zurauljm®1lpani|Uli»ahr>jteut z> sich als eigne Partei, wählt ihre eignen Vertreter, nicht die der Kapr-lieg« talisten. Das allgemeine Stimmrecht ist so der Grad-iai» Messer der Reife der Arbeiterklasse. Mehr kann undf t wird es nie sein im heutigen Staat z aber das genügt auch. AniU dem Tage, wo das Thermometer des allgemeinen Stimmrechts dend s> Siedepunkt bei den Arbeitern anzeigt, wissen sie sowohl wie die Kapi-Weß talisten, woran sie sind."—,1,70„Aber das genügt auch," und darum frisch aus, ihr kämpfenden Bru-ng« der im Reich, wählt und agitirt wacker fort, auf daß am Wahltag dervo> Gradmesser dem Siedepunkt um ein Erhebliches näher rücke!— Deutsche Polizeisilhouetten. Als unser verehrter Polizei-schfl direktor Bretschneider, schreibt man uns aus Leipzig, auf derAbschiedsfeier unseres Schützenfestes sich soweit vergaß, auf den»altbewährten Ordnungssinn der Leipziger Ein-wohnerschaft" ein Hoch auszubringen, vermuthete er gewiß nicht,daß unter der Leipziger Schutzmannschast Zustände herrschen, welchelintf durchaus nicht geeignet sind, den„altbewährten Ordnungssinn der Leip-Ziger Einwohnerschaft" zu stärken. Umsomehr halten wir uns für ver-pflichtet, ein klares Bild über diese, die Elberfelder Polize»-Machinationen fast übertreffenden Vorgänge geben zu können.Von mehreren Schutzleuten der hiesigen Stadtging uns folgendes Schreiben zu:„Seit kurzer Zeit fühlen wir Schutzleute uns vom hiesigen Publikumsehr zurückgesetzt. Der Grund dieser Zurücksetzung ist der, daß es unteruns sehr viel räudige Schafe gibt. Nachdem wir nun versucht haben, mder„Leipziger Bürgerzeitung"(ein d e u t s ch- f e i g s i n-Niges Organ) unsere gerechte Sache zur öffentlichen Kenntmß zu brm-gen, dieselbe aber unsere Eingabe zurückwies, sehen wir uns genothlgt,diese in dem Blatt, welches am schärfsten gegen die Korruption zu Feldezieht, und das ist der„Sozialdemokrat", zu veröffentlichen."Aus dem nun folgenden Sündenregister der verschiedenen Ordnungs-stützen wollen wir heute Folgendes mittheilen:.....Der„Sitten" Polizist Weise steht öffentlrch mit l.eder-lichen Dirnen im Verkehr, so daß ostmals das Publikum Anlaß hatte,seinen Unwillen zu äußern. Es ersolgten daraufhin verschiedene Anklagenbeim Polizeilieutenant K n o b l o ch, aber immer vergebens; die Sachewurde unterdrückt. Der Grund war: der pp. Weise hatte eine jungeDrau und Lieutenant Knobloch besuchte dieselbe rn Abwesenheitihr Mannes.Wie dieser K n o b l o ch es versteht, seine für ihn gesonnenen Schutz-leute zu Vorgesetzten heranzuziehen, beweist in drastischer Weise nachstehender Fall:. �.Vor einigen Jahren registrirte beim hiesigen Polizeiamt ein Schutz-Mann Namens Füssel. Derselbe hatte gestohlen undwardaherwegen Diebstahls bestraft und nach verbüßterHaft entlassen worden. Nach seiner Entlassung aus dem GesangnitzMachte Füssel beim Landqericht die Anzeige, daß er bewei'en könne,daß Knob loch sich aroße Betrügereien habe zu Schulden kommenlassen. Knobloch wußte jedoch Düffel zu bewegen, seine Aussagen zuruckzu-Nehmen, und die Folge war, daß Füssel in kurzer Zeit Wachtmeisterwurde. Als er zwei Jahre später krank wurde, ging die Macht«nov-loch's soweit, es durchzusetzen, daß Füffel ununterbrochen semen vollenGehalt bekam, alsdann aber vom damaligen Polizeidirektor