angewiesen, ist ein Unding; sie findet sich weder unter den Negern, noch unter Indianern, noch unter den Barbaren der Vergangenheit. Ueberal Gesellschaft, überall Entwicklung, überall der Beweis, daß die Kultur ganz etwas Anderes ist wie komplizirte Barbarei.

Die Logik, mein Lieber, die das Eine theilt und das Getheilte eint, befindet sich bei der Entwicklung so recht in ihrem Elemente. Was sich entwickeln soll, muß eben immer dasselbe sein und darf doch zugleich nie dasselbe bleiben. Die Entwicklung ist Sein und Nichtsein in einem Athem. Veränderung im Bleiben und Bleiben in der Veränderung. Ein und Dasselbe und doch ewig Anderes.

Die Kapitalisten streiten für die Abstammung des Arbeitslohnes von der aufgespeicherten Arbeit. H. George behauptet dagegen, daß sich die Arbeit lohne, ohne Aufspeicherung, wie die primitiven Zeiten beweisen, wo man Beeren pflückte, Fische fing und Wild jagte mit bloßer Hand. Dabei will uns schier bedünken,... daß sie alle Beide stinken." Mit bloßer Hand kann man wirthschaften, aber die Wirthschaft ist nicht loh­nend, nicht menschenwürdig. Dazu bedarf es der Aufspeicherung. Soweit haben die Kapitalisten recht. Daß man die angesammelten Schäße dazu gebraucht, den Arbeiter derart zu beknappen, daß er vom Ertrage kaum soviel erhält, das nackte Leben zu fristen, ist wiederum recht und echt tapitalistisch. Weil dem so ist, und es eine aparte Weise ist, nennen wir die Schäße der Gegenwart, welche nicht mittels primitiver, sondern mittels versklavter Arbeit aufgehäuft sind die Schätze, die benutzt werden, mehr Schäße aufzuhäufen und die Arbeit im Zustande der Sklaverei zu erhalten, die nennen wir und sie nennen sich Kapital.

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Das Ende vom Lied ist dann, daß es ein logischer Fehler ist, die primitive Gesellschaft, die gar noch keine Gesellschaft war, mit der Ges sellschaft, die sich entwickelt hat, zusammenzuwerfen. Es ist ein Fehler, die primitive Arbeit nicht von der Lohnarbeit und den kapitalistischen   Fischer nicht vom Urfischer zu unterscheiden. Das ist keine richtige Begriffsope= ration und auf solche Art gelangt man nicht zum kunstgemäßen Begriff der ökonomischen Kategorien.

,, Der Arbeiter", heißt es am Schluß des 1. Kapitels ,,, welcher 2000 Fuß unter der Erde   Silbererz gräbt, ist zugleich beschäftigt, mittels eines tausendfältigen Austausches, in den Thälern auf der Erde die Ernte ein­zuscheunen; er jagt den Wallfisch durch die Eisfelder, pflückt Tabak­blätter in Virginien, Beeren in Honduras  , schneidet Zuckerrohr auf Ha­waja, sammelt Baumwolle in Georgien   oder bedient den Webstuhl in Manchester   2c.... Den Lohn, den er Samstag Abends bei der Ausfahrt aus dem Schacht empfängt, was ist der anders als eine öffentliche Be­scheinigung, daß er alle diese Dinge vollbracht hat der erste Aus­tausch in einer langen Reihe, der seine Arbeit in Dinge verwandelt, an deren Herstellung er thatsächlich mitgewirkt."

