Genug am 24. Februar dieses Jahres kam der Skandal im preu- ßischen Landtag zur Sprache. Wir haben nicht nöthig, zu lagen, daß spießbürgerliche Moralbedenken uns ferne liegen. Wir sind überzeugt, daß das Vergehen Schwenninger'S in mangelhafter Erziehung und in dem ungesunden Zustand der Ge- schlechtsverhältniffe in der heutigen Gesellschaft seine Erklärung findet. Und es fällt uns des Weiteren nicht ein, zu verlangen, daß ein Mann, welcher einmal sich gegen Sitte und Sittlichkeit gröblich vergangen, darum für immer aus der bürgerlichen Gesellschaft ausgestoßen und vor der Oeffentlichkeit gebrandmarkt sei. Das sei ferne von uns. Allein hier handelt es sich um den eigenen Sittlichkeitsmaßstab der bürgerlichen Gesellschaft um den Maßstab, welchen sie als untrüglich hingestellt hat, und nach dem sie alle Handlungen zu messen behauptet. Nach der Moral der bürgerlichen Gesellschaft ist die Handlung, welche zur Verurtheilnng Schwenninger's geführt hat, eine durch und durch unsittliche, und im höchsten Grade geeignet, Anstoß zu erregen. Wohlan, der Mann, der diese Handlung verübt hat, ist zu einem öffentlichen Ehrenamt erhoben, zum LehrerderJugend gemacht worden. Hier liegt der Schwerpunkt. Oeffentliches Ehrenamt und Lehrer der Jugend! Der Mann ist also ausgezeichnet und belohnt worden. Freilich nicht wegen des Kirchhof-Abenteuers, sondern wegen der Ver- dienste, die er sich um die Gesundheit des deutschen   Reichskanzlers er- worden haben soll. Jndeß, damit wird der Skandal nicht vermindert, nein, im Gegentheil nur noch vermehrt. Denn zu dem Verbrechen gegen die öffentliche Sittlichkeit, das durch die Ernen  - nung Schwenninger's verübt worden ist, kommt noch ein A k t des niederträchtigstenNepotismui*) einer-, und des eb ens o niederträchtigen Byzantinismu s**) anderseits hinzu. Der oberste Beamte des deutschen Reiches befiehlt seinem Kultus- und Unterrichtsminister, der öffentlichen Moral in's Gesicht zu schlagen, und der Herr Kultus- und Unterrichtsminister thut es. Daß er es mit Widerstreben thut, läßt ihn nur als einen um so größeren Jämmerling erscheinen. Im Landtag fehlte es natürlich nicht an etwelchen Ausbrüchen sittlicher Entrüstung. Auch die Vertheidiger der unsauberen Geschichte hielten sich dabei die Nase zu. Der Posten ist aber bewilligt und die Anstellung des Schwenninger von der Volksvertretung sanktionirt. Wir können uns nur freuen. Am 24. Februar des Jahres 1885 hat sich im preußischen Landtag die bürgerliche Moral bankerott erklärt; auf Befehl Bismarck's muß das, was bisher für die gemeinste Unsittlichkeit galt und worauf sogar kriminelle Bestrafung steht, mit öffentlichen Ehrenämtern belohnt werden. Und wenn man uns von jetzt an je wieder mit bürgerlichen Moral- predigten langweilen will, so werden wir künftig nichts weiter antworten als: Schweninnger!-ml. "j Protektionssystem. ♦♦) Kriecherei vor Großen. Sozialpolitische Rundschau. Zürich  , 4. März 1885. Die amtliche Statistik der letzten Reichstags- wähl ist endlich erschienen. Abgegeben wurden im Ganzen 5,662,957 Stimmen von 9,332,792 Wahlberechtigten also eine Wahlbetheiligung von«0,6 Prozent/ Mit anderen Worten: von je 1000 Wahlberechtigten haben 606 gewählt. Bei den früheren Wahlen hatte der Prozentsatz betragen: 1871: 51,0; 1874: 61,3; 18?7: 60,6; 1873; 63,4; 1881: »6,3. Man sieht, die Wahlbetheiligung