Richterpensionirt wurde!,, r,_,Der Polizeiwachtmeister Preuter legte sein Exanien da-mit ab. daß er statt des Dienstes polizeilich verbotene Ha-z a r d s p i e l e a r r a n g i r t e und so den wachthabenden Schutzleutendas Geld abnahm. Jeden Monat mußten die Schutzleute die Wachewechseln, und sie mußten gehörig Geld mitnehmen, um dem gewinn-süchtigen Wachtmeister, der unter den Schutzleuten als prosessio-Nirter Hazardspieler gilt, Genugthuung zu verschaffen.Und dieses schmachvolle Geschäst geschah unter V o r w i s s e nKnobloch's! Nichtsdestoweniger wurde Preuter zum Wachtmeisterbefördert!Von einigen Polizeikorporalen wiffen wir bestimmt, daß sieauf Knobloch's Anregung falschen Eid vor Gerichtl e i st e t e n, späterhin auf der Wache und in Kneipen sich damitbrüsteten, daß sie dieses Bravourstückchen so gut bestanden hätten.Der Schutzmann S t r e i n e, welcher durch verschiedene Nichtswürdig-r leiten es verstanden hatte, sich in Knobloch's Gunst zu setzen, resp.2( dessen intimster Freund zu werden, verübte eine Menge Be-trügereien, wegen deren andere Schutzleute in Bestrafung kamen.Jede Beschwerde gegenüber Knobloch blieb fruchtlos, und Streine kannNach wie vor treiben, was er will.Wir könnten noch eine Unmaffe derartiger Fälle anführen, jedoch fürheute sei es genug. Gewiß Jeder kann sich nun ein ungefähres Bildvon Knobloch's„Pflichttreue" machen und wie diese Ordnungsstütze sichals„bewährter Beamte"— wie das„Leipziger Tageblatt" schreibt—erwiesen hat."So, Genoffen, habt ihr ein Gegenstück zum„Ordnungssinn" derLeipziger Einwohnerschaft!Was aber wird Grünauge„in Gottes Namen" dazu sagen?!kt-a.— Aus Leipzig, vom 27. September, schreibt man uns: UnsereNationalliberalen sind in tausend Aengsten. Dienstag über vier Wochensoll gewählt werden und sie sind mit ihrer Kandidatur noch nicht imReinen. Der Schützen-Bürgermeister, mit dem sie einen so„guten Grifftgemacht zu haben glaubten, hat sich schließlich als ein recht schlechter Griffherausgestellt, und sogar das„Leipziger Tageblatt", welches vor Kurzemeinen langen Leitartikel zu seinen Gunsten leistete, ließ in jeder Zeiledie Furcht durchblicken. Es war aber auch eine große Albernheit, daßman aus diese Kandidatur verfiel. Warum hielten die Nationalliberalennicht an Herrn Stephany fest? Weil der Umstand, daß er von derBürgerschaft ein großes Gehalt bezieht, für das er keine Arbeit verrichtet,den Ex-Vizebürgermeister unpopulär gemacht hatte, so daß an seineWiederwahl nicht zu denken war. Der Nachfolger des Herrn Stephany,Bürgermeister Tröndlin, würde aber, wenn in den Reichstag gewählt,wesentlich in dieselbe Lage kommen, welche die Unpopularitätdes Herrn Stephany hervorgebracht hat. Er würde von der LeipzigerBürgerschaft ein großes Gehalt beziehen und mindestens vier bis fünfMonate im Jahr keine Arbeit dafür verrichten— das heißt nicht d i eArbeit, für welche er von der Bürgerschaft bezahlt wird. Nun dachtendie Herren Nationalliberalen freilich, der Schützenfest- Dusel, denHerr Tröndlin geschickt für sich ausbeutete, und während dessen sie seineKandidatur proklamirten, würde jene materiellen Erwägungen übertäuben— allein sie vergaßen, daß dem kolossalen Bierdusel des Schützensestsnach unabänderlichem Naturgesetz ein kolossaler Katzenjammer