Der Lohn, füge ich erläuternd zu, verwandelt die Spezialarbeit des Bergmanns in Generalarbeit, dokumentirt dem Arbeiter, daß er kein ver­einzelter Mensch, sondern ein Mitglied der ökonomischen Gesellschaft ist. Da gilt es denn, den Unterschied hervorzuheben zwischen dem primi­tiven Urfischer, der sich alle Mittel zur Befriedigung seiner Bedürfnisse selbst verschafft, und dem modernen Lohnarbeiter, der ein Glied ist im kultivirten modernen Produktionsprozeß. Sie haben beide gearbeitet, der eine mit einem Werkzeug, worin keine oder wenig aufgespeicherte Arbeit enthalten, der andere mit Rieseninstrumenten, mit kapitalistischen, die den Arbeiter nicht oder wenig besser lohnen wie die primitiven Instrumente den Urfischer; aber dennoch einen kolossalen Reichthum zeugen, an dem der Arbeiter nicht partizipiren darf.

Obgleich die Geschichte der Sklaverei, ihr allmäliger Uebergang in Leibeigenschaft, Hörigkeit und endlich in freie" Lohnarbeit männiglich bekannt ist, halten H. George und die Kapitalökonomen doch mit sonder­barer Hartnäckigkeit an der Illusion fest, es sei die Wirthschaft der Ver­gangenheit und die Wirthschaft der Gegenwart ein ewiges Joyll, wo Herr und Knecht gemüthlich in einer Laube siten, beiderseitig ihre wirth­schaftliche Stellung als göttliche Schickung hinnehmen und danach trachten, etwaige Differenzen mit den Ideen der Gerechtigkeit und Humanität aus­zugleichen.

Die Historie vom Arbeitslohn ist allerdings alt; aber das gegenwär­tige Verhältniß von Lohn und Kapitalprofit ist doch durchaus neu. Die Kühe, welche Abraham, Isaak und Jakob auf die Weide trieben, waren schon aufgespeicherte Arbeit", die dazu diente, Mehrwerth zu zeugen, und die Labans wurden gelohnt". Auch als die Pharaos ihre Pyra­miden bauten, konnten sie ohne aufgespeicherte Arbeit nicht wirthschaften, und wenn auch nicht die Peitschenhiebe, so war doch der Unterhalt, mit dem sie ihre Egypter trattirten, ein Lohn", der im Verhältniß zum da­maligen Gesammtertrag der Arbeit wohl größer war als der heutige kapitalistische. Wenn die Frohnbauern im Mittelalter keinen Lohn em­pfingen, sondern umgekehrt ihre Herren mit Blut- und Fruchtzehnten und unentgeltlicher Arbeit lohnten, darf man doch die Ritter, wenn sie auch den Bauern in etwas Dienste leisteten, deshalb noch keine Lohnarbeiter

nennen.

Ich will damit sagen, daß H. George sehr unlogisch verfährt, wenn er thut, als sei der Kapitalismus   und seine Lohnarbeit von Ewigkeit her. Gewiß erkennt George etwas Inhumanes in den modernen Löhnen, aber seine Erkenntniß betrifft nur die niedrige Skala, nicht das Lohn­verhältniß in Bausch und Bogen. Und weil eben seine Erkenntniß eine Halbheit, sind auch seine Remedurvorschläge nur Halbheiten.

Jm 2. Kapital behandelt er, die Bedeutung der Namen" und ist dasselbe speziell den Definitionen der Begriffe Arbeit und Kapital gewidmet. Es heißt dort:

,, Nach landläufigem Sprachgebrauch ist mit Lohn eine Entschädigung gemeint, welche einer gedungenen Person für ihre Dienste gezahlt wird, und wir sprechen von einem Manne, der für Lohn arbeitet", im Gegen­satz zu einem anderen, der für sich schafft". Der Gebrauch des Wortes ist ferner beengt durch die Gewohnheit, es ausschließlich für die der Handarbeit gezahlte Entschädigung zu verwenden. Wir sprechen nicht vom Lohn der Handwerker, Werkmeister oder Kommis, sondern von deren Verdienst, Gehalt, Salair oder Kommission. Jedoch in der politi­schen Dekonomie hat der Lohn eine weitere Bedeutung, er schließt dort alle Erträge für geleistete Anstrengung ein. Nach Er­klärung der Dekonomisten heißen die Faktoren der Produktion Land, Arbeit und Kapital, und jener Theil des Produkts, welcher dem zweiten oder dritten Faktoren zu Theil wird, heißt Lohn."

