schlechte deutsche   Getreide, welches bei genügender Zufuhr amerikanischen, russischen und australischen Getreides mit diesem vermischt ein leidliches Brod abgibt, unvermischt essen müssen.

Eine erneute Getreidezollerhöhung aber dürfte doch nicht so im Hand­umdrehen zu ermöglichen sein. Die erhöhte Getreideeinfuhr aus Australien  nach Deutschland   ist also ein Argument für die Subventionirung der australischen Linie.

Wir meinen also, daß die Majorität der sozialdemokratischen Fraktion richtig gehandelt hat, wenn sie beschloß, die afrikanische und die Samoa­Zweiglinie gemäß der Stellung der Fraktion zur Kolonialpolitik abzu lehnen, hingegen die ostasiatische und australische Linie anzunehmen, wenn neue lediglich auf deutschen Werften gebaute Dampfer eingestellt werden. Die lettere Bedingung ist nöthig um zu verhindern, daß einzelne Firmen ihre alten Schiffe mit großem Vortheil anbringen und daß die Steuern des deutschen Volkes nicht dazu verwendet werden, den ausländischen Schiffsbau mit Arbeit zu versehen, während die deutschen Werften unbe­schäftigt bleiben.

" Das sind die Gründe, durch welche die Majorität der sozialdemo­kratischen Fraktion für die Dampfersubvention einzutreten bestimmt wurde; und wir glauben, daß die Interessen der Arbeiter dabei mehr gewahrt sind, als wenn eine einfache Negation beschlossen worden wäre.".

Ein Nationalgeschenk, und ein Geschenk an die Nation. Wir erhalten folgende Buschrift:

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Wie wir aus, allem Anschein nach gut unterrichteter Duelle erfahren, soll kein Anderer als der große Reichskanzler selbst das Signal zum Sammeln eines Nationalgeschentes für ihn dadurch gegeben haben, daß er seinen ihm unbedingt dienstbaren Geistern es begreiflich machte, wie sehr es seinem Herzen wohlthun würde, wenn das deutsche   Bolt, natür­lich nur aus eigener Initiative, sich verpflichtet zeigen würde, bei Anlaß seines siebenzigsten Geburtstages" ihm"" vor der ganzen Welt" in eklatanter Weise und wo möglich in flingendem Ergusse seinen Dant, seine große Liebe und Anerkennung darzubringen. Für diesen Tag habe er, der Reichskanzler, namentlich wenn die Anerkennung recht schwer­wiegend ausfalle, große und überraschende Dinge vor, die ihn und die Welt versöhnen sollen. Dem großen Reichskanzler soll es ein sehr un­behagliches Gefühl sein, täglich die häßliche Wahrnehmung machen zu müssen, daß die undankbare Welt eine Unmasse Menschen birgt, die ihn, den ehrenwerthen, ehrlichen Mann, total verkennen, ja ihn sogar als eigennütig, roh, brutal, geizig und unwahr beurtheilen. Auch die ihm seiner Zeit neben seinen hohen Gehältern durch den Mund der Volks­vertreter, wenn auch nicht einstimmig, von dem Volksvermögen zuge­billigten großen Dotationen sollen ihm, der in dieser Beziehung sogar höchst feinfühlend sein könne, der schrecklichen Armuth und dem grenzen­los furchtbaren Elend gegenüber," schwer, sehr schwer auf's Gewissen fallen, und dieses um so mehr, als er geneigt sein soll, Dotationen und Massenelend gegenüber zu stellen; auch seine Krankheiten und schlaflosen Nächte sollen hauptsächlich und fast ausschließlich durch solch moralischen Razenjammer herbeigeführt werden.

