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Bur Ergänzung der obenstehenden Notiz, deren Verfasser durch feine Stellung zur äußersten Zurückhaltung in dieser Frage gezwungen acht ist, laffen wir eine Zuschrift folgen, welche dem Berliner Volksblatt" Jugegangen ist.

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Dieselbe lautet:

Der geftrige Leitartikel Ihres Blattes über die Dampferfubvention, Fein welchem die Stellung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion zu derselben erörtert wird, muß bei den Lesern den Glauben erwecken, die tur Fraktion sei einstimmig zu diesen Beschlüssen gekommen. Da dies tur nicht der Fall ist, vielmehr in der Fraktion sich erhebliche Meinungsver­ührt schiedenheiten über diese Frage herausgestellt haben, so dürfte es sich des, empfehlen, den Lesern des Berl. Volksblattes" auch furz gedrängt die us Gründe anzuführen, welche die Minorität veranlaßten, sich der Vorlage and gegenüber ablehnend zu verhalten. enge Die Minorität geht von der Ansicht aus, daß die Dampfersubvention überwiegend der Unternehmerklasse und speziell einer leinen Anzahl von Börsenmännern und Millionären zu Gute tommen Dich werde, daß das, was für die Arbeiterklaffe an Vortheilen daraus ab­Wen fällt, äußerst gering sei, daß aber unter solchen Umständen Volksvertreter, denen vorzugsweise die Vertretung der Intereffen der Arbeiterklasse ob­liege, für die Unterstützung eines solchen Unternehmens aus den Taschen aller und vorzugsweise der Arbeiter nicht stimmen könnten.

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Es wurde ferner geltend gemacht, daß, wenn die Vortheile, die für den Handel durch regelmäßige Postdampferlinien zu erlangen seien, so große wären, wie die Anhänger der Subvention behaupten, eine Staats­unterstüßung erst recht überflüssig sei und der Handel diese Linien auf baß eigene Roften einzurichten habe. Notorisch beständen bereits nach Ostasien  und Afrika   regelmäßig gehende deutsche Dampferlinien, die, wenn sie die deutsche Unternehmerklasse durch Zuwendung von Frachten entsprechend feit unterſtüßen wollte, ausreichend prosperirten. Der Postbeförderung halber aber kostspielige Subventionen zu gewähren, sei um so weniger ange­bracht, als bereits andere Länder( Frankreich  , England, Defterreich 2c.) ausreichend Postdampferlinien unterhielten, auf berek Benugang die deutsche   Unternehmerklaffe nach wie vor mit angewiesen blieben, und wir uns Rosten ersparen könnten, die andere Länder für uns machten. Die Internationalität des Verkehrs bedinge ganz von selbst, ohne Rücksicht auf die Nationalität, die Verkehrsmittel zu benutzen, die sich am be­und quemsten böten.

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Ferner sei zu beachten, daß die Linie nach Australien   in hohem Grabe die Rolonialpolitik der Reichsregierung, welche die Fraktion bes tämpfe, unterstütze, daß der Handel mit Australien   nothwendig verstärkte Einfuhr von australischen Landesprodukten: Getreide ,, Fleisch und na mentlich Wolle zur Folge haben werde, daß eine solche Steigerung der Einfuhr agrarischer Produkte das Mißbehagen der agrarischen Kreise steigern und bei der, diesen Tendenzen günstigen Stimmung der Reichsregie rung die Wirkung haben werde, daß mit der steigenden Einfuhr eine abermalige Erhöhung der Zölle auf Getreide und Fleisch und die Einführung eines sehr erheblichen 8olles auf Wolle eintrete. Da sei es doch die verkehrte Welt, erst mit Reichsmitteln Unternehmungen zu subventioniren und dann die Wirkungen dieser Subventionirung durch eine abermalige Erhöhung der Bölle auf die nothwendigsten Lebensbedürfnisse der Bevölkerung auf­

zuheben.