war diesmal der von 1877 gleich, und steht nur derjenigen von 1878 nach, wo das Attentatsfieber gewisse, sonst träg schlummende Bevölkerungsschichteu aufgerüttelt hatte. Wenn wir die Wahlbetheiligung in Deutschland   mit der in Frankreich  vergleichen, so finden wir diese bedeutend höher: sie überstieg bei den beiden letzten Wahlen 30 Prozent(1877: 81 Prozent). Es erklärt sich dies aus der größeren politischen Regsamkeit der Franzosen  , und zum wesentlichen Theil auch daraus, daß der Staatsbürger in Frankreich  vier Jahre früher das Wahlrecht erlangt als in Deutschland  . Die jüngsten Jahrgänge sind aber entschieden die politisch regsamsten, während von einem gewissen Alter an das politische Interesse im Verhältniß der zunehmenden Jahre abnimmt. In die am 28. Oktober v. I. abgegebenen Stimmen theilen sich die Parteien in folgendem Prozentsatz: Zentrum: 22,6 Deutschfreisinnige: 1 7,6 Nationalliberale: 17,6 Konservative: 15,2 Sozialdemokraten: 9,7 Reichsparkei sFreikonservative): 6,9 Der Rest verkrümmelt sich unter Elsaß  -Lothringern, Polen  , Volks- parteilern undWilden". Das Zentrum, welches auch jetzt relativ die meisten Stimmen er- halten hat, marschirt an der Spitze aller parlamentarischen Parteien mit 1,282,000 Stimmen. Im Jahre 1874 hatte es 1,438,000, 1877: 1,344,000, 1378: 1,316,000 und 1381: 1,117,000 Stimmen. Hat es Feuilleton. Per Hehetzte. Dramatisches Gemälde aus der Jetztzeit. In drei Abtheilungen und einem Vorspiel. Von E. Gr. (Fortsetzung.) II. Theil. (Ein kahler Schlafraum; an den Wänden entlang einige Strohlager mit Pferdedecken darauf. Ein Tisch nebst einigen Schemeln. Auf einem der Strohlager ruht Stürmer. Die sieben Karrenschieber umstehen ihn entblößten HaupteS.) Stürmer(fieberhaft erregt): Ich kenne Euch nicht, Ihr Hage- ren, blaffen Gestalten mit den traurigen Augen, auS welchen deutlich das tief empfundene Elend spricht. Aber ich weiß, daß Ihr meine Freunde, meine Leidensgenoffen seid. Kommt her und reicht mir Eure Hände!(Zum Ersten, indem er seine Hand drückt:) Was schaust Du mich an, so wirr, so müde! Freund, waS quält Dich? Erster Karrenschieber: Die Erinnerung an meine vor Hun- ger und Elend sterbende Familie! Stürmer: Ach, Freund, ich verstehe Dich! Wie steht heute mein Auge so klar, so weit! Auch Dich rafften die Elenden von der Straße weg und schleppten Dich hierher, indem sie mit Gefängniß drohten. Und Deine hungernde Familie mit den armen schuldlosen Kleinen wartet vergebens auf Hilfe, aus Nachricht von Dir. Armer Proletarier, Dein Loos ist schrecklich! (Der Erste wendet sich ab und verdeckt mit der Hand die Augen.) Stürmer(dem Zweiten die Hand reichend): Dein Auge blickt kampfesmuthig in die Zukunst, Du trägst Dein Haupt so stolz. Kamst Du aus eigenem Trieb, den Karren schieben? Zweiter Karrenschieber: Mit Nichten, kranker Freund! Bin von Profession ein Goldschmied und habe schon manches schmucke Kettlein und Halsgeschmeide aus purem Golde verfertigt, doch leider blieb an meiner Hand nichts kleben. Mit leerer Tasche zog ich meine Straße. Da veranlaßte mich ein unausgesetztes Knurren in meinem Magen, in einem Hause um eine kleine Gabe anzusprechen. Kaum hatte ich wenige Schritte gemacht, da erfaßte mich auch schon der Gendarm: Gefängniß oder auf dem Gute arbeiten! tönte es in meinen Ohren. Wie jeder anständige Mensch, habe ich gleichfalls