folgenmußte, und daß es für einen Dusel-Kandidaten ein sehr schlimmes Dingist, wenn er vor der Wahl in einen Katzenjammer-Kandidatenverwandelt wird. Und der Katzenjammer ist denn auch, wie schon früherangedeutet ward, elementar gewaltig eingetteten und durch das Schützen-fest- Defizit von runo 100,000 Mark, welches die Leipziger Bürger-schast zu tragen hat— also ungefähr 4 Mark jede Familie— mächtigverstärkt worden. Katzenjammer- Kandidat und Defizit-Kandidat— das sind schlechte Aussichten. Der brave BürgermeisterTröndlin hat sich mit dem Schützenfest und dem Schützenfestdusel iden-tifizirt; er und seine Freunde dürfen sich nicht wundern, daß er nunmit dem Schützenfest- Katzenjammer und dem Schützenfest-Defizitidentistzirt wird. Wer die Geschichte der französischen Revolution kennt,weiß, welche Rolle das Defizit damals gespielt, und wie verderblich der„Monsieur Deficit"(Herr Defizit— Spitzname Ludwigs des Sechs-zehnten) der Bourbonenmonarchie geworden ist. Der„Herr Defizit"wird auch dem Schützen-Bürgermeister Tröndlin verderblich werden.Die Gescheidteren unter den Nationalliberalen haben dies begriffen,sie gestehen, daß es ein Fehler war, Herrn Tröndlin als Kandidat aus-gestellt zu haben und rathen— zumal seine Aufstellung bisher nochnicht offiziell erfolgt ist,— einen anderen, Keffer geeigneten Kan-didaten zu suchen. Aber woher nehmen und nicht steblen? Die Persön-lichkeit, welche geneigt wäre, den Leipziger Ordnungsbrei zu vertreten,und bei dem Gros der Bürgerschaft geachtet und beliebt ist, hat bis zumheutigen Tag nicht gesunden werden können und wird auch nicht gefun-den werden. Unter solchen Umständen ist es wahrscheinlich, daß manwohl oder übel an der Kandidatur des unglücklichen Katzenjammer- undDefizit-Bürgermeisters festhalten wird— zum Gaudium der Sozial-demokraten.Im Landkreis steht es ebenfalls vorttefflich. Die KandidaturHeine ist innerhalb des Lagers unserer Gegner auf vielfachen Wider-stand gestoßen. Herr Heine bietet durch seine politische Vergangenheitso viele Angriffspunkte, daß sogar seine eifrigsten Freunde am Siegzweifeln. Die Fortschrittler wollen einen eigenen Kandidaten aufstellen.Kann uns recht sein. Wir sind auf die Wahlschlacht vorbereitet undhaben die beste Aussicht, ohne Stichwahl zu siegen.Aus den übrigen sächsischen Wahlkreisen lauten die Nachrichten durch-weg gleich günstig. Doch— so weit es nöthig— wird das Partei-organ dieselben direkt erhalten.An der hiesigen„Bürgerzeitung" ist ein R e d a k t i o n s w e ch s e leingetreten. An Stelle des Herrn P e r l s, der wegen allerlei Disfe-renzen sich zurückzog, wird jetzt das Blatt von einem neuen und unbe-kannten Manns Namens Krüger redigirt. Herr Redakteur Krügerläßt sich in allen öffentlichen Versammlungen sehen und hören; erspricht demokratisch und fischt Abonnenten für seine Zeitung und Rekrutenfür die Atax-Duncker'schen Gewerbevereine. Eins sohoffnungslos wie das andre. Durch seine Menschenfischerei-Versuche imInteresse der Gewerbevereine hat er sich sattsam gekennzeichnet.Der Rath der Stadt Leipzig beweiset seine„Arbeiterfreundlichkeit"dadurch, daß er den freien H ü l f s k a s s e n aus jede mögliche Weisedas Leben erschwert und die Arbeiter mit Gewalt in die Ortskranken-lassen hineintreiben will. Einen größeren Gefallen konnte der Rath derStadt Leipzig, welcher die duftende Blüthe unserer nationalliberalenBourgeoisie umfaßt, der sozialdemokratischen Partei vor den Wahlennicht thun!