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Erscheint

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in

Zürich  ( Schweiz  ).

in

Berlag

der

Boltsbuchhandlung

Hottingen Zürich.

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Gewöhnliche Briefe

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Der Sozialdemokrat

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Zentral- Organ der deutschen Sozialdemokratie.

888

Donnerstag, 7. August.

Avis an die Abonnenten und Korrespondenten des Sozialdemokrat."

Da der Sozialdemokrat sowohl in Deutschland   als auch in Defterreich verboten ist, bezw. verfolgt wird und die dortigen Behörden fich alle Mühe geben, unsere Verbindungen nach jenen Ländern möglichst zu erschweren, resp Briefe von dort an uns und unsere Zeitungs- und sonstigen Speditionen nach dort abzufangen, so ist die äußerste Vorsicht im Poftverkehr nothwendig und darf keine Borsichtsmaßregel versäumt werden, die Briefmarder über den wahren Absender und Empfänger, sowie den Inhalt der Sendungen zu täuschen, und letztere dadurch zu schützen Haupterforderniß ist hiezu einerseits, daß unsere Freunde so selten

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Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten

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und Gemaßregelten nicht!

Fondsquittungen.

München   erinnert an Mt. 70 welche in früherer Quittung irr­thümlich pr. Ufds. statt Dfds. verzeichnet wurden, was hiermit richtig gestellt wird.

Wahlverein der Schlesier Newyork: Fr. 506 nach Breslau   gesandt.

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Zur Wahltaktik.

dankend erhalten und

Als vor einigen Monaten fortschrittliche Zeitungen die Nach­verricht brachten, die sozialdemokratische Reichstagsfraktion habe mit Rücksicht auf die bevorstehenden Reichstagswahlen den Beschluß gefaßt, bei Stichwahlen zwischen einem deutschfreisinnigen und fonservativen Kandidaten sei für den ersteren einzutreten, hatten wir zu erklären, daß diese Nachricht jeder Begründung entbehre, und daß die Fraktion einen solchen Beschluß nicht ge­eitt faßt habe, ja nicht habe faffen können.

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Nun bringen verschiebene Blätter Notizen so ziemlich um­gekehrten Inhalts, nämlich als ob innerhalb unserer Partei die Absicht oder wenigstens Neigung vorhanden sei, bei den bevor­stehenden Wahlen, wo Deutschfreisinnige( Fortschrittler) mit Blant Konservativen im Kampf sind, für die letzteren einzutreten. Am

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ausführlichsten finden wir diese Notiz in ber Frankfurter Bei tung", aus der wir sie deshalb, mit den Redaktionsbemerkungen ber Frankfurter Zeitung  ", entnehmen und zum Abdruck bringen. Ein Berliner   Korrespondent schreibt genanntem Blatt unterm 30. Juli wie folgt:

" Bon allen bei den Berliner   Reichstagswahlen in Betracht tommenden Parteien sind die Sozialdemokraten bereits am lebhaftesten mit der Wahlagitation beschäftigt. Diese zu verfolgen, ist deshalb von besonderem Interesse, weil die Partei nicht nur, wie bei den letzten Reichstagswahlen, im 4. und 6. Wahlkreis Kanditaten aufstellt, die unzweifelhaft mit den Fortschrittlern in die Stichwahl kommen, sondern auch in den bier übrigen Kreisen, wo sie auf Erfolg keine Aussicht hat, kandidirt. Es ist nämlich nicht unwahrscheinlich, daß in einem ober bem anderen dieser Kreise die Sozialdemokraten eine Stichwahl herbeiführen und in dieser zwischen dem Fort­schrittler und dem Konservativen die Entscheidung in der Hand haben werden.