Scheu, mit dem Gefängniß bekannt zu wer- den, und so entschied ich mich kurzer Hand für das Letztere. Stürmer: Bald ziehst Du Deine Straße weiter und findest viel- auch gegen die vorherige Wahl einen Fortschritt zu verzeichnen, so ist doch die Ziffer der früheren Wahlen nicht erreicht worden ein Um- stand, aus welchem freilich nicht auf einenRückgang des Zentrums" geschloffen werden darf. Solange der Büttel denKulturkampf" führt, wird die Macht des Zentrums nicht gebrochen werden. Einen starken Rückgang hat die deutschfreisinnige Partei erlitten. Die 1,096,000 Stimmen, welche die Fortschrittler und Sezessio- nisten 1881 zusammen erzielten, sind auf 997,000 Stimmen zusammen- geschrumpft, was eine Einbuße von 10 Prozent bedeutet. Einen scheinbaren Aufschwung weisen die Ziffern der National- liberalen nach: 997,000 Stimmen anstatt«14,000 im Jahr 1381. Im Jahr 1877 hatte die Partei 1'/, Millionen Stimmen auf sich ver- einigt. Der Abstand von dieser Ziffer ist, wie man sieht, noch ein sehr beträchtlicher. Jndeß gegen 1881 bekunden die 997,000 Stimmen der letzten Wahl immerhin einen Zuwachs. Derselbe ist jedoch nur scheinbar, weil er einzig und allein auf Rechnung der gouvernementalen Unter st ützung kommt und eigentlich den Konservativen gutgeschrieben werden müßte. Die beiden konservativen Frakttonen(Deutschkonservative und Reichspartei) haben zusammen 1,248,000 Stimmen(die Deutschkonser- vativen 861,000, die Reichspartei«87,000), im Ganzen 55,000 mehr als 1331, wo die ersteren 812,0000 Stimmen hatten und die Reichs- partei 381,000. Im Jahr 1881 hatten die beiden konservativen Parteien zusammen 1,532,000 Stimmen gehabt. Man sieht, trotz der äußersten Anstrengungen ist es im vergangenen Herbst nicht gelungen, die den Herren Reaktionären so nützliche Attentats st immung wieder herzustellen. Die Sozialdemokraten haben ihren höchsten vorherigen Stand, den des Jahres 1877 mit 493,447 Stimmen, um mehr als 56,000 Stimmen überholt: sie hatten am 28. Oktober denn nur von der Hauptwahl gelten alle diese Ziffern 649,990 Stimmen. Ein Blick auf die Stimmenzahlen der verschiedenen Parteien ergibt, daß die sozialdemokratische Partei die einzige ist, welche ihren früheren höch st en Stand überschritten hat und folglich einen wirklichen Fortschritt, absolut und relativ, zu verzeichnen hat. Besser als die nackten Ziffern der amtlichen Wahlstatistik kann das alberne Geschwätz, der Stimmenzuwachs der Sozialdemokratie bei der letzten Wahl sei eigentlich nur ein scheinbarer, nicht wider- legt werden. Und dann bedenke man noch die Schwierigkeiten, mit denen die sozial- demokratische Agitation zu kämpfen hatte: unter der Herrschast eines Ausnahmegesetzes, das die Sozialdemokratie ihrer Presse und in den meisten Theilen Deutschlands   auch des Vereins- und Versammlungs­rechtes beraubt hat und Jeden, der sich in die Oeffentlichkeit wagt, mit Verfolgungen und Ruin bedroht. Die Ungerechtigkeit unseres heutigen Wahlgesetzes tritt zu Tag, wenn man die Zahl der gewählten Abgeordneten jeder Partei mit der Zahl der für sie abgegebenen Stimmen vergleicht. Im Ganzen fielen bei der letzten Wahl durchschnittlich 14,264 Stim- men auf je einen Abgeordneten. Die Abgeordneten der Konservativen haben durchschnittlich je 11,000, die der Reichspartei und des Zentrums je 13,000, der Deutschfreisinnigen je 15,000, der