— Schon wieder ein königlich preußischer Anar-ch i st! In L i e st a l(Baselland) fand am 29. September Proießver-Handlung gegen die Verbreiter der bekannten Stellmacher-Plakate statt.Zwei davon, Robert Pfau und AntonBächler wurden zu dreiAlonaten Gesängniß, der dritte-Theodor Weih aus Dresdendagegen zu sechs Monaten verdonnert.Dieser Theodor Weiß nimmt unser ganz besonderes Interesse inAnspruch. Der Bursche, der sich schon bei der Verhasrung dadurch her-auszuziehen suchte, daß er angab, er sei preußischer Polizei-a g e n t, dies aber später wieder leugnete, hat es im Lause des Verhörsvollinhaltlich bestätigt und zugegeben, daß er von Berlinmonatlich 100— 120 Mark Spionengeld bekomme und dafür Berichte über die Anarchisten an eine„Frauensperson zuHandender deutschen Polizei" sandte. Und es wurde festgestellt,daß von dieser Seite her während der Haft des Bürschchens 120 Markbehufs besserer Verpflegung für ihn eingezahlt worden seien!Recht niedlich, nicht wahr? Weih hat eingestandenermaßenfast ganz allein die Verbreitung des Plakates in Liestal besorgt, er,der P o l i z e i a g e n t l hat zur„Rache für Stellmacher" aufgefordert,und wer weiß, ob er nicht im Interesse des„Geschäftes" ein kleinesRaub-Attentätchen eingefädelt hätte, wenn die fatale Verhaftung nichterfolgt wäre! So etwas bringt Geld ein und gibt den Oberen Gelegen-heit, ihre staatsretterliche Befähigung vor dem gläubigen Publikum imglänzendsten Lichte erscheinen zu lassen.Und es finden sich immer noch Dumme, die sich von solchen Polizei-agenten anführen, sich durch„radikales" Gebahren täuschen lassen! Siesehen nicht ein, daß die ganze Anarchisterei ein gefundenes Fressen istfür das Heer von Schmarotzern, das sich„politische Polizei" betitelt.Wie Aas die Geier, so lockt die Verschwörungsspielerei das Lumpen-und Abenteurergesindel an. Vor deinselben kann man sich nur dadurchschützen, daß man ihnen die Möglichkeit nimmt, ihr fchmutziges Geschäftmit Erfolg zu treiben, d. h.„lohnende Entdeckungen" zu machen. Soöffentlich wie nur möglich, das muß die Parole jeder Bewegungsein, die auf die Massen berechnet ist.Die Verantwortung für dies infame Spitzelwesen fällt also fürDeutschland aus Diejenigen zurück, welche heute Hunderttausende vonStaatsbürgern ihrer einfachsten politischen Rechte berauben, sowie aufdie gewissenlosen Abenteurer, die das Provokotionsgeschäst ihrer Eitelkeitzu Liebe freiwillig betreiben. Darum unversöhnlichen Krieg den Einenwie den Anderen!— In Nürnberg ward am 26. September der Prozeß P e u k e r tcontra Grillenberger verhandelt. Herr Peukert hatte sich bemüßigtgesehen, Grillenberger, der in der„Fränkischen Tagespost" eine Kor-respondenz veröffentlicht hatte, in der das Treiben dieses anarchistischenMundhelden gebrandmarkt wurde, dieserhalb zu verklagen— anfangswegen Verleumdung, dann blos wegen Beleidigung. Zweifelsohnerechnete Herr Peukert daraus, daß der Haß der Starnberger Bourgeoisiegegen unseren Genossen auch im Ausspruch des Gerichtshofs zum Aus-druck kommen werde, aber er hatte sich diesmal verrechnet. Der Zeugen-beweis siel