i etfvo>Z8'um der Unternehmerklasse durch besondere gesetzliche Einrichtungen noch zu st ä r k e n, der Koalition, welche aus dem Unfall-versicherungsgesetz Alles herausgestrichen hat, was gegen die Interessen- der Unternehmer irgendwie verstößt, welche namentlich die selbst-u»> ständigen Arbeiterausschüsse beseitigt hat unter dem Motto:d d« die Selbstständigkeit dieser Organisationen entspreche nicht der—aic Würde der Arbeiter!■fei? Hoffentlich werden die deutschen Arbeiter den Herren bei den nächstenWahlen die würdige Antwort darauf ertheilen.— M i t der berühmten Börsen st euer scheint es nun dochNichts werden zu wollen— die Lösung des großen Problems, das»solide" Geschäft vom unsoliden zu trennen, ist vorläufig noch nichtgefunden, und Bismarck zieht sich muthig einen Schritt zurück. Bei demletzten„Frühschoppen" hat er es aller Welt verkünden lassen, daß derneue Entwurf überhaupt nicht nach seinem Geschmack gewesen, er habegar nicht die Absicht, dem„soliden" Geschäft Hindernisse in den Wegzu legen, er habe nur„dem Fixen an der Produkten börse steuernwollen."Die Produktenbörse hat's ihm also angethan, d. h. diejenige Abtheilungder Börse, auf der wirkliche Produkte— Getreide, Del, Spiritus»c.— gehandelt werden. Wenn aber irgendwo in der heutigenGesellschaft Zeitgeschäfte, d. h. Geschäfte auf Lieferung, geboten sind, soaus der Produktenbörse. Deutschland ist einmal sür seine industrielleBevölkerung auf den Getreideimport angewiesen— der Ueberschuß derEinfuhr über die Aussuhr machte im Jahre 1873 84 Millionen Zoll-Zentner aus gleich einem Werths von 338 Millionen Mark. Wenn nunalso ein Getreideimporteur einen günstigen Lieferungsvertrag in London,Ddessa oder Budapest abschließt, so wird er gezwungen sein, das betr.Lluantum schon vor dem Eintreffen in Berlin„auf Lieferung" zu ver-kaufen, will er nicht riskiren, daß ihm der ganze Gewinn flöten geht.Dieses Getreidelieferungsgeschäst erschweren, heißt die Getreideinfuhrüberhaupt erschweren— zu wessen Gunsten, haben wir in voriger Num-Mer gezeigt.Abgesehen von einer verhältnißmäßig winzigen Anzahl von Groß-dauern und Rittergutsbesitzern hat das deutsche Volk ein Interesse anbilligem Brod. Es ihm direkt vertheuern, das geht nicht gut an, dieGetreidezölle könnten Bismarck die nächsten Wahlen verderben, daruni ver-sucht man es lieber auf dem Wege einer„moralischen" Börsensteuer—das deutsche Volk beißt ja auf nichts williger an, als auf moralncheRedensarten:„Ich sing' ihr ein moralisch Lied,Um sie gewiffer zu bethören!"läßt schon Altmeister Goethe seinen Mephisto singen.Der größte Schwindel zieht beim deutschen Philister, es braucht nurein moralischer Schwindel zu sein.Gegen die Fondsbörse, diesen Giftbaum, den jeder Spießburger. dersich beim Spekuliren die Finger verbrannt, sittlich verabscheut, ward derFeldzug eröffnet, der stille Kompagnon von Bleichröder hielt sich be-scheiden im Hintergrund; jetzt, nachdem genügend Staub aufgewirbelt,tritt er als cleus ex machiva hervor und verkündet Ende gut, Allesgut— die Nothwendigkeit einer indirekten Getreidesteuer.Und da sage man noch, Bismarck versteht sich nicht auf s Geschäft!— F a t a m o r g a n a. Das erste Objekt der neuen deutschenKolonialpolitik soll Angra Pequena an der Südwest-küste Afrikas sein. Dort hat einHerr Lüderitz ausBremen«ine Ansiedlung gegründet und sich von den Eingeborenen, die, wie alleWilden, vom Privateigenthum an Grund und Boden absolut keine Vor-stellung haben, sich den zu einer„Miffion" gehörigen Grund und Boden«schenken" lassen. Wie es auf dieser zu gründenden„Kolonie" aussteht,darüber belehrt uns ein den„Annalen der Hydrographie" entnommenerR e k l a m e a r t i k e l des Ztäheren, der jetzt die Runde durch die fürKolonien schwärwende Presse macht:„Das Klima ist ein gutes zu nennen.