Jm politisch ökonomischen Sinne des Wortes ist deshalb kein Unter­schied, ob der Ertrag der Arbeit von einem Prinzipal gezahlt wird oder nicht; Lohn meint den Ertrag, welcher für die Anstrengung der Arbeit empfangen wird, im Unterschiede vom Ertrag des Kapitals und vom Ertrag, den der Landeigenthümer von der Benüßung des Grund und Bodens empfängt. Der Mann, der den Boden für sich selbst kultivirt, empfängt seinen Lohn im Produkt; wenn er eigenes Rapital braucht und eigenes Land hat, empfängt er in derselben Weise eigenen Kapital­zins und eigene Landrente. Des Jägers Lohn ist das Wild, das er tödtet, des Fischers Lohn der Fisch, den er fängt."

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Du siehst hier, wie unser Freund sich müht, die herrschende Anschau­ung zu vertheidigen, welche dahin geht, daß dem Kapitalisten und Land­eigenthümer vom Wirthschaftsertrag nicht nur ein faktischer Antheil zufällt, sondern ein ewig berechtigter, konstanter, unveräußerlicher Theil.

Wir dagegen sind der Ansicht, daß der Mann, der sein eigenes Land mit eigenem Pferde und eigenem Pflug, mit eigenem Kapital und eige­ner Hand baut, weder Lohn noch Zins noch Rente, sondern nur Ertrag erntet. Wenn er dennoch eine Rechnung anstellt und herauskalkulirt, daß er sein Land, sein Kapital und seine Arbeitskraft, jedes zu einer be­stimmten Tage anderweitig verwenden könnte, so wird er unzufrieden sein, wenn ihm nicht auch noch eine vierte Unterabtheilung des Ertrags, wenn ihm kein Profitchen übrig bleibt. Indeß erkennt sich leicht, daß es ganz der Willkür des Kalkulators überlassen ist, ob er den Landeigen­thümer, den Kapitalisten, den Arbeiter oder den Profitmacher in seiner Rechnung bevorzugen will. Was er dem Einen zu, muß er dem Andern abrechnen und ändert am Fazit keinen Deut, woraus unwiderleglich folgt, daß für Denjenigen, der Kapitalist und Arbeiter in einer Person ift, die ganze Eintheilung hinfällig und bedeutunglos wird.

Der Lohn, die Lohnarbeit, die gekaufte und verkaufte ,, freie" Arbeits­traft ist keine ewige, sondern eine historische Kategorie. Ertrag liefert die Arbeit ewig, d. h. unter allen Wirthschaftsformen; aber Lohn gibt es, im kategorischen Sinne des Wortes, nur unter dem Regimente der Kapitalisten. Und wenn dergleichen auch in anderen, entlegenen Zeiten sporadisch vorgekommen, bleibt doch der moderne Kapitalismus   das Land der Lohnarbeit, wie Afrika   das Land der Löwen  , obgleich der König der Thiere auch hin und wieder in einer europäischen Menagerie seine Heimath aufschlägt.

Der Kleinbürger, wenn er mit aufgespeicherter Arbeit und eigenem Grundvermögen schafft, ist deshalb noch kein Kapitalist, kein Landlord

und kein Lohnarbeiter. Diese Kategorien gehören der modernen Konkur renzwirthschaft an. Lettere ist nicht im Alterthum, nicht im Mittelalter und nicht auf den Inseln des stillen Ozeans, sondern auf dem modernen europäischen   Kulturgebiet zur Erscheinung gekommen. Der Handwerker und Kleinbürger ist so wenig ein modernes Produkt, daß er eben laut aufschreit, weil die neueste Wirthschaft seine Konkurrenzfähigkeit aufhebt und ihm den Untergang bereitet.

