessen er uns klare Bilder von den Dingen macht. Und wir befinden uns hier bei der politischen Dekonomie, um durch klare Eintheilung ein flares Bild davon zu gewinnen. Wir schlagen also zwei und auch drei Fliegen mit einem Lappen: kritisiren Henry George , gewinnen Einblick in die Dekonomie und demonstriren die veritable Logik. Der erste Theil meiner Briefe erläuterte dieselbe am menschlichen Geiste; der zweite Theil soll sie an der menschlichen Arbeit erläutern. Der Geist oder die Dentthätigkeit ist das allgemeinste Gebiet, welches nicht nur mit Allem, was menschlich, sondern mit dem Universum zusammenhängt. Das Objekt dieses zweiten Theiles, die Arbeit, ist nicht minder universell und in ihrem kosmischen Zusammenhange ein vorzügliches Erläuterungsmittel unserer Spezialiät, der Kopfarbeit.
Zur Darstellung eines logischen Bildes der Volkswirthschaft, wie sie war, ist und sein kann, leistet Henry George treffliche Dienste; nicht weil er die Trefflichkeit erreicht, auch nicht, weil er sie verfehlt, sondern weil er ihr so nah ist, daß er nur des Tüpfchens auf dem i bedarf, um fie in evidenter Klarheit leuchten zu lassen.
-
-
,, Das Fundamentalprinzip das Gesetz, was in der politischen Dekonomie das ist, was das Gravitationsgesetz in der Physik- ist, daß der Mensch seine Bedürfnisse mit der geringsten Anstrengung zu befriedigen sucht"( 3. Buch, 4. Kapitel). Befriedigung unserer Bedürfnisse, im weitesten Sinn des Wortes Produktion der Lebensmittel ift der Inhalt aller Dekonomie. Befriedigung mit geringster Anstrengung ist ihr nächstfolgender Zweck. Jedoch wird so die Sache nur einseitig ausgedrückt. Der Mensch und seine Bedürfnisse sind nicht konstant, sie entwickeln sich und somit auch die Aufgabe, mit mit derselben Anstrengung die entwickelten Bedürfnisse in größtem Maße zu befriedigen. Ja, die Verminderung der Anstrengung zählt mit zu den entwickelten Bedürfnissen, und also heißt es, mit geringster Mühe das Größte leisten; wenig Arbeit und viel Produkt.
Es ist eine Thatsache, und Henry George verkennt sie nicht, daß dieser Zweck nicht durch Arbeit für sich", nicht privatim, sondern nur politisch, durch gemeinschaftliches Werk erreicht wird. Robinson auf seiner Insel trieb auch Dekonomie. Er suchte auch viel Produkt und wenig Arbeit. Land, Natur, Mechanik 2c. mußte ihm dazu helfen. Da er aber den Ertrag der Arbeit mit Niemand oder höchstens mit seinem Freitag zu theilen hatte, so bedarf es keiner Rechnung und Wissenschaft und hat keinen Zweck, dort ermitteln zu wollen, was die Natur, was das Land, was die Arbeitsmittel und was der Robinson leistete. Solche Dekonomie bedarf keiner wissenschaftlichen Eintheilung, feiner Kategorien. Tauschwerthe, Arbeitslöhne, Kapitalien, Rente, Interessen sind noch gar nicht vorhanden.
Und wenn ein Volk, wie die Griechen und Römer andere Völker zu Heloten oder Sklaven macht, und diese versklavten Arbeitskräfte unter die adeligen Geschlechter vertheilt, deren Familie nun jede mit Sklavenhilfe für sich" arbeitet und den Gehilfen soviel vom Ertrage hergibt, wie der Herr will und Luft hat, dann ist es wieder Larifari, von der Dekonomie und ihren Kategorien zu sprechen.