(Wir werden gleich sehen, wasder Biedermann unter g u t versteht.) Der Temperaturwechsel ist nur eingeringer. Flußmündungen oder Sümpfe sind nicht vorhanden. Diehöchste dort von den Deutschen beobachtete Wärme betrug 42, B Grad C.Die Hitze belästigt wenig, da fast fortwährend ein frischer Südwest- bisSüdwind weht, der, von der See kommend, kühlend wirkt. Das Wafferhat in Folge des kühlen nördlichen Küstenstromes nur eine Temperaturvon 17„ Grad C. Als einzige Unannehmlichleit ist der durch den Windaufgetriebene feine Sand staub zu erwähnen, der durch alleF u g e n d r i n g t. Die häufigen feuchten Niederschläge erlauben einerMenge von kleinen Sträuchern zwischen den Steinen und im Sande inden Schluchten der Berge zu wachsen. Sonst ist das Land abso-l u t kahl. Die Inseln waren, wie ihre Namen besagen, früher nur vonPinguinen und Robben bewohnt, jetzt befinden sich einige Hütten derArbeiter auf denselben, die den Guano sammeln. Verschiedene Artenvon Seevögeln nisten noch in Mengen dort, doch soll die Guano-Entnahme wegen Mangels an Stoff ihr Ende er-reichen. Die Buchten des Hafens enthalten eine Unzahl von Fischen,so daß man mit zweimaligem Einholen des Schleppnetzes eine genügendeMenge Fische erhielt, um die ganze Besatzung zu versorgen. Von wildenThieren ist nur der Schakal zu erwähnen, der zahlreich vorhanden ist.Antilopen oder Springböcke kommen nicht so nahe an die Küste. Ver-einzelt kommen Schlangen vor, ebenso Skorpione.„Der Boden besteht aus verwittertem, vulkanischem Felsgestein undSand. Um den Hafen zieht sich in einer Entfernung von ca. 4 bis 10englischen Meilen ein etwa 20 englische Meilen breiter Gürtel vonT r e i d- u n d F l u g s a n d, welcher die Verbindung mitdem Innern begreiflicherweise sehr erschwert. DieZugthiere bleiben bei diesen Reisen 4 bis 5 Tage ohne Wasser, was siezum größten Theil ohne Schaden vertragen können. Beim Herannahenan die Wasserstation sollen sie dann aber öfters sehr wild werden und,ihr Joch zerbrechend, zur Tränke stürzen. Angra Pcquena hat keinWajser, und wird dasselbe durch den erwähnten Schoner(„Meta") inFässern von Kapstadt geholt, durch welchen Transport die Tonne Wasserauf 83 Shilling zu stehen kommt. Die Thiers werden deshalb nach derAnkunft wieder nach dem fruchtbaren Hinterlande geschickt und müssen,wenn eine Reise von der Küste ins Innere beabsichtigt wird, erst wiedervon dort geholt werden, was S bis 7 Tage dauert. KorvettenkapitänAschenborn konnte also nicht daran denken, zu seiner wetteren In-formation einen Ausflug dorthin zu unternehmen, obgleich er den Platzgesehen hätte, wo Herr Lüderitz nach Kupfer zu graben beabsichtigt. Eswürde dies mindestens einen Aufenthalt von 16 Tagen verursacht haben.Der Mineralreichthum des Landes soll ein großersein, und es wird den im Bereich der Kolonie und nördlich von der-selben liegenden Bergen mit Erfolg nach Kupfer, Silber und Gold ge-graben. Herr Lüderitz hat eine Sammlung der in des Nähe von AngraPequena gefundenen Mineralien angelegt. Unter ihnen befinden sichverschiedene Erze. Metallisches Eisen fanden Personen der Besatzungselbst in kleinen Stücken in der Felsenmasse der Berge eingesprengt, undes konnten diese Eisenstückchen taschenvoll gesammelt werden."Eine schöne Gegend, wie man sieht. Kein Wasser, das Land absolutkahl, ein feiner Sandstaub, der durch alle Fugen dringt— wen gelüstetes nicht, nach Angra Pequenna auszuwandern? Aber