Es ist das sehr wahrscheinlich im 1. Wahlkreise, Ludwig Löwe gegen Ab. Wagner, und nicht gerade ausgeschlossen im 2. Wahlkreise, Virchow gegen Stöcker, möglich auch im 3. Wahlkreise. Angesichts dieser Sachlage ist beachtenswerth, daß die Besucher sozialdemokratischer Versammlungen als das über­einstimmende und auffälligste Merkmal aller derselben einen geradezu fanatischen Haß gegen die Freisinnigen konstatiren. Mit den heftigsten und zum großen Theil unbegründeten An­griffen gegen die Freifinnigen, ganz speziell gegen Richter, wird meist der größte Theil des Abends ausgefüllt. Die Regie­rung und die Konservativen kommen im Verhältniß sehr glimpflich weg, die Letzteren werden zwar mit möglichster Ver­achtung behandelt, fie werden für Luft" erklärt; vielfach aber hört man die Ansicht, daß die Sozialdemokraten für die, die fle für Luft erklären, stimmen werden, und es ist namentlich durchaus nicht unwahrscheinlich, daß Ab. Wagner gegen Ludwig Löwe   sozialdemokratische Unterstützung findet.( Wir möchten dies bis auf Weiteres bezweifeln. D. Neb. b. Frtf. Ztg.) Während das Zentrum für seine gesammte Wahltaktik die Frage: für oder gegen den Kulturkampf" zur entscheidenden macht, scheint es den Sozialdemokraten bei der Abmessung ihrer Stellung zu den anderen Parteien ganz gleichgültig zu sein, ob diese für oder gegen das Sozialistengesetz gestimmt haben. Jetzt wird es auch begreiflich, weshalb die Partei die vor einigen Monaten in den Zeitungen verbreitete Nache richt, daß sie überall für die Gegner des Sozialistengesetzes eintreten werbe, hat dementiren lassen. Sie scheint diese Taktik, die man doch wirklich für die natürlichste halten sollte, nicht befolgen zu wollen.( Auch dies erscheint uns borerst zweifelhaft. D. Red. d. Frtf. 3tg.)

Die Berliner   Wahlen werden in dieser Beziehung sehr interessant werden. In eine seltsame Lage werden übrigens die Herren Antifortschrittler, die doch zu 99 Prozent Anti­semiten sind, im 4. Wahlkreise kommen. Dort findet sicher eine Stichwahl zwischen Albert Träger   und Herrn Singer statt. Als bei der letzten Wahl Träger und Bebel in die Stichwahl tamen, haben die Antisemiten wie ein Mann für Bebel gestimmt. Herr Singer ist aber Jude, und nun haben

Abonnements

werden bei allen schweizerischen Postbureaug, sowie beim Verlag und dessen bekannten Agenten entgegengenommen, und zwar zum voraus zahlbaren Vierteljahrspreis von

Fr 2 für die Schweiz  ( Kreuzband) mt 3 für Deutschland  ( Couvert) fl. 1.70 für Desterreich( Couvert) Fr. 2 50 für alle übrigen Länder des Weltpoftvereins( Kreuzband).

Inserate

die dreigespaltene Petitzeile 25 Cts. 20 Pfg.

1884.

als möglich an den Sozialdemokrat", resp, dessen Verlag selbst adressiren, sondern fich möglichst an irgend eine unverdächtige Adresse außerhalb Deutschlands   und Oesterreichs   wenden, welche sich dann mit uns in Verbindung setzt; anderseits aber daß auch uns möglichst unverfängliche Zustellungsadressen mitgetheilt werden. In zweifelhaften Fällen empfiehlt sich behufs größerer Sicherheit Retommandirung. Soviel an uns liegt, werden wir gewiß weder Mühe noch Kosten scheuen um trotz aller entgegen stehenden Schwierigkeiten den Sozialdemokrat" unseren Abonnenten möglichst regelmäßig zu liefern

die Bedauernswerthen zwischen einem Juden und dem ver­haßten Fortschrittler zu wählen. Wirklich, eine bemitleidens merthe Situation; denn Stimmenthaltung würde mit der Wahl Träger's gleichbedeutend sein." Dies die Korrespondenz.

Wir lassen Alles nicht unmittelbar zur Sache Gehörige bei Seite und gehen sofort in den Kern der Frage, um die es sich handelt.

Daß in Berlin   unsere Parteigenossen die Wucht ihres An­griffs auf die Fortschrittspartei richten, das ist wahr, aber auch sehr natürlich. Die Fortschrittspartei ist jetzt im Besitz sämmtlicher Berliner   Wahlkreise; wir wollen sie aus ihrer Feste hinaustreiben, und da versteht es sich von selbst, daß wir der Besatzung der Feste mit aller Macht zu Leibe gehen, und unsere Geschütze nicht auf Diejenigen richten, die von ainderen Standpunkten aus und unter anderer Fahne kämpfend, ebenfalls in die Feste eindringen wollen. Nur ein Pinsel kann dies inforrett" finden.