Jedoch unter solchen Umständen hat immerhin schon seinen Anfang genommen, was wir heute politische Dekonomie nennen. Die Wirthschaft dieser Völker war hauptsächlich auf Privatproduktion gerichtet, in dem Sinne, daß der Wirthschafter für den Selbstbedarf arbeitete, und Tausch, Kauf und Dekonomie nur nebenbei und mit Dem betrieben wurde, was über den eigenen Bedarf hinaus überschüssig war. Die Hauptartikel oder -Kapitel der Volkswirthschaft: Werth, Geld, Kapital, Lohn, Rente, Rauf, Verkauf, Angebot, Nachfrage 2c., kurz die ökonomischen Kategorien waren wohl vorhanden, aber erst noch in Windeln.
In der Zunft oder Zopfzeit waren der Kleine herangewachsen, jedoch zu einem ausgewachsenen, vollberechtigten, deutlich erkennbaren Weltbürger konnte er erst in der Zeit freier Konkurrenz sich heranbilden. Das erklärt Henry George des Defteren, und alle Dekonomen vor ihm stimmen überein: die ökonomischen Kategorien und Geseze haben Geltung nur im Reiche der freien Konkurrenz.
Es ist dies ein Artikel, den wir uns nächstens näher betrachten.
sdsh
bible
And
J. Dietgen.
Was zehn Jahre Kampf lehren.
Wir erhalten von befreundeter Seite folgende Zuſchrift: Georg Plechanow , Verfasser der neuen Broschüre:„ Der Sozialismus und der politische Kampf", liefert ein schlagendes Beispiel von dem Meinungswechsel, der sich im Lager der russischen Revolutionäre vollzieht.
Der ehemalige Redakteur des„ Tschornyi Peredjel", früher ein glühender Gegner des politischen Kampfes, der die konstitutionellen Freiheiten bespöttelte, betrachtet heute den politischen Kampf als ein nothwendiges Mittel für die Zukunft des Sozialismus.
Er ist
Der bloße Titel deutet uns den Standpunkt Plechanow's an. ein eifriger Anhänger von Mary und zitirt als Motto dessen Worte: Jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf."
Blechanow sagt in der Vorrede, um seinen Meinungswechsel zu rechtfertigen: Die letzten im Auslande verbrachten Jahre, sowie die aufmerksame Prüfung der sozialen Frage, haben mich überzeugt, daß der Sieg einer rohen Volksbewegung, wie die Revolte des Stenko Rasin oder die Bauernkriege in Deutschland , den sozial- politischen Bedürfnissen des gegenwärtigen Rußland nicht genügen kann, daß die bisherigen Formen unseres russischen Volkslebens piele Auflösungsteime in
sich tragen, und daß sie nicht im Stande sind, sich ohne die unmittelbare Förderung durch eine starke und wohlorganisirte sozialistische Arbeiterpartei zu einer höheren kommunistischen Form zu entwickeln. Deshalb meine ich, daß die russischen Revolutionäre, indem sie ihren Kampf gegen den Absolutismus fortsetzen, gleichzeitig darnach trachten müssen, jene Elemente zu bearbeiten, welche diese Zukunftspartei bilden sollen. Bei dieser konstruktiven Aktion werden sie nothgedrungen das Terrain des modernen Sozialismus betreten müssen, weil das Ideal der„ Semlja i Wolja" der Lage der Industrie Arbeiter nicht entspricht. Und dieser Wechsel wird gerade zur rechten Zeit eingetreten sein, weil die Theorie von einer besonders gearteten Entwickelung des russischen Volkes gleichbedeutend mit Stockung und Reaktion wird, und alle fortschrittlichen Elemente sich unter der Fahne des wohlverstandenen Occidentalismus( Anerkennung der Entwickelung des Westens, d. h. der modernen europäischen Institutionen) sammeln.
=
Die Broschüre Plechanow's zerfällt in drei Theile.