Wollen wir uns die Wirthschaft der Gegenwart erklären, so be­darf es Anwendung der Logik, d. h. gedankenmäßiger Eintheilung. Die Sache will auch historisch eingetheilt sein.

Da bleibt kein Zweifel, daß der landläufige Sinn des Wortes Lohn, der eine Entschädigung meint, die einer gedungenen Person für ihre Dienste gezahlt wird", eine bessere Eintheilung ist, wie der weitere Sinn, den H. George dem Worte zuschreibt, indem er den Fang der Urjäger und Urfischer oder das Einkommen der Handwerker und Auch­arbeiter mit dem Arbeitslohn konfundirt. Wenn das Volk die Gehälter, Saläre, Gagen u. s. w. mit eigenen Namen nennt, thut es so, mit dem richtigen Instinkt, daß Leute, die so fremdnamig gelohnt werden, nicht Arbeiter, sondern gemeiniglich Büttel der Kapitalisten sind.

Zum Schluß: indem ich dem H. George und seinen Vorgängern unsere Terminologie oder Eintheilung als die logische entgegenstelle, will ich damit nicht sagen, daß sie das von Ewigkeit zu Ewigkeit sein wird, sondern nur, daß sie momentan, nach dem gegenwärtig gegebenen Zu­stande, einzig korrekt ist, daß die erste Dialektik das Gene relle und Spezielle aneinanderkettet, ohne es zu verwirren. J. Dietgen.

Eine preußische Musterordnungsstüße.

HI.*)

Frankfurt aM., im Februar. Unsere beiden vorhergehenden Artikel über unseren Ehren- Bley find neuerdings die Veranlassung gewesen, daß die von dem Schuhmann Lehmann gegen dieses Subjekt erhobenen Beschuldigungen doch einer etwas ernsteren Prüfung unterzogen wurden, als wohl mancher seiner würdigen Kollegen geahnt hatte.

Hatte doch der nunmehr geadelte Präsident absolut nicht die Absicht, gegen den Verbrecher Bley vorzugehen, und zwar einfach und allein aus dem Grunde, weil derselbe ihm etwas zu viel in die Karten gesehen, vielleicht auch manchmal die Mischung derselben besorgt hatte. Die Abend­spaziergänge des Herrn Präsidenten und sonstige kleine moralische und dienstliche Ungenauigkeiten seines Vorgesezten hat eben Bley, der ein sehr raffinirter Patron ist, sich nur zu wohl gemerkt, der Polizeipräsident fürchtete seinen Untergebenen, und nur dadurch war es möglich, daß die vom Polizeipräsidium äußerst lar betriebene Untersuchung nieder­geschlagen werden konnte.

Da erschienen denn zur größten Ueberraschung unsere Artikel in den Nummern 29 und 38 vor. Jahres, welche in allen mit der Polizei in Verbindung stehenden Kreisen das größte Aufsehen erregten und die in die Hände der Regierung gelangten.

