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Seit Ostern sind die hiesigen Maurer im Streit. Sie verlangen einen höheren Lohnsatz und den zehnstündigen Normalarbeitstag. Gegen die erste Forderung haben die Meister nichts einzuwenden; gegen die zweite sträuben sie sich mit aller Macht, was von ihrem kapitalistischen Standpunkt aus, wie seinerzeit in dem Parteiorgan nachgewiesen ward, nicht unberechtigt, jedenfalls sehr erklärlich ist. Der Kapitalismus bedingt nun einmal der Zeitdauer wie der Intensivität nach die größt mögliche Ausbeutung der Arbeitskraft des Arbeiters und scheert sich den Teufel um dessen körperliches oder geistiges Wohl von der Moral" gar nicht zu reden. Nur Unwissenheit oder politische Heuchelei kann das leugnen, und unser Bürgermeister Georgi, der in rührender Naivität die Thatsache ignorirte und bei den Herren Meistern einen Vermittelungs­versuch riskirte, wurde von ihnen so grob angefahren, daß er von dem findlichen Glauben an die Harmonie der Interessen" zwischen Arbeit und Kapital wohl für sein Lebttag geheilt ist.

Was die edle Hermandad betrifft, so ist sie natürlich über der­artige Anwandlungen von Sentimentalität und Naivetät erhaben und thui im Vollbewußtsein ihrer Mission als Haupiträgerin der heutigen Staats- und Gesellschaftsordnung Alles, was sie thun kann, um den Meistern zum Sieg zu verhelfen. Unser Polizeidirektor schwärmt zwar gleich seinem Vorgesezten, dem frommen Kreishauptmann, für prak­tisches Christenthum", sobald das praktische Christenthum aber zur prak­tischen Probe kommt, geht es jedesmal schmählich in die Brüche.

Also die Polizei leistet nach Kräften den Meistern Vorschub. Sie ver­folgt die Streifenden in chikanösester Weise und verbietet ihnen entweder die Versammlungen von vorneherein oder beschränkt die Diskussions­freiheit derart, daß sie ganz illusorisch ist. Wer nicht Maurer ist, darf überhaupt nicht reden, desgleichen keine Fremden", d. h. Nicht- Leipziger  

und ähnliche reaktionäre Krähwinkeleien. Nichtsdestoweniger scheint die Sache der Streikenden, die sich großer Sympathien im Publikum erfreuen, recht gut zu stehen.

Die hiesigen Nationalliberalen sind noch immer in Kandidaten­Noth. Der Landtagsabgeordnete Schill hat keine Lust, für den Reichs­tag zu kandidiren, und da der Mann von Haus aus Konservativer ist, so sind auch manche Nationalliberale mit seiner Kandidetur nicht ein­verstanden. Um diese Krakehler zu beruhigen, theilt das ,, Leipziger Tage­ blatt  " mit, der konservative Schill sei ja im Landtag der nationallibe­ralen Partei beigetreten. Und das ist allerdings richtig, beweist jedoch nur, daß zwischen einem Konservativen und einem Nationalliberalen kein wesentlicher Unterschied besteht, und daß ein gewandter Mann Konser­vativer und Nationalliberaler in einer Person sein kann. Nun schließlich wird Schill, in Ermangelung eines Besseren, doch von den Nationalliberalen zum Kandidaten genommen werden, und wir wollen schon dafür sorgen, daß ihm seine Kandidatur keine Freude ver­ursachen wird.

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In Leipzig  - 2 and wollen die Vereinigten Ordnungsparteien den streberhaften Bürgermeister Ahnert von Taucha   als Kandidat auf­stellen. Derselbe ist bekannt durch seine erfolglose Denunziation des Leipziger Turnvereins, den er einer strafbaren sozialdemokratischen De­monstration beschuldigte eine Denunziation, die ihm einen Verleum­dungsprozeß und eine empfindliche Bestrafung eintrug. Von den Fähig­keiten des Herrn Ahnert weiß ich blos zu sagen, daß er das nöthige Maß von Gesinnnungslosigkeit besitzt.