In dem ersten Theile liefert der Verfasser eine Zusammenstellung und
Kritik der revolutionären Parteien, Welche lehthin in Rußland thätig
gewesen sind. Eine verworrene Jdee des Sozialismus und der gewaltige Glaube an das Volks- Ideal war Allen gemeinsam. Die Wirklichkeit des Lebens ist über die Theorie hinweggeschritten. Trotz des Widerwillens der russischen Sozialisten gegen die Politik hat die Partei der ,, Narodnaja Wolja " einen politischen Kampf gegen den Regierungsabsolutismus aufgenommen, allein in ihren Theorien befindet sich noch viel Unbewußtes und Illusorisches.
Der zweite Theil der Broschüre ist der Darlegung der Ideen von Mary und Engels über die Beziehungen des Sozialismus zum politischen Kampfe gewidmet. Plechanow beweist, daß diesen Schriftstellern zufolge das arbeitende Volt, wenn es sich die Herrschaft und die Anwendung seiner Jdeen sichern will, die politische Macht in seinen Händen haben müsse, und daß dies ohne einen vorhergegangenen politischen Kampf unmöglich ist. Er macht die geistreiche Bemerkung, daß die Völker im Allgemeinen nicht nach der Anarchie streben, sondern nach der Panarchie, d. h. nach der Herrschaft Aller. Damit aber das Volk zur Herrschaft fähig werde, ist es von Nöthen, daß es sich an den Kampf gewöhne und sich so auf den Sieg vorbereite, was dort unmöglich ist, wo es keine politischen Freiheiten besitzt. dnu isd
In dem dritten Theile kritisirt Plechanow die„ Narodnaja Wolja "; aber diese Kritik ist ganz und gar verschieden von jener des Dragomanow. Man bemerkt sofort, daß es ein Freund ist, der seine Bemerkungen und Ausstellungen macht. Plechanow weist die Einbildungen und Illu fionen der„ Narodnaja Wolja " nach. Er bemerkt sehr richtig, daß zu einer sozialen Revolution das Verlangen und der Wille darnach allein nicht genügen, sondern daß dazu die der Entwickelung der sozialistischen Orga nisation entsprechenden ökonomischen Bedingungen erforderlich seien. Er tadelt die„ Narodnaja Wolja ", daß sie ihre Kraft an für den Augenblick unrealisirbare Forderungen verschwende, welche keineswegs zum Erfolge des Kampfes beitragen werden, sondern unnüßer Weise viele Personen abstoßen und sie von der thätigen Mithülfe abhalten, die sie sonst der revolutionären Partei leisten könnten und würden. ,, Alles betrachtet, was wir gesagt, denken wir" fährt der Verfasser
-
fort ,, daß die russischen Revolutionäre nur einen Zweck im Auge haben können, der, von Phantasmagorien frei, gleichzeitig die Eroberung der freiheitlichen politischen Institutionen in sich begreift, sowie die Bearbeitung der Elemente, welche nothwendig sind, um die sozia= listische Arbeiterpartei der Zukunft zu gründen. Sie müssen eine demokratische Verfassung verlangen, worin die dem Arbeiter zugesicherten Menschenrechte als staatsbürgerliche Rechte" aufgegenommen sind, eine Verfassung, welche die aktive Theilnahme derselben an dem politischen Leben des Landes auf dem Wege des allge= meinen Stimmrechts ermöglichen würde. Ohne durch irgend welches, nur für den Moment bei Seite geschobenes rothes Gespenst" zu erschrecken, würde ein derartiges Programm unserer revolutionären Partei die Sympathien Aller verschaffen, welche nicht systematische Gegner der Demokratie sind. Viele Vertreter unseres Liberalismus können dieses Programm gemeinschaftlich mit den Sozialisten unterschreiben. Wenn eine oder die andere der geheimen revolutionären Organisationen sich der Regierung bemächtigt, so bringt dies nur der betreffenden Organisation oder deren Mitgliedern Nußen, während die zur Förderung des erwähnten Programms in's Werk gesetzte Organisation der gesammten Gesellschaft ersprießlich wäre, weil sie in ihr das vollbewußte Bestreben stärken würde, sich politisch unabhängig zu machen. Die Liberalen