Wer bei dieser Reichssubvention hauptsächlich profitire, das zeige sich deutlich daran, daß neben den großen Rhedereibefizern Meyer- Bremen und Wörmann- Hamburg die Börsenfürsten Bleichröder   und Hansemann auf der Bildfläche erschienen. Diese Herren betheiligten sich nur da, wo für sie etwas Erkleckliches abfiele. Es sei also ganz unzweifelhaft, daß der Löwenantheil der Vortheile den großen Unternehmern gial zufiele, daß aber der Löwen antheil der Kosten in Form der indirekten Steuern und Lasten auf edle Lebensbedürfnisse die Ar­beiterklasse und der kleine Mann zu tragen habe, deshalb empfehle sich für die Fraktion prinzipielle Ablehnung der Vorlage.

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Ein dahingehender Antrag wurde mit erheblicher Mehrheit in der Fraktion abgelehnt. Dieselbe Mehrheit erklärte sich dann für die Sub­pentionirung der ostasiatischen Linie, wohingegen die Subventionirung Der australischen Linie mit knapper Majorität beschlossen wurde. B."

8ur Beachtung für Staatssozialisten. Bayern   hat im Jahr 1884 an Zuckersteuer 731,711 Mart eingenommen, aber an Ausfuhr prämien 1,692,683 Mart bezahlt, so daß den in Bayern   existi­renden 2 Zuckerfabriken und 3 Zuckerraffinerien aus der Staatskasse ein Es geht doch direktes Geschenk von 960,972 Mart gemacht wurde. nichts über eine gut angebrachte Staatshülfe!

Aus 13 Leipzig  , 15. Februar, schreibt man uns: Das Rumpf­Attentat hat auch unserer Polizei einige Arbeit gemacht. Und zwar schon zu verschiedentlichen Malen. Ich will nur von einem einzigen " Fall" sprechen. Auf der Frankfurter   Polizei an sie adrefsirt tain vor 14 Tagen oder 3 Wochen ein Brief in Versen an, welcher das Attentat und den Attentäter verherrlichte. Die poetische Epistel trug den Poststempel Leipzig   und wurde natürlich von der Frank­ furter   Polizei an die Leipziger   Polizei geschickt. Und die Leipziger   Polizei unterwarf natürlich die Handschrift einer sehr sorgfältigen Prüfung. Alle Schriftstücke und Namensunterschriften von bekannten Sozialdemokraten wurden mit der Handschrift der Epistel verglichen Tage lang ohne Erfolg, bis eines schönen Morgens ein findiger Polizeier in einer Pro­tofollunterschrift eine Aehnlichkeit entdeckt zu haben glaubte. Der herbei­

Habgier: Mein unschuldsvoller Engel, ich sage noch einmal, es ist die gut, daß Du Dich nicht um Politik kümmerst. Denke nur, voriges Jahr aupt haben diese Vagabonden und Diejenigen, die mit ihnen sympathisiren, mal vierundzwanzig Vertreter in den Reichstag   gewählt. Lucie, vier­undzwanzig Männer schleudern von der Reichstagstribüne ihre drohenden sent Brandreden unter das Volk! Und leider existirt noch kein Gesetz, welches greit den Vertretern der Revolution das Sprechen auf der Reichstagstribüne Bei derbietet. Ungestört kann das Volk die aufreizenden Reden lesen und die efühl Konsequenzen daraus ziehen.

Frau Habgier: Um Gotteswillen! Du erfüllst mich in der That mit Entsegen. Sind denn diese Landstreicher so zahlreich, so mächtig, daß fie vierundzwanzig Abgeordnete in den Reichstag wählen konnten? Hat denn die Stimme dieser Menschen überhaupt eine Geltung? Bich Habgier: Jezt ist alles Vagabond, alles heimathloses Gesindel, und es hält schwer, die Schafe von den Böcken zu scheiden. Aber fasse Darm Dich, liebe Lucie, noch sind wir die Stärkeren, weil wir unter allen Darm Umständen auf unser Heer rechnen können. Die Armee gehorcht uns blindlings, fie schüßt uns vor der Begehrlichkeit dieses Gesindels. gfter

Aufseher Strengmann( fommt): Gnädige Herrschaften, ich habe mit Respekt zu melden, daß der heute Vormittag zugeführte Arbeiter - der schwer erkrankt ist, und erlaube mir zu fragen, ob man ihn per Wagen egen nach dem Krankenhaus schicken soll.