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Was nun die vorberegten großen und überraschenden Dinge für den 1. April betrifft, so soll der Reichskanzler mit der ernsten Absicht um­gehen, noch bei Lebzeiten sein so schwer belastetes Gewissen nach Mög­lichkeit durch eine anständige und menschliche That zu rehabilitiren ―er will daher an seinem siebenzigsten Geburtstag, wenn das deutsche   Volk natürlich aus eigener Initiative seinem frommen Herzen mit einem Nationalgeschenk näher getreten ist, diesem Volke sich auch in seiner wahren Gestalt und ganzen Größe zeigen, indem er zu diesem ihm in Aussicht stehenden Nationalgeschenk die vom hun­gernden Volte erhaltenen Dotationen voll und ganz beizulegen gedenkt, um diese Summen dann zu einer National­Arbeiter- Unterstügungs- Stiftung anzulegen und damit der billigen Redens­art ,, von dem warmen Herz für den armen Mann", seinen oft gemachten, bisher aber nie erfüllten Versprechungen durch die hat den Stempel glänzender Wahrheit aufzudrücken, und sich so mit einem Schlage wo möglich die Sympathie und mildere Beurtheilung seines Charakters durch die Arbeiter zu gewinnen und zu erhalten.

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Die Sache wäre, wenn wahr, wenigstens einigermaßen anständig, aber Bismard und anständig! Erster April und wahr!!

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Jedenfalls scheint es uns angebracht, im ,, Sozialdemokrat" von der Sache Notiz zu nehmen, damit, falls sie infolge unvorhergesehener Zwi­schenfälle nicht zur Ausführung kommen sollte, wenigstens die gute Ab­sicht von den Lieblingen des Reichskanzlers wir meinen die Arbeiter, denen er aus purer Liebe das freie Wort verkümmert und das Brod vertheuert hat gebührend gewürdigt werde."

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So der Einsender. In voller Anerkennung seiner Schlußworte haben wir uns zur Aufnahme seiner Buschrift verpflichtet gehalten, die augen­scheinlich von dem loyalen Wunsch e diktirt ist, den Reichskanzler in seinem edlen Vorhaben zu bestärken. Wir sind zwar keine Freunde von Almosen für das Volk, sondern wirken dahin, daß dasselbe erkennen lerne, was es zu fordern berechtigt ist, aber hier handelt es sich ja thatsächlich nur um eine Rückgabe, also nur zu, Durchlaucht!

Für den Otto Pfennig wird nicht blos schamlos gebet­telt( schamloser als je für den Peters- Pfennig), sondern auch geradezu erpreßt. In Fabriken werden die Arbeiter aufgeschrieben, welche nichts geben, und natürlich auf die schwarze Liste" gesetzt. Hier und da find Arbeiter aus diesem Grunde sogar schon gemaßregelt, d. h. entlassen worden, z. B. in der Maschinenfabrik Vulkan, der Stettiner Maschinenbau- Aktiengesellschaft in Bredow bei Stettin  . Und as nennt man Ehren geschenk! Pfui der Schande!

Wieder einmal der Staat gerettet! Aus Berlin  erhalten wir folgende Zuschrift mit der Bitte um Aufnahme:

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die da folgten, den schuldigen Tribut noch nicht gezollt Rache! ( Der Siebente nähert sich ihm.) Stürmer: Du bleicher Mann, mit heiligem Zorn in Deinen Mies nen, was tommst Du langsam näher, was willst Du mir verkünden? Siebenter: Rache schwören!