wären, wenn sie in den revolutionären Proklamationen nicht mehr die Behauptung fänden, daß die Abschaffung des Absolutismus das Signal zur sofortigen sozialen Revolution in Rußland sein wird, ob ihres eigenen Interesses thatsächlich gezwungen ,,, mit den Sozialisten gemeinschaftlich gegen die Regierung zu handeln". Ueberdies würde derjenige Theil der liberalen Gesellschaft, welcher weniger furchtsam ist und den Stand der Dinge vernünftiger betrachtet, aufhören, in den Revolutionären junge Fante zu erblicken, bie praktischer Lebenserfahrung baar, unrealisirbare und imaginäre Ziele verfolgen. Diese wenig vortheilhafte Art und Weise der Beurtheilung der Revolutionäre würde verschwinden gegenüber der Achtung nicht blos vor ihrem Heroismus, sondern auch ob ihrer politischen Reife. Diese Sympathie würde stufenweise einem thätigen Beistande oder was noch wahrscheinlicher- einer spontanen Bewegung der Gesellschaft Platz machen, und in diesem Falle hätte die letzte Stunde des Absolutismus geschlagen. Die sozialistische Partei würde in diesem Falle eine ehrenvolle und erfolgreiche Rolle spielen. Ihre illustre Vergangenheit, ihre Hingebung und Energie würden ihren Anforderungen Gewicht verleihen, und auf diese Weise könnte sie als Geringstes erlangen: Für das Volk die Möglichkeit der politischen Entwickelung und Erziehung, und für sich selbst das Recht einer offenen Propaganda und Organisation.
Soweit die Einsendung. Wir haben den Wechsel in den Anschauungen der russischen Revolutionäre sehr häufig signalisirt, und können uns deshalb auf wenige erläuternde Bemerkungen beschränken.
Ursprünglich standen fast alle russischen Revolutionäre, wenn sie auch nicht durchgängig persönliche Anhänger Bakunins waren, unter dem Einfluß der Schriften dieses Mannes. Der russische Bauer, unangefressen von der Zivilisation des faulen Westens", schien ihnen der geborene Sozialiſt, in den Resten des urwüchsigen Agrarfommunismus erblickten sie die wesentlichste Stüße ihrer Propaganda. Auf der freien Föderation freier Kommunen" sollte sich ihr Gesellschaftsideal aufbauen- nichts da vom Staat, dieser westlichen" Einrichtung! Daß der russische Bauer, solange seine Kommune seine Welt" ist, auch nothwendigerweise nur ein engherziger, beschränkter Gesell bleiben muß, übersahen die guten Leute vollständig, sie vergaßen vollständig, daß der moderne Staatsgedanke diesem Kommunismus gegenüber ein Fortschritt ist wollten vom Staat nichts wissen, sie wollten ihn abschaffen, ihn vor der Hand wenigstens ignoriren.
-
Aber der Staat ignorirte sie nicht. Die Verfolgungen nahmen immer größere Dimensionen an, Prozesse folgten auf Prozesse, nothgedrungen mußte man den Kampf mit dem Staat annehmen. Anfangs kämpfte man mehr um die Staatsgewalt zu schwächen, zu vernichten, aber es zeigte sich bald, daß die Verhältnisse stärker sind als die Menschen. Der Kampf gegen die Staatsgewalt wurde zum politischen Kampf. Als man sich dessen bewußt ward, erfolgte die Trennung zwischen„ Narodnaja Wolja " und Tschornyi Peredjel". Die Anhänger der Letteren sahen die Rückwirkung des politischen Kampfes auf ihr soziales Programm voraus, und da sie vom letteren nicht lassen wollten, so trennten sie sich von
-
den Anhängern des Volkswille natürlich ohne ihnen feindlich entgegenzutreten. Diese dagegen wollten das nicht einsehen; da sie aber andererseits durch den Kampf selbst zur Aufstellung politischer Forderungen gezwungen wurden, so weist ihr Organ in fast jeder Nummer eine andere Physiognomie auf. Rein westliche Forderungen wechseln mit der Versicherung, daß man mit den Prinzipien des( speziell) russi= schen Sozialismus nicht gebrochen habe, jakobinistische mit anarchistischen Erklärungen 2c. Die Theorie steht im konstanten Widerspruch mit der Praris.