so erdrückend gegen ihn aus, daß die Richter wohl oder übelGrillenberger freisprechen mußten.Natürlich werden Herr Peukert und seine Freunde jetzt die Ausfluchtgebrauchen, das Urtheil eines Bourgeoisgerichts habe für sie keinenWerth. Das wird ihnen aber ebenso wenig nützen wie das mit mathe-matischer Sicherheit vorauszusetzende Geschrei über Denunziationen ic.Denn Herr Peukert war es, der das bürgerliche Gericht angerufen,Herr Peukert war es, der die öffentliche Verhandlung provozirt hat,und wenn dieselbe für ihn weniger günstig ausgegangen als der famoseNterstallinger Prozeß, so mag er sich mit Georges Dandin sagen: D uhast es selbst gewollt.— Weit zurück in der Kultur. Daß und warum England,einst der Jdealstaat des deutschen Philisters, dessen Gunst gründlich ver-scherzt hat, wissen unsere Leser. So Wirdes sie denn auch nicht Wundernehmen, daß besagter deutscher Philister, gleich einem Liebhaber, derseiner Schönen überdrüssig geworden, einen Fehler nach dem andern anseinem früheren„Ideal" entdeckt. Die bisher schlimmste Entdeckungdieser Art ist, daß England— man denke!— nicht einmal ein„Militär-staat" ist. Da muß ja der letzte Rest von Achtung schwinden!Aber noch schlimmer! Jetzt macht ein Artikel über die englische Kriegs-flotte die Runde durch die deutiche Presse, der nachweist, daß Englandnicht einmal zur See unverwundbar ist. Und da heißt es am Schluß:„Endlich— so unglaublich es auch ist— England besitzt keineinziges Torpedoboot."In der That, unglaublich! Kein einziges Torpedoboot. Unddas will ein Kulturstaat sein? Lächerlich.— Ein Stein vom Herzen. Wir befanden uns in der ver-gangenen Woche in großer Besorgniß. Es hieß, die Konservativen im2. Berliner Wahlkreis wollten die Kandidatur Stöcker fallen lassen.Das hätte uns sehr leid gethan. Der biedere Hospsaffe hat sich sooft mit den 12,000 Stimmen gebrüstet, die er 1881 dort erhalten, undso oft damit geprahlt, seine Agitation habe die sozialistische Stimmen-zahl in jenem Kreise, wie in Berlin überhaupt, gewaltig zurückgedrängt,daß wir es wirklich bedauert hätten, wenn er der Gelegenheit beraubtworden wäre, die Solidität seiner C r s o l g e zu bewähren. Nun, un<sere Befürchtung war voreilig, die Konservativen haben ein Einsehen gehabt und halten an ihrem Hosprediger fest. Wir sind ihnen von Herzendafür dankbar, denn wir gönnen dem Apostel des„christlichen" Sozialismus seinen— Triumph.Auf Wiedersehen, Herr Stöcker, am Tage„Simons und Judä!"_ Oesterreich. Kürzlich fand in Wien ein sogenannter G e-w e r b e t a g statt, d. h. ein Kongreß von zünftlerisch gesinnten Klein-gewerbetreibenden. Von welchem Geiste diese Gesellschaft beseelt war,zeigte sie dadurch, daß sie von ihren Berathungen die Berichterstatterder Presse, abgesehen von drei Reportern ihrer Richtung, ausschloß.Unter sich machten die Herren dann um so ungenirter ihrem kleinbürger-lichen Haß gegen die moderne Entwicklung der Industrie Luft, und einerder lautesten Schreier in dieser reaktionären Gesellschaft, der es auchnicht unterließ, weidlich in Antisemitismus zu machen, war niemand ge-ringerer als Herr D u n st ä t t e r, der„radikale" Sozialist, will sagenAnarchist, der nie genug aus die bösen„Gemäßigten", diese„Spieß-bürger" vor dem heiligen Hans, zu schimpsen wußte.Ja, die