nahmen nicht ausreichen. Das nennt man Staatssozialismus  . Ferner soll Hannover   eine Kreisordnung erhalten nach dem Muster der famosen liberalen Selbstverwaltung der altpreußischen Provinzen. Aus Furcht vor den Bauern die Arbeiter kommen bei der Selbstver­waltung" natürlich gar nicht in Betracht, dafür ist sie eben liberal­soll jedoch dem Großgrundbesit noch besondere Vertretung dabei eingeräumt werden, wofür u. A. der Musterheld des Liberalismus, Bennigsen, in der hannöver'schen Ständeversammlung ins Zeug ging. Neues Gerümpel für altes Gerümpel! Des Weitern hat die Regierung ein Jagdgesetz eingebracht, welches die Jagdprivilegien der Großgrundbesitzer in zärtlichster Weise konservirt; und schließlich wird der erlauchte und erleuchtete Landtag feierlichst einen Antrag des Demokraten Stern auf Einführung des allgemeinen Wahlrechts bei Kommunal- und Landtagswahlen einsargen. Als Leichenbitter dürfte der Oberseiltänzer Windthorst figuriren.

Vorangegangen ist dem preußischen Landtag in Bezug auf letteren Punkt sein bayrischer Kamerad. Nie waren die Ultramon­tanen, die in München   bekanntlich die Majorität haben, und die Liberalen so einig wie hier, wo es galt, ihrem Haß gegen die Ar­ beiterklasse   Ausdruck zu geben. Jammervoll sind die Ausflüchte, mit denen die Herren ihre volksfeindliche Abstimmung motivirten ein Liberaler, Namens Hahn, war so fre- imüthig, die Arbeiter als eine stupide Masse hinzustellen, die für den stimmt, dessen Zettel man ihr in die Hand drücke.

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Mögen sich die Arbeiter das Verhalten dieser elenden Gesellschaft recht ad notam nehmen! Gutwillig werden ihnen diese Herren ihre politischen Rechte niemals gewähren.st noe moppel isché

Im sächsischen Landtag sorgen unsere Genossen als tüchtige Hechte im Karpfenteich wenigstens dafür, daß jede von den konservativen Herren ausgebrütete Niedertracht sofort ihre gebührende Beleuchtung er­fährt. Sie erschweren den gemüthlichen Rückwärtslern auf diese Art die Sache ganz bedeutend; sie machen es ihnen unmöglich, Unkenntniß 2c. vorzu­schützen. Bebel hat bereits zu verschiedenen Malen, u. A. beim Etat, in seiner schneidigen Weise eingegriffen, bei der Berathung des Knapp­schaftstassengesetes werden wohl Liebknecht und Vollmar in's Zeug gehen und verhüten, daß unter der Maske von Reformen die alten verrotteten Zustände in den sächsischen Kohlendistrikten befestigt werden.

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Zum Arbeiterkolonien Schwindel. Die ,, Berliner Volkszeitung" vom 23. November d. J. enthält folgende Korrespondenz ,, Aus der Provinz Sachsen  ", datirt vom 21. November:

,, Die Arbeiterkolonie in Se y da wird am 1. Dezember geöffnet. Der 3ubrang ist aber jezt schon so groß, daß täglich ganzen Trupps von Arbeitsuchenden der Bescheid wird, nach dem 1. Dezember wiederzukommen. Zunächst aber können zu Seyda   nur ca. 80 Per­sonen Arbeit und Unterkunft erhalten, sodaß hunderte von Arbeit suchenden abgewiesen werden müssen, die dann zur Bettelei, zur Bagabundage, zum Arbeitshaus und dann zum Zuchthaus zurückkehren werden. Sie suchten ernstlich Arbeit, konnten aber keine Arbeit erhalten und kommen deshalb schließlich ins Zuchthaus. Wie man im Hinblick auf diese Thatsache bei solchen Leuten von Strolchen" und Bagabunden" reden kann, ist uns unbegreiflich. Wäre genügende Arbeitsgelegen heit vorhanden, dann würde die Vagabundage" bald in das Reich der Mythe gehören."