Allmälig sind nun aber auch die Anhänger des„ Tschornyi Peredjel zu der Ansicht gekommen, daß es mit dem„ revolutionären Instinkt des russischen Volkes" nichts ist; und einmal von ihren Jllusionen geheilt- haben sie keinen Anstand genommen, nun auch gründlich mit denselben zu brechen und offen zu gestehen: wir haben uns geirrt. Die Entwick lungsgeseße der menschlichen Gesellschaft wollen studirt, nicht ignorirt sein. Der Sprung aus dem zaristischen Absolutismus in die freie sozialistische Gesellschaft ist nicht möglich, nicht der Bauer, der moderne Arbeiter ist der geborene Revolutionär. Aus ehemaligen Bakunisten sind überzeugte Marristen geworden.
Plechanow's Broschüre ist in dieser Beziehung epochemachend; sie wird ihren Einfluß auf die Anhänger der„ Narodnaja Wolja " nicht verfehlen. Man glaube etwa nicht, daß man es in ihm und seinen Freunden mit bloßen Doktrinären zu thun habe. Eine Wera Sassulitsch , ein Deutsch, ein Lopatin 2c. gehören zu ihnen. Auch ist diese Publikation keine vereinzelte Erscheinung. Von derselben Gruppe ist das kommu nistische Manifest in neuer Uebersetzung herausgegeben worden, ferner ,, Lohnarbeit und Kapital" von Mary, und eine Uebersetzung von Engels ,, Umwälzung des Sozialismus", verbunden mit den Kapiteln über die Gewaltstheorie aus Engels Schrift über Dühring, wird demnächst erscheinen.
Was die Ruffen in zehn Jahren praktischen heißen Kampfes gelernt heißen Kampfes gelernt haben, die Grundsäße des wissenschaftlichen Sozialismus, wie Marg und Engels sie formulirt, zu würdigen, können auch andere Leute Westen! beherzigen.
Sozialpolitische Rundschau.
-
im
Schon wieder ein Bubenstück gegen unsere Par= tei. In Stuttgart sind vergangene Woche der Bankier Heil= bronner und der Kommis Dettinger von Raubmördern überfallen und beraubt worden, die beide in brutalster Weise zurichteten und sich alsdann aus dem Staube machten.
Ein der Theilnahme an diesem Verbrechen dringend Verdächtiger ist bereits in Pforzheim verhaftet worden. Anfangs gab er an, Baum zu heißen und Schlosser aus Chemnitz zu sein, jetzt macht der Untersuchungsrichter( honold?) bekannt, daß der Verhaftete Rumitsch heiße, von Geburt Slavonier sei, bis vor Kurzem in St. Gallen gearbeitet habe und geständig sei, den Raub im Verein mit seinen Kumpanen, die sämmtliche der sozialdemo= tratischen Partei angehören, zu dem Zwecke verübt zu haben, der sozialdemokratischen Partei Mittel zuzuführen.
Wenn das wahr ist, nämlich daß Kumitsch das wirklich ausgesagt hat, dann ist kein Zweifel, daß wir es hier mit demselben Subjekt zu thun haben, das vor einiger Zeit, als Grillenberger und Conzett in St. Gallen waren, diesen heftig opponirte und sich als fanatischen Anhänger der Mostisch- anarchistischen Dynamiterei gerirte, Entweder hat Kumitsch sich absichtlich dem Untersuchungsrichter gegenüber als Sozialdemokrat bezeichnet, um unsere Partei zu kompromittiren und wir wissen, daß dies zur anarchistischen Taktik gehört oder der Untersuchungsrichter hat selbst und in gleicher Absicht -die Verlängerung des Sozialistengesetzes steht vor der Thür!- aus einem Anarchisten einen Sozialisten gemacht. Auf jeden Fall liegt hier ein Bubenstück gegen unsere Partei vor, das wir keine Lust haben, ruhig hinzunehmen.