bösen Gemäßigten! sie lassen sich durch nichts imponiren,weder durch zukünftlerische Phrasen noch durch zünstlerisches Gezeter.Und so hielten denn unsere Freunde vom Verein„Wahrheit" am 14.September eine öffentliche Versammlung ab, in der Genosse Bardors dieBeschlüsse des famosen Gewerbetages vom Standpunkt des klassenbewuß-ten Arbeiters kritisirte. Diese Kritik gipfelte in folgender vortrefflichenResolution:„Die Beschlüsse des dritten österreichischen Gewerbetages sind reaktiv-när, schädlich und total unwirksam; ihr Zweck, das Kleingewerbe vordem Untergange zu bewahren, wird n i e erreicht werden, höchstens wirddurch sie eine Verlangsamung jenes Auflösungsprozesses bewirkt,in dem sich das Handwerk heute befindet. Die Gewerbetreibenden führengegenwärtig den Kampf um ihre Existenz. Allein in diesem Bestreben,sich zu erhalten, gerathen sie nicht nur in Konflikt mit dem öffentlichenJntereffe, sondern auch speziell mit dem des Arbeiterstandes, denn dasGewerbe will den Kampf mit der Großindustrie auf Kosten derArbeiterschaft zu Ende führen. Für den Arbeiter jedoch ist derHandwerker so gut wie der Großindustrielle nichts Anderes als ein Aus-beuter seiner Arbeitskraft. Beide, Fabrikant und Gewerbsmann, weit-eifern in dem Bestreben, das Arbeitsvermögen des gemietheten Prole-tariers so weit als nur irgend thunlich auszunützen und den möglichstgrößten Kapitalgewinn daraus zu ziehen. Jnsoferne könnte es dem Ar-beiter vollkommen gleichgültig sein, ob ihn der große oderder kleine Industrielle ausbeutet.�„Ein Anderes ist es jedoch, wenn der Gewerbsmann verlangt, daßdie gesetzlichen Bestimmungen über die Normalarbeitszeit, über Frauen-und Kinderarbeit, sowie über die Sonntagsruhe nur für die Fabri-k e n gelten sollten, indeß das Kleingewerbe über seine Arbeiter nach Be-lieben verfügen könne. In diesem Falle muß sich der Arbeiterstandentschieden gegen die heuchlerischen, egoistischen und in-humanen Bestrebungen des Gewerbetages verwahren. Es ist eineinz höchsten Grade verwerfliche Handlungsweise, das konkurrenzunfähigeHandwerk auf Kosten der Gesundheit, der Lebenskraftund des Lebe nsglückes des Arbeiters konkurrenzfähig zumachen. Die Kleingewerbetreibenden wollen nichts Anderes, als sich eingesetzliches Monopol auf eine schrankenlose Ausnützung ihrer Arbeiterertheilen lassen. Nur ihnen soll es erlaubt sein, beliebig lang und be-liebig viel Kinder zur Arbeit zu verwenden; nur ihnen soll es erlaubtsein, dieselben in eine Sonntags nachmittags- Schule zu schicken,damit sie am Sonntag in der Werkstätte arbeiten könnten; nur ihnensoll es erlaubt sein, die Arbeitszeit für alle Arbeitnehmer ganz nach Ge-fallen auszudehnen. Wenn wirklich nur so das Kleingewerbe erhaltenwerden könnte, dann wäre es wahrlich besser, es ginge ganz zu Grunde.„Durch die proponirten Maßnahmen des Gewerbetages wird aber auchder Arbeiter in seiner Eigenschaft als Konsument schwer geschädigt. DieHindernisse, welche die Gewerbsleute in der Form von Befähigungs-Nachweisen der Fabrikanten und Händler, durch Meister- und Gesellen-stücke und durch die Beschränkung des Handels der freien Produktion inden Weg legen wollen, würden sich besonders dem Arbeiter durch dieErhöhung der Kaufpreise in empfindlicher Weise fühlbar machen.