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Daß wir mit den Antisemiten, Zünstlern und anderen Regierungsleuten nichts zu schaffen haben, ist übrigens in Berlin  vielleicht häufiger und schärfer betont worden als irgendwo anders in Deutschland  . Und als es galt, dem antisemitischen Unfug einen Damm zu setzen, da waren es unsere Leute, die an der Seite der Fortschrittspartei die Hauptarbeit thaten und die Entscheidung bewirkten. Alles zu seiner Zeit.

Reise nach Wilna   zu machen und einen Koffer an einen seiner Freunde, welcher mich an der Bahn erwarten würde, abzugeben.

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Ich ging auf seinen Vorschlag ein und trat meine Reise am 3. Februar Morgens 2 Uhr an, mußte aber schon auf der Grenzstation Wirballen bei der Durchsicht meiner Reise- Effekten die Entdeckung machen, daß der Koffer mit einem Doppelboden versehen war und russische Schriften enthielt. Ich wurde verhaftet und bin drei Tage im Gensdarmeriezimmer gewesen. Am Mittwoch wurde ich nach Petersburg   befördert und in die Festung gebracht, woselbst ich ungefähr 3 Monate in Einzelhaft blieb. Von da führte man mich in das Staatsgefängniß über. Am Tage nach der Ueberführung 8/20. Mai eröffnete man mir, daß ich nach Deutschland   gebracht würde, und gab mir ein Schriftstück zu unterzeichnen, laut welchem ich mich verpflichtete, den russischen Boden nicht mehr zu betreten, widrigenfalls man sich genöthigt sehen würde, mich wieder zu verhaften. Darauf wurde ich in Begleitung zweier Gens­darmen wieder nach Wilna   befördert und einen Tag später nach Kowno  , woselbst ich zwei Tage im Polizeigewahrsam und noch einen Tag im Gefängniß, dem sogenannten ,, Thurm", gehalten wurde. Von hier aus habe ich die Reise zu Fuß per Eskorte machen müssen, und zwar wur­den mit mir noch zwei Männer eskortirt, welche geschlossen waren, und eine Frau. Als Begleitmannschaft waren uns a cht Soldaten mit­gegeben.

So wanderten wir durch Kowno  . Es war dies ein ganz allerliebster Aufzug. Die letzten Stationen wurden wir, die Frau eine geborene Russin, welche mit mir nach Deutschland   ausgewiesen wurde, weil ihr Mann, welcher sie vor 20 Jahren verlassen, von einem Deutschen   ab= stammte! und ich, nur von einem oder zwei Bauern transportirt. Ich habe ungefähr 13 Meilen zu Fuß zurückgelegt und kann wohl sagen, daß die letzten acht Tage die schlechtesten gewesen sind, die ich in Ruß­ land   verlebt habe.

Noth habe ich allerdings während dieser Zeit nicht gelitten, indem ich mein Geld, welches noch übrig geblieben, in Kowno   zurückerhielt und

So energisch und rücksichtslos wir nun aber den Kampf basselbe gerade bis zur Grenze reichte. gegen die Fortschrittspartei führen von einem, auch nur gelegent­lichen Wahlbündniß mit den Konservativen tann nie und nirgends die Rede sein.

Mit den Konservativen haben wir nichts gemein. Sie wollen uns zwar durch den Köder der Sozialreform" für sich gewinnen, allein wir wissen, daß ihre Sozialreform" nichts ist als ein demagogischer Schwindel. Die einzige Sozial reform", mit der es dieser Gesellschaft ernst ist, heißt Peitsche und knüppel. Wir kennen unsere Pappenheimer und Bismarde!

Sowohl auf politischem wie auf sozialem Gebiete stehen wir der konservativen Partei feindlich gegenüber, was uns jedoch selbstverständlich nicht hindert, aus dem konservativen Ansturm gegen den bürgerlichen Liberalismus und Radikalismus den möglichsten Vortheil zu ziehen.

Die Konservativen ausnuten- das geht; mit ihnen Kompromisse schließen nimmermehr.