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Der Zubrang ist so groß", daß nur die Wenigsten der sich Anmel­denden untergebracht werden können das ist der Refrain bei Be­sprechung all dieser stümperhaften Versuche zur Lösung der sozialen Frage." Wir wollen uns hier mit der inneren Einrichtung der Arbeiter­Kolonien dieser neuesten Pfaffengründung nicht befassen( der ,, Sozialdemokrat" hat den pfäffffchen Gründern ja auch schon mehr als ein Licht aufgesteckt); zur Verurtheilung des ganzen Schwindels genügt die in obiger Korrespondenz drastisch gekennzeichnete Thatsache, daß die Kolonien ihrem angeblichen Zweck, den Arbeitslosen Arbeit zu verschaffen, nicht genügen. Wie mit der Seydaer, so verhält es sich mit allen übrigen Arbeiterkolonien. Die Zahl derer, denen sie Arbeit*) gewähren, steht in einem lächerlichen Mißverhältniß zur Zahl der Arbeits bedürf­tigen. Nicht dem hundertsten Theil der Arbeitsuchenden wird Arbeit geboten. Und das wird nicht besser werden, auch wenn der heilige Staat, wie das in Preußen beabsichtigt ist, die Arbeitskolonien zu Staats anstalten macht. Hier kann der heutige Staat nicht helfen vom Wollen oder Nichtwollen ganz abgesehen. Die Arbeitslosigkeit ( mit Bagabundage u. s. w.) ist die nothwendige Folge des herrschenden wirthschaftlichen Anarchismus, kann nicht durch Palliativmittel irgend welcher Art beseitigt werden, sondern nur durch eine vernünftige ( sozialistische) Organisation der gesellschaftlichen Ar­beit- eine Organisation, durch welche die Produktion mit der Kon­fumtion in Harmonie gebracht, und den beiden Schreckgespenstern der Gegenwart: der Ueberproduktion und Uebervölkerung die Existenzmöglichkeit entzogen wird. Der heutige Staat wendet sich gegen die Symptome, statt gegen das Uebel selbst, und statt der Arbeitslosigkeit zu steuern, sucht er sich auf die eine oder andere Manier der Arbeitslosen zu entledigen: durch Gensdarmen, Arbeitshäuser, Zuchthäuſer Arbeiterkolonien und Das Arbeitshaus mit den Ar­beiterkolonien sind nur Variationen des Zuchthauses. Und das Zucht­haus ist der letzte soziale Grund des heutigen Klassenstaats, wie die die ultima ratio Kanonen sein letter politischer Grund find. regum

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Bescheidenheit ist aller Laster Anfang", dachte Leopold Sonnemann   und sagte in seiner Volksparteilerversamm­lung zu Göppingen  : Die Volkspartei ist par excellence die Partei der Sozialreform, darin liegt ihre Existenzberechtigung."

Das war ein großes Wort gelassen ausgesprochen. Schade nur, daß umgekehrt ein Stiefel daraus wird. d

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Die Volkspartei ist par excellence die Partei der Sozialreform!" Die Sozialreform ist in erster Linie eine nationalökonomische das wird Herr Sonnemann uns gewiß zugeben. Und ebenso gewiß Frage wird er uns zugeben, daß es zur Durchführung der Sozialreform, wie immer man sich dieselbe vorstellen möge, eines in erster Linie natio= natökonomischen Programms bedarf. Nun ist es aber männiglich bekannt, daß die 7 Mann, welche die ,, Volkspartei  " im Reichstage bilden, mindestens 7 verschiedene nationalökonomische Programme haben und bei jeder Abstimmung über wirthschaftliche Angelegenheiten dem Reichstag das amüsante Schauspiel geben, wirr durcheinander und gegen­einander zu stimmen. Vielleicht sagt uns Herr Sonnemann in seiner nächsten Rede, nach welchem Programm die Partei der Sozialreform par excellence" ihre weltbewegende und umgestaltende Aufgabe erfüllen will: nach dem Programm Sonnemann oder nach dem Programm Payer, oder nach dem Programm Mayer, oder nach dem Programm Röhl, oder nach dem Programm Retter, oder nach dem Programm Klopfer?

Und wenn Herr Sonnemann uns das beantwortet hat, dann beant wortet er uns vielleicht auch die weitere Frage: welches Programm hat Herr Sonnemann, Herr Payer, Herr Mayer e tutti quanti? Wenn Herr Sonnemann uns diese Frage beantwortet hat, dann ist die foziale Frage längst gelöst. Freilich nicht durch die Sonnemann'sche Partei der Sozialreform par excellence.