Die Enthüllungen waren doch zu stark, die Polizei zu gewaltig kom­promittirt, ja ein höherer Beamter gebrauchte die Aeußerung, das geht aber doch über das Bohnenlied, und so erfolgte denn von Berlin   aus die Weisung an die Regierung zu Wiesbaden  , daß in Sachen Bley unverzüglich die Untersuchung aufzunehmen sei und daß vor allen Din­gen die Anschuldigungen, welche Schuhmann Lehmann gegen dieses mauvais sujet erhoben, doch etwas näher zu prüfen wären. Zuvörderst wurden die von Lehmann angegebenen Fälle durch den Adlatus des Polizeipräsidenten, Freiherrn von Funck, berücksichtigt, denn derselbe war, wie uns versichert wird, mit der Führung der Untersuchung be­traut; er ließ sich nun vor allen Dingen die in unseren Artikeln ge­nannten, sowie die von Lehmann benannten kommen, welche über­einstimmend bekundeten, daß Bley des öfteren bei ihnen gefressen und gesoffen und gelegentlich das Bezahlen vergessen habe. Wie ja vorauszu­sehen war, hatte sich inzwischen das Gedächtniß der Herren Wirthe etwas geschwächt, obgleich sie vor der Vernehmung vereidigt wurden, so ver­gaßen sie doch manche Unregelmäßigkeit Ehren- Bley's anzuführen. Sodann wurden die Schußleute vernommen, und zwar sehr viel mehr, als wir früher angeführt hatten, war es doch mittlerweile Lehmann gelungen, noch weiter belastendes Material herbeizuschaffen. Die Schußleute be­tundeten vorzugsweise galante Abenteuer des Herrn Bley, und einer von ihnen beschwor sogar, wie uns von glaubwürdiger Seite versichert wird, daß Bley an Dirnen, welche er gebrauchen wollte, amtliche Vor­ladungen schickte, sie hiedurch auf's Revierbureau bestellte und dort ge­hörig abzog. Daß er bei diesem Amt ab und zu von seinen Schuhleuten überrascht wurde, das genirte ihn um so weniger, als er eine Schreckensherrschaft inszenirte und seine Schußleute durch Drohungen im Zaume zu halten wußte. Ja selbst als die Disziplinaruntersuchung gegen ihn schwebte, suchte er noch durch ein terroristisches Regiment die Aussagen der Zeugen für sich günstig zu gestalten, er versuchte sie des öfteren zu falschen Aussagen zu verleiten, und genirte sich sogar nicht, sie unmittelbar vor der Bernehmung zu instruiren. Einige der Beamten ließen sich sicherlich kaufen, von den meisten steht aber fest, daß sie der Wahrheit die Ehre gaben.

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Auch die Dienstmagd, der er das Kind fabrizirt hatte, das indessen bei der Geburt(!) verstorben, wurde eidlich verhört. Bley sprach vor der Vernehmung mit ihr und deponirte bei einem hiesigen Rechtsanwalt ( Dr. Meier) in der Löngesgasse die Summe von 792 Mt. 35 Pfg., nachdem sie sich bereit erklärt hatte, vor dem Untersuchungsbeamten Freiherrn   von Fund eidlich zu erhärten, daß er nicht der Vater des Kindes sei; sie dachte wohl nicht daran, daß sie dritten Personen gegenüber ftets das Gegentheil ausgesagt, hatte aber gleichwohl die Frechheit, bei der Konfrontation mit diesen Zeugen ihre Bemerkungen als Scherze hinzustellen. Sie dürfte wohl demnächst wegen Meineids in Anklagezustand versetzt werden und Bley wegen Verleitung hiezu seiner Strafe nicht entrinnen.

Wir können nicht umhin, unserer Verwunderung Ausdruck zu geben, daß man ein solches Individuum immer noch in der Freiheit herum­laufen läßt.

Weiter wäre zu erwähnen, daß eine Anzahl Prostituirte gegen Bley aufmarschirten; eine von ihnen, eine gewisse Fäth, wohnhaft in der Arnsburgerstraße( Bornheim  ), erzählt über ihre Vernehmung Folgendes, was Bley unfehlbar in's Zuchthaus   bringen muß

" Ich kam auf den Cläsernhof und erklärte dem Untersuchungsrichter, daß ich über Bley nichts auszusagen wisse; ich kenne ihn kaum; ich gab mein Protokoll ab, und nun wurde mir eröffnet, daß ich meine Aussagen beschwören solle. Wenn ich schwören muß, erklärte ich, kann ich die Wahrheit nicht verschweigen. Das von mir abgegebene Protokoll ist falsch, ich habe zu Bley in näheren Beziehungen ge= standen. Als ich vor einiger Zeit mich auf der Konstablerwache als Untersuchungsgefangene befand, wurde ich von Bley vernommen. Wir waren allein und Bley that mir Gewalt an."