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Anders liegen die Dinge mit Bezug auf die Deutsch   frei sinnigen( Fortschrittler). Auf sozialem Gebiet stehen sie uns in Theorie und Praxis gegenüber, auf politischem Gebiet haben sie theoretisch wie praktisch Manches mit uns gemeinsam. Das Proletariat ist und bleibt ein Kind der Bourgeoisie. Die proletarische Bewegung ist und bleibt die Fort: segung der bürgerlichen Revolution. Diese Thatsache wird nicht umgestoßen durch die erbärmliche Feigheit der radikalen Bourgeoisie, die ihre demokratischen, ihr mit uns gemein­samen, Forderungen bei hundert Gelegenheiten schmählich ver­rathen hat. Daß Jemand, der einen Theil unserer eigenen Forderungen aufstellt, uns näher steht, als Jemand, der trotz heuchlerischer Freundschaftsbetheuerungen, in allen Punkten unser prinzipieller Feind ist, das bebarf keiner langen Auseinander­setzungen.

Obgleich wir an dem Kopenhagener Beschluß festhalten und der Regel nach jedes Zusammengehen mit anderen Parteien verurtheilen müssen, so können doch bei den Stichwahlen Fälle eintreten, wo ein Zusammengehen mit den radikalen bürgerlichen Elementen im Interesse der Partei ist, während auf der anderen Seite ein Zusammengehen mit den Ronservativen unter teinen Umständen zulässig W. L. sein kann.

Ein deutscher   Arbeiter in russischen

Gefängnissen.

Bor ungefähr vier Monaten durchlief die deutschen   Zeitungen die Nachricht, daß ein Schriftsetzer Berg aus Königsberg   bei bem Uebergang über die russische   Grenze in Wirballen verhaftet worden sei, weil in dem Reisekoffer, den er mit sich führte, nihilistische Schriften gefunden worden.

Dieser, irrthümlich mit Berg benannte junge Mann ist nach vier­monatlicher Untersuchungshaft in Petersburg   wieder nach Deutsch­ land   zurückgekehrt und hat an einen Freund die nachstehende Schilderung seiner Erlebnisse gesandt, welche uns, weil sie für weitere Kreise inter­essant sein dürfte, behufs Veröffentlichung zur Verfügung gestellt wurde.

Lieber Freund!

Daß ich während so langer Zeit nichts habe von mir hören lassen, hat darin seinen Grund, daß ich mich während der letzten vier Monate in Rußland   befunden habe, und zwar in Haft.

Die Sache hängt nämlich folgendermaßen zusammen:

Ich hatte in Königsberg   die Bekanntschaft eines russischen Studenten gemacht, und dieser ersuchte mich eines Tages, an seiner Stelle eine

Die 10 Ropeten, welche ich auf dem Transport als Zehrgeld erhielt, reichten nur aus, um dafür zwei Pfund Brod und einen Häring zu kaufen!

Die Tage nach meiner Verhaftung in Wirballen und während der Fahrt nach Petersburg   und zurück habe ich ebenfalls von meinem Gelde gelebt, hatte dasselbe aber nicht in Verwahrung. Im Staatsgefängniß hatte ich die Erlaubniß, Thee zu trinken und Sigarretten zu rauchen, auch hätte ich mich selbst beföftigen können, aber da mein Geldbeutel dies nicht lange ertragen hätte, so habe ich mich mit der Gefängnißkost begnügt, welche auch erträglich war, und mir nur Thee es wird drei­mal täglich heißes Wasser verabfolgt und Cigarretten bringen lassen. Lektüre habe ich sowohl in der Festung als auch im Staatsgefängniß gehabt, und zwar erhielt ich in der Festung alle zwei Tage ein Lese­buch:

Heine's Werke, Bände aus Schiller's   Werken, Geschichte Frankreichs  , Geschichte der Türkei  , Amerikanische   Verfassung, Nationalökonomie, Reise in Sibirien  , Erzählungen u. s. w.; außerdem hatte ich ein Lehrbuch der französischen, deutschen und russischen   Sprache.

Jm Staatsgefängniß durfte ich nach Belieben wechseln und waren die Bücher ähnlichen Inhalts.