Könnte sich das deutsche   Volk hinters Ohr schrei ben. Ein neues Diktum von Moltte macht gegenwärtig die Runde durch die deutsche Preffe. Wie viele Jahre", lautet es, hat man von

*) Und was für welche!

deutscher   Einheit geredet, gedichtet, gesungen, Volksversammlungen und Schüßenfeste gefeiert und Resolutionen gefaßt! So lange man das ,, ogos  " nur mit das Wort" übersetzte, wurde nichts. Erst als man sich auf die Kraft" besann, als unser Kaiser mit Roon das Heer schuf, und als dann Bismarck   die That unvermeidlich gemacht hatte, trat die Schöpfung hervor. Jetzt aber herrscht wieder das Wort." ,, Logos" heißt eigentlich Vernunft, Vernunftgründen sind aber, wie man sieht, gewisse Leute nicht zugängig, sie müssen Thaten sehen. Wie lange", sagen wir mit der Logik des großen Strategen", hat das deutsche   Volk nicht von Freiheit geredet, gedichtet, gesungen, Volksver­sammlungen 2c. gefeiert und Resolutionen gefaßt! So lange man das ,, Logos" nur mit das Wort" übersetzt, hilft Alles nichts. Erst wenn man sich auf die Kraft" besinnt und den geeigneten Moment zur ,, That" benutt, erst dann wird die Schöpfung hervortreten. Alsdann fann wieder das Wort herrschen.

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Deutsche und anderes internationales Ge= sindel" waren es schreibt das Christlich- soziale Korrespondenzblatt"

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in höchst unchristlicher Wuth die Herrn Stöcker in London   um seine erhofften Lorbeeren brachten. Dieses anderes" ist unbezahlbar, nament­lich wenn man es mit Stöcker's verunglücktem Versuch, die ,, ver­ehrten Herren Sozialdemokraten" durch süßliches Zureden hinter's Licht zu führen, vergleicht. Auch sonst ist der Wutherguß sehr ergöglich zu lesen. Trotzdem es ,, Deutsche   und anderes internationales Gesindel" waren, die auf das Vergnügen verzichteten, mit Herrn Stöcker zu diskutiren, ist doch die ,, englische Nation" dadurch kompromittirt. Wieso? O das ist leicht bewiesen! Was sind das für Zustände, wo dergleichen möglich ist? Wahrlich, wir beneiden die Engländer um ihre Freiheit", die solche Dinge zeitigt, nicht.".... Es gibt Dinge, wo eben Alles aufhört und nur die Knute noch am Plage wäre."

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Also die Knute! Ja, warum ist denn Herr Stöcker nicht nach Rußland   gegangen, nach dem gelobten Lande der Knute?

Staatssozialistisches im Ausbeuterstaat. Gotha   schreibt man der Süddeutschen Post" über die Zustäude in der dortigen Eisenbahnreparaturwerkstätte nach Uebergang der Thü­ringischen Bahn in Staatsbetrieb u. A. folgende bezeichnete That­sache:

,, Unter der früheren Verwaltung wurden bei Lohnarbeit 8 Ueber­stunden gleich 10 andern gerechnet, bei Arbeiten außerhalb wurde dop­pelter Lohn in Anschlag gebracht. Dieses Verfahren hörte auf, dafür wurden aber die Akkordsäge einer gründlichen Umänderung unterworfen nach dem Muster der bereits in Staatsbetrieb stehenden Werkstatt Tempelhof  ( B. M. B.) derart, daß in den Fällen, wo die Tempelhofer   Säge höher waren als die hiesigen, die lekteren beibehalten wurden, während im gegen theiligen Fall die ersteren in Anwendung kamen. Bei Aufstellung eines neuen Sages für außergewöhnliche Arbeiten entspinnt sich ein Feilschen zwischen dem Inspektor und dem die Arbeit über­nehmenden Arbeiter, so daß man glauben möchte, auf einem Markte, nicht aber in einer Staatswerkstatt zu sein. Wenn nun trotzdem bei den halbmonatlichen Zahltagen einzelne Arbeiter 35-45 Mark nach Hause tragen, so hat dies seine Ursache nur in der durch den Zwang der Verhältnisse bedingten ueberarbeit. Der Arbeiter wird vor die Alternative gestellt, auszutreten oder bei 14 stündiger Arbeitszeit seine Kräfte aufs Aeußerste anzuſtrengen. Auf Grund des so verdienten Lohnes werden dann die Lohnsäze nochmals erniedrigt, so daß in den nachfolgenden stillen Perioden mancher Familienvater in die traurigste Lage versetzt wird."

Welche treffende Illustrirung für die Arbeiterfreundlichkeit der preu­ßischen Regierung!