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Eine Anzahl anderer Frauenzimmer machte weit belastendere Aus­wie bereits mitge­sagen, namentlich wurde festgestellt, daß Bley theilt einen gepfändeten Sessel in Verwahrung genommen. Außer­dem hat die Mutter der vor ihrem vierzehnten Jahre von Bley miß­brauchten Jau neck wiederholt geäußert und, wie uns erzählt wird, auch in der Untersuchung beschworen, daß Bley die That, deren man ihn bezichtigt, auch begangen habe.

Die Untersuchung, die natürlich sehr geheim geführt wurde und über die lediglich durch die vernommenen Zeugen etwas an die Deffentlichkeit gelangte, ist, wie wir bestimmt erfahren, vorläufig abgeschlossen und die Akten sind an die Regierung gesandt worden. Es besteht indessen der dringendste Verdacht, daß Aftenstücke beseitigt worden sind**), um Ehren Bley vor dem Zuchthaus und andere Leute vor Kompromittirung zu bewahren.

In den Händen der Staatsanwaltschaft wäre Bley jedenfalls besser aufgehoben gewesen als in denen der Polizei, denn eine Krähe hadt der anderen bekanntlich die Augen nicht aus. Die rothe Vehme.

*) Vergleiche Sozialdemokrat" 1883 Nr. 29 und 38. **) Vielleicht durch das famose Dynamit- Attentat"?

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Sozialpolitische Rundschau.

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Zürich, 27. Februar 1884.

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Die neuesten deutschen Reichskastraten, die Volks De parteiler, haben höllische Angst, es könne ihnen irgend ein böswilliger Ha Gegner noch einen Funken von Mannhaftigkeit zutrauen. Um sich von dieser ,, alten, abgedroschenen Beschuldigung" zu reinigen, hat das Haupt ftü organ der schwäbischen Volkspartei, der ,, Beobachter", unter dem Beifall geg der übrigen ,, demokratischen" Presse einen Artikel vom Stapel gelassen, rid in welchem er so energisch, als einem Kastraten möglich, den die na Angst wild gemacht, den Vorwurf zurückweist, die Volkspartei sei eine Feindin des Heeres, der Monarchie und der sozialen und wirthschaftlichen die Politik Bismarc's."

Wir haben das längst gewußt, und wenn wir den Artikel erwähnen, rid so ist es nur, weil der Eiertanz zu amüsant ist, den der Beobachter" gen ausführt, um seine jezige Bauchrutscherei als echt demokratisch" dar Di zustellen.

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,, Der Ausdruck: ,, republikanisch" so läßt sich der biedere kom Schwabe vernehmen bezieht sich lediglich auf die Staatsform, Ha besagt nur, daß kein Monarch an der Spize des Staates stehen teit soll; der Ausdruck demokratisch" dagegen bezieht sich lediglich auf her den Staatsinhalt. Ein Demokrat muß nicht nothwen hab dig ein Republikaner und ein Republikaner nicht nothwendig ein Demokrat sein, wie der Stü Augenschein lehrt. Die Volkspartei ist eine demokratische scho Partei und wie weit sie eine solche ist, d. h. welches ihre Bestre bungen und Ansichten über die politischen und sozialen Aufgaben der des Staates sind, darüber gibt ihr Programm Auskunft, welches und öffentlich bekannt gemacht und Jedermann zugänglich ist. Die Volts wir partei als solche ist dagegen keine republikanische Partei, der sie läßt in diesem Punkie Jedermann denken, wie er will, sie hat es diese Frage als Parteifrage noch niemals ventilirt, und wir Abc wissen nicht, ob die Mehrheit oder, wie wahrscheinlich, Ste nur die Minderheit ihrer Zugehörigen die Republik   als in mit Ideal einer Staatsform betrachtet."