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Eine Landpartie unter Gendarmen- Begleitung. Eine Anzahl Arbeiter des südöstlichen Theils des IV. Wahlkreises ver­einigten sich Sonntag deu 22. Februar zu einem Ausflug in die Um­gebung von Berlin  , um in der freien Natur einmal wieder den während der ganzen Winterszeit in engen, dumpfen Werkstätten zusam­mengepreßten Lungen frische Luft zuzuführen, und durch ein gemüthliches Beisammensein den Geburtstag unseres Genossen und ehemaligen Reichs­tagskandidaten August Bebel   zu feiern. Aber da hatten wir die Rechnung ohne Herrn Buttkamer's Ordnungsstügen gemacht, denn es erfolgte ein solches Aufgebot der heiligen Hermandad, daß man hätte glauben mögen, es sei bereits die rothe Fahne entrollt, und die Parole zur allgemeinen Erhebung ausgegeben. Von allen Seiten rückten sie an, die be­helmten preußischen Staatsretter. Ein jeder derselben hatte scharf ge= laben und Munition in Reserve genug, um damit wenigstens ein Regi­ment dezimiren zu können, anstatt einige Hunderte von fleißigen Arbei­tern, die sich zu einem Ausflug vereinigt hatten, zu be- schützen. Man hätte eher an einen Transport von Galeerensträflingen denken können, die sich aus Mordgier an dem Leben ihrer Brüder vergriffen haben, als an alles Andere. Aber freilich, ist nicht in den Augen ge­wiffer Leute der unabhängig denkende Arbeiter ein gefährlicheres Subjekt als der schlimmste Verbrecher? Wer das noch nicht wußte, dem hat es dieser Ausflug wieder recht deutlich vor Augen geführt. Erstens hatte der preußische Staatsminister, der hochachtbare Herr von Puttkamer  , seine ganze Horde aufgeboten, um in Gemeinschaft mit dem berüchtigten Landrath und Reichstagsabgeordneten Prinzen Handjery die Wirthe zu bearbeiten, diesen Hunderten von Bürgern der Metropole ja kein Bier zu verabfolgen, damit dieselben gezwungen seien, recht bald nach der Stadt zurückzukehren. Auch durften rothe Bändchen, Taschentücher und Blumen nicht öffentlich getragen werden, da dies Demonstration zu Gunsten einer Partei sei, die unter dem Ausnahmegesetz stehe. Die Spigel benahmen sich so frech und unverschämt, als ob ihnen die Flegelei besonders zur Pflicht gemacht worden wäre.

Bei dieser Gelegenheit hat man so recht sehen können, wie gemein und niederträchtig die preußischen Ordnungshelden mit ihren Nebenmenschen verkehren, und was es heißt, einer solchen Gesellschaft die Machtmittel des Ausnahmegesezes in die Hand zu geben. Wo sind die Versprechun­gen, das Gesetz human zu handhaben, welche der Minister von Putt­famer seinerzeit mit Emphase in die Welt schleuderte? Pfui über Die­jenigen, die geholfen haben, ein solches Gesetz zu Stande zu bringen, pfui über diejenigen, die für die Verlängerung desselben stimmten, denn ohne das Polizeigesetz wäre eine Behandlung, wie sie uns zu Theil wurde, nicht möglich! Nicht weniger als 29 Gendarmen zu Fuß und zu Roß und außerdem eine ebensolche Anzahl von Spigeln, diesem Aus­wurf der menschlichen Gesellschaft, hefteten sich an unsere Sohlen schien, als wollte man um jeden Preis Gewaltthätigkeiten provoziren. Wir schließen unsern Bericht in der Hoffnung, daß recht bald die Morgen­röthe der Freiheit aufgehen möchte, und die Millionen unserer Brüder aufrüttle aus der Lethargie, daß sie erkennen lernen, daß von unseren heutigen Machthabern nichts zu erwarten ist, sondern daß nur durch ein gemeinsames Streben die Freiheit der Völker erworben werden kann." So weit die Zuschrift unserer Berliner   Genossen. Wir aber sagen: Nur so weiter mit der Staatsretterei; wer Wind säet, wird Sturm ernten!

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- Organisirter Diebstahl ist jetzt von dem amtlichen Organ der sächsischen Regierung, der Leipziger Zeitung", entdeckt worden, und zwar in Paris   oder London  , wo eine förmliche Attiengesellschaft äußer­lich sehr anständiger Leute bestehen soll, welche den Diebstahl en gros organisirt haben. Die Leipziger Zeitung" ist ganz aufgeregt über diese Entdeckung, die doch keineswegs so sehr erstaunlich ist. Daß der Dieb­ftahl en gros organisirt ist, das hätte die gute Leipzigerin schon längst wissen können wenn sie etwas genauer um sich gesehen hätte. Und sehr anständig" sind die Hauptspizbuben immer. Die Respektabilität gehört eben zum Diebshandwerf. Freilich, unser Biedermann in der ,, Leipziger Zeitung" meint eine andere Sorte von Diebstahl: den niederen, plumpen, gewaltthätigen, der darin besteht, daß man in Läden einbricht, Geldkassen aufsprengt u. s. w. Das ist aber nicht der eigent lich organisirte Diebstahl". Das ist im Gegentheil der unorganisirte, und trotz aller Pfiffigkeit einzelner langfingriger Virtuosen doch im Gan­zen sehr stümperhaft und vor Allem in erbärmlich kleinem Maßstab be= triebener Diebstahl. Was sind diese Pfuscher von Spizbuben, welche neulich den großen Juwelenladen des Herrn Levy in Paris   ausplünder­ten, im Vergleich zu jenen Millionen- und Milliardendieben, welche als Unternehmer und Spekulanten in sogenannt gesetzlicher Weise das arbei­tende Volk bestehlen und sich das Produkt fremder Arbeit als Eigen­thum in die Tasche stecken? Und diese großen Diebe sind geachtet und geehrt; die kleinen Spizbuben der Leipziger Zeitung" aber werden ins Zuchthaus gesperrt wenn sie sich erwischen lassen. Nun, die ,, Leip­ziger Zeitung" hat auf dem Gebiete der sozialen Frage schon Manches gelernt; vielleicht lernt sie mit der Zeit noch, daß der ,, organisirte Dieb­stahl im Großen" wo anders zu suchen ist, als sie ihn bisher gesucht und gefunden hat.