In einem Berichte über den am 20. November vor dem Münchener   Landgericht in zweiter Instanz verhandelten Preßprozeß gegen die ,, Süddeutsche Post"( wegen Abdrucks eines Artikels aus dem Philadelphia Tageblatt" über eine Unterredung mit dem Nihilisten Hartmann) schreibt die ,, Frankfurter Zeitung  "( Morgenblatt vom 22. November):

" 1

Weiter hebt der Vertheidiger hervor, Herr Viereck habe in diesem Falle jedenfalls bona fide gehandelt, da derselbe notorisch der gemäßigten Sozialdemokratie" angehöre und des halb von dem Parteiorgan der Sozialdemokratie, dem Züricher Sozialdemokrat", auf's Heftigste an gegriffen und sogar als ein Reaktionär verschrieen werde.

,,( Dafür so fügt der Münchener   Berichterstatter der Frankfurter Zeitung  " in einer Klammer bei hält sich dann Herr Viereck wieder schadlos, indem er die bürgerliche Demokratie als reaktionär verschreit, was nicht minder geistreich ist als das Verfahren des Sozialdemokrat".)" So der Berichterstatter der Frankfurter Zeitung  ".

Wir haben keine Veranlassung, die Süddeutsche Post" gegen die Geistreichigkeiten der Franks. 3tg." in Schutz zu nehmen; zur Steuer der Wahrheit müssen wir aber erklären, daß uns von heftigsten An­griffen" des Sozialdemokrat" auf Viereck nichts bewußt ist und als daß Redaktion des Sozialdemokrat" müßten wir es doch wissen also der geistreiche" Berichterstatter der Frankfurter Zeitung  " einfach geflunkert hat vermuthlich blos um seine geistreiche" Klammer­bemerkung an den Mann zu bringen.

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Ueberhaupt ist es nicht unsere Art, mit so nichtssagenden Worten wie ,, gemäßigt" 2c. zu handtiren. Es ist uns noch nie eingefallen, jemand anzugreifen, weil er nicht mit dem Kopf durch die Wand rennen will; was wir verlangen, ist ein prinzipienfestes männliches Auftreten unserer Partei, die Form ist uns Nebensache. Es kann Einer sich sehr unmäßig geberden und doch dabei sehr unmännlich handeln.

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Kommunismus oder Anarchie. Angesichts unseres Leitartikels in Nr. 47 halten wir uns für verpflichtet, nachstehende Brieftastennotiz oes Chicagoer ,, Borbote", der das in diesem Artikel kritisirte Manifest indossirt", d. h. anerkannt hat, hier abzudrucken:

"

Fragesteller Cincinnati: Unter ,, Austausch der gleichwerthigen Pro­dukte durch die produktiven Organisationen ohne Zwischenhandel und Profitmacherei" verstehen wir eine Gesellschaftseinrichtung, in welcher die gesellschaftlich durchaus nothwendige Arbeits me nge, welche in einer Waare enthalten ist, unverblümt, also ehrlich als deren Werth anerkannt wird. Eine produktive Gruppe hat an irgend ein Magazin so und so viele Sachgüter, in denen z. B. 1000 Stunden ge­leisteter Arbeit enthalten sind, abgeliefert. Sie erhält diesen Werth, resp. diese Leistung bescheinigt, in großen oder kleinen Duittungen, also in

Papiergeld. Für diese Werthbescheinigung kann sie oder jedes ihrer einzelnen Mitglieder ganz nach Belieben Arbeitsprodukte dieser oder jener Art, in denen gleichviel gesellschaftlich nothwendige Arbeit verkörpert, resp. enthalten ist, eintauschen oder einkaufen. Die Profitmacherei ist fortgefallen, der freie, ungehinderte Verkehr und die persönliche Freiheit von heute ist nicht nur gewahrt, sondern Allen ohne irgend welchen Nachtheil ermöglicht. Für seine Arbeit erhält heute der Arbeiter nur Waaren und zwar nur die zum Leben durchaus nothwendigen. Das Verhältniß wird nur durch das Dazwischentreten des Geldes verdunkelt. Alles, was man heute für Geld erhalten kann, sind Genußmittel irgend welcher Art. Die Arbeiter in der freien kommunistischen   Gesellschaft werden auch Genußmittel erhalten, aber viel mehr als heute, das ist der Unterschied."