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Ist diese kindliche Unwissenheit in Betreff der republikanischen Ansichten ard der eigenen Parteigenossen nicht rührend? Und die Ahnung, daß nur min deren Minderheit die Republik   nicht etwa anstrebt, das Sch thut feiner der tapferen ,, Demokraten  " nein, nur als Ideal Mis einer Staatsform betrachtet! Du ahnungsvoller Engel Du! Und ich von welcher kindlichen Naivität diese holde politische Unschuld ist, die die noch nicht ihr Herz entdeckt hat und noch nicht weiß, was ein Demokrat es und was ein Republikaner ist!

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Ein Demokrat muß nicht nothwendig ein Republikaner und ein Re: Reg letteres von vorne publikaner nicht nothwendig ein Demokrat sein" herein zugegeben aber daß ein Demokrat nicht nothwendig ein Repu 3 m blikaner sein müsse wer hat Euch das gesagt? Es gibt aristokratische dies Republiken und demokratische aber eine demokratische Mon: de archie gibt es nicht, dieser Begriff ist ein Unsinn. Demokratie gel bedeutet die Herrschaft des Voltes, Monarchie die Herr des schaft eines Einzelnen logisch sind beide Begriffe unver Po bef die einbar und ebenso historisch; es hat nie eine Monarchie gegeben, demokratisch gewesen wäre. Aber freilich, mit einem demokratischen Mäntel chen hat sich manche Monarchie drapirt, manche Monarchie hat mit einer frite demokratischen Lüge geprunkt, nachdem sie die Republik   gemeuchelt: nach Hal­dem klassischen römischen Beispiel nennt man dieses monarchische Syftem fam den Zäsarismus.

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In der That hat auch mancher der deutschen bürgerlichen ,, Demo­fraten" seinerzeit für Napoleon III.   geschwärmt und mancher derselben aus dem Troge der demokratischen" Monarchie gefressen. Daß die wirn Herren Karl Mayer und Konsorten sich nach einer solchen Demo liste kratie" sehnen, finden wir sehr begreiflich.

Dor

Dest

Es geschehen Zeichen und Wunder. Das Leipziger So Tageblatt", das aus sehr guten Gründen hysterischer als irgend ve ein anderes deutsches Reaktionsorgan seit Monaten nach Verlängerung der des Sozialistengesetzes" schreit, hat dieser Tage einen Artikel veröffent fäen licht( in seiner Nummer vom 21. Februar), in welchem es den Umstand, te m daß die deutschen Sozialdemokraten das Reichstrantentafsengeses als brau Agitationshebel benutzen, für ein durchaus erfreuliches(!) Symptom Zeit erklärt, und ausführt, es sei im Interesse der gesunden Entwicklung vo unserer Berhältnisse nothwendig, daß man der Sozialdemokratie freien zu Spielraum erlaube und sie, in ihrem Bestreben, auf dem Boden der Gesetzgebung Propaganda zu machen, nicht hindere. Durch eine solche Thätigkeit werde sie von ihren revolutionären Zielen ab und zu der Bis­,, Sozialreform" hingedrängt, was ein wahres Glück sei.

Sa

Das Leipziger Tageblattt" vergißt dabei bloß, daß es seit Jahren bleiE jede sozialdemokratische Regung als eine brennende Gefahr für Staat Lüm und Gesellschaft hingestellt, und daß es speziell in neuerer Zeit das man Auftreten unserer Parteigenossen im sächsischen Landtag in der perfi stän Bis desten und gehässigsten Weise denunzirt hat.