Nationalliberalen je 19,000, der Sozialdemokraten je 2«, 000 in runder Summe! Nach Maßgabe des Durchschnittsverhältnisses für das gesammte Reich müßten die Sozialdemokraten 38 Abgeordnete haben 14 mehr, als sie thatsächlich besitzen. Es ist dies eine Anomalie, welche blos durch eine vernünftige Proportionalvertretung beseitigt werden kann. Wie das in der Natur der Sache liegt, sind die verschiedenen Par- teien nicht gleichmäßig über das Land vertheilt. Sie sind da am stärksten, wo die Bodenbedingungen, um uns des Ausdruckes zu bedienen, ihnen am günstigsten sind. Was insbesondere die Sozialdemokratie betrifft, so hatte sie bei der letzten Wahl in Preußen 7,5 Prozent, in Sachsen   35,3, in Hessen   15,9, in Baden 5,3, in Bayern   5,5, in Württemberg   3,8, in Mecklenburg-Schwerin   0,4 Prozent sämmtlicher abgegebenen Stimmen; den höchsten Prozentsatz hatten wir in Reuß jüngere Linie mit 43,3, Hamburg   mit 51,7 und Reuß ältere Linie   mit 56,6 Prozent. Im Elsaß  fielen uns nur 1,8 Prozent zu. Speziell in Preußen ist die Ungleichheit sehr groß. In den Ostprovinzen(Ostpreußen  , Westpreußen  , Pommern  und Posen) hat die Sozialdemokratie nur sporadisch Fuß gesaßt: in Berlin   hatten wir am 28. Oktober 35,3 Prozent sämmtlicher abgegebenen Stimmen. Die Sozialreform für die oberen Zehntausend macht immer weitere Fortschritte. Noch ist dieVerbesserung" des Zoll- tarifes, das Werk der berüchtigtenfreien wirthschaftlichen Vereinigung" eineüber den Parteien" schwebende Koalition von Freibeutern im Reichstage nicht durchgepeitscht, denn von durchberathen kann man da nicht reden, es handelt sich höchstens noch um ein gegenseitiges Feilschen, oder um uns christlich-neudeutsch auszudrücken, Schachern der Herren Schutzzöllner; noch, sagen wir, ist diesesozialreformatorische Maßregel" nicht perfekt, und schon taucht ein neues Projekt aus, den oberen Zehntausend, den armen Rittergutsbesitzern, von Staatswegen zu helfen. Bismarck   beginnt, sich für den B i in e t a l l i s m u s zuinter- essiren", und was das Interesse Bismarcks bedeutet, weiß heutzutage jedes Kind. Der Bimetallismus, die gesetzliche Doppelwäh- r u n g, wie sie von ihren Befürwortern heute verstanden wird, ist nichts anderes als die gesetzliche Münzfälschung. Weil das Silber in- folge der stark vermehrten Produktion so erheblich im Preise gesunken ist, daß es heute im Verhältniß zum Golde wie 19 zu 1 steht, so soll der Staat durch Gesetz dekretiren, daß in Zukunft Jedermann Silber im Verhältniß von 16 oder gar 15 zu 1 statt Gold in Empfang zu nehmen habe. Das ist natürlich der reine Schwindel, darauf berech- leicht auch in gar nicht langer Zeit Arbeit; Dein Loos scheint noch er- träglich. Darum versprich mir, Freund, nicht an Dich allein zu denken, sondern alle Deine übrigen Kräfte für die Befreiung der Unterdrückten zu opfern. Zweiter: Wenn es Dein Herz erleichtert, kranker Kamerad, so wisse, daß ich schon lange zur Heersolge des kämpfenden Proletariat« gehöre und ihr auch bis zum letzten Athemzuge treu bleiben werde. Stürmer: Danke Dir, braver Genosse, das macht das Scheiden leichter. Dritter: Hier, meine Hand, Du armer Kranker! Aber sprich nicht von Scheiden. Es bekümmert mich tief, so etwas zu hören. Männer wie Du sollten länger leben, zum Mindesten nicht in solch' trauriger Lage aus dem Leben gehen. Stürmer: Deine Rede läßt erkennen, daß auch Du kein stumpf- sinniger Karrenschieber bist. Sie beweist, daß Dir ein warmes Herz im Busen schlägt.___ Dritter: Ein Karrenschieber bin ich freilich nicht. Meine Eltern hatten Großes mit mir im Sinn: einen Schulmeister wollten sie aus mir mache». Doch nur willenlose Werkzeuge kann man heutigen Tages zur Volkserziehung verwenden. Mein Fehler war, daß ich frei heraus sagte, was mein Herz bewegt. Darauf entließ man mich. Auf meinem Heimathsdörfchen litt es mich vorderhand nicht. Gleich einem werbenden Apostel wollte ich durch die Lande ziehen. Freund, ich habe in den Leidenskelch der darbenden Menschheit bis auf den Grund geschaut, selbst den Becher der Armuth bis zur Neige geleert. Jetzt weiß ich. wo die Wurzel des Uebels sitzt! Von hier aus will ich wieder heimwärts wan- dern. Mein sehnlichstes Verlangen geht dahin, in Wort und Schrift mit- zuwirken in dem Kampf für die Enterbten. Stürmer: O wie ein Lichtstrahl fallen Deine Worte in mein Herz. Ja, Freunde, werbt und lehrt in dieser umwälzenden Zeitepoche, damit am Tage des Kampfes Niemand irre geht und Keiner an der Heer- schaar fehlt....* Vierter: Nimm auch von mir einen warmen Handedruck.-- Stürmer: Du hast noch mehr auf dem Herzen, doch Du schweigst! Aber Deine Züge verrathen, was Dein Mund verschweigt! Aus ihnen spricht ein tiefer Groll, der, wenn er hervorbricht, vergelten wird, was man Dir Bitteres zugefügt hat. Vierter: Nicht mein Elend allein ist es, was mein Her, zusammen- preßt, sondern unser Aller elendigliches Loos. Es läßt mich keine Worte finden, um auszusprechen, was ich möchte. Nur das will ich sagen: Wenn Ihr am Tage der Vergeltung vom wilden Schmid hören solltet, dann denkt an mich. Gar Vieles haben wir auf dem Conto und unsere nervenstarke Faust weiß kräfttge Schläge auszutheilen!(Cr ballt drohend seine rechte Hand.) net, den Preis vom Silber künstlich zu erhöhen, und würde, durchgeführt, nicht die Doppelwährung, sondern die Rückkehr Silberwährung bedeuten. Für den Proletarier, der Gold wenig oder gar nicht zu Gesicht kommt, möchte das aus den ersten Blick sehr gleichgültig scheinen, c es scheint auch nur so, weil das Silbergeld heute nämlich nur« Scheidemünze oder doch nur in beschränktem Maße als Zahlunjt mittel fungiit; in Wirklichkeit geht die Frage auch ihn an. Eine K schlechterung der Währung ist gleichbedeutend mit einem Steigen* Preise aller übrigen Waaren, in erster Reihe also der L e b e nsmitli während daS entsprechende Steigen der Löhne bekanntlich stets lange aus sich warten läßt. Den Hauptvortheil hätten die G r u fl! besitze», unter denen sich denn auch die begeistertsten Anhänger J vi metallismus befinden Grund genug für denFreund* armen Mannes", sich auch für diese sozialreformatorische Maßregelst interessiren. Der arme Mann erhält nämlich wiederum das Recht,> K o st e n derselben zu bezahlen, was ihm nur dienlich sein kann, da ihm in Deutschland   schon längst viel zu gut geht. Beweis, die Au Wanderung. Run, hoffentlich wird man auch einmal mit glea Logik schließen können, daß die Völker just dann die Geduld verlieb wenn sie zu wohlhabend sind. Nochmals die Dampfersubvention. Von einem t Dampsersudvention prinzipiell zustimmenden Mttglied der sozialdemok tischen Fraktion geht demBerliner Volksblatt" eine Zuschrift zu, wel wir der Vollständigkeit halber, und um jede Seite zur Geltung zu br> gen, nachstehend folgen lassen. Sie lautet: Da in Nr. 44 Ihres geschätzten Blattes sich ein Artikel befindet, die Gründe angibt, welche die Minderheit der sozialdemokratischen Reil tagsfraktion bei ihrem Verhalten in der Dampfersubvention leitete, sei es hier auch erlaubt, kurz die Motive auszuführen, durch welche Mehrheit der Fraktion bei ihrer Stellungnahme bestimmt wurde. Wenn gleich die Riehrheit auch die Ueberzeugung hat, daß Dampfersubvention überwiegend der Unternehmerklaffe zu Gute tom» wird, so geht dieselbe doch von der Voraussetzung aus, daß für> Arbeiter auch ein verhältnißmäßig bedeutender Nutzen, direkt und inditt abfallen wird. Einstellung von neuem, postalischem Hilfspersonal, Art bei der Befrachtung und beim Löschen der Dampfer, Arbeit beim Ä derselben und bei der Herstellung der Jndustrieerzeugniffe, welche zweifelhaft durch die neuen Dampferlinien in bedeutend größerem Umfa» nach jenen Gegenden verschifft werden. Dadurch wird vielen Tausenden jetzt Arbeitslosen Gelegenheit Arbeit, die Möglichkeit, sich und ihre Familie zu ernähren, gegeben. Das Gespenst der Arbeitslosigkeit wird bekämpft und dieArbei der wichtigste Faktor der menschlichen Gesellschaft, wesentlich gefördl Allerdings fällt der Löwenantheil den Unternehmern zu. Aber di ist bei allen Unternehmungen in der heutigen Gesellschaft der Fall. Hauptnutzen von jeder Subvention hat das Kapital und doch sich Niemand gegen die Subvention der St. Gotthardbahn gewandt, doch hat die sozialdemokratische Fraktion früher oft genug für EinrichtN eines deutschen   Konsulats in fremden Landen gestimmt, und doch hat F noch jüngst 150 000 M. zur Erforschung des Innern von Afrika   d willigt, allerdings zu wissenschaftlichen Zwecken. Ausgebeutet wird ad diese Erforschung sicherlich in der Hauptsache von den Unternehmern, den Handelsherren werden, wohingegen für die Arbeiter nur BrofatW abfallen. Somit dürfen also Volksvertreter, denen in der Hauptsache die tretung der Interessen der Arbeiterklaffe obliegt, niemals für Ausgatt stimmen, welche die Hebung der Industrie fördern sollen, weil der d kannte Löwenantheil den Unternehmern zufällt. So wäre die Zustimmt zu einem industriellen Schutzzoll auf alle Fälle zu verwerfen, da diesen Zöllen in der Hauptsache nur die Fabrikanten profitiren, währe: die Arbeiter nur geringen Stützen davon haben können. Alle Handelsverträge mit fremden Nationen kommen in erster Lst den Unternehmern zu Gute, und doch hat die sozialdemokratische Frakst im Laufe der Zeit einer großen Anzahl solcher Verträge, wenn a" weist nur stillschweigend, zugestimmt, und sie würde auch im vorige Jahre wahrscheinlich dem spanischen Handelsvertrage zugestimmt habS wenn nicht die wenig konstitutionelle Art und Weise, in der die Vorlas eingebracht wurde und die Hamburger Spritklausel davon abgehaW hätten. Auch muß man bedenken, daß alle Ausgaben für Kulturzwecke die Dauer doch der Gesanimtheit zu Nutzen dienen. Dabei darf M« dann nicht allein auf die monientane Prositvertheilung, die ja ganz b stimmt zu Ungunsten der Arbeiter aussällt, Hinblicken, sondern man»m doch auch die Zukunft im Auge haben. »Die ostasiatische Linie hat bis jetzt Niemand, als den Kolonialzwecki der Regierung dienend, ansehen können; aber auch die australische Lid hält die Majorität der sozialdemokratische» Fraktion dann für vollständ unverfänglich, wenn die Samoa  -Zweiglinie von derselben losgelöst wir Uebrigens find wir der Meinung, daß es ein Glück für denarm: Mann" sein wird, wenn von Australien   aus die Getreideeinfuhr n» Deutschland   sich immermehr steigert, weil dadurch die Erhöhung de Getreidezolls allein in etwas aufgewogen werden kann. Würde die G treideeinfuhr jetzt nachlassen, so würde nicht nur das Getreide noch mel im Preise steigen, fondern die deutschen   Arbeiter würden noch dazu da *) In de? vorigen Nummer läßt uns der Druckfehlerteufel von Bii marckssozialdemokratischen Wohlthaten" sprechen, was wir denn d- hier korrigirt haben wollen. Stürmer: Dein Zorn ist gerecht, Freund. Noch einmal Deine s> nige. Rechte! Fünfter: Ich komme mir fast unwürdig vor, Dir Deine Hand z> drücken. Stürmer: Hast Du jemals in schnöder Absicht Deine Kamerad«* verrathen oder sonst einen Schurkenstreich verübt? Fünfter: Nein, nein, das nicht! Aber bis jetzt habe ich mich vo* werbenden Genoffen ferngehalten und ihr Beginnen als dummes Zebi bezeichnet. Stürmer: Und warum? Fünfter: Ich hatte das Elend noch nicht gekostet, hatte noch stet satt zu essen gehabt. Spießbürgerlich erzogen, sagte ich: Wer arbeite« will, findet schon Gelegenheit dazu. Doch nur zu bald trat das herb Schicksal an mich heran und zerstörte diese hohle Illusion. Jetzt versteh ich den Nothschrei der mit dem Hunger ringenden Ardeiterklaffe. Un> wenn es noch nicht zu spät ist, will auch ich eintreten in die kämpfen den Reihen. Stürmer: Zu spät ist es nie. Und das find nicht die schlechteste* Kämpfer, die gleich Dir durch eigene Erfahrung von der NothwendigkeS des Kampfes überzeugt worden sind. Gib mir die Hand, Freund.(Ä führt sie nach seiner Stirn.) Ah, das kühlt. Wie mir doch das Blut s« fieberheiß nach den Schläfen dringt! Nur einen Schluck Wasser, liett Freunde, um den trockenen Gaumen zu netzen.(Der Zweite eilt naä Wasser und reicht es dem Kranken.) Danke, das erquickt. Sechster: Es sieht schlimm aus mit Dir, armer Kämpfgenoffe. Stürmer: Kampfgenosse? Ja, das war für mich das rechte Wort! Ich habe gegen das heutige heuchlerische Ausbeutungssystem gekämpß mit allen mir zu Gebote stehenden Mitteln. Doch meine Stunden sin! gezählt, das weiß und fühle ich. Bruder, schau' darum nicht so finste! drein. Ob einer auch fällt, zehn andere füllen diese Lücke. Sechster: Aber daß Du gerade heute, den 18. März, ein zu Tod« gehetztes Opfer unterliegst, erfüllt mich so mit Groll. Du kennst doli die Bedeutung des heutigen Tages? Stürmer(sich emporrichtend): Ob ich sie kenne? O welche Frage Ja, den Achtzehnten war's, im Jahre 48. Da hatte der gerechte Grol die Herzen übermannt. Da traten sie heraus, die Flinte in der Hand um sich das lange vorenthaltene Recht zu nehmen. Ein kleines Häufleit nur kämpften sie tapfer und unerschrocken weiter, ob auch das Blut aut unzähligen Wunden floß, ob sich auch Leiche auf Leiche thürmte. Si« legten die Flinte nicht«her nieder, bis man ihnen Gewährung ihre« Rechtes versprach. Sie glaubten hohem Königswort. Doch nur zu ball sahen sie sich bitter enttäuscht. Verrathen, entwaffnet, mithin jegliche« Kampsmittel beraubt, mußten sie sich der Gewalt beugen. DaS Königs wort wurde mit beispielloser Frechheit gebrochen. Wir haben den selbst loS gefallenen Freiheitskämpfern vom 18. März 1848 und allen denet