Die Beköftigung in der Festung war besser als die im Staatsgefäng­niß. Das einzig Unangenehme war, daß ich am Morgen feinen Raffee oder Thee erhielt. Es gab täglich zwei Pfund Schwarzbrod von nicht zu schlechter Qualität, Mittags Gemüse mit Rindfleisch, außerdem einen Teller mit geschmortem Fleisch, Kartoffeln und einer sauren Gurke. Abends dasselbe Gemüse wie Mittags, aber ohne Fleisch. Sobald die Wärter bemerkten, daß ich zu wenig Brod hatte, brachten sie mir ohne Aufforderung noch mehr. Der Sonntag zeichnete sich vor anderen Tagen dadurch aus, daß zum Mittagessen gewöhnlich Gries und Kartoffeln, entweder eine Pastete oder ein Gebäck mit Reis, Zwiebeln, Eiern oder Butter gefüllt, geliefert wurde. Monatlich einmal erhielt ich ein Dampf­bad, alle Woche gab es reine Wäsche( Tischtuch, Taschentuch, Laken, Hosen, Hemd, Strümpfe) und reinen Kopfkissenbezug. In der Festung habe ich Gefangenenkleider tragen müssen, jedoch zum Spazierengehen im Festungshof habe ich jedesmal meine eigenen Sachen angezogen. Zu Ostern wurde mir auf einem Teller Strikel, ein mit Butter, Zucker und Korinthen zubereitetes Stück Duark und abgekochter Schinken in die Belle gebracht; am zweiten Feiertag dasselbe mit Weglaffung des Schin tens, am dritten noch ein Ei.

Täglich bin ich eine Viertelstunde im Festungshofe spazieren gegangen, während welcher Zeit meine Zelle gereinigt und, wie es schien, auch durchsucht wurde.

Wenn ich Briefe nach Hause schreiben wollte, so wurde Papier, Tinte und Feder bereitwilligst verabfolgt, jedoch hat man mir den Namen der Festung nicht gesagt, damit ich denselben als Rückadresse nicht anwenden Fönnte. Ich glaube aber, daß es die Peter- Pauls- Festung   gewesen ist. Der Direktor erbot sich, meinen Briefen ein Kouvert mit Rückadrene beizufügen, besann sich jedoch anders und ließ mich als Adresse: Des partement Polizei" angeben.

Wahrscheinlich that er dies aus Aengstlichkeit, um nicht vielleicht, wenn er Briefe für mich empfing, in ein schlechtes Licht gestellt zu werden. Jm Uebrigen kann ich nur sagen, daß der Direktor, wie auch der Arzt, welcher einige Worte Deutsch   sprach und wöchentlich den Gefangenen einen Besuch abstattete, sich höchst human benahmen. Dieselbe Aengst­ lichkeit   zeigte auch der mich verhaftende Gensdarm, indem derselbe auf mein Ersuchen, mich an den deutschen   Gesandten wenden zu dürfen, er­klärte, daß dies nicht angänglich sei, weil ich dadurch dritten Personen Winte geben könnte! Die Petersburger Polizei hatte dagegen die Unver­frorenheit, als der deutsche   Gesandte mir einen Brief übermitteln wollte und Anfrage über meinen Aufenthaltsort an dieselbe richtete, mich ein­fach zu verleugnen.

Im sogenannten ,, Thurm" in Kowno   ist das Essen miserabel. Es gibt täglich zwei Pfund Brod und einmal warmes Essen, welches in einer Wanne für sämmtliche Insassen in die Belle gebracht wird. Fleisch wird nur an drei Tagen in der Woche in geringer Quantität verabreicht, und zwar auf einen Splitter gesteckt. Zum Schlafen dienen Pritsche und Strohsack, während es in der Festung und im Staatsgefängniß Matrage, Wolldecke und Kiffen gab. Die Gefangenen dürfen jedoch Geld besitzen und sich dafür Häring, Brod u. s. w. taufen, welche Sachen von der Dekonomieverwaltung verabfolgt werden. Der Tabak ist zwar verboten, wird jedoch hineingeschmuggelt und viel geraucht, doch darf man sich nicht vom Wärter ertappen lassen.

Gearbeitet wird nicht. Die Frauen dürfen täglich, die Männer nur am Sonnabeno( d. h. beide den Tag über) spazieren gehen. Die Zellen der Männer werden Morgens auf ungefähr eine Stunde zum Austreten geöffnet und wird diese Zeit benutzt, um anderen Gefangenen Besuche

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