„Es liegt übrigens auch gar nicht im Klassenintereffe des Arbeiter-standes, den Bestrebungen zur Erhaltung des Mittelstandes seine Sympathien entgegenzubringen. Der Arbeiter hegt im Gegentheile, gestütztaus die Lehren der Sozialwissenschast, die Ueberzeugung, daß nur eineAusbildung der K l a f s e n g e g e n f ä tz e die Umänderung der Herr-schenken Produktionsweife und eine sür den Arbeiter günstige Wirth-fchastsepoche hervorrufen kann.(Sehr richtig! Die Redaktion.)„Aus allen diesen Gründen mißbilligt die Versammlung das reaktionäreTreiben des Gewerbetages, der wohl für ein Kasteninteresse, doch nichtfür das Volksinteresse eintritt und erklärt, es sei für die allgemeineWohlfahrt am dienlichsten, wenn die Produktion nicht durch Privilegiengehinvert sei, wenn auch das Kleingewerbe einer strengen Arbeitergesetz-gebung unterworfen wäre, wenn die handwerklichen, schädlichen Kranken-lassen verboten würden und durch freie Hülsskassen ohne Theil-nähme der Arbeitgeber ersetzt würden und endlich, wenn den Arbeiternweitreichende politische Rechte gewährt würden, damit die Gesetze fürdie Arbeiter auch durch die Arbeiter gemacht würden."Bravo!—.21 U 3 Süd-Australien. Da Polizeischurkereien und schlechterGeschäftsgang viele Genossen in Deutschland veranlaßt, das Letzte dranzu setzen und der alten Heimat den Rücken zu kehren, so ist es an derZeit, daß wenigstens Einer auch von hier etwas hören läßt, obwohl ichwünsche, es würde sich eine begabtere Feder dazu finden als die meinige.So miserabel als im Lande der Gottesfurcht und frommen Sitte ist esAlles in Allem hier noch nicht, wenngleich sich die Verhältnisse in den letztenvier Jahren bedeutend verschlechtert haben. Die Geschäfte liegen jetztalle darnieder und Bankrotte sind an der Tagesordnung. Der Haupt-grund liegt in den schlechten Ernten. Die letzte war freilich gut, aberder Preis des Weizens ist so niedrig, daß die Farmer nicht im Standesind, die Schulden der vorherigen drei schlechten Jahre zu bezahlen.Das vorhergegangene Jahr war so trocken gewesen, daß die Farmerin dem nördlichen Distrikte nicht im Stande waren, Saatweizen zuschaffen. Sammlungen wurden veranstaltet, um die nothleidenden Far-mer zu unterstützen; die Regierung erließ die Zinsen für auf Kredit ge-kaustes Land. Daß sich unter solchen Umständen die Lage der Arbeiterverschlechtert, ist natürlich; außerdem trägt die starke Einwanderung derletzten Jahre zum Sinken der Löhne bei.Unbeschäftigte Arbeiter gibt es in Adelaide, unserer hiesigen Haupt-stadt, so viele, daß die Regierung sich veranlaßt gesehen hat, allen Be-schäftigung zu versprechen, welche sür 6 Schilling per Tag bei 8 StundenArbeitszeit arbeiten wollen(Eisenbahn-, Straßenbauten ic.). In Ver-sammlungen, die hier stattgefunden, wurde jedoch bewiesen, daß Arbeitermit 6 Schilling nicht auskommen können. Vor 5 Jahren war der Lohn8—9 Schilling, jetzt bietet sie nur noch 6 Schilling, ja, einige dieserHerren behaupten sogar, 6 Schilling wäre noch zu viel. Trotzdem sind dieLöhne gefallen, die Preise der Lebensmittel aber keineswegs, in dem Maßewie die Löhne, gerade das Gegentheil. Fleisch ist z. B. im letzten Jahrum das Doppelte im Preise gestiegen; wir sind hier so weit gekommen,daß australisches Fleisch auf dem englischen Markt um Penny dasPsund