Frau Habgier: Was, der Mensch hat kaum zwei Stunden in esem unseren Diensten gestanden, und jetzt ist er schon frank? Ich soll gar mit einen Wagen hergeben, um ihn nach dem Krankenhaus bringen zu lassen. mter Sie verlangen wohl gar unsere Chaise?

Habgier: Bitte, rege Dich nicht auf, Theure.( Zum Aufseher) ringe laffen Sie den Mann ein wenig ruhen, aber dann möge er so schnell wie das möglich mein Gut verlassen.( Für sich) Kommt mich theuer genug, der Kerl! ( Aufseher entfernt sich.)

Cenfte Frau Habgier( geht erregt hin und her): Ich bin ganz außer gsam mir. Der Gensdarm muß gesehen haben, daß der Bursche krant ist. Frau Nichtsbestoweniger bringt er ihn her und verlangt sofort seinen Lohn. und Es ist empörend!

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Habgier( hat inzwischen den Brief hervorgezogen und lieft, während Lucie spricht, mit stiller Genugthuung): Möchte doch Ihr hochherzi m die ges Beginnen die zahlreiche Klasse der Enterb noch ien erkennen lassen, daß ihr Wohl nur gefördert werden kann Deffen ( laut) Es ist sicher, Lucie, ich bekomme einen Orden. Um­Bagas arme mich! alten.

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Frau Habgier: Mein lieber, lieber Alex!

( Während sie sich umarmen, fällt der Vorhang.)

gerufene ,, Sachverständige" I st ätigte, wie das Sitte der Sachver= ständigen ist, die Aehnlichkeit, und daraufhin begaben sich dann Polizei­organe nach der Wertstätte, wo der Urheber jener Unterschrift arbeitet, ließen denselben herausrufen und im Comptoir ein Diktat schreiben natürlich ohne anzugeben, zu welchem Zweck. Das Dittat wurde mit einem Schriftstück, das einer der Polizeiherren hervorzog, verglichen; es erfolgte einiges Kopfschütteln und Zischeln, wovon der ahnungslose Attentats- Sympathie- Verdächtige absolut nichts verstand; und das Ende des Kopfschüttelns und Zischelns war, daß der Verdächtige auf die Polizei und von da sofort zur Staatsanwaltschaft geführt wurde. Hier wurden allerhand Schreibproben vorgenommen abermaliges Kopf­schütteln und schließlich Entlassung. Die Polizei hatte fehlgeschlossen und fehlgeschossen. Der poetische Attentäter und Attentäter an der Poeste ist also noch nicht entdeckt. Und nun etwas Anderes, welches auch mit Poesie und Politik zu thun hat.

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Ich ging heute an unserem a Iten heater vorüber und sah zu­fällig nach dem Theaterzettel: Wilhelm Tell  ! Ich hatte die legten Tage in den Zeitungen so viel über politischen Mord, Tyrannenmord, Attentate u. s. w. gelesen, daß ich Lift befam, mir einen politischen Mord anzusehen, zwar nicht in natura, aber doch auf den Brettern, die die Welt bedeuten".

Gedacht, gethan!

Da sah ich denn, wie ein Beamter, der im Namen des Kaisers" Will­fürakte verübte, von einem Mann aus dem Volke niedergeschossen wurde wie ein toller Hund von Rechts wegen und unter dem Beifall des gesammten Publikums, das u. A. verschiedene mir bekannte Richter und Staatsanwälte enthielt. Ich legte mir die Frage vor, wie Geßler unge­fähr aussehen würde, wenn er heute lebte, ob, wenn er z. B. in Frank­ furt   a/ M. zum Polizeirath ernannt worden wäre, er nicht mit einem ge= wissen Rumpf eine frappante Aehnlich it haben würde.

Und als dann die Ermordung de Kaisers Albrecht in das Stück hineinspielte und der gefeierte Mörder pes Polizeiraths, ich wollte sagen des Landvogts, sich entsegt von dem Königsmörder abwendet, der als Gegenstand der Verachtung hingestellt wird, da drängte sich mir unwill­kürlich der Gedante auf, daß Schiller  , der große Nationaldichter, uns in den Personen Tell's und Parricida's den Unterschied zwischen gemeinen und politischen Verbrechen hat vor Augen führen wollen. Ob es nicht, wie weiland Börne gemeint, eine jpiesbürgerliche An­wandlung war, die Schiller zur Verurtheilung des Parricida bestimmte, das bleibe hier unerörtert.

Genug: in einem seiner volksthümlichsten, bewundertsten, ob seiner Sittlichkeit höchst gefeierten Stücke hat unser, ob seiner hohen Sittlichkeit einstimmig in allen Tonarten gepriesene Nationaldichter zwei Morde geschildert: einen sittlichen und einen unsittlichen, einen po= litischen und einen gemeinen; und damit den Beweis geliefert, daß er nicht auf dem Standpunkte des heutigen Reichsregierung steht, die in dem berüchtigten Auslieferungsvertrag die politischen Verbrechen mit der gemeinen in einen Topf geworfen hat. Ein russischer Wilhelm Tell   müßte nach diesem Vertrage ausgeliefert werden und würde der Knute und dem Strick des Henters verfallen.

Den Staatsanwalt aber, der vorhin mit sittlicher Befriedigung den Landvogt Geßler erschießen sah, möchte ich fragen, welchen Strafantrag er gegen Tell stellen würde, wenn dieser einen modernen Geßler erschossen hätte.

Die Kreishauptmanschaft Leipzig   und die Dress dener Polizei haben sich das Verdienst erworben, unser amerika­nisches Parteiorgan, den, Sozialis", durch ein Verbot zu em­pfehlen. Recht so!

Wir können bei dieser Gelegenheit mittheilen, daß der Sozialist" bereits eine Auflage von 4,000 hat. Unsern besten Glückwunsch.

s. Die Demonstration der Pariser Studenten beim Begräbniß von Vallès hat wieder se recht deutlich gezeigt, daß der studirenden Jugend jener Joealismus, der sie einst auszeichnete, nicht mehr innewohnt. In Deutschland   hatta wir längst Gelegenheit, uns hiervon zu überzeugen. Unsere studirende Jugend, die nach den sogenann­ten Befreiungs- oder gar Freiheitskriegen" an der Spize der freiheit. lichen Bewegung fand und noch bis zunt Jaye 1848 in offenes Herz für die Regungen und Strebungen des Voltes hatte, ist seitdem mehr und mehr zu dem berechnenden Klassenbewußtsein der Bourgeoisie ge­langt, welcher sie angehört. Der heutige Student ist servil, chauvinistisch und roh gleich der modernen Bourgeoisie.

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Es gibt selbstverständlich zahlreiche Ausnahmen, dieselben ändern jedoch nichts an der Regel.

In Frankreich   ist es ganz ebenso. Der Pariser   Student war noch bis zu den Zeiten des Napoleonischen Bas- Empire von einem demokratisch­revolutionären Heiligenschein umflossen. Die Julirevolution hatte ihn zu einem legendären Boltshelden gemacht. In der unzufriedenen Bourgeoisie glühte damals das Feuer der alten Revolution auf, und in der studirenden Jugend kam es zum Ausbruch, als der Kampf gegen die legitime, kontrerevolutionäre und antinationale Bourbonenmonarchie entbrannte. Studenten und Polytechniker marschirten an der Spize des arbeitenden Voles, halfen die Straßenschlacht leiten.

In der Februarrevolution spielten die Studenten keine fo hervorragende Rolle allein immerhin kämpften sie mit und rechtfer= tigten den guten Ruf ihrer Vorgänger aus den heißen Julitagen des Jahres 1830.

Und auch noch unter dem Schandregiment Napoleon's des Kleinen waren die Pariser Studenten in den vordersten Reihen, und der ,, Löwe des Duarter Latin"( des Pariser Studentenquartiers) brüllte nicht blos recht kräftig, sondern bewies auch mehr als einmal, daß er noch beißen fonnte und Kraft in den Tagen hatte. Aus der studirenden Jugend von damals find manche der bravsten Kommunekämpfer hervorgegangen.

Von da an beginnt aber ein Umschwung. Die, blutige Maiwoche" schuf eine unübersteigliche Kluft zwischen Proletariat und Bourgeoisie. Durch die Leidenschaft wurde der Klasseninstinkt geschärft, das Klassen­bewußtsein zu hellen Flammen entfacht: die studirenden Söhne der Bourgeoisie fingen an, sich als Bourgeois zu fühlen. Der Jdealismus wurde als unpraktischer Ballast bei Seite geworfen, und der französische  Student ist nach und nach vollständig auf das Niveau des deutschen  herabgesunken: er bereitet sich auf einen bürgerlichen Beruf vor, will Karriere machen, haßt das Proletariat, lacht über Humanismus und Internationalität und ist dem wüstesten Chauvinismus verfallen.

Welcher lehrreiche Kontrast: französische Arbeiter, verbrüdert mit deutschen   Arbeitern, ziehen durch Paris  , um einem der tüchtigsten Kom munekämpfer das letzte Geleit zu geben; und Pariser Studenten beschimpfen auf das Pöbelhafteste die deutschen   Arbeiter, unter wüstem Revanche Gebrüll!

Daß sie für dieses gemeine Benehmen nach Verdienst gezüchtigt wur­den, freut uns sehr; von ernstem Interesse für uns ist aber nur die symptomatische Bedeutung des Vorganges.

Auch in Frankreich   steht die einst so revolutionäre Studentenschaft auf Seiten der Reaktion ganz wie in Deutschland  .

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Dieser scheinbare Rückschritt ist in Wirklichkeit ein Fortschritt, denn er wird durch die höhere politische Entwicklung bedingt. Die Zeiten sind in den Kulturländern vorbei, wo die verschiedensten Bestrebungen in einen gemeinsamen Oppositionsbrei zusammengemengt waren: die verschiedenen Elemente haben sich von einander geschieden, die Klassen­und Interessengegensäge sind scharf zu Tage getreten, und die Klassen­und Interessengegensäge bestimmen die Parteistellung. Das ist logisch, und das ist gut.

Auch in Rußland   wird, mit der fortschreitenden ökonomischen Ent­wicklung, sich allmälig ein ähnlicher Umschwung vollziehen, und so fest wir von der Gesinnungstreue der russischen Studenten überzeugt sind, und so aufrichtig wir diese heroischen Vorfämpfer ihres gefnebelten, in Unwissenheit und Knechtschaft gehaltenen Volkes bewundern, so können wir doch anderseits uns der Logik der Thatsachen nicht verschließen. Und diese lehrt uns: sobald es in Rußland   Klassen und Klassengegensäge im modernen Sinne des Wortes geben wird, muß das Klassenbewußtsein mit Nothwendigkeit auch die Scheidung der Klassen dergestalt zur Folge haben, daß die Parteibildung und Parteistellung durch die Klasseninter­effen und das Klassenbewußtsein bestimmt wird.

Zum Schluß noch Eins:

In deutschen   Zeitungen sucht man den Pariser   Vorgang zu chauvi­nistischen Zwecken zu verwerthen. Seht," so sagt man uns, pharisäer= haft auf die Brust klopfend, seht, was das für böse Menschen sind,

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diese Franzosen, wie sie uns haffen! Und wie wir auf der Hut sein müffen!"

Und der Nefrain ist allemal: Wir Deutsche sind doch bessere Men­schen! Bei uns wäre so etwas nicht möglich gewesen!" Wirklich? Ihr scherzt, brave Herren!

In Paris   waren es Deutsche  , die von französischen  Studenten insultirt wurden.

In Berlin   ist es die letzten Jahre hindurch hundertmal vorgekom­men, daß Deutsche von Deutschen   ihrer Abstammung, Religion und politischen Gesinnung wegen ebenso pöbelhaft insultirt worden sind, wie in Paris   die deutschen   Sozialisten von französischen  Studenten.

Und bei diesen Berliner   Pöbelhaftigkeiten haben deutsche  Studenten, antisemitischer Ronfession, eine hervorragende Rolle gespielt.

Also hübsch bescheiden, ihr deutschen   Chauvinisten! Und gedenkt des Sprichworts:

Wer in einem Glashause wohnt, darf nicht mit Steinen werfen.

Frankreich  . Von unsern in Paris   lebenden Genossen geht uns eine eingehende Darstellung der Vorgänge bei der Beerdigung Jules Valles  ' zu, welcher wir Raummangels halber leider nicht mehr veröffent­lichen können, aus der aber hervorgeht, daß erstens die Herren Stu­denten sich von vornherein dem Leichenzug feindlich gegenüber­stellten, den Trauerwagen mit Aepfeln, Drangen, Kartoffeln 2c. bewarfen und erst dann, als sie des Kranzes unserer Genossen ansichtig wurden, diesen zum Objekt ihrer Attaken machten, und daß zweitens die franzö sischen Arbeiter energisch für ihre deutschen   Brüder eintraten. Selbst die Versuche der Studenten, die Boltsmasse gegen unsere Genossen da­durch aufzustacheln, daß sie behaupteten, dieselben hätten vive la Prusse! gerufen, schlugen fehl.

Man beurtheile danach die Wahrheitsliebe gewiffer Korrespondenten deutscher   Blätter. Diese Herren scheinen im höheren Auftrage" zu hezzen. Mit dieser Vermuthung stimmt auch eine Notiz des Reichsboten" überein, daß eine Anzahl unserer Genossen aus Paris   ausgewiesen wer­den solle, und die französische   Regierung die betref fende Liste der deutschen   Botschaft bereits vorge= legt habe. Wenn hier nicht der Wunsch der Vater des Gedankens ist, so hätten wir einen neuen eklatanten Beitrag dafür, wie gut die Regierungen es verstehen, den Nationalitätenhaß zu fruftifi= ziren. Die patriotische That" der Pariser Studenten gewinnt auf diese Art einen ganz besonderen Anstrich.

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Korrespondenzen.

Vegesac. Jm 18. Hannover'schen Wahlkreis erhielten wir bei der diesmaligen Reichstagswahl 660 Stimmen, während wir 1878 nur 415 Stimmen erhalten hatten( 1881 hatten wir gar keinen Kandidaten aufgestellt). Ein noch weit besseres Resultat hätten wir er zielt, wenn in Stade   und Umgegend agitirt worden wäre. Aber in ganz Stade   erhielten wir nur eine Stimme.

In unserer Umgegend haben wir nach Kräften gearbeitet und uns teine Mühe verdrießen lassen, ein möglichst gutes Resultat zu erzielen. Unser Kandidat Molkenbuhr sprach in Lesum  , Dderholz, Scharenbeck, Harze, Ritterhude   und Aumund. In letzterem Orte gab's auch eine Versammlungsauflösung. Der Herr Bürgermeister von Aumund, Kühl­mann, hatte nämlich noch nie die Ehre gehabt, eine Versammlung zu überwachen, er fühlte sich daher auch so majestätisch gehoben, daß er gleich von vornherein verkündigte, er sei von der Behörde beauf= tragt, die Versammlung zu überwachen und nöthigenfalls aufzus lösen! Und richtig, nachdem Genosse Moltenbuhr ungefähr eine Stunde gesprochen, erhob sich Kühlmann im Gefühl seines hohen Auf­trags und sprach: ,, Mein Herr, ich kann nicht gestatten, daß Sie in der Weise weiter sprechen, sonst muß ich die Versammlung auflösen." Gesagt, gethan, als Moltenbuhr weiter zu sprechen versuchte, erklärte Herr Kühl­mann die Versammlung für aufgelöst. Ruhig verließen die Zuhörer ben Gadt, wie aber bie Auflösung gewirkt, hat sich am Wahltage ge­zeigt. Da erhielten in Aumund: Cornelsen 52 Stimmen, Bossart 21 Stimmen und Wolkenbuhr 76 Stimmen!

Uebrigens haben wir Beschwerde erhoben, und in den folgenden Ver­sammlungen fand sich daher der Amtshauptmann in eigener Person ein. Mit der Bemerkung, daß wir auch nach den Wahlen nicht auf der faulen Haut liegen, wollen wir den heutigen Bericht schließen.

Donnerwetter.

Staßfurt  , im Januar. Es wird hohe Zeit, daß auch wir einmal etwas von uns hören lassen. Zur Zeit wird das Parteiorgan sehr wenig hier gelesen. Es wäre freilich Mancher, der gerne abonnirte, leider aber lafsen das die heutigen Lohnverhältnisse nicht zu. Der Durchschnitts­verdienst beträgt bei uns Mt. 2 50, unser Miethzins beträgt jährlich 40 bis 46 Thlr., und obendrein hat ein großer Theil von uns gar keine Arbeit, da zur Zeit die hiesige Kaliindustrie darniederliegt, und an ein Emporkommen wohl kaum zu denken ist.

Bei der Reichstagswahl haben wir hier gute Fortschritte gemacht. Während wir 1881 145 Stimmen hatten, hatten wir diesmal 452 Stimmen.

Um Ihnen einen drastischen Beweis von der Herrlichkeit des Prole= tarier- Looses zu geben, will ich Ihnen meine Erlebnisse aus letzter Zeit mittheilen. Ich war in der chemischen Fabrit Neu- Staßfurt beschäftigt, wurde daselbst wegen Mangel an Arbeit entlassen. Nach mehreren Wo­chen Arbeitslosigkeit kam ich zum Bohrunternehmer Bratig, wo ich einige Monate beschäftigt wurde; leider wurde ich auch hier wieder wegen Mangel an Arbeit entlassen! Darauf ging ich nach Schacht Leopoldshall  , wurde daselbst als Fördermann beschäftigt; aber auch hier sollte das Vergnügen nicht lange dauern, nach kurzer Zeit wurde ich abermals wegen Arbeitsmangel entlassen! So werden wir Arbeiter immerfort hin und her geworfen, und wie üppig es uns geht, wenn wir so glücklich find, Arbeit zu finden, ersehen Sie aus beifolgender Aufstellung, wonach ein Arbeiter bei 24 verfahrenen Schichten einen Durchschnittsverdienst von 2 Mark 43% Pfg. pro Schicht hat in einem Monat noch nicht 60 Mart. O üppiges Loos, o arbeiterfreundliche Gesellschaft!

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Peter.

Hanau  . Es wird für die Parteigenossen von Interesse sein, einen kleinen Bericht über unsere letzte Wahlkampagne zu vernehmen, insbe sondere da wir, die bei der vorigen Wahl so glücklich waren, einen Sozialdemokraten nach Berlin   senden zu können, diesmal das Dreinsehen hatten.

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Alle anderen Parteien sind gegenüber der Ar­beiterklasse eine einzige reaktionäre Masse", sagte einstens Lassalle. Wenn sich irgendwo dieser Ausspruch bewahrheitet hat, so war es hier der Fall. Alte bürgerliche Demokraten, Fortschritt ler, Freisinnige, Nationalliberale, ultramontane Pfaffen und konservative Bauern sie waren Ein Herz und Eine Seele gegenüber der Arbeiter­partei. Die Gegner kämpften mit allen Mitteln, mit ehrlichen und auch mit un ehrlichen. Verleumdung und Verdrehung unserer Prin zipien, schwindelhafte Versprechungen gegenüber den Wählern, verbunden mit einer noch nie dagewesenen Heulmaierei um Gott, König und Vaterland, das waren so die Mittel, deren man sich bediente, um die bösen, vaterlandslosen Sozialdemokraten aus dem Felde zu schlagen. Die heilige Hermandad, an der Spitze der Herr Landrath Freiherr von Broich, that natürlich auch ihr Möglichstes, um der konservativen Partei resp. dem konservativen Bauer Hellwig zum Siege zu verhelfen. Mos nate vorher schon arbeitete man mit einer wahren Brutalität für den Sieg der Konservativen. Da gab es Haussuchungen nach verbotenen Schriften, Einterferung von Parteigenossen, verschiedene Anklagen wegen - nichts, die uns aber alle viel Geld kosteten, Einschüchterung der Wirthe seitens der Polizei u. s. w. Dem Fachverein der Schreiner, sowie dem der Schneider, ebenso dem der Metallarbeiter wurden durch polizeiliche Beeinflussung die Lokale gekündigt. Ein Wirth, der dem wohlgemeinten Nath des Spizelchefs Bührmann nicht nachkam, bes tam Feierabendstunde um 9 Uhr! Wochen lang mußte dieser Wirth Abends um 9 Uhr sein Lokal schließen; erst nachdem der Fachverein der Schreiner längst hinausgeworfen, nachdem der Wirth dem Willen unsers Paschas voll und ganz Rechnung getragen, hob man die Feierabendstunde wieder auf. Der Wirth aber mußte versprechen, nie mehr Leute dieser

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