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gerade logisch entwickelt die produktive Gruppe ist etwas nebelhaft gehalten, ebenso der berühmte ,, Werth". Gesellschaftlich durchaus noth­wendige Arbeits menge" und geleistete Arbeit" sind z. B. durchaus nicht dasselbe. Indeß, so oder so, aus dem Ganzen geht hervor, daß eine Gesellschaft vorausgesetzt wird, die den freien Verkehr 2c. ge= währleistet. Da müssen wir nun aber die Frage aufwerfen, was denn in dieser Gesellschaft aus der theuren ,, Autonomie" der Kommunen und Genossenschaften wird?

Nachdem der Bundesrath Genehmigung dazu ertheilt"

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einmüthig" seine

o holde Eintracht!- ist der kleine Belagerungszustand über Berlin   und Umgegend bis zum 30. September 1884 verlängert worden.

Gleichzeitig mit dieser für jeden guten Bürger des Reichs der Gottes­furcht und frommen Sitte hoch erfreulichen Nachricht die nicht minder erhebende, daß Madai wieder soweit körperlich hergestellt ist, daß er seine polizeipräsidentlichen Funktionen wieder aufnehmen kann. Db sein Ver­stand auch wiederhergestellt ist, wird nicht hinzugefügt.

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Ein Wischen von Fritchen, wenn auch ein unfreiwilliges, hat in Paris   viel Heiterkeit verursacht. In Ge nu a sagte der zukünftige Lenker Deutschlands   zu dem dortigen Gemeinderath, um überhaupt etwas zu sagen: Ich bin selbst ein halber Genueser."

Zu bescheiden! antworteten darauf die pietätlosen Pariser, das ist wirklich zu bescheiden!

Genueser bedeutet nämlich in Frankreich   just das Gegentheil von einem Ehrenmann, so etwas wie Freibeuter.

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Frankreich  . Am 21. November haben Jules Guesde  und Paul Lafargne nach halbjähriger Internirung das Gefängniß verlassen, ersterer tritt, wie die Redaktion des Cri du Peuple" mit­theilt, in die Redaktion dieses Blattes ein. Von Genossen Adhemard Lecler, Mitglied des Nationalkomites der französischen sozialistisch­revolutionären Arbeiterpartei, geht uns ein Protest zu gegen die Gründe, welche P. Brousse für die Nichteinladung der deutschen   Sozialdemo tratie im ,, Proletaire" anführt: Die Pariser   Bevölkerung hat nicht vergessen, daß die sozialdemokratische Partei es war, welche in Deutsch­ land   gegen den Krieg zu protestiren wagte, den die deutschen   Fürsten gegen die französische Republik führten, und daß den Genossen Bebel  und Liebknecht dafür mehrjährige Gefängnißstrafe auferlegt wurde."

,, Wären die Delegirten dieser Partei nach Paris   gekommen, seien Sie überzeugt, sie wären herzlicher aufgenommen worden als Herr Broadhurst, der englische   Arbeiter- Delegirte, der für das Zwangsgesetz gegen die irischen Revolutionäre gestimmt hat."

Einstweilen, bis die Bevölkerung von Paris   selbst in der Lage sein wird, die Richtigkeit meiner Worte zu beweisen, empfangen Sie, Genossen, meinen brüderlichen Gruß und Handschlag.

Ein dem Sinne nach gleicher Protest gegen diese Unterstellung, als würden die deutschen   Delegirten chauvinistischen Attaken ausgesetzt worden sein, erhalten wir vom ,, Cercle international de Paris  ":" Weder die Stimmung der öffentlichen Meinung, noch die der heute an der Regie­rung befindlichen Personen kann für diese angegebenen Gründe mit Recht geltend gemacht werden.

Angesichts der beständigen Kriegsheßereien einer gewissen Presse wollen wir auch aus einem Privatbriefe, den wir von einem Franzosen aus Paris   erhalten, folgende Stelle wiedergeben:

Was den hiesigen Chauvinismus anbetrifft, so ist er zur Zeit weniger start als je und ein Feldzug gegen Deutschland   würde viele Proteste hervorrufen."

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Amerika  . Aus Baltimore   geht uns von der dortigen Sek­tion der sozial. Arbeiterpartei mit der Bitte um Ver­öffentlichung ein Zirkulär zu, in welchem mit Rücksicht auf den statt­gehabten Pittsburger Kongreß und den bevorstehenden Kongreß der sozialistischen   Arbeiterpartei zu einer Vereinigung aller Sozialsten Nord­amerika's aufgerufen wird.