der Mineralreich-thum„soll" ein sehr großer sein— und das genügt, die ganze Bour-geoiswelt in Aufregung zu versetzen. Es handelt sich, eine echte, rechteAusbeutungskolonie zu gründen, sei es, daß man die Einge-borenen in den Dienst preßt, fei es, daß man importirten(oder auchdeportirten!) europäischen Arbeitern die Segnungen dieses anmu-thigen Klimas zu Theil werden läßt. Darf uns da die edle patriotischeAufwallung Wunder nehmen, darf es uns da in Erstaunen fetzen, wenndie Bourgeoispresse um Angra Pequenna willen am Liebsten einen Kriegmtt England angezettelt hätte.Englische Blätter behaupten, daß Angra Pequenna unter EnglandsOberhoheit stehe. Wir sind uns über die Natur und den moralischenWerth dieses Rechtstitels natürlich keinen Augenblick im Unklaren, müssenaber doch soviel sagen, daß wenn man einmal die heute geltenden Anfchau-ungen über das„Recht" der Okkupation außereuropäischer Gebiete aner-kennt, die Sache immerhin nicht so einfach liegt, als die intereffirtedeutsche Presse, voran die brave„Kölnische Zeitung", ihre Leser gerneglauben machen möchte.In Andree's Handatlas z. B., dessen„national-deutscher" Charakterüber jeden Zweifel erhaben ist(er ist bei Velhagen und Klasing, denHerausgebern des„Daheim", erschienen) figurirt Angra Pequenna alsenglische Besitzung(vgl. 38. Blatt„Süd-Afrika") und in der„Kölnischen Zeitung" selbst hieß es vor einigen Tagen in einem Artikeldarüber:„Soviel wir wissen, hat England früher und solange keine deutschenKaufleute sich dort ansiedelten, mit einer geringen Ausnahme s!) ausjenen Küstenstrich weder ein Besitzrecht noch irgend eine staatliche Auto-rität in Anspruch genommen. Es sind im Gegentheil, wie wir hören,amtliche Urkunden darüber vorhanden, daß England nördlich von derMündung des Orangeflusses nur die Walfischbai und einen sehr kleinenTheil des unmittelbar umherliegenden Landes in Anspruch nehme unddarüber hinaus keinen Schutz gewähren könne."Wie diplomatisch ausgedrückt!Ein echter, rechter casus belli.Wie gesagt, es liegt uns ferne, für die Jntereffen der englischen Aus-beuter etwa eintreten zu wollen, wohl aber halten wir es für unserePflicht zu zeigen, wie sehr die heißersehnte Kolonialpolitik geeignet ist,Deutschland in auswärtige Händel zu verwickeln. Den Verehrern derheutigen Ausbeutergesellschaft mag das ja gleichgiltig, vielleicht auch garerwünscht sein, der Weg des Kapitals ging von jeher über Blut undLeichen, wir aber denken unpatriotifch genug, die von der„KölnischenZeitung" und ihrem Troß betriebene Hetzerei als skandalöses Spiel mitdem Wohle des deutschen Volkes energisch.zu brandmarken.— Die Zustimmung der drei Elsaß-LothringschenAbgeordneten zum Sozialistengesetz ist bei allen ehrlichenLeuten als ein öffentlicher Skandal empfunden worden.. Dieser Eindruckmuß noch verstärkt werden, wenn man die Gründe zu dieser Abstimmungkennt. Herr v. W e n d e I, ein vielfacher Millionär und Eisenhütten-besitzer, der kaum zweimal im Jahre von seinem Wohnort Paris inden Reichstag kommt, ist wohl einfach seinem Arbeitgeber- Instinkt ge-folgt.Z o r n v o n B u l a ch hat vor einiger Zeit im elsässischen Landes-ausschuß in der Hitze des Kampfes heftigere Angriffe gegen die Regie-rung gerichtet, als ihm bei seinem sonstigen Kokettiren mit demdeutschen Regiment hinterher angenehm sein konnte. Um sich nunbei dem gegen ihn sehr aufgebrachten Statthalter zu rehabilitiren, ver-pflichtete er sich, an der Verlängerung des Sozialistengesetzes mitzuhelfen,was ihm freilich bei der bonapartistischen Ueberlieferung seiner Familienicht schwer werden konnte.Jaunez ist zwar von der deutschen