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Desterreich. Auf unsere Bemerkung in voriger Nummer: wir glauben nicht, daß die durch die Presse laufende Erklärung öfter­reichischer Sozialisten in Paris   von unseren engeren Genossen herrühre, geht uns ein von drei Arbeitern unterzeichnetes Schriftstück zu, worin dieselben in sehr gereizter Form ihr lebhaftes Bedauern" ausdrücken über unser ,, Verhalten gegenüber diesem Manifest", das von ihnen, bezi. ihrer Gruppe ausgehe.

Wir kennen von den Unterzeichnern nur Einen, diesen aber als einen sehr eifrigen, ehrenwerthen Sozialisten, und das genügt uns, unsere Notiz dahin zu berichtigen, daß mit dem fraglichen Manifest, das sehr viel Richtiges enthält", unsere engeren Genossen allerdings etwas zu thun haben.

Eigentlich könnten wir damit die Sache erledigt halten, wollen jedoch den Einsendern noch über zwei Punkte Aufklärung geben.

Engere Genossen sind uns alle Diejenigen, die, auf dem Boden des Klassenkampfes stehend, im Sinne unserer sozialdemokratischen For­derungen für die wirthschaftliche und politische Emanzipation des Prole­tariats kämpfen, und zwar im Rahmen der in jedem Lande zu diesem Behufe organisirten sozialistischen   Ar­beiterparteien.

Wir können Leuten, die außerhalb dieser Organisationen für die gleichen Ziele eintreten, und die unter Umständen ja sehr ehrenwerthe Beute sein können, nicht verwehren, sich gleichfalls Sozialisten zu nennen, aber als Genoffen im engeren Sinn gelten sie uns nicht.

Das fragliche Manifest nun ist uns zunächst in einem Blatte zu Ge­ficht gekommen, das in uns die Vermuthung aufkommen ließ, es rühre von einer Person her, die nicht zu unseren engeren Genoffen gehört; in welcher Vermuthung wir durch einige Stellen im Manifest noch be­stärkt wurden. Einer solchen Vermuthung Ausdruck zu geben und wir thaten es in der denkbar mildesten Form ist unser publizistisches Recht, in diesem Fall erschien es uns sogar als unsere Pflicht. Nach diesen Erklärungen glauben wir auf den sonstigen Inhalt der Buschrift nicht eingehen zu sollen. Die in derselben enthaltenen Liebenswürdigkeiten wollen wir der schwierigen Situation unserer öfter­reichischen Genossen zu Gute halten.

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In Ungarn   wüthet der Wahlkampf. Die Berichte aus den ein­zelnen Wahlkreisen lauten wie Schlachtberichte. Hier läßt der Regierungs­kandidat( blaß- liberal) seinen radikalen oder konservativen Gegner nebst Gefolge durchprügeln, mit Steinen werfen, da greifen Radikale, dort Konservative zu gleich schlagen den Argumenten. Keine der kämpfen­den Parteien macht ein Ausnahme. Prügelei und Rauferei sind an der Tagesordnung und fordern ihre Opfer an Menschenleben. Wenn man die Berichte aus dem Klausenburger Komitate liest, so sollte man meinen, es handle sich um einen veritablen Bürgerkrieg.

Thatsächlich aber handelt es sich fast überall um die niedrigsten per­sönlichen Interessen. Nicht Prinzip gegen Prinzip, nicht Klassen­tampf zwischen Unterdrückern und Unterdrückten steht in Frage, sondern Kirchthurmsinteressen, Roteriefragen und dergleichen. Es ist ein Kampf, der nichts Erhebendes an sich hat, sondern nur niederdrückend wirken tann.

-Frankreich  . Unter den französischen   Sozialisten macht sich seit einiger Zeit eine Strömung geltend, die, wenn nicht eine völlige Vereinigung oder gar Verschmelzung der verschiedenen Organisationen, so doch mindestens einee Bilegung der Zwistigkeiten, ein Zusammen­gehen gegen den gemeinsamen Feind: die Bourgeoisie, zum Ziel hat. Seit den jüngsten Kommunalwahlen hat die Bewegung an Stärke ge­wonnen, und am 4. Juni fand in Belleville   eine gemeinsame Versamm­lung der revolutionären Sozialisten aller Schulen statt, um die Frage der Einigung, bezw. Vereinigung zu diskutiren. Es geht uns über dieselbe ein eingehender Bericht zu, dem wir im Nachstehenden das Wesentlichste entnehmen:

Um ihn aber richtig zu beurtheilen, muß man Eines festhalten. Es ist ein Kampf zwischen Privilegirten. Ungarn   hat weder das allgemeine, noch das geheime Wahlrecht. Es sind die besitzenden Klassen, welche diese Szenen aufführen und so den Beweis liefern, in wie weit sie das Recht haben, sich, wie es heute allgemein geschieht, die gebildeten Klassen zu nennen. Der großen Volksmasse ver­weigert man in Ungarn   das Wahlrecht unter dem Vorgeben, sie sei fönnte sie einen schlimmeren Gebrauch von dem­politisch zu unreif felben machen, als es jetzt die ,, Gebildeten" thun? Mit nichten! Das Bensuswahlrecht verbunden mit der öffentlichen Stimm­abgabe ist der Boden, auf dem Stimmenfauf, Korruption, Kliquen­wesen naturgemäß überwuchern müssen. Je kleinlicher der Gesichts­Treis, desto gehäffiger, gemeiner, brutaler der Kampf. Das zeigt sich liberall, und wer da meint, es sei radikal, diese Seite des Kampfes zu hegen und zu pflegen, der ist, wie Figura zeigt, ganz gewaltig auf dem Holzwege.

,, Von den vielen Rednern erwähnen wir Vaillant, der unter leb­haftem Beifall erklärte, daß seine Partei, die Blanquistische, nie auf­gehört habe für die soziale Revolution zu kämpfen, ihre Ziele seien die­selben wie die der übrigen revolutionären Sozialisten; theoretische Differenzen ständen einem Handinhandgehen nicht im Wege. Chabert( Parti ouvrier  ) erklärt, das Komite national werde die Beschlüsse der Versammlung den Gruppen zur Abstimmung überweisen; wie diese beschließen, so werde er handeln; weitere Erklärungen könne er nicht abgeben. Braut( Agglo­mération parisienne) ist beauftragt, für eine Union   sich auszusprechen und schlägt vor, eine Delegirtenkonferenz einzuberufen. Roche  ( Intransi­gent) weist auf die Koalition der Bourgeoisparteien unter sich hin, die sich stets produzire, wenn es gilt, die Arbeiter zu unterdrücken; schon das sei Grund genug, auch die Arbeiter zu veranlassen, sich zum ge= meinsamen Kampf zu verbinden.

In gewisser Beziehung nimmt auch das sogenannte ,, niedere" Volk, Bauern, Tagelöhner, Arbeiter, an dem Wahlkampfe Theil, nicht als Stimm-, sondern als Schlacht vieh. Politisch rechtlos, lassen sie sich burch Wein- und Geldspenden zu Skandalszenen anwerben, sie haben feine eigene Partei und folgen daher naturgemäß denen, die ihnen am meisten bieten, hier und da mischt sich auch eine dumpfe Ahnung von Klassenbewußtsein in ihre Bethätigung an den Krawallen, aber wie jedes verschwommene Gefühl, so ist auch das ihre der Spielball in der Hand gewiegter Demagogen. Gleich dem russischen Volk, haßt auch das ungarische die, Herren", aber gleich diesem läßt es sich von dem einen, dem guten Herrn, gegen den andern ausspielen, macht es Judenkrawalle, wobei nicht die reichen, sondern die armen Juden mißhandelt werden, und dergleichen mehr. Gleich dem russischen ist auch es zur Gewaltthätigkeit, zur Revolte disponirt, aber nur blinde Anhän­fönnen in ihm einen Revolutionär im sozialistischen  

Rouannet führt in beredten Worten aus, daß heute aller Grund vor­läge, die persönlichen Streitigkeiten fallen zu lassen und die Kräfte zu schonen, um den wahren Feind angreifen zu können. Man schlage nicht vor, die alten Organisationen zu zerstören, sondern nur lokale Ver­einigung aller Gruppen behufs energischer revolutionärer Propaganda und späterer revolutionärer Aktion. Redner überreicht eine dahin­gehende Resolution.