Es heißt darin:

,, Jm Grunde sind wir Alle einig über das zu erstrebende Endziel; darüber herrscht keine Meinungsverschiedenheit. Nur die Hadereien, Zwistigkeiten und in der That gemeinen persönlichen Angriffe, womit sich unsere sogenannten Herren Führer" fast beständig in einer von wenig Einsicht und Anstand zeugenden Weise, gegenseitig beehren, und dadurch unsere reine erhabene Sache verunzieren, veranlaßt uns, die durch gleiche Interessen und Bestrebungen verbunden sein sollenden Ge­noffen, als ganz verschiedene Ziele verfolgende Gegner zu betrachten, was doch ganz und gar unnatürlich ist. Es ist traurig, zu sagen, aber nur zu wahr, daß dieser rein persönliche Zwist nur dazu dient, den Erfolg unserer Sache zu gefährden und hinauszuschieben, Aus diesem Grunde muß diesem Treiben, das sonst wenig zu bedeuten hätte, Einhalt geboten werden. Indem wir nun unsere Vereinigung vollziehen, werden wir das Beste gethan haben, um derartige Vorkommnisse für die Zukunft unmöglich zu machen und zugleich Kräfte, die sich heute im persönlichen Kampfe gegenseitig aufreiben, wieder dem Interesse unserer gemeinsamen Sache unterordnen und dienstbar machen.

Wir ersuchen daher alle Genossen, sowie die gesammte Presse, die Sache angelegentlichst in Betracht zu ziehen und zu erörtern, damit das vorgezeichnete Biel   baldigst erreicht werde."

Das ist gewiß gut gemeint, indeß können wir eine Bemerkung nicht unterdrücken. Es ist ja sehr bald auf die Herren Führer" geschimpft, welche sich gegenseitig mit Gemeinheiten beehren", man sollte sich aber doch auch die Frage vorlegen, ob denn die Geführten" so ganz und gar unbetheiligt dabei sind. Nehmen wir an, irgend ein Führer", wir wollen ihn Hans nennen, benüße eine Stellung, um Jeden, der nicht unbedingt in sein Horn bläst, mit dem Geifer der schmutzigsten Ver­leumdung, mit Gemeinheiten niedrigster Art zu überschütten, sind nicht die Gefährten dieses Menschen, die ihm das Handwerk nicht legen, die Mitschuldigen an diesen Infamien? Wer nicht annimmt, daß es neben den Führern" nur Unmündige in der Bewegung gibt, dessen ntwort wird ganz unzweifelhaft Ja! sein müssen. Wollen die ,, Geführten" die Vereinigung, so haben sie zunächst dahin wirken, daß die betreffenden Führer" die Gemeinheiten hübsch unterlassen und den notorischen Verleumdern das Handwerk gründlich zu legen.

Es genügt auch nicht, über das Endziel einig zu sein, um die Einigkeit einer Partei herzustellen. Dazu gehört auch Einigkeit über den einzuschlageuden Weg, über die Taktik der Partei, und schon des­halb scheint uns vor der Hand eine Vereinigung unter den Sozialisten Amerikas   nicht möglich. Wo die Ansichten so stark differiren, ist es beffer, jede Richtung bleibt für sich, wirkt unablässig, sich selbst ge= treu, für ihre Ueberzeugung und überläßt es der Zeit und den Er­eignissen, die Andersdenkenden eines Besseren zu belehren. Ein ehrlicher Gegner ist besser, als falsche Brüderschaft.

Dies unsere Ansicht über den Aufruf; die gute Absicht seiner Ver­fasser erkennen wir gern an.

Der Aufruf ist unterschrieben: Otto Dorn, korrespondirender Sekretär, Nr. 439, Lexington Str., Baltimore  .

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Sozialistische Presse und Literatur. Ueber das Bebel  'sche Buch:" Die Frau in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft" äußert sich die New Yorker Voltszeitung" in der Einleitung ihrer ausführlichen Besprechung desselben folgendermaßen: ,, Wir begrüßen diese zweite Auflage des Bebel'schen Buches mit großer Genugthuung. Das deutsche   Volk kann stolz darauf sein, es zu befizen; es ist ein Ehrendenkmal für die Nation und für unsere Partei. Der

Das ist allerdings durchaus kommunistisch ged a cht, wenn auch nicht Verfasser sagt zwar, er wünsche nicht die Partei, der er angehört, für

gedacht,