Regierung seines Bürger-meisterpostens entsetzt, aber dafür später zum Staatsrath ernannt wor-den. Um so peinlicher mußte es ihm sein, in der„landesverrätherischen"Metzer Zeitungsgründungs-Angelegenheit des Abgeordneten Antoine ver-wickelt und stark kompromittirt zu werden. Da bot sich die Stimm-abgäbe für das Sozialistengesetz als prächtiges Handelsobjekt, als Preiszur Wiedererkausung der Regierungsgunst. Der biedere Elsässer zögertenicht. Mit dem parlamentarischen Kunstausdruck nennt man das Jnter-essenpolittk. Unsere Leser werden den unparlamentarischen Ausdruckvon selbst finden.— Unser Staatsrath! Der preußische Staatsrath ist nunglücklich beisammen,— die Filtrirung war sorgfältig, das muß mansagen. Die„Mittelpartei", die Bismarck weder im Reichstag noch imLandtag zusammenbekommt, hier hat er sie endlich in wunderbarerVollendung. Von einem Vierteldutzend parlamentarischer und einemhalben Dutzend sonstiger Größen zweifelhaften Ranges abgesehen, eineMusterkollektion von Bureaukraten, von Älännern, die an das„gehör-samste" Kopfnicken gewöhnt sind. Und die hohe Klerisei ist natürlichauch dabei: zwer Bischöfe, ein Hosprediger— leider nicht Stöcker!Ferner drei Universitütsprofefforen— Adolph Wagner leider nichtdarunter fso bedankt sich Bismarck für geleistete Dienste!) und zweiOberbürgermeister— Herr Forckenbeck, Oberbürgermeister der Reichs-Hauptstadt Berlin, wurde höflichst übersehen(so rächt sich Bismarck!)Bleiben wir bei den Oberbürgermeistern, die Gnade gefunden vor denAugen des Allgewaltigen. Es ist eine erhebende Betrachtung, die sichuns da aufdrängt: Beides sind Kommunisten— natürlich von ehedem.Aber Spaß macht es uns doch, Exbruder M i q u e l und ExbruderBecker in so gewählter Gesellschaft zu wissen. Wer weiß,ob nicht bei ihnen eines schönen Tages der alte Revolutionär plötzlich zumDurchbruch kommt!Bei Miquel, der als Direktor der Diskonto- Gesellschaft möglichstviel klein- und mittelbürgerliche Existenzen ruinirte und die möglichsteKonzenttation des Kapitals in einzelne Hände zu konzentrirensuchte— wobei er sich ein nettes Kapitälchen„konzentrirt" haben soll—ist so etwas gar nicht unmöglich, und bei Becker, dem Haupt derehemaligen Zentralleitung des Kommunistenbundes, sind wir dessen sosicher, daß wir fast versucht wären, ihn unfern Staatsrath zu nennen.O, Becker ist ein gescheidter Kerl!Da haben wir vor uns ein kurioses Buch liegen.„Die Kommunisten-Verschwörungen des neunzehnten Jahrhunderts" ist es betitelt und„imamtlichen Auftrage",„auf Grund der betreffenden gerichtlichen und poli-zeilichen Akten" von den Herren Mermuth nnd S t i e b e r verfaßt.Unter den Aktenstücken, die in diesem Buch veröffentlicht werden, be-findet sich auch der folgende Brief des S t a a t s r a t h e s Dr. HerrmannB e ck e r an den Schneidergefellen N o t H j u n g, sehr erbaulich zu lesen:„Mein lieber Nothjung!Beikommend: I Mazzini. Bautes Büchlein ist noch nicht fertig,Folgende Buchhändler haben unsere Sachen zu verkaufen: Springer.Breitestraße Nr. 20, Lassar, Brüderstraße Nr. 3, Jollenberg,Heidereutergasse Nr. 6, Stargardt, Charlottenstraße neben Stehely,Weichdrodt, Wilhelmsstraße Nr. 2, endlich auch Schreiber u. Co.,Unter den Linden. Letzterer bezieht sie aber durch Eisen in Cöln,während die Anderen sie direkt erhalten. Mazzini und meine Redehaben sie alle fünf wohl vorräthig. Darum würde es zweckdienlichsein, Du und noch einige Spießgesellen(!) besuchtest alle sechsSeeräuber(!!) und fragtest mit vielem Interesse nach der sehr be-rühmten Rede(von Kinkel, von der ich noch ganze Ballen habe)und der sehr nierkwürdigen Adresse