billiger ist wie hier. Ganze Schiffsladungen Fleisch werden imgefrorenen Zustand von Australien nach London geschickt unddort zu 5 Pence das Psund verkauft, und hier kostet es 5'/,— 6Pence.Brod ist auch nicht im Verhältniß des billigeren Preises gefallen. Zucker,Thee ic. sind in Folge Erhöhung der indirekten Steuern gestiegen, auchdie Biersteuer soll noch erhöht werden. Der Hauszins ist eben auchhoch genug; in Adelaide beträgt der Zins für ein geräumiges Haus9—11 Schilling pro Woche. Ich kann nicht begreifen, wie die Arbeiter-samilien mit ihrem Lohn auskommen können. Der alleinstehende Ar-beiter steht sich wohl günstiger, aber Hunderte laufen herum, ohne Ar-beit zu finden. Die Roth ist, wie hiesige Zeitungen berichten, in Ade-laide so stark, daß sich Komites gebildet haben, um Lebensmittel auszu-theilen; Suppenanstalten sind auch hier errichtet worden.Die Bäckergesellen lagen hier im Streik, um eine achtstündige Arbeits-zeit durchzusetzen, derselbe hat sich aber im Sand verlaufen; es warenzu wenig Gesellen daran betheiligt, um die Meister zu zwingen.Es wird hier allgemein behauptet, die Mehrzahl der neuen Einwan-derer wäre nicht brauchbar für diese Kolonie; das ist vielfach auch derFall. Neunundneunzig von hundert Einwanderern sind Industriearbeiterund Kaufleute. Keine Kolonie Australiens ist aber in der Lage, alleGeschäftsleute zu beschästigen. Die Industrie liegt noch in den Kinder-schuhen; so bleibt dem Ankömmling keine Wahl, als beim Farmer Ar-beit zu suchen. Ist es kurz vor der Ernte, so wird sein Suchen nichtlange dauern. Arbeiter sind dann gewöhnlich knapp und der Lohn steigtbis aus 35 Schilling die Woche. Das dauert aber höchstens vier bissechs Wochen, dann kann er wieder gehen und die paar Pfund, die ererübrigt, wieder zusetzen. Ist der Arbeiter gesonnen, Farmarbeiter zubleiben, nun, so bekommt er gewöhnlich 10 Schilling, bis er gelernt,mit Pferden umzugehen. Der Durchschnittslohn bettägt I Pfd. Sterl.(20 Mk.) die Woche. Es vergehen aber sicher 3—4 Jahre, bis er sichin die hiesigen Verhältnisse eingelebt.Geselliges Leben gibt es hier wenig oder gar nicht, von früh bis spätwird gearbeitet, die Kost ist fast überall miserabel: gewöhnlich wird fürdie ganze Woche nur einmal gekocht und gebacken; die Wohnungen sindschon mehr Schweineställe. Erntemaschinen dienen den Arbeitern viel-fach als Schlafräume. Zur Ehre der deutschen Farmer muß ich sagen,daß ich bei ihnen dergleichen noch nicht wahrgenommen; mit den Löhnenhapert's aber gewöhnlich, wenn sie Neulinge bekommen können; ich Hab«darin gründliche Erfahrung gemacht.Vor einiger Zeit wurde mir ein Zeitungsausschnitt aus einer sächsischenZeitung zugeschickt, worin es hieß, die wohlhabenden deutschenAn-siedler in Adelaide hätten ein Komite gebidet, umunbemittelte deutsche Einwanderer zu unter st ützen;mir ist davon, so lange ich hier bin, nichts bekannt geworden. Für„Wilhelmsspende" ist meines Wissens noch mehrgethan worden, als für unbemittelte Einwanderer. Die Lobhudeleider hiesigen wohlhabenden Deutschen für den„ollen Lehmann" und Bis-marck ist widerlich. Schimpferei aus Sozialdemokraten ist Mode geworden.Die Süd-Australische Deutsche Zeitung hat schon Angst, daß hier derLand-Kommunismus eingeführt werde, vorläufig freilich bloß der Henry