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Ein Beitrag zur Erforschung des Inneren und Ausbreitung der Zivilisation im Regierungsbezirk Merseburg  . Mit dem Datum Februar 1885 erhalten wir fol­gende charakteristische Zuschrift: Werthe Genossen! Sie glauben gar nicht, wie finster und traurig es hier aussieht. Nicht blos hier auf dem Lande, wo ich bin, sondern auch in der Stadt. In der Mühle, wo ich jetzt beschäftigt bin, sind zwei Wasserradwellen eingebrochen Altersschwäche und Eis sind die Ursache. Da sind zwei ,, Herren  ", der alte ist sehr klug, und der junge versteht gar nichts. Aber die

Stürmer: Rache schwören! Ja, schwöret, schwöret Alle! Vergeltet wieder! Meffet mit demselben Maß, womit sie uns gemessen haben. Nicht wie fühlende Menschen haben sie uns behandelt und behandeln fie uns noch heute, sondern gleich elenden Sklaven. Ueppig erheben sie sich über uns und schwingen grausam und herzlos die Hungerpeitsche. Stolz sehen sie den Fuß auf unseren Nacken und treten uns in den Staub. Sie fürchten sich vor jeder Berührung mit uns, sie meiden uns, als wären wir Aussäßige, und dennoch leben sie von unserem warmen Fleisch und Blut. Sie machen aus uns Stelette. In ihrer Blutgier verschonen fispolne sie nicht das Kind im Mutterleibe. Ja, vergeltet Gleiches mit Gleichem! Schaart Euch zusammen, damit Ihr endlich stark genug seid, den mäch­tigen Feind zu besiegen. Aber, Brüder, was ist das? Hört Ihr nichts? So hört doch, hört den Schlachtgesang!( Begeistert der Erde entrückt, lauscht der Kranke.)

Die Umstehenden( leise): Er hat eine Fieberphantasie. ( Hinter der Szene ertönt die Melodie des Proletarier Liebes  ", halb fingend, halb sprechend rezitirt Stürmer, der Melodie folgend:) Es tönt ein Ruf von Land zu Land: nom Ihr Armen, reichet Euch die Hand!

Und ruft ein Halt der Tyrannei

Und brecht das Sklavenjoch entzwei:

Es wirbelt dumpf das Aufgebot,

Es flattert hoch die Fahne roth,

:: Arbeitend leben oder kämpfend den Tod!:,:

( Wenn die Musik den Refrain wiederholt, so stimmen Alle halblaut ein: ,, Arbeitend leben oder kämpfend den Tod".)

Wir haben lang genug geharrt, Man hat uns lang genug genarrt,

Jett greifen wir zu unserem Recht,

Jetzt stellen wir uns zum Gefecht! Es wirbelt dumpf 2c.

Wir wir wollen Friede, Freiheit, Recht, Daß Keiner sei des Andern Knecht, Daß Arbeit aller Menschen Pflicht,

Daß keinem es an Brod gebricht! Es wirbelt dumpf 2c.

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Steig' an die frische Luft heraus, Aus nied'rer Hütte, dumpfem Haus, Steig' auf das Pflaster, blaffe Noth, Und fämpfe um Dein täglich Brod! Es wirbelt dumpf 2c.