von

Wie erklärt sich dieser politische Frontwechsel? Man erinnert sich lichfi nämlich der Hallunke vielleicht jenes Hallunken im Roman, der urplöglich Anfälle von Shrlichkeit und Garbiffen bekam. Dies verursachte vers seinen Freunden und Spießgesellen ziet Kopfzerbrechens und einer der dem selben meinte zulegt: das bedeutet die nahende Auflösung; er wird bald der sterben". Wir wissen nicht, ob das Leipziger Tageblatt  " bald sterben für wird wir glauben es sogar nicht, denn wir wissen ja, daß die Dum men nicht alle werden". Aber irgend eine Schraube ist entschieden locker J geworden ,,, locker", wie die famosen aus dem Dispositionsfonds für deut die Dresdener   Polizeibeamten und deren Wittwen gestohlenen Fonds, einn wie Herr v. Nostiz- Wallwitz, dieser sächsische Typus eines Muster- Gentle Sta man, durch die Herren Weller und Paul seiner Zeit für den braven zu r nati Gesellschaftsretter und Spizbuben Schmidt ,, locker" machen ließ. Beim Leipziger Tageblatt  " scheint dieser Anständigkeitsanfall durch Yan die Furcht vor dem nahenden Untergang der Welt hervorgerufen worden zu sein.

Der grausame Bismarck   hat nämlich noch immer nicht deutlich und über authentisch erklären lassen, daß er das Sozialistengeset verlängern will; ds. und da das Tageblatt" in seiner Nervosität natürlich das Schlimmste Dief vermuthet, nemlich, daß der biedere Otto aus Bosheit", um den Herren gefa Bourgeois einen agrarisch- demagogischen Streich zu spielen, das Sozia da listengesetz nicht verlängern werde; und da die Nichtverlängerung des erste Sozialistengesetes für das Tagblatt" und dessen Patrone entschieden schei das Ende der Welt bedeutet, so ist es erklärlich, daß und warum das und arme Leipziger Tageblatt  " aus Rand und Band gekommen ist. Vor dahe Angst anständig das heißt man wenigstens aus der Noth eine Tugend machen. taise

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Bei Behandlung des Falles Schmidt ereignete sich in der sächsischen Kammer ein recht spaßhafter D 3wischenfall. Als nämlich Genosse Liebknecht zu den Briefen des jene edlen Polizeibruderpaares an Freund" Schmidt kam, und die ab schwächende Wirkung langen Vorlesens von Schriftstücken kennend bemerkte, er wolle die Polizeibriefe an den besagten Ehrenmann nicht ber verlesen, erhob sich plötzlich, erst ein Abgeordneter auf der Rechten Blic und dann noch einer und immer mehr, bis zuletzt zwei Drittel des liche Hauses standen und Präsident Haberkorn dem erstaunten Redner ver mad tündete, die Verlesung sei nicht gestattet. Im sächsischen Landtag wird nämlich durch Aufstehen vom Plaze verneint und ist für Verlesung Arb von Schriftstücken die Erlaubniß des Präsidenten, beziehentlich der Kammer nothwendig und Liebknecht bemerkte lächelnd, er habe ja aus in drücklich erklärt, daß er die Briefe nicht verlesen wolle, und wußte nun, daß die verschiedenen Fraktionen( Fortschrittler und Nationallibe rale mit inbegriffen) sich, in der sicheren Erwartung, er werde die fatalen Briefe verlesen wollen, sich im Voraus dahin verabredet hatten, die sonst als selbstverständlich ohne jede Abstimmung ge ſtattete Verlesung nicht zu erlauben. In ihrem Eifer und in ihrer nervösen Befangenheit hatten die guten Leutchen das Wörtchen nicht" hoch überhört und ihr trauriges Roulissengeheimniß verrathen. Künftig werden sie wohl etwas besser aufpassen.

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Die Verhaftung Regers in Dresden  , schreibt man heit uns aus Sachsen  , ist ein so charakteristisches Ereigniß, daß wir uns noch einmal damit beschäftigen müssen. May Kegel, dessen redaktionell Thätigkeit den Parteigenossen zur Genüge bekannt ist, wurde Donnerstag den 7. Februar d. J., Morgens früh um 1,8 Uhr von fünf Polizisten

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