-
3191
Unsere Partei hat mit Raubmördern nichts gemein, wir verachten das Banditenthum in jeder Form, ob es sein schimpfliches Gewerbe auf eigene Fauft oder in priviligirter Stellung verübt. Wir haben also nicht nöthig, feierlich gegen jede Gemeinschaft mit den Stuttgarter Raubmördern zu protestiren. Was wir uns aber vorbehalten, das ist, die schuftigen Manöver, welche von gewiffenlosen Subjekten seit einiger Zeit gegen unsere Partei inszenirt werden, von jetzt an rücksichtslos zu brandmarken, ob wir auch zehnmal von guten Freunden, die jeden anarchistischen Hallunken mit Glacehandschuhen anfassen, darob blinden Eifers oder gar der Denunziation geziehen werden sollten. Wir haben keinen Grund, gegen die Verbündeten der Wiener Polizei, gegen die helfershelfer der Nürnberger Fortschrittler diejenige Nachsicht obwalten zu lassen, die man ,, weitergehenden Genossen" schuldet, das ist Gesindel, von dem es gilt, die Arbeiterbewegung rein zu halten, und was in unseren Kräften liegt, soll in dieser Beziehung gewiß geschehen.
Soviel für heute. In nächster Nummer werden wir mit Material aufwarten.
"
An unsere Genossen in Deutschland richten wir die dringende Mahnung, mehr als je auf der Hut zu sein, und sich die aus dem Auslande kommenden Genossen" sorgfältigst anzusehen. Namentlich sei vor den falschen Biedermännern gewarnt. Die halben Freunde sind in der Regel die schlimmsten Feinde, von ihnen ist der Verrath jeden Augenblick zu gewärtigen.
Eine mysteriöse Attentatsgeschichte wird aus Lon= don mitgetheilt; die Polizei will im Hause eines Wolf oder Wulf, eines höchst zweifelhaften Subjektes, zwei Höllenmaschinen entdeckt haben, mit denen ein Attentat auf die deutsche Gesandtschaft beabsichtigt worden sei. Hinterher stellte sich heraus, daß ein Polizeiagent, Namens Marschall , die Hand dabei im Spiele hat mit einem Wort,
die Geschichte riecht nach bestellter Arbeit. Da die Engländer in solchen Dingen keinen Spaß verstehen, so ist die edle Absicht, den die Auftraggeber damit im Auge hatten, jedoch kläglich ins Wasser gefallen.
Das Erste, was Offiziösus that, war natürlich, hinauszutelegraphiren, daß Wolf, Wulf, oder wie der Abenteuerer sonst heißt, ein hervor ragender Führer der deutschen Sozialisten sei. Diese infame Prozedur ist nachgerade so abgebraucht, daß sie selbst auf die leichtgläubigsten Spießer ihre Wirkung verfehlt. Man weiß wirklich nicht, was größer ist, die Niedertracht oder die Geiftesarmuth dieser Staatsrettern.
-
Verschiedene Parlamente deutscher Einzelsta a ten sind augenblicklich versammelt der preußische, der bayrische, der sächsische, der badische, und der Himmel weiß, was noch für„ Landtage". Ihre Hauptthätigkeit besteht darin, mit den Regierungen über die Budgets herumzuzanken, um dieselben nachher patriotischst und unterthänigst zu bewilligen. Im preußischen Landtag wird man außerdem weiteren Eisenbahnverstaatlichungen seine Zustimmung geben, das heißt, man wird den Aktionären die Sorge um ihre Dividenden abnehmen, indem man ihnen für ihre Aktien preußische ,, Consols" bewilligt, für deren Zinsen die Masse der Steuerzahler aufzukommen hat, wenn die Ein