des römischen Volkes u. s. w.Springer und Jollenberg haben die inehrste Kourage(!) und be-sorgen Dinge, die Du nirgends auftreibst. Du wirst schon wissen,daß Hinckeldey Dich als einen politisch Kompromittirten in seinerschwarzen Liste hat. Wenn Du nicht bei der ersten Anmeldungausgewiesen bist, so verdankst Du das einem fabelhaften Zufall.So wie Du Dich im Geringsten bemerklich machst, gehst Du in dieLust. Also sehr vorsichtig, vermeide die Parteikneipen der sog. Demokraten, deren Umgang Dusehr gut entbehren kannst, und thue, was Duthuest, durch Ver Mittelung Anderer. Es istPflicht gegen diePartei. sich nicht selbstzuex-p o ni re n.Besten Gruß vonCöln, den 23. Dezember 1850.Nicht wahr, ein kluger Kerl, der Staatsrath,sagen: Spießgeselle Becker, der versteht's!mit den„Seeräubern" umgeht, wie man's macht, um ihnen Reden aus-zuhalsen, von denen man noch„ganze Ballen" hat.„Thue, was Du thust, durch Vermittelung Anderer", das könnte sichMancher'hinter die Ohren schreiben.„Es ist Pflicht gegen die Partei,sich selbst nicht zu exponiren"— das glauben wir! Nur diesem Grund-satz haben wir es zu verdanken, daß unser Becker in den Staatsrathgekommen. Bis jetzt hat er geschwiegen, vielleicht mit„blutendemHerzen" geschwiegen, nun sitzt er drinn, als Weiser im Rath, nun ge-hört er zu den Auserwähllen 71, die über das Wohl und Wehe desStaates entscheiden sollen, nun wird es wohl gestattet sein, daß ivirihm öffentlich gratuliren, daß wir unS öffentlich seiner freuen— unseresalten„Spießgesellen", der es mit iveifer Vorsicht bis zum königlichpreußischen Staatsrath gebracht.— Die Lügner an der Arbeit. Als im Frühling des vorigenJahres sechszig Vertreter der deutschen Sozialdemokraten aus allenTheilen des belagerten und nicht belagerten Polizei-Vaterlandes sich nachKopenhagen begaben und dort den schönsten und normalsten Kongreßabhielten, den die deutsche Sozialdemokratie jemals abgehalten hat, dahatte die deutsche Polizei keine Augen. Polizeirath Krüger machteeine unfreiwillige Vergnügungsreffe nach London, und erst durch dieAtittheilungen unserer eigenen Genossen erfuhr der brave Mann, nebstseinen Nlyrinidonen, was geschehen war.Die Mangelhaftigkeit seiner Sehkraft hatte damals bekanntlich(nachdem Naturgesetz der Kompensation, das sür die Schwäche oder das Fehleneines Sinnes durch die größere Schärsung anderer Sinne ent-Becker.oder sollen wir lieberDer weiß, wie manschädigt) eine bedeutende, wenn auch nnr vorübergehende Vergröße-rung seines Riechorgans zur Folge. Um einem ähnlichen Miß,geschick zu entgehen, hat Herr Krüger und das Korps der Madai'schenNicht-Geheimen die Augen jetzt doppelt weit aufgethan und dienaturgemäße Folge ist, daß mit den doppelt geöffneten Augen auchdoppelt gesehen wird: gleich zwei Kongresse aus einmal, undobendrein zwei Kongresse, die gar nicht stattgesunden haben. Neulicheiner in„Paris oder London"(gelegentlich der Reise Liebknecht' s)und vier Wochen später im ersten Drittel des Juni der bereits invoriger Stummer von uns erwähnte„sozialrevolutionäre" Kongreß zuLondon, dem Liebknecht init Reden im klassischen Polizei-Revolutionsstil(wie er sich in der Most'schen„Freiheit" und den Kolportageromanensür senttmentale Köchinen und gebildete Hausknechte findet) präsidirthaben soll.Vor fünf Viertel Jahren einen Kongreß nicht gesehen, der unter ihrerNase stattfand—/ jetzt binnen vier Wochen zwei Kongresse gesehen, dienicht stattgefunden haben— das sind allerdings erstaunliche Leistungen,welche beweisen, daß unsere Polizei es noch weiter gebracht hat, wie derselige Münchhausen, welcher doch nur wirkliche Flöhe hustengehört.Doch Scherz bei Seite. Die Kongreß- Lügen und sonstigen Jagd-geschichten, welche seit einiger Zeit durch die deutsche Presse gehen, rührensämmtlich von ausländischen und inländischen journalistischen und nicht-journalistischen Spitzeln her, die als gewissenhafte Leute für das Sünden-geld, das sie empfangen, auch etwas liefern wollen.