Du schaffst für And're Gut und Geld, Und bist doch stets auf nichts gestellt! Man lacht Dir höhnend in's Gesicht Und fürchtet nicht das Strafgericht. Es wirbelt dumpf 2c.

Heran, heran, Du fühne Schaar, Es bläst der Wind, es fliegt das Haar, Ein Ruf aus tausend Kehlen braust, Zum Himmel hoch ballt sich die Faust! Es wirbelt dumpf 2c.

din don

Stürmer: Habt Ihr es vernommen? Hörtet Ihr das Kampflied? D schon sehe ich vor meinen Augen das Volksheer zum Kampfe aufmar schiren. Da treten sie an, wie sie von der Arbeit kommen. Keine glän­zenden Uniformen sehe ich, keine betreßten Offiziere. Da ist der Mann der Arbeit in seiner berußten Blouse, da ein anderer im fettigen Arbeits­fittel, und hier der Ackersmann mit dem sonnengebräunten, verwetterten Gesicht. Was willst Du Knabe in dem Heere der Verzweiflung, der Du kaum die Waffe zu tragen vermagst? Mitkämpfen, mitfallen für die heilige Sache? Braver Junge, das Feuer reiner Begeisterung leuchtet aus Deinen Augen. Und Du Alter im Silberhaar, fühlst Du wieder die Kraft der Jugend in Deinen Armen, da der Tag endlich gekommen, auf den Du so lange gewartet? Und sehet Ihr nicht, Allen voran, das hehre Weib mit dem wildwehenden Lockenhaar sie ist's, sie ist's, die Göttin der Freiheit! In der Rechten das gezückte Schwert, in der Linken die rothe Fahne des Proletariats so schreitet sie voran, licht­umflossen, die Feinde schreckend, die Kämpfer mit Begeisterung erfüllend. ( Leidenschaftlich:) D Freunde, steht nicht so stumm und betroffen da, Ihr müßt ja fühlen, was mir das Herz bewegt! Stimmt mit ein in den Freiheitsgesang, der die Armee des Proletariats begrüßt! Heran, Du kühne Schaar, o singt, singt, ich bitte Euch! Alle( singen):

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Heran, heran, Du kühne Schaar,

Es bläst der Sturm, es fliegt das Haar, Ein Ruf aus tausend Kehlen braust,

Zum Himmel hoch ballt sich die Faust!

Es wirbelt dumpf das Aufgebot,

Es flattert hoch die Fahne roth,

:,: Arbeitend leben oder kämpfend den Tod!:,:

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treiben und kommandiren, wenn auch nicht gerade mich, so doch die an­deren Leute, und noch dazu Leute, die für ihre Mühe nichts bekommen! Die Müller verdienen in der ganzen Zeit der Reparatur ( drei Wochen) nicht einen Pfennig. Da heißt es troßdem: Immer drauf los!" helfen, zugreifen, arbeiten; es liegt nur in euerem Interesse! Vor einigen Tagen war ein Bauer hier, um Schrot zu holen. Das Unglück"( so wird's genannt) war bereits paffirt", und blos noch zu verwiegen. Der Bauer mußte jedoch wieder leer fortfahren, weil der betreffende Müller, der dies sonst besorgt, Anderes zu thun hatte. Als dieser meinte, es dauere ja nicht lange, das Verwiegen, da sagte der Herr: Das kannst Du heute Abend nach Feierabend machen, heutzutage muß man die Arbeitskräfte aus nügen!"

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So ist's mit den Knechten auch. Bricht da etwas am Wagen entzwei, dann wird wenigstens die Hälfte, was es tostet, vom Lohn abgezogen, oft noch mehr. Die sollen lernen, die Sachen in Acht neh= men," heißt es dann, trotzdem der Schaden meist ,, Altersschwäch e" ist. Derart ergänzen die Herrschaften ihre alten, lottrigen Geräthschaften und bekommen billig neue dafür, und das tommt etwa nicht selten vor!

Vor furzer Zeit wollten die Herren Gewerkvereinler von Halle aus hier eine Versammlung abhalten, da sagte hier der Herr, der zum Gemeinderath gehört: Das fehlte gerade noch, daß wir unseren Leuten von den Sozialdemokraten was vorschwagen lassen; daraus wird nichts!" Und es wurde auch nichts; die Genehmigung wurde nicht ertheilt.