Aehnlich sprechen sich andere Redner aus, bis der Anarchist Leboucher die alte Anarchistenleier schlägt: weg mit den Wahlen, weg mit den Reden; dadurch sind erst die Spaltungen eingetreten; greift zum Dynamit! Großes Gaudium der anwesenden Anarchisten, die indessen den Verlauf der Verhandlungen nicht dauernd zu stören vermochten. Sie zogen sich zurück, nachdem noch ein zweiter Anarchist die revolutionären Sozia­listen mit großen ,, Enthüllungen" zu zerschmettern versucht hatte. Folgende Resolutionen gelangten einstimmig zur Annahme:

1) Die Versammlung fordert die revolutionären Sozialisten der ver­schiedenen Schulen auf, alle gegenseitigen Angriffe zu unterlassen, um alle ihre Kräfte gegen den gemeinsamen Feind: die Bourgeoisie, zu richten.

2) Sie ladet außerdem die sozialistischen   Gruppen der verschiedenen Arrondissements ein, sich zu verständigen behufs gegenseitiger Aussöh­nung und Duldung, und zum Zweck späterer Vereinigung, ohne daß ihre gegenwärtigen Parteiformationen darunter zu leiden haben.

3) Sie drückt den Wunsch aus, daß eine neue Versammlung ein­berufen werde, um das Werk der Aussöhnung fortzuführen. H. N."

Korrespondenzen.

Aus Baden.  ( Zur Beamtenforruption in Baden  .) In Nr. 46 des Sozialdemokrat" vom vorigen Jahre haben wir einen badischen Beamten im wahren Lichte geschildert. Der Artikel machte großes Aufsehen, denn der Hieb saß fest. Anstatt aber der Sache auf den Grund zu gehen und Untersuchung gegen den schofeln Beamten ein­zuleiten, wußte das badische Ministerium nichts Gescheidteres zu thun, als gegen die muthmaßlichen Verbreiter der betreffenden Nummer gerichtlich einzuschreiten und Haussuchungen vorzunehmen. Nasen abziehen und die Angeschuldigten wegen Mangels hinreichender Indeß auch diesmal mußten die Herren, wie schon so oft, mit langen Verdachtsgründe in thatsächlicher Beziehung außer Verfol­gung jegen.

Die Ministeriellen müssen ein furchtbar schlechtes Gewissen haben oder die vorgebrachten schweren Beschuldigungen gegen ihre Kollegen als er­wiesen annehmen, sonst würden sie die Redaktion des ,, Sozialdemokrat", die ja nicht in Afrika   ist, sondern in Zürich  , vor die Aufgabe stellen, die Angriffe zu beweisen.

Schmach über eine Regierung, die solche Beamte weiter funktio­niren läßt!

Wir wollen nun das Leben und Treiben eines anderen Turban­schen Ehrenmann es schildern, nämlich des ehemaligen Heidelberger Droschkenkutschers und jetzigen Oberamtmanns: Ludwig Gad­dum in Oberkirch   und bekannt unter dem Namen: Hühnermeßger." Ich klage denselben hiermit öffentlich des Diebstahls, des Be= trugs, der Unterschlagung und Urkundenfälschung an und beweise diese schweren Beschuldigungen, für die jedes andere Menschen­kind, das nicht Staatsdiener ist, Zuchthaus erhalten würde, aften­mäßig:

1) Nach einer vorgenommenen Attenausscheidung behielt Gad dum mehrere Zentner Aften für sich zurück. Sie dienten zum Feuer­anmachen, damit der Herr kein Tannen- oder Kienholz zu diesem Zwecke zu kaufen brauchte. Sogar alte Gemeinderechnungen wurden hierzu ver­wendet. Für Bureauholz erhält Gaddum jeden Winter 300-400 Mt. ausbezahlt; er kauft aber kaum für die Hälfte dieses Geldes Holz, die andere Hälfte steckte er in den Sack und feuerte von dem ihm vom Staate bezahlten Holz auch noch seine Privatwohnung. Die ausgeschiedenen Aften waren Staatseigenthum und der Erlös aus den­selben sollte an die Amtskasse abgeliefert werden.

Auch für das nicht angekaufte Bureauholz ließ sich Gaddum den Holzmacherlohn bezahlen. Der ganz von ihm abhängige Tagelöhner Dees, ein armer Mann, stellte die Rechnungen aus und mußte für nicht erhaltenes Geld quittiren.

So beschimpft ein badischer Beamte die Männer aus dem Volke, weil sie nicht so urtheilten, wie es diesem Herren gefallen, und weil sie einen unschuldig Angeklagten freisprachen.

2) Amtsdiener Drach, ein würdiger Genosse von Gaddum, ein De­nunziant erster Sorte, ein Geldwucherer, ein alter Sünder, der längst den Galgen verdient, ist zugleich Hausknecht des Amtmanns; für Pri­patarbeiten wies ihm derselbe Gebühren und Diäten aus der Staatstasse zu, die sich jährlich auf mehrere Hundert Mark be­liefen. Die vom Amtsdiener monatlich vorgelegten Gebührenzettel wur­den vom Amtsvorstand jeweils als richtig bestätigt.

3) Nach einer in Altorf   vorgenommenen Bürgermeisterwahl, die Vor­mittags 8 Uhr begonnen und um 9 Uhr beendigt war, fuhr Gaddum mit seiner Familie in die benachbarte Stadt Lahr  , besuchte dort Be­kannte und Kollegen, während seine Frau Einkäufe machte. Nachts um 10 Uhr fehrte er sodann in die Amtsstadt zurück. Auch diese Vergnü­gungsreise mußte die Staatskaffe bezahlen, welcher das Kostenverzeichniß und der Diätenzettel vorgelegt wurde.

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In moralischer Beziehung steht Gaddum noch tiefer als Brecht, er ist nicht nur ein großer Verehrer des Bacchus, sondern auch, und zwar in widerlichster Weise, der Venus. Dabei ist dieser Kerl feige, kriecherisch nach Oben und grob gegen seine Untergebenen. Nachmittags kommt er selten auf die Kanzlei, und wenn er kommt, ist er betrunken. Seine ganze Thätigkeit besteht darin, die vom Personal gemachten Ausfertigun gen( Expeditionen) zu unterzeichnen. Ist diese schwere Arbeit gethan, so geht er wieder spazieren oder besucht ein anrüchiges Haus. Sein Lieb ling ist der schon wegen Betrugs und Unterschlagung bestrafte Aktuar Viktor Karle, ein in jeder Beziehung verkommenes Subjekt, sowie der schon einmal wegen Schulden nach Amerika durchgegangene Gericht schreiber Be cherer. Ein würdiges Trifolium, das wir ein andermal etwas näher unter die Lupe nehmen wollen.

4) Ein dem Gaddum untergebener Angestellter, der 20 Dienstjahre hinter sich hatte und Familienvater war, war ihm unbequem geworden. Er denun­zirte ihn dem Staatsanwalte. Dieser würdige Vertreter des Ordnungs­banditenthums, ein intimer Freund des Gaddum Krauß ist sein Name erhob Anklage; die Sache kam vor das Schwurgericht. Die Geschworenen sahen aber bald ein, daß die Anklage ein Gewebe von Intriguen, Gemeinheit, Bosheit und Verlogenheit bildete und daß hier bei einer eventuellen Verurtheilung ein Justizmord begangen würde, weshalb sie die Angeklagten freisprachen. Ungeachtet der Freisprechung und obgleich der Angeklagte in der öffentlichen Sigung dem Oberamt­mann Gaddum und dem Amtmann Sauer, welche als Zeugen vor­geladen waren, auf das Klarste nachwies, daß diese beiden Staatsdiener auf den abgelegten Eid hin die unwahrheit gesprochen, also wissentlich gelogen hatten, wurde derselbe doch aus dem Staatsdienste entlassen. Die Wuth der Biedermänner über die Freisprechung war groß, und Gaddum beschimpfte in seinem an den Landeskommissär e bting ge­richteten Berichte die Geschworenen auf folgende Weise:

Für diesmal genug!

Es ist im Lande Baden, dem bestregierten dieffeits des Ozeans", weit gekommen: Diebe gehen straflos aus; den Staat, also das Volk, zu bestehlen, gilt in den oberen Regionen nicht mehr für unmoralisch! Es ist eine wahre Sentgrube von Niederträchtigkeit. Dem bethörten Volke wird Sand in die Augen gestreut.

,, Ueberhaupt machte die Verhandlung auf mich den Eindruck, als seien die Geschworenen nicht blos außer Stande, sondern auch gar nicht Willens, sich von der Handlungsweise des Angeklagten ein richtiges Ver­ständniß zu verschaffen. Die von denselben der Verhandlung geschenkte Aufmerksamkeit war eine höchst geringe, und ich glaubte eher Mißmuth und Mißbilligung an denselben darüber wahrzunehmen, daß sie wegen Freiburg   hingehalten wurden."

ger der Brutalita das ist es nicht und kann es nicht sein, dazu fehlt derartigen Gegenständen am Schlusse der Session noch zwei Tage in

Sinne erblicken

es ihm an der vielgeschmähten sozialistischen   Erkenntniß.

So treibt es dieses nichtswürdige Beamtengesindel aller Orten, es betrügt, stiehlt, hurt und belastet das Volk mit immer größeren Steuern, bis das Maß voll ist und der Sturm losbricht.

"

Perikles  .

Leipzig  , 17. Mai.  ( Ein Muster fabrikant.) Wollen Sie, bitte, die nachstehende Schilderung im Sozialdemokrat" veröffentlichen, vielleicht wird, wenn die Sache durch Ihr Organ bekannt wird, endlich einmal Wandel geschaffen.

Es handelt sich um das Etablissement des Herrn Gustav Mor

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genstern, in Firma Morgenstern und Kostrade, Pianoforte Pa Mechanikfabrik in Leipzig  , Weststraße. Die Zustände in dieser Fabrik spotten jeder Beschreibung.

Seit längeren Jahren hat sich kein Fabrikinspektor in den Arbeits räumen blicken lassen, sonst müßte wohl zum Mindesten für Ventilation gesorgt werden. Es ist eine erstickende Luft in allen Sälen, besonders im Winter, da in dieser Zeit die Dampfheizung noch schlechteren Dunst erzeugt. Die Arbeiter sind zum großen Theil fräntlich, seit 3 Jahren sind mehrere der Schwindsucht erlegen; sobald aber einer krank wird, hat der Werkführer Auftrag, ihn fortzuschicken, denn sagt Herr Morgenstern ,, kranke Arbeiter kann ich nicht brauchen." So saß einmal ein älterer tüchtiger Arbeiter an seiner Arbeit, als ihn sein Brustleiden überfiel und er sich daher gezwungen sah, etwas zu nehm pausiren; kaum sah das der Musterprinzipal, so rief er ihm zu: find wohl wieder krant? Sie müssen immer arbeiten, dürfen gar nicht daran denken, daß Sie krank sind!" Ein andermal sagte er zu dem selben Arbeiter: ,, Sie müssen an eine Säge gehen, denn der Staub vom Holze macht die Löcher in Ihrer Lunge zu, in Berlin   furirt man jest so Lungenkranke!"

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Gestern, am 16., regnete es, die Witterung ist aber warm, weshalb wir etliche Fenster geöffnet hatten: da kam Morgenstern hereingesaus und anstatt einen Guten Tag!" zu bieten, schrie er: Ihr seid dog politi wie die Brummochsen; die Fenster zu! Wer die Luft bei geschlossenem gebli Fenster nicht vertragen kann, mag gehen, die feuchte Luft verträgt meine ſation Arbeit nicht!"

Werther Herr Redakteur, es werden viel Piano- Mechaniken überseeisd befördert, und trotz der Meeresfeuchtigkeit sind dieselben doch gut, wenn sie an Ort und Stelle kommen.

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Auf den Treppen ist es ganz dunkel, Fenster sind nicht vorhanden; höchstens fällt Licht auf die Treppe, sobald einer von den Abtritten ge öffnet wird, wie sich solche auf jeder Zwischenetage befinden. Und der Gestank in diesen Abtritten, sowie auf den Treppen ist schauderhaft; erst seit kurzer Zeit wird ein wenig desinfizirt, hat aber gar keine hafte Bedeutung. Würde einmal Feuer ausbrechen, so könnten wir da wohl auf den Treppen den Hals brechen.

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Der Lohn ist sehr gering, in den letzten 4 Jahren ist wohl ein dugendmal abgezogen worden. Die Meister sind immerhin noch gut gesinnt. In der Mittagspause müssen Alle ihre Räume verlassen, und ausg wer von den außerhalb Wohnenden sein Mittagbrod mitbringen muß dem bleibt weiter nichts übrig, als herunterzugehen in's Parterre, den Speisesaal"( besser Schweinestall), da sind einige Bänke zusammen gestellt, daneben gehen die großen Holzbearbeitungsmaschinen. Tritt man hinein, so wird nun ein Staub aufgewirbelt, welcher nicht geeignet ist, den Appetit zu vermehren, abgesehen von der Ausdünstung der etwa 50 Menschen, welche drin bleiben. Im Ganzen beschäftigt der Herr etwa 100 Arbeiter.

Ein Arbeiter.

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( Entsprechend diesen Zuständen ist die Behandlung der Arbeiter. Der Uebermittler der vorstehenden Korrespondenz fügt derselben hinzu: ,, Horn- und Brumm- Ochsen, Rindvieh und Esel", das sind die Haupt wörter dieses gebildeten Millionärs. Vor einem halben Jahre schnitt sich ein Arbeiter in die Hand und verlangte, da er arbeitsunfähig war auf Grund des Haftpflichtgesetzes; der gute Herr ist jedoch in keiner Versicherung, gab aber dem betreffenden Arbeiter mit den Worten: I run will Ihnen sechs Mark geben, daß Sie kein zu fürstliches Leben führen!" diesen lächerlichen Beitrag der betreffende Arbeiter erhält nämlig 13 Mark aus der Krankenkasse und sein Lohn beträgt 18 Mt. pro Woche ,, Ein fürstliches Leben!"

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Dem oben angeführten brustkranken Arbeiter begegnete Morgenstern bölke einmal, als dieser frische Luft schöpfen sollte, und sagte: So gut möcht dann ich es auch haben!"

Nicht wahr, ein liebenswürdiger Patron?

Euch Arbeitern aber rufe ich zu: Legt Eure Furcht ab, Ihr wißt wo Ihr Euch hinwenden könnt, Ihr werdet dort nicht verrathen! Die rothe Vehme.

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der Expedition: F. A. B. 2.: Fr. 5 37 f. Ab. u. Schft. pr J. N. Co. erh.-J. P. Interlaken  : Fr. 70 Ab. Juni erh.- Kl. Sozdkrt Ch. Mt. 3- Ab. 3. Du., Mt. 3- pr. Ufd. u. Mt. 4- pr. Schft. erh. Sdg folgt. W. W. Luzern  : Fr. 33 20 Ab.2. Du. u. Schft. erh. Gewünschte beutu folgt. John Rüger u. Gen. Lake- View: Fr. 35 45( Doll. 7) f. tions tünftige Reichstagswahl dkd. erh. Spezialquittg. demnächst. St. Paul berl Mi i.: Fr. 40 50( Doll. 8) v. rothen Statklub f. d. Opfer des mit Lug u. Trug verlängerten Ausnahmegesezes durch Ch. Hadlich dkb. erh schen Alseits Gruß! Dr. Bamm: Fr. 1 35 f. Bldr. erh. Blinfentiege also Muckeria: Mt. 6 Ab. 2. Du. erh.-B. Lpp. G.: 25 kr. erh. Komm. A in de B.-V. London  : Fr. 151 20( Pfd St. 6-) à Eto. Schft pr. Hoffm. erh. A. M. Lhsn.: Mt. 3. Ab. 2. Du. erh.-H. V. Schy: Mt. 3 à Cto. Ab. erh. Ab. 2. Du. erh. B. I. VI. Mt. 200 Ab. pr. 84 erh. Schblz. 3. Fr. 6 Flschm. Wßbg.: Fr, 8 65 Ab. 2. Du. u. Schft. erh. Bitten an Exped. und nicht an die Redak Ab. 1. 2. 3. Du. erh. Khr. Derl.: Fr. 6 tion zu adressiren!

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