— Begreifliche Abneigung. Ein Artikel über die„chinesischeUebervölkerung", der jüngst im„Journal des Economistes" erschien,enthält einige interessante Details über die industriellen Verhältnisse inChina und die Rolle, welches dieses Reich eines Tages aus dem Welt-markt spielen könnte. Da heißt es u. A.:„Man weiß es von Herrn Baron von Richthofen, dem ausgezeichnetenWiener Geologen, der vier Jahre lang fast alle achtzehn Provinzen be-reist hat, daß China hinsichtlich der Steinkohlenlager vielleicht das ammeisten begünstigte Land der Welt ist____»Aus diesen Reichthümern ziehen die Chinesen infolge ihrer ungenü-genden Verbindungswege und ihrer unentwickelten Art der Ausbeutungnur mageren Gewinn. Wenn es ihnen aber eines Tages einfiele, sieauf regelmäßige und dauernde Weise auszubeuten, wenn sie einmal ersteine Eisenbahn anlegen, welche in das Herz der bevölkertsten und er-giebigsten Theile eines Landes führte,„dessen Binnenhandel den Reisen-den in beständiges Erstaunen versetzt", so wird dies wahrscheinlich derAnfang eines wirthschaftlichen Umschwunges sein, der sich vermuthlichnicht auf die Grenzen des himmlischen Reiches beschränken würde. Werkönnte in der That die Folgen einer solchen Entwicklung inmitten einessehr geschickten, sehr arbeitsamen und sehr sparsamen Volkes ermeffen,dessen Lohnverhältnisse noch sehr bescheiden sind? Man würde alsdannein neues Schauspiel vor Augen haben und sehen, wie die chinesischeArbeit und die chinesische Kohle den größten Theil derjenigenWaaren hervorbringt, die jetzt das Abendland zuviel höheren Preisen auf den morgenländischenM a r k t w i r f t.„Bereits kann man in den Waarenlagern von Manchester und Liver-pool Seidenwaaren und prächtig gestickte Stoffe finden, die mit derHand gearbeitet sind. Ein englischer Reisender berichtet uns, daß es nichtan den Meistern(will sagen: Fabrikanten) liegt, wenn sie in ihren Werk-stätten nicht die vollkommensten Maschinen aus Bradford und Manchesteranwenden. Die Arbeiter widerfetzen sich dem hartnäckig. Die Hand-arbeit bringt ihnen nur den magersten Lohn ein, und doch sind sie hals-starrige Gegner der Maschinen.„Der Seidenhändler, welcher Herrn Thomson einst seine Fabrik aufdem Lande zeigte, erzählte ihm, er habe versucht, eine aus dem Aus-land stammende Vorrichtung bei seinen Haspelmaschinen anzubringen.Seine Arbeiter waren aber alle abgegangen und hätte er bei seinemEntschluß beharrt, so wäre sein Untergang sicher gewesen. Dieser Fa-brikant hatte zu Arbeitern den größten Theil der Männer, Frauen undKinder eines ganzen Dorfes, was in China selten, wo die Theilung derArbeit so weit gettieben wird, daß es keinen Familienvater gibt, dernicht an der Spitze einer Werkstatt steht. Aber diese Dorfbewohner warenzum Abhaspeln und Zurechtmachen der Seide nur gewisse Monate deSJahres gedungen und fast alle besaßen kleine Güter, wo sie Seide aufeigene Rechnung züchteten."Run, die Abneigung der chinesischen Arbeiter gegen die Einführungvon Maschinen ist nur zu begreiflich. Sie fühlen instinktiv, daß so schlechtihre Lage auch heute ist, die Maschine ihnen den Rest geben würde. Wiesollen auch diese armen Proletarier weiter sehen und Verständniß für dashaben, was die, Maschinen ihnen sein könnten: das Mittel zur