Die Leute sind auch hier zu dumm oder unaufgeklärt. Wo soll's auch herkommen? Die wählen, wenn's verlangt wird, den Teufel, ob kon= servativ oder liberal, bleibt einerlei. Da Licht hineinzuschaffen, muß man schon Riegelwände einschlagen. Das reine Afrika   so schwarz und finster im Regierungsbezirk Merseburg  . 150,000 Mark zur Eins führung der Zivilisation wären da auch von Nöthen!

- In der Schweiz   haben in diesen Tagen vielfach Verhaftun gen von Anarchisten und solchen Leuten stattgefunden, welche von den Behörden für Anarchisten gehalten werden oder ihnen als solche denunzirt worden sind. In Bern   beläuft sich die Zahl der Verhafteten auf 22, in St. Gallen   sollen 7, in Zürich   3 Personen verhaftet sein, außerdem werden verschiedene Ausweisungen gemeldet. Ueber die Veranlassung zu diesen Maßregeln laufen die abenteuerlichsten Gerüchte; es soll ein Plan ausgeheckt worden sein, das Bundespalais in Bern   in die Luft zu sprengen, und ähnliches mehr.

Es ist wirklich traurig, daß die Anarchisten selbst dafür gesorgt haben, daß man sie gegen so alberne Dinge nicht einmal in Schuh nehmen fann, will man nicht Gefahr laufen, von ihnen selbst desavouirt, oder gar dafür noch beschimpft zu werden. Daß ein Attentat auf die Be­hörden einer Republik, die, wenn sie auch keineswegs vollkommen ist, doch zu den freiesten Gemeinwesen der Welt gehört, nur das Werk von kompleten Narren oder Hesagenten gewisser Regierungen sein tann, liegt auf der Hand, wir nehmen daher auch zunächst das Lettere an, falls es sich nicht überhaupt nur um Drohbriefe handelt, wie sie dumme Jungen zu schreiben lieben.

Zur Flustration dessen, was wir über die Unmöglichkeit gesagt, in solchen Dingen für die Anarchisten einzutreten, diene folgende Thatsache. Vor einiger Zeit hatte der französische   Minister des Innern, Waldeck­Rousseau, einen Polizisten The venin nach Monceau les Mines entsendet, um dort gegen Belohnung von 5000 Franken einem Dynamit Komplo.t auf die Spur zu kommen, von welchem man dem Minister geschrieben hatte. Thevenin ging hin, und fand keine Spur von einem Komplot; um sich jedoch die 5000 Franken zu verdienen, kaufte er einen Arbeiter Brennelin, mit Hülfe dessen er selbst ein Dynamit- Komplot fabrizirte, das er später zur Anzeige brachte, und dann eine Anzahl Arbeiter, die thöricht genug waren, auf die Heyreden des Brennelin hin­einzufallen, in's Gefängniß lieferte. Die Sache kam an's Licht; unseres Wissens war es zuerst der Intransigeant", der die skandalösen Ma­chinationen des Thevenin enthüllte. Und dafür wird der Intran­figeant" in der neuesten Nummer des ,, Revolté" gehörig heruntergerissen, denn indem er die Polizeimache bei diesem einen Komplot nachwies, hat er dem Verdacht Ausdruck gegeben, daß auch bei ähnlicher Gelegenheit Polizeiagenten ihre Hand im Spiele gehabt, und das ist eine Beleidigung der Anarchisten!

- Frankreich  . Wie die Zeitungen berichten, sollen 3 Sozialisten der patriotischen" Aufwallung zum Opfer gefallen, d. h. mit Ausweis sungsdekreten bedacht worden sein. Wer die solchermaßen zu

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Ehren Bismarcks ausgewiesenen ,, Prussiens" sind, ist uns bis zur Stunde noch nicht bekannt, und auch unsere Genossen in Paris   selbst wußten bis Sonntag noch nicht, wer von ihnen das Ränzel werde schnüren müssen. Wir schweben hier," schreibt uns einer derselben, schon die ganze Woche zwischen Hangen und Bangen, kommt die Ausweisung oder kommt sie nicht? So unangenehm sie aber für den Einzelnen käme, als Ge= sammtheit nehmen wir sie gern in den Rauf das Opfer wäre nicht zu theuer erkauft gegenüber dem großen moralischen Erfolg, den wir erzielten: zum ersten Mal ein wirkliches Fraternis siren zwischen deutschen und französischen   Arbeitern. Das muthige Eintreten der Letteren für ihre deutschen Brüder war wahrhaft erhebend. Ebenso können wir mit Genugthuung auf die tapfere Haltung der bessern sozialistischen und radikalen Organe hinweisen, welche dem Geschrei der Chauvinisten gegenüber mit größter Energie für uns eintreten. Namentlich sind hier" Cri du Peuple", der Intransigeant", die Justice" und der Radical" zu nennen nur das von Herrn Brousse inspirirte Proletariat" macht eine wenig rühmliche Aus­nahme, indem es sowohl über die Vorgänge bei der Beerdigung Valles'

( In dem Augenblick, wo der Massengesang begonnen, hat sich die Szene geöffnet und zeigt im Hintergrunde als lebendes Bild das Volksheer, wie Stürmer es beschrieben. Die Arbeiter sind rechts und links zur Seite getreten, und zwar so, daß sie unbewußt als Theil des Bildes erscheinen. Wenn der Gesang zu Ende, schließt sich der Hintergrund wieder.)

Stürmer: Das war für mich das dumpfe Aufgebot. Brüder, ich kann nicht mehr folgen. Aber wenn dasselbe an Euch herantritt, dann gelobt es mir, folgt dem Ruf!

Alle( die Hände erhebend): Wir folgen ihm!

Aufseher Strengman( tritt herein): Was bedeutet das? Eine halbe Stunde stehe ich an dem Teich und warte auf Eure Karren, aber feiner läßt sich sehen. Endlich höre ich Euch hier singen. Was soll das heißen? Stimmt Ihr etwa die Jeremiade aus der Bibel an, wegen des franken Bummlers da? Der Teufel soll Euch holen, wenn Ihr nicht sofort an Eure Karren geht!( 3u dem Kranken:) He Landsmann, hör' er: die Herrschaften haben mich beauftragt, ihm zu sagen, er möge so schnell wie möglich, das Gut verlassen. Verstanden?

Alle( wild durch einander): Den todtkranken Mann wollen Sie auf die Straße schicken! Haben Sie denn gar kein menschliches Gefühl mehr? Donnerwetter, sind wir denn Hunde! Das geschieht nicht, das lassen wir nicht zu!( Mehrere schlagen bei diesen Worten mit der Fauft auf den Tisch.)

Strengmann: Was, eine Revolte? Wartet, die soll Euch theuer zu stehen kommen!( Er will zur Thüre hinaus; einige versperren ihm den Weg, die anderen erheben drohend die Fäuste.)

Stürmer: Freunde, was thut Jhr? Laßt ab von diesem sinnlosen Beginnen!( Er erhebt sich mühsam.) Glaubt Ihr, ich könnte hier ruhig hier sterben, wo mich der Pesthauch dieser verruchten Gesellschaft um­fängt. Nein, laßt mich, in Feldheim habe ich Freunde, die sich meiner annehmen werden, aber auch auf der Straße, unter freiem Himmel sterbe ich lieber als hier.( Er wankt der Thüre zu. Zu dem Aufseher:) Vers denken Sie die augenblickliche Aufregung diesen Leuten, meinen Freun den, nicht. Das Gefühl der Nächstenpflicht hat sie um meinetwillen übermannt.( Erwendet sich zu den Genossen:) Fügt Euch noch, liebe Freunde! Ihr Wenige könnt nichts verbessern, nur noch verschlimmern. als ein großes Heer tretet Ihr Euren Beinigern ent­Aber bald, bald gegen. Der Tag der Befreiung wird auch der Tag der Sühne sein. Lebt wohl, ich gehe.( Sie drücken ihm die Hand, sie umdrängen ihn.) Alle: Leb' wohl, braver Freund, ehrenwerther Genosse! ( Der Vorhang fält.)