Befrei-ung, zur Erlösung vom Joche der sklavischen Arbeit. Sie sehen nur,was ist. was, angesichts der bestehenden gesellschaftlichen Verhältnisse,unvermeidlich kommen muß, und dagegen stemmen sie sich auch mitAber ihr Widerstand wird trotzdem gebrochen werden. Die Gesetzeder ökonomischen Entwickelung sind stärker als der Wille des Menschen.Jmnler mehr nimmt China am Welthandel Theil— die europäischeBourgeoisie zwingt die Chinesen dazu. Um den Folgen des euro-päischen Konkurrenzkampfes zu entgehen, schafft sie sich in Asien Kon-kurrenten— es geht ihr überall gleich, sie produzirt ihre eigenen Tobten-gröber. Die Chinesen werden Maschinen einführen— die übergroßeBilligkeit der Handarbeit ist die Ursache, daß es bisher noch nicht ge-schehen— und sie werden Eisenbahnen bauen.Just im gegenwärtigen Moment meldet der Telegraph, daß der Bauder Etsenbahn von Tient-sien nach Peking beschlossene Sache ist. Dasist nur eine kleine Strecke, aber es ist nur der erste Schritt, der Ueber-Windung kostet.— ER hat sie überhaupt niemals an die Wanddrücken wollen— das ist die beseeligende Kunde, welche dieNationalliberalen vom„Frühschoppen" bei Bismarck mit nach Hausebrachten. ER hat den Herren G n e i st und Schläger gegenüber aufdas Energischste bestritten, dieses oft zitirte Wort gesprochen zu haben,„er habe sich weder dem Sinne, noch der Wortfassung nach so aus-gelassen."Nun, um Gläubige zu finden, kommt dieses Dementi um einige Jahrezu spät, wohl aber glauben wir es dem großen Kanzler gerne, daß esihm leid thut, diese so unübertrefflich brauchbare, so schmieg- und bieg-same Partei von seiner Meute an die Wand haben drücken zu laffen.Eine solche Regierungspartei kriegt er nicht noch einmal wieder. Dahelfen alle Galvanisirungsversuche nichts. Das Zugrunderichten warKinderspiel— mit dem Kredit der Nationalliberalen war es ohnehinvorbei— das Wiederherstellen aber wird selbst dem„Herkules des 13.Jahrhunderts" nicht gelingen.Hin ist hin, verloren ist verloren. Und so mag der große Kanzler sichdenn mit dem großen Oberst Ollendorf trösten und singen:„Ach, ich Hab' sie ja nur auf---"Den Schluß ergänze sich der Leser gefälligst selbst.— Wieder Einer abgeblitzt— nämlich ein Berliner Hüterder Ordnung, der einen Sozialdemokraten zum Verräther und Denun-zianten kapern wollte. Der nach bekannten Mustern verlaufene Fall istin der Berliner„Volkszeitung" sehr ergötzlich geschildert. Der„Geheime"(Wachtmeister Weinert, Friedenstraße 22) lief in die ihm gestellteFalle, und war nicht wenig verblüfft, als er in der Wohnung des zuKapernden(des Bilderhändlers A d o l s H o f f m a n n) sich nach been-deter Verhandlung und abgeschlossenem„Handel" plötzlich dem Abge-ordneten B l o s und einem weiteren nicht vermutheten stille» Zeugenseiner Unterhaltung gegenübersah. Mit der Bitte rnn Diskretion, dernatürlich keine Folge gegebe» wurde, verdustete er.Interessant und lehrreich ist es, wie er den, Hoffmann die Spio-nage plausibel zu machen suchte. Er sicherte ihm ein Honorar von20 Mark pro Woche, bei erhöhten Leistungen(vielleicht einAttentätchen?) erhöhte Bezahlung. Die Berichte sollte» post-lagernd unter einer bestiminten Chiffre der Polizei übermittelt werden;auch sollte Hoffmann mit einem singirten Namen über die empfangeneSumme quittiren. Es sei Alles so schön eingerichtet, versicherte derWachtmeister, daß Niemand kompromittirt werden könne, ein ein-flußreiches Mitglied der sozialdemokratischenPar-tei in Berlin leiste schon seit fünf Jahren solcheDienste und Niemand ahne etwas davon.(?!) Auchfreisinnige und s o z i a